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Verfahren zur Herstellung von bisalkylierten organischen Verbindungen
Gegenstand der Erfindung ist ein neues chemisch eigenartiges Verfahren zur Herstellung
von teilweise bekannten bisalkylierten organischen Verbindungen, die als Zwischenprodukte
zur Herstellung von pharmazeutischen Wirkstoffen, insbesondere von Hypnotika, verwendet
werden können.
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Es ist bereits bekannt geworden, organische Verbindungen mit einer
aktiven Methylengruppe, sogenannte CH-acide Verbindungen dadurch zu bisalkylieren,
daß man diese mit organischen Halogeniden in Gegenwart von Alkalialkoholaten umsetzt.
So läßt sich beispielsweise Acetessigsäureäthylester mit Benzylchlorid in Gegenwart
von Natriumäthylat in einer Ausbeute von 58 % zum 8, A -Dibenzyl-acetessigsäureäthylester
umsetzen (3er. d. dtsch. Chem. Ges. Bd. 62 (1929) Seite 875). Trotz einer speziellen
Verfahrensweise lassen sich Nebenreaktionen duroh Alkoholyse nicht vermeiden, so
daß man nur geringe Ausbeuten erhält. Man kann beispielsweise auch Malonitril mit
MethylJodid in Gegenwart von Alkylialkoholaten bisalkylieren (Amer. Chem. J. Bd.
18 (1896) Seite 723). Die Ausbeuten sind jedoch durch Reaktion des Alkoholats mit
der Cyanogruppe schlecht.
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In neuerer Zeit hat man diese Nachteile zu umgehen versucht, indem
man an Stelle von Alkalialkoholaten stark nucleophile Reagenzien wie Natriumhydrid
und polare Lösungsmittel wie Dimethylsulioxid verwendet. So läßt sich Malonitril
mit Methyljodid in Gegenwart von Natriumhydrid bei Verwendung von Dimethylaulfoxid
als Lösungsmittel noch in 60 finger Ausbeute bisalkylieren. Beim Einsatz von Isopropylbromid
sinkt die Ausbeute an isolierter bisalkylierter Verbindung bereits auf 25 % ab (J.
Org. Chem. Bd. 26 (t961) Seite 4112).
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Versucht man, nach der gleichen Methode Acetylaceton zu bisalkylieren,
kann man bei der Verwendung von n-Butylbromid 28 % 3,3-Di-n-butyl-pentandion-(2,4)
gaschromatographisch nachweisen. Das 3,3-Di-benzyl-pentandion-(2,4) wird nur noch
als Gemisch mit 3-Benzyl-pentandion-(2,4) in einer 22 %igen Ausbeute erhalten (J.
Org. Chem. Bd. 26 (1961) Seite 4112).
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Natriumhydrid ist also nicht allgemein für die Bisalkylierung von
CH-aciden Verbindungen anwendbar. Darüber hinaus muß immer dann, wenn das Reaktionsprodukt
und das dem Natriumhydrid anhaftende öl vergleichbare Siedepunkte haben, das anhaftende
Öl mit einem Lösungsmittel auagewaschen werden. Das erschwert eine technische Anwendung
wesentlich. Ferner kommen fUr d ie die Bisalkylierungsreaktion nu solche Lösungsmittel
infrage, die mit dem Natriumhydrid nicht reagieren und andererseits das aus dem
Natriumhydrid und der organischen CH-aciden Verbindung gebildete Natriumsalz lösen.
Das schränkt die Auswahl stark ein.
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Es wurde nun gefunden, daß man bisalkylierte organische Verbindungen
der Formel (I),
in welcher R für einen geradkettigen oder verzweigten, gegebenenfalls
substituierten Alkyl-, Alkenyl- oder Alkinylrest oder für einen Aralkylrest steht,
und X und Y gleich oder verschieden sind und für eine Alkoiycarbonyl- oder eine
Aryloxycarbonylgruppe, für eine Cyano- oder Acylgruppe, für eine Alkyl oder Arylsulfonylgruppe,
oder fur eine Phosphonsäureniedrigalkylestergruppe stehen, in einfacher Weise und
in guten Ausbeuten erhält, wenn man organische Verbindungen mit einer aktiven Methylengruppe
der Formel (II),
in welcher X und Y -die oben angegebene Bedeutung haben, mit organischen Halogenverbindungen
der Formel (III), R - Hal (III) in welcher Hal für Chlor, Brom oder Jod steht, und
R die obengenannte Bedeutung hat, in Gegenwart von bicyclisrhen Amidinen der allgemeinen
Formel (IV),
in welcher n die Zahlen 3 - 7 und m die Zahlen 2 - 4 bedeuten, in Gegenwart eines
inerten Lösungsmittels zwischen 200 und +10000 umsetzt.
