DE2117872B2 - Verfahren zur wiederverwendung von aus abwasserschlaemmen gewonnenen fasern - Google Patents
Verfahren zur wiederverwendung von aus abwasserschlaemmen gewonnenen fasernInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Wiederver-Wendung von aus Abwasserschlämmen gewonnenen
Fasern, vorzugsweise Zellulosefasern, in Holzspanwerkstoffen, wobei die Holzspanwerkstoffe aus Holzspänen
oder Holzabfällen hergestellt sind, die in feuchtem Zustand zerkleinert und zerspant, danach getrocknet,
gesichtet, eventuell nachzerspant, gebunkert, beleimt und schließlich zu Spanplatten oder -körpern verpreßt
werden.
Holz ist ein Rohstoff, der nicht in beliebig großer Menge zur Verfügung steht, sondern vielmehr bereits
durch die gewaltige Zunahme des Holzbedarfs in der ständig expandierenden Papier-, Zellstoff-, Holzfaserund
Holzspanwerkstoff-Industrie knapp geworden ist.
Es wurden daher verschiedentlich Versuche unternommen, den Rohstoff Holz durch andere holzähnliche
Beimengungen zu strecken. Schließlich sind auch Bemühungen bekanntgeworden, den Großmüll aufzuarbeiten
und daraus einen brauchbaren Rohstoff für die holzverarbeitende Industrie zu gewinnen. Es wurde
auch schon vorgeschlagen, Schlämme aus der Abwasserreinigung von Papierfabriken nutzbar zu machen,
indem sie nach dem Trocknen mit nicht- oder schwerlöslichen Flaimmschutzsalzen vermischt werden
und die gebildete Mischung anschließend Ausgangsstoffen zur Fertigung synthetischer Stoffe, insbesondere
Spanmaterial für Holzspanplatten, zugegeben wird. Dieser Vorschlag ist mit erheblichen Vorteilen verbunden,
da er eine Lehre zur vorteilhaften Einbringung von beispielsweise Flammschutzsalzen in Spanplatten, an
die Hand gibt
All diesen Gedanken lag die Notwendigkeit zugrunde Abfälle in fester oder schlammartiger Form einer
wirtschaftlichen Wiederverwertung zuzuführen, da ihre Vernichtung in aller Regel wirtschaftlich kaum zu
vertreten und ihre Deponie fast stets nicht tragbar ist.
Die angeführten Versuche zur Wiederverwertung der Abfallstoffe konnten jedoch bisher noch nicht zu einem
Erfolg führen, weil es nicht gelang ein streufähiges Material aus den Abfallstoffen herzustellen, das ohne
Störung des Produktionsganges in den Fertigungsablauf für die Holzspanwerkstoffe eingefügt werden konnte.
Dies ist darauf zurückzuführen, daß die getrockneten und zur gleichmäßigen Verteilung zwischen die
Holz-Ausgangsrohstoffe aufgemahlenen faserhaltigen Schlammrückstände je nach Art und Grad der Mahlung
ein körniges Produkt ergeben, das in sich keinen genügenden Verbund aufweist, oder ein watteartiges
Material, das sich zusammenknäult und -spinnt und in dieser Form nicht weiterverarbeitet werden kann.
Außerdem ist es schwierig, die aus dem Abwasser abfiltrierten Fasern die dann in Fladen, Bahnen oder in
Granulatform vorliegen, wieder in Einzelfasern zu zerlegen und sie in dieser Form zu halten. Beläßt man
jedoch Faserbündel, so haben diese in sich nur einen geringen Zusammenhalt, im Vergleich zu den beleimten
und verspreßten Holzspanwerkstoffen, so daß die Beimischung solcher Bündel die Festigkeit des Endproduktes
sehr stark beeinträchtigen würde.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, das Verfahren der eingangs genannten Art so auszubilden, daß sich die
Faserbündel mit den Spänen vermischen und dabei in Einzelfasern zerlegen lassen, ohne sich bei der weiteren
Verarbeitung wieder zusammenzuknäueln.
Die Erfindung löst diese Aufgabe dadurch, daß die Fasern nach dem Abfiltrieren aus dem Schlamm in eine
granulatähnliche Form mit einer den Weitertransport ermöglichenden Feuchte gebracht werden und das
Fasergranulat den Ausgangsrohstoffen für den Holzspanwerkstoff bereits vor dessen Trocknung beigemischt
und mit ihm zusammen weiterverarbeitet wird.
