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Gegenstand der Erfindung
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Die Erfindung betrifft eine verstärkt reflektierende Mehrschichtfolie, die als Verkleidung des Bodens und/oder der Seitenwände von Gewächshäusern sowie von Oberflächen beim „Vertical Farming“, als Mulchfolie beim Feldanbau oder/und als Umhüllung von Substraten in Gewächshäusern anzuwenden ist. Diese Mehrschichtfolie reflektiert abhängig von der Farbzusammensetzung und Schichteinordnung 10 % bis 25 % mehr fernrotes Licht (hier 700 - 730 nm) und 20 bis 45 % mehr rotes Licht (580 - 700 nm) als herkömmliche weiße Folie bzw. Silberfolie. Dadurch wird mehr fotosynthetisch wirkungsvolles (Rot) und morphologisch bedeutsames (Fernrot) Licht an die Pflanzen reflektiert als herkömmlich.
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Stand der Technik
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Das rote und fernrote Licht haben eine große Bedeutung für die Fotosynthese und Morphogenese der Pflanzen. Das Verhältnis von Rotlicht zum Fernrotlicht (R:FR) beeinflusst das vegetative Wachstum von Pflanzen, ihre Morphologie und ihr Entwicklungsrhythmus. Bei hohen Mengen von fernrotem Licht verlängern sich die Stämme, Blätter werden breiter, bei manchen Pflanzen setzt die Blüte schneller ein, die Wurzelbildung beim Wurzelgemüse fängt früher an. Hohe Mengen von fernrotem Licht können jedoch die Menge an Chlorophyll, Anthocyanen und Antioxidantien in der Pflanze verringern und zum veränderten Wuchs mit langen schwachen Stängeln führen (Schattenvermeidungssyndrom). Andererseits zeigen mehrere Versuche mit Tomaten, dass die Erhöhung vom Fernrotlichtanteil unter der Pflanzenkrone die Ernte, die Trockensubstanz und den Zuckergehalt erhöht (z. B. JIANG et al. 2017, KIM et al., 2020; GORBACHEVSKAYA et al., 2016).
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Um die Pflanzenentwicklung und die Inhaltstoffgehalte erfolgreich zu steuern, sollen die Anteile an rotem und fernrotem Licht beim Anbau unter Dach zeitlich und mengenmäßig gezielt dosiert werden. Beispielsweise wirkt sich ein kurzer Impuls (von einigen Tagen bis 3 Wochen) eines erhöhten Anteils an Femrot (ca. 15 % mehr) in den ersten Entwicklungsphasen der Tomatenpflanzen positiv auf Knospenbildung, Ertrag und Inhaltstoffe aus (GORBACHEVSKAYA et al., 2016). Bei der Heranreifung der Tomaten-Frucht bewirkt das rote Licht eine frühere Ernte und beeinflusst positiv die Erträge sowie die Inhaltsstoffe, u. a. die Antioxidantien (z. B. AZARI et al., 2010, ZHANG et al., 2020).
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Das zusätzliche rote Licht wird im Gewächshaus meistens durch Einsatz von roten LEDs und LED-Module beigesteuert. Während des Wachstums der Pflanzen werden die Lichtmodule nach Bedarf umgeschaltet, die Anteile an Rot und Femrot werden variiert. Diese in der Praxis eingesetzten Varianten sind allerdings insbesondere in der Anschaffung kostenintensiv. Die vorliegende Erfindung bietet dagegen eine wesentlich preisgünstigere Alternative mit Rotlicht reflektierenden Folien an.
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Farbfolien oder Farbfilter zwischen der Lichtquelle und der Pflanze können auch zur Erhöhung des Rot- oder des Fernrotlichtanteils eingesetzt werden. Ihre Anwendung zeigt sich jedoch als nicht effizient, da dadurch die Beleuchtungsstärke der Lichtquelle schwächer wird.
