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Die Erfindung bezieht sich auf eine Hausanschlussmuffe für die Aufnahme eines durchgehenden Hauptkabels und mindestens eines Abzweigkabels, umfassend eine Formschale aus Kunststoff mit Durchgangsöffnungen für die Hindurchführung der Kabel und einen Klemmraum für die Kabelverbindungen, wobei die Formschale Halbschalen aufweist, die mittels Verschlüsse verschließbar sind, und verschließbare Einfüllöffnungen für Gießharze angeordnet sind, die in den Klemmraum der Formschale führen.
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Kabelmuffen insbesondere Hausanschlussmuffen sind bekannt. In der
EP 2 221 933 A1 wird eine Kabelmuffe für die Aufnahme von einem oder mehreren elektrisch leitenden Kabeln beschrieben, die aus einem, aus zwei Halbschalen bestehenden Grundkörpergehäuse mit Durchtrittsöffnungen für die Kabel besteht. Die Abdichtung solcher Kabelmuffen gegen Feuchtigkeitseinflüsse insbesondere beim Verlegen im Erdreich ist problematisch und schwierig. Darüber hinaus erfordert die Verwendung von sogenannten integrativen Kabelfixiereinrichtungen, wie beispielsweise Kabelbinder bei der Montage einen erhöhten zeitlichen Aufwand. Weiterhin ist bekannt, das Innengehäuse von Kabelmuffen mit Gießharzen zu verfüllen. Damit werden eine Fixierung der Klemmverbindung in der Muffe und ein guter Schutz gegen Umwelteinflüssen erreicht. Nachteilig ist, dass beim Einfüllen des flüssigen Gießharzes aufgrund von Undichtigkeiten insbesondere im Bereich der Kabeldurchgangsöffnungen Gießharz austreten kann. Durch die Anordnung von sogenannten Besendichtungen (
DE 20 2012 004 161.4 ) oder Schaumstoffdichtungen (
DE 19500815 A1 ), die sich der Querschnittsform und dem Durchmesser der Kabel bis zu einem gewissen Grad anpassen, wird eine bessere Dichtigkeit erreicht. Es hat sich allerdings gezeigt, dass auch mit den Besen- und Schaumstoffdichtungen ein zuverlässiges Vermeiden von Undichtigkeiten in diesem Bereich nicht möglich ist.
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Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, eine Hausanschlussmuffe vorzuschlagen, deren Vorortmontage außerordentlich zügig zu bewerkstelligen ist, wobei ein Austreten von flüssigem Gießharz aus der Muffe im Bereich der Kabeldurchgangsöffnungen vollständig verhindert werden kann. Die Lösung der Aufgabe erfolgt mit einer Hausanschlussmuffe für die Aufnahme eines durchgehenden Hauptkabels und mindestens eines Abzweigkabels, umfassend eine aufklappbare einteilige Formschale aus Kunststoff mit Durchgangsöffnungen für die Hindurchführung der Kabel und einen Klemmraum für die Kabelverbindungen, wobei die Formschale aufklappbare Halbschalen aufweist, die mittels Schnappverschlüsse wieder verschließbar sind, und verschließbare Einfüllöffnungen für Gießharze angeordnet sind, die in den Klemmraum der Formschale führen,
die dadurch gekennzeichnet ist, dass
die halbierten Durchgangsöffnungen in jeder Halbschale das Hauptkabel und das Abzweigkabel gelartige Dichtungen auf Polymerbasis, wie Polyurethan, Silikon, Nitrilkautschuk, Äthylenvinylacetat-Copolymere oder Äthylenvinylalkohol-Copolymere, aufweisen, wobei die gelartigen Dichtungen mit seitlich anliegenden verformbaren Dichtwänden wie Besendichtungen kombiniert sind.
