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Die Erfindung betrifft ein Fahrzeugbodenteil, insbesondere Bodenblech oder Bodenplatte eines Kraftfahrzeuges, wobei dem Fahrzeugbodenteil eine erste Längsschienenaufnahme und/oder eine zweite Längsschienenaufnahme und/oder eine dritte Längsschienenaufnahme und/oder weitere Längsschienenaufnahmen aufgeprägt ist oder sind sowie ein Chassis und ein zugehöriges Fahrzeug und ein Personensitz:
Um ein Kraftfahrzeug wie einen Kastenwagen oder eine Großraumlimousine variabel mit Möbeln oder anderen beweglichen Teilen ausstatten zu können, wird das meist an einem Rahmen angeordnete Bodenblech mit zusätzlichen (Boden)Elementen aufgebaut, sodass beispielsweise Sitze variabel ein- oder ausgebaut werden können. Bei diesem Aufbauen des Bodens wird ein bereits gefertigter Fahrzeugboden entsprechend mit weiteren (Boden)Teilen versehen und auf das eigentliche Bedürfnis angepasst. Somit sind im Allgemeinen Nachrüsttätigkeiten an bestehenden Bodenteilen zu erledigen, damit beispielsweise ein Schienensystem im Fahrzeug eingesetzt werden kann.
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Für den Fall, dass Passagiere mit in dem Fahrzeug fahren sollen, muss ein effektives Gurtsystem als Sicherung für den Passagier bereitgestellt werden. Im Allgemeinen kommen dabei Dreipunktgurte zur Verwendung.
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Die bei einem Aufprall auf das Gurtsystem wirkenden Kräfte werden jeweils in die jeweiligen Befestigungspunkte des Dreipunktgurtsystems abgeleitet. Häufig sind die Teile des Gurtsystems in der B-Säule oder C-Säule oder im Dach und im Bodenblech des Fahrzeuges angeordnet. Auch können Sitze verwendet werden, in denen das vollständige Gurtsystem bereits integriert ist. Derartige Sitze weisen im Allgemeinen ein hohes Gewicht auf, welches den variablen Einbau meist durch eine Person nur schwer realisieren lässt. Sitze des Standes der Technik können durchaus 25kg oder mehr wiegen.
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In der
DE 10 2004 024 547 A1 ist eine Vorrichtung zu einer Ladungssicherung in weitgehenden geschlossenen Fahrzeugen, insbesondere Transportern offenbart, welche mindestens ein vorzugsweise rechteckig ausgeführtes Netz aufweisen.
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Zudem offenbart die
DE 10 2009 021 777 A1 ein Transportfahrzeug mit einer Bodenplatte. Dieses Transportfahrzeug weist einen Fahrzeugboden auf, auf dem die Bodenplatte angeordnet ist. Die derartige Bodenplatte weist aber eine Mehrzahl von Aushöhlungen und Befestigungsmittel zum Befestigen von beispielsweise Stühlen auf.
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In der
DE 102 51 107 B4 ist eine Vorrichtung zur Arretierung eines linearbeweglichen Elementes an einem ortsfesten Gegenstand im Kraftfahrzeug- und Nutzfahrzeugbereich offenbart.
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Der Stand der Technik wendet bei einer variablen Sitzauslegung und dem Fahrzeuginnenraum eine unabhängige Betrachtungsweise an, die einzeln für sich betrachtet den Anforderungen an Stabilität und Sicherheit den Anforderungen an das Fahrzeugkonzept genügt. So wird beispielsweise ein Bodenblech derart ausgelegt, dass dieses für sich alleine den Sicherheitsanforderungen entspricht. Das gleiche gilt beispielsweise für einen variablen Personensitz, der für selbst wiederum den Sicherheitsanforderungen genügen muss.
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Aufgabe der Erfindung ist es den Stand der Technik zu verbessern.
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Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Fahrzeugbodenteil, insbesondere Bodenblech oder Bodenplatte eines Kraftfahrzeugs, wobei dem Fahrzeugbodenteil eine erste Längsschienenaufnahme und/oder eine zweite Längsschienenaufnahme und/oder eine dritte Längsschienenaufnahme und/oder weitere Längsschienenaufnahmen aufgeprägt ist oder sind, wobei eine der Längsschienenaufnahmen oder mehrere Längsschienenaufnahme oder sämtliche Längsschienenaufnahmen eine oder je eine Stabilisierungsschiene aufweist oder aufweisen, welche stoffschlüssig und/oder formschlüssig mit einer der Schienenaufnahmen oder mit mehreren Schienenaufnahmen oder mit sämtlichen Schienenaufnahmen verbunden ist oder sind.
