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Die Erfindung betrifft eine Fingergelenkprothese mit einem Gelenkkörper. Dieser umfasst ein erstes Gelenkelement mit einem Hohlzylinder und ein zweites Gelenkelement mit einem Einsatzelement, welches in Einbaulage in eine Öffnung des Hohlzylinders einsetzbar und in diesem drehbeweglich aufgenommen ist. Zur Befestigung des Gelenkelements an einem proximalen und/oder distalen Fingerglied eines Patienten umfasst dieses jeweils sich von beiden Bestandteilen des Gelenkkörpers, also von dem Hohlzylinder und dem Einsatzelement, radial erstreckende Verankerungsleisten. Diese Verankerungsleisten weisen eine oder mehrere Befestigungsösen mit Öffnungen zur Aufnahme von Fixierungsschrauben auf, wobei sich die Öffnungen schräg zu einer Längserstreckungsrichtung der Verankerungsleisten erstrecken. Die Fixierungsschrauben werden also radial (seitlich) durch die Öffnungen der Prothese in die Fingerglieder eingeschraubt, so dass sich diese Fixierungsschrauben in Einbaulage quer zur Längsachse der Finderglieder bzw. des Fingers erstrecken. Die Gelenkelemente sind also schwenkbar um eine Drehachse miteinander verbunden, und jedes Gelenkelement umfasst eine längliche Verankerungsleiste zur Befestigung an einem proximalen und/oder distalen Fingerglied.
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Die Fixierschrauben erfüllen die Primärfixierung zur Fixierung der Prothese in der Sollposition an den Knochen. Die Fingergelenkprothese wächst sodann im Rahmen der biologischen oder Sekundär-Fixierung im Knochen an. Die Sekundär-Fixierung erfolgt dann über die Oberfläche der Fingergelenkprothese.
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Funktionsstörungen von Fingermittelgelenken können zum einen aufgrund einer vererbten degenerativen Erkrankung, der Gelenkarthrose, entstehen. In diesem Fall führt die Erkrankung zum „Verschleiß” des Gelenkknorpels und in der Folge zu entsprechenden Fehlbelastungen mit kompletten Veränderungen der Gelenkflächen, die eine schmerzhafte Einschränkung oder sogar Aufhebung der Gelenkfunktion zur Folge haben. Zum anderen können Funktionsstörungen der Fingermittelgelenke auch aufgrund einer Verletzung, z. B. durch Luxation des Gelenks oder durch einen Gelenkbruch, entstehen. Eine primäre Behandlung eines Gelenkbruches führt in der Regel zu einer sogenannten „posttraumatischen Arthrose” des Gelenks, was ebenfalls zu einer schmerzhaften Funktionseinschränkung oder Funktionsaufhebung des Fingermittelgelenks führt.
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Ein Weg zur Beseitigung der oben genannten Funktionsstörungen ist die Versteifung des Gelenks in eine funktionsgünstige Stellung. Dieser Weg führt zwar zur Schmerzfreiheit, bedeutet aber die vollständige Bewegungsunfähigkeit des Gelenks.
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Für die Implantation von älteren Fingergelenkprothesen musste für einen ulnaren Zugang das innere Seitenband an dem Fingerglied abgelöst werden. Das Gelenk wurde dann seitlich luxiert und ein Teil der Palmarplatte abgelöst. Anschließend wurden der Kopf des ersten Fingerglieds und die Basis des zweiten Fingerglieds so reseziert, dass zwischen den beiden Fingergliedern ein vorher abgestimmter Abstand entstand. Daraufhin wurde in jedes Fingerglied ein sich entlang seiner Mittelachse erstreckender rechteckiger Raum geraspelt. In diesen rechteckigen Raum wurde eine Schaftführung einzementiert. Anschließend wurden die Gelenkelemente einzeln mit ihren Verankerungsleisten in die Schaftführung eingesetzt, die Fingerglieder zurückgebogen und das erste und das zweite Gelenkelement durch Einsetzen einer Achse in die fluchtenden Öffnungen gelenkig miteinander verbunden.
