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Die vorliegende Erfindung betrifft einen Datenträger, der Programmcode enthält, welcher, wenn durch einen Prozessor ausgeführt, ein Verfahren ausführt, in dem mittels kombinierter Nutzung einer Datenbank, Übermittlung von Datensätzen und iterativen Abfolgen eine Vereinfachung der Übertragung von Notfallmeldungen durch Gebärden Sprechende und der Landessprache nicht mächtigen Informanten erreicht wird und eine Verbesserung und Beschleunigung der Arbeit der Leitstellen und Ersthelfer. Die Erfindung betrifft ebenfalls eine mobile Vorrichtung, die ein entsprechendes Computerprogramm ausführt.
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Vorbemerkung
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Diese Anmeldung steht im Zusammenhang mit den Patenten des gleichen Anmelders,
- - EP 1 679 672 („portable pulse monitoring device and method“),
- - EP 1 674 468.7 , zugleich Gebrauchsmuster 20 2015 005 019 (Methode zur Anbindung und Nutzung von externen Serverkapazitäten bei mobilen persönlichen und anderen Sicherheitssystemen und Trennung von Sensoren, Funktionsbereichen und Rechenkapazitäten mittels Alarmverlagerung auf externe Computer und Server),
dem Gebrauchsmuster 20 2017 000 518, zugleich WO 2018 133955 (Funktioniender oder nicht funktionierender Schalter oder eine einem Schalter ähnelnde Bauform an der Sirene eines mPERS, den Eindruck erweckend, durch Druck darauf sei der Schall abschaltbar, den Angreifer vergeblich zum Drücken des Schalters veranlassend und damit Informationen über den Angreifer hinterlassend),
- - EP 2017/055809 (Methode zur Minimierung des Datenvolumens und zur Beschleunigung der Darstellung zahlreicher Personen bei Lokalisierungsapplikationen, Vermeidung von Kausalitätsabfragen, gegenseitigen Erlaubnissen und Konditionalabfragen, Minimierung von Rechenleistung auf Endgeräten auch bei Darstellung einer Vielzahl von Personen) der Anmelderin Freedstreet Ltd. Malta,
und vor allem den beiden Patenten des Anmelders
- - WO2014/170081 („system and method to facilitate assistance in distress situations“), und
- - EP 3304509 (Verfahren, Vorrichtung und System zur Übermittlung und Differenzierung von Verfassungszuständen beim Auslösen eines Alarms) .
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Begriffserklärung
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„Notfall“ sei im Folgenden zu verstehen als jede Abweichung vom Normalzustand im Leben mindestens einer Person und/oder in der normalen Funktionsweise mindestens eines Gegenstands, bei der nicht ohne Zutun Dritter erreicht werden kann, in den Normalzustand zurückzukehren oder in eine sonst normale Funktionsweise oder Zielerreichung zurückzukehren, und bei der dazu mindestens eine dritte Person oder Organisation zu diesem Zweck kontaktiert werden soll; es beinhaltet weder eine Wertung zu Dringlichkeit noch Intensität.
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„Ersthelfer“ soll jede Person und organisatorische Einheit genannt werden, die gewillt ist, bei einem Notfall einzugreifen, um das Ziel der Rückkehr in den Normalzustand zu erreichen, gleich ob sie im Einzelfall oder generell, alleine oder nur in einer Gruppe, nur bei bestimmten Personen oder bei jedermann, helfen kann oder will, dazu beruflich, vertraglich oder als Garant verpflichtet und/oder berufen ist oder freiwillig tätig wird. Bei beruflich verpflichteten und berufenen Personen sei von „offiziellen“, bei anderen von „inoffiziellen“, „privaten“ oder „freiwilligen“ Ersthelfern geschrieben. Überschneidungen sind möglich.
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„PERS“ steht für personal emergency response systems, meist App-basierte Anwendungen, die auf einem mobilen Endgerät, meist ein Smartphone gespeichert werden und von dort ausgelöst werden und mittels GPS Ortung den Ort des Endgeräts und das Bestehen eines Notfalls einer Person mitteilen und für Hausnotrufe, die mittels Festnetz meist an voreingestellte Organisationen („Call Center“) eine Meldung über einen Notfall einer Person melden; der Ort ist dabei durch die Endstelle des verwendeten Festnetz-Telefonanschlusses festgelegt.
