DE2260384C3 - Oral zu applizierendes Corticosteroid-Präparat - Google Patents
Oral zu applizierendes Corticosteroid-PräparatInfo
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- A61K9/20—Pills, tablets, discs, rods
- A61K9/2072—Pills, tablets, discs, rods characterised by shape, structure or size; Tablets with holes, special break lines or identification marks; Partially coated tablets; Disintegrating flat shaped forms
- A61K9/2086—Layered tablets, e.g. bilayer tablets; Tablets of the type inert core-active coat
- A61K9/209—Layered tablets, e.g. bilayer tablets; Tablets of the type inert core-active coat containing drug in at least two layers or in the core and in at least one outer layer
Description
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Die Erfindung betrifft ein oral zu applizierendes Corticosteroid-Präparat, das im Anspruch im einzelnen
gekennzeichnet ist
Neuere Untersuchungen über den Wirkungsmechanismus und den zeitlichen Wirkungsablauf von Adrenocotricoiden im menschlichen Organismus haben gezeigt,
daß es zwei verschiedene, vom Tagesablauf abhängige, cirkadiane Wirkungsphasen dieser Hormone gibt.
So berichteten z. B. C e r e s a et al. im Journal of
Clinical Endocrinology and Metabolism XXIX, No. 8, Seiten 1074 bis 1082 (1969) unter der Überschrift
»Once-a-Day Neurally Stimulated and Basal ACTH Secretion Phases in Man and their Response to
Corticoid Inhibition« über klinische Untersuchungen mit zu verschiedenen Tageszeiten in Form von
Infusionen applizierten Corticosteroid-Lösungen. Ihre -,o
Befunde führen zu dem Ergebnis, daß das ACTH-Sekretionssystem im Laufe des Tages zwei Phasen der
Wirksamkeit mit unterschiedlichem Kontroilmechanismus hat.
Eine dieser Wirkungsphasen, die sogenannte impulsive Phase, liegt in den frühen Morgenstunden. Sie beruht
auf einer neuralen Wirkung in bezug auf den Hypothalamus, die die basale Aktivität überlagert und
damit für den cirkadianen Wirkungsrhythmus verantwortlich ist. Durch Cotricoid=Applikation in submaxi» &ο
malen Dosen wird die ACTH-Sekretion während dieser Phase beeinflußt, und zwar tritt eine Inhibition ein.
Die zweite Wirkungsphase ist charakterisiert durch eine konstante basale Sekretion des ACTH, die 24
Stunden lang anhält. Sie ist unabhängig von dem Impuls in den frühen Morgenstunden und resistent gegenüber
allen, auch massiven Dosen von Corticosteroiden.
gen von Corticosteroiden, die hinsichtlich Applikation
und Resorption der Corticosteroide soweit als möglich die obengenannte rezeptive und die nicht rezeptive
Phase des Sekretionsablaufes von ACTH berücksichtigen, können eine der wesentlichsten unerwünschten
Nebenwirkung der Therapie mit Corticosteroiden, die Unterdrückung der hypophysären und adrenocortjcalen
Funktionsfähigkeit und damit der Verlust einer die biologischen Abläufe steuernden hormoneflen Synchronisation erheblich reduziert, wenn nicht vollständig
vermieden werden.
Dieses Ziel wird durch die herkömmlichen Corticosteroid-Präparate nicht und alleine durch Verminderung
der Corticosteroid-Dosen während einer Therapieperiode nur unvollständig erreicht
In Kenntnis der obenerwähnten cirkadianen Wirkungsphasen erstrebt man deshalb Cqrf'iosteroid-Präparate, die Corticosteroide mit verschiedenen pharmakokinetischen Halbwertzeiten und gesteuerter Resorptionsquote enthalten, um sicherzustellen, daß hoher
Corticosteroid-Schutz während der nicht sensitiven Phase und minimale Blutspiegel während der zwei bis
drei Stunden am frühen Morgen erreicht werden. Damit wird die in den frühen Morgenstunden stattfindende
normale ACTH-Sekretion praktisch nicht inhibiert Sie bleibt damit in ihrer physiologischen Funktionsfähigkeit
unbeeinflußt
Die Anpassung von Corticosteroid-Blutspiegeln an den cirkadianen Wirkungsbereich des ACTH gelingt am
besten durch zeitlich angepaßte Applikationen von Corticosteroid-Infusionslösungen, wie sie in der obengenannten, grundlegenden Publikation beschrieben wurde.
Bei der intravenösen Applikation von Infusionslösungen gelangt der Wirkstoff ohne Verzögerung und/oder
Beeinflussung z. B. durch das Resorptionsgeschehen im Gastro-Intestinal-Trakt in den Blutkreislauf, wodurch
die erwünschte zeitliche Steuerung der Corticosteroid-Blutspiegel am besten gelingt
Da die Applikation von Infusionslösungen für eine normale Behandlung mit Corticosteroiden zu aufwendig
ist und nur für stationäre Behandlung der Patienten in Frage kommt, wurde nach einfachen und bequemen,
vom Patienten selbst anzuwendenden Zubereitungsformen von Corticosteroiden gesucht, durch die eine mit
der ACTH-Sekretion im oben angegebenen Sinne synchronisierte Corticosteroid-Wirkung erzielt werden
kann.