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Da bei der Implantation der bekannten Fingergelenkprothesen das Fingermittelgelenk seitlich luxiert werden musste, wurden der Strecksehnenapparat, die beiden Beugesehnen sowie die Seitenbänder des Gelenks irritiert, was zu einer späteren Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit führte. Darüber hinaus wurde eine große Menge an Knochensubstanz für die Implantation der Fingergelenkprothese geopfert, da eine Schaftführung in Richtung der Mittelachse der Fingergelenke eingeführt werden musste. Die
DE 690 02159 offenbart eine solche Prothese, bei welcher gemäß Beschreibung ein reduzierter Verlust an Knochensubstanz bei Implantation zu verzeichnen ist.
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Eine deutlich verbesserte Fingergelenkprothese ist aus der
EP 1 096 906 bekannt. Diese ermöglicht ein verbessertes Verfahren unter Vermeidung der vorgenannten Nachteile. Bei dem in der
EP 1 096 906 beschriebenen Verfahren kann die Fingergelenkprothese im zusammengebauten Zustand radial in eine vorgefertigte Bohrung im Fingergelenk implantiert werden, was eine deutliche Vereinfachung des Einbaus darstellt und zu geringen Verletzungen, insbesondere der Sehnen des Fingers, führt.
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Obgleich derartige Fingergelenkprothesen im Rahmen der Operation bereits eine deutlich geringere Schädigung des umliegenden Gewebes und deshalb auch eine wesentlich schnellere Heilung ermöglichen, hat sich in der Praxis doch gezeigt, dass die Achse des Fingergelenks nicht idealtypisch an einem Punkt positioniert ist, sondern tatsächlich in geringem Maße wandert, es sich also eigentlich um eine multizentrische Bewegung handelt, die eine Lockerung oder gar einen Bruch der Prothese über die Zeit hervorrufen kann.
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Der Erfindung liegt mithin die Aufgabe zugrunde, eine eingangs genannte Fingergelenkprothese derart weiter zu entwickeln, dass die vorgenannten Nachteile, insbesondere das Problem der Lockerung, wenigstens verringert, wenn nicht vermieden werden.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bereits dadurch gelöst, dass mindestens eine Verankerungsleiste längsverschieblich selbstjustierbar in dem Gelenkkörper aufgenommen bzw. längsverschieblich in diesem fixiert ist. Damit kann sich die Verankerungsleiste in einem gewissen Maß zur Kompensation von im Gelenksystem eventuell entstehenden Spannungen innerhalb des Gelenkkörpers bewegen, und zwar vorzugsweise über einen Bereich von 0 bis 3 mm. Damit wird mit relativ einfachen Mitteln erstmalig ein anatomisch bedarfsgerechter und selbstjustierender Längenausgleich an einer Fingergelenkprothese zur Vermeidung der vorgenannten Nachteile realisiert.
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Vorzugsweise erfolgt dieses über einen an einer Verankerungsleiste ausgebildeten Zapfen, der in eine Öffnung des Einsatzelements des anderen Gelenkkörpers einsteckbar ist und in diesem auch verschieblich bewegbar ist. Wesentlich bei der vorgeschlagenen Lösung ist demnach, dass zumindest eine Verankerungsleiste mit ihrem Befestigungsende (Stift oder Zapfen) beweglich in dem Einsatzelement des Gelenkkörpers einsetzbar ist, also in Einbaulage verschieblich in diesem Einsatzelement gelagert ist.
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Die erfindungsgemäße Fingergelenkprothese kann so gestaltet sein, dass entweder die in Einbaulage distal gelegene Verankerungsleiste oder die in Einbaulage proximal gelegene Verankerungsleiste längsverschieblich selbstjustierbar in dem Gelenkkörper aufgenommen ist. Vorzugsweise ist die längere Verankerungsleiste fest und die kürzere Verankerungsleiste verschieblich ausgebildet.
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Als besonders vorteilhaft hat sich herausgestellt, die wesentlichen Bestandteile der Fingergelenkprothese aus Metall zu fertigen, da Metall eine hohe Stabilität und Dauerfestigkeit für den Einsatz in vivo aufweist. Besonders gute Gleit- und Reibeigenschaften weist dabei Titan auf, wobei besonders bevorzugt Titannitrit eingesetzt wird, welches biokompatibel ist und ein besonders gutes Abriebverhältnis hat. Dasselbe trifft natürlich auch auf die gesamte erfindungsgemäße Fingergelenkprothese zu.
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Wenn die Hohlkörper aus Metall ausgebildet sind, ist das Einsatzelement vorzugsweise aus Kunststoff gefertigt, da dieses eine besonders gute Materialpaarung mit Hohlkörpern bildet. Besonders bevorzugt ist die Verwendung von Polyethylen (PE). Es liegt jedoch im Rahmen der Erfindung, auch die Achse aus einem Metall auszubilden.
