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Die Erfindung betrifft ein elastomergebundenes
Plattenmaterial nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Es ist bekannt, daß faserverstärkte Elastomerdichtungen
einer irreversiblen Alterung unterliegen. Früher wurde dies durch einen
sehr hohen Asbestanteil von bis zu 80 Gew.-% kaschiert, so daß das Material
trotz gealterten Elastomers seine Stabilität behielt. Nachdem die Gesundheitsgefährdung von
Asbest erkannt wurde, wurde versucht, dieses durch andere, insbesondere
synthetische Fasern wie p-Aramid-,
Glas- oder Kohlenstoffasern zu ersetzen. Aufgrund der hohen Kosten
für diese
Fasern bzw. aufgrund von Herstellungsproblemen unter Verwendung
bestimmter Fasern mußte
deren Anteil jedoch stark vermindert und durch preiswerte pulverige
Füllstoffe
wie Kaoline, Siliciumdioxid, Graphit etc. ersetzt werden.
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Hierdurch bedingt hat dann das elastomere
Bindemittel einen erhöhten
Anteil an der Stabilisierung des Dichtungsmaterials zu übernehmen,
obwohl einerseits das Elastomer den thermisch am geringsten belastbaren
der eingesetzten Rohstoffe darstellt und andererseits einer Alterung
unterliegt, die den langzeitigen Zusammenhalt der faser- und pulverförmigen Füllstoffe
beeinträchtigt.
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Abhängig von der üblicherweise
verwendeten R-Kautschuktype als Elastomermaterial (Dien-Elastomere
wie NBR, SBR, NR etc.) und der Menge der darin copolymerisierten
Terpolymere (beispielsweise Acrylnitril oder Styrol) enthalten die
für Dichtungsmaterial
hauptsächlich
verwendeten Kautschuktypen bis zu 35% ungesättigte Kohlenstoffdoppelbindungen,
die sie oxidationsanfällig
machen, weil diese Doppelbindungen direkt mit Sauerstoff zu Hydroperoxiden
reagieren können.
Durch anschließende
Abstraktion des H-Atoms an dem entstandenen Hydroperoxid kommt es
zur Bildung von Polymerradikalen und damit zu einem Brechen des Makromoleküls. Die
meßbaren
Auswirkungen dieser meist aeroben thermischen Alterung sind unter
anderem eine signifikante Zunahme des Elastizitätsmoduls und die damit verbundene
Abnahme der Flexibilität,
d.h. eine Zunahme der Versprödung.
Wegen letzterer kann dann bereits bei geringen Lastwechseln an einem
Dichtflansch, etwa ausgelöst
durch die Dilatation von Rohrleitungssystemen beim An- und Herunterfahren
von Anlagen, eine Mikrorißbildung
auftreten, die bis zu einem totalen Ausblasen der Dichtung führen kann.
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Ein weiteres Problem bildet hierbei
auch die Postvulkanisation von ungesättigten Kohlenstoftdoppelbindungen
in der Hauptkette des Elastomermaterials. Solange sich noch unvernetzte
Diene in der Hauptkette in Anwesenheit von noch nicht aufgebrauchten
Vernetzungsreagenzien (beispielsweise Schwefel, Schwefelspender
oder peroxidisch erzeugte Radikale) befinden, unterliegt das Elastomermaterial
noch lange Zeit nach seiner Prozeßvulkanisation einer Nachvernetzung.
Diese führt
bei Dichtungen ebenfalls zu einer Verhärtung des Materials mit den
vorstehend aufgeführten
Auswirkungen.
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Aufgabe der Erfindung ist es daher,
ein elastomergebundenes Plattenmaterial nach dem Oberbegriff des
Anspruchs 1 zu schaffen, das dazu führt, daß trotz eines relativ geringen
Anteils an faserförmigen
Füllstoffen
ein verbessertes Langzeitverhalten, d.h. eine Verminderung der Alterungserscheinungen
erzielt wird.
