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Gebiet der Erfindung
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Die Erfindung bezieht sich auf ein fotografisches Objektiv, insbesondere ein für den vorwiegenden Einsatz im Bereich der Portraitfotografie bestimmtes, fotografisches Objektiv.
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Stand der Technik
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In der Portraitfotografie sind zwei gestalterische Maßnahmen von besonderer Bedeutung. Es handelt sich dabei zum einen um die sogenannte Weichzeichnung, die häufig durch gezielte Ausnutzung optischer Unterkorrektionen des Objektivs genutzt wird, um das gesamte Bild mit einer definierten Unschärfe zu überziehen. Hierdurch können unvorteilhaft scharfe Konturen im Gesicht des Portraitierten gemildert, „weichgezeichnet“ werden. In der Regel wird hierzu ein spezieller Vorsatz oder die unterkorrigierte sphärische Aberration des Objektivs genutzt, wobei beispielsweise aus der
DE 26 57 968 A1 Objektive bekannt sind, bei denen die sphärische Aberration durch axiale Relativverschiebung von Linsen des Objektivs präzise einstellbar ist.
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Ein weiteres gestalterisches Merkmal ist die Hot-Spot-Generierung, d.h. die Erzeugung eines definierten Bildbereichs scharfer Abbildung mit graduell stärker werdenden Unschärfe zu den Randbereichen des Bildes hin. Position und Durchmesser des Scharfeinstellungsbereichs sollen dabei typischerweise weitgehend frei wählbar sein. Diese gestalterische Maßnahme wird in der Regel durch digitale Nachbearbeitung des Bildes erzielt. Dies ist jedoch nachteilig, da die Bildqualität mit jeder digitalen Nachbearbeitung reduziert wird.
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Aufgabenstellung
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Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Portraitobjektiv zur Verfügung zu stellen, welches eine rein optische Hot-Spot-Generierung erlaubt.
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Darlegung der Erfindung
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Diese Aufgabe wird gelöst durch ein fotographisches Objektiv mit den Merkmalen von Anspruch 1.
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Bevorzugte Ausführungsformen sind Gegenstand der abhängigen Patentansprüche. Die Erfindung schlägt zunächst als grundlegenden Aufbau des Objektivs einen Aufbau ähnlich dem in der
DE 25 08 491 A1 offenbarten vor, wobei sich diese Druckschrift jedoch auf ein Mikroskopobjektiv bezieht, welches für die hier zugrundeliegende Anwendung als fotografisches Objektiv, insbesondere als Portraitobjektiv, grundsätzlich ungeeignet ist. Man beachte, dass im Rahmen der vorliegenden Beschreibung die Formangabe „plan“ für eine Fläche einer Linse jeden Krümmungsradiusbetrag größer als 500 Millimeter einschließt.
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Ausgehend von dem bekannten, zweckfremden Objektiv zeichnet sich das erfindungsgemäße Portraitobjektiv durch zwei wesentliche Merkmale aus. Es ist dies zum einen die axiale Verschieblichkeit der Abschlussgruppe relativ zur Frontgruppe und zum anderen eine besondere Relation der Brennweiten von Frontgruppe, Abschlussgruppe und Gesamtobjektiv. Zwischen beiden Merkmalen besteht eine erfindungswesentliche Wechselwirkung.
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Modifizierte man nämlich das aus der
DE 25 08 491 A1 bekannte Objektiv um das Merkmal der axialen Relativverschieblichkeit von Frontgruppe und Abschlussgruppe, resultierte aus einer derartigen Verschiebung lediglich eine Verstärkung der sphärische Aberration, was zu einem Weichzeichnereffekt über die gesamte Bildfläche führen würde. Eine Hot-Spot-Generierung könnte damit nicht ermöglicht werden. Dies ergibt sich nur in Kombination mit den oben angegebenen Brennweitenrelationen. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass für das bekannte Objektiv, für welches sich aus den in der genannten Druckschrift angegebenen Spezifikationen eine Gesamtbrennweite von 100,6 mm, eine Frontgruppen-Brennweite von 175,0 mm und eine Abschlussgruppenbrennweite von 109,3 mm ergibt, die oben erstgenannte Relation ebenfalls eingehalten ist. Die Erfinderin hat jedoch erkannt, dass nur im Zusammenhang mit der gleichzeitigen Erfüllung auch der oben zweitgenannten Relation eine axiale Relativverschiebung von Abschlussgruppe und Frontgruppe nicht zu einer generellen Verstärkung der sphärischen Aberration, sondern vielmehr zu einer Hot-Spot-Generierung führt, die im Wesentlichen auf einer Veränderung von Bildwölbung und Verzeichnung des Objektivs beruht. Auf diese Weise kann der Fotograf den Durchmesser eines Scharfeinstellungsbereichs im Bild weitgehend frei wählen, indem er die Abschlussgruppe und die Frontgruppe relativ zueinander axial verschiebt, typischerweise um einen Verschiebeweg von wenigen Millimetern.