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In dem Patent
EP 1306403 B1 werden eine transparente Abdeck-Gewächshausfolie und ihr Herstellungsverfahren beschrieben, wobei hohle Mikroglaskugeln in diese Mehrschichtfolie für die Reflexion der Infrarotstrahlung integriert sind. Diese durchsichtige Folie trägt zur Optimierung der Gewächshausbedingungen bei, ohne die für die Pflanzen geeigneten Wellenlängen zur verstärken. Nach ähnlichen Prinzipien wird die Abdeckfolie im Patent
DE 3531878 C2 konzipiert, um Nahinfrarotstrahlung nach außen zu reflektieren. Jede Überdachung führt zur Abschwächung der Solarenergie, weshalb sind Transparenz und hohe Lichttransmission die wichtigsten Zieleigenschaften der o. g. Folien.
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Weitere Lösungen zur Lichtoptimierung im Gewächshaus mit Hilfe von Folien betreffen Überdachungen mit Fotoselektivität und die Umwandlung von Licht einer Farbe in Licht mit längeren Wellenlängen ohne Verluste an fotosynthetisch relevanter Beleuchtungsstärke (z.B.
DE 102004051354 A1 ).
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Auf dem Markt sind längst Additive bekannt, die in der Lage sind, UV-Licht und kurzwelliges Blaulicht in rotes Licht umzuwandeln. Ihr Nachteil ist, dass sie meistens die fotosynthetisch aktive Strahlung (PAR), zu der auch das Blaulicht gehört, verringern.
DE 102004037291 B4 beschreibt jedoch eine Kunststofffolie, die nicht weniger Licht im PAR-Bereich aussendet als es anfällt. Diese für Außenanwendung konzipierte Folie enthält Fluoreszenzpigmente, die UV-Licht aufnehmen, es in blaues Licht umwandeln und dann letzteres an die Pflanzen abgeben. Die Folie ist nicht reflektierend. In
WO 00/24243 A1 wird eine Polymerfolie beschrieben, die Rot und Blau (PAR) emittierende, anorganische Füllstoffe enthält. Letztere basieren auf lichtumwandelnden Yttrium-Europium-Oxisulfiden. Die Folie wird zur Abdeckung von Gewächshäusern und Frühbeeten sowie zur Unterstützung des Pflanzenwachstums eingesetzt. Bei den oben beschriebenen Erfindungen handelt es sich um fotoselektive und fluoreszierende Abdeckfolien ohne Reflexionsfunktion.
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Das Gebrauchsmuster
DE 20319520 U1 beschreibt ein Solargewächshaus mit einer reflektierenden Wandfolie auf der Nordseite. Die Lichtreflexion ist dabei nicht selektiv.
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Bei der Patentrecherche wurde weiterhin keine Kombination von Fluoreszenz und Reflexion für den Innenbereich von Gewächshäusern gefunden.
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Der Bodenbereich des Gewächshauses ist in vielen Fällen unbedeckt, er kann jedoch als Reflexionskörper genutzt werden. Dafür sind Bodenfolien bekannt, die allerdings keine selektive Wirkung auf die Lichtreflexion aufweisen. Bodenfolien erhöhen die Licht- und Wärmereflektion im Pflanzenaufzuchtraum, womit gesunde Wachstumsumgebungen für die Pflanzen geboten werden. Das Licht verteilt sich regelmäßig, und der Ertrag wird gesteigert. Neben den Folien auf dem Boden des Gewächshauses können auch die Mulch- und Unkrautfolien bei Feldkulturen als Reflexionsflächen für das von oben und von den Seiten fallende Licht eingesetzt werden. Bei der vorliegenden Erfindung können neben dem Boden ebenfalls die Seitenwände und Tische im Gewächshaus sowie die Umhüllungen für das Substrat (Steinwolle, Erden) als Reflexionsoberflächen genutzt werden, zumal diese Gegenstände zur üblichen, ortsfesten Ausstattung der Gewächshäuser gehören.
