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(Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern in dieser Beschreibung die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.)
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Das Gebrauchsmuster bezieht sich auf die Überwachung/Kontrolle der Ankerphase und des Lösemomentes (Auslösen des Schusses durch ein Klickersignal) bei einem olympischen Recurvebogen (nach „Teil 6 - Regeln für das Bogenschießen“ der Sportordnung des Deutschen Schützenbundes, sowie des Regelwerkes der WA „World Archery“). Die Beschreibung trifft für Links- und Rechtshandschützen gleichermaßen zu. Das Mess-System ist nur zu Trainingszwecken erlaubt.
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Mit der Ankerphase wird die Stabilitätsphase kurz vor dem Lösen des Schusses beschrieben.
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Geübt und kontrolliert werden soll das gleichmäßige Ziehen bis in die Ankerphase, das verharren darin und das Lösen des Schusses beim Durchzug durch den Klicker (Auszugskontrolle, im Folgenden Klickerschwelle genannt).
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Die bekannten Vorgehensweisen:
- Bisherige Methoden zur Überwachung der Anker-/Lösephase (im Moment kurz vor und nach dem Lösen des Schusses) sind:
- - das genaue Hinschauen des Trainers (durch Beobachtung)
- - ein Aufbau mit Hochgeschwindigkeits-Kamera neben dem Schützen mit anschließender Auswertung der Aufnahme an einem Monitor.
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Das im Schutzanspruch 1 aufgeführte Mess-System ermöglicht eine sehr genaue, wiederholbare und automatisierte Messung dieses Vorgangs.
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Durch diese Messung sind Trainer und Schütze in der Lage das Auszugsverhalten anhand einer Messkurve dauerhaft zu dokumentieren und nachzuvollziehen. Durch Wiederholung des Schusses wird die Messkurve des vorherigen Durchganges überlagert und es können damit Schüsse verglichen und die Gleichmäßigkeit des Vorganges kontrolliert werden.
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Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zu Grunde, die bisherige Überwachung der Anker-/Lösephase durch eine automatische Aufzeichnung abzulösen, diese visuell und/oder akustisch darzustellen und als individuelle Trainingshilfe nutzbar zu machen.
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Über eine mechanische Kopplung von Mess-Modul (2) mit der Bogensehne (18) wird die Bewegung im Anker-/Lösemoment gemessen, gespeichert und ausgewertet. Das Mess-Modul (2) wird über den am Bogen befindlichen Button (7) an das Bogen-Mittelteil (1) angeschraubt. Dadurch ändert sich die Buttoneinstellung. Diese muss ggf. geprüft und nachjustiert werden.
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Der Schütze kann, wie gewohnt, mit aufgelegten Pfeil (17) schießen. Über die 3-teilige Kopplung Mess-Modul/Kopplungsfaden/Bogensehne (14-16), wird die Auszugslänge im letzten Bereich (vor und nach der Klickerschwelle), über einen Wege-Sensor (4) (Schiebepotentiometer), im Mess-Modul (2) aufgezeichnet. Der Sensorwert wird durch eine Mess-Elektronik (3) erfasst. Durch die Elektronik ist eine Wegauflösung unter 0.05mm erreichbar. Die Steuerung erfolgt über eine Firmware, welche auf einem Micro Controller auf der Mess-Elektronik (3) abläuft. Die Sensor-Daten werden erfasst und je nach eingestellten Modus in einem internen (nichtflüchtigen) Speicher gehalten, über ein im Mess-Modul integriertes Display (13) angezeigt und/oder für ein akustisches Warnsignal genutzt.
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Über ein Bluetooth-, oder WLAN-Modul (10) können die Daten an eine externe Applikation übertragen, dort weiterverarbeitet und in Echtzeit als Messkurve dargestellt werden.