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Ein besonderer Vorteil der Erfindung liegt darin, dass diese Art der Hot-Spot-Generierung weitgehend unabhängig von der aktuellen Öffnung des Objektivs ist. Insbesondere bei kleinere Formaten als Vollformat 24 × 36 mm (z.B. mFT, APS-C) muss, will man den gleichen Effekt in der Hintergrundunschärfe bei Portraitaufnahmen erzielen, nicht nur eine kürzere Brennweite (entsprechend dem Crop-Faktor) gewählt werden, sondern auch eine dem gleichen Faktor entsprechende Anfangsöffnung. Hinzu kommt, dass der Fotograf bei gut ausgeleuchteten Objekten ein Abblenden des Objektivs nicht vermeiden kann und so bei handelsüblichen Objektiven eine für Portraitaufnahmen unerwünschte Schärfentiefe erhält. Mit dem erfindungsgemäßen Objektiv, das sehr hoch öffnend konstruiert werden kann, kann dieser Nachteil jedoch mittels des oben erläuterten, weitgehend blendenunabhängigen Hot-Spot-Effektes kompensiert werden.
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Um hinsichtlich der tatsächlichen Öffnung des Objektivs eine weitgehend freie Einstellbarkeit zur Verfügung zu haben, ist vorgesehen, dass zwischen der Frontgruppe und der Abschlussgruppe eine Aperturblende angeordnet ist.
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Es hat sich als günstig erwiesen, wenn die Abschlussgruppe ausschließlich aus der Abschlusslinse besteht. Der Aufbau des Objektivs ist daher einfach und das resultierende Objektiv leicht.
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Hinsichtlich der Frontgruppe hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die Frontlinse als Plankonvexlinse ausgebildet ist, deren konvexe Fläche objektseitig ausgerichtet ist.
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Im Hinblick auf eine einfache Konstruktion des Objektivs und eine gewichtsmäßig leichte Ausgestaltung ist vorgesehen, dass die Frontgruppe ausschließlich aus der Frontlinse und der oben genannten Teilgruppe besteht, wobei letztere ausschließlich aus besagter positiver Meniskuslinse und besagter Plankonvexlinse besteht.
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Die Erfindung sieht vor, dass der Abstand zwischen der Frontlinse und der Teilgruppe der Frontgruppe variabel ist. Insbesondere wird dabei als günstig angesehen, dass die Teilgruppe der Frontgruppe axial verschieblich ist, d.h. eine Innenverstellung realisiert wird. Technisch weitgehend gleichwertig ist jedoch auch eine axiale Verschieblichkeit der Frontlinse. Hintergrund der Idee des variablen Abstandes zwischen Frontlinse und Teilgruppe der Frontgruppe ist es, zusätzlich zu der oben erläuterten Hot-Spot-Generierung die Möglichkeit einer über das gesamte Bild gleichmäßigen Weichzeichnung zu schaffen. Diese wirkt sich selbstverständlich im Wesentlichen im Bereich des Scharfeinstellungsbereichs aus; in dem durch den Hot-Spot-Effekt unscharf gemachten Bereich fällt die zusätzliche Weichzeichnung dem Betrachter kaum auf. Mit der besagten Relativverschiebung innerhalb der Frontgruppe wird die sphärische Aberration der Abbildung verändert, d.h. eine Weichzeichnung nach dem grundsätzlich bekannten Verfahren erzielt.