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Somit kann ein Fahrzeugbodenteil bereitgestellt werden, welches bereits integraler Bestandteil eines (selbsttragenden) Chassis ist. Vorliegend muss mit einem derartigen Fahrzeugbodenteil ein bestehender Fahrzeugboden nicht mehr separat mit einer Fahrzeugbodenplatte ausgerüstet werden, sondern ist quasi schon mit einem Schienensystem an sich ausgestattet.
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Weiterhin ist es mit einem derartigen Fahrzeugbodenteil möglich, dass im Fahrzeug auftretende Beschleunigungskräfte, wie sie beispielsweise bei einer Bremsung oder einem Unfall entstehen können, über ein entsprechendes Gurtsystem oder Ableitsystem in das Fahrzeugbodenteil abzuleiten. Dies ermöglicht es einen Innenraum eines Kraftfahrzeugs bereitzustellen, welcher variabel an die entsprechenden Bedürfnisse anpassbar ist.
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So können beispielsweise unterschiedliche Bestuhlungen in die Schienen des Fahrzeugbodenteils eingebracht werden, um entsprechend der jeweils im Alltag vorherrschenden Bedürfnisse angepasst zu werden. Auch kann beispielsweise ein Kastenwagen leicht in einen Campingwagen umgerüstet werden, da dieser bereits die entsprechenden Aufnahmen aufweist, welche er für das Bestücken mit Möbeln benötigt.
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Weiterhin ist ein enormer Vorteil, dass für ein derartiges Fahrzeugbodenteil kein separater Rahmen vorgesehen werden muss, sondern dass ein selbsttragendes Chassis bereits ein solches Fahrzeugbodenteil aufweisen kann und das Fahrzeugbodenteil dem Chassis die nötige Stabilität verleiht.
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Auch ist die Fertigung eines derartigen Fahrzeugbodenteils sehr einfach, da Bodenteile gepresst und mit den entsprechenden Stabilisierungsschienen versehen werden können.
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Allgemein gesagt gilt, dass durch die erfindungsgemäße Betrachtungsweise von Fahrzeuginnen (Chassisinnenraum) und -außen effizient auf den Kraftflußbereich bei gleichzeitiger Gewichtsreduktion Einfluss genommen werden kann. Dadurch kann zum Beispiel die Dimensionierung von fahrzeugtragenden Längsträger und Schweller in Zusammenschau mit den zusammenwirkenden Innenraumkonzept betrachtet werden und entsprechend optimiert werden. Des Weiteren ist die Innenausstattung des Fahrzeugs bislang nicht tragend und kraftkompensierend ausgestattet, so dass diese Eigenschaften durch das fahrzeugintegrierte Schienensystem im Fahrzeug an den fahrzeugtragenden Teilen verwirklicht werden kann. Somit kann auch der im weiteren beschriebene erfindungsgemäßer Personensitz angepasst werden.
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Durch den Einsatz dieser Stabilisierungsschienen, kann dem Fahrzeugbodenteil zusätzlich eine definierte Festigkeit aufgeprägt werden, welche die Verformungseigenschaften des Fahrzeugbodens und gegebenenfalls des Chassis definiert beeinflusst.
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Folgendes Begriffliche sei erläutert.
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Ein „Fahrzeugbodenteil“ ist insbesondere das Bodenblech oder die Bodenplatte eines Kraftfahrzeugs. Dieses Bodenblech oder diese Bodenplatte kann aus unterschiedlichsten Materialien wie Stahl, Alu oder Compositwerkstoffen bestehen. Vorteilhafterweise wird die Fahrzeugbodenplatte mit einer Presse vorkonfiguriert und anschließend mit den Stabilisierungsschienen versehen. Dieses Fahrzeugbodenteil kann mithin Bestandteil eines selbsttragenden Chassis sein oder kann auf den Rahmen eines Fahrzeugrahmens aufgebracht werden. Im Allgemeinen reicht das Fahrzeugbodenteil über den gesamten Innenraum des späteren Fahrzeugs hinweg und ist im Allgemeinen vom Heck bis zum vorne liegenden Motor geführt.
