DE219332C - - Google Patents
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
JvI 219332 KLASSE 42/. GRUPPE
Eine der bequemsten Methoden zur quantitativen Bestimmung des Zuckergehalts im Harn
ist bekanntlich die der Vergärung eines Harnhefegemisches und Messung der bei der Gärung
entwickelten Kohlensäuremenge. Es geschieht dies bei den bestehenden Gärungs - Saccharometern
(nach Einhorn, L oh η s t e i η u. a.)" dadurch, daß man das Gemisch in dem
einen (eventuell zu einer Kugel erweiterten) Schenkel eines U-förmig gebogenen Glasrohres,
dessen anderer Schenkel mit Quecksilber oder einer anderen Flüssigkeit gefüllt ist, unterbringt.
Die Menge der entwickelten Kohlensäure und damit der Zuckergehalt des untersuchten
Harnes ist dann an dem Stande der Flüssigkeitskuppe auf einer im Glas eingeätzten
oder hinter. letzterem angebrachten Skala ablesbar.
Ferner ist es bekannt, den bei der Zuckervergärung auftretenden Kohlensäureüberdruck
mit einem Manometer zu messen.
Die sich auf dem erstgenannten Prinzip aufbauenden Gärungs-Sacchärometer leiden an
einer Anzahl von Übelständen, welche jeder für sich dem Fachmann, d. h. dem Arzt, Apotheker,
Chemiker usw. das Arbeiten mit der Gärungsmethode wesentlich erschweren, dem Laien jedoch eine Bestimmung des Zuckergehaltes
unmöglich machen. Daß letzterer Umstand von großer Bedeutung ist, erhellt»aus
der allgemein bekannten Tatsache, daß Diabetiker von ganz besonders großer Ängstlichkeit
in bezug auf Fortschritt oder Rückgang ihrer Krankheit sind, und wenn die Untersuchungen
nicht so kostspielig wären, · am liebsten Tag für Tag ihren Harn auf den
Zuckergehalt hin untersuchen ließen. Von großem Vorteil wäre es daher, einen Apparat
zu besitzen, welcher es auch dem Laien gestattet, ohne Vorkenntnisse und ohne Übung selbst
Zuckerbestimmungen vorzunehmen. Die oben beschriebene, heute am meisten angewandte
Methode gestattet dies nicht, da sie, wie schon erwähnt, eine Reihe von Eigenschaften besitzt,
die das Arbeiten mit ihr schwierig gestalten, so daß nur der mit chemischen Arbeiten Vertraute
sich ihrer bedienen kann.
Zunächst sind die betreffenden Instrumente sehr zerbrechlich, da sie Glasbläserarbeit sind
und in der Ausführung als Präzisionsgärungs-Saccharometer stets Quecksilber enthalten.
Schon dieser Umstand schließt die Benutzung durch den Laien so gut wie ganz aus. Ferner
sind die Apparate nach der Benutzung nur sehr schwer zu reinigen. Zu letzterem Zweck ist
es nötig, mit Löschpapier oder Watte, die man um einen Draht wickelt, in das Innere der
Glaskugel einzudringen und das . vergorene Harnhefegemisch aufzusaugen. Eine vollkommene
Säuberung erzielt man jedoch auf diesem Wege fast nie. Außerdem zerbricht
das Instrument meist bei den Versuchen, die Reinigung gründlicher zu gestalten, eine Tatsache,
über die von den Ärzten und Chemikern immer wieder zahlreiche Klagen laut werden.
Um eine, wirklich genaue Messung zu ermöglichen, ist es ferner nötig, daß die Angaben des
Apparates nicht von der Temperatur abhängig
sind; das ist aber bei den existierenden Apparaten, die auf eine bestimmte Temperatur geeicht
sind, nicht der Fall, vielmehr darf bei ihnen die Ablesung nur bei der einen einzigen
Temperatur, auf die sie geeicht sind (meistens 20° C.), vorgenommen werden, was in der
Regel die Benutzung eines temperierten Wasserbades nötig macht. Da die bei der Vergärung
entstehende Kohlensäure sich zwischen einem
ίο festen Verschluß gegen die Atmosphäre hin
und der beweglichen Quecksilbersäule befindet, so bewegt sie bei Temperaturänderungen infolge
Ausdehnung oder Zusammenziehung die Säule der Meßflüssigkeit aufwärts oder abwärts,
wodurch die Angaben des Instrumentes unrichtige werden, Dies sind die wesentlichen
Nachteile der existierenden Apparate.