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„Call-Center“ steht im Folgenden für eine organisatorische Einheit, die beruflich Meldungen über Notfälle entgegennimmt und dann an Ersthelfer Ort und Informationen über den gemeldeten Notfall weiterleitet gleich ob die Entgegennahme vertraglich bedingt, oder staatlich oder sonst obrigkeitlich organisiert ist, und gleich ob es nur einem Nutzer oder einer Nutzergruppe oder der Allgemeinheit zur Verfügung steht.
„Operator“ ist ein Mitarbeiter eines Call-Centers.
„Leitstellen“ sind staatliche Call-Center, die je nach Ort Anrufe entgegennehmen für Polizei und Ambulanzen, meist auch Feuerwehr; typischerweise werden Leitstellen durch Wählen der Nummer 112 in Europa erreicht.
„Informant“ ist jede Person, die einen Notfall meldet oder über ihn berichtet.
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Problembeschreibung
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In der europäischen Gemeinschaft ist zwischenzeitlich flächendeckend eine einheitliche Notfall Nummer 112 eingerichtet, die von jedermann mittels Fernsprecher angewählt werden kann und die bei an das Festnetz verbundenen Telefonen zur lokalen nächsten, zugeordneten Leitstelle vermittelt wird oder bei der Nutzung von Mobiltelefonen zu der Leitstelle, die dem Funkmasten, durch den der Anruf geleitet wird, am nächsten ist. Eine Leitstelle ist ein Callcenter, welches eingehende Meldung annimmt, sortiert und dann die aufgenommene Information an Polizei, Feuerwehr und Ambulanzen („primäre Rettungsdienste“) weiterleitet.
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Obschon dies ein erheblicher Schritt in die richtige Richtung ist, gibt es einige Probleme, die nach wie vor nicht abgedeckt sind.
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Gebärden Sprechende allgemein
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Gebärden Sprechenden wird nach wie vor keine Möglichkeit gegeben wird, vernünftig mit Leitstellen zu kommunizieren. Ihnen wird nur die Möglichkeit gegeben, auf ein Faxgerät zurückzugreifen, den Notfall schriftlich festzuhalten und dann an eine Faxnummer zu übermitteln .
- „Einige Mobilfunkanbieter stellen sprach- und hörbehinderten Nutzern eine Rufnummer bereit, an die sie eine Notruf-SMS senden können. Die SMS wird als Telefax der jeweils zuständigen Polizeidienststelle zugeleitet. Netzübergreifend arbeitet die Smartphone-App, im Notfall lässt sich durch Bildschirmberührung eine SMS an die Polizei absetzen. Daneben besteht noch die Möglichkeit, der Polizei auf einem Vordruck ein Notfall-Fax zu übermitteln.“
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(Mitteilung der offiziellen Website des Landes Sachsen https://amt24.sachsen.de/leistung/-/sbw/Notruf+bei+Hoer+oder+Sprechbehinderung+mit+NotrufSMS+App+oder+Fax+ausloesen-6001015-leistung-0)
- „SMS-Notruf (netzabhängig)
- In einigen Mobilfunknetzen besteht die Möglichkeit, eine Notruf-SMS abzusetzen
- (Sachsen: T-Mobile D1 und Vodafone = 99 / Stand 06/2019)....
- Notruf-App (Smartphone)
- Im Freistaat Sachsen können Sie im Notfall auch die Notruf-App „EngeITS“ nutzen.
- Dazu benötigen Sie ein Smartphone mit Internet-Empfang....
- Notruf-Fax
- Alternativ können Sie im Notfall der zuständigen Polizeidienststelle ein vorbereitetes Notruf-Fax senden. Den sachsenweit gültigen Vordruck beziehen Sie als PDF-Dokument hier in Amt24 über „Online-Anträge und Formulare“ oder über das
- Internetportal der Polizei....‟
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(Mitteilung der offiziellen Website des Landes Sachsen, https://amt24.sachsen.de/leistung/-/sbw/Notruf+bei+Hoer+oder+Sprechbehinderung+mit+NotrufSMS+App+oder+Fax+ausloesen-6001015-leistung-0#sb-id-toc-block2)
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Um den ADAC™ zu erreichen, muss ein Gebärden Sprechender eine der folgenden 3 Möglichkeiten nutzen :
- „Gehörlose haben 3 Möglichkeiten, einen Hilferuf an den ADAC zu senden:
- 1.) E-Mail an webnotruf@adac.de
z.B. Betreff: PANNENMELDUNG PER EMAIL/FAX (WEGEN GEHÖRLOSIGKEIT)
VORNAME NACHNAME MGL-Nr. 123456789 Opel Astra schwarz M-JS1320 in 86899 Landsberg Hauptplatz 1 Fahrzeug springt nicht an, Batterie leer
- 2.) Fax an 08191-938303
Fax-Vordruck zum Herunterladen PDF, 210 KB
- 3.) SMS-Fax
Je nach Provider (D1, D2, O2 oder E-Plus) kann man per SMS ein Fax versenden.