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Diese Aufgabe wird entsprechend den
Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Dadurch, daß bei
einem elastomergebundenen Plattenmaterial aus vulkanisiertem Elastomer
mit wenigstens einem darin gebundenen Füllstoff das vulkanisierte Elastomermaterial
wenigstens ein vulkanisiertes Elastomer, das im unvulkanisierten Zustand
nicht mehr als 10%, vorzugsweise nicht mehr als 7% ungesättigte Kohlenstoffdoppelbindungen
in der Hauptkette aufweist, in einer Menge von etwa 25 bis 70 Gew.-%,
vorzugsweise etwa 40 bis 60 Gew.-% des gesamten Elastomeranteils
umfaßt,
wird erreicht, daß das
Langzeitverhalten erheblich verbessert und der Abbau der Makromoleküle verlangsamt
wird.
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Dadurch, daß bei einem elastomergebundenen
Plattenmaterial aus wenigstens zwei miteinander verbundenen, durch
vulkanisiertes Elastomermaterial gebundenen und wenigstens einen
Füllstoff
enthaltenden, durch Aufvulkanisation fest verbundenen Schichten
wenigstens eine Schicht mittels eines vulkanisierten Elastomers,
das im unvulkanisierten Zustand nicht mehr als 10%, vorzugsweise
nicht mehr als 7% ungesättigte Kohlenstoftdoppelbindungen
in der Hauptkette, insbesondere eines teilhydrierten R-Kautschuks
oder M-Kautschuks mit zumindest im wesentlichen gesättigten
Hauptketten vom Polymethylen-Typ, aufweist, gebunden ist, wird die
Oxidationsempfindlichkeit weiter erheblich verringert und die Verlangsamung
des Abbaus der Makromoleküle
weiterhin erhöht.
Hierbei ist wesentlich, daß das
Plattenmaterial keine homogene Struktur, hergestellt durch die Verwendung
einer Elastomermischung etwa aus M- und R-Kautschuken, aufweist,
sondern – wie
angegeben – aus
mindestens zwei heterogenen Schichten besteht, von denen aber mindestens
eine ausschließlich
durch das genannte Elastomer mit einer Anzahl von ungesättigten
Kohlenstoffdoppelbindungen ≤ 10%
in der Hauptkette gebunden ist. Weitere Schichten können entweder
ausschließlich
durch einen R-Kautschuk
oder jede beliebige Kombination aus R-Kautschuken, inklusive teilhydrierten
R-Kautschuken, und/oder M-Kautschuken gebunden werden. Die jeweiligen
Schichten „mit
und ohne Kohlenstoffdoppelbindungen" wechseln sich zweckmäßigennreise
ab.
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Die Notwendigkeit dieser heterogenen
Schichten ergibt sich unter anderem aus den Konkurrenzreaktionen
bei der Vernetzung bei gleichzeitiger Anwesenheit mehrerer Elastomere.
So werden diverse Diene aufgrund ihrer unterschiedlichen Partialladungen,
sterischen Geometrien oder konjugierten Doppelbindungen früher oder
schneller vernetzt und beanspruchen daher sämtliche brückenbildenden Reagenzien für sich.
Dies hätte
zur Folge, daß die
minder reaktiven, in der Mischung vorhandenen Elastomere aufgrund
des Mangels an Vernetzungsreagenzien kaum bis nicht vernetzt werden
können.
Wäre dies
der Fall, läge
ein Elastomer unvernetzt bzw. nicht ausreichend vernetzt in dem
Plattenmaterial vor und könnte
dadurch seine Funktion als stabilisierende Matrix, die die faserförmigen und
pulverförmigen
Füllstoffe
bindet, nicht erfüllen.
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Der separate Aufbau von heterogenen
Schichten ermöglicht
des weiteren den Einsatz von unterschiedlichen Vernetzungssystemen
innerhalb eines Plattenmaterials. Dadurch kann für jedes Elastomer bzw. jede
Elastomermischung ein optimal, beispielsweise in Bezug auf pH-Wert,
Beschleuniger, Aktivatoren, eingestelltes Vulkanisationssystem verwendet
werden, so daß sich
eine optimale Vernetzung ergibt.
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Weitere Ausgestaltungen der Erfindung
sind der nachfolgenden Beschreibung und den Unteransprüchen zu
entnehmen.
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Die Erfindung wird nachstehend im
einzelnen anhand von Beispielen und Verfahrensbeschreibungen näher erläutert.
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1 zeigt
ein elastomergebundenes Plattenmaterial für Dichtungen entsprechend einer
bevorzugten Ausführungsform
im Schnitt.
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2 zeigt
einen Zweiwalzenkalander zur Herstellung von elastomergebundenem
Plattenmaterial.