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„Kraftfahrzeuge“ umfassen insbesondere Personenkraftwagen wie Kastenwagen, Großraumlimousinen oder Kombis. Insbesondere bei Personenkraftwagen, welche zum Transport von Gütern und Personen verwendet werden, kann vorliegendes Fahrzeugbodenteil eingesetzt werden. Zudem sind von dem Begriff Kraftfahrzeuge auch Busse und dergleichen mit umfasst, da diese sehr einfach mit unterschiedlichen Sitzen oder Möbeln ausgestattet werden können.
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Eine „Längsschienenaufnahme“ ist insbesondere eine dem Fahrzeugbodenteil aufgeprägte Struktur, in welche eine Stabilisierungsschiene einbringbar ist. Dabei kann die Längsschienenaufnahme ein u-förmiges oder auch trapezförmiges Profil aufweisen. Besonders vorteilhaft ist es, wenn das Fahrzeugbodenteil drei derartige Längsschienenaufnahmen aufweist. Die Längsschienenaufnahme prägt zusätzlicher Weise dem Fahrzeugbodenteil bereits eine gewisse Verwindungssteifigkeit auf.
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Eine „Stabilisierungsschiene“ ist insbesondere ein separates Bauteil mit dem anschließend das wirkliche Führen und Arretieren beispielsweise eines Stuhl oder Möbels erfolgt. Die Stabilisierungsschiene kann dabei insbesondere eine andere Materialdicke aufweisen, wodurch sich unterschiedliche Verwindungseigenschaften einstellen lassen. Weiterhin kann die Längsschienenaufnahme über seine Erstreckung hinweg einen konstanten Durchmesser oder auch abweichende Durchmesser wie konische Durchmesserverläufe aufweisen. Idealerweise ist die Stabilisierungsschiene aus einem Edelstahl oder dergleichen hergestellt.
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„Stoffschlüssig“ umfasst eine Verbindung der Stabilisierungsschiene mit der Längsschienenaufnahme. Bei einer stoffschlüssigen Verbindung wird entweder, wie beim Schweißen, eine gemeinsame Materialbasis geschaffen, über welche der Zusammenhalt der beiden Bauteile erfolgt, oder es wird ein Klebemittel oder ein Klebemedium eingesetzt, welches die Längsschienenaufnahme und die Stabilisierungsschiene endfest zusammenfügt. Auch lösbarfeste Verbindungen, wie sie beispielsweise durch Schrauben realisierbar sind, sind vorliegend mit umfasst.
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„Formschlüssig“ ist insbesondere so zu verstehen, dass die Längsschienenaufnahme und die Stabilisierungsschiene ergänzend zusammen fügen. Idealerweise wird ein sehr geringes Spaltmaß zwischen der Längsschienenaufnahme und der Stabilisierungsschiene realisiert. Bei einer trapezförmigen Ausgestaltung der Stabilisierungsschiene und Längsschienenaufnahme kann insbesondere eine Breite eines Öffnungsspalt in Richtung Innenraum des Chassis minimiert werden.
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In einer Ausführungsform ist die Stabilisierungsschiene eine Führungseinrichtung und/oder eine Arretierungseinrichtung.
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Somit stabilisiert die Stabilisierungsschiene nicht nur das Fahrzeugbodenteil, sondern ermöglicht auch ein geführtes Platzieren etwaiger Möbel im Innenraum eines Fahrzeuges. Durch die Arretierfunktion können dann wiederrum Möbel im Fahrzeuginneren definiert an einem Ort fixiert werden, sodass sie im fixierten Zustand ein strukturelles Bauteil des Fahrzeugs darstellen.
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Um nicht nur aus dem Heckbereich heraus mittels eines Durchschiebens Möbel wie beispielsweise Sitze in das Fahrzeuginnere zu verbringen, kann das Fahrzeugbodenteil eine bodenseitig zugängliche Schieneneingriffsöffnung oder mehrere bodenseitig zugängliche Schieneneingriffsöffnungen aufweisen.
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Diese Schieneneingriffsöffnungen können beispielsweise Aussparungen sein, in welche der Arretierungsmechanismus, welcher mit der Stabilisierungsschiene wechselwirkt eingebracht werden kann. Beispielsweise können alle 60 bis 80cm derartige Schieneneingriffsöffnungen im Fahrzeugbodenteil vorgesehen sein. Somit kann beispielsweise auch nur der Beifahrersitz durch ein anderes Möbelstück ersetzt werden, während dessen im Fondbereich weiterhin die bereits dort angebrachten Sitze verbleiben.
