DE2241574A1 - Kalt vakuumverformbares gewebe, gewirke oder vliesbahnen als polstermaterialbahn fuer einbaufertige weichschaum- oder gummihaar-polsterkoerper - Google Patents

Description

• Kalt vakuumverformbares Gewebe, Gewirke oder Vliesbahnen als Polstermaterialbahn für einbaufertige Weichschaum- oder Gummihaar-Polsterkörper Gegenstand der Erfindung ist eine neuartige Polstermaterialbahn, mit der z.B. Polsterkörper durch Tiefziehen und gleichzeitigem Ausschäumen mit Weichschaumstoff hergestellt werden können, ohne daß eine Plastifizierung erforderlich ist und die im Gebrauch luftdurchlässig ist.
• Bekannt sind durch viele Schutzschriften PVC-Folien, die unter Bestrahlung plastifiziert und im Vakuum verformt und anschließend mit Kunstschaumstoff oder plastifizierten Chemiefasern zu einem Polsterkörper gefüllt werden Als Beispiele seien genannt: USA-PS 2 575 764 brit.-PS 827 736 DT-PS 1 oo5 829 DT-PS 1 259 561 Die Schwierigkeiten dieser Verfahren liegen darin, daß die Folien infolge der Aufheizung auf mehr als ioo0 abkühlen müssen auf 25 - 40 , bevor sie mit Schaumrergenzien gefüllt werden können. Außerdem miissen die verformten Folien in Thermoziehmaschinen verbleiben, bis der Schaum abgebunden hat. Die Tiefziehmaschinen werde-n also sehr schlecht ausgenutzt, weil die Verweilzeit zu lang ist.
• Ein weiterer Nachteil dieses Verfahrens besteht darin, daß die PVC-Folien nur eine geringe Einreiß- und Weiterreißfestigkeit aufweisen, so daß der Gebrauch derartig gefertigter Polsterkörper nur kurzfristig ist. Nicht zuletzt aber werden Kunststoff-Überzüge als Sitzbezüge abgelehnt, weil sie nicht luftdurchlässig sind. Diesen Mangel hat man abzustellen versucht durch eine nachträgliche Perforation der Folie oder durch eine pfeifenförmige Ausbildung der Sitzfläche.
• Bekannt sind ferner durch das Gbm 1 99o 174 Polstermaterialbahnen, die aus einem Gewebe oder Gewirke aus thermoplastischen Fasern oder Fäden, beispielsweise aus Polyacrylnitril bestehen, und die auf der Unterseite mit PVC oder PU beschichtet sind. Auch diese Materialbahnen müssen vor dem Vakuum-Verformen durch Wärmebestrahlung plastifiziert werden, haben aber den Vorteil, daß auch das thermoplastische Gewebe oder Gewirke dabei so plastifiziert wird, daß es sich weitgehend verformen läßt, falls es langsam aufgeheizt worden ist.
• Durch das Gbm 6 -806 371 ist bekannt, Formteile aus tiefgezogenen Folien und einer Ausschäumung durch Weichschaum mit einer schwundaufnehmenden Schnittkante herzustellen, ein Verfahren, welches keine wirtschaftliche Bedeutung hat, weil es z"kiele manuelle Arbeit erfordert.
• Aus England ist bekannt, daß man seit Jahren versucht, ungewebte Spinnvliese mit PVC zu kaschieren und diese unter Wärmeeinfluß tiefziehfähig zu machen. Die Verbindung zwischen dem Spinnvlies und der PVC-Schicht läßt aber viele Wünsche offen (brit.-PS 1 o23 88o).
• Neuerdings werden auch in Deutscllland derartige Wege beschritten, doch ist bis heute kein brauchbares Ergebnis bekannt geworden.
• In allen diesen Fällen bleibt der Nachteil, daß zur Vakuum-Verformung der Hülle eine Aufheizung des Polstermaterials erforderlich ist, was einen Bestrahlungs- und Abkühlungsvorgang bedingt, bevor der Schaum in der Höhlung der Form produziert werden kann.
• Neben der erfordeilichen Kühlzeit fällt eine erhebliche Wartezeit für die Tiefziehmaschine an, da das Aushärten des Weichschaumes, die ja unter Vakuumbeaufschlagung der Folie erfolgen muß, b-lo Minuten dauert, was zu sett ungünstigen Taktzeiten führt. Um diese Wartezeit abzukürzen, hat man wandernde Tiefziehformen entwickelt, die jede einzelne mit einer Vakuumpumpe fest verbunden ist, was kostenmäßig nicht vertretbat ist.
• Es ist also Aufgabe der Erfindung, eine Polstermaterialmindestens zeitweise bahn zu schaffen, dietvakuumdicht und tiefziehfähig ist und nach dem Tiefziehen ausgeschäumt werden kann, ohne daß eine vorherige Plastifizierung durch Wärme erforderlich ist und die nach der Schaumhärtung l'iftdurchlässig ist.
• Erfindungsgemäß wird als Lösung der Aufgabe vorgesch-lager, ein in hohem Maße dehnbares Gewebe oder Gewirke oder ein ungewebtes Faservlies auf der Innenseite mit einem vakuumdichten Latexfilm oder verdichteten Latexschaum oder einem leicht geschäumten, aber dichten Polyurethanfilm zu beschichten, so daß allein durch die Einwirkung des Vakuumsoges eine präzise Anlage der Polstermaterialbahn an die Formwandungen erzielt wird und sofort ohne Abkühlung die Eintragung der Schaumreagenzien erfolgen kann.
• Um ein hinreichend dehnbares Gewebe zu bekommen, wird vorgeschlagen, ein solches zu verwenden, bei dem Schuß- und Kettfäden so vorgekräuselt sind, daß diese bei Zugeinwirkung um etwa 50% in allen Richtungen nachgeben können.
