DE2363844C2 - Einrichtung zur Verringerung der Gefahren, die infolge eines Niederschmelzens eines Kernreaktor-Cores entstehen können - Google Patents
Einrichtung zur Verringerung der Gefahren, die infolge eines Niederschmelzens eines Kernreaktor-Cores entstehen könnenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Einrick ang zur Verringerung
der Gefahren für die Umwelt die infolge eines Niederschmelzens eines mit einer Auffangwanne für
Kernbrennstoffe ausgestatteten, mit Wasser, Wasserdampf oder Gas gekohlten Kernreaktors entstehen
können.
Tritt während des Betriebs eines Kernreaktors der hypothetische Fall ein, daß nach einem Verlust von Primärkühlmittel,
z. B. infolge eines Rohrleitungsbruches, auch die Notkühleinrichtungen versagen, so können
u. U. größere Teile des Cores aufgrund der Wärmeleistung beim Zerfall der bei der Spaltung der Brennstoffatome
entstandenen radioaktiven Spaltprodukte (Nachwärmeentwicklung) bis über den Schmelzpunkt des
Brennstoffs erhitzt werden.
• Welche Ausmaße ein solcher Coreschmelzen-Unfall annimmt d. h. vor allem wie lange die Schmelze flüssig
bleibt und dadurch den Reaktor-Druckbehälter und evtl. sogar das Containment gefährdet, hängt wesentlich
davon ab. in welchem Ausmaß die Spaltprodukte aus dem Brennstoff freigesetzt werden und dadurch die
Wärmeentwicklung in der Schmelze abnimmt Die Kenntnis der Restwärmequellstärke im Brennstoff wird
daher als wichtige Voraussetzung für die Entwicklung konstruktiver Maßnahmen, etwa eines sog. Corecatchers
(Auffangwanne) zum Schutz des Containments angesehen. Jede Cörecatchef-Konstruktion muß aus Sicherheitsgründen
für die volle Nachwärmeleistung ausgelegt werden, denn nach heutigem Wissen verbleiben
von allen radioaktiven Wärmequellen etwa 65 ± 15% in der Schmelze gebunden.
Weitere Folgen eines Coreschmelzen-Unfalls können darin bestehen, daß die Schmelze den Boden des Druckbehälters
durchschmilzt und u. U. sogar die Betonfundamente des Containments zerstört Die dabei freigesetzten
Spaltprodukte stellen für die Umgebung des Reaktors ein erhebliches Gefährdungspotential dar.
Eine weitere große Gefahr bilden, insbesondere bei wassergekühlten Kernreaktoren, exotherm verlaufende
Reaktionen zwischen dem Kühlmittel und den Brennelement-Hüllrohr- oder Struktur-Materialien, die zur
Freisetzung von Wasserstoff führen. Ferner kann eine Reaktion zwischen Wasser und Kernschmelze tach als
to Folge eines Wassereinbruchs durch einen Schaden im
Dampferzeuger (Wärmetauscher) während eines Störfalles bei einem gasgekühlten Kernreaktor auftreten.
Gegen die Gefahr der Ansammlung einer kritischen Masse nach dem Niederschmelzen eines Reaktor-Cores
wurde eine Kernbrennstoff-Auffangvorrichtung vorgeschlagen, die im wesentlichen aus einem oder mehreren,
übereinander angeordneten pfannenartigen Bauteilen und einem zentralen Körper, der an seinem oberen Ende
einen Aufschlagkonus aufweist besteht (DE-OS 22 59 071). Der zentrale Körper weist unterhalb des Konus
zwei übereinander angeordnete Gitterstrukturen mit Schaufeln zur Kühlung, zur Verteilung der Masse
und zum Auffangen von größeren und kleineren Brennstoffstücken und/oder geschmolzenen Materials auf.
Der Rest der Core-Schmelze fließt durch die Gitterstrukturen
hindurch in die darunter angeordneten Pfannen.
Von einer Wanne zum Auffangen der niedergeschmolzenen Coremasse nach einem Reaktorunfall wird
verlangt, daß die Schmelze innerhalb des Containments festgehalten wird. Die Zerfallswärme wird teilweise
über die Wanne und zum anderen Teil von der Oberfläche der Schmelze abgeführt
Containment festzuhalten, ist es notwendig, nicht nur die
Masse dort zu kühlen, sondern Maßnahmen zu treffen, daß die Strahlungswärme nicht auch die darüber befindlichen
Einbauten wie Containmentsteile niederschmilzt bzw. in Mitleidenschaft zieht Dazu Rannen konstruktive
ve Maßnahmen vorgesehen oder die Möglichkeit der Einspritzung von Wasser in Betracht gezogen werden.