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Um die Verwindungssteifigkeit des Fahrzeugbodenteils weiter zu erhöhen, kann dieses einen Querstabilisator aufweisen. Dies kann ein Bereich sein, welcher im Allgemeinen Querkräfte aufnimmt. Dieser Querstabilisator kann eine orthogonal zur Längsschienenaufnahme angeordnete Strebe sein oder kann beispielsweise über schräg verlaufende Verstrebungen realisiert werden. Zudem kann der Querstabilisator bereits beim Pressen des Fahrzeugbodenteils dem Fahrzeugbodenteil aufgeprägt sein oder kann nachträglich beispielsweise mittels Schweißen hinzugefügt werden.
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In einem weiteren Aspekt wir die Aufgabe gelöst durch einen Chassis, insbesondere selbsttragendes Chassis eines Kraftfahrzeugs, welches ein zuvor beschriebenes Fahrzeugbodenteil aufweist.
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Somit kann vorteilhafterweise insbesondere bei Kastenwagen und Großraumlimousinen ein gänzlich anderer Aufbau realisiert werden. Zudem können im Bereich der Längsträger geringere Höhen bei gewünschter Plattformsteifigkeit und/oder Knautschverhalten gewährleistet werden.
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Auch kann bei dem Chassis eine Gewichtsersparnis realisiert werden. Zudem kann insbesondere bei Fahrzeugen, welche für Transportdienste verwendet werden ein integrales Schienen und Ladegurtbefestigungssystem mit Verstärkung in der Bodenstruktur realisiert werden. Ebenfalls kann bei einem derartigen Chassis und bei dem später nachgelagerten Fahrzeug eine variable Innenraumgestaltung und eine effektive Ladungssicherung realisiert werden.
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In einer diesbezüglichen Ausprägungsform erstreckt sich eine der Längsschienenaufnahmen über einen Gesamtinnenraum des Chassis.
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Somit kann der gesamte Innenraum des Chassis und somit des späteren Fahrzeugs variabel bestückt werden. Dies kann insbesondere durch eine andere Gestaltung der Querträger realisiert werden, da Querträger des Standes der Technik bisher derartige Erstreckungen von Schienensystemen verhindert hat.
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In einem weiteren Aspekt wird die Aufgabe gelöst durch ein Fahrzeug, insbesondere Kraftfahrzeug, welches ein zuvor beschriebenes Bodenteil oder ein zuvor beschriebenes Chassis aufweist.
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Bei dem Fahrzeug handelt es sich insbesondere um ein Kraftfahrzeug für die Beförderung von Personen oder Transportgut. Durch die Verwendung des erfindungsgemäßen Fahrzeugbodenteils, kann ein sicherer Transport oder eine hohe Befestigungssicherheit für Transportgüter und ein variabler Innenraum bereitgestellt werden. Weitere zuvor beschriebene Vorteile realisieren sich analog.
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In einem weiteren Aspekt wird die Aufgabe gelöst durch einen Personensitz für ein Kraftfahrzeug mit einem Sitzgestell, einer Rückenlehne, einer Sitzfläche und einem Gurtsystem, insbesondere einem Dreipunktgurtsystem, wobei der Personensitz eine Positionierungseinheit aufweist, welche in eine Stabilisierungsschiene eines Fahrzeugteils, insbesondere eines zuvor beschriebenen Fahrzeugteils, verschiebbar und/oder mit der Stabilisierungsschiene arretierbar ist, wobei das Gurtsystem derart eingerichtet ist, dass Beschleunigungskräfte, welche auf das Gurtsystem wirken, im Wesentlichen über die Positionierungseinheit in das Fahrzeugbodenteil abgeleitet werden.
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So müssen beispielsweise die Kraftaufnahmen für ein Dreipunktgurtsystem nicht mehr am Dach oder in der B- oder C-Säule aufgenommen werden, sondern der Personensitz als solches kann die auftretenden Kräfte in den Fahrzeugboden und somit in das Fahrzeugbodenteil ableiten. Mithin muss der Personensitz keine separaten Kraftkompensationselemente aufweisen, welche im Allgemeinen das Gewicht eines derartigen Personensitzes erhöhen würden. Zudem kann unabhängig von der bis auf den Fahrzeugbodenteil vorliegenden Infrastruktur im Innenraum des Fahrzeuges dieses Fahrzeug mit einem entsprechenden Personensitz ausgerüstet werden. Ein Vorhalten von Extrasystemen wie beispielsweise Gurtsysteme kann entfallen.