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Das in 1 im
Schnitt dargestellte Ausführungsbeispiel
eines zur Herstellung von Flachdichtungen geeigneten Plattenmaterials
umfaßt
zwei Schichten 1, 2 , deren Füllstoffe mittels Nitril-Butadienkautschuk,
teilhydriert mit einem Anteil an Dienen < 7% gebunden sind. Zwischen diesen
beiden Schichten 1, 2 befindet sich eine Schicht 3,
deren Füllstoffe
mittels mindestens einem R-Kautschuk
gebunden sind. Die Schichten 1 bis 3 sind durch
Aufvulkanisation fest miteinander verbunden. Die Schichten 1 bis 3 können Dicken
von etwa 100 μm
und 4 mm aufweisen. Zusätzlich
können
außenseitig
dünne Beschichtungen 4, 5 für besondere
Applikationsbedingungen, etwa als Klebe- oder Trennschichten, vorgesehen
sein. Außerdem
können
einzelne der oder alle Schichten 1 bis 3 eine
Verstärkung
in Form eines Gewebes, insbesondere eines Drahtgewebes, oder aus Streckmetall
aufweisen.
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Der in 2 beispielhaft
dargestellte Zweiwalzenkalander verfügt über eine große (1 bis
6 m Umfang), beheizte (typischerweise 140 bis 190°C) Walze 6 und
eine darüber
befindliche Kühlwalze 7 (typischerweise
10 bis 30°C)
geringeren Umfangs, die sich gegenläufig drehen. Die Kühlwalze 7 wird
in Richtung auf die beheizte Walze 6 mittels eines Hydraulikzylinders 8 entsprechend
dem Pfeil 9 gedrückt.
Eine pastöse
oder krümelige Masse 10 zur
Herstellung einer Schicht des Plattenmaterials wird in den Walzenspalt
eingeführt.
Zum Auffangen von verdampfendem Lösungsmittel ist der Zweiwalzenkalander
in einem entsprechenden Gehäuse 11 untergebracht.
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Zur Herstellung des Plattenmaterials
werden die einzelnen Rohstoffe wie Elastomermaterial, Vulkanisationszusätze, pulverförmige Füllstoffe,
Fasermaterial und Verarbeitungshilfsmittel zusammen mit einem meist
organischen Lösungsmittel
wie Benzin, Toluol oder Xylol in einem Schnellaufmischer homogen
vermischt. Wenn mehr als ein Elastomer verwendet wird, wird das
Blenden hiervon gleichzeitig im Schnellaufmischer durchgeführt. Die
Reihenfolge der Zugabe der Rohstoffe ist von der Materialkomposition
abhängig.
Das Mischwerkzeug kann mit Rührschaufeln
bzw. Rührmessern
und gegebenenfalls mit einem oder mehreren Hochgeschwindigkeitsmesserköpfen ausgestattet
sein. Durch das Mischen erhält
man eine pastöse
oder krümelige
Masse. Diese wird anschließend
in einem Zweiwalzenkalander gemäß 2 zu Plattenmaterial weiterverarbeitet,
indem die pastöse
oder krümelige
Masse in den Walzenspalt eingebracht und von den typischerweise
mit gleicher Umfangsgeschwindigkeit rotierenden Walzen 6, 7 durch
deren gegenläufige
Drehbewegung eingezogen wird. Hierdurch baut sich das Plattenmaterial
unter Verdampfen des Lösungsmittels
und beginnender Vernetzung des Kautschuks an der Oberfläche der
beheizten Walze 6 in dünnen
Lagen (etwa 0,008 bis 0,02 mm) auf. Diese Lagen werden kontinuierlich
mit jeder weiteren Umdrehung der Walze 6 um eine weitere
Lage aufgebaut. Jede Lage wird unmittelbar nach dem Aufwalzen während der
Umdrehung der Walze 6 getrocknet, vulkanisiert und durch
den Anpreßdruck
zwischen den Walzen 6, 7 verdichtet. Nach Erreichen der
gewünschten
Enddicke der jeweils herzustellenden Schicht und Fertigstellung
aller Schichten des Plattenmaterials werden die Walzen 6, 7 auseinander
gefahren und angehalten, das die Walze 6 umschlingende
Plattenmaterial wird aufgeschnitten und von der Walze 6 abgezogen.