• Strechtgewebe normaler Fertigung weist nur in den Kettfäden diese Dehnbarkeit auf. Wenn aber auch die Schußfäden vorgekräuselt sind, ist auch eine Dehnbarkeit in der Breite gegeben. Vorteilhafterweise sollte hierzu ein bauschiges Garn verwendet werden, dessen Volumen nur wenig durch die Reckung nachläßt.
• Statt statk gekräuselter Garne kann auch mit Vorteil ein textiles Flächengebilde aus hochdehnbaren Polyurethan-Endlos-Fäden benutzt werden, wie sie unter den Handelsnamen Lycra oder Durlastan oder Elastomerfaser bekannt sind. Auch umzwirnte PU-Fasern sind geeignet.
• Statt eines Gewebes mit Schuß und Kette läßt sich mit Vorteil auch ein Gewirke verwenden, dessen Schlingen locker, d.h. nachgiebig gewirkt sind.
• Auch ein nicht gewebtes Wirrfaservlies aus stark gekräuselten Fasern, vorzugsweise Chemiefasern, die nur durch eine Vernadelung und anschließende Kalandrierung untereinander und miteinander verbunden sind, können als Trägergebilde benutzt werden. Vorteilhafter ist aber, wenn derartige Faservliese zusätzlich mit einer Latexbindung versehen sind.
• Auch andere textile Flächengebilde mit ähnlichem Charakter oder Vliese mit geeigneter Nadeltechnik sind als Trägerstoffe verwendbar.
• Ganz besonders eignen sich auch vernadelte Vliese aus Schrumpffasern, die in Kochwasser oder Dampf geschrumpft sind; sie las-sen sich im Vakuum bis fast auf ihre Ausgangsmaße dehnen.
• Diese Trägerstoffe werden an sich bekannter Weise mit einem dünnen Latexfilm beschichtet, der mindestens zeitweise vakuumdicht sein muß. Latex in flüssiger oder geschäumter Form verbindet sich sehr intensiv mit dem Trägerstoff. Wird ein geschäumter Latexfilm aufgetragen, muß dieser kurz vor dem Koagulieren an der Oberfläche verdichtet werden, indem man den mit Latexschaum beschichteten Trägerstoff durch ein Walzenpaar schickt, wobei die Schicht derart komprimiert wird, daß die Bläschen der Oberschicht filmbildend zusammenbrechen, während die an dem Trägerstoff anliegende Schicht hochporös bleibt.
• Ähnlich verhält sich auch ein leicht geblähter Polyurethanfilm. Er bildet eine blasige Schicht mit geschlossener Oberfläche, die durch Walzen noch verdichtet werden kann.
• Anschließend wird die Ware vulkanisiert bzw. ausgehärtet.
• In sehr vielen Fällen genügt es,einen vorzugsweise kaltvulkanisierenden Latex- oder Latexschaum- oder Polyurethanfilm in noch plastischem Zustand mit Kurzfasern in bekannter Weise elektrostatisch zu "beflocken". Die Kurzfasern müssen sich in dem Film verankern können. Dadurch entsteht eine velourähnliche Polsterstoffbahn, die durch Prägungen oder Druck t'gemustert" werden kann.
• Werden dem vorzugsweise kaltvulkanisierenden Latex in an sich bekannter Weise Thermosalze, wie Ammoniumcarbonate, Ammoniumhydrogencarbonate oder Sulfohydraside eingemischt, so wird der Latexfilm nach seiner Aufheizung durch die Reaktionswärme der Schaumchemikalien stellenweise so geschwächt, daß er bei mehrfacher und plötzlicher Belastung im Bereich des Salzes brüchig und luftdurchlässig wird.
• Werden derartig gefertigte Polstermaterialbahnen über Negativ-Vakuum-Formen gespannt, werden sie in den Hohlraum der Form durch Vakuum so eingesogen, daß sie allseits an den Formwandungen anliegen, weil Trägermaterial und Beschichtung weitgehend dehnbar sind. In die nun vom Bezugstoff ausgekleidete Form können die Weichschaumreagenzien zum Schäumen gebracht werden sobald der Deckel geschlossen ist. Der Polyurethanschaum verbindet sich intensiv mit dem Film und bildet den eigentlichen Polsterkörper.
• Nach dem Aushärten des Schaumes wird das Vakumm aufgehoben. Der Schaum hat die Neigung, in gewissem Umfang ungleichmäßig zu schwinden. Diesen Schwund macht der neue Bezugsstoff voll mit, so daß keinerlei Faltenbildung festzustellen ist, wie das bei PVC-Filmen oder mit Schaumstoff kaschiertem Polsterstoff der Fall ist.
• Nach dem Aushärten des Schaumstoffes wird dieser mehrfach und plötzlich unter Druck gesetzt, so daß der Latexfilm im Bereich eingefüllter Thermosalze aufbricht.
• Es ist also ein beachtlicher technischer Fortschritt, der auch ein kommerzieller Fortschritt werden kann, wenn Polsterkörper aus Weichschaumstoff, insbesondere solche für die Auto- und Möbel-Industrie einbaufertig der Schaumform entnommen werden können. Hierzu ist ein dehnbarer, vakuumdichter Bezugstoff die Voraussetzung, weil jedes andere Verfahren bzw. jeder andere Überzug unwirtschaftlich ist.
• Eine Polstermaterialbahn wie vorstehend beschrieben kann auch statt mit Schaumstoff-Reagenzien mit angefeuchteten Gummihaarfloren oder mit Gummihaarfloren mit einer zusätzlichen Schaumstoffplatte oder mit latizierten Chemiefasern ausgefüllt und damit vulkanisiert werden, wobei durch die Vulkanisationswärme der Latex- bzw. Polyurethanfilm stellenweise aufbricht. Auf diese Weise kann also auch ein hoch luftdurchlässiges Gummihaarkissen erstmalig komplett mit einem Polsterstoff ohne Näharbeit einbaufertig produziert werden.