Dazu muss eine spezielle Vorwahl an die ADAC-Notruf-Fax-Nummer vorangestellt
werden:
- D1 (T-Mobile) 99 08191 938 303
- D2 (Vodafone) 99 08191 938 303
- O2 (Viag Interkom) 329 08191 938 303
- E-Plus 1551 08191 938 303"
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(Mitteilung des Landesverbands der Gehörlosen in Bayern, https:llwww.lvby.de/notruf/649-pannenhilfefuer-gehoerlose4)
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Alternativ kann der ACV™ erreicht werden :
- „ACV Automobil-Club Verkehr
- Fax: 0221 91 26 91 26
- Tel.: 0221 91269153
- Weitere Info: Der Automobilclub bietet einen barrierefreien Pannennotruf für Hörbehinderte/Gehörlose an. Der Pannennotruf funktioniert per Chatfunktion über die App ACV Co Pilot. Voraussetzung ist eine bestehende Mitgliedschaft.‟
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(Mitteilung des deutschen Gehörlosenverbands unter http://www.deafservice.de/de/branch.php?mcat=pan&msub=000&offset=0)
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Der Gebärden Sprechende ist also auf ein mobiles oder tragbares Faxgerät angewiesen. Es gibt dazu Fax-Apps, und Fax-Handys, wie sie von Cubot™, Samsung™ und anderen angeboten werden; es muss also per Papier und Stift oder mit dem Finger oder einem Stift auf dem Bildschirm geschrieben werden und dann an die korrekte Faxnummer gesendet werden. Im Stressfall ist das schwer, zeitaufwendig und manchmal nicht möglich.
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Gebärden Sprechende - Bedarf von Übersetzern
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- aa) Sogar in einer unter c) genannten Veröffentlichung des Ausschusses für Brandschutzerziehung VFDB e.V. wird auf Bedürfnisse der Gebärden sprechenden und die Frage, wie diese ein Feuer und Umfang des Feuers melden sollen, nicht eingegangen.
- bb) Bei Gebärden Sprechenden würde ein Warten, wie in Deutschland und Italien vorgesehen, einen der Gebärdensprache mächtigen Operator voraussetzen. Die Notfallhilfe der Gebärden sprechenden in Deutschland bietet selbst nur werktäglich von 17-8 Uhr und Samstag und Sonntag ganztags diesen Dienst an. Dazu muss der Operator den Dienst verständigen und dann den Anruf vom Gebärden sprechenden an den Dienst weiterleiten:
- „Der Berufsfachverband der Dolmetscher für Gebärdensprache Bayern (hat) ein einzigartiges Projekt gestartet. Ziel ist die Versorgung von Hörbehinderten Menschen mit Dolmetscher für Gebärdensprachen in einer Notsituation sicherzustellen. Unter der Rufnummer 0800 - 12 12 789 können Polizei, Notarzt, Krankenhaus, Kriseninterventionsdienste werktags von 17.00 - 8.00 Uhr und am Wochenende rund um die Uhr einen Dolmetscher erreichen.‟
(https://www.lvby.de/notruf)
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In anderen Bundesländern gelten andere Zeiten und andere Nummern. Ein 24 Stundendienst ist kostenpflichtig für registrierte Nutzer seit 1.7.2018 erreichbar, und ist auf Hilfe in der registrierten Adresse beschränkt.
(https://www.Ivby.de/images/stories/pdf/201807_PMBroweleit.pdf)
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Starres Fragesystem
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Ein systemisches Problem ist, dass die 112 aus der Logik der Fernverbindungen per Festnetzleitungen heraus entwickelt wurde, ursprünglich vermittelt durch die sogenannten „Damen vom Amt“. Die vorgegebene Abfolge der Richtlinien zur Information von Notfalleinsatzleitstellen hat am Schluss in den meisten Ländern, dass der Anrufer am Telefon warten soll bis Rückfragen durch den Mitarbeiter der Leitstelle erfolgen. Diese Fragen sind oftmals was ist geschehen wie viel Personen sind verletzt und besonders welcher Art sind die Verletzungen (italienische Notfallsequenz).
