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Die Erfindung betrifft ein chirurgisches Instrument gemäß dem Oberbegriff des Schutzanspruchs 1.
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In der Chirurgie werden in einer Vielzahl von Operationen chirurgische Instrumente mit einer Klinge verwendet. Bekannt sind beispielsweise Skalpellmesser, bei welchen an einem Handgriff eine Klinge mit einer Schneidkante angeordnet ist. Die Klinge ist dabei in Verlängerung des Handgriffs angeordnet. Insbesondere weist der Handgriff eine Längsachse auf und die Klinge kann als blattartiges Element ausgebildet sein und eine Ebene aufweisen. Bei den bekannten Skalpellmessern liegt die Längsachse des Handgriffs in der Ebene der Klinge oder anders ausgedrückt verläuft die Klinge in Verlängerung des Handgriffs.
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In verschiedenen chirurgischen Operationen ist es jedoch erforderlich, auch an schwer zugänglichen Stellen des Körpers Schnitte zu setzen. Beispielsweise gewinnt in der modernen Zahnmedizin die parodontale und periimplantäre Weichgewebschirurgie zunehmend an Bedeutung. Dabei wird Bindegewebe aus dem Gaumen entnommen und transplantiert. Der Gaumen ist jedoch für ein Skalpell nur schwer zugänglich.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht daher darin, ein chirurgisches Instrument mit einem Handgriff und einer daran angeordneten Klinge mit einer Schneidkante bereitzustellen, welches einfacher und ergonomischer zu handhaben ist, insbesondere in zahnmedizinischen Eingriffen, insbesondere bei Bindegewebstransplantationen.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein chirurgisches Instrument mit den Merkmalen des Schutzanspruchs 1.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
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Das erfindungsgemäße chirurgische Instrument mit einem Handgriff, welcher eine Längsachse aufweist, und einer daran angeordneten Klinge mit einer Schneidkante, wobei die Klinge eine Ebene aufweist, zeichnet sich dadurch aus, dass die Längsachse des Handgriffs die Ebene der Klinge in höchstens einem Punkt schneidet. Mit anderen Worten verläuft die Klinge damit nicht in Verlängerung des Handgriffs, oder anders ausgedrückt liegt die Längsachse des Handgriffs gerade nicht in der Ebene der Klinge.
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Die Ebene der Klinge kann entweder gegen die Längsachse in einem von 0° verschiedenen Winkel geneigt und/oder gegen die Längsachse um einem von Null verschiedenen Betrag parallel versetzt angeordnet sein.
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Dies ermöglicht eine ergonomische Ausgestaltung des chirurgischen Instruments und eine vereinfachte Handhabung, insbesondere, wenn mit Hilfe des chirurgischen Instruments im Rahmen eines zahnmedizinischen Eingriffs, beispielsweise einer Entnahme von Bindegewebstransplantaten aus dem Gaumen, in der Mundhöhle Schnitte gesetzt werden sollen, da die parallel zum Griff versetzte Klinge oder die zur Längsachse des Instruments geneigt angeordnete Klinge bei Halten des Griffs einfacher an nicht direkt zugängliche Stellen, wie beispielsweise den Gaumen, herangeführt werden kann.
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Vorzugsweise ist die Klinge als blattartiges Element ausgebildet. Dies kann die Herstellung des chirurgischen Instruments vereinfachen.
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Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung weist die Klinge eine Fläche auf, welche in der Größenordnung der Querschnittsfläche des Handgriffs liegt. Dadurch ist die Klinge insbesondere im Vergleich zu herkömmlichen Skalpellklingen, klein ausgebildet, was das heranführen des chirurgischen Instruments auch an schwer zugängliche Stellen des Körpers wie beispielsweise in die Mundhöhle und dort insbesondere den Gaumen, erleichtert. Zudem wird die Sicht auf das Operationsfeld durch eine kleinere Klinge verbessert.
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Vorzugsweise ist an dem Handgriff ein erster Armabschnitt mit einer Längsachse und an dem ersten Armabschnitt ein zweiter Armabschnitt mit einer Längsachse angeordnet, wobei die Klinge an dem zweiten Armabschnitt angeordnet ist. Eine derartige Ausgestaltung bietet auf einfache Art und Weise die Möglichkeit, die Klinge an dem Handgriff zu befestigen und dabei die Ausrichtung der Klinge relativ zu dem Handgriff zu variieren.
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Vorzugsweise ist die Ebene der Klinge in einem Winkel zwischen 60° und 120°, vorzugsweise in einem Winkel von etwa 80° bis 90° zu der Längsachse des zweiten Armabschnitts angeordnet. Eine derartige Ausgestaltung verbessert die Handhabung des chirurgischen Instruments, und begünstigt insbesondere eine schnellere und sichere Entnahme eines Bindegewebstransplantats aus dem Gaumen.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung ist die Längsachse des zweiten Armabschnitts in einem Winkel zwischen 0° und 180°, vorzugsweise in einem Winkel zwischen 30° und 150°, besonders bevorzugt in einem Winkel von etwa 90°, zu der Längsachse des ersten Armabschnitts angeordnet. Diese Ausgestaltung verbessert die Handhabung des chirurgischen Instruments und begünstigt insbesondere die schnelle und exakte Präparation des Bindegewebstransplantats aus dem Gaumen.