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Die bisherigen Bodenfolien für Gewächshäuser, die zum Ziel der Lichtreflexion eingesetzt werden, sind silberfarben oder weiß. Im Gemüsebau sind silberfarbene oder weiße Folien als Abdeckfolien bekannt, z. B. in
DE 202009015827 U1 werden diese als reflektierende Abdeckung von landwirtschaftlichen Dämmen vorgeschlagen. Die Nutzung einer Silberfolie zur Abdeck- und Reflexionszwecken im Gewächshaus wird auch in
DD 254964 A1 beschrieben, die Folie dazu entsteht durch das Bedampfen von Polyesterfolie mit Aluminiumdämpfen. Schwarzweiße Mulch-Folien zur Steuerung des Pflanzenwachstums werden in
DE 10124053 A1 als mögliche Abdeckung von Spargeldämmen vorgeschlagen. In diesen Folien werden die obere reflektierende Seite weiß und die untere Wärmestrahlung absorbierende Seite schwarz ausgeführt. Eine Schwarzweißfolie aus mindestens zwei weißen Schichten und einer schwarzen Schicht mit Ruß für eine sehr geringe Lichttransparenz wird in
DE 102010007139 A1 als verbesserte Reflexionsfolie u. a. für Schattenmatten im Gewächshaus beschrieben. Die Reflexionsseite in dieser Erfindung ist jedoch nicht auf die Pflanzen gerichtet, und das System dient ausschließlich der Beschattung bzw. Vermeidung von Überbeleuchtung der Pflanzen. In
DE 2313278 C2 wird eine Mehrschichtfolie beschrieben, die Metalle bzw. Aluminiumplättchen zur Lichtreflexion enthält und zur nicht selektiven Reflexion im Gewächshaus angewandt wird.
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EP 000000398243 A 1 beschreibt polymere Mulchfolien für die Landwirtschaft, in die ein Pigment und ein UV-Absorber eingearbeitet sind. Diese Mulchfolien blockieren die Transmission von Rot und Blau, lassen Grün und Fernrot durch und sind somit gut geeignet, das Wachstum von Unkraut unter der Folie zu unterdrücken. In der Patenschrift
DE 112008003361 B4 wird eine mehrschichtige Folie für die Siloabdeckung beschrieben, die die Wellenlängen im sichtbaren Bereich diffus reflektiert. Eine raue Oberfläche wird durch Aufbringen von Pigmenten, Farben, Fasern oder Granulat auf das Kunststoffmaterial der ersten Folie erreicht. Hier ist keine selektive Reflexion anvisiert.
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Die Patentschrift
DE 102012022602 B3 beschreibt eine Reflexionsoberfläche außerhalb des Gewächshauses zur nicht selektiven Lichtreflexion auf die Pflanzfläche. In
US 000010477783 B2 wird ein aufwändiges Spiegelsystem zur Lichtreflexion innerhalb des Gewächshauses beschrieben. Beide Systeme erfordern viel Platz und benötigen regelmäßige Wartung.
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Bei der Recherche wurde keine Patentschrift zu Kunststoffen zur verstärkten Reflexion von Licht mit den für die Photosynthese und Morphogenese relevanten Wellenlängen (600-730 nm) gefunden, welche die Erzielung der verstärkten Lichtabgabe über die geeignete Auswahl der Kristallinität des Polymers sowie über die Schichteinordnung und-dicke einer Mehrschichtfolie und die Anwendung von Fluoreszenz und Pigmentfarben offenbart.
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Beschreibung der Erfindung und ihrer Vorteile
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Die Erfindung betrifft eine neuartige Folie, die insbesondere durch Lichtreflexion ein für die Pflanzenentwicklung verbessertes, vor allem mit dem Rotanteil angereichertes Spektrum in Foliennähe (bis 50 cm) erzeugt. Bei der Erfindung entsteht die Lichtreflexion in dem anvisierten Bereich sowohl auf den Schichtgrenzen von durchsichtigen Farbschichten und einer reflektierenden Aluminiumschicht als auch auf Grund der regulierten Kristallinität der Polymere (Polyethylen, Polypropylen, Poly Lactid Acid, u.a.) sowie durch die Reflexion von zugesetzten Pigmenten (z. B. Titandioxid). Zusätzlich können fluoreszierende Tagesleuchtfarben in die Folie eingebracht werden. Diese wandeln das kürzerwellige Licht in das längerwellige Licht (Rot) um, und die gesamte Ausbeute an abgegebenem Rotlicht und Fernrotlicht wird erhöht. Die Folien können nach Bedarf perforiert oder ihre Oberfläche kann zur höheren Reflexion strukturiert werden (z. B. mit prismatischen Strukturen). Die Folie kann auf dem Boden, auf den Wänden, Tischen und anderen Oberflächen im Gewächshaus dauerhaft montiert werden. Die Fertigsubstrate für das Gewächshaus wie Steinwolle können mit der neuen Folie umhüllt werden, analog dem herkömmlichen Umhüllen mit weißer Folie.