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Es ist bekannt, daß sich organische Halogenverbindungen mit tertiären
Aminen zu quartären Ammoniumverbindungen umsetzen.
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Ihre Stabilität nimmt zu, je stärker basisch die Amine sind.
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Es ist bereits bekannt (Chem. Ber. Bd. 99 (1966) Seite 2012; Angew.
Chem. Bd. 79 (1967) Seite 53), daß die bicyclischen Amidine der allgemeinen Formel
IV hinsichtlich ihrer Basizität eine Sonderstellung einnehmen. Sie eignen sich wegen
ihrer besonders starken Basizität bei sekundären und tertiären Halogeniden als Halogenwasserstoffabspalter
(DAS 1.186.063, DAS 1.279.679).
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Um so überraschender war der Befund, daß sich in ihrer Gegenwart CH-acide
Verbindungen glatt bisalkylieren lassen. Die Reaktion verläuft ohne Nebenreaktionen
in homogener Phase schon unter milden Bedingungen, teilweise bei Raumtemperatur,
in hohen Ausbeuten zu den erfindungsgemäßen Verbindungen.
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Sie ist daher der Alkoholatmethode wie auch der Natriumhydrid-Methode
bezüglich der Einfachheit der Reaktion, der allgemeinen Anwendbarkeit und der Ausbeute
weit überlegen.
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Verwendet man als Ausgangastoff beispielsweise Cyanessigsäuremethylester,
als Alkylhalogenid n-Butylbromid und als nucleophiles Reagenz Diazabicycloundecen,
so kann der Reaktionsablauf durch folgendes Formelschema wiedergegeben werden.:
In der Formel
stehen X und Y vorzugsweise für Alkoxycarbonyl, in welcher die Alkoxygruppe 1 -
6 Kohlenstoffatome besitzt, für Phenyloxycarbonyl, wobei der Phenylrest gegebenenfalls
durch niederes Alkyl mit 1 - 4 Kohlenstoffatomen oder Halogen, insbesondere durch
Methyl oder Chlor substituiert ist, fiir Cyano, für Acyl mit 2 - 4 Kohlenstoffatomen,
für Alkylsulfonyl mit 1 - 4 Kohlenstoffatomen, insbesondere 1 - 2 Kohlenstoffatome
in der Alkylgruppe, für Arylsulfonyl mit 6 - 10 Kohlenstoffatomen, insbesondere
für gegebenenfalls durch Chlor substituiertes Phenylsulfonyl oder für Phosphonsäurealkylester
mit 1 - 4 KohlenstoffatomeX insbesondere 1 - 2 Kohlenstoffatomen im Alkylrest.
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Die fUr das Verfahren Verwendung findenden Verbindungen mit aktiven
Methylengruppen sind bekannt oder können nach bekannten Methoden hergestellt werden
(vgl. A.I. Vogel: A Text Book of Practical Organic Chemistry, Longmans London, Seite
428 (1957).
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Aus Ausgangsstoffe eignen sich besonders: Cyanessigsäureester, zum
Beispiel Cyanessigsäurealkylester wie Cyanessigsäuremethylester, Cyanessigsäureäthylester,
Cyanessigsäurehexylester oder Cyanessigsäurearylester wie Cyanessigsäurephenylester
oder Cyanessigsäure- p-chlorphenylester, Malonitril, Acetylaceton, Benzoylaceton,
Acetessigsäureester, zum Beispiel Acetessigsäurealkylester wie Acetessigsäureäthylester
oder Acetessigsäurebutylester oder Acetessigsäurearylester wie Acetessigsäurephenylester
oder Acetessigsäuretolylester, Diarylsulfonymethane wie Diphenylsulfonylmethan oder
4,4'-Dichlordiphenylsulfonylmethan, Phenylsulfonylcyanomethan, Cyanomethanphosphonsäureester
wie Cyanomethanphosphonsäurealkylester, beispielsweise Cyanophosphonsäurediäthylester.
