DE202020105779U1

DE202020105779U1 - Dekorteil

Info

Publication number: DE202020105779U1
Application number: DE202020105779.0U
Authority: DE
Original assignee: Joysonquin Automotive Systems GmbH
Current assignee: Joysonquin Automotive Systems GmbH
Priority date: 2020-06-15
Filing date: 2020-10-08
Publication date: 2021-06-16
Anticipated expiration: 2030-10-09
Also published as: DE102020207380A1; US20210387581A1; CN113799533A

Abstract

Dekorteil, welches eine Sichtseite mit einer Dekorschicht und eine Montageseite mit einer Trägerschicht aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass die Dekorschicht auf der Sichtseite mit einer gehärteten Polysilazan-haltigen Deckschicht beschichtet ist.

Description

Die Erfindung betrifft ein Dekorteil, insbesondere ein Dekorteil für einen Fahrzeuginnenraum, welches eine Sichtseite mit einer Dekorschicht und eine Montageseite mit einer Trägerschicht aufweist.
Dekorteile, wie sie insbesondere in Innenräumen von Kraftfahrzeugen eingesetzt werden, müssen hohen Anforderungen an ihre optische und haptische Qualität sowie auch an Maßhaltigkeit und Beständigkeit gegen Umwelteinflüsse genügen. Zu diesem Zweck kommt verbreitet eine Bauweise zum Einsatz, bei der eine Dekorschicht, welche das optische Erscheinungsbild prägt, auf der Sichtseite des Dekorteils mit einer schützenden transparenten Deckschicht versehen ist. Auf der gegenüberliegenden Montageseite ist ein Träger bzw. eine Trägerschicht angeordnet, die dem Dekorteil die erforderliche Formstabilität verleiht und für die Befestigung des Dekorteils vorgesehen ist.
Eine transparente Deckschicht mit hoher Oberflächenqualität kann beispielsweise aus Polyester- oder Polyurethan-Dickschichtlack hergestellt werden. Allerdings erfordert die Lackierung zahlreiche manuelle Nacharbeiten, was arbeits- und kostenintensiv ist. Außerdem neigt die Klarlackierung unter Einfluss von Licht und Temperatur zum Vergilben, was das optische Erscheinungsbild des Dekorteiles im Laufe der Zeit verschlechtert. Schrumpfungsprozesse können dazu führen, dass sich die nicht glatte Oberfläche einer strukturierten Dekorschicht nach und nach auf der Oberfläche der transparenten Deckschicht in unerwünschter Weise abbildet.
Zur Vermeidung der vorgenannten Nachteile sind Dekorbauteile und entsprechende Herstellverfahren bekannt geworden, bei denen die transparente Deckschicht in Form eines transparenten Kunststoffs auf die Dekorschicht in einer Spritzgießform aufgespritzt wird. Der Nacharbeitsaufwand ist hierbei verringert. Die Qualität der sichtseitigen Oberfläche bleibt bei geeigneter Materialauswahl über einen längeren Zeitraum erhalten, da das spritzgegossene Kunststoffmaterial unempfindlicher gegen äußere Einflüsse ist.
Eine Weiterentwicklung dieses Verfahrens ist in EP 2 298 528 A1 offenbart. Hier wird die Dekorschicht auf ihrer der Sichtseite zugewandten Seite mit einer transparenten Folie und auf ihrer der Montageseite zugewandten Seite mit einer Sperrschicht kaschiert. Die kaschierte Dekorschicht wird zu einem Vorformling umgeformt, der anschließend zur Bildung der Deckschicht mit einem transparenten Kunststoff überspritzt und zur Bildung des Trägers mit einem tragenden Kunststoff hinterspritzt wird. Es entsteht ein Dekorteil, bei dem zwischen der Deckschicht und der Dekorschicht eine transparente Folie angeordnet ist und bei dem zwischen dem Träger und der Dekorschicht eine Sperrschicht angeordnet ist. Die transparente Folie ist beispielsweise aus einem thermoplastischen Kunststoff, insbesondere aus Polycarbonat (PC), Polymethylmethacrylat (PMMA), Polyvinylbutyral (PVB), thermoplastischem Polyurethan (TPU), oder aus einem Verbund dieser Materialen gebildet. Die Deckschicht ist aus einem spritzgießfähigen Kunststoff, insbesondere aus Polymethylmethacrylat (PMMA) gebildet.