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Der Fachmann wird verstehen, dass sich bei achssymmetrischem Aufbau des Objektivs der Hot-Spot-Effekt im Wesentlichen koaxial auswirken wird. In der Portrait-Fotografie fallen jedoch nicht stets der scharfzustellende Bereich, beispielsweise eine Auge, und die Bildmitte zusammen. Bei einer besonders bevorzugten Weiterbildung der Erfindung ist daher vorgesehen, dass alle optischen Elemente in einem Objektivgehäuse mit einer mechanischen Schnittstelle zum Anschluss an einen Bilddetektor gefasst und gemeinsam senkrecht zu ihrer optischen Achse, vorzugsweise sowohl vertikal und horizontal, relativ zu der mechanischen Schnittstelle verfahrbar sind. Dieses Prinzip ist grundsätzlich von den sogenannten Shift-Objektiven bekannt. So lässt sich das Objektiv an sich achssymmetrisch aufbauen. Allerdings kann die Lage der optischen Achse des Objektivs relativ zur Bildebene verschoben werden. Auf diese Weise kann der Scharfeinstellungsbereich im Rahmen der Hot-Spot-Generierung auf jeden beliebigen Bildbereich gelegt werden, sodass jeder beliebige Objektbereich im Zentrum des Hot-Spots abgebildet werden kann. Dies setzt, wie der Fachmann ohne weiteres erkennt, selbstverständlich voraus, dass die Bildfeldgröße des mit dem Objektiv erzeugbaren Bildes größer ist als die Detektorfläche. Anderenfalls würden sich Abschattungen in den Eckbereichen des aufgenommenen Bildes ergeben.
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Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden speziellen Beschreibung und den Zeichnungen.
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Kurzbeschreibung der Zeichnungen
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Es zeigen:
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1: einen Linsenschnitt eines erfindungsgemäßen Objektivs,
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2: vereinfachte Graphen der Modulationstransferfunktion des erfindungsgemäßen Objektivs in einer ersten Axialstellung der Abschlussgruppe,
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3: vereinfachte Graphen der Modulationstransferfunktion des erfindungsgemäßen Objektivs in einer zweiten Axialstellung der Abschlussgruppe,
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4: vereinfachte Graphen der Modulationstransferfunktion des erfindungsgemäßen Objektivs in einer dritten Axialstellung der Abschlussgruppe,
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5: vereinfachte Fehlergraphen des erfindungsgemäßen Objektivs in der ersten Axialstellung der Abschlussgruppe, nämlich (a) Bildfeldwölbung, (b) Verzeichnung und (c) sphärische Aberration,
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6: vereinfachte Fehlergraphen des erfindungsgemäßen Objektivs in der zweiten Axialstellung der Abschlussgruppe, nämlich (a) Bildfeldwölbung, (b) Verzeichnung und (c) sphärische Aberration,
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7: vereinfachte Fehlergraphen des erfindungsgemäßen Objektivs in der dritten Axialstellung der Abschlussgruppe, nämlich (a) Bildfeldwölbung, (b) Verzeichnung und (c) sphärische Aberration,
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8: vereinfachte Graphen der Modulationstransferfunktion des erfindungsgemäßen Objektivs bei einer ersten Axialstellung der Teilgruppe der Frontgruppe,
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9: vereinfachte Graphen der Modulationstransferfunktion des erfindungsgemäßen Objektivs bei einer zweiten Axialstellung der Teilgruppe der Frontgruppe,
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10: vereinfachte Fehlergraphen des erfindungsgemäßen Objektivs für die erste Axialstellung der Teilgruppe der Frontgruppe, nämlich (a) Bildfeldwölbung, (b) Verzeichnung und (c) sphärische Aberration,
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11: vereinfachte Fehlergraphen des erfindungsgemäßen Objektivs für die zweite Axialstellung der Teilgruppe der Frontgruppe, nämlich (a) Bildfeldwölbung, (b) Verzeichnung und (c) sphärische Aberration.
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Ausführliche Beschreibung bevorzugter Ausführungsformen
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1 zeigt den Linsenschnitt ein erfindungsgemäßes Objektiv 1, welches sich insbesondere als Portraitobjektiv eignet.