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Die erfindungsgemäße Fingergelenkprothese ist vorzugsweise für ein proximales Interphalangealgelenk (PIP-Gelenk) verwendbar und kann die an diesem Gelenk auftretenden Kräfte problemlos aufnehmen. Zur Realisierung der gewünschten Kräfteaufnahme ist der Außendurchmesser des Außenhohlkörpers etwa 1,5 bis 2 mal so groß wie der Außendurchmesser der Achse. Bei einem PIP-Gelenk weist der Außenhohlkörper vorzugsweise einen Außendurchmesser von 12 mm und die Achse einen Außendurchmesser von 6 mm auf. Die Verwendung als Ersatz für ein distales Interphalangealgelenk (DIP-Gelenk) oder gegebenenfalls auch ein Metacarpophalangealgelenk (MCP-Gelenk) liegt jedoch auch im Rahmen der Erfindung. Prinzipiell ist der erfindungsgemäße Aufbau auch für andere Gelenke bei entsprechend anderer Dimensionierung, aber unter Beibehaltung der zuvor beschriebenen vorteilhaften Größenverhältnisse realisierbar.
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Ferner können Anschlagmittel zwischen dem Außen- und dem Einsatzelement ausgebildet sein, welche den Drehwinkel auf ein vorgegebenes Maß einschränken. Bei der besonders bevorzugten Ausführungsform sind die Anschlagmittel als Absätze an der äußeren Umfangsfläche des Innenhohlkörpers ausgebildet, die in Einbaulage gegen die Ränder der Einsatzöffnung des Außenhohlkörpers anschlagen. Vorzugsweise beträgt der Drehwinkel 0 bis 135 Grad, besonders bevorzugt 0 bis 90 Grad.
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Es können ferner mehrere Ausnehmungen an der Verankerungsleiste vorgesehen sein. Diese Ausnehmungen sind vorzugsweise in Bezug auf laterale, proximale Befestigungsösen auf der Verankerungsleiste derart angeordnet, um auch ein schräges Einschrauben der Fixierungsschrauben zu ermöglichen. Da die vorgenannten Befestigungsösen an der Verankerungsleiste zwischen Drehachse und dem abgewandten Ende angeordnet sind, würden die Fixierungsschrauben beim Einschrauben ohne Ausnehmungen mit der Verankerungsleiste kollidieren. Um dies zu verhindern, können zudem Abschrägungen an der Verankerungsleiste ausgebildet sein. Die Befestigungsösen sind vorzugsweise leicht zur Vertikalen geneigt, so dass zwischen der Öse und der Fläche der Ebene der Verankerungsleiste ein spitzer Winkel eingeschlossen ist.
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Zur besseren Primärfixierung können an den Verankerungsleisten eine oder mehrere Rippen ausgebildet sein, welche sich vorzugsweise senkrecht zu der Fingermittelachse auf der Ober- und/oder Unterseite der Verankerungsleisten erstrecken, um ein radiales Einschieben der Fingergelenkprothese in den Knochen zu ermöglichen. Die Rippen können im Querschnitt vieleckig und/oder abgerundet ausgebildet sein. Bevorzugte Querschnitte sind beispielsweise dreieckig, rechteckig sowie als Halbkreis ausgebildet. Die Rippen können an einer flächigen Seite oder auch an beiden Seiten einer Verankerungsleiste vorgesehen sein. Die durch die Rippen bewerkstelligte Oberflächenvergrößerung der Verankerungsleiste unterbindet das Versetzen, verbessert das Anwachsen und ermöglicht so eine Verbesserung der Fixierung der Prothese. Vorzugsweise verjüngen sich diese Rippen zu der Seite der Verankerungsleiste hin, welche in den spongiösen Bereich eingreift. Damit wird das radiale Einschieben der Fingergelenkprothese beim Einbau in den Fingerknochen erleichtert.