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Erfindungsgemäß kann die Pflanzenhöhe als Bezugsparameter zur Dosierung der Anteile an rotem und fernrotem Licht für die optimale Pflanzenentwicklung genutzt werden. Der Fernrot-Impuls zur Blütebildung wird in den ersten Entwicklungsphasen der Pflanze durch die Nähe zur Folienoberfläche gegeben. Mit zunehmender Pflanzenhöhe und Entfernung von der Folienoberfläche wird die unmittelbare Wirkung der Folie auf die Blätter schwächer, und das rote Licht, welches bei den Blättern und Blüten ankommt, wird diffuser. Dadurch kann die negative Wirkung eines großen Anteils an Fernrot (R:FR>2:1) vermieden werden. Bei wachsenden Gewächshaustomaten wird der Stängel regelmäßig nach unten gebeugt, um die Höhe der Pflanze zu reduzieren. Dadurch kann der Abstand zwischen der Folienoberfläche und den reifenden Tomatenrispen auch bei hochwüchsigen Tomaten reduziert werden und immer noch für die Wirkung der reflektierenden Folien relevant bleiben (unter 50 cm). Die Folie kann während der gesamten Vegetationsperiode genutzt werden: am Anfang, wenn die Pflanzen noch klein sind, für die Stimulation einer früheren Fruchtbildung, und danach zur Steigerung des Ertrages und der Antioxidantien-Gehalte. Die Folie ist eine preisgünstigere Variante gegenüber der LED-Beleuchtung.
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Die Erfindung wird in Form einer Zwei- bis Vierschichtfolie an Hand der 1 bis 3 näher erläutert.
- 1: Dreischichtige Folie mit einer totalreflektierenden Unterschicht, erstellt in einem Coextrusionsverfahren. Zum Farbmasterbatch für die untere Schicht gehören Aluflakes. Die Figur zeigt die mehrschichtige coextrudierte Folie und die Wirkungsweise ihrer einzelnen Schichten. Die obere Schicht (1) hat eine hellrote, transluzente Färbung, nimmt das einfallende Licht (4) auf, wandelt einen Teil der kurzwelligen Einstrahlung (vorwiegend blau und UV) in das längerwellige um, fluoresziert und reflektiert das rote Licht zurück und lässt einen Teil des Lichts durch. Hier sind bei jeder Folienschicht das absorbierte Licht mit 5, reflektierte mit 6 und durchgelassene mit 7 gekennzeichnet. Das absorbierte Licht geht für die Pflanzen verloren, während ein Teil des Lichts von der Oberfläche der ersten Folie reflektiert und ein weiterer Teil in die unteren Schichten geleitet wird. Die mittlere Schicht (2) hat die gleiche oder eine abweichende rote Färbung, nimmt das transmittierte Licht von der Schicht 1 auf, wandelt einen weiteren Teil des Lichts in längerwelliges Licht um, fluoresziert, gibt das Licht zurück und transmittiert das restliche Licht zur „total reflektierenden Schicht“ (3). Das restliche Licht wird von der Schicht 3 zurück reflektiert. Die Schichten 1 und 2 sind transluzent. Um die Lichtabsorption möglichst gering zu halten, beträgt der Anteil des Farbmasterbatches am Gesamtgranulat pro Polymerschicht bevorzugt bis zu 10 Gew.-% . Durch die gezielte Färbung sowie angepasste Farbkonzentration (vorzugsweise von 2 bis 10 Gew.-% Farbpigment im Gesamtgranulat) kann die Lichtreflexion in bestimmten Wellenlängenbereichen gut gesteuert werden. Die Abstimmung von Farben in den Schichten 1 und 2 hilft dabei, dass die Folie nach dem Prinzip einer „Lichtsammelfalle“ oder „Lichtsammeltrichters“, analog zu pflanzlichen Fotosystemen, funktioniert, so dass das Licht einer breiten Spannweite an roten Wellenlängen effektiv gesammelt wird. Die Folie auf der 1 besteht nur aus Polymerschichten. Die „total reflektierende“ Schicht mit Aluflakes ist matt, dadurch wird diffuses Licht reflektiert, um eine homogene Lichtverteilung zu ermöglichen.