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Das Objektiv 1 lässt sich grob unterteilen in zwei Gruppen, nämlich eine Frontgruppe I und eine Abschlussgruppe II, die durch eine Aperturblende A voneinander getrennt sind. Die Frontgruppe I besteht bei der dargestellten Ausführungsform aus einer Frontlinse 10 und einer Teilgruppe Ia. Die Frontlinse 10 ist als Plankonvexlinse ausgebildet, deren objektseitige Fläche 11 konvex und deren bildseitige Fläche 12 plan ausgebildet ist. Die sich bildseitig an die Frontlinse 10 anschließende Teilgruppe Ia besteht bei der dargestellten Ausführungsform aus einer zweiten Linse 20 und einer dritten Linse 30. Die zweite Linse 20 ist als positive Meniskuslinse ausgebildet, deren objektseitige Fläche 21 konvex und deren bildseitige Fläche 22 konkav ausgebildet ist. Die dritte Linse 30 ist als Plankonkavlinse ausgebildet, deren objektseitige Fläche 31 plan und deren bildseitige Fläche 32 konkav ausgebildet ist.
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Die Abschlussgruppe II besteht bei der gezeigten Ausführungsform lediglich aus der Abschlusslinse 40, die als Plankonvexlinse ausgebildet ist, deren objektseitige Fläche 41 konvex und deren bildseitige Fläche 42 plan ausgebildet ist.
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Gestrichelt dargestellt sind in 1 die Strahlengänge eines Axialstrahls und eines schräg einfallenden Strahls, mit denen ein nicht dargestelltes Objekt in die Bildebene B, in der sich im Montageendzustand des Objektivs 1 an einer Kamera der nicht näher dargestellte Bilddetektor befindet, abgebildet wird.
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Wie durch den Verschiebepfeil 51 dargestellt, ist die Abschlussgruppe II relativ zur Frontgruppe I axial verschieblich. Der Verschiebeweg beträgt typischerweise wenige Millimeter. Wie durch den Verschiebepfeil 52 dargestellt, ist bei der gezeigten Ausführungsform die Teilgruppe Ia der Frontgruppe I axial gegenüber der Frontlinse 10 und der Abschlusslinse 40 verschieblich angeordnet. Durch eine Verschiebung der Abschlusslinse 40 bzw. der Abschlussgruppe II gemäß dem Verschiebepfeil 51 lässt sich ein Hot-Spot, d.h. ein von unscharfen Bereichen umgebener Scharfeinstellungsbereich variablen Durchmessers einstellen. Durch Verschiebung der Teilgruppe Ia der Frontgruppe I lässt sich eine die gesamte Bildfläche betreffende Weichzeichnung graduell einstellen.
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Tabelle 1 gibt eine rein beispielhaft zu verstehende, spezielle Konfiguration für ein Objektiv
1 mit Linsenschnitt gemäß
1 wieder, welches die erfindungsgemäßen Relationen von Teil- und Gesamtbrennweite erfüllt. Die Flächenangaben in der ersten Spalte von Tabelle 1 beziehen sich jeweils auf die Bezugszeichen in
1. Die zweite Spalte gibt jeweils den Krümmungsradius r der entsprechenden Fläche in Millimeter an, wobei ein positives Vorzeichen eine Krümmung zur Objektseite hin bezeichnet. Die dritte Spalte von Tabelle 1 bezeichnet den Abstand auf der optischen Achse zur nächsten Grenzfläche in Millimeter. Die vierte Spalte gibt den Brechungsindex und die fünfte Spalte die zugehörige Abbe-Zahl des jeweiligen Glases an.