Nach dem Stand der pharmazeutischen Technik bieten sich zur Lösung dieser Fragestellung nur von
Patienten einfach in 1 bis 2-stündlichem Abstand zu applizierende orale Arzneiformen wie Tabletten,
Dragees odsr Kapseln mit unterschiedlichen Corticosteroid-Dosierungen an, wobei die Resorptionsverhältnisse der verarbeiteten Corticosteroide berücksichtigt
werden müssen.
Für den Patienten ist es andererseits besonders wünschenswert, daß die zu applizierenden Zubereitungen nicht in zu kurzen Zeitabständen eingenommen
werden müssen. Als praxisgerechte Lösung sollte zumindest eine maximal zweimal tägliche Applikation
der Arzneiform erreicht werden.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die obigen Probleme optimal zu lösen.
In überraschender Weise wurde gefunden, daß die im Anspruch geschilderte Zusammensetzung den gestellten Forderungen gerecht wird.
Für den Fachmann war nicht vorauszusehen, auf welche Weise eine so komplizierte Problemstellung wie
die Fragen der Auswahl geeigneter Corticosteroide bzw, ihrer Derivate nach ihren physikalischen, physikalisch-chemischen
und pharmakokinetischen Eigenschaften,
die Ausarbeitung einer Arzneiform mit optimalem Verlauf der Wirkstoff-Freigabe sowie die Berücksichtigung
der Verhältnisse bei der gastrointestinalen Resorption und die gegenseitige Beeinflussung der
genannten Faktoren untereinander nach dem Stand der Technik gelöst werden könnte.
Es sind zwar aus der DAZ, 1964, S. 797—895 sdhon
zahlreiche Möglichkeiten bekannt, wie in jeweils individueller Weise beliebige Wirkstoffe zu Formen mit
gesteuerter Freisetzung verarbeitet werden können, jedoch konnte der Fachmann auch nicht in Kenntnis der
Zusammenhänge mit dem circadianen Biörhythmus daraus die erfindungsgemäße Zusammensetzung ableiten.
Es wurde daher in völlig unerwarteter Weise festgestellt, daß eine dem cirkadianen Sekretionssystem
von ACfH optimal angepaßte oral anzuwendende Corticosteroid-Zuberehung hergestellt werden kann,
wenn man
a) die im Anspruch bezeichneten Coticosteroide und/oder Corticosteroid-Verbindungen mit geeigneten
pharmakokinetischen Resorptionseigenschaften auswählt und diese
b) in angepaßter Dosierung in oral zu applizierenden
galenischen Arzneiformen mit gesteuerter bzw. verzögerter Wirkstoff-Freigabe verarbeitet, wie im
Anspruch ebenfalls im einzelnen angegeben ist
Als geeignete· Corticosteroide bzw. Corticosteroid-Derivate
kommen die freien Alkohole, Ester und Salze folgender Verbindungen in Frage:
1. Hydrocortison
2. Cortison
3. Prednison
4. Prednisolon
5. Methylprednisolon
Die Dosierung der Corticosteroide in den Zubereitungen liegt entsprechend ihrer unterschiedlichen Wirkungsstärke
im Bereich zwischen 0,5 mg und 50,0 mg. Ein bevorzugter Bereich liegt zwischen 2,0 mg und
25,0 mg.
Besonders bevorzugt sind Drageezubereitungen, die aus mehreren Schichten aufgebaut sind, aus denen der
Wirkstoff zu unterschiedlichen Zeiten nach der Einnahme freigesetzt wird.
Solche Zubereitungen enthalten in der magensaftlöslichen Drageedecke einen Teil der Corticosteroid-Dosis,
die nach Einnahme sofort zur Resorption freigegeben wird. Aus dem magensaft-resistent lackierten Drageekern
wird ein weiterer Teil der Corticosteroid-Dosis freigegeben, wenn sich der dünndarmlösliche Lack im
Bereich des Duodenums auflöst.