Die Fasern in Form eines Fasergranulats werden demnach gemeinsam mit den Ausgangsrohstoffen für
Holzspanwerkstoffe zerspant, getrocknet, gesichtei, nachzerspant, gebunkert, beleimt, gestreut und sodann
auch verpreßt. Bei diesen einzelnen Operationen, wie auch bei der in aller Regel pneumatischen Förderung,
wird das Fasergranulat nicht nur zerschlagen und in seine einzelnen Fasern aufgelöst, sondern die elastischen
Fasern klammern sich auch so an die zerkleinerten und zerspanten Ausgangsrohstoffe für die Holzspanwerkstoffe
an, daß sie sich auch unter sehr starken
Vibrationen nicht mehl von ihnen lösen. Die Fasern können somit als Bestandteile der Ausgangsrohstoffe
für die Herstellung von Holzspanwerkstoffen betrachtet werden, zudem sie auch ebenso wie diese beleimt
werden und damit ein gemeinsames festes Gefüge nach der Verpressung bilden.
Die oben genannte Aufgabe kann auch dadurch gelöst werden, daß die Fasern nach dem Abfiltrieren aus
dem Schlamm in eine granulatähnliche Form mit einer den Weitertransport ermöglichenden Feuchte gebracht
werden und das Fasergranulat etwa auf die Feuchte der die Trockeneinrichtung verlassenden zerspanten Ausgangsrohstoffe
für den Holzspanwerkstoff getrocknet, dann denselben beigemengt und mit ihnen zusammen
weiterverarbeitet wird.
Wird in dieser Weise vorgegangen, wird den zerkleinerten Ausgangsrohstoffen, den Holzstücken
beziehungsweise -schnitzeln oder aen sonstigen zerkleinerten zellulosehaltigen oder lignozellulosehaltigen
Stoffen aiso möglichst unmittelbar nach dem Trockner der vorgetrocknete Faserschlamm beigemengt, so wird
auch dieses Gemisch den gesamten weiteren Produktionsweg gemeinsam durchlaufen. Bereits in der
nächsten Station, der Zerspanung beziehungsweise Nachzerspanung, werden hierbei sowohl die Zellulosehaltigen
beziehungsweise lignozellulosehaltigen Ausgangsrohstoffe, wie auch das Fasergranulat gemeinsam
mechanisch zerkleinert, wobei eine äußerst gute Durchmischung dieser Stoffe stattfindet. Die durchmischten
Stoffe können sich nun auch nicht mehr voneinander trennen, da sich das Fasermaterial infolge
seiner Struktur wiederum an die Späne beziehungsweise Holzsplitter anklammert beziehungsweise in der rauhen
Spanoberfläche so verhakt, daß die Fasern für die
weitere Verarbeitung als Bestandteil der Holzspäne angesehen werden können. Diese Haftung bleibt auch
beim Beleimen erhalten, so daß die Beleimungseinrichtung, in der nochmals eine gute Vermischung der beiden
Stoffe stattfindet, ein Materia!, bestehend aus beleimten Holzspänen mit angeklammerten Fasern, verläßt.
Letztlich werden also Holzspäne zu einem Spankuchen geschüttet an deren Oberfläche sich Fasern anklammern,
die dieselbe Feuchte aufweisen wie das Grundmaterial und die auch, zumindest teilweise, beleimt sind.
Zu erwähnen ist, daß durch die elastischen Fasern der Bindemechanismus zwischen den Holzspänen nicht
beeinflußt wird, so daß, wenn man bei Zuschlagen bis zu 20 Gewichtsteilen bleibt, trotz der Beifügung von
Fasern, die in aller Regel nicht die Festigkeit der Holzspäne aufweisen, die Festigkeit des Endproduktes
nicht beeinträchtigt wird.
Das Beimischen anderer Materialien vor der Trocknung der Holzspanwerkstoffe ist zwar bereits bekannt.