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Ein Simulations-Modus ermöglicht das Schießen ohne Pfeil. Dieser Modus wird sinnvollerweise mit einer (im Bogenhandel erwerbbaren) sogenannten Shot-Trainer-Manschette ausgeübt (hierbei wird die Sehne über eine Verbindung mit dem Ellbogen nach Lösen des Schusses zurückgehalten, um eine Überlastung des Bogens durch Leerschüsse zu vermeiden). In diesem Simulations-Modus kann eine Warnschwelle kurz vor dem Klicker eingestellt werden, um den Eintritt in die Ankerphase zu signalisieren. Beim Überschreiten dieser Warnschwelle wird ein Warngeräusch über Lautsprecher (8) ausgegeben. Beim Überschreiten der Klickerschwelle (Pfeildurchgang beim realen Schießen), ertönt ein simuliertes Klickergeräusch. Zusätzlich wird der Abstand zum Klicker auf einem Display (13) (in mm) dargestellt. Als Information für den Schützen wird nach Ausführung des Schusses die Haltezeit zwischen Warngrenze und Klickerschwelle auf dem Display ausgegeben. Dies entspricht der Zeit in der Anker-Phase, bis zum Lösen des Schusses.
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Die mechanische Verbindung zwischen Mess-Modul (2) und Bogensehne (18) wird mittels eines Kopplungsfadens (14) hergestellt. Dieser verbindet den Wege-Sensor (4), über eine einstellbare Fadenlänge/Klemme (15), mit einer Klemme (16) an der Bogensehne (18). Für beide Klemmen werden sogenannte Planen-/Zelt-Klemmen genutzt. Um Reibungsverluste zu minimieren, wird der Faden über eine kugelgelagerte Umlenkrolle (5) an den Wege-Sensor (4) in der Mess-Elektronik (3) geführt.
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Der Wege-Sensor (4) wird nur in den letzten ca. 30mm des Vollauszuges aktiv, d.h. der Kopplungsfaden (14) spannt sich erst kurz bevor der Schütze im Vollauszug steht. Nach Lösen des Schusses wird der Wege-Sensor (4) über eine Rückstellfeder (6) in seine Ausgangsstellung gezogen.
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Das System wird einmalig kalibriert, indem die Länge des Kopplungsfadens (14) auf die Pfeillänge (17) des Schützen eingestellt wird. Wenn der Schütze im Vollauszug steht, sollte der Wege-Sensor (4) in seinem mittleren aktiven Bereich stehen. Dies ist über den einstellbaren Kopplungsfaden (15) individuell an den Schützen anpassbar.
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Die Befestigung des Kopplungsfadens (14) an die Bogensehne (18) befindet sich idealerweise unterhalb des Nockpunktes (22) und der Zughand (23) des Schützen, da die Befestigung dort am wenigsten stört und einem parallelen Verlauf zum Pfeil möglichst nahe kommt ( ).
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Das Mess-Modul (2) beinhaltet folgende Komponenten:
- - eine Mess-Elektronik (3) mit Micro-Controller und Firmware zur Steuerung der Abläufe, sowie einem nichtflüchtigen Speicher zur Aufnahme der Sensorwerte und einem Batteriepack (9) für den kabellosen Betrieb.
- - ein Bluetooth- oder WLAN-Modul (10) zur Übertragung der Sensordaten an eine externe Applikation.
- - ein Display (13) zur Einstellung der Trainingsmodi und Anzeige der Sensor-Daten.
- - ein Wege-Sensor (4) mit Rückstellfeder (6) und Umlenkrolle (5).
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Das Mess-Modul (2) bietet folgende Möglichkeiten:
- - akustische Warnschwellen können eingestellt und akustisch ausgegeben werden.
- - der Modus und Entfernungswert kann auf einem integrierten Display (13) angezeigt werden.
- - Messdaten können über eine Bluetooth- oder WLAN-Schnittstelle an eine externe Applikation übertragen werden, wo sich der Trainer die Daten in Echtzeit anschauen kann.
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Das Mess-System eignet sich auch für ein „Trockentraining“ ohne Pfeil, da die Auszugslänge über den Kopplungsfaden (14) genau einstellbar ist und das Klickergeräusch akustisch simuliert werden kann (sinnvollerweise in Verbindung mit einem sogenannten Shot-Trainer (siehe oben)).