- 2: Drei- bis vierschichtige Folie mit einer totalreflektierenden Aluminium-Unterschicht, hergestellt in einem Coextrusionsverfahren mit anschließender Kaschierung. Die Figur zeigt also eine alternative Folienzusammensetzung mit zwei- bis dreischichtiger Farbfolie und eine darunter kaschierte Aluminiumschicht (8). Die Kaschierung erfolgt mit einem farblosen Kleber (9). Diese Folie hat verbessere Reflexionseigenschaften und reflektiert mehr direktes Licht.
- 3: Zweischichtige Folie mit einer totalreflektierenden Aluminium-Unterschicht, hergestellt in einem Extrusionsverfahren mit anschließender Kaschierung. Das Reflexionsspektrum der dargestellten Folie hat einen engeren Bereich, da nur eine Farbschicht vorhanden ist. Diese Folie ist nur für bestimmte Kulturen geeignet, insbesondere für Tomate und Paprika. Unter 10 sind die Kristalle im Polymer gezeigt, die die Reflexion im bestimmten Wellenlängenbereich steigern.
Möglichkeiten zur Anwendung der Folie werden anhand der 4 bis 7 näher erläutert.
- 4 zeigt die Anwendung der Folie als Boden- oder Wandfolie im Gewächshaus. In einem Gewächshausversuch über 6 Monate (April-September) mit Cocktailtomatenpflanzen, mit nicht determiniertem Wachstum und ohne künstliche Beleuchtung, wurde eine Erhöhung des Tomatenertrags unter Nutzung der innovativen Folie um 17 % gegenüber dem Ertrag bei Anwendung von vergleichbaren Silberfolien erreicht.
- 5 zeigt die Anwendung der Folie als Ersatz der herkömmlich weißen Umhüllung für Steinwolle. Unter 11 sind die Löcher für die Pflanzen zu sehen.
- 6 zeigt die Anwendung der Folie als Substratumhüllung für eine Hobbypflanzung. In der Folie sind nach Belieben die Löcher für die Pflanzen (11) zu schneiden.
- 7 zeigt ein Beispiel für die Anwendung der Folie als Teil der Halteeinrichtung beim so genannten „Vertikal Farming“. Die Pflanzlöcher oder Schlitze sind unter 11 gezeigt.
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Die erfindungsgemäße Folie verursacht eine nachweisliche Kulturverjüngung von mindestens 1 Woche und eine Ertragssteigerung bei Tomaten, Paprika und anderem Fruchtgemüse von mindestens 15 % im Vergleich mit weißen und silbernen Folien. Die Wurzelbildung bei Wurzelgemüse (Karotte, Kohlrabi, Rote Rübe, Speiserübe, Steckrübe und anderem) sowie die Beerenbildung bei Erdbeere und Himbeere fängt ebenfalls mindestens eine Woche früher als herkömmlich und eine Ertragserhöhung von mindestens 15 % gegenüber der herkömmlichen Mulchfolie bzw. weißen oder silbernen Gewächshausfolie wird erreicht. Die Einrichtung wirkt steigend auf die Zucker- (Saccharose, Fructose, Glucose) und Antioxidantiengehalte (z. B. Vitamin C, Lycopin, Anthocyanine, Betalaine, Glucosinolate, Vitamin B) bei Tomate, Paprika, Karotten, Kohlrabi, Blattsenf und anderen Gemüsearten sowie Beeren, die diese Stoffe in der Frucht und im Blatt beinhalten, und somit positiv auf Geschmack, Aroma, gesundheitliche Wirkung und Nährwert. Die Folienfarbe wirkt negativ auf den Schädlingsbefall durch eine stärkere Fernrotreflexion.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Obere Folienschicht
- 2
- Mittlere Schicht/Schichten
- 3
- sog. „Total reflektierende Schicht“: Folie mit Aluminiumflakes
- 4
- das fallende Licht
- 5
- das absorbierte Licht
- 6
- das reflektierte Licht
- 7
- das durchgelassene Licht
- 8
- Aluminiumschicht
- 9
- Kleber
- 10
- Polymerkristalle
- 11
