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Varroamilben und andere Bienenkrankheiten nehmen zu, Honigbienen sterben und es fehlen wichtige Bestäuber für eine Vielzahl an Pflanzen. Wildbienen, beispielsweise Mauerbienen, können die Bestäubung nachhaltig sichern und dem Bestäubungsausfall bei minimalem menschlichen Arbeitsaufwand entgegenwirken. Der Rückgang der Wildbienen aufgrund Mangel an Brutmöglichkeiten in bebauten Gebieten ist alarmierend. Wildbienen brauchen Nistgänge mit einem Durchmesser von mindestens 4 mm bis maximal 10 mm, je nach Art. Die Brutröhren müssen hinten geschlossen sein und benötigen eine minimale Tiefe von 3 cm.
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Wildbienenhotels stellen solche Nistgänge bereit und bestehen beispielsweise aus Holzstämmen mit entsprechenden Bohrungen. Eine Larve entwickelt sich im Wildbienenhotel zu einer fertigen Biene und verpuppt sich zu einem Kokon. Als Kokon harrt die Biene bis zum Beginn des erneuten Frühjahrs aus. Allerdings werden Wildbienenhotels häufig von Schädlingen und Parasiten befallen, was die Vermehrungsrate der Wildbienen senkt.
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Eine Aufgabe dieser Erfindung ist es daher, ein Wildbienenhotel bereit zu stellen, das eine hohe Vermehrungsrate der Wildbienen ermöglicht.
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Das erfindungsgemäße Wildbienenhotel umfasst einen Korpus und mehrere Nistplatten, wobei in jede Nistplatte mehrere vorzugsweise parallele Nuten eingebracht sind und wobei die Nistplatten innerhalb des Korpus' übereinander gestapelt sind, wodurch eine Vielzahl an Nistgängen entsteht. Das Ausbilden der Nistgänge zwischen Nistplatten erlaubt einen einfachen Zugang zu den Nistgängen, indem die Platten voneinander getrennt werden. Dadurch können die Kokons einfach entnommen und gereinigt werden, was Schäden durch Parasiten oder Schimmel verhindert. Bei herkömmlichen Wildbienenhotels ist eine derart einfache Entnahme und Reinigung der Kokons nicht möglich. Die Folge ist eine starke Vermehrungsrate von Schädlingen und Parasiten und die damit verbundene Schädigung der Brut.
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Das Wildbienenhotel kann außerdem eine oder mehrere der folgenden Eigenschaften aufweisen.
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Die Nistplatten bestehen aus einem Holzmaterial, vorzugsweise aus MDF. In MDF-Platten gefräste Nuten sind nach dem Fräsvorgang äußerst glatt, wodurch sich die Wildbienen ihre Flügel beim hinein - und hinauskrabbeln nicht verletzen können.
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Auf dem Korpus ist ein abnehmbares Dach angeordnet, das vorzugsweise über eine Steckverbindung mit dem Korpus verbunden ist. Das Dach ist vorzugsweise aus Sperrholz wie z.B. Seekiefer Sperrholz. Das Dach kann außerdem mit Teerpappe überzogen sein, um Wasser abzuweisen.
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Oberhalb der Nistplatten ist eine Zwischendecke angeordnet, so dass zwischen der Zwischendecke und dem Dach ein Schlüpfraum entsteht, in den vom Betreiber des Wildbienenhotels die Kokons zum Schlupf gelegt werden können. Der Schlüpfraum bietet vorzugsweise Platz für mindestens 40 Wildbienenkokons.
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Nach vorne hin ist der Schlüpfraum mit einer Frontplatte verschlossen, in welcher mindestens ein Ausflugsloch angeordnet ist. Vorzugsweise sind mehrere Ausflugslöcher in der Frontplatte angeordnet. Die Ausflugslöcher weisen einen Durchmesser von maximal 8 mm auf. Nach dem Schlüpfen können die Bienen den Schlüpfraum durch Ausflugslöcher der Frontplatte verlassen, die Nistgänge in den Nistplatten beziehen und ihre Brut legen.