Das heißt, es befinden sich in den verschiedenen Schichten der Zubereitung verschiedene Costicosteroide
und/oder verschiedene Derivate von Corticosteroiden, wie im Beispiel noch näher erläutert wird. Es. ist
auch möglich, die Wirkstoffe mit Überzügen verschiedener Löslichkeit zu versehen und dann in Kapiteln
abzufüllen. Klinische Untersuchungen des erfindungsgemäßen Präparats führten zu folgendem Ergebnis:
Die in den nachfolgenden Beispielen genannte Drageezubereitung P/P wird den Patienten morgens
gegen 8 Uhr und die Drageezubereitung P/C nachmittags gegen 15 Uhr appliziert. Mit diesem Behandlurigs-
und Dosierungsschema wurde bei der Anwendung am Menschen optimale Anpassung der Corticosteroid-Be-
handlung an den cirkadianen Rhythmus des ACTH erzielt und damit eine der v/esentlichen Nebenwirkungen
der Corticosteroid-Therapie weitgehend beseitigt, was die folgende Zusammenfassung klinischer Befunde
dokumentiert;
Die Zubereitungen P/P und P/C zeigten bei zeitgerechter Einnahme rasches Auftreten von Corticosteroid-Blütspiegeln
sofort nach Applikation, einen gleichmäßig konstanten Blutspiegel im Laufe des Tages
und einen raschen und vollständigen Abfall der Corticosteroid-Blutspiegel um Mitternacht
Damit beeinflußt diese Zubereitung den cirkadianen Biorhythmus von Corticotropin (ACTH) und insbesondere
die impulsive Phase am Morgen praktisch nicht und sichert so die volle Funktionsfähigkeit der
Nebennierenrimde während und nach Abschluß einer Corticosteroid-Behandlung.
Das nachfolgende Beispiel soll die Erfindung näher erläutern.
Es werden Dragees hergestellt mit folgender Zusammensetzung:
Zusammensetzung | a) | b) |
P/P | P/C | |
1. Magensaftreiiistenter, | ||
dünndarmlöslicher | ||
Drageekern | ||
a) Prednisolon | 4,00 mg | - |
(freier Alkohol) | ||
b) Cortisonacetat | - | 15,00 mg |
c) Maisstärke | 38,00 mg | 39,00 mg |
d) Milchzucker, piv. | 55,00 mg | 53,00 mg |
e) Talkum | 2,50 mg | 2,50 mg |
0 Magnesiumstearat | 0,5'Jmg | 0,50 mg |
100,00 mg | 110,00 mg | |
Celluloseacetatphthalat | 15,00 mg | 15,00 mg |
115,00 mg | 125,00 mg | |
2. Magensaftlösliche | ||
Drageedecke | ||
Prednisolonacetat | 7,00 mg | — |
Prednisolon | - | 3,00 mg |
(freier Alkohol) | ||
Drageedecke, ad ca. | 250,00 mg | 250,00 mg |
Herstellung
1. Drageekerne
1. Drageekerne
Mischung
Aus den angegebenen Substanzen a) bis d) wird eine homogene Mischung hergestellt.
Granulation
Diese Mischung wird mit Maisstärkekleister angeknetet, durch ein Sieb mit 0,75 mm Maschenweite
passiert und getrocknet.
Bestäubung
Das Granulat wird mit einer Gleitmittelmischung aus e) bis f) bestäubt.
Tablettierung
Das bestäubte Granulat wird zu Tabletten verpreßt.
Das bestäubte Granulat wird zu Tabletten verpreßt.
2, Lackierung der Kerne mit magensaftresistentem,
dünndarmlösliehem Lack
Die Kerne werden mit Celluloseacetatphthalat-Lacklösung
Oberzogen,
3. Dragierung Die lackierten Kerne werden unter Einstreuen von
Piednisolonacetat
Prednisolon
(freier Alkohol)
(freier Alkohol)
P/P
P/C
7,00 mg
3,00 mg
zu Dragees mit einem Endgewicht van ca, 250 mg verarbeitet
Wirkstoff-Freigabe
Nach einer Stunde sind in künstlichem Magensaft mindestens 95% des Corticosteroids aus der magensaftlöslichen
Drageedecke und nach Überführung in künstlichen Darmsaft mindestens 95% des Corticosteroids
aus dem dünndarmlöslichen Drageekern freigegeben.
Aus den Dragees P/P und P/C erfolgt eine nahezu 100%ige Wirkstoff-Freigabe.
Claims (1)
- Patentanspruch;Oral verabreichbares Cortikosteroid Präparat, aus welchem der Wirkstoff in Anpassung an den circadianen Sekretionsrhythmus von ACTH freigesetzt wird, dadurch gekennzeichnet, daß es aus den Dosierungseinheiten a) und b) besteht, worina) das Cortikosteroid als freier Alkohol in magensaftresistent geschützter, dünndarmlöslicher Form und ein Cortikosteroid-Derivat in magensaftlöslicher Form undb) das Cortikosteroid—Derivat in magensaftresistent geschützter, dünndarmlöslicher Form und das Cortikosteroid als freier Alkohol in magensaftlöslicher Form enthalten sind, wobei die gesamte Wirkstoffmenge zwischen 0,5 und 50 mg liegt und als Cortikosteroide bzw. Derivate in Form der Ester und Salze dasHydrocortison,Cortison,Prenison,Prednisolon oderM e thy lpredn isoloneingesetzt werden als Applikationsformen Dragees bzw. Preßlinge mit verschiedenen Schichten oder Kapseln hergestellt sind und als magensaftresistenter Lack zur Erzielung der Dünndarmlöslichkeit jeweils Celluloseacetatphalat aufgetragen ist10
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