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Zur Erhöhung der Einbaufestigkeit der Verankerungsleisten können diese weitere endseitige Befestigungselemente umfassen. Dieses endseitige Befestigungselement kann z. B. als flügelartige, horizontale Verbreiterung der distalen Verankerungsleiste ausgebildet sein. Die Verbreiterung ist vorzugsweise senkrecht zur Fingergelenksachse ausgebildet. Das horizontale flügelartige Befestigungselement erstreckt sich vorzugsweise vom distalen Ende der Verankerungsleiste bis zu einer Ausnehmung auf derselben Verankerungsleiste. Das in den spongiösen Knochen eingreifende Ende der flügelartigen Verbreiterung ist vorzugsweise mit einer Verjüngung ausgebildet. Auf diese Weise wird das Einführen der Fingergelenkprothese beim Einbau erleichtert. Die Verjüngung kann beispielsweise als Abrundung ausgebildet sein. Dieses hat zudem den Vorteil, dass die angepasste Aussparung im Kochen dann keine Ecken o. ä. aufweist, welche in bekannter Weise einen Riss bzw. Bruch im Knochen begünstigen. Dadurch kann das Anwachsen und die Belastbarkeit der Fingergelenkprothese verbessert werden. Ferner kann die besagte Aussparung mit einer Kreissäge oder ähnlichem besonders einfach bewerkstelligt werden. Aufwendiges Fräsen kann vermieden werden.
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Durch das flügelartige endseitige Befestigungselement, das sich in Einbaulage mindestens über die Fingergelenksmittelachse erstreckt, vorzugsweise etwa bis zur Länge der Achse des Gelenkkörpers, können ungünstige Hebelwirkungen in der Verankerungsleiste reduziert werden. Es ist so möglich, Brüche bedingt durch Materialermüdung der Fingergelenkprothese zu vermeiden, welche insbesondere im Bereich der Ausnehmungen auftreten können.
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Zwar umfasst die bevorzugte Ausführungsform einen Gelenkkörper mit einem – äußeren – Hohlzylinder, in den ein Einsatzelement einsetzbar ist, das vorzugsweise ebenfalls als Hohlzylinder ausgebildet ist; jedoch ist die Erfindung nicht auf diese spezielle Gestaltung des Gelenkkörpers beschränkt. Für den Fachmann ist verständlich, dass es für die Erfindung unabhängig von der konkreten Ausbildung des Gelenkkörpers auf die relativbeweglich miteinander verbundenen Gelenkelemente und die bewegliche bzw. verschiebliche Anordnung der Verankerungsleisten in dem Gelenkkörper ankommt.
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Weitere Einzelheiten, Vorteile und Merkmale der Erfindung lassen sich der nachfolgenden Figurenbeschreibung entnehmen, in der zwei bevorzugte Ausführungsbeispiele der erfindungsgemäßen Fingergelenkprothese anhand von zwei Zeichnungen näher erläutert werden. Es zeigen:
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1: eine vergrößerte schematische radiale Ansicht eines Fingermittelgelenks, wobei der Ort für eine Implantation einer Fingergelenkprothese angedeutet ist;
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2: eine perspektivische Ansicht einer ersten Ausführungsform einer Fingergelenkprothese;
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3: eine perspektivische Ansicht einer zweiten Ausführungsform der Fingergelenkprothese; und
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4: eine vergrößerte Frontansicht des Gelenkkörpers mit eingesetztem Einsatzelement und entfernter distaler Verankerungsleiste.
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1 zeigt eine schematische Darstellung einer radialen Seite eines Fingermittelgelenks mit einem zur Bildung einer Bohrung 2 ausgebohrten menschlichen Gelenk, wobei die Bohrung 2 der Aufnahme eines Hohlzylinders 16 der Fingergelenkprothese dient. Das Fingergelenk umfasst ferner ein proximales Fingerglied 4 und ein distales Fingerglied 6. Unterhalb des Fingerglieds ist die Strecksehne 8 und oberhalb des Fingermittelglieds die Beugesehne 10 dargestellt. Die in den 2, 3 und gezeigten Fingergelenkprothesen sind ausgebildet und bestimmt zur radialen Implantierung in das in 1 gezeigte Fingergelenk.
