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Die Erfindung betrifft eine Arbeitsschutzvorrichtung umfassend eine Brillenfassung sowie ein daran befestigtes durchsichtiges Visier.
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In verschiedenen Gesundheitsberufen ist es zum Schutz der Ärzte, Pfleger etc. vor Infektionen wünschenswert, eine Barriere gegen Tröpfchen aufzubauen. Dies ist insbesondere auch im zahnärztlichen Bereich der Fall, wo viel Wasser und Speichel aus dem Mund eines Patienten spritzt, wenn der Zahnarzt oder ein Zahnarzthelfer am Patienten arbeitet. In den momentanen Zeiten der Corona-Pandemie tritt dieses Bedürfnis umso dringender zu Tage. Bekannte Arbeitsschutzvorrichtungen wie Atemschutzgeräte können dem Problem nur teilweise Abhilfe schaffen, da sie Spritzer auf das Gesicht und die Augen des Gesundheitspersonals nicht wirklich verhindern.
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Im Stand der Technik sind unterschiedliche Vorrichtungen bekannt geworden, um Visiere vor dem Gesicht einer Person zu positionieren. Zum einen werden Gesichtsschutzvisiere in der Baubranche verwendet, um beispielsweise Schweißer zu schützen. Beispiele finden sich in der
US 2,668,951 A und der
US 2,398,269 A . Die derartigen Visiere sind von der gesamten Machart aber für Gesundheitsberufe ungeeignet, weil sie zu schwer sind und auch keinen Rundumblick ermöglichen. In Gesundheitsberufen kennt man Gesichtsschutzvisiere insbesondere in Verbindung mit Ganzkörperanzügen, die aber für zahnärztliche Berufe unpraktisch und nicht erforderlich sind.
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Aufgabe der Erfindung ist es, eine Arbeitsschutzvorrichtung mit einem Gesichtsvisier bereitzustellen, die sich zur Anwendung in Gesundheits- und insbesondere Zahnarztberufen eignet.
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Vor diesem Hintergrund betrifft die Erfindung eine Arbeitsschutzvorrichtung mit einer Brillenfassung und einem durchsichtigen Visier, das beidseitig an linken und rechten Befestigungspunkten an der Brillenfassung befestigt ist, wobei die linken und rechten Befestigungspunkte so angeordnet sind, dass sich wenigstens ein Viertel der vertikalen Erstreckung und/oder der Masse des Visiers oberhalb der gedachten Verbindungslinie zwischen den Befestigungspunkten befindet.
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Da sich in der erfindungsgemäßen Vorrichtung wenigstens ein Viertel der vertikalen Erstreckung und/oder der Masse des Visiers oberhalb der gedachten Verbindungslinie zwischen den Befestigungspunkten befindet, bleibt das im Falle eines Nach-Vorne-Beugens des Trägers auftretende Kippmoment, das vom Visier über die Befestigungspunkte auf die Brillenfassung übertragen wird, gering. Dies ist insbesondere in Zahnarztberufen, in denen die Arbeit hauptsächlich in nach vorne gebeugtem Zustand verrichtet wird, von zentraler Bedeutung.
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Insbesondere kann vorgesehen sein, dass sich wenigstens 30% der vertikalen Erstreckung und/oder der Masse des Visiers oberhalb der gedachten Verbindungslinie zwischen den Befestigungspunkten befinden. Als optimal hat sich eine Befestigung herausgestellt, so dass sich in etwa ein Drittel der vertikalen Erstreckung und/oder der Masse des Visiers oberhalb der gedachten Verbindungslinie zwischen den Befestigungspunkten befindet.
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In einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass das Visier oberhalb der Befestigungspunkte im Schnitt breiter ausgeführt ist als unterhalb. Dadurch verschiebt sich das Masseverhältnis im Vergleich zum Erstreckungsverhältnis weiter nach oben, was einen positiven Effekt auf die Minimierung des Kippmoments hat.
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Die Brillenfassung umfasst einen stationären Teil, vielfach auch als Glashalter bezeichnet, und beidseitig daran befestigte Bügel zur Verbindung des Glashalters mit dem Kopf des Trägers.
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Vorzugsweise umfasst die Brillenfassung zwei vorzugsweise klappbare Bügel und das Visier ist vorzugsweise im Bereich neben den Bügeln an der Brillenfassung befestigt. Durch die Befestigung am Glashalter können die Bügel weiterhin eingeklappt werden. Die Bügel sind vorzugsweise anhand von Scharnieren an der Brillenfassung befestigt.
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Die Brillenfassung kann als Vollrandfassung ausgebildet sein, was gegenüber Tragrandfassungen, Rimfassungen oder gar randlosen Fassungen zu einer erhöhten Stabilität führt.
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In einer Ausführungsform sind in die Brillenfassung Gläser eingesetzt. In unterschiedlichen Varianten können sowohl Funktionsgläser wie optische und/oder getönte Gläser als auch einfache Gläser eingesetzt sein. Alternativ kann vorgesehen sein, dass in die Brillenfassung keine Gläser eingesetzt sind. So wird es einem Träger ermöglicht, zusätzlich eine eigene Lesebrille zusätzlich zu tragen. Daneben führt das Fehlen von Gläsern zu einem geringeren Gewicht. Auch Wechselgläser, also einfach aus dem Rahmen entnehmbare und mit anderen Gläsern vertauschbare Gläser können in einer Variante der Erfindung vorgesehen sein.