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Folgendes Begriffliche sei erläutert. Ein „Personensitz“ ist insbesondere ein Sitzmöbel in einem Fahrzeug. Im Allgemeinen weist ein derartiger Personensitz ein Sitzgestell, eine Rückenlehne und eine Sitzfläche auf. Zudem können Sitzgestell, Rückenlehne und/oder Sitzfläche als Einheit beispielsweise als integraler Sitz ausgestaltet sein. Der Personensitz dient insbesondere dazu während der Fahrt des Kraftfahrzeugs eine Person bequem und sicher zu transportieren.
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Ein „Sitzgestell“ umfasst insbesondere den Rahmen eines Personensitzes, welcher die Sitzfläche und gegebenenfalls die Rückenlehne mit aufnimmt. Zudem kann über das Sitzgestell ein stabiler Kontakt gegebenenfalls zu dem Fahrzeugbodenteil realisiert sein. Weiterhin kann das Sitzgestell derart ausgestaltet sein, dass Kräfte optimal durch das Sitzgestell abgeleitet werden.
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Die „Rückenlehne“ dient insbesondere zur Aufnahme des Rückens einer Person, sodass diese sich in den Personensitz zurücklehnen kann.
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Die „Sitzfläche“ dient insbesondere zur Aufnahme des Gesäßes und der oberen Teile der Beine.
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Ein „Gurtsystem“ ist insbesondere ein Dreipunktgurtsystem. Auch sind Gurtsysteme mit zwei Punkten, welche beispielsweise als Beckengurte realisiert sind oder Vierpunktgurtsysteme mit umfasst. Das Gurtsystem kann dabei insbesondere Rückhaltesysteme wie beispielsweise Gurtstraffersysteme aufweisen. Zudem weist das Gurtsystem ein Gurtband auf, welches beispielsweise Schulter und Brustkorb in Verbindung mit der Rückenlehne stabilisiert.
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Eine „Positioniereinheit“ ermöglicht im Zusammenspiel mit einem Fahrzeugbodenteil das Positionieren des Personensitzes entlang einer Längsschienenaufnahme. Zusätzlich realisiert diese Positionierungseinheit ein Arretieren mit der Stabilisierungsschiene im Fahrzeugbodenteil. Dies kann beispielsweise über ein Hebelsystem realisiert werden, welches durch ein geschaltetes Anpressen den Personensitz fest über die Positionierungseinheit mit der Stabilisierungsschiene verbindet. Zudem kann die Positionierungsschiene einen längs der Längsschienenaufnahme verlaufenden Arm aufweisen, über welchen Kräfte in das Fahrzeugbodenteil ableitbar sind.
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„Kräfte“ sind insbesondere die (Beschleunigungs)Kräfte, welche bei einem starken Verzögern des Fahrzeugs während der Fahrt oder bei einem Unfall auftreten. Aufgrund der Massenträgheit wird bei derartigen Vorgängen ein Körper einer Person in Bezug zum Sitz oder Fahrzeuginneren in Fahrtrichtung beschleunigt. Diese Beschleunigungskraft wird über das Gurtband und die wirkenden Angriffspunkte des Gurtsystems vorliegend in das Fahrzeugbodenteil geleitet. Auch sind „Scheinkräfte“ wie Zentrifugal- oder Zentripetalkräfte mit umfasst.
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Ein wesentlicher Gedanke der Erfindung beruht darauf, dass durch das Vorhandensein eines erfindungsgemäßen Fahrzeugbodenteils mithin erst die Möglichkeit geschaffen wird, derartige Kräfte in das Fahrzeugbodenteil und mithin in das Chassis abzuleiten.
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„Im Wesentlichen“ wir vorliegend insbesondere so verstanden, dass gewisse Kräfte zwar auch durch eine Bepolsterung des Personensitzes oder geringfügige Formänderung des Personensitzes abgeleitet werden können, jedoch diese für die Betrachtung außen vor bleiben.
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In Bezug zu den Längsschienenaufnahmen und den Fahrzeugbodenteil wird auf die vorherigen Ausführungen verwiesen, welche analog gelten.
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Um den Personensitz in einer Längslage frei einstellen zu können, bildet das Gurtsystem mit dem Sitzsystem eine Einheit aus. Somit sind alle wesentlichen Komponenten des Sitzes zusammengefasst. Zusätzliche Halteelemente sind nicht erforderlich. Auch ist somit möglich, den Sitz entlang einer Schienenaufnahme beliebig zu verorten.
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In einer diesbezüglichen Ausführungsform weist das Gurtsystem einen Retraktor auf, welcher an der Positionierungseinheit angeordnet ist.