Aus dem so erhaltenen Plattenmaterial können einsatzfähige Flachdichtungen
etwa typischerweise durch Ausstanzen oder Schneiden, Laserschneiden, Hochdruckwasserstrahlschneiden,
oder Sägen
hergestellt werden.
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Beispiel 1: Masse 1 mit ausschließlich einem
R-Kautschuk als Matrix In einem Turbularmischer wurden folgende
Rohstoffe zu einer krümeligen
Masse homogen vermischt.
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- 13-17 Teile R-Kautschuk; hier Nitril-Butadienkautschuk
- 38-45 Teile Kaolin
- 3-8 Teile gefällte
Kieselsäure
- 5-9 Teile para-Aramidfaser
- 25-30 Teile Glasfaser
- 2-3 Teile auf Schwefel basierende Vulkanisationzusätze, bestehend
aus Schwefel, Aktivator, Beschleuniger, Co-Aktivatoren und Verarbeitungshilfsmittel
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Der NBR wurde während des Mischens mit 28-33
Teilen (bezogen auf die Gesamtmenge Trockenstoffe) Toluol in Lösung gebracht.
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Beispiel 2: Masse 2 mit einem Blend
aus R-und M-Kautschuk oder teilhydrierten R-Kautschuken als Matrix
In einem Turbularmischer wurden folgende Rohstoffe zu einer krümeligen
Masse homogen vermischt.
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- 6,5-8,5 Teile R-Kautschuk; Nitril-Butadienkautschuk
- 6,5-8,5 Teile M-Kautschuk oder Kautschuk mit einem Anteil an
Dienen < 7%, hier
teilhydrierter Nitril-Butadienkautschuk (34 ± 1 % ACN, 3-5% Restdoppelbindungen)
- 38-45 Teile Kaolin
- 3-8 Teile gefällte
Kieselsäure
- 5-9 Teile para-Aramidfaser
- 25-30 Teile Glasfaser
- 2-3 Teile auf Schwefel basierende Vulkanisationszusätze, bestehend
aus Schwefel, Schwefelspender, Aktivator, Beschleuniger, Co-Aktivatoren
und Verarbeitungshilfsmittel
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Beide Elastomere wurden während des
Mischens mit 28-33 Teilen (bezogen auf die Gesamtmenge Trockenstoffe)
Toluol in Lösung
gebracht.
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Beispiel 3: Masse 3 mit ausschließlich einem
M-Kautschuk oder einem teilhydrierten R-Kautschuk als Matrix In
einem Turbularmischer wurden folgende Rohstoffe zu einer krümeligen
Masse homogen vermischt.
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- 13-17 Teile M-Kautschuk; oder Kautschuk mit
einem Anteil an Dienen < 7%,
hier teilhydrierter Nitril-Butadienkautschuk (34 ± 1 % ACN,
3-5% Restdoppelbindungen)
- 38-45 Teile Kaolin
- 3-8 Teile gefällte
Kieselsäure
- 5-9 Teile para-Aramidfaser
- 25-30 Teile Glasfaser
- 2-3 Teile auf Schwefel basierende Vulkanisationszusätze, bestehend
aus Schwefel, Schwefelspender, Aktivator, Beschleuniger, Co-Aktivatoren
und Verarbeitungshilfsmittel
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Der HNBR wurde während des Mischens mit 28-33
Teilen (bezogen auf die Gesamtmenge Trockenstoffe) Toluol in Lösung gebracht.
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Beispielhafte Herstellung von Musterplatten
Zur Herstellung von Musterplatten wurde ein Zweiwalzen-Vertikalkalander
gemäß 2 verwendet.
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Die mit Druckwasser beheizte Walze 6 wurde
auf 180± 5°C Oberflächentemperatur
beheizt. Der Umfang der Walze 6 betrug 4060 mm bei einer
Breite von 1560 mm. Die Kühlwalze 7 wurde
mittels Kühlwasser auf
eine Oberflächentemperatur
von 20± 5°C gekühlt. Der
Umfang der Kühlwalze 7 betrug
1585 mm bei einer Breite von 1560 mm. Die Kühlwalze 7 wurde mit
einer Kraft von 90 ± 1
kN an die Walze 6 angepreßt. Gleichzeitig bewegen sich
beide Walzen 6, 7 gegenläufig mit einer Umfangsgeschwindigkeit
(u.a. abhängig
von der Plattendicke) von 30-90 m/min. Während des Drehens der beiden
Walzen 6, 7 wurden die vorbereiteten Massen 10 portionsweise
in den Walzenspalt eingebracht. Die Einwaage aller Massen 10 wurde
derart gewählt, daß nach der
Beendigung des Kalandrierens eine Dichtungsplatte einer Dicke von
2 mm abgezogen werden konnte.