Was die Methode der Messung des Kohlensäureüberdrucks vermittels -eines Manometers
betrifft, so würde diese, auf die Harnzuckervergärung angewandt, schon einige Vorteile
gegenüber der anderen Methode bieten. Doch ist es unmöglich, sie direkt auf die
Harnzuckerbestimmung zu übertragen, und zwar aus folgenden Gründen:
Bei der Vergärung des Harnzuckers handelt es sich darum, den Zuckergehalt auf Bruchteile
von -Prozenten, d. h. sehr geringen Mengen, genau festzustellen. Von einem Apparat, der
dies leisten soll, ist daher zu verlangen, daß er lediglich auf den entstehenden Kohlensäureüberdruck
reagiert, dagegen nicht auf andere äußere Einflüsse, da letztere, auch wenn sie noch so klein' sind, doch Ablesungsfehler zur
Folge hätten, die das durch die Kleinheit der zu messenden Quantität geforderte Maß der
genauen Ablesung weit überschreiten würden. Zu derartigen Einflüssen gehört zunächst der
äußere Luftdruck, der von Tag zu Tag wechselt und seinen Einfluß auf die Manometer- bzw.
die manometer- oder aneroidbarometerartige Vorrichtung dadurch geltend macht, daß der
Nullpunkt sich von Tag zu Tag, unter Umständen gar von Stunde zu Stunde ändert. Außer-
dem reagiert ein derartiger Apparat genau wie die erwähnten Saccharometerkonstruktionen dadurch
auf Temperaturänderungen, daß die vom Apparat eingeschlossenen Luftmengen sich aus-.
dehnen bzw. zusammenziehen, wodurch der Gasdruck im Apparat sich ändert und die Zeigerstellung
in dem einen oder anderen Sinne beeinflußt wird. Ein weiterer Umstand, der die
Verwendung einer derartigen Einrichtung zur quantitativen Messung des Harnzuckergehalts
unmöglich macht, ist dadurch gegeben, daß Säurepartikelchen, welche bei der Kohlensäureentwicklung
mit nach oben gerissen werden, in den Mechanismus des Apparates gelangen und dort Verrostung usw. hervorrufen.
Die nachstehend beschriebene Erfindung stellt nun eine Konstruktion dar, welche die Nachteile,
welche die beiden beschriebenen Konstruktionsarten in sich bergen, beseitigt.
Das in der Zeichnung dargestellte Aneroid-Saccharometer enthält als messendes Organ
eine Membran a, durch welche das ganze Instrument in zwei vollkommen voneinander geschiedene
gleiche Räume zerlegt wird. Der untere Raum dient zur Aufnahme des Harrihefegemisches
und nimmt die bei der Vergärung entstehende Kohlensäure auf. Gegen die Atmosphäre kann er durch eine Gummidichtung
oder ähnliches abgeschlossen werden. Der obere Raum b enthält die eigentliche Meßeinrichtung,
d. h. eine beliebig ausgestaltete Einrichtung zur Übertragung der Membrandurchbiegungen
auf den Zeiger' z, und eine Skala s, die von oben her abgelesen werden kann.
Zu diesem Zwecke besteht der obere Teil des »Meßgefäßes« 0 aus Glas. An einer beliebigen
Stelle des Meßgefäßes ist ein verschließbarer Hahn h angebracht, der es gestattet, das Meßgefäß
zeitweilig mit der Außenatmosphäre in Verbindung zu setzen.