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Der Korpus besteht aus trockenem, witterungsbeständigen Sperrholz, beispielsweise Seekiefer. Andere, weichere Holzarten könnten durch Aufnahme von Feuchtigkeit quellen und so die Bruthöhlen verengen, was die Brut gefährden würde.
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Das Dach weist einen Überstand über die Vorderseite des Korpus von 1cm bis 6 cm auf, vorzugsweise 2 cm bis 4 cm.
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Mittels einer Fixiereinrichtung können die Nistplatten im Korpus fixiert werden. Dies verhindert eine Bewegung der Nistplatten im Korpus.
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Dabei ist die Fixiereinrichtung beispielsweise ausgebildet durch eine Fixierschraube und ein, in der Zwischendecke angeordnetes Gewinde, in das die Fixierschraube greift. Vorzugsweise ist die Fixiereinrichtung ausgebildet durch mehrere Fixierschrauben, die in jeweilige Gewinde in der Zwischendecke greifen. Durch Anziehen der Fixierschrauben wird Druck auf die Nistplatten ausgeübt, so dass diese im Korpus fixiert werden. Außerdem wird durch das Zusammendrücken der Nistplatten verhindert, dass Parasiten von Nistplatte zu Nistplatte gelangen. Vorzugsweise sind vier Fixierschrauben an der Zwischendecke angeordnet, um eine gleichmäßige Druckverteilung zu gewährleisten.
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Im Korpus, unterhalb der Nistplatten ist ein Entnahmebrett mit einer Griffeinrichtung angeordnet, wobei die Griffeinrichtung vorzugsweise als Eingriffsloch ausgebildet ist.
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Vor den Nistplatten ist ein Vogelschutzgitter angeordnet ist, das vorzugsweise eine Maschenweite von 10 mm bis 30 mm aufweist
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An einer Rückwand des Korpus' ist ein Metallband angebracht, dessen Länge vorzugsweise 10 cm bis 35 cm beträgt. Durch das Metallband kann das Wildbienenhotel an einer geeigneten Stelle befestigt werden.
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Zur Entnahme der Nistplatten wird zunächst das Vogelschutzgitter entfernt. Anschließend werden die Fixierschrauben gelöst. Durch Greifen der Griffeinrichtung und Ziehen können das Entnahmebrett und die darauf angeordneten Nistplatten bequem aus dem Korpus entnommen werden.
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Figurenliste
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand der 1 bis 8b erläutert. Es zeigen:
- 1 zeigt eine Vorderansicht des Wildbienenhotels
- 2 zeigt eine Seitenansicht des Wildbienenhotels
- 3 zeigt eine Hinteransicht des Wildbienenhotels
- 4 zeigt eine Vorderansicht des Wildbienenhotels, ohne Vogelgitter und Nistplatten
- 5a zeigt eine Ansicht von oben, bei abgenommenem Dach, mit Blick auf die Zwischendecke.
- 5b zeigt eine räumliche Ansicht des Wildbienenhotels, bei abgenommenen Dach, ohne Vogelgitter und Nistplatten
- 6a zeigt eine Seitenansicht des Daches
- 6b zeigt eine Sicht auf die Unterseite des Daches
- 7 zeigt eine räumliche Ansicht des Wildbienenhotels
- 8a zeigt eine Ansicht der Nistplatte mit gebohrten Nistgängen von oben
- 8b zeigt eine Ansicht der Nistplatte mit gebohrten Nistgängen von vorne
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In diesem Ausführungsbeispiel besteht der Korpus 2 des Wildbienenhotels 1 aus Seekiefer Sperrholz. Der Korpus umfasst eine Bodenplatte 4, zwei Seitenwände 5, eine Rückwand 6, eine Zwischendecke 8 und eine Frontplatte 9. Alle diese plattenförmigen Bauteile sind mit einander verklebt und/oder an einander getackert.