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Jeweils 30 kg Gesamtgewicht der vorbereiteten
Massen 1 bis 3 wurden zu Dichtungsplatten einer Dicke von 2 mm verwalzt,
siehe nachstehende Tabelle:
Im Gegensatz
zu den Musterplatten 1 bis 3 wurden für die Herstellung des Musters
4 sowohl Masse 1 als auch Masse 3 zu einer Platte, bestehend aus
3 Schichten, verarbeitet. Dabei wurde wie folgt vorgegangen. Als
erstes wurden 7,5 kg der Masse 3 unter den selben Prozeßbedingungen
wie bei Muster 1 bis 3 verwalzt, verdichtet und vulkanisiert. Ohne
die Walzen zum Stillstand zu bringen, also im direkten Anschluß, wurde
auf die erste Schicht der Masse 3 15 kg der Masse 1 aufgewalzt,
verdichtet und vulkanisiert. Erneut wurde im direkten Anschluß, ohne
zwischenzeitlich die Walzen zum Stillstand zu bringen, abermals
7,5 kg der Masse 3 aufgewalzt, verdichtet und vulkanisiert. Die
Musterplatte 4 besteht somit aus drei zusammenhängenden Schichten (wie in
1 dargestellt) wobei die
obere und untere Schicht ausschließlich mit HNBR gebunden sind,
und die mittlere Schicht NBR als Matrix verwendet.
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Wichtig und entscheidend an dieser
Stelle ist die Tatsache, daß sich
Musterplatte 3 und Musterplatte 4 in der Gesamtheit aus denselben
Rohstoffen (ausgenommen Vulkanisationsreagenzien) in derselben Menge zusammensetzten,
aber die Elastomere auf Grund der separaten Verarbeitung in heterogenen
Schichten vorliegen. Abhängig
von dem eingesetzten Elastomer können
auch die Vernetztungszusätze
der unterschiedliche Schichten differieren, um für jeden Kautschuk eine optimale
Vulkanisationscharakteristik zu erzielen.
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Um einerseits die Auswirkungen der
verwendeten Elastomere und andererseits den Einfluß der Struktur,
in der die Elastomere vorliegen, auf das Alterungsverhalten der
Dichtungen zu quantifizieren, wurden Hochtemperatur-Sattdampfprüfungen an
den Musterplatten durchgeführt.
Dieser Test eignet sich hervorragend dazu, das Abbauverhalten von
elastomergebundenen Flachdichtungen unter extrem kritischen Bedingungen
zu prüfen,
so daß eine
Differenzierung zwischen verschiedenen Dichtungsmaterialien möglich wird,
da die hohen Temperaturen von 320°C
und das Sattdampfambiente mit einem Druck von 120 bar die Elastomere bei
dieser Prüfung
sowohl thermisch als auch oxidativ enorm belasten.
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Aus den Musterplatten 1 bis 4 wurden
Dichtringe mit den Abmessungen Da= 98 mm,
Di= 58 mm, d=2 mm gestanzt. Diese Proben
wurden in den Prüfstand
mit einer Flächenpressung
von 44 N/mm² in
einem geschlossenen Blindflansch eingespannt. In diesem geschlossenem
Blindflansch befanden sich 10 g demineralisiertes Wasser. Der Blindflansch
wurde auf 320°C
temperiert. Das innen befindliche Wasser ging teilweise in die Gasphase über und
bildete innerhalb des Blindflansches ein Sattdampfambiente. Da der
Blindflansch geschlossen war, stand jener, der Dampfdruckkurve entsprechend,
unter 120 bar Innendruck. Dieser Innendruck wurde in Abhängigkeit
von der Zeit mittels eines Datalogers aufgezeichnet.