Ein weiteres Beispiel für ein Dekorteil wird in der EP 2 842 742 A1 offenbart. Das dort offenbarte Dektorteil umfasst eine direkt auf einem Träger aufgebrachte Deckschicht, wobei die Deckschicht aus Polyurethan oder Polyurea und der der Träger aus einem Gemisch aus mindestens einem Thermoplasten und mindestens einem thermoplastischen Elastomer auf Urethanbasis besteht.
Ein weiteres Beispiel für ein Dekorteil wird in der DE 199 14 092 A1 offenbart. Das dort offenbarte Dekorteil weist eine Dekorschicht und eine damit verbundene spritzgegossene Trägerschicht auf.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein neues Dekorteil für einen Fahrzeuginnenraum bereit zu stellen. Das Dekorteil soll eine hohe mechanische Beständigkeit, insbesondere eine hohe Kratzfestigkeit und Abriebbeständigkeit aufweisen. Außerdem soll das Dekorteil gegenüber äußeren Einflüssen, wie beispielsweise mechanischer Beeinflussung oder UV-Strahlung, dauerhaft beständig sein und auch die Verwendung an sich empfindlicher Dekorschichten ermöglichen.
Diese Aufgabe wird durch ein Dekorteil gelöst, welches eine Sichtseite mit einer Dekorschicht und eine Montageseite mit einer Trägerschicht aufweist, wobei die Dekorschicht auf der Sichtseite mit einer gehärteten Polysilazan-haltigen Deckschicht beschichtet ist. Das Dekorteil ist insbesondere erhältlich durch ein Verfahren zur Herstellung eines Dekorteils, welches eine Sichtseite mit einer Dekorschicht und eine Montageseite mit einer Trägerschicht aufweist, wobei auf die Sichtseite der Dekorschicht unter Bildung einer Deckschicht eine Polysilazan-haltige Zusammensetzung aufgetragen und anschließend gehärtet wird.
Durch die Verwendung einer Polysilazan-haltigen Deckschicht wird eine ausgezeichnete Kratzfestigkeit und Abriebbeständigkeit erzielt. Gleichzeitig schützt die Deckschicht auch empfindliche Dekorschichten effektiv gegen äußere Einflüsse ohne das Aussehen der Dekorschicht zu beinträchtigen. Insbesondere weist die Deckschicht schmutzabweisende Eigenschaften auf und lässt sich leicht säubern. Dabei ist die Deckschicht widerstandsfähig gegenüber gebräuchlichen Reinigungsmitteln.
Das hier beschriebene Dekorteil umfasst eine Trägerschicht und eine auf der Trägerschicht angebrachte Dekorschicht. Dieser Aufbau definiert die Sicht- und die Montageseite des Dekorteils. Die Sichtseite ist diejenige Seite, auf der die dekorative Oberfläche der Dekorschicht sichtbar ist. Die Montageseite ist die der Sichtseite gegenüberliegende Seite, auf der die üblicherweise flächige Trägerschicht angebracht ist.
Die Dekorschicht kann beispielsweise durch Holzfurnier, Metall, Papier oder ein Gewebe gebildet werden. Vorzugsweise handelt es sich bei dem Holzfurnier um ein Echtholz-, bevorzugt ein Edelholzfurnier. Das Holzfurnier kann auf der Montageseite mit einem zusätzlichen Blindfurnier verbunden sein, wobei das dekorative Holzfurnier und das Blindfurnier beispielsweise mittels eines mit Phenol-Melaminharz getränkten Vlies oder einer Lage Leim verbunden sind. Sofern die Dekorschicht aus einem Metall gebildet ist, eignen sich zu diesem Zweck insbesondere Aluminium, Stahl und Kupfer. Das Metall ist vorzugsweise als dünnes Blech ausgeführt. Als Gewebe kann textiles Gewebe aus Natur- oder Kunstfaser, Glas-, Carbon-, Kevlargewebe, Metall- oder metallisiertes Gewebe, oder ein Mischgewebe aus mehreren der zuvor genannten Gewebe zum Einsatz kommen, die eng- oder weitmaschig sein können und damit die dahinterliegende Schicht, beispielsweise die Trägerschicht hinter der Dekorschicht sichtbar machen.