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Ablauf des ersten Schusses (und weiterer Schüsse) mit dem Mess-System:
- - Die Länge eines Pfeiles (17) wird gemessen
- - Anhand der Pfeillänge, wird die Kopplungsfadenlänge (14) mit einer Klemme (15) auf die richtige Länge eingestellt. Zum Einklemmen des Fadens auf die richtige Länge wird eine sogenannte Planen-/Zeltklemme genutzt.
- - Die mechanische Kopplung zwischen Bogen und Sehne wird hergestellt. D.h. die Klemme (16) wird unter der Zughand (23) an die Bogensehne (18) geklemmt. Genutzt wird auch hier sogenannte Planen-/Zeltklemme.
- - Der Schütze legt einen Pfeil (17) auf und spannt den Bogen.
- - Kurz vor Erreichen der Klickerschwelle spannt sich der Kopplungsfaden (14) und der Wege-Sensor (4) (Schiebepotentiometer) wird aktiviert.
- - Je nach Modus wird der Auszugswert im integrierten Display (13) des Mess-Moduls angezeigt oder per Bluetooth/WLAN an eine externe Applikation übertragen.
- - Bei Erreichen des maximalen Pfeilauszuges durch den Schützen wird (je nach Modus) ein Klickergeräusch ausgelöst.
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Der Moment des maximalen Pfeilauszuges (Klickerschwelle) muss dem Mess-System einmalig über einen Taster bekanntgegeben werden (Kalibrierung).
- - Die während des Durchganges aufgezeichnete Kurve befindet sich im Speicher des Mess-Moduls (2) und kann jederzeit abgefragt werden.
- - Bei Verwendung einer externen Applikation kann der Schütze sich den Verlauf graphisch darstellen lassen.
- - Weitere Schüsse sind ohne weitere Voreinstellungen möglich und werden, bei Verwendung der externen Applikation, graphisch mit den vorhergehenden Schüssen überlagert angezeigt oder es wird die Entfernung auf dem integrierten Display dargestellt.
- - Bei Nichtnutzung des Mess-Moduls (2) geht dieses nach einer kurzen Zeit in einen Sleep-Modus, um Energie zu sparen.
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Durch einen weiteren Schuss wird das Mess-Modul (2) automatisch „aufgeweckt“.
- - Über einen Modus-Taster (12) kann das Mess-Modul (2) konfiguriert werden (Firmware abhängig).
- - Über einen Schalter (11) kann das Mess-Modul (2) an-/und ausgeschaltet werden.
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Figurenliste
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- olympischer Recurve-Bogen (Linkshand Mittelteil) im ausgezogenen Zustand mit Mess-System
- olympischer Recurve-Bogen (Rechtshand Mittelteil) mit Mess-System
- Klicker und Pfeilauflage eines olympischen Recurvebogens (Rechtshand Mittelteil)
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- (1)
- Bogen-Mittelteil
- (2)
- Mess-Modul
- (3)
- Mess-Elektronik
- (4)
- Wege-Sensor
- (5)
- Umlenkrolle
- (6)
- Rückstellfeder
- (7)
- Button
- (8)
- Lautsprecher
- (9)
- Batterie
- (10)
- Bluetooth-, oder WLAN-Modul
- (11)
- Ein/Aus Schalter
- (12)
- Modus-Taster
- (13)
- Display
- (14)
- Kopplungsfaden
- (15)
- Klemme (Planen-/Zelt-Klemme) zur Fadenlängeneinstellung
- (16)
- Klemme (Planen-/Zelt-Klemme) zur Kopplung mit der Bogensehne
- (17)
- Pfeil
- (18)
- Bogensehne
- (19)
- Klicker
- (20)
- Pfeilauflage
- (21)
- Button-Gewindebohrung
- (22)
- Nockpunkt
- (23)
- Zughand
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Die Positionen 1; 7; 17 - 22 sind Bestandteile des Recurvebogens und gehören nicht zu dem vom mir entwickelten Mess-Systems.