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Da die Positionierungseinheit sehr bodentief angeordnet ist, können mithin somit über den Retraktor die Kräfte über die Positionierungseinheit in das Fahrzeugbodenteil abgeleitet werden.
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Ein Retraktor ist insbesondere eine Vorrichtung, welche das Gurtband aufrollt oder abrollt und bei entsprechenden Beschleunigungskräften ein Rückhalten realisiert. Auch kann der Retraktor ein Gurtstraffungssystem mit umfassen.
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Um den Sitz unterschiedlich mit Gurtsystemen auszustatten oder um gewisse Größen einer Person, welche in einem Personensitz Platz nimmt, zu kompensieren, kann der Retraktor drehbar an der Positionierungseinheit angeordnet sein.
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In einer weiteren Ausführungsform weist das Gurtsystem einen ersten Kraftleiter, und/oder einen zweiten Kraftleiter, auf, welcher oder welche mit einem Ende an der Positionierungseinheit angeordnet ist oder sind, wobei insbesondere ein einziges Seil. insbesondere Metallseil, mit einem Kraftumlenkpunkt die beiden Kraftleiter bildet.
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Mithin können somit also über den Kraftleiter insbesondere die Kräfte, welche an den Beckenpunkten ansetzen, an die Positionierungseinheit und anschließend weiter an das Fahrzeugbodenteil abgegeben werden. Dabei kann der Kraftleiter derart ausgestaltet sein, dass dieser im Wesentlichen formstabil ist und nach etwaigem leichtem Verbiegen in der sich dann ergebenden Position verbleibt. Somit kann ein entsprechendes Anpassen auf die in den Personensitz platznehmende Person gewährleistet werden.
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Eine einfache Ausgestaltung der beiden Kraftleiter kann über einen einzigen Metalldraht realisiert sein, wobei zwischen den Enden des Metalldrahts der Kraftumlenkpunkt angeordnet ist. Beispielsweise kann der Kraftumlenkpunkt eine Umlenkrolle sein, welche an der Positionierungseinheit angeordnet ist. In dieser Ausgestaltung kann der Sitz leicht quer verschoben werden und sodass sich lediglich die jeweilige Länge des Metalldrahtsabschnitts verlängert oder entsprechend verkürzt, welcher jeweils einen der Kraftleiter realisiert.
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Durch die Befestigung der Kraftleiter mit der Positionierungseinheit kann insbesondere das Kraftableiten in den Fahrzeugboden auf einfache Art und Weise realisiert werden.
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In einer diesbezüglichen Ausprägungsform weist einer der Kraftleiter an einem seiner Enden ein Gurtschloss auf welches insbesondere im Wesentlichen ortsfest in Bezug zum Sitzgestell angeordnet ist. Somit kann ein Verschließen des Gurtes für eine Person in dem Personensitz gewährleistet werden.
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So kann sich beispielsweise bei einem Querverschieben des Personensitzes die Länge der jeweiligen Kraftleiter verändern, jedoch das Gurtschloss für eine Person im Sitz reversibel wiederfindbar sein. Dies wird insbesondere durch die Realisierung mittels eines Metalldrahtes, welcher um eine Umlenkrolle geführt wird, realisiert.
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Damit sich das Gurtsystem an die Person oder an die Sitzgegebenheiten des Personensitzes anpassen kann, können der erste Kraftleiter und/oder der zweite Kraftleiter eine Längenausgleichseinrichtung aufweisen. Mithin kann somit der Kraftleiter einige Zentimeter verkürzt oder verlängert werden. Somit kann wiederrum das Gurtsystem optimal für eine Person im Personensitz angepasst werden.
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Anstatt oder ergänzend zu der Längenausgleichseinrichtung, können der erste Kraftleiter und/oder der zweite Kraftleiter ein Federelement aufweisen. Im Falle der Realisierung der Kraftleiter mit einem Seil und angeordneter Umlenkrolle, kann das Federelement an den Enden des Seils oder an der Umlenkrolle angeordnet sein.
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Somit kann auch in Bezug auf die Person im Personensitz die Länge reversibel angepasst werden.
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Vorliegend hat sich gezeigt, dass je näher die Kraftleiter am Fahrzeugbodenteil angeordnet sind desto besser die Kräfte in den Fahrzeugbodenteil über die Positionierungseinheit abgeleitet werden können. Aus diesem Grund sind der erste Kraftleiter und/oder der zweite Kraftleiter insbesondere fahrzeugbodenteilnah an der Positionierungseinheit angeordnet.