Die Dicke der Dekorschicht liegt vorzugsweise im Bereich von 0,1 mm bis einschließlich 2 mm, besonders bevorzugt 0,3 mm bis 0,7 mm.
Die Dekorschicht weist vorzugsweise eine hydrophile Oberfläche auf, um die Haftung zwischen der Dekorschicht und den direkt mit der Dekorschicht verbundenen weiteren Schichten zu verbessern. Außerdem weist die Dekorschicht vorzugsweise eine offenporige Oberfläche auf, um eine größere Kontaktfläche zwischen Dekor- und den direkt mit der Dekorschicht verbundenen weiteren Schichten zu erzielen.
Die erfindungsgemäße Deckschicht wird durch Auftragen und Härten einer Polysilazan-haltigen Zusammensetzung auf die Sichtseite der Dekorschicht hergestellt. Die Deckschicht kann dabei direkt auf die Dekorschicht aufgetragen werden, oder es können zwischen der Deckschicht und der Sichtseite der Dekorschicht eine oder mehrere Zwischenschichten vorgesehen sein.
In einer bevorzugten Ausführungsform sind eine oder mehrere Zwischenschichten zwischen der Deckschicht und der Dekorschicht vorgesehen. Bevorzugt wird mindestens eine Zwischenschicht aus einem thermoplastischen oder duroplastischen Kunststoff eingesetzt. Als thermoplastischer Kunststoff wird beispielsweise eine Polymethylmethacrylat-haltige Zusammensetzung eingesetzt, als duroplastischer Kunststoff beispielsweise eine Polyurethan-haltige Zusammensetzung. Die Verwendung einer Polymethylmethacrylat-haltigen Zwischenschicht ist besonders bevorzugt. Die Zwischenschichten sind zumindest teilweise lichtdurchlässig, um die Sichtbarkeit der Dekorschicht zu gewährleisten. Die Zwischenschichten können farblos oder eingefärbt sein.
Die Zwischenschichten werden vor dem Auftragen der Deckschicht auf die Sichtseite der Dekorschicht aufgetragen. In einem anschließenden Schritt wird die Deckschicht auf die oberste Zwischenschicht aufgetragen.
In einer alternativen Ausführungsform wird die Deckschicht direkt auf die Sichtseite der Dekorschicht aufgetragen. In diesem Fall weist die Dekorschicht vorzugsweise eine offenporige Oberfläche auf. Besonders bevorzugt wird die Deckschicht direkt auf die Dekorschicht aufgetragen, wenn die Dekorschicht eine Oberfläche aus Metall oder einer Kunststofffolie aufweist.
Als Polysilazan kann ein Perhydropolysilazan (anorganisches Polysilazan), ein Organopolysilazan (organisches Polysilazan) oder eine Mischung unterschiedlicher Polysilazane eingesetzt werden. Besonders bevorzugt wird zumindest ein Organopolysilazan eingesetzt.
Geeignete Polysilazane sind beispielsweise unter der Markenbezeichnung Durazane kommerziell erhältlich. Anorganische Polysilazane sind unter der Produktreihe Durazane 2000, organische Polysilazane unter der Produktreihe Durazane 1000 erhältlich. Als organische Polysilazane werden insbesondere Methyl- und/oder Methylvinyl-modifizierte Organopolysilazane verwendet.