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Der Vorteil der erfindungsgemäßen Hausanschlussmuffe besteht insbesondere in einer äußerst effizienten Vorortmontage, bei der die integrierten elastischen Geldichtungen sich innerhalb gewisser Grenzen auch unterschiedlichen Kabeldurchmessern anpassen. Die Verwendung von flüssigem Gießharz auf der Basis von Polyurethanen, das nach dem Verschließen mittels der Schnappverschlüsse über die Einfüllöffnungen in den Klemmraum eingefüllt und dessen Abfließen durch die erfindungsgemäß integrierten Geldichtungen im Bereich der Durchgangsöffnungen und nach dem Verschließen der Einfüllöffnungen mittels weiterer Schnappverschlüsse verhindert wird, ermöglicht die Fixierung der Kabelklemmverbindung im Klemmraum und ein Abdichten gegenüber Witterungseinflüsse. Der Polymerisationsprozess im flüssigen Gießharz, der zu einem festen, gelartigen Zustand führt, setzt sich vorteilhafterweise auch nach der Vorortmontage bis zum Endzustand fort. Die Dauer dieses Prozesses wird durch die Zusammensetzung der Ausgangsstoffe festgelegt.
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Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen angegeben. Danach sind die gelartigen Dichtungen vorteilhafterweise elastische Polymergele mit einer Shore-Härte 00 0 bis A 75.
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In einer Weiterbildung der Erfindung sind die gelartigen Dichtungen Polyurethane auf der Basis von Polyetheralkoholgemischen und Triisocyanaten mit niedriger einstellbarer Härte sind, die durch Umsetzung von
einem Gemisch aus di- und trifunktionellen Polyetheralkoholen der Hydroxylfunktionalität 2 bis 3 und Äquivalentgewichten von 500 bis 3000,
einem oder mehreren hydroxylfunktionellen Kettenverlängerer der Funktionalität 2 mit einer Molmasse von 62 bis 260 und mindestens einer Verzweigung mit 1 bis 18 C-Atomen im Molekül,
und
einem oder mehreren symmetrisch oder asymmetrisch trimerisierten aliphatischen und/oder cycloaliphatischen Diisocyanat, wobei der Isocyanat-Index zwischen 50 und 125 liegt,
in Gegenwart von einem oder mehreren metallorganischen Katalysatoren, die an nanoskalige Metalloxide oder Metallhydroxide oder Metalloxidhydroxide adsorbiert sind,
wobei der Isocyanat-Index zwischen 50 und 125 liegt,
herstellbar sind.
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In weiteren Ausgestaltungen wird als Kettenverlängerer 2-Ethyl-1,3-hexandiol und als Isocyanatkomponente symmetrisch trimerisiertes Hexamethylendiisocyanat eingesetzt.
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In einer weiteren Ausgestaltung ist vorgesehen, dass die erfindungsgemäße Hausanschlussmuffe eine Geldichtung aus Polyurethan aufweist, die durch Umsetzung eines Polyurethansystems herstellbar ist, welches umfasst:
ein oder mehrere, überwiegend aus auf ein Startermolekül der Hydroxylfunktionalität zwischen 2 und 4 addierten Propylenoxid hergestellten Polyetheralkohole der Hydroxylzahl 28 bis 90 mg KOH/g,
ein oder mehrere, überwiegend aus auf ein Startermolekül der Hydroxylfunktionalität zwischen 2 und 4 addierten Propylenoxid hergestellten Polyetheralkohole der Hydroxylzahl 240 bis 850 mg KOH/g,
ein oder mehrere Diisocyanate,
ein oder mehrere Triisocyanate, die vorzugsweise durch Trimerisierung von Diisocyanaten hergestellt wurden,
mindestens einen Zusatzstoff, der eine vorgegebene Funktion erfüllt und
mindestens einen Zusatzstoff mit einer Teilchengröße im Bereich von 1 bis 650 nm
in Gegenwart von einem oder mehreren Katalysatoren für die Polyurethanbildung.
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Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sehen vor, dass als Polyetheralkohol ein auf einen 2- bis 4-funktionellen Starter ausschließlich mit Propylenoxid aufgepfropfter Polyetheralkohol mit einer Hydroxylzahl zwischen 44 und 80 mg KOH/g eingesetzt wird und dass als Polyetheralkohol ein oligoharnstoffhaltiger langkettiger Polyetheralkohol, in dem die Oligoharnstoffe durch Depolymerisation von Polyurethan-Blockweichschaumstoffen durch Solvolyse mit einem Gemisch aus mindestens einem Glykol und mindestens einem sekundären aliphatischen Amin erzeugt werden, in einer Menge von 0,1 bis 15 Gew.-% vorliegen und einen Teilchendurchmesser von 1 bis 1000 nm aufweisen.
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Die erfindungsgemäße Hausanschlussmuffe wird anhand von Zeichnungen beispielhaft näher erläutert.