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In der Formel R - Hal (III) steht R vorzugsweise für Alkyl mit 1 -
t6 Kohlenstoffatomen, insbesondere mit 1 - 10 Kohlenstoffatomenfür Alkenyl oder
Alkinyl mit 3 - 10 Kohlenstoffatomen'insbesondere 3 - 5 Kohlenstoffatomen, für Aralkyl
mit 1 - 4 Kohlenstoffatomnim Alkylrest und 6 - 10 Kohlenstoffatome im Arylrest,
lnEbesondere Phenyl, welches gegebenenfalls durch Chlor substituiert ist und Hal
steht vorzugsweise für Chlor, Brom oder Jod.
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Die für das Verfahren geeigneten organischen Halogenverbindungen sind
bekannt oder können nach bekannten Verfahren hergestellt werden (vgl. A.I. Vogel:
A Text Book of Practical Organic Chemistry, Longmans London, Seite 270 (1957). Es
können Chloride, Bromide oder Jodide eingesetzt werden. Besonders geeignet sind
die Bromide. So können insbesondere die bekannten Verbindungen verwendet werden:
Alkylbromide wie n-Butylbromid oder n-Decylbromid, ungesättigte Halogenverbindungen
wie Allylbromid, Propargylchlorid oder Propargylbromid, Aralkylverbindungen wie
Benzylchlorid, Benzylbromid, p-Chlorbenzylchlorid, p-Methylbenzylchlorid, Alkylåodide
wie Methyljodid oder Äthyljodid.
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Die Reaktion kann ohne Verdünnungsmittel oder auch in einem für alle
Komponenten inerten Lösungsmittel durchgeführt werden. Als Lösungsmittel eignen
sich aromatische Kohlenwasserstoffe wie Benzol oder Toluol, Nitrile wie Acetonitril
oder Propionitril, Äther wie Tetrahydrofuran, Xthylenglykoldimethyläther oder Dioxan
oder stark polare Lösungsmittel wie Dimethylformamid, N-Methylpyrrolidon, Dimethylacetamid,
Hexamethylphosphorsäuretriamid. Ebenso lassen sich Gemische dieser Lösungsmittel
anwenden.
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Als nucleophile Reagenzien eignen sich bicyclische Amidine, beispielsweise
1 ,5-Diazabicyclo-(4,3,0)-non-5-en (DBN) oder auch 1,8-Dlasabicyclo-(5,4,0)undec-7-en
(D3U). Die Basen sind bekannt oder können nach bekannten Verfahren hergestellt werden
(Chem. Ber. 99w(1966) Seite 2012).
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Die Reaktiotemperatur liegt zwischen -20 und +1000C, vor zugsweise
bei +20 und +500C Da die Reaktion oft exotherm verläuft, ist es zweckmäßig, durch
außere Kühlung für einen nicht zu stürmischen Reaktionsverlauf zu sorgen. Die Reaktionszeit
ist von der Reaktionstemperatur abhängig und liegt zwischen 10 Minuten und einer
Stunde.
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Die Umsetzung kann bei Normaldruck, aber auch bei erhöhtem Druck durchgeführt
werden. Im allgemeinen arbeitet man bei Normaldruck.
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Zweckmäßig setzt man 1 Mol der CH-aciden Verbindung mit 2,0 bis 2,2
Mol der organischen Halogenverbindung in Gegenwart von 2,0 bis 2,2 Mol der organischen
Base um. Die Reihenfolge der Komponenten ist nicht kritisch. Man kann beispielsweise
zuerst die CH-acide Verbindung mit der Base vermischen und anschließend die organische
Halogenverbindung hinzufügen.
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Zur Isolierung der Reaktionsprodukte gießt man den Ansatz in Wasser
und extrahiert sie mit einem niedrigsiedenden, organischen Lösungsmittel wie Äther,
Methylenchlorid oder Chloroform. Die bisalkylierten organischen Verbindungen fallen
nach Abdampfen des Lösungsmittels an. Sie können durch Destillation oder Kristallisation
gereinigt werden.
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Die Erzeugnisse des erfindungsgemäßen Verfahrens sind wertvolle Zwischenprodukte
insbesondere für Arzneimittel wie Hypnotika. So kann der Diallyl-cyanessigsäuremethylester
mit Harnstoff in das Barbiturat der Formel
überführt werden, das sich als Schlafmittel.ignet (Ehrhart, Ruschig, Arzneimittel
Bd. 1, eiten 294 und 306, Verlag Chemie).