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Von vorne betrachtet hat der Korpus 2 als Außenmaße eine Breite von 200 mm und eine Tiefe von 250 mm. Die Höhe der Rückseite des Korpus beträgt 270 mm und die der Vorderseite 220 mm. Vorne bezeichnet dabei die Seite des Wildbienenhotels 1 an der die Frontplatte 9 am Korpus 2 angeordnet ist und an der die Öffnungen der Nistgänge liegen.
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Im Korpus befinden sich 8 Nistplatten 3. In jeder Nistplatte 3 sind 12 parallele Nuten als Niströhren mit einer Höhe von 8 mm, einer Breite von 8 mm und einer Tiefe von 145 mm gefräst. Die Nuten enden 15 mm vor dem hinten Ende jeder Nistplatte. Dadurch ist jede Niströhre nach hinten verschlossen. Der Abstand zwischen den Nuten beträgt jeweils 13mm. Der gewählte Abstand der Nuten sowie deren Abmaße sind zur Ansiedlung der Gehörnten als auch der Roten Mauerbiene optimal geeignet.
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Die Nistplatten 3 werden beim Einsetzen in den Korpus 2 bis zur Rückwand 6 geschoben, so dass sie vollständig vom Korpus 2 aufgenommen sind. Dies dient dem Schutz vor Regen.
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Das Dach 7 ist mit Teerpappe überzogen, die auf das Dach geklebt und/oder getackert ist. Wenn das abnehmbare Dach 7 auf dem Korpus 2 montiert ist, schließt es mit der Rückwand 6 bündig ab. Der Seitenüberstand links und rechts zum Korpus 2 beträgt 30 mm, der Überstand an der Frontplatte 9 beträgt 40 mm. Die Seitenüberstände schützen den Korpus 2 vor Regen. Das Dach ist nach vorne geneigt, um Regenwasser nach vorne abzuleiten. Die Neigung beträgt 10 Grad bis 20 Grad gegenüber der Horizontalen.
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Auf der Unterseite des Daches sind zwei Holzkeile 71a, 71b befestigt, vorzugsweise geklebt und/oder festgetackert. Die beiden Holzkeile 71a, 71b haben ein trapezförmiges Profil. So liegt die nach vorne orientierte Fläche des ersten Holzkeils 71a innen an der der Frontplatte 9 an und die nach hinten orientierte Fläche des zweiten Holzkeils 71b liegt an der inneren Seite der Rückwand 6 an. Mit dieser Anordnung kann das Dach 7 auf den Korpus 2 gesteckt und werden und ist somit sehr einfach zu montieren und zu demontieren.
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In der Frontplatte 9 sind fünf als Durchgangsbohrungen ausgeführte Ausflugslöcher 91 mit einem Durchmesser von 8 mm im Abstand von jeweils 28 mm angeordnet. Diese dienen der Wildbiene nach dem Schlupf dazu, den Schlüpfraum zu verlassen.
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In der Zwischendecke 8 sind vier Fixierschrauben mit passenden Gewinden als Fixiereinrichtung 15 angeordnet, welche die Nistplatten 3 im Korpus 2 nach unten drücken und somit fixieren. Die Fixierschrauben sind vorzugsweise als Flügelschrauben ausgeführt. Sie bestehen aus Edelstahl und haben in diesem Ausführungsbeispiel eine Länge von 40mm. Die Fixierschrauben greifen in Metallgewinde, die in die Zwischendecke 8 eingebracht sind.
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Beim Anziehen der Fixierschrauben drücken diese von oben auf die Nistplatten 3. Durch den Druck der Fixierschrauben erlangen die Nistplatten 3 mit den gefrästen Nistgängen den benötigten festen Halt für die Brut bis zur Verpuppung.
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Oberhalb der Bodenplatte 4 und unterhalb der Nistplatten 3 ist das Entnahmebrett 10 mit der Griffeinrichtung 11 angeordnet. Dieses dient dazu, die Nistplatten aus dem Wildbienenhotel zu ziehen. Die Griffeinrichtung 11 ist in diesem Ausführungsbeispiel als Eingriffsloch ausgebildet.