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Insbesondere um Querverschiebungen des Sitzes kompensieren zu können, kann der erste Kraftleiter und/oder zweite Kraftleiter über eine Führungsrolle an der Positionierungseinheit angeordnet sein.
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In einer weiteren Ausführungsform sind der Retraktor und der erste Kraftleiter und/oder der zweite Kraftleiter gegenüberliegend an der Positionierungseinheit angeordnet. Insbesondere kann die Umlenkrolle gegenüber einem Befestigungspunkt des Retraktors an der Positionierungseinheit angeordnet werden.
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Somit können idealerweise auftretende Kräfte aufgrund der Anordnung an der Positionierungseinheit kompensiert werden.
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Um die Sitze nicht nur in Längsrichtung verschieben zu können, sondern auch in Querrichtung gewisse Freiheiten zu realisieren, ist das Sitzgestell in Bezug zur Positionierungseinheit quer verstellbar.
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In einer weiteren Ausgestaltung weist der Personensitz einen Sensor und/oder Aktuator auf. Dadurch kann beispielsweise ein nicht korrektes Arretieren des Sitzes am Boden detektiert und ein entsprechendes Signal einem Fahrer oder Insassen übermittelt werden.
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Somit kann der Personensitz mit einer gewissen Intelligenz ausgestattet werden, welche beispielsweise von der Fahrzeugelektronik ausgewertet werden kann.
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Um Öffnungen im Bodenblech und insbesondere in der Stabilisierungsschiene zum Innenraum des Chassis oder Fahrzeugs abzudecken, können der Personensitz sowie auch das Bodenblech selbst eine Schienenabdeckeinrichtung aufweisen. Diese Schienenabdeckeinrichtung kann eine zusammen- und auseinanderschiebbare Lammelenstruktur aufweisen.
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Im Weiteren wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen erläutert. Es zeigen
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1 eine schematische Darstellung eines dreidimensionalen Ausschnittes eines selbsttragenden Fahrzeugchassis mit einem variablen Sitz,
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2 eine schematische Ansicht eines Fahrzeugbodens in einem Chassis von unten,
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3 eine schematische Vorder- und Rückansicht eines variablen Sitzes und
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4 eine schematische dreidimensionale Ansicht des Sitzes aus 3 mit zugehöriger Führungsschiene.
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Ein Chassis 101 weist ein Bodenblech 103 mit drei u-förmigen Aussparungen 105 auf. In den u-förmigen Aussparungen ist eine passende u-förmige Arretier- und Laufschiene 107 mittels Schweißen fest eingebracht. Zur Stabilisierung sind Querstreben 111 mit eingeschweißten Profilen vorgesehen.
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Die u-förmigen Aussparungen 105 mit den zugehörigen u-förmigen Arretier- und Laufschienen 107 reichen vom Heck des Chassis 101 bis zum Bereich der Motoraufnahme 231.
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Durch die u-förmigen Aussparungen 105 und den zugehörigen u-förmigen Arretier- und Laufschienen 107 sowie den einzelnen Querstreben 111 ist das Bodenblech 103 verwindungssteif ausgelegt. Mit den einzelnen Seitenwänden und dem Dach des Chassis 101 bildet sich somit die selbsttragende Karosserie aus.
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Ein Sitz 113, 313a, 313b weist ein Sitzgestell 117, eine Sitzfläche 353, eine Kopfstütze 355 und eine Rückenlehne 351 auf. Der Sitz 113, 313a, 313b ist auf einem L-förmigen Sitzhalter 115 angeordnet. Am oberen Ende des kurzen Armes des L-förmigen Sitzhalters 115 ist eine Querverstellung 119 vorgesehen.
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Der längere Arm des L-förmigen Sitzhalters 115 erstreckt sich entlang der u-förmigen Arretier- und Laufschiene 107, welche an ihrem oberen Ende eine eine nach unten gerichtete Zahnstange 109 aufweist.
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Zudem weist der Sitzhalter 115 einen Arretiermechanismus 121 und zugehörige Rollen 123 auf.
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Im unteren Bereich des kurzen Armes des L-förmigen Sitzhalters 115 ist im hinteren Bereich ein Gurtretraktor 125 und im vorderen Bereich eine Umlenkrolle 349 vorgesehen. Aus dem Gurtretraktor 125 wird das Gurtband 341 über den hinteren Teil der Rückenlehne 351 zur Gurtschulterführung 345 geführt.