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Es zeigen
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1 eine Draufsicht einer erfindungsgemäßen Hausanschlussmuffe ausgebildet als verschlossene Formschale,
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2 eine Draufsicht der geöffneten Formschale,
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3 eine Draufsicht der geöffneten Formschale mit eingelegten Kabeln,
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4 eine Schnittdarstellung einer geschlossenen Formschale durch die Geldichtung mit Abzweigkabel und Hauptkabel und
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5 eine Schnittdarstellung einer geschlossenen Formschale durch die Geldichtung nur mit Hauptkabel.
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In 1 ist eine schematische Draufsicht einer aus schlagfestem Kunststoff bestehenden Formschale 1 einer erfindungsgemäßen Hausanschlussmuffe dargestellt. In einem Gehäuse 2 befindet sich ein Klemmraum 3, in dem eine Klemmverbindung zwischen einem Hauptkabel 10 und einem Abzweigkabel 11 (2 und 3) hergestellt und untergebracht wird. Im Bereich einer Durchgangsöffnung 4.1 für das Hauptkabel 10 befindet sich eine integrierte Geldichtung 5.1 und im Bereich einer Durchgangsöffnung 4.2 eine integrierte Geldichtung 5.2. An einer Verschließseite 9 der Formschale 1 sind Schnappverschlüsse 6.1 und 6.2 angebracht. Die Schnappverschlüsse 6.1 verschließen gleichzeitig Einfüllöffnungen 7, die mit dem Klemmraum 3 in Verbindung stehen und in die Gießharz, z. B. auf Polyurethanbasis, einfüllbar ist. Das Gießharz übernimmt nach dem Aushärten eine Abdicht- und Fixierungsfunktion.
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In 2 ist schematisch eine aufgeklappte Formschale 1 mit Halbschalen 8.1 und 8.2 dargestellt. Die integrierten Geldichtungen 5.1 und 5.2, in „halbierter” Form, befinden sich im Bereich der Durchgangsöffnungen 4.1 und 4.2 der beiden Halbschalen 8.1 und 8.2. Die Geldichtungen sind durch Besendichtungen 14.1 und 14.2 seitlich begrenzt. An der Verschließseite 9 der Halbschale 8.1 sind die Schnappverschlüsse 6.1 und 6.2 angeordnet. An der Verschließseite 9 der Halbschale 8.2 befinden sich hier nicht näher dargestellten Einraststellen 12 (4 und 5) der Schnappverschlüsse 6.1 und 6.2. Die „halbierten” Einfüllöffnungen 7 für die Gießharze, die in den Klemmraum 3 münden, erscheinen in beiden Halbschalen 8.1 und 8.2.
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3 zeigt schematisch eine aufgeklappte Formschale 1 mit den Halbschalen 8.1 und 8.2 mit eingelegten und verbundenem Hauptkabel 10 und Abzweigkabel 11. Das Hauptkabel 10 und das Abzweigkabel 11 sind mittels eines Abzweigklemmringes 13 elektrisch leitend verbunden. Nach dem Verschließen der Formschale 1 mittels der Schnappverschlüsse 6.2 wird in die Einfüllöffnung 7 das flüssige Gießharz auf Polyurethanbasis eingefüllt, das sich danach in allen Hohlräumen der Formschale 1, wie im Klemmraum 3, verteilt. Die Geldichtungen 5.1 und 5.2 passen sich aufgrund ihrer Elastizität und Shore-Härte-Werte optimal dem Querschnitt der Kabelmäntel des Hauptkabels 10 und des Abzweigkabels 11 an, sodass kein Gießharz durch die Durchgangsöffnungen 4.1 und 4.2 austreten kann. Nach dem Verschließen der Einfüllöffnungen 7 mittels der Schnappverschlüsse 6.1 kann deshalb vorteilhafterweise die Verlegung der Kabel sofort weitergeführt werden, da das Hauptkabel 10 und das Abzweigkabel 11 in der Muffe fest fixiert sind. Das Gießharz härtet je nach Rezeptur innerhalb weniger Stunden auch im verlegten Zustand aus. Die Kabelverbindung in der Hausanschlussmuffe ist damit gegen Umwelteinflüsse geschützt.