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Die Brillenfassung kann selbst einen Seitenschutz oder eine Dichtkontur zum Anliegen am Kopf eines Trägers aufweisen. Als Grundlage für die erfindungsgemäße Arbeitsschutzvorrichtung kann eine bekannte Arbeitsschutzbrille oder Sportbrille dienen, wobei bestehende Schutzvorrichtungen wie etwa ein Seitenschutz als zusätzlicher Schutz dienen können.
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Die Bügel können als gebogene Bügel ausgebildet sein. Der Sitz der Brillenfassung am Kopf des Trägers wird also durch eine Biegung der rückseitigen Enden der Bügel derart erreicht, dass sie hinter dem Ohr des Trägers sitzen. In einer alternativen Variante der Erfindung können die Bügel hinten im Wesentlichen gerade ausgebildet und mit einem Gummiband verbunden sein, das im getragenen Zustand der Brille hinter dem Kopf entlang führt. Generell können die Bügel elastische Anteile aufweisen, um einen möglichst festen und komfortablen Sitz zu ermöglichen.
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Das Visier umfasst in der erfindungsgemäßen Vorrichtung vorzugsweise eine durchsichtige Kunststoffplatte. Insbesondere kann vorgesehen sein, dass das Visier im Wesentlichen oder vollständig aus dieser Kunststoffplatte gefertigt ist. Es kann eine Einfassung der Kunststoffplatte vorgesehen sein. Bevorzugt ist allerdings aus Gewichtsgründen und aus Gründen einer möglichst freien Rundumsicht eine rahmenlose Konstruktion. Durch abgeschmolzene Schnittkanten, wie sie beispielsweise beim Ultraschallschneiden erhalten werden, tritt auch das Problem von scharfen Kanten nicht auf.
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Die Kunststoffplatte ist im Bereich zwischen den linken und rechten Befestigungspunkten zumindest um eine vertikale Achse und vorzugsweise in stetiger Krümmung gebogen. Eine Biegung mit stetiger Krümmung hat gegenüber einer Biegung mit Kanten bzw. nur an bestimmten Punkten den Vorteil, dass die Sicht in alle Richtungen gleich gut ist. Unter einer stetigen Krümmung ist ein Verlauf zu verstehen, in der sich die Krümmung zwar ändern kann, aber nicht schlagartig. Mathematisch gesprochen gibt es in der Kurve der zweiten Ableitung keine Sprünge.
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Zumindest in ihrem unteren Bereich kann die Kunststoffplatte eine ovale Grundgestalt mit einer größeren Höhe als Breite aufweisen. So wird eine möglichst ergonomische und der Gesichtsform nachempfundene Form erreicht, die bei der Bewegung und der Arbeit nicht behindert.
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Die Kunststoffplatte kann eine Stärke von zwischen 0,2 und 2 mm, vorzugsweise zwischen 0,5 und 1,5 mm und weiter vorzugsweise zwischen 0,8 und 1,2 mm aufweisen. Als optimal haben sich Stärken von etwa 1 mm erwiesen, da diese zu einem formstabilen Visier führen, das aber dennoch kein zu großes Gewicht hat.
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Weiterhin ist im Rahmen der Erfindung bevorzugt, dass die Kunststoffplatte formstabil ist. Die Kunststoffplatte lässt sich also nicht durch geringe Krafteinwirkung biegen, sondern ist starr. Eine Vermeidung von Verformungen ist im Arbeitsprozess zur fortwährend guten Sicht und zur Möglichkeit der Reinigung wichtig.
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Die Kunststoffplatte ist vorzugsweise vorgebogen und durch die Verwendung einer vorgebogenen und formstabilen Kunststoffplatte können die Spannkräfte an den Befestigungspunkten mit der Brillenfassung gering gehalten werden.
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In einer Ausführungsform der Erfindung ist das Visier schwenkbar an der Brillenfassung befestigt. So kann das Visier wahlweise vom Träger um eine horizontale Achse, welche durch die linken und rechten Befestigungspunkte läuft, nach oben geklappt werden. Dies kann in der Arbeitssituation wünschenswert sein. In diesem Fall kann vorgesehen sein, dass die Befestigung des Visiers an der Brillenfassung anhand von Schrauben erfolgt, die durch fluchtende Bohrungen am Visier und an der Brillenfassung geführt sind. Um einen Halt in der gewünschten Kippposition zu ermöglichen, können ein Reibungspad und/oder ein Paar einer Riffelung und eines Stegs vorhanden sein. Der gewünschte Widerstand kann durch Anziehen oder Lösen der Schraube eingestellt werden.