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Ein plötzlicher Druckabfall innerhalb
des Blindflansches, verursacht durch den Dampfaustritt entlang von
Rissen oder zerstörtem
Gefüge
der Probe, indiziert ein Versagen der Dichtung auf Grund von Degradation des
Elastomers.
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Die Dauer bis zum plötzlichen
Druckabfall dieses Systems kann als Meßgröße für die Alterungsbeständigkeit
der Dichtung respektive des eingesetzten Elastomers herangezogen
werden.
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Für
die Musterplatten 1 bis 4 ergeben sich Standzeiten von 4, 17, 15
bzw. 30 Tagen und damit entsprechende Verlangsamungen des Alterungsprozeßes. Die
Substitution der Hälfte
von NBR durch HNBR führt
bereits zu einer wesentlichen Standzeitverlängerung, die allerdings trotz
gleicher Rohstoffe und Verfahrensparameter bei der Herstellung nur
halb so lang ist wie bei der Musterplatte 4, die aus heterogenen
Schichten besteht und eine stark erhöhte thermische und oxidative
Beständigkeit
aufweist. Deshalb ist ein aus entsprechenden Schichten bestehendes
Plattenmaterial bevorzugt.
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Als faserförmige Füllstoffe können auch wahlweise eine oder
mehrere der folgenden Fasern eingearbeitet werden: para-Aramidfasern,
Kohlenstoffasern, keramische Fasern, Cellulosefasern ebenso wie
Fasern aus Cellulosederivaten, Baumwollfasern, faserförmige Wollastonite,
Glasfasern, Steinwollfasem oder Polymerfasern etc.
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Als pulverige Füllstoffe können auch wahlweise eine oder
mehrere der folgenden Materialien eingearbeitet werden: Kalziniertes
oder unkalziniertes Kaolin, Schwerspat, Wollastonite, Glimmermehl,
Schiefermehl, Quarzmehl, Ruß,
Graphit, Glasmehl, Calciumcarbonat, Kork, diverse Kieselsäuren, Siliciumcarbid,
Siliciumnitrid, Titanoxid, Bornitrid od.dgl.
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Füllstoffe
können,
soweit möglich
und zweckmäßig, zur
Einstellung bestimmter Eigenschaften oberflächenbehandelt sein, z.B. mit
Silanen, Titanaten, Stanaten etc.
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Als Vernetzungssysteme können auch
wahlweise eine oder mehrere der folgenden Gruppen an Vernetzungschemikalien
eingesetzt werden: Schwefel- Beschleuniger
Systeme, Schwefel-Spender Systeme, Peroxide, energiereiche Strahlung
oder Diamine oder Phosphat- oder Thiophosphatvernetzungssysteme.
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Als Verarbeitungshilfsmittel oder
Zusätze
können
auch wahlweise eine oder mehrere der folgenden Stoffe verwendet
werden: Trennmittel, Mastiziermittel, Stabilisatoren, Antioxidantien,
Haftmittel, organische und anorganische Farben, Treibmittel, Weichmacher
oder Vulkanisationsverzögerer.
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Als Matrixmaterial der R-Kautschuke
ist vorzugsweise eines oder mehrere der folgenden Elastomere einzusetzen:
NR, NBR, SBR, BR, IR oder CR (Abkürzungen gemäß ISO 1629).
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Als Matrixmaterial der M-Kautschuke
bzw. Kautschuke mit einem Gehalt an ungesättigten Doppelbindungen <10% vorzugsweise
in der Hauptkette und insbesondere <7% läßt sich wenigstens eines der
folgenden Elastomere einsetzen: EPDM, EPM, HNBR, ACM, AECM, FKM
oder EAM. Teilhydrierte Kautschuke wie HSBR, HNR, NCR etc. kommen
ebenfalls als Matrixmaterial infrage.
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Als Lösungsmittel können, entsprechend
dem Elastomer, folgende polare oder unpolare Substanzen zum Einsatz
kommen: Benzin, Benzol, Toluol, Xylol, Ethanol, THF, Wasser, Ester,
Ketone oder Dichlormethan.
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Das Plattenmaterial kann auch durch
unabhängiges
Herstellen von Schichten 1 bis 3 und anschließendes Verbinden
der Schichten durch Vulkanisation oder durch aufeinanderfolgendes
Herstellen der Schichten 1 bis 3 in einer beispielsweise
an den Verwendungszweck angepaßten
Form hergestellt werden.