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4 und 5 zeigen Schnittdarstellungen der Hausanschlussmuffe im Bereich der Durchgangsöffnungen 4.1 und 4.2. Die Querschnitte zeigen die Geldichtungen 5.1 und 5.2 mit eingelegtem Hauptkabel 10 und Abzweigkabel 11 und die sichtbaren Teile von verformbaren Besendichtungen 14.1 und 14.2, welche biegsame oder auch abbrechbare Stäbchen aufweisen.
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Anhand von Beispielen zur Herstellung der Geldichtungen (5.1, 5.2) auf Polyurethanbasis für die erfindungsgemäße Hausanschlussmuffe wird die Erfindung näher erläutert:
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Beispiel 1
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Ein Polyurethangel wird hergestellt aus einem Gemisch aus 95,85 g eines Polyetheralkohols der Molmasse 3000 auf der Basis Glycerin und Propylenoxid, Hydroxylzahl 55,5 mg KOH/g, aus 25,5 g eines Polyetheralkohols der Molmasse 420 auf der Basis Glycerin und Propylenoxid, Hydroxylzahl 402 mg KOH/g, 15 g eines epoxidierten Sojaöls mit einer Epoxydzahl von 63 mg KOH/g, 0,55 g N-Methyl-dicyclohexylamin, die zunächst 30 Minuten bei 25°C vorgemischt werden, sowie einem teiltrimerisierten Isocyanat, das aus 75 g 4,4'-Dicyclohexyl-methyldiisocyanat und 7,2 g 2,4-Toluylendiisocyanat in Gegenwart von 0,14 g Tris-1,3,5-(diethylaminopropyl)hexahydro-s-triazin hergestellt wurde, durch Vermischen mittels einer 2-Komponenten-Niederdruckmaschine und Vergießen in Formen, z. B. zwischen zwei Besendichtungen (14.1 und 14.2) der Formschale (1), hergestellt. Das erhaltene Polyurethangel weist eine Shore-A-Härte von 51 auf.
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Beispiel 2
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Ein Polyurethangel wird hergestellt aus einem Gemisch aus
Komponente A: | |
Polyetherdiol der Molmasse 2000 | 96,00 |
Dipropylenglykol | 2,75 |
Oligoharnstoffdispersionspolyol | 1,20 |
Dibutylzinnbis(2-ethylhexylthioglykolat) | 0,05 |
Komponente B | |
Polymeres 4,4'Diphenylmethandiisocyanat | 15,4 |
Isocyanat-Index 84 | |
Vermischung der A- und B-Komponente mit Scheibenrührer (2500 min–1) bei 25°C, Verguss in Formen, Härtung bei Raumtemperatur 8 Stunden, Shore-00-Härte: 12
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Beispiel 3
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Aus den folgenden Komponenten wird durch Mischung mittels eines Flügelrührers mit 300 min
–1 innerhalb von 180 min ein A-Komponente hergestellt:
Polyetherdiol | 62,54 Teile |
Polyethertriol | 5,28 Teile |
Dipropylenglykol | 2,14 Teile |
Katalysator H | 1,34 Teile |
Die A-Komponente wird mit der Komponente (B) |
Desmodur® N 3300 | 18,0 g |
Isocyanat-Index: 97 | |
unter Rühren mit einem Scheibenrührer bei 300 min
–1 10 Minuten gemischt und zu einer 4 mm Platte in einer PTFE-Form vergossen. Man erhält ein optisch klares Elastomer der Shore-00-Härte 0, das sich beim Verguss allen Geometrien sehr gut anpasst. Beispiel 4
Beispiel 5
Beispiel 6
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Formschale
- 2
- Gehäuse
- 3
- Klemmraum
- 4.1
- Durchgangsöffnung
- 4.2
- Durchgangsöffnung
- 5.1
- Geldichtung
- 5.2
- Geldichtung
- 6.1
- Schnappverschluss
- 6.2
- Schnappverschluss
- 7
- Einfüllöffnung
- 8.1
- Halbschale
- 8.2
- Halbschale
- 9
- Verschließseite
- 10
- Hauptkabel
- 11
- Abzweigkabel
- 12
- Einraststelle
- 13
- Abzweigklemmring
- 14.1
- Besendichtung
- 14.2
- Besendichtung
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 2221933 A1 [0002]
- DE 202012004161 [0002]
- DE 19500815 A1 [0002]