Insbesondere Perhydropolysilazane bilden beim Härten ein kohlenstofffreies, glasartiges Siliziumoxidnetzwerk, welches hervorragende Oberflächeneigenschaften aufweist. Aufgrund der geringeren mechanischen Flexibilität der dabei entstehenden Deckschicht erfolgt die Auftragung Perhydropolysilazan-haltiger Zusammensetzungen vorzugsweise nachdem die Dekorschicht zu einem Vorformling umgeformt wurde.
Vorzugsweise weist das Polysilazan ein zahlenmittleres Molekulargewicht von 150 g/mol bis 150.000 g/mol auf, besonders bevorzugt 1.000 g/mol bis 100.000 g/mol, am meisten bevorzugt 2.000 g/mol bis 20.000 g/mol.
Die Polysilazan-haltige Zusammensetzung umfasst üblicherweise neben dem Polysilazan ein oder mehrere Lösungsmittel, insbesondere organische Lösungsmittel, wie beispielsweise Xylol, Ethylbenzol, Di-n-butyl-ether, n- und/oder tert-Butylacetat. Der Anteil an Polysilazan in der Zusammensetzung beträgt vorzugsweise 20 Gew.-% bis 100 Gew.-%, besonders bevorzugt 20 Gew.-% bis 80 Gew.-%, am meisten bevorzugt 50 Gew.-% bis 80 Gew.-%. Der Anteil an Polysilazan wird so gewählt, dass die vorzugsweise flüssige Zusammensetzung eine für das Auftragen auf die Dekorschicht geeignete Viskosität aufweist. Gegebenenfalls kann die Viskosität durch Verdünnen einer kommerziell erhältlichen Polysilazan-Zusammensetzung mit einem geeigneten Lösungsmittel, insbesondere einem organischen Lösungsmittel, eingestellt werden. Der Anteil an Polysilazan variiert insbesondere je nach Art der Auftragung. Wird die Deckschicht mittels Sprühapplikation aufgetragen beträgt der Polysilazan-Anteil beispielsweise 20 Gew.-% bis 80 Gew.-%, besonders bevorzugt 40 Gew.-% bis 60 Gew.-%. Bei einer Jet-Applikation beträgt der Polysilazan-Anteil beispielsweise 60 Gew.-% bis 100 Gew.-%, besonders bevorzugt 70 Gew.-% bis 90 Gew.- %.
Vor dem Auftragen der Polysilazan-haltigen Zusammensetzung und etwaiger Zwischenschichten wird die Dekorschicht vorzugsweise gereinigt. Dies erfolgt beispielsweise durch einen Gasstrom, beispielsweise durch Druckluft. In einer bevorzugten Ausführungsform erfolgt die Reinigung durch Trockeneisstrahlen, also durch Bestrahlen der Oberfläche mit einer Mischung von Trockeneispartikeln (CO₂-Partikeln) und Druckluft. Außer Druckluft kann hierbei auch ein anderes inertes Trägergas eingesetzt werden. Durch diese Reinigung werden Mikropartikel von der Oberfläche der Dekorschicht entfernt und ein gleichmäßiges Auftragen der Deckschicht und der etwaigen Zwischenschichten ermöglicht.
Die Polysilazan-haltige Zusammensetzung wird vorzugsweise in flüssiger Form aufgetragen. Dies kann beispielsweise durch Eintauchen, Besprühen, Fluten oder Gießen erfolgen. Beim Tauchen wird das Dekorteil durch ein Bad mit der Polysilazan-haltigen Zusammensetzung geführt. Beim Fluten und Gießen wird die Oberfläche des Dekorteils mit der Polysilazan-haltigen Zusammensetzung überspült, wobei die Zusammensetzung mittels einer oder mehrerer Düsen, insbesondere Flut- oder Spüldüsen, aufgetragen werden kann. Die Auftragung kann dabei beispielsweise im Durchlauft- oder Absenkverfahren erfolgen.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird die Polysilazan-haltige Zusammensetzung im Sprühverfahren aufgetragen. Auf diese Weise wird eine äußerst gleichmäßige Beschichtung bei gleichzeitig geringem Materialauwand erzielt. Besonders bevorzugt erfolgt das Sprühverfahren durch Lacknebel-freie Jet-Sprühapplikation.