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Die Abfolge ist in den Ländern verschieden , zum Beispiel hier D-A-CH-I: Ja bedeutet: ist zu beantworten, Nein grundsätzlich nicht (1) als erste Frage (2) als zweite, usw.
| D | A | CH | I |
Wo ist etwas geschehen | Ja (1) | Ja (1) | Ja (1) | Ja (1) |
Was ist geschehen | Ja (2) | Ja (2) | Ja (3) | Ja (2) |
Wer meldet | Ja (3) | Ja (4) | Ja (2) | Nein |
Wie viele Verletzte / Involvierte Personen | Nein | Ja (3) | Ja (5) | Ja (3) |
Welche Krankheitsbilder/Verletzungen | Nein | Nein | Nein | Ja |
Wann war das Ereignis | Nein | Nein | Ja (4) | Nein |
Warten auf Rückfragen | Ja (4) | Nein | Nein | Ja (5) |
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(Veröffentlichung Fachempfehlung in der Brandschutzerziehung und -aufklärung des Gemeinsamen Ausschusses für Brandschutzerziehung und -aufklärung von vfdb und DFV, https://www.vfdb.de/fileadmin/download/DFV_vfdb_Fachempfehlung_Notruf_.pdf)
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Bedarf hoher Telefonverbindungsqualität
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Bei Mobilfunkgeräten setzt Übersendung eines Sprachanrufs eine gute Telefonverbindung voraus, welche oftmals nicht in einer Qualität gegeben ist, die eine verbal verständliche Kommunikation ermöglicht.
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Zwischenzeitlich ist die Abdeckung von Datenverbindung im wesentlichen gleich weit fortgeschritten, wie die Abdeckung mit mobilen Telefonverbindungen, geringe Datenmengen können aber auch dann korrekt übertragen werden, wenn eine verbale Kommunikation aufgrund der zu übertragenden Datenmenge kaum möglich ist.
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Zahlreiche regional unterschiedliche Nummern und Sondernummern
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Die Behauptung, 112 sei die einzige Notfallnummer, ist zumindest irreführend und lokal teilweise falsch. Es ist richtig, dass in den überwiegenden europäischen Staaten, insbesondere im Zentraleuropäischen Bereich (Deutschland Italien Spanien Österreich und auch der Schweiz) die Notfallnummer 112 flächendeckend geschaltet ist; für viele Fälle gibt es aber spezialisierte Nummern, so hat Italien eine eigene Telefonnummer für die Meldung von Verbrechen ohne Personenschaden, da die Leitstellen damit als wenig dringlich nicht belastet werden sollen.
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Die Belastung der Leitstellen ist tatsächlich sehr hoch, die Leitstelle der Polizei (110) Berlin-Brandenburg bei ca. 3,6 Millionen Bürgern im Jahr 2017 1.206.946 Telefonanrufe abwickeln müssen, aus denen 715.944 Einsätze folgten;
(Statistisches Jahrbuch Berlin Brandenburg, Ausgabe 2018, Seite 297,
https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/produkte/Jahrbuch/jb2018/JB 201807 BE.pdf)
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Man schätzt, dass jede Person in Europa 2 Anrufe in binnen 3 Jahren bei einer Leitstelle der Polizei, Ambulanz oder Feuerwehr absetzt. Die Zahlen in den Vereinigten Staaten sind ähnlich.
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Händische Übertragung eingehender Anrufe
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Die verbale oder per Fax übermittelte Meldung wird in der Leitstelle händisch, meist durch eine Tastatur oder ein auf den Operator eingerichtetes Spracherkennungssystem, in das Notfallsystem eingetragen, von dem es dann weitergeleitet wird an die zuständigen Einsatzkräfte vor Ort, teils elektronisch durch ein überwiegend digitales Polizeisystem oder verbal durch Notfallfunk.
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Hierbei kommt es sehr schnell zu Übertragungsfehlern.