- Pflanzlöcher
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Beispiel 1
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Im Gewächshausversuch über 6 Monate (April-September) wurde eine dreischichtige Coextrusionsfolie mit einer Kaschierung mit Aluminiumfolie eingesetzt (2). Der durchsichtige Teil bestand aus zwei Folien gleicher Farbe mit 5 Gew.-%-Farbanteil und einer Folie anderer Farbe mit 10 Gew.-%-Farbanteil dazwischen. Die Farbe der Gesamtfolie befand sich im LAB-Farbraum von (72-82; 25-30; 7-10). In Farbmasterbatches der Folien befanden sich Tagesleuchtfarben mit einem Anteil von 30 Gew.-%. Kultiviert wurden Cocktailtomatenpflanzen der Sorte ,Phylovita mit nicht determiniertem Wachstum. Die Kultivierung erfolgte ohne künstliche Beleuchtung. Der Boden des Gewächshauses im Bereich des Versuchs, die Wände bis 5 m Höhe und die Steinwollblöcke wurden mit der Folie umhüllt. Als Kontrolle diente eine konventionelle Silberfolie (80 bis 85; -1 bis 1; -1 bis 2). Lab-Farbraum ermittelt mit einem Konica-Minola Chromameter CR-200.
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Es wurde eine signifikante Steigerung der Pflanzenhöhe, der Anzahl an Tomatenrispen und der Blüten sowie eine tendenzielle Erhöhung des Tomatenertrags unter Nutzung der innovativen Folie um 17 %, gegenüber dem Ertrag bei der Silberfolie, dokumentiert. Der Geschmack sowie das Aroma der unter Nutzung der neuen Folie kultivierten Tomaten wurden von im Versuch unbeteiligten Personen als signifikant angenehmer als herkömmlich eingestuft. In diesem Versuch sowie im Versuch mit gleicher Folie an der Universität Bonn mit Paprika (nur Umhüllung der als Substrat eingesetzten Steinwolle mit der o. g. Folie) wurde eine Kulturverjüngung um eine Woche gegenüber der herkömmlichen Folie erreicht.
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Beispiel 2
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Die Kultivierung von Zwergtomaten der Sorte ,MicroTom' erfolgte am Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte an der Humboldt-Universität zu Berlin (IASP) in weißen Boxen unter Gewächshauslampen, mit einem sonnenähnlichen Lichtspektrum (30 % Rot), bei einer durchschnittlichen Beleuchtungsstärke von 3000 1x an der Frucht, unter Nutzung einer dreischichtigen Coextrusionsfolie mit folgenden Schichten (1):
- - Obere Schicht - Polyethylen Folie mit 30 µm Dicke und mit einem Farbanteil von 5 % im Foliengranulat
- - Mittlere Schicht - Polyethylen Folie 30 mit µm Dicke und mit einem Farbanteil von 10 % im Foliengranulat
- - Untere Schicht - Polyethylen Folie mit 30 µm Dicke und mit einem Aluminium Flakes enthaltenden Farbmasterbatch. Das Farbmasterbatch hat einen Anteil von 8 % im Foliengranulat.
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Die Gesamtfolie hatte die Farbe im Lab-Raum (62 bis 65; 20 bis 25; -5 bis 13), ermittelt mit einem Konica-Minola Chromameter CR-200.
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Die Folie wurde auf dem Boden der Box und auf den Steinwollblöcken mit Tomaten platziert. Als Kontrolle wurde konventionelle weiße Gewächshausfolie eingesetzt. Im Versuch wurden eine dreifache Steigerung der Konzentration an Vitamin C in den Tomaten auf der neuen Folie (350 mg/kg gegenüber 110 mg/kg) und eine um 70 % reduzierte Häufigkeit des Befalls mit Weißer Fliege und Roter Spinne als in der Kontrolle erreicht.