Die Durchführbarkeit einer Kühlung der Oberfläche der Schmelze mit Wasser hängt entscheidend von den
Folgen der zwischen Wasser und der Schmelze ablaufenden chemischen Reaktionen, d. h. von der Wasserstofffreisetzung,
ab. Bei einem wassergekühlten Reaktor ist beim Coreschmelzen auf jeden Fall mit einer
Wasser-Schmelze-Reaktion zu rechnen. Bei einem gasgekühlten Reaktor kann ein Kontakt Wasser/Schmelze
durch einen Wassereinbruch aus dem Wärmetauscher oder aus der Wassereinspritzung zur Kühlung der
Kernschmelze und der Einbauten entstehen.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Einrichtung zu schafften, die bei Auftreten
eines Coreschmelzen-Unfalls bei einem mit Wasser, Wasserdampf oder gasgekühlten Kernreaktor die Gefahren
einer Wasserstofffreisetzung und damit u. U. einer Bildung eines Wasserstoff-Luft-Knallgases im Reaktorgebäude
und/oder einer Freisetzung von radioaktiven Spalt- und Aktivierungs-Produkten und damit einer
evtl. Kontaminierung des Reaktorgebäudes oder
der Umgebung verhindert bzw. weitgehend verringert Außerdem soll die nachfolgende Beseitigung der niedergeschmolzenen Core-Masse erleichtert werden.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst daß die Auffangwanne auf ihrer Innenseite mit einer
Schutzsubstanz in Form einer Schicht mit einer geringeren Dichte als derjenigen der Coreschmelze und mit
einem Schmelzpunkt, der unterhalb der Temperatur der
Coreschmelze liegt, versehen ist In einer Ausbildung
der Erfindung ist die Substanz ein Oxid oder ein Gemisch
mehrerer Oxide aus der Gruppe MgO, CaO, B2O3 und S1O2 (ausgenommen reines MgO oder reines CaO s
oder ein Gemisch aus MgO und CaO).
In einer anderen Ausbildung der Erfindung ist die Schutzsubstanz eine Verbindung oder ein Gemisch
mehrerer Verbindungen aus der Gruppe Borate, Phosphate, Chromate und Karbonate. In einer Weiterbildung
der Erfindung enthält die Schutzsubstanz einen Jod-bindenden Stoff, beispielsweise Silber.
Durch die Erfindung wird nicht nur die Wasserstofffreisetzung
durch Kontakt einer Metallschmelze mit Wasser oder Dampf vermieden, sondern auch die radiolyrische
Zersetzung des Wassers verringert, da die Spaltprodukte in der Schicht der Schutzsubstanzen
(bzw. in der Schmelze) sich verteilen und weitgehend darin verbleibea Die Schicht der Schutzsubstanzen
wirkt als Barriere gegen den Austritt der Spaltprodukte. Durch die Schutzsubstanz wird, durch die zusätzlich eingebrachte
Wärmekapazität, auch die absolute Temperatur der Gesamtschmelze erniedrigt, wodurch noch zusätzlich
bewirkt wird, daß mehr Spaltprodukt aufgrund der absinkenden Flüchtigkeit in der Schmelze verbleiben.
Durch das Vermischen des Brennstoffs mit den Schutzsubstahzen wird dieser verdünnt und dadurch in
einer unterkritischen geometrischen Form gehalten; dies gilt insbesondere für schnelle Brutreaktoren. Dieser
Effekt wird durch Zugabe Neutronen absorbierender Stoffe, wie beispielsweise B2O3, noch verstärkt werden.
Die Erfindung wird im folgenden anhand der Zeichnungen
erläutert Die Zeichnungen sind schematische Darstellungen von vorteilhaften Ausführungsbeispielen
der Erfindung, die jedoch die Erfindung auf diese Beispiele nicht beschränken.
Die F i g. 1 und 2 stellen mit Kühlrohren 2 versehene Auffangwannen 1 im Normalzustand (vor einem Coreschmelzen-Unfall)
dar.
Die F i g. 3 und 4 zeigen solche Wannen jeweils mit Core-Schmeizen.