Um eine vorzeitige Reaktion des Polysilazans zu verhindern, erfolgt die Auftragung vorzugsweise unter Schutzgas, beispielsweise in einer Stickstoffatmosphäre. Dies gilt insbesondere für die Auftragung mittels Sprühverfahren.
Besonders gute Ergebnisse werden erzielt, wenn die Auftragung bei einer Temperatur von 10 °C bis 40 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 30 % oder mehr erfolgt. Besonders bevorzugt beträgt die Temperatur 20 °C bis 30 °C. Die relative Luftfeuchtigkeit beträgt vorzugsweise 30 % bis 80 %, besonders bevorzugt 40 % bis 70 %. Unter diesen Bedingungen wird eine ausgezeichnete Haftung der Deckschicht erzielt.
Die aufgetragene Polysilazan-haltige Zusammensetzung wird anschließend unter Ausbildung der Deckschicht gehärtet. Beim Härten reagiert das Polysilazan mit Wasser unter Hydrolyse der Si-N-Bindungen und anschließende Kondensation zu Si-O-Si Einheiten. Das Härten erfolgt vorzugsweise bei einer Temperatur von 50 °C bis 100 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 10 % bis 80 %. Besonders bevorzugt beträgt die Temperatur 60 °C bis 90 °C, am meisten bevorzugt 75 °C bis 85 °C. Die relative Luftfeuchtigkeit beträgt vorzugsweise 40 % bis 80 %. Die Dauer des Härtens beträgt bevorzugt 10 Minuten bis 180 Minuten, besonders bevorzugt 60 Minuten bis 120 Minuten. Unter diesen Bedingungen erhält die Polysilazan-haltige Deckschicht hervorragende schmutzabweisende Eigenschaften bei gleichzeitiger hoher Transparenz und mechanischer Stabilität.
Die gehärtete Deckschicht weist vorzugsweise eine Schichtstärke von 0,25 µm bis 25 µm, besonders bevorzugt 6 µm bis 10 µm auf.
Die gegebenenfalls vorgesehenen Zwischenschichten können ebenfalls durch die oben beschriebenen Verfahren oder durch andere aus dem Stand der Technik bekannte Beschichtungsverfahren auf die Dekorschicht aufgetragen werden.
Die Trägerschicht wird vorzugsweise aus Kunststoff gebildet, insbesondere aus duroplastischen oder thermoplastischen Kunststoff. Als Material für die Trägerschicht eignen sich insbesondere Urethan (TPU), Polycarbonat (PC), Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS), Polyamid (PA), Polypropylen (PP), Styrol-Acrylnitril (SAN), Styrol-Maleinsäureanhydrid (SMA), Polypropylenether (PPE), Polyphenylenoxid (PPO), oder eine Mischung mehrerer dieser Kunststoffe. Besonders geeignet sind beispielsweise Mischungen (Blends) aus PC und ABS, Blends aus ABS und PA oder Blends aus PC und SAN. Besonders bevorzugt umfasst die Trägerschicht eine Mischung von TPU mit einem oder mehreren weiteren Kunststoffen, insbesondere einem oder mehreren der oben genannten Kunststoffe.
Der Kunststoff der Trägerschicht kann weitere Zusatzstoffe umfassen. Beispielsweise kann der Kunststoff mit Glas-, Carbon- oder Naturstofffasern verstärkt sein. Vorzugsweise handelt es sich um einen Glasfaser-verstärkten Kunststoff. Ferner können Füllstoffe, wie beispielsweise Kieselsäure oder Ruß, enthalten sein.
Zur Herstellung des Dekorteils wird die Dekorschicht vorzugsweise zu einem Vorformling umgeformt. Dieser Vorformling entspricht in seiner Form im Wesentlichen dem späteren Dekorteil. Die Herstellung des Vorformlings erfolgt in einer geeigneten Pressform. Vor, während oder nach diesem Umformen kann die Dekorschicht mit der Trägerschicht verbunden werden. Die Auftragung und Härtung der Deckschicht kann ebenso vor oder nach dem Umformen erfolgen.