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Vorteilhafterweise ist die Längsachse des ersten Armabschnitts in einem Winkel zwischen 90° und 180°, vorzugsweise in einem Winkel zwischen 110° und 160°, besonders bevorzugt in einem Winkel von etwa 130° bis 140°, zu der Längsachse des Handgriffs angeordnet. Dies kann die ergonomische Ausgestaltung des Instruments sowie die einfache Handhabung des Instruments verbessern.
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Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass an dem zweiten Armabschnitt Markierungen angeordnet sind. Diese können eine Tiefenmesslehre darstellen und dem Benutzer einen Hinweis darauf geben, wie tief das Instrument bereits in den Körper, beispielsweise den Gaumen, eingedrungen ist.
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Vorzugsweise ist die Klinge einstückig an dem zweiten Armabschnitt angeordnet. Vorzugsweise ist der zweite Armabschnitt einstückig an dem ersten Armabschnitt angeordnet. Vorzugsweise ist der erste Armabschnitt einstückig an dem Handgriff angeordnet. Eine einstückige Ausgestaltung kann die Stabilität des Instruments verbessern. Weiterhin kann eine einstückige Ausgestaltung die Reinigbarkeit des Instruments verbessern.
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Vorzugsweise weist die Schneidkante der Klinge mindestens einen gekrümmten Abschnitt auf. Dies kann die Handhabung des Instruments vereinfachen.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist der Handgriff eine Strukturierung auf, um dem Benutzer einen sicheren Griff zu ermöglichen.
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Eine besonders bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass an dem Handgriff eine zweite Klinge angeordnet ist. Diese kann am Handgriff an dem der ersten Klinge gegenüberliegenden Ende angeordnet sein. Die zweite Klinge kann sämtlichen vorteilhaften Ausführungsformen der ersten Klinge unabhängig von der Ausgestaltung der ersten Klinge aufweisen. Vorzugsweise sind die erste Klinge und die zweite Klinge punktsymmetrisch zueinander angeordnet.
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Das erfindungsgemäße chirurgische Instrument ist besonders bevorzugt als palatinales Messer ausgebildet.
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Das erfindungsgemäße chirurgische Instrument kommt bevorzugt bei zahnmedizinischen Eingriffen, insbesondere bei der Entnahme und dem Management von Bindegewebstransplanten aus dem Gaumen, zur Anwendung.
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Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Figuren ausführlich erläutert. Es zeigen:
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1 eine perspektivische Ansicht eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen chirurgischen Instruments,
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2 eine Seitenansicht des Instruments gemäß 1,
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3 eine weitere Seitenansicht des Instruments gemäß 1,
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4 eine weitere Seitenansicht des Instruments gemäß 1,
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5 eine weitere Seitenansicht des Instruments gemäß 1,
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6 eine Draufsicht auf eine Klinge des Instruments gemäß 1 und
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7 eine Seitenansicht der Klinge gemäß 6.
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Die 1 bis 7 zeigen verschiedene Ansichten eines Ausführungsbeispiels eines chirurgischen Instruments 10. Zur besseren Übersicht sind nicht sämtliche Bezugszeichen in sämtlichen Figuren angegeben.
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Das Instrument 10 weist einen Handgriff 20 auf, welcher eine Längsachse lH aufweist und insbesondere als schmaler langgestreckter Handgriff 20 ausgebildet ist. Der Handgriff 20 weist ein erstes Ende 20a und ein zweites Ende 20b auf. Der Handgriff 20 kann insbesondere über einen Großteil seiner axialen Erstreckung im Wesentlichen zylindrisch ausgebildet sein. Um die Griffsicherheit zu verbessern, kann der Handgriff 20 auf seiner Außenfläche eine Strukturierung 60, beispielsweise in Form von Rillen, Rippen oder Riffelungen, aufweisen.
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An dem Handgriff 20 ist eine Klinge 30 mit einer Schneidkante 32 angeordnet. Eine Draufsicht auf die Klinge 30 zeigt insbesondere 6. Die Klinge 30 weist eine Ebene E auf und kann als blattartiges Element ausgebildet sein. In 6 liegt die Ebene E parallel zu der Papierebene.
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Die Ebene E der Klinge 30 schneidet die Längsachse lH des Handgriffs 20 in einem Punkt (vergleiche beispielsweise 5).
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An dem Handgriff 20 kann ein erster Armabschnitt 41, welcher eine Längsachse l1, ein erstes Ende 41a und ein zweites Ende 41b aufweist, angeordnet sein. An dem ersten Armabschnitt 41 kann ein zweiter Armabschnitt 42, welcher eine Längsachse l2, ein erstes Ende 42a und ein zweites Ende 42b aufweist, angeordnet sein. Der erste Armabschnitt 41 ist dabei insbesondere mit seinem ersten Ende 41a an dem ersten Ende 20a des Handgriffs angeordnet, während der zweite Armabschnitt 42 insbesondere mit seinem ersten Ende 42a an dem zweiten Ende 41b des ersten Armabschnitts 41 angeordnet ist. Die Klinge 30 kann an dem zweiten Armabschnitt 42, insbesondere an dessen zweiten Ende 42b, angeordnet sein.