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Auch die Ortung des Anrufs kann Schwierigkeiten bereiten : Grundsätzlich sind Telekommunikationsanbieter in der EU verpflichtet, den Leitstellen die lokale Ortung per Funkmast zu übermitteln, dies gelingt aber nach wie vor nicht flächendeckend und eine Umsetzung der Regelung wurde vom EuGH erst im September 2019 den EU-Ländern aufgegeben;.EuGH, Urt. v. 05.09.2019, Az. C-417/18.
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Bei einem Notfallanruf des Anmelders - er meldete einen in eine Leitplanke geprallten Wagen - auf der Autobahn A 95 dauerte allein die Aufnahme des genauen Orts, der dem Anmelder nicht bekannt war, fast 4 Minuten. Grund war das die Mitarbeiterin der Leitstelle nach dem Unfall wissen wollte, zwischen welchen beiden Anschlussstellen sich der Unfall ereignet hatte. Erst durch Aufruf eines elektronischen Kartensystems (Google Maps oder Open Street Map) und einigem Suchen konnte der Anmelder die richtige Autobahn Nummer angeben, er wähnte sich auf der A9, es war tatsächlich die A 95 - und musste dann durch Verschieben der Karte am Smartphone feststellen, wo wohl die nächste Ausfahrten waren. Da er von Garmisch nach München unterwegs war, war ihm nicht bekannt, dass hinter ihm die Ausfahrt „Ohlstadt“ und vor ihm die Ausfahrt „Murnau“ war, da beide für ihn während der Fahrt keine Relevanz hatten.
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Bedenklich ist, dass zunächst das Callcenter der Leitstelle zeitmäßig stark belastet wird; im Beispiels-Fall konnte die Mitarbeiterin vier Minuten lang gebunden durch Eingrenzung des Ortes weder eine Meldung an die korrekte Stelle absetzen noch einen anderen Notfall-Anruf entgegennehmen; ferner kommt es leicht zu Fehleinschätzungen oder Unmöglichkeit der genauen Ortung, insbesondere wenn sich der Unfall in einer Gegend ereignet, in dem der Nutzer keinen Zugriff auf Kartenmaterial oder auf sinnvolle Karteninformationen hat: so wäre in einem Wald eine Meldung praktisch nicht möglich gewesen, da Waldstraßen keine Namen haben und insofern eine Übermittlung eines Ortes sich sehr schwierig bereitet. Auch die bekannte und durch den EuGH verpflichtend erklärte Übermittlung der Ortung mittels Triangulation durch die nächsten zwei - oder besser mehr - Funkmasten kann oft nicht hilfreich sein, da es sich um eine eine ungefähre Einschätzung handelt und in weitläufigen Bereichen so mögliche Einsatzorte entstehen können, die bis zu 3 ha groß sein können, ein für ein Suchgebiet in akuten Notfällen mit Lebensgefahr zu großes Feld. In extremen Notfällen, vor allen Dingen bei Gefahr für Leben und Tod ist eine solche technisch übermittelte Fläche oder die Dauer der verbalen Übermittlung unzumutbar.
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Touristen
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aa) regionale Nummern
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Bei Touristen kommt das Problem hinzu, dass diesen oft nicht bekannt ist, welche Nummer im Notfall anzuwenden ist. Einem japanischen Touristen ist vermutlich die deutsche 112 Nummer unbekannt. Aufgrund der hohen Zahl von amerikanischen Touristen ist die ist ein Teil der europäischen Leitstelle nach übergegangen, auch die Nummer 911 als Notfallnummer anzubieten, welche direkt auf 112 schaltet. Für einen japanischen Touristen wäre die ihm geläufigen Nummer die 119, welche in Deutschland die Zeitansage vermittelt. Für Chinesische Touristen wäre es 120 oder 999, welche erstere in Österreich den Pannen Notruf erreicht, die zweite ist in ganz Europa nicht vergeben. In Österreich ist die 112 zwar aufgeschaltet, immer noch in Benutzung ist aber die 144 für den Notruf.
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bb) Ortsaussprache
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Gerade bei Touristen ist die Übermittlung des Ortes wegen mangelnder Ortskenntnisse generell und besonders wegen der der kaum zu überwindenden sprachlichen Barrieren praktisch unzumutbar und unmöglich. So ist
der belebteste und bekannteste Platz in Japan, ausgesprochen Shibuya-ku. Für einen der lokalen Sprache nicht mächtigen Touristen ist allein diese Angabe unmöglich, wenn nicht eine Applikation wie google maps™ einen lateinischen und damit lesbaren Text vorgibt, obschon jeder Japaner über 10 Jahre den Ort kennt. Die Angabe in Japan auf Englisch „a very crowded place in Tokyo“ würde das Suchgebiet auf etwa 30-70 Plätze in Tokio, einer Stadt mit fast 10 Millionen Einwohnern, 23 Bezirken und 622 km Fläche „eingrenzen“.