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In einer alternativen Ausführungsform ist das Visier starr an der Brillenfassung befestigt. Auch eine starre Befestigung kann in einer anderen Variante der Erfindung jedoch vorteilhaft sein, da so ein Verrutschen des Visiers nicht auftreten kann und zudem die Befestigung einfacher und weniger wartungsintensiv ist. Beispiele umfassen ein Anclippen oder Anschweißen.
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Das Visier kann in einer Ausführungsvariante der Erfindung abnehmbar an der Brillenfassung befestigt sein. Beispiele umfassen ein Anclippen. So kann das Visier zum Zwecke der Reinigung oder zum Tausch mit einem neuen Visier abgenommen werden.
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Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus dem nachfolgend anhand der Figuren erklärten Ausführungsbeispiel. In den Figuren zeigen:
- 1: eine perspektivische Frontansicht einer erfindungsgemäßen Arbeitsschutzvorrichtung; und
- 2: eine perspektivische Seitenansicht einer erfindungsgemäßen Arbeitsschutzvorrichtung.
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In den Figuren wird ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Arbeitsschutzvorrichtung 100 gezeigt. Die Arbeitsschutzvorrichtung 100 eignet sich insbesondere für eine Anwendung durch Zahnärzte.
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Als Hauptbestandteile umfasst die Arbeitsschutzvorrichtung eine Brillenfassung 110 und ein an linken und rechten Befestigungspunkten 101a und 101b daran befestigtes durchsichtiges Visier 120.
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Die Brillenfassung 110 umfasst einen stationären Glashalter 111 und beidseitig daran befestigte Bügel 112 zur Verbindung des Glashalters 111 mit dem Kopf eines Trägers. Die Befestigungspunkte 101a und 101b befinden sich seitlich am Glashalter 111 und nicht an den Bügeln 112, wodurch diese trotz des Visiers 120 klappbar bleiben. Die Brillenfassung 110 ist als stabile Vollrandfassung mit eingesetzten Gläsern ausgebildet. Auch die Brillenfassung 110 selbst weist einen Schutzrand 113 auf, was die Augen des Trägers zusätzlich schützt. Die Bügel 112 sind an den hinteren Enden umgebogen, um einen stabilen Sitz hinter dem Ohr des Trägers zu erreichen. Aus Gewichts- und Komfortgründen ist die gesamte Brillenfassung 110 aus Kunststoff gefertigt.
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Das Visier 120 ist einteilig aus einer durchsichtigen Kunststoffplatte 121 gefertigt. Die Kunststoffplatte 121 ist nicht eingefasst, sondern die Kanten sind durch Ultraschallschneiden abgestumpft. Im Bereich zwischen den linken und rechten Befestigungspunkten ist die Kunststoffplatte 121 in stetiger Krümmung um eine vertikale Achse gebogen ist. Die vollständige Durchsichtigkeit und die stetige Krümmung führen zu einer guten Rundumsicht für den Träger.
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In ihrem unteren Bereich weist die Kunststoffplatte 121 eine ovale Grundgestalt mit einer größeren Höhe als Breite auf. Im oberen Bereich ist sie eckiger gestaltet. Die Kunststoffplatte 121 hat eine Stärke von 1 mm und ist formstabil, lässt sich also nicht durch geringe Krafteinwirkung biegen. Sie wird im Rahmen des Herstellungsprozesses vorgebogen, wodurch die Spannkräfte an den Befestigungspunkten mit der Brillenfassung gering bleiben.
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Das Visier 120 ist schwenkbar an der Brillenfassung 110 befestigt, sodass es vom Träger um eine horizontale Achse, welche durch die linken und rechten Befestigungspunkte 101a und 101b läuft, nach oben geklappt werden kann. Insbesondere kann die Befestigung des Visiers 120 an der Brillenfassung 110 anhand von Schrauben erfolgen, die durch fluchtende Bohrungen an der Kunststoffplatte 121 und an der Brillenfassung 110 geführt sind. Um einen Halt in der gewünschten Kippposition zu ermöglichen, ist ein Reibungspad zwischen Kunststoffplatte 121 und Brillenfassung 110 vorhanden. Der gewünschte Widerstand kann durch Anziehen oder Lösen der Schraube eingestellt werden.
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Wichtig ist erfindungsgemäß der Umstand, dass die linken und rechten Befestigungspunkte 101a und 101b so angeordnet sind, dass sich etwa ein Drittel der vertikalen Erstreckung des Visiers 120 oberhalb der gedachten Verbindungslinie zwischen den Befestigungspunkten 101a und 101b befindet. Dadurch dass das Visier 120 oberhalb der Befestigungspunkte 101a und 101b im Schnitt etwas breiter ausgeführt ist als unterhalb, wird dieses Verhältnis hinsichtlich der Masseverteilung des Visiers 120 hinsichtlich der Befestigungspunkte 101a und 101b sogar noch etwas nach oben verschoben. Deshalb wird das Kippmoment, das im Falle eines Nach-Vorne-Beugens des Trägers auftritt, weiter minimiert. Dies ist insbesondere in Zahnarztberufen, in denen die Arbeit hauptsächlich in nach vorne gebeugtem Zustand verrichtet wird, von zentraler Bedeutung.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 2668951 A [0003]
- US 2398269 A [0003]