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Die Klinge 30 kann dabei derart an dem zweiten Armabschnitt 42 angeordnet sein, dass die Ebene E der Klinge 30 in einem Winkel α zu der Längsachse l2 des zweiten Armabschnitts 42 angeordnet ist. Der Winkel α kann zwischen 60° und 120° betragen, vorzugsweise in einem Bereich von etwa 80° bis 90° liegen und beträgt in der dargestellten Ausführungsform beispielsweise etwa 85°. Die Abwinklung der Klinge 30 gegen die Längsachse l2 des zweiten Armabschnitts 42 kann die Zugänglichkeit der Schneidkante 32 der Klinge 30 zu schwer zugänglichen Stellen des Körpers, beispielsweise des Gaumens, verbessern und die Entnahme eines Bindegewebsimplantats aus dem Gaumen erleichtern.
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Die Längsachse l2 des zweiten Armabschnitts 42 kann in einem Winkel β zwischen 0° und 180°, vorzugsweise in einem Winkel β zwischen 30° und 150°, beispielsweise in einem Winkel β von etwa 90°, zu der Längsachse l1 des ersten Armabschnitts 41 angeordnet sein. Durch diese Abwinklung des zweiten Armabschnitts 42 kann ein Versatz der Klinge 30 zu der Längsachse lH des Handgriffs 20 erreicht werden.
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Gemäß einer Ausführungsform ist die Längsachse l1 des ersten Armabschnitts 41 in einem Winkel γ zwischen 90° und 180°, vorzugsweise in einem Winkel zwischen 110° und 160°, beispielsweise in einem Winkel von etwa 155° zu der Längsachse lH des Handgriffs 20 angeordnet. Diese Abwinklung begünstigt die ergonomische Ausgestaltung des Instruments 10.
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Die Klinge 30 kann einstückig an dem zweiten Armabschnitt 42 angeordnet sein. Der zweite Armabschnitt 42 kann einstückig an dem ersten Armabschnitt angeordnet sein. Der erste Armabschnitt 41 kann einstückig an dem Handgriff 20 angeordnet sein. Eine Ausführungsform sieht vor, dass das gesamte Instrument 10 einstückig ausgebildet ist.
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Die Schneidkante 32 der Klinge 30 kann einen gekrümmten Abschnitt aufweisen, was eine ergonomisch verbesserte Ausgestaltung der Schneidkante 32 ermöglicht. Beispielsweise kann die Klinge 30 an ihrer dem zweiten Armabschnitt 42 abgewandten Kante eine Verbreiterung aufweisen, beispielsweise sich konisch aufweiten oder nach Art eines T aufweiten, wobei sich die Schneidkante 32 ausgehend von der Befestigung am zweiten Armabschnitt 42 über die Außenkante der Klinge 30 erstrecken kann.
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An dem zweiten Armabschnitt 42 können Markierungen 50 angeordnet sein. Die Markierungen 50 können äquidistant angeordnet sein und einen definierten Abstand zu dem zweiten Ende 42b des zweiten Armabschnitts 42, an welchem die Klinge 30 befestigt ist, aufweisen, um auf diese Weise eine Messlehre bereitzustellen.
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In einer Ausführungsform ist an dem Handgriff 20 genau eine Klinge 30 angeordnet. Bei dem in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispielen ist an dem Handgriff 20 zusätzlich zu der ersten Klinge 30 eine zweite Klinge 35 angeordnet. Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß der Figuren ist die Klinge 35 an dem zweiten Ende 20b des Handgriffs 20 angeordnet, insbesondere in analoger Weise zu der Klinge 30 über entsprechend abgewinkelte Armabschnitte. Die Klinge 35 kann in Form und Größe identisch zu der Klinge 30 ausgestaltet sein, kann aber auch größer oder kleiner oder anders geformt ausgebildet sein, um ein flexibler einsetzbares Instrument 10 zu ermöglichen. Die Position der zweiten Klinge 35 kann dabei punktsymmetrisch zu der Position der Klinge 30 ausgebildet sein.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Instrument
- 20
- Handgriff
- 20a
- Erstes Ende
- 20b
- Zweites Ende
- 30
- Klinge
- 32
- Schneidkante
- 35
- Klinge
- 41
- erster Armabschnitt
- 41a
- erstes Ende
- 41b
- zweites Ende
- 42
- zweiter Armabschnitt
- 42a
- erstes Ende
- 42b
- zweites Ende
- 50
- Markierung
- 60
- Strukturierung
- E
- Ebene
- lH
- Längsachse
- l1
- Längsachse
- l2
- Längsachse
- α
- Winkel
- β
- Winkel
- γ
- Winkel