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Beispiel 3
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Die Versuche mit Zwergtomaten „Micro Tom“ in weißen Boxen unter Gewächshauslampen mit einem sonnenähnlichen Lichtspektrum, bei einer Beleuchtungsstärke an der Frucht von durchschnittlich 3600 1x, erfolgten unter Nutzung von zwei Arten zweischichtiger Folien ( 3) mit folgenden Schichten:
- Auf dem Substratblock (Dunkelrot):
- - Obere Schicht - Polyethylen Folie mit 30 µm Dicke und mit einem Farbanteil von 10 % im Foliengranulat
- - Untere Schicht - herkömmliche Aluminiumfolie für Gewächshäuser. Die Folie hatte die Farbe im Lab-Raum (77 bis 81; 30 bis 32; -5 bis -4).
Auf dem Boden der Box (Hellrot):
- - Obere Schicht - Polyethylen Folie mit 30 µm Dicke und mit einem Farbanteil von 5 % im Foliengranulat
- - Untere Schicht - herkömmliche Aluminiumfolie für Gewächshäuser. Die Folie hatte die Farbe im Lab-Raum (83 bis 85; 27 bis 33; 15 bis 19). Der Farbraum wurde ermittelt mit einem Konica-Minola Chromameter CR-200.
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Als Kontrolle wurde konventionelle weiße Gewächshausfolie eingesetzt. Die Folien führten zu durchschnittlich 75 % höherer Beleuchtungsstärke von Rot (580-700 nm) und 29 % von Femrot (700-730 nm) in der Fruchtnähe im Vergleich zu konventionellen weißen Folien. Die Zwergtomaten brachten dadurch 15 % mehr Ertrag und produzierten 10 % mehr Lycopin und 15 % mehr Vitamin C. In diesen Versuchen wurde eine Kulturverjüngung um mindestens eine Woche erreicht.
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Zitierte Patentliteratur
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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AZARI, R., TADMOR, Y., MEIR, A., REUVENI, M., EVENOR, D., NAHON, S., SHLOMO, H., CHEN, L., LEVIN, I. (2010): Light signaling genes and their manipulation towards modulation of phytonutrient content in tomato. Biotechnology Advances 28: 108-118.
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GORBACHEVSKAYA, O., VOGEL, K., KAPPIS, C., SCHREITER, H. (2016b): Hell- und dunkelrotes sowie fernrotes Licht in der Kultur der Tomate. Journal für Kulturpflanzen 68 (10), S. 295-305.
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ZHANG, J., ZHANG, Y., SONG, S., SU, W., HAO, Y., LIU, H. (2020): Supplementary Red light results in the earlier ripening of tomato fruit depending on ethylene production. Environmental and Experimental Botany: 175: Article 104044.
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JIANG, C., JOHKAN, M., HOHJO, M., TSUKAGOSHI, S., EBIHARA, M., NAKAMINAMI, A., MARUO, T. (2017): Photosynthesis, plant growth, and fruit production of single-truss tomato improves with supplemental lighting provided from underneath or within the inner canopy. Scientia Horticulturae 222: 221-229.
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KIM, H., YANG, T., CHOI, S., WANG, Y.-J., LIN, W.-M., LICEAGA, A. M. (2020): Supplemental intracanopy far-red radiation to red LED light improves fruit quality attributes of greenhouse tomatoes. Scientia Horticulturae: Article 108985.
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Es folgen vier Blätter mit Zeichnungen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 1306403 B1 [0006, 0026]
- DE 3531878 C2 [0006, 0026]
- DE 102004051354 A1 [0007, 0026]
- DE 102004037291 B4 [0008, 0026]
- WO 0024243 A1 [0008]
- DE 20319520 U1 [0009, 0026]
- DE 202009015827 U1 [0012, 0026]
- DD 254964 A1 [0012, 0026]
- DE 10124053 A1 [0012, 0026]
- DE 102010007139 A1 [0012, 0026]
- DE 2313278 C2 [0012, 0026]
- EP 000000398243 A [0013]
- DE 112008003361 B4 [0013, 0026]
- DE 102012022602 B3 [0014, 0026]
- US 000010477783 B2 [0014, 0026]
- WO 2009/095310 A1 [0026]
- EP 000000398243 A1 [0026]
- DE 63921964 T2 [0026]
- WO 2002/24243 A1 [0026]