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An der Vorderseite des Korpus, wird ein Gitterhalter 12 befestigt. In diesem Ausführungsbeispiel besteht der Gitterhalter aus drei Holzprofilen, die vorne an den Seitenteilen 5 und an der Bodenplatte 4 befestigt sind. Die Holzprofile sind mit einer Einkerbung versehen, in welche ein Drahtgitter 13 hineingesetzt ist. Die Maschenweite beträgt mindestens 15mm. Das Drahtgitter 13 dient als Vogelschutz und verhindert außerdem ein Herausfallen der Nistplatten 3, wenn die Fixierschrauben versehentlich nicht angezogen wurden.
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An der Rückwand 6 ist ein Metallband 14 mit dem Korpus 2 verbunden, vorzugsweise durch mehrere Schrauben. Das Metallband 14 dient zur Befestigung des Wildbienenhotels an einem Baum, einem Holzbalken, einer Wand oder einem Stein.
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Von Anfang März bis spätestens Ende Juli sind Wildbienen, insbesondere Mauerbienen aktiv. Das Wildbienenhotel 1 dient den Wildbienen in dieser Zeit als Schlupf- sowie als Brutkasten. Zur Inbetriebnahme des Wildbienenhotels wird das Dach 7 geöffnet und eine Startpopulation von 40 Wildbienenkokons im Schlüpfraum abgelegt. Das Dach 7 wird daraufhin wieder geschlossen. Im Schlüpfraum wartet die fertig entwickelte Biene in ihrem Kokon auf ihren Schlupf, was bei wärmer werdenden Temperaturen von alleine erfolgt. Nachdem die Wildbiene geschlüpft ist, verlässt sie den Schlüpfraum durch die Ausflugslöcher 91 in der Frontplatte 9 und wartet in unmittelbarer Nähe des Wildbienenhotels auf den Paarungsakt. Nach erfolgter Begattung bezieht das Wildbienenweibchen einen Nistgang, legt dort ihre Eier im Liniennest ab, stattet jedes Ei mit Futterbrot und Pollen aus und verschließt den Nistgang mit einer Lehmwand. Beim Sammeln von Futter für sich selbst und ihre Nachkommen bestäubt die Wildbiene Pflanzen in der Nähe des Wildbienenhotels.
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Um im Herbst die Kokons von Parasiten zu reinigen, müssen die Nistplatten 3 aus dem Korpus 2 entnommen werden. Dazu wird das Dach 7 abgenommen, die Fixiereinrichtung 15 wird gelöst und das Drahtgitter 13 wird entfernt. Durch Ziehen an der Griffeinrichtung 11 des Entnahmebretts 10 werden die Nistplatten 3 aus dem Korpus 2 gezogen. Nach Teilung der Nistplatten liegen die Nistgänge nun frei und man kann die Kokons herauslösen und von Parasiten reinigen
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Die Nistplatten 3 werden nach der Reinigung wieder in den Korpus 2 eingesetzt und mit der Fixiereinrichtung 15 fixiert. Das Wildbienenhotel 1 kann so im Frühjahr wieder für die neuen Nachkommen bereitgestellt werden. Auch können durch die einfache Entnehmbarkeit beschädigte Nistplatten 3 leicht ersetzt werden, um die Wildbienen vor Verletzungen der Flügel zu schützen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Wildbienenhotel
- 2
- Korpus
- 3
- Nistplatte
- 4
- Bodenplatte
- 5
- Seitenplatte
- 6
- Rückwand
- 7
- Dach
- 71a
- erster Holzkeil
- 71b
- zweiter Holzkeil
- 8
- Zwischendecke
- 9
- Frontplatte
- 91
- Ausflugsloch
- 10
- Entnahmebrett
- 11
- Griffeinrichtung
- 12
- Gitterhalter
- 13
- Drahtgitter
- 14
- Metallband
- 15
- Fixiereinrichtung