Die Handhabung des Instrumentes gestaltet sich nun folgendermaßen: Man öffnet das
untere Gefäß, füllt in dasselbe die zu untersuchende Harnprobe und fügt eine Einheitspastille einer Reagenzsubstanz hinzu; dann
verschließt man wieder das untere Gefäß, und die Vergärung des im Harn enthaltenden Harnzuckers
kann beginnen. Wie zahlreiche eingehende Versuche gezeigt haben, setzt die
Vergärung erst etwa fünf Minuten nach Füllung des Untersuchungsgefäßes ein, so daß dem
Untersucher Zeit genug bleibt, das Gefäß wieder sorgfältig zu verschließen, ohne daß inzwischen
eine Vergärung und damit Entwicklung von Kohlensäure stattfindet. Die Angaben des
Instrumentes sind somit praktisch absolut unabhängig von der größeren oder geringeren
Geschicklichkeit des Untersuchers und der Schnelligkeit, mit welcher er nach der Beschickung
des Instrumentes dasselbe wieder verschließt. Nachdem die zur Atmosphäre führende öffnung verschlosen ist und das Instrument
etwa 4 bis 6 Stunden sich selbst überlassen gewesen ist, liest man auf der Skala des
Instrumentes den Zuckergehalt der Harnprobe direkt in Prozenten ab.
Durch die Verwendung einer Membran zur Übertragung der Druckänderungen sind folgende
Vorteile erreicht: Zunächst ist es unmöglich gemacht, daß Säurepartikelchen in die
empfindlichen Teile des Anzeigemechanismus gelangen. Ferner übt das Schwanken des
äußeren Luftdruckes keinerlei Einfluß auf die Lage des Nullpunktes aus, da stets dann, wenn
vor der Messung der Hahn h für einen Augenblick geöffnet wird, sich in beiden Hälften
des Apparates der gleiche Luftdruck herstellt, so daß stets der Zeiger sich auf Null einstellt.
Während der Messung selbst sind jedoch beide Gefäßhälften gegen die Atmosphäre abgeschlossen,
so daß auch dann jeder Einfluß der atmosphärischen Druckänderungen ausgeschlossen
ist. Endlich reagiert der Apparat nicht mehr auf Temperaturänderungen, und
zwar aus dem Grunde, weil bei geeigneten Abmessungen der beiden Gefäßhälften, nämlich
dann, wenn die Volumina einander gleich sind,
ίο sie sich bei jeder Temperaturänderung um den
gleichen Betrag ausdehnen oder zusammenziehen; jedoch sind die Richtungen der beiderseitigen
Volumenänderungen einander entgegengesetzt, so daß sie sich gegenseitig aufheben
und die Zeigerstellung dadurch keinerlei Beeinflussung erfährt. Diese Unempfindlichkeit
gegenüber Temperaturschwankungen stellt ebenfalls gegenüber den bestehenden Saccharometerkonstruktionen
einen wesentlichen Vorteil dar, ferner aber weist der Apparat diesen
gegenüber noch den Vorzug auf, daß er jedem
Laien gestattet, ohne jede Vorübung und ohne irgendwelche Vertrautheit mit chemischen Arbeiten
die quantitative Zuckerbestimmung selbst auszuführen. Nach der Messung kann das Gefäß c zur Reinigung einfach unter die
Wasserleitung gehalten werden, da schon durch diese einfache Manipulation eine vollkommene
Reinigung des Apparates erzielt wird. Ferner ist der Apparat unzerbrechlich, da er keinerlei
Glasröhren, kein Quecksilber usw. enthält. Der Zuckergehalt ist endlich direkt durch eine
Zeigerstellung, wie bei technischen Meßinstrumenten, ablesbar, was für den Laien von nicht
zu unterschätzender Bedeutung ist, da dieser nicht an die wissenschaftliche Methode der
Ablesung mittels eines Flüssigkeitsmeniskus gewohnt ist.
Claims (2)
- Patent-Ansprüche: . .i. Aneroid-Saccharometer zum Messendes bei der Harnzuckervergärung auftretenden Kohlensäureüberdrucks vermittels eines Membranmanometers, gekennzeichnet durch ein Gefäß, das durch eine elastische Membran (α) in zwei vollkommen voneinander getrennte Räume zerlegt ist, von denen der eine zur Aufnahme der Untersuchungssubstanz dient und der andere die Anzeigevorrichtung für die Durchbiegung der Membran enthält.
- 2. Aneroid-Saccharometer nach Anspruch i, dadurch gekennzeichnet, daß der die Anzeigevorrichtung enthaltende Raum durch eine verschließbare Öffnung (Hahn ο. dgl.) mit der Atmosphäre zu dem Zwecke in Verbindung steht, in diesem Raum den gleichen Luftdruck wie in dem die Untersuchungssubstanz enthaltenden Raum herzustellen.Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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