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Fehlmeldungen beim Überquerung von Landesgrenzen
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Überquert jemand eine Ländergrenze, zum Beispiel von Österreich nach Deutschland, so wird sein Mobilfunksignal noch einige Kilometer in den deutschen Raum mit dem österreichischen Netz verbunden bleiben, solange die Signalstärke des letzten österreichischen Netz noch zumindest minimal vorhanden ist. Technisch gesehen kommt es erst zum Übersprungen von der früheren zur neuen Leitstelle, wenn der letzte Kontakt zu einem Funkmasten im Ausgangsland verloren wurde, das sogenannte „Roaming -handshake“ Verfahren also die Übernahme durch das neue Netz mit dem neuen Land stattgefunden hat und erfolgreich war. Dies kann je nach Signalstärke 0,3 bis sechs Kilometer hinter der Landesgrenze sein. Kommt es in diesem Bereich zu einem Notfall, erreicht der Nutzer durch Wählen der 112 Nummer die Leitstelle im Ausgangsland, in dem er aber schon nicht mehr ist. Auch wenn die Leitstellen untereinander verknüpft sein sollen, kann nicht garantiert werden dass die Leitstelle des Ausgangsland sofort in die Leitstelle des Eintrittslandes verbinden kann, wenn sogar die Weiterleitung von Leitstellen innerhalb der Bundesländer oftmals mit großem Zeitaufwand und manuellem Nachschlagen von Verbindungsdaten verbunden ist.
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Filterung der Zuständigkeit in der Leitstelle nach Annahme
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Leitstellen nehmen generell alle Anrufe entgegen, ungefiltert von der Intensität und Dringlichkeit des zu übermittelnden Problems. Das Problem wird erst durch die Leitstelle erfasst und gefiltert.
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Etwa 12 % aller Anrufe zu den Leitstellen werden nicht weiter vermittelt, weil es sich nicht um eine Angelegenheit der Leitstelle handelt („mangelnde Befassungskompetenz“). Die Leitstellen weigern sich auch aus zeitlich verständlichen Gründen, Verkehrsbehinderungen, Behinderungen wie im Fall versperrter Einfahrten, Parken in 2. Reihe etc. entgegenzunehmen, da dies eine Aufgabe der lokalen Polizei, in Deutschland erreichbar über 110, ist.
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Es ist durch dieses geteilte System dem Nutzer selbst auferlegt, zunächst über Dringlichkeit seines eigenen Anliegens zu entscheiden, was im Schock eines Notfalls leicht falsch erfolgt, um dann möglicherweise festzustellen, dass die Angelegenheit vielleicht doch dringlicher ist, und die lokale Polizei dann an die Leitstelle weiterleitet, zum Beispiel weil ein Feuerwehreinsatz erforderlich ist (beispielsweise bei ausgelaufenem Öl nach einem Unfall - Ölbeseitigung ist Aufgabe der Feuerwehr- oder er von der erreichten Leitstelle abgewimmelt, also weiterverwiesen wird, weil die Schwelle der Befugnis oder Bereitschaft der Leitstelle zu handeln nicht erreicht ist.
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Einheitliche Speicherung von Vorfallfotos
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Es gibt bis heute keinen einheitlichen Ort, in dem Unfallfotos zur Verwendung von Versicherungen und Strafverfolgungsbehörden gespeichert oder zumindest verlinkt sind. So tauchen erst im Zivil- und Strafgericht oftmals Fotos auf, die überraschend sind, und oft können Zeugen nicht gefunden werden, weil sie den Namen nicht angegeben haben.
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andere Probleme bei Verwendung von PERS
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Es gibt auf dem Markt zahlreiche PERS (personal emergency response systems), meist App-basiert auf mobilen Endgeräten.
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Die einen verweisen den Nutzer darauf, Notfallnummern einzugeben, wie Freunde, Verwandte, Polizei etc oder mit ihnen Rettungskreise zu bilden.