Fläche | r
[mm] | d
[mm] | n | θ |
11 | 38,57 | 12,84 | 1,62 | 60,3 |
12 | 917,71 | 0,13 | | |
21 | 32,60 | 6,43 | 1,64 | 60,1 |
22 | 54,96 | 3,49 | | |
31 | 1367,23 | 2,0 | 1,69 | 31,2 |
32 | 23,1 | 18,53 | | |
A | ∞ | 17,2 | | |
41 | 67,64 | 7,68 | 1,74 | 44,9 |
42 | 716,85 | - | | |
Tabelle 1
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Ein solches Objektiv hat eine effektive Brennweite von 101,48 mm, wobei die tatsächliche Brennweite f je nach Axialeinstellung der Abschlusslinse 40 zwischen f = 944,4 mm und f = 103,2 mm variieren kann. Die obige Angabe der effektiven Brennweite bezieht sich auf die mittlere Neutralstellung der vierten Linse 40 (siehe nachfolgende Erläuterung weiter unten). Die Brennweite f1 der Frontgruppe I beträgt bei einem gemäß Tabelle 1 ausgelegten System 183,3 mm. Die Brennweite f2 der Abschlussgruppe II beträgt bei einem derartigen System 99,4 mm.
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Die 2 bis 4 zeigen vereinfachte Graphen des Absolutbetrags der Modulationstransferfunktion MTF eines Objektivs gemäß Tabelle 1 als Funktion des Abstandes Y von der optischen Achse, der in den 2 bis 4 in Millimeter angegeben ist. Die Modulationstransferfunktion MTF beschreibt den relativen Kontrast mit dem ein Linienpaar mit Kontrast 1 bzw. 100 % von dem Objektiv 1 in die Bildebene B abgebildet wird. Dargestellt sind jeweils Graphen-Paare für unterschiedliche Raumfrequenzen, wobei die Modulationstransferfunktion in der Sagittalebene jeweils als durchgezogene und in der Meridionalebene jeweils als gestrichelte Linie dargestellt ist. Die jeweils in der Bildmitte Y=0 mit gleichem MTF-Betrag startenden Graphen-Paare betreffen (von oben nach unten) Raumfrequenzen von 10 Linienpaaren pro mm, 20 Linienpaaren pro mm und 40 Linienpaaren pro mm.
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2 gibt die MTF für das Objektiv gemäß Tabelle 1 mit der Abschlusslinse 40 in ihrer weitest bildseitigen Position wieder. 3 gibt die MTF für das gleiche Objektiv bei einer mittleren Neutralstellung der Abschlusslinse 40 wieder. 4 gibt die MTF des gleichen Objektivs mit der Abschlusslinse 40 in ihrer weitest objektseitigen Position wieder. Man erkennt, dass die MTF im achsnahen Bereich bei allen Stellungen der Abschlusslinse 40 in etwa gleich ist. Zum Bildrand hin fällt sie jedoch unterschiedlich stark ab. In der mittleren Neutralstellung (3) fällt sie zum Bildrand hin am wenigsten stark ab. Dies bedeutet, dass die Abbildung in dieser Stellung im Wesentlichen über das gesamte Bildfeld scharf ist. Dies gilt umso mehr, als bei einer typischen Auslegung eines Objektiv/Kamera-Systems der Bildfeldradius von 21,6 mm deutlich größer als der Radius des Bilddetektors ist. Durch Verschiebung der Abschlusslinse 40 in Richtung der Bildebene B kann ein stärkerer Abfall der MTF gegen den Bildrand erzeugt werden. Diese Situation ist in 2 veranschaulicht. Dies entspricht der Generierung eines Hot-Spots mit relativ großem Durchmesser. Verschiebung der Abschlusslinse 40 in ihre weitest objektseitige Position führt zu einem noch stärkeren Abfall der MTF zum Bildrand hin. Dies ist in 4 veranschaulicht. Diese Position führt zur Generierung eines Hot-Spots mit kleinem Durchmesser.
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Die 5 bis 7 zeigen die zugehörigen Fehlergraphen in üblicher Darstellung, wobei die Fehlergraphen von 5 zu der MTF von 2, die Fehlergraphen von 6 zu der MTF von 3 und die Fehlergraphen von 7 zu der MTF von 4 korrespondieren. In den 5 bis 7 zeigt jeweils die Teilfigur (a) die Feldkrümmung für die Sagittal- (S) und die Meridionalebene (T) in Millimeter, wobei mit Y wieder der Abstand von der optischen Achse bezeichnet ist. Teilfigur (b) zeigt jeweils die Verzeichnung in Prozent. Teilfigur (c) zeigt jeweils die sphärische Aberration in Millimeter. Die Fehlergraphen der 5 bis 7 verdeutlichen, dass der an den MTFs der 2 bis 4 erkennbare Hot-Spot-Effekt im Wesentlichen auf eine Änderung der Bildfeldwölbung und der Verzeichnung zurückzuführen ist. Die sphärische Aberration hingegen ändert sich mit Axialverschiebung der Abschlusslinse 40 im Vergleich wesentlich geringer. Insbesondere zeigt die sphärische Aberration keine so deutliche Zunahme von der Bildmitte zum Bildrand hin wie die Bildfeldwölbung und die Verzeichnung.