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Die in 2 dargestellte erste Ausführungsform der Fingergelenkprothese besteht im Wesentlichen aus zwei Gelenkelementen. Das erste Gelenkelement umfasst einen Hohlzylinder 16 und eine am Außenmantel dieses Hohlzylinders 16 einstückig angeformte und radial abragende, im Wesentlichen plattenförmige Verankerungsleiste 18. Das zweite Gelenkelement umfasst eine ebenfalls im Wesentlichen plattenförmige, distale Verankerungsleiste 22, die etwas länger ist als die proximale Verankerungsleiste 18 und an ihrem proximalen Ende einen Einsatzzapfen 20 aufweist, mit welchem die distale Verankerungsleiste 22 in ein in 2 nicht sichtbares Einsatzelement verschieblich und in Einbaulage selbstjustierbar einsetzbar ist. Das Einsatzelement 46 umfasst dafür eine entsprechend ausgebildete Einstecköffnung 64, deren Längsachse sich quer zur Längsachse des Einsatzelements erstreckt und damit auch quer zur Drehachse des Fingergelenks verläuft. Das Einsatzelement 46 ist in Einbaulage drehbeweglich in dem Hohlzylinder 16 aufgenommen in einem durch die Größe der Einsatzöffnung definierten Verschwenkbereich, welcher sich im vorliegenden Fall über einen Bereich von etwa 0° bis 180°, bevorzugt von 0° bis 150° erstreckt. An der Einsatzöffnung des Hohlzylinders 16 können ferner Anschläge oder Anschlagmittel vorgesehen sein, um die Bewegungsfreiheit einzuschränken.
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Beide Verankerungsleisten 18, 22 sind plattenförmig ausgebildet, um in die in 1 dargestellten Radialschlitze 5, 7, der Fingerglieder 4, 6 eingesetzt und mittels sich durch die Befestigungsösen 24, 26, 28, 30 erstreckende Befestigungsschrauben radial an diesen verschraubt zu werden. Die proximal laterale Befestigungsöse 26 und die distal laterale Befestigungsöse 28 schließen mit den durch die Verankerungsleisten 18, 22 definierten Ebenen einen Winkel kleiner als 90 Grad ein, so dass in diese ein entsprechend schräges Einschrauben der Befestigungsschrauben in die Fingerglieder 4, 6 bewirken. Um dieses zu ermöglichen, sind in den plattenförmigen Verankerungsleisten 18, 22 U-förmige Schraubenausnehmungen 32, 34 vorgesehen.
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Die Gelenkelemente 12, 14 bestehen im Wesentlichen aus einem biokompatiblen Metall, vorzugsweise Titannitrit. Lediglich das über die Einsatzöffnung in den Hohlzylinder 16, 41 etwa radial eingesetzte Einsatzelement 46 ist für eine optimale Gleitpaarung und zur Verschleißminderung vorzugsweise aus einem biokompatiblen Kunststoff gefertigt, vorzugsweise Polyethylen oder PEEK (Polyetheretherketon). Das im Wesentlichen zylindrische und in seinen Außenabmessungen korrespondierend zu der Innenabmessung des Hohlzylinders 16 ausgestaltete Einsatzelement 46 ist an einem Bereich der Mantelfläche gemäß der Darstellung in 3 einseitig abgeflacht, um ein bündiges Anliegen der proximalen Anschlagseite der distalen Verankerungsleiste 22 in Einbaulage zu ermöglichen. In Einbaulage, also wenn der Zapfen 20 in die Einstecköffnung 64 des Einsatzelements eingeschoben ist, ist die distale Verankerungsleiste 22 im Verhältnis zu dem ersten Gelenkelement 12 schwenkbar und zudem in gewissem Maß axial entlang der Längsachse des zweiten Gelenkelements 14 in dem Einsatzelement selbstjustierend verschieblich gelagert, vorzugsweise in einem Bereich von 0 bis 5, besonders bevorzugt von 0 bis 3 mm.
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Bei der in 3 dargestellten zweiten Ausführungsform ist die distale Verankerungsleiste 36 einstückig radial abragend an der äußeren Mantelfläche eines Hohlzylinders 41 angeformt. An der von der distalen Verankerungsleiste 36 abgewandten Seite ist der Hohlzylinder 41 mit einer Einsatzöffnung 44 versehen, die sich über einen Winkelbereich von etwa 180 Grad erstreckt und in welche sich ein komplementär zu dem Innenraum des Hohlzylinders 41 ausgebildetes, zylindrisches Einsatzelement 46 aus Kunststoff drehbeweglich einsetzbar ist. Ferner ist das Einsatzelement 46 einseitig an der Mantelfläche abgeflacht und umfasst eine quer zur Längsachse des Einsatzelements verlaufende Einstecköffnung 64 für einen am distalen Ende der proximalen Verankungsleiste 48 ausgebildeten Zapfen (nicht dargestellt). Somit ist die proximale Verankerungsleiste 48 verschieblich und selbstjustierend in das in Einbaulage drehbeweglich in dem Hohlzylinder 41 aufgenommene Einsatzelement 46 eingesetzt. Die Verankerungsleisten 36, 48 sind über Fixierungsschrauben seitlich an den Fingergliedern 4, 6 befestigbar, die in die einstückig an den Verankerungsleisten vorgesehenen Befestigungsösen 38, 40, 42, 43 eingeschraubt sind. In Einbaulage erstrecken sich die Befestigungsschrauben somit im Wesentlichen quer zur Längserstreckungsrichtung der Verankerungsleisten 36, 48 oder im Wesentlichen parallel zur Rotationsachse des Fingergelenks.