Claims (9)

1. A n 5 p r ü c h e

   Kalt vakuumverformbares Gewebe, Gewirke oder Vliesbahnen als Polstermaterialbahn für einbaufertige Weichschaum-oder Gummihaar-Polsterkörper dadurch gekennzeichnet, daß die die Polstermaterialbahn aus einem dehnbaren Gewebe oder Gewirke oder gebundenem Wirrfaservlies besteht, das auf der Unterseite mit einem Latex oder verdichteten Latexschaum- oder leicht geschäumten, verdichteten Polyurethanschaumfilm vakuumdicht beschichtet und vulkanisiert bzw. ausgehärtet ist.
2. 2. Polstermaterialbahn nach Anspruch 1 dadurch gekenn.

   zeichnet, daß das Textilmaterial aus stark gekräuselten, bauschigen Garnen in Schuß und Kette, vorzugsweise auythemiefasern allein oder aus Gemischen aus Chemiefasern und Wolle oder Baumwolle gewebt ist.
3. 3. Polstermaterialbahn nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß sie aus stark gekräuselten, bauschigen Garnen aus Chemiefasern allein oder aus Gemischen aus Chemiefasern mit Wolle oder Baumwolle in losen Schlingen gewirkt ist.
4. 4. Polstermaterialbahn nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß das Gewirke aus hochdehnbaren Endlosfäden oder ähnlichen Flächengebilden besteht.
5. 5. Polstermaterialbahn nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß als Träger ein genadeltes, komprimiertes Wirrfaservlies aus stark gekräuselten Stapel- oder Spinnfasern benutzt wird, bei dem die einzelnen Fasern durch Schmelzfasern ¢der Latex an ihren Kreuzungspunkten fest aber dehnbar verbunden sind.
6. 6. Polstermaterialbahn nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß das Wirrfaservlies durch eine andere geeignete Nadeltechnik dehnbar verfestigt ist.
7. 7. Polstermaterialbahn nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß das Wirrfaservlies aus Schrumpffasern besteht, die durch Kochwasser oder Dampf auf weniger als 60% der Ausgangsmaße geschrumpft ist.
8. 8. Dehnbare Polstermaterialbahn dadurch gekennzeichnet, daß ein vorzugsweise kaltvulkanisierender Latex- oder Latexschaum- oder Polyurethanschaumfilm in noch plastischem Zustand elektrostatisch mit Kurzfasern beflocktt' ausgehärtet ist.
9. 9. Dehnbare Polstermaterialbahn nach einem oder mehreren der vorstehenden Ansprüche dadurch gekennzeichnet, daß die vorzugsweise kaltvulkanisierende Latexschicht geeignete Thermo-Salzewie beispielsweise Aanmoniumcarbonate, Ammoniumhydrogencarbonate oder Sulfohydraside enthält, die die Latex- oder Latexschaumschicht bei einer bestimmten Wärmeeinwirkung und Druckbelastung luft durchlässig machen.