Das Verbinden von Dekor- und Trägerschicht erfolgt durch an sich bekannte Verfahren, insbesondere durch ein Press- oder ein Spritzgießverfahren. Beispielsweise kann die Dekorschicht mit der Trägerschicht verpresst werden, wobei als Pressverfahren insbesondere SMC (Sheet Moulding Compound) oder GMT (Glass-Mat-reinforced Thermoplastic) zum Einsatz kommen. Alternativ kann die Trägerschicht auch im Spritzgießverfahren an die Dekorschicht angespritzt werden. Das Verbinden von Dekor- und Trägerschicht kann vor oder nach dem Auftragen und Härten der Deckschicht erfolgen.
Im Falle eines Spritzgießverfahrens wird die Dekorschicht vorzugsweise vor dem Verbinden mit der Trägerschicht zu einem Vorformling umgeformt, dessen Form im Wesentlichen dem späteren Dekorteil entspricht. Die Trägerschicht kann dann an den Vorformling angespritzt werden, wobei der Vorformling als Matrize dient, welche die endgültige Form des Dekorteils vorgibt.
Im Falle eines Pressverfahrens können das Umformen der Dekorschicht und das Verbinden mit der Trägerschicht in einem Arbeitsschritt erfolgen. Dekor- und Trägerschicht werden zu diesem Zweck in ebener, flächiger Form vorgelegt und gemeinsam verpresst. Alternativ kann auch hier die Dekorschicht vor dem Verbinden mit der Trägerschicht zu einem Vorformling umgeformt werden. Um ein gemeinsames Verpressen von Dekor- und Trägerschicht zu ermöglichen, wird in diesem Fall vorzugsweise auch die Trägerschicht vor dem Verbinden zu einem entsprechenden Vorformling umgeformt.
Um die Haftung zwischen Dekor- und Trägerschicht zu erhöhen, wird vorzugsweise vor dem Verbinden mit der Trägerschicht auf die Montageseite der Dekorschicht ein Haftvermittler aufgetragen. Bei dem Haftvermittler handelt es sich beispielsweise um Leim oder einen reaktiven Schmelzklebstoff. Dies erfolgt insbesondere bei einer Dekorschicht aus Metall. Handelt es sich bei der Dekorschicht um ein Holzfurnier mit montageseitig angebrachtem Blindfurnier, kann auch ein mit Phenol-Melaminharz oder Leim getränktes Vlies auf die Montageseite der Dekorschicht gelegt werden.
In einer Ausführungsform werden die Deckschicht und etwaige Zwischenschichten auf eine zunächst ebene Dekorschicht aufgetragen und gehärtet, der dabei entstehende Verbund von Deck-, Zwischen- und Dekorschicht wird anschließend zu einem Vorformling umgeformt und der Vorformling wird schließlich mit der Trägerschicht verbunden.
Es ist indes bevorzugt, die Deckschicht und etwaige Zwischenschichten nicht vor dem Umformen der Dekorschicht, sondern erst auf die bereits vorgeformte Dekorschicht aufzutragen, um eine Beschädigung der Deckschicht während des Umformens zu vermeiden.
In einer bevorzugten Ausführungsform wird deshalb zunächst die Dekorschicht zu einem Vorformling umgeformt, anschließend wird der Vorformling mit der Trägerschicht verbunden, anschließend werden gegebenenfalls eine oder mehrere Zwischenschichten auf die Dekorschicht aufgetragen und schließlich wird die Deckschicht auf die Dekorschicht aufgetragen und gehärtet.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird zunächst die Dekorschicht zu einem Vorformling umgeformt, anschließend werden die etwaigen Zwischenschichten sowie die Deckschicht auf die Dekorschicht aufgetragen und gehärtet, und schließlich wird der dabei entstehende, vorgeformte Verbund von Deck-, Zwischen- und Dekorschicht mit der Trägerschicht verbunden.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird anhand des folgenden Beispiels verdeutlicht.