In F i g. 1 ist in die Wanne 1 eine Schutzsubstanz 5 mit
einer geringeren Dichte als der einer Cortschmelze so eingebracht daß die Schutzsubstanz 5 auf der Innenseite
3 der Wanne 1 aufliegt Die Schutzsubstanz 5 kann im Normalzustand mit einer Metallschicht 4 als Verpakkung
versehen sein, die entweder zur Abdeckung der Schutzsubstanz dient oder diese als Verpackung völlig
umschließt Ist letzteres der Fall, kann, wie in F i g. 2 gezeigt wird, zwischen der Innenseite 3 der Wanne 1
und der in einer Folie 4 befindlichen Schutzsubstanz 5 ein Hohlraum 6 freigelassen werden, in welchen die Coreschmelze
7 nach Durchschmelzen der Folie 4 und der Schutzsubstanz 5 eindringen kann. Falls erforderlich
können zum Abstützen der verpackten Schutzsubstanz in den Hohlraum 6 Stützelemente (in der Zeichnung
nicht dargestellt) vorgesehen sein.
Nach einem Coreschmelzen-Unfall wird die Coreschmelze
7 entweder, wie in F i g. 3 dargestellt sich aufgrund ihrer verhältnismäßig hohen Dichte auf die Innenseite
3 der Wanne 1 absetzen, wobei dann die Metallschmelze 8 aus der metallischen Folie 4 und eventuell
abgeschmolzenen Metallteilen des Reaktors darüber zu liegen kommt und die Schutzsubstanz S die Metallschmelze
8 überdeckt oder, wie in F i g. 4 aufgezeigt, sich mit den als Schi'tzsubstanz dienenden Oxiden oder
Salze vermischen bzw. verdünnen und so als verhältnismäßie leichtes Gemisch 9 die Metallschmelze 8 vor einem
Kontakt mit Wasser oder Wasserdampf schützen.
Claims (5)
1. Einrichtung zur Verringerung der Gefahren für die Umwelt, die infolge eines Niederschmelzens eines
mit einer Auffangwanne für Kernbrennstoffe ausgestatteten, mit Wasser, Wasserdampf oder Gas
gekühlten Kernreaktors entstehen können, dadurch gekennzeichnet, daß die Auffangwanne
auf ihrer Innenseite mit einer Schutzsubstanz in Form einer Schicht mit einer geringeren Dichte
als derjenigen der Coreschmelze und mit einem Schmelzpunkt, der unterhalb der Temperatur der
Coreschmelze liegt, versehen ist
2. Einrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schutzsubstanz (5) ein Oxid oder
ein Gemisch mehrerer Oxide aus der Gruppe MgO, CaO, B2O3, und S1O2 (ausgenommen reines MgO
oder reines CaO oder ein Gemisch aus MgO und CaO)ist
3. Einrichiöng nach Anspruch lr dadurch gekennzeichnet,
daß die Schutzsubstanz (5) eine Verbindung oder ein Gemisch mehrerer Verbindungen aus
der Gruppe Borate, Phosphate, Chromate und Karbonate
ist
4. Einrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Schutzsubstanz (5) einen Jod-bindenden Stoff enthält
5. Einrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet daß der Jod-bindende Stoff Silber ist
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE2363844A DE2363844C2 (de) | 1973-12-21 | 1973-12-21 | Einrichtung zur Verringerung der Gefahren, die infolge eines Niederschmelzens eines Kernreaktor-Cores entstehen können |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE2363844A DE2363844C2 (de) | 1973-12-21 | 1973-12-21 | Einrichtung zur Verringerung der Gefahren, die infolge eines Niederschmelzens eines Kernreaktor-Cores entstehen können |
Publications (2)
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DE2363844A1 DE2363844A1 (de) | 1975-06-26 |
DE2363844C2 true DE2363844C2 (de) | 1984-05-10 |
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ID=5901566
Family Applications (1)
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DE2363844A Expired DE2363844C2 (de) | 1973-12-21 | 1973-12-21 | Einrichtung zur Verringerung der Gefahren, die infolge eines Niederschmelzens eines Kernreaktor-Cores entstehen können |
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Country | Link |
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DE (1) | DE2363844C2 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE19638989A1 (de) * | 1996-09-23 | 1998-04-02 | Siemens Ag | Auffangeinrichtung zur Aufnahme von Hochtemperaturschmelze |
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-
1973
- 1973-12-21 DE DE2363844A patent/DE2363844C2/de not_active Expired
Cited By (1)
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DE19638989A1 (de) * | 1996-09-23 | 1998-04-02 | Siemens Ag | Auffangeinrichtung zur Aufnahme von Hochtemperaturschmelze |
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DE2363844A1 (de) | 1975-06-26 |
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