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Die 8 und 9 zeigen MTFs des gleichen Objektivs, wobei die Abschlusslinse 40 in ihrer mittleren Neutralposition steht, wohingegen die Teilgruppe Ia der Frontgruppe I zur Erzeugung der MTF von 8 in ihrer maximal objektseitigen Normalstellung und zur Erzeugung der MTF von 9 in ihrer maximal bildseitigen, um ca. 5 mm gegen die Normalstellung verschobenen Weichzeichnerstellung steht. Man erkennt deutlich eine Reduzierung der MTF, die sich im Wesentlichen gleichmäßig über das gesamte Bild erstreckt. Mit anderen Worten führt also eine Axialverschiebung der Teilgruppe Ia gemäß dem Verschiebepfeil 52 zu einer gleichmäßigen Weichzeichnung über das gesamte Bild. Die entsprechenden Fehlergraphen der 10 und 11, die in der gleichen Darstellung und im gleichen Maßstab wie die Fehlergraphen der 5 bis 7 wiedergegeben sind, verdeutlichen die Ursache dieses Effektes, die sich klar von der Ursache des Hot-Spot-Effektes abgrenzen lässt. Insbesondere zeigt sich im Vergleich der 10 und 11 eine deutliche Verstärkung der sphärischen Aberration (Teilfiguren (c)), während Bildfeldwölbung (Teilfiguren (a)) und Verzeichnung (Teilfiguren (b)) nur eine äußerst geringer Änderung erfahren.
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Diese gezielte Variation bestimmter Abbildungsfehler zur Erzielung unterschiedlicher optischer Effekte, nämlich insbesondere des Hot-Spot-Effektes mit einstellbarem Durchmesser und der gleichmäßigen Weichzeichnung über das gesamte Bildfeld, lassen sich, so die Erkenntnis der Erfinderin, nur mit den erfindungsgemäßen Relationen der Teil- und Gesamtbrennweiten erzeugen.
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Natürlich stellen die in der speziellen Beschreibung diskutierten und in den Figuren gezeigten Ausführungsformen nur illustrative Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung dar. Dem Fachmann ist im Lichte der hiesigen Offenbarung ein breites Spektrum von Variationsmöglichkeiten an die Hand gegeben. Insbesondere kann bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung vorgesehen sein, dass das Objektiv mit einer Schnittstelle zur Montage an eine Kamera nach Art eines sogenannten Shift-Objektivs ausgestattet ist, sodass das Zentrum des erfindungsgemäß einstellbaren Hot-Spots durch Verschieben des Objektives relativ zum Bilddetektor und senkrecht zur optischen Achse an die jeweils gewünschte Position gelegt werden kann.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Objektiv
- 10
- Frontlinse
- 11
- objektseitige Fläche von 10
- 12
- bildseitige Fläche von 10
- 20
- zweite Linse
- 21
- objektseitige Fläche von 20
- 22
- bildseitige Fläche von 20
- 30
- dritte Linse
- 31
- objektseitige Fläche von 30
- 32
- bildseitige Fläche von 30
- 40
- Abschlusslinse
- 41
- objektseitige Fläche von 40
- 42
- bildseitige Fläche von 40
- 51
- Axialverschiebungspfeil von 40
- 52
- Axialverschiebungspfeil von Ia
- I
- Frontgruppe
- Ia
- Teilgruppe von I
- II
- Abschlussgruppe
- A
- Aperturblende
- B
- Bildebene
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 2657968 A1 [0002]
- DE 2508491 A1 [0006, 0008]