Ein Vorformling umfassend eine Dekorschicht aus einem Holzfurnier und eine damit verbundene Trägerschicht aus einem glasfaserverstärkten Polycarbonat/Acrylnitril-Butadien-Styrol-Kunststoff wird auf eine Temperatur von 23 °C temperiert.
Durch Spritzgießen wird auf die Sichtseite der Dekorschicht eine Zwischenschicht aus Polymethylmethacrylat aufgebracht.
Die Sichtseite der Dekorschicht wird zuvor mittels Trockeneisstrahlen gereinigt.
Bei einer Lufttemperatur von 22 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 60 % wird mittels Sprüh-Applikation eine Polysilazan-haltige Zusammensetzung aufgetragen. Die Zusammensetzung umfasst ein organisches Polysilazan in einer sprühfähigen Verdünnung von 40 % Festkörpergehalt. Die Sprüh-Applikation wird mit den folgenden Verfahrensparametern durchgeführt: Zerstäuberluft 140 NL, Hornluft 160 NL, Auftrags-Geschwindigkeit von 500 mm/sek. und Auftragsmenge von 130 ml/min.
Anschließend wird die Polysilazan-haltige Zusammensetzung bei einer Temperatur von 60 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50 % für 90 Minuten ausgehärtet.
Die somit erhaltene Deckschicht weist eine sehr hohe mechanische Beständigkeit, insbesondere eine hohe Kratzfestigkeit und Abriebbeständigkeit, sowie eine ausgezeichnete Transparenz auf.
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur

EP 2298528 A1 [0005]
EP 2842742 A1 [0006]
DE 19914092 A1 [0007]

Claims

Dekorteil, welches eine Sichtseite mit einer Dekorschicht und eine Montageseite mit einer Trägerschicht aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass die Dekorschicht auf der Sichtseite mit einer gehärteten Polysilazan-haltigen Deckschicht beschichtet ist.
Dekorteil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Deckschicht ein gehärtetes Perhydropolysilazan oder ein gehärtetes Organopolysilazan oder eine Mischung davon umfasst.
Dekorteil nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass die gehärtete Deckschicht eine Schichtstärke von 0,25 µm bis 25 µm aufweist.
Dekorteil nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der Dekorschicht und der Deckschicht zumindest eine Zwischenschicht aus einem thermoplastischen oder duroplastischen Kunststoff vorgesehen ist.
Dekorteil nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der Dekorschicht und der Deckschicht zumindest eine Polymethylmethacrylat-haltige Zwischenschicht vorgesehen ist.
Dekorteil nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Dekorschicht durch Holzfumier, Metall, Papier oder ein Gewebe gebildet wird.
Dekorteil nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Trägerschicht aus duroplastischem oder thermoplastischem Kunststoff gebildet ist.
Dekorteil nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Trägerschicht Urethan (TPU) und einen oder mehrere weitere Kunststoffe umfasst.
Dekorteil nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Trägerschicht eine Mischung aus Polycarbonat und Acrylnitril-Butadien-Styrol umfasst.
Dekorteil nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Dekorteil durch ein Verfahren erhältlich ist, bei dem auf die Sichtseite der Dekorschicht unter Bildung einer Deckschicht eine Polysilazan-haltige Zusammensetzung aufgetragen und anschließend gehärtet wird.
Dekorteil nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil an Polysilazan in der Polysilazan-haltigen Zusammensetzung 20 Gew.-% bis 80 Gew.-% beträgt.
Dekorteil nach einem der Ansprüche 10 und 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Polysilazan-haltige Zusammensetzung bei einer Temperatur von 10 °C bis 40 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von mehr als 30 % aufgetragen wird.
Dekorteil nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Polysilazan-haltige Zusammensetzung bei einer Temperatur von 50 °C bis 100 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 10 % bis 80 % gehärtet wird.
Dekorteil nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Dekorschicht durch ein Pressverfahren oder ein Spritzgießverfahren mit der Trägerschicht verbunden wird.