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Die vorgeschlagenen Fingergelenkprothesen können für den Ersatz sämtlicher Fingergelenke ausgebildet sein, also als DIP-Gelenk (distales Interphalangeal oder Fingerendgelenk), PIP-Gelenk (proximales Interphalangeal-Gelenk oder mittleres Fingergelenk (körpernah)). Die Verankerungsleisten können sowohl als proximale als auch als distale Verankerungsleisten ausgebildet sein.
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Für die Implantation der Fingergelenkprothese wird nach Ablösen des entsprechenden Seitenbandes mittels eines Rundfräsers von der radialen Seite her die Bohrung 2 an dem Ort gefräst, der durch den zentralen Kreis in 1 angedeutet ist. Der Bohrungsmittelpunkt entspricht dem Drehmittelpunkt des proximalen und distalen Fingerglieds 4, 6 zu Beginn der Verschwenkung des distalen Fingerglieds 6 aus der Streckstellung in die Beugestellung. Der Innendurchmesser und die Höhe der Bohrung entsprechen dem Außendurchmesser und der Höhe des Hohlzylinders 16, 41. Nach dem Fräsen der Bohrung 2 werden mit einem Schlitzfräser die zwei sich in Längsmittelrichtung der Fingerglieder von der gefrästen Bohrung aus erstreckende Radialschlitze 5, 7 von der radialen Seite aus in die Fingerglieder 4, 6 eingefräst. Die Form der Schlitze 5, 7 entspricht dabei der Dicke der Verankerungsleisten 18, 22, 36, 48.
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Nach dem Fräsen der Bohrung 2 und dem Fräsen der Schlitze 5, 7 wird die Fingergelenkprothese mit ihrem vorderen Ende in die gefräste Bohrung 2 eingeführt, wobei die plattenförmigen Verankerungsleisten 18, 22, 36, 48 seitlich in die Schlitze 5, 7 eingeschoben werden, bis die lateralen Befestigungsösen 24, 26, 28, 30; 38, 40, 42, 43 an den Fingerknochen anliegen. Ferner können nicht dargestellte Fixierungszylinder vorgesehen sein, für die dann angepasste Bohrungen eingebracht werden. Anschließend werden die Verankerungsleisten an dem Knochenmaterial des entsprechenden proximalen bzw. distalen Fingerglieds 4, 6 befestigt. Dieses erfolgt durch Eindrehen von Titanschrauben je nach Ausführung durch die jeweiligen Befestigungsösen hindurch in das Knochenmaterial.
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4 zeigt eine vergrößerte Stirnansicht des in die Einsatzöffnung 44 eingesetzten Einsatzelements 46 bei entnommener proximaler Verankerungsleiste 48. Demnach weist das vorzugsweise einstückig aus PEEK bestehende Einsatzelement 46 an den beiden Stirnseiten zwei sich quer zur Längserstreckungsrichtung des im Wesentlichen zylindrischen Einsatzelements 46 sich parallel zueinander erstreckende Stirnnuten 56, 58 auf. Mittels dieser Stirnnuten 56, 58 ist das Einsatzelement 46 auf Stifte 60, 62 in den Stirnwangen des Hohlzylinders 41 aufschiebbar. Diese Stifte können entweder als Achse oder als Welle ausgebildet sein. Um 90 Grad versetzt zu einer durch die beiden Nuten 56, 58 verlaufenden Ebene ist in dem Einsatzelement 46 die Einstecköffnung 64 zur längsverschieblich selbstjustierenden Aufnahme des Zapfens 20 der Verankerungsleisten 22 vorgesehen.