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Zudem ist am Sitz 113, 313a, 313b ein Gurtschloss 343 vorgesehen, in welches das Gurtband mittels eines Steckers einsteckbar ist. Dem Gurtschloss 341 ist ein Draht 347 zugeordnet, welcher über die Umlenkrolle 349 zur anderen Seite des Sitzes und somit dort zum anderen Ende des Gurtbandes 341 geführt wird. Zusätzlich ist dem Arretiersystem 121 ein mit einer Zug-Druckstange 363 betätigbares Hebelsystem 361 zugeordnet.
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Zum Bestücken eines Fahrzeuginnenraumes wird der Sitz 113, 313a, 313b heckseitig in die u-förmige Arretier- und Laufschiene 107 eingeführt. Über die Rollen 123 ist ein leichtgängiges Verschieben entlang der u-förmigen Arretier- und Laufschiene 107 möglich. Sobald der Sitz in die gewünschte Längsposition verschoben ist, wird die Sitzfläche 353 im vorderen Teil nach unten geneigt, sodass die Zug-Druckstange 363 den Hebel 361 nach unten drückt. Dies zieht den Arretiermechanismus 121 mit seinem oben anliegenden Zähnen nach oben in die Zahnstange 109. Somit ist der Sitzhalter fest über die u-förmige Arretier- und Laufschiene 107 mit dem Bodenblech 103 und somit mit dem Chassis 101 verbunden. Über die Querverstellung 119 kann nun der Sitz an seiner Längsposition quer verschoben und zu seiner Endposition geführt werden.
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Nimmt eine Person in den Sitz 113, 313a, 313b Platz, so kann durch Einführen des Steckers in das Gurtschloss 343 der vorliegende Dreipunktgurt verschlossen werden. Erfolgt nun während der Fahrt ein starkes unerwartetes Verzögern, beispielsweise durch ein Bremsmanöver, so wird der Körper der sitzenden Person nach vorn in Bezug zum Sitz 113, 313a, 313b beschleunigt und das Gurtband 341 entwickelt mit dem Retraktor 125 eine Rückhaltekraft, sodass die Person nicht weiter in Fahrtrichtung bewegt wird.
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Dadurch wirken insbesondere die Kräfte am unteren Bereich des kurzen Arms des L-förmigen Sitzhalters 115. Die Kräfte werden über die Gurtschulterführung 345 an den Retraktor 125 und über die Umlenkseile 347 an die Umlenkrolle 349 weitergeleitet. Mithin entstehen an dem Sitzhalter 125 durch die Rolle 123 und den Gurtretraktor 125 entgegengesetzte Kräfte, welche sich zumindest teilkompensieren. Weiterhin werden über den langen Arm des L-förmigen Sitzhalters 115 und dem Arretiermechanismus Kräfte in das Bodenblech 113 des Chassis 101 abgeleitet.
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Sollte nach der Fahrt der Sitz wieder ausgetauscht werden oder in eine andere u-förmige Arretier- und Laufschiene 107 versetzt werden, wird zum einen die Arretierung gelöst und anschließend über das Heck der Sitz 113, 313a, 313b herausgenommen und in die neue u-förmige Arretier- und Laufschiene 107 eingeführt.
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Zudem ist ein Gurtretraktor 125 drehbar an dem Sitzhalter 115 angeordnet, sodass Querverschiebungen durch die Querverstrebung 119 durch den Gurtretrkator 125 nachgeführt werden können.
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Bezugszeichenliste
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- 101
- Chassis
- 103
- Bodenblech
- 105
- u-förmige Aussparung
- 107
- u-förmige Arretier- und Laufschiene
- 109
- Zahnstange
- 111
- Querstrebe
- 113
- Sitz
- 115
- Sitzhalter
- 117
- Sitzgestell
- 119
- Querverstellung
- 121
- Arretiermechanismus
- 123
- Rolle
- 125
- Gurtretraktor
- 231
- Motoraufnahme
- 313a
- Sitz in Vorderansicht
- 313b
- Sitz in Rückansicht
- 341
- Gurtband
- 343
- Gurtschloss
- 345
- Gurtschulterführung
- 347
- Umlenkseile
- 349
- Umlenkrolle
- 351
- Rückenlehne
- 353
- Sitzfläche
- 355
- Kopfstütze
- 361
- Hebel
- 363
- Zug-Druckstange
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102004024547 A1 [0004]
- DE 102009021777 A1 [0005]
- DE 10251107 B4 [0006]