So wird, nach einem zum Stande der Technik gehörenden Verfahren Sägemehl den Ausgangsrohstoffen
für den Holzspanwerkstoff bereits vor dessen Trocknung beigemischt und mit ihm zusammen
weiterverarbeitet. Es ist jedoch festzustellen, daß Sägemehl ein körniges rieselfähiges Material ist, dessen
Beimischung (Schüttung) zu anderen Stoffen keinerlei Schwierigkeiten bereitet. Fasern hingegen können
keinesfalls geschüttet werden, da sie sich in der vorliegenden Form zusammenknäueln und innerhalb
des geschütteten Holzspankuchens mehr oder weniger große Nester bilden würden, die selbstverständlich die
Festigkeit des Endproduktes äußerst ungünstig beeinflussen. Eine Lehre wie vorzugehen ist, wenn Fasern den
Auseanesrohstoffen für einen Holzspanwerkstoff beizumengen
sind, kann daher diesem bekannten Verfahren nicht entnommen werden.
Eine vorteilhafte Weiterbildung des zuletzt genannten
Verfahrens besteht darin, daß das getrocknete Fasergranulat vor der Beimengung in Anwesenheit von
Holzspänen oder Sägemehl beziehungsweise Schleifstaub, gemahlen wird. Hierzu kann beispielsweise eine
Pralltellermühle verwendet werden. Dabei lösen sich die Faserbündel in Einzelfasern auf und es legen sich Staubund
Feinstteile des Holzes zwischen die Fasern, deren Hohlräume und Fibrillen sie ausfüllen.
Je verästelter und fibrillierter die Fasern sind, um so
höher kann der Anteil an staubförmigen Bestandteilen sein. So wurde in Versuchen gefunden, daß man infolge
der sehr stark vergrößerten Oberfläche der aus der Feinpapierfertigung stammenden Fasern einen sehr
hohen Anteil an Staub- und Holzteilchen beifügen kann, ohne daß sich diese Feinstteile wieder entmischen.
Zweckmäßigerweise mischt man beim Mahlen gleichzeitig andere die Eigenschaften der Platte verbessernde,
nicht wasserlösliche Zusatzstoffe, wie Fungizide und hydrophobierende Mittel, die zur Erzielung bestimmter
Eigenschaften beim Endprodukt erwünscht sind, oder auch thermoplastische Kunstharzpulver bei. Dadurch
wird eine homogene Verteilung dieser Chemikalien über den gesamten Spankuchen erreicht
Durch das erfindungsgemäße Verfahren ist es also möglich, in Abwässern mitgeführte Festteilchen fasriger
Form der Wiederverwertung zuzuführen. Damit ist nicht nur die Frage der Unterbringung der Rückstände
gelöst, sondern ein äußerst wertvoller Rohstoff gegeben, der durchaus geeignet ist, die Rohstoffbasis
zur Herstellung von Holzspanwerkstoffen bedeutend zu verbreitern.
Das erfindungsgemäße Verfahren soll an einigen Beispielen erläutert werden.
In der Produktionsanlage einer Spanplattenfabrik wurde während der laufenden Fertigung den feuchten
Holzspänen für die Deckschicht mit einem Feuchtegehalt von 57,2% 20 Gewichtsteile eines auf 42%
vorgetrockneten Schlammgranulats aus einer Feinpapierfabrik stammend vor dem Spänetrockner zugegeben.
Bereits nach dem Trocknen und Sichten war ein nahezu homogenes Span-Fasergemisch entstanden,
welches eine Gesamtfeuchte von 5,8% hatte. Dieses Gemisch wurde dann wie üblich mit Harnstoffharz
beleimt und zu 21 mm dicken Platten heiß verpreßt, ohne daß irgendwelche Störungen im Produktionsablauf
eintraten. Anschließend wurden die physikalischen Eigenschaften dieser Dreischichtspanplatte im
Vergleich zu Platten geprüft, die in der Deckschicht keinen Zusatz von Zellulose- und Papierfasern hatten.