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Die Bestandteile der Fingergelenkprothese sind vorzugsweise aus Metall, insbesondere aus Titan oder Titannitrit hergestellt. Dieses Material hat den Vorteil, dass durch das Hineinwachsen von Knochen in die poröse Oberfläche des Materials eine dauerhaft hohe Implantatstabilität erreicht wird. Es ist ferner denkbar, die Oberfläche des Materials mit einer biokompatiblen Beschichtung zu versehen, die das Einwachsen fördert. Besonders vorteilhaft ist z. B. Hydroxylapatit.
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Zur Erzielung einer geeigneten Gleitpaarung zwischen der Achse und den Hohlkörpern weist die Achse vorzugsweise ein Material mit einem von dem Material der Hohlkörper unterschiedlichen Härtegrad auf, die aber zusammen eine gute Gleitpaarung bilden. Bei Hohlkörpern aus Titan oder Titannitrit hat sich eine Achse aus Kunststoff als vorteilhaft erwiesen, insbesondere eine Achse aus ultrahochmolekulargewichtigem Polyethylen (UHMWPE). Es kommen jedoch auch alle weiteren geeigneten Materialpaarungen mit entsprechenden Gleiteigenschaften in Betracht.
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Abhängig von der Größe des zu ersetzenden Fingergelenks liegen die Dimensionen der Fingergelenkprothese bevorzugt in folgenden Bereichen:
Durchmesser des Gelenkkörpers: | 6 bis 8 mm |
Durchmesser der Achse: | 3 bis 4 mm |
Länge der Verankerungsleisten: | 4 bis 8 mm |
Dicke der Verankerungsleisten: | 0,7 bis 1,3 mm |
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Die Erfindung wurde anhand des Ersatzes des Fingermittelgelenks durch die erfindungsgemäße Fingergelenkprothese beschrieben. In gleicher Weise kann die Fingergelenkprothese bei entsprechender Anpassung der Dimensionen unter Beibehaltung der Größenverhältnisse auch für den Ersatz der Endgelenke der Finger verwendet werden. Es ist denkbar, die Prothese auch für weitere Gelenke auszubilden. Dazu ist es sinnvoll, dass alle Kanten der Prothese an den jeweiligen Knochen harmonisch anpassbar sind. Dabei ist es besonders zweckmäßig, wenn das endseitige Befestigungselement nicht medial oder lateral im Knochen übersteht. Besonders bevorzugt ragt das endseitige Befestigungselement 0,2 mm von der Ebene der Verankerungsleiste hervor.
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Der Gegenstand der vorliegenden Erfindung ergibt sich nicht nur aus dem Gegenstand der einzelnen Ansprüche, sondern aus der Kombination der einzelnen Ansprüche untereinander. Alle in den Unterlagen – einschließlich der Zusammenfassung – offenbarten Angaben und Merkmale, insbesondere die in den Zeichnungen dargestellten räumlichen Ausbildungen, werden als erfindungswesentlich beansprucht, soweit sie einzeln oder in Kombination gegenüber dem Stand der Technik neu sind.
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Bezugszeichenliste
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- 2
- Fingermittelgelenk
- 4
- proximales Fingerglied
- 5
- Radialschlitz
- 6
- distales Fingerglied
- 7
- Radialschlitz
- 8
- Strecksehne
- 10
- Beugesehne
- 12
- erstes Gelenkelement
- 14
- zweites Gelenkelement
- 16
- Hohlzylinder
- 18
- proximale Verankerungsleiste
- 20
- Zapfen
- 22
- distale Verankerungsleiste
- 24
- proximal mediale Befestigungsöse
- 26
- proximal laterale Befestigungsöse
- 28
- distal laterale Befestigungsöse
- 30
- distal mediale Befestigungsöse
- 32
- Schraubenausnehmung
- 34
- Schraubenausnehmung
- 36
- distale Verankungsleiste
- 38
- proximal laterale Befestigungsöse
- 40
- proximal mediale Befestigungsöse
- 41
- Hohlzylinder
- 42
- proximal mediale Befestigungsöse
- 43
- proximal laterale Befestigungsöse
- 44
- Einsatzöffnung
- 46
- Einsatzelement
- 48
- proximale Verankerungsleiste
- 44
- Befestigungsöse
- 56
- Stirnnut
- 58
- Stirnnut
- 60
- Stift
- 62
- Stift
- 64
- Einstecköffnung
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 69002159 [0006]
- EP 1096906 [0007, 0007]