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Andere haben hierzu Voreinstellungen, vor allem die PERS der Polizei und Feuerwehr und Bergrettung, aber auch die von Hausnotruffirmen angebotenen mobilen und stationären Systeme, die immer ein Callcenter, also eine zentrale Stelle, in der die durch den Notruf an das Unternehmen eingehenden Anrufe von spezialisiertem, besonders geschultem Personal entgegengenommen und bearbeitet oder weitergeleitet werden.
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Wieder andere, wie das vom Anmelder entwickelte und vertriebene SwiftAlarm! ™ System erlauben, Personen zu hinterlegen, die kontaktiert werden sollen.
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Das SwiftAlarm! ™ System des Anmelders erlaubt es in einem patentierten Verfahren, regionale Unterteilungen zu treffen, also zum Beispiel bei Auslösung zu Hause neben der Familie auch Nachbarn zu kontaktieren, sogenannte „Wenn hier dann wer“ / „Life-Circle“ Technologie (Wo 2014/170081, USPTO 3,304,509 etc.).
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Die meisten PERS erlauben nur Auslösungen in einem bestimmten Bereich, zum Beispiel einem Universitätscampus und nur die lokale (Campus-)Polizei zu kontaktieren. Sie verlieren mit Verlassen eines vorab begrenzten Ortes ihre Nutzbarkeit.
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Andere PERS erlauben in einem in den USA als Patent geschützten Verfahren den Einbezug Dritter, indem Personen, die sich aus welchem Grund auch immer in der Nähe des Orts der Auslösung befinden, kontaktiert werden. Letzteres ist am Markt gescheitert, da dies dafür sorgt, dass ein Angreifer der erste Verständigte ist, obschon er nicht wissen sollte, dass ein Alarm ausgelöst wurde, denn dies kann zu Panikreaktionen führen wie Opfer- und damit Zeugenbeseitigung, also ein Tötungsdelikt oder Kidnapping/Geiselnahme. Ferner hat sich dieses Verfahren dann als wirkungslos erwiesen, wenn lokale Polizeikräfte zwar verfügbar wären, aber im Zuständigkeitsbereich die Personen zu weit entfernt sind; dies führt zu dem abstrusen Ergebnis, dass erst Personen, die zufällig in der Nähe sind, informiert werden, die dann die Polizei über einen Vorfall informieren.
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Beschreibung der wichtigsten Mängel der derzeitigen PERS Systeme
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Bislang sind mehrere wichtige Verfahrens-Möglichkeiten bei PERS nicht angeboten und auch nicht zum Schutz angemeldet: aa) erstens sollte auch Privat-Personen die Möglichkeit geben sein, sich als Ersthelfer anzubieten, wenn in bestimmten Bereichen, wie zum Beispiel in der Nähe ihrer Wohnung oder Arbeitsstelle etwas passiert; dies besonders dann, wenn es sich um eine ausgebildete Person handelt, wie einen Arzt oder Sanitäter oder Polizisten handelt und zwar unabhängig davon, wer den Alarm auslöst, also ohne dass eine Ersthelfer-Informant Beziehung besteht.
- bb) zweitens sollte es nicht alleine am Opfer liegen, einzustellen, wer informiert wird, also eine Bitte auszusprechen; es sollte vielmehr eine Möglichkeit geben, das sich offizielle Ersthelfer (also Polizei, Ambulanz etc.) oder inoffizielle Ersthelfer (Privatpersonen) bereit erklären, dass sie zu helfen bereit sind und auch wem oder jedermann. Es ist keine Schande zu sagen, dass man nur bestimmten Personen zu helfen bereit ist, vielmehr folgt daraus eine besondere, durch den menschlichen Charakter ganz natürliche Abfolge : möglicherweise ist man bereit, jedermann zu helfen, wenn sich ein Vorfall in zu Fuß erreichbarer Nähe, also etwa bis 500 Meter vom Wohnort ereignet, für andere Personen, besonders Familien, gute Freunde würde man sofort jeden Weg in Kauf nehmen, um zu helfen.
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Es gibt bis heute also kein System am Markt, das Personen erlaubt, sich als eine Art Ersthelfer und „potentieller Held“ zu registrieren, also sich bereit zu erklären, bei Notfällen helfen zu wollen, vor allem wenn sie dazu ausgebildet sind.