Dabei wurden folgende Werte gemessen:
Eigenschaften
Platte mit
Faserzusatz
Faserzusatz
Normalplatte
Biegefestigkeit | 149 kp/cm2 | 153 kp/cm2 |
Querzugsfestigkeit | 6,8 kp/cm2 | 3,7 kp/cm2 |
Quellung, 2 Std. | 5,9% | 4,8% |
Quellung, 24 Std. | 13,2% | 13,3% |
Oberflächenhärte | 2H | 4B |
In der Produktionsanlage einer Spanplattenfabrik wurden versuchsweise den auf 3% getrockneten
Holzspänen nach der Trocknung 20 Gewichtsteile eines auf 7% vorgetrockneten Schlamrngranulats zugemischt,
das aus dem Abwasserschlamm einer Feinpapierfabrik durch Abfiltrieren über Drehfilter und Mahltrocknung
gewonnen wurde. Zusammen mit den Holzspänen durchlief das Schlammgranulat alle Stufen der Nachzerkleinerung,
Sortierung, Beleimung und Heißverpressung. Im Betrieb traten keine Störungen auf; die
Deckschicht der fertigen Spanplatte war gegenüber der Normalfertigung geschlossener und härter.
Claims (5)
1. Verfahren zur Wiederverwendung von aus Äbwasserschlämmen gewonnenen Fasern, Vorzugsweise
Zellulosefasern, in Holzspanwerkstoffen, wobei die Holzspanwerkstoffe aus Holzspänen oder
Holzabfällen hergestellt sind, die in feuchtem Zustand zerkleinert und zerspant, danach getrocknet,
gesichtet, eventuell nachzerspcr.t, gebunkert,
beleimt und schließlich zu Spanplatten oder -körpern verpreßt werden, dadurch gekennzeichnet,
daß die Fasern nach dem Abfiltrieren aus dem Schlamm in eine granulatähnliche Form mit
einer den Weitertransport ermöglichenden Feuchte gebracht werden und das Fasergranulat den
Ausgangsrohstoffen für den Holzspanwerkstoff bereits vor dessen Trocknung beigemischt und mit
ihm zusammen weiterverarbeitet wird.
2. Verfahren zur Wiederverwendung von aus Abwasserschlämmen gewonnenen Fasern, vorzugsweise
Zellulosefasern, in Holzspanwerkstoffen, wobei die Holzspanwerkstoffe aus Holzspänen oder
Holzabfällen hergestellt sind, die in feuchtem Zustand zerkleinert und zerspant, danach getrocknet,
gesichtet, eventuell nachzerspant, gebunkert, beleimt, und schließlich zu Spanplatten oder
-körpern verpreßt werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern nach dem Abfiltrieren aus dem
Schlamm in eine granulatähnliche Form mit einer den Weitertransport ermöglichenden Feuchte gebracht
werden und das Fasergranulat etwa auf die Feuchte der die Trockeneinrichtung verlassenden
zerspanten Ausgangsrohstoffe für den Holzspanwerkstoff getrocknet, dann denselben beigemengt
und mit ihnen zusammen weiterverarbeitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das getrocknete Fasergranulai vor der
Beimengung in Anwesenheit von Holzspänen oder Sägemehl bzw. Schleifstaub gemahlen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß beim Mahlen gleichzeitig
andere die Eigenschaften der Platte verbessernde, nicht wasserlösliche Zusatzstoffe, wie Fungizide
oder hydrophobierende Mittel zugesetzt werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß beim Mahlen thermoplastisches
Kunstharzpulver zugemischt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19712117872 DE2117872C3 (de) | 1971-04-13 | 1971-04-13 | Verfahren zur Wiederverwendung von aus Abwasserschlämmen gewonnenen Fasern |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19712117872 DE2117872C3 (de) | 1971-04-13 | 1971-04-13 | Verfahren zur Wiederverwendung von aus Abwasserschlämmen gewonnenen Fasern |
Publications (3)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE2117872A1 DE2117872A1 (en) | 1972-10-19 |
DE2117872B2 true DE2117872B2 (de) | 1976-12-30 |
DE2117872C3 DE2117872C3 (de) | 1979-07-19 |
Family
ID=5804601
Family Applications (1)
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DE19712117872 Expired DE2117872C3 (de) | 1971-04-13 | 1971-04-13 | Verfahren zur Wiederverwendung von aus Abwasserschlämmen gewonnenen Fasern |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE2117872C3 (de) |
Families Citing this family (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE102006062285B4 (de) | 2006-12-22 | 2009-05-28 | Fritz Egger Gmbh & Co. | Faserplatte und Verfahren zu deren Herstellung |
-
1971
- 1971-04-13 DE DE19712117872 patent/DE2117872C3/de not_active Expired
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE2117872A1 (en) | 1972-10-19 |
DE2117872C3 (de) | 1979-07-19 |
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