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Beispiel
Dibenzyl-cyanessigsäure-methylester: 9,9 Gewichtsteile Cyanessigsäuremethylester
werden in 50 Volumteilen Dimethylformamid gelöst, bei 10 bis 200 mit 33,4 Gewichtsteilen
1,8-Diazabicyclo-(5,4,0)undec-7-en und anschließend bei der gleichen Temperatur
mit 37,6 Gewichtsteilen Benzylbromid versetzt, wobei eine exotherme Reaktion eintritt.
Man rührt 15 Minuten bei 50 bis 600, kühlt ab, gießt das Reaktionsgemisch in 300
Volumteilen Wasser, extrahiert das Reaktionsprodukt mit Äther, wäscht die organische
Phase nacheinander mit Wasser, verdünnter Salzsäure und Wasser, trocknet sie über
Natriumsulfat und erhält nach dem Abdampfen des Lösungsmittels und Umlösen aus Äthanol
22,0 Gewichtsteile Dibenzyl-cyanessigsäuremethylester vom Schmelzpunkt 75-76°C,
Ausbeute 77 % der Theorie.
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In analoger Weise werden die in der Tabelle 1 aufgeführten Verbindungen
erhalten:
T a b e l l e 1 Hergestellte bisalkylierte Verbindungen
der allgemeinen Formel I
Beisp. X Y R-Hal Lösungsmittel Base Kp°C/Torr Ausbeute |
Nr. (Fp °C) in % d.Th. |
1 COOCH3 CN #-CH2Br Acetonitril DBN (75-76) 85 |
2 COCH3 COCH3 #-CH2Br Dimethylformamid DBU (112-114) 84 |
3 COCH3 COCH3 #-CH2Br N-Methylpyrrolidon DBN (112-114) 91 |
4 COOCH3 CN n-C4H9Br Dimethylformamid DBU 80/0,001 82 |
5 COOC2H5 COCH3 #-CH2Br Dimethylformamid DBU (53-54) 84 |
6 COOCH3 CN HC#C-CH2Br Acetonitril DBU 85-87/0,001 90 |
7 COOCH3 CN H2C=CH-CH2Br Dimethylformamid DBU 65/0,001 85 |
8 COOCH3 CN #-CH2Cl Dimethylacetamid DBN (75-76) 80 |
Fortsetzung Tabelle 1
Beisp. X Y R-Hal Lösungsmittel Base Kp °C/Torr Ausbeute |
Nr. (Fp °C) in % d.Th. |
9 CN CN #-CH2Br Dimethylformamid DBU (131-132) 91 |
10 CN SO2-# n-C4H9Br Dimethylformamid DBU 120-130°/ 85 |
0,008 |
11 CN CN n-C10H21Br Dimethylformamid DBU (42-43) 75 |
12 CN PO(OC2H5)2 #-CH2Br Dimethylformamid DBU 125-130°C/ 60 |
0,01 |
(Luftbadtemp.) |
Tabelle 2
Chemische Bezeichnung |
der in Tabelle 1 aufge- |
+ führten Verbindg. |
Beisp.-Nr. Ausgangsverbindung führten Verbindg. |
Endprodukt |
(H2G s ) ( Cs ) |
1 Cyanessigsäuremethylester Dibenzyl-cyanessig- |
säuremethylester |
2 Acetylaceton Dibenzyl-acetylaceton |
3 Acetylaceton Dibenzyl-acetylaceton |
4 Cyanessigsäuremethylester Dibutyl-cyanessig- |
säuremethylester |
5 Acetessigsäureäthylester Dibenzyl-acetessig- |
säureäthylester |
6 Cyanessigsäuremethylester Dipropargyl-cyanes- |
sigsäuremethylester |
7 Cyanessigsäuremethylester Diallyl-cyanessig- |
säuremethylester |
8 Cyanessigsuremethylester Dibenzyl-cyaness- |
säuremethylester |
9 Malonitril Dibenzyl-malonitril |
10 Phenylsulfonyl-cyano- Dibutyl-phenylsul- |
methan fonyl-cyano-methan |
11 Malonitril Bisdecyl-malonitril |
12 nyanomethanphosphonsaure- Dibenzyl-cyanomethan- |
diäthylester pbosphonsäurediäthyl- |
ester |
Die zweite Ausgangsverbindung R-Hal ist in Tabelle 1 angeführt.