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Das bekannteste System, welches ähnliches vollbringt, ist ein Kardiologisches Netzwerk, welches Personen mit besonderer Ausbildung und Qualifikation, namentlich Ärzte, ortet und im Notfall kontaktiert und zum Ort des Herzpatienten führt. Es wird aber weder in USA noch in Deutschland gut angenommen und beschränkt sich auf einen winzigen Bereich, nämlich körperlicher Schaden durch Herzinsuffizienz, wenige Nutzer, meist Personen mit schweren Herzproblemen und eine entsprechend kleine, wenngleich zugegebenermaßen gut ausgebildete Anzahl an Ersthelfern. An diesem sieht man schon ein Problem der Applikationen. Obwohl die Software in USA und Deutschland identisch ist, muss ein deutscher Tourist die US Applikation herunterladen, da die hinterlegten Datensätze und damit die Programme nicht miteinander korrelieren. Würde es ferner eine entsprechende Applikation für zum Beispiel akutes Nierenversagen und somit Sanitätern und Urologen geben und eine weitere nur für Unfälle, so müsste ein Nutzer mit Herz- und Nierenproblemen aus drei Anwendungen auswählen und schon vor Auslösung entscheiden, ob er ein Herz- ein Nierenproblem hat oder einen Verkehrsunfall melden möchte, da andernfalls falsche Abfolgen in Gang gesetzt würden. Ein weiteres Problem dieses Systems war es, dass die permanente Abspeicherung aller Teilnehmer am System extremer Datenmengen bedurfte, die in Echtzeit gefunden und abgespeichert werden mussten, was sowohl einen großen Energieaufwand im individuellen Endgerät als auch einen großen Datenverbrauch erzeugte.
- cc) Schließlich werden viele Systeme am Markt angeboten, die in bestimmten Bereichen funktionieren, aber sofort wirkungslos werden, wenn der Bereich verlassen wird. Es ist verständlich, dass zum Beispiel eine Polizeibehörde nicht dafür garantieren kann und wegen des damit verbundenen Zeitaufwands will, dass ein Alarm, der in einer 30 oder 300 km entfernten Gegend ausgelöst wird, auch von ihr bearbeitet wird, obschon dort Rettungsstellen bestehen; denn dazu müsste jede Dienststelle eine Liste mit Nummern bereit halten und würde mit extremen Aufwand - Aufnahme des Ortes, Heraussuchen der lokalen Nummer und dann Weitergabe - belastet werden.
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Lösung des Problems
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Datenbank, einen Datenträger, der Programmcode enthält, welcher, wenn durch einen Prozessor ausgeführt, ein Verfahren ausführt, in dem mittels kombinierter Nutzung einer Datenbank, Übermittlung von Datensätzen und iterativen Abfolgen eine Vereinfachung der Übertragung von Notfallmeldungen durch Gebärden Sprechende und der Landessprache nicht mächtigen Informanten erreicht wird und eine Verbesserung und Beschleunigung der Arbeit der Leitstellen und Ersthelfer. Die Erfindung betrifft ebenfalls eine mobile Vorrichtung, die ein entsprechendes Computerprogramm ausführt. Die Erfindung wird im Folgenden anhand des entsprechenden Verfahrens, bzw. des Computerprogramms beschrieben. Durch das im folgenden beschriebene Verfahren lösen sich diese Probleme, da die beschriebene Datenbankeintragung und -abfrage die Auswahl sehr viel genauer trifft, einheitlich verwendet werden kann und jedermann die Möglichkeit gibt, jedem oder bestimmten in Not geratenen Menschen vor Ort oder egal wo zu helfen.
Tabelle Probleme der derzeitigen Nutzung von 112
Beschreibung des Problems | Bei | Derzeitiger Lösungsansatz | Weiteres Problem |
Mangelnde verbale Kommunikation | Gebärden-sprechenden | Information der Leitstelle per Fax / Fax-Handys | Langsame Übermittlung, Alarmgrund muss aufgeschrieben werden |
| | Information der Leitstelle per Applikation | Keine Übergreifende Lösung für verschiedene Fälle |
| | Kommunikation mittels Kamera und Dolmetscher für Gebärdensprache | Gebärsdensprachendolmetscher müssen verständigt werden |
| Touristen | Aufnahme des Notfalls per Leitstelle | Zufall, ob Mitarbeiter der Sprache mächtig ist |
| | | Englisch als Basis |
| | | Übersetzer müssten gefunden werden |
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 1679672 [0002]
- EP 1674468 [0002]
- WO 2018133955 [0002]
- EP 2017/055809 [0002]
- WO 2014/170081 [0002]
- EP 3304509 [0002]