-
Die Erfindung betrifft eine Bissschiene für humanmedizinische Zwecke aus Kunststoff zum Einsetzen in den menschlichen Oberkiefer oder Unterkiefer mit einer die Zähne zumindest eines Teils der Zahnleiste aufnehmenden Zahnrinne, die nach individuellem Abdruck aus Kunststoff einschalig oder aus einer Innenschale und einer Außenschale zusammengefügt gebildet ist, und in die insbesondere im Bereich der Prämolaren oder Molaren ein Sensorelement implementiert ist, das bei Überschreitung eines Grenzwerts des Beißdruckes einen Signalgeber zur Abgabe eines Ausgangssignals aktiviert, wobei ein Schaltkreis mit Batterie, Signalgeber und ein Sensorelement in die Bissschiene integriert ist,
-
Bissschienen, eingesetzt zur Korrektur von Kiefer-Fehlstellungen oder Fehlfunktionen im Kieferbereich sind hinreichend bekannt. Sie sollen durch ihren Einsatz auch einseitige Kieferbelastungen wie zum Beispiel craniomandibulären Dysfunktionen ausgleichen und Bruxismus/Knirschen verhindern.
-
Solche Bissschienen werden aus Kunststoffen hergestellt. Es gibt einschalige Bissschienen, deren Kunststoff eine gewisse Härte aufweist, die den Tragekomfort aber auch die Haltbarkeit bestimmt. Ist der Kunststoff zu weich, verringert sich die Haltbarkeit, ist er zu hart, führt dies zu einer Verminderung des Tragekomforts. Die Haltbarkeit beim Einsatz weicherer Kunststoffe wird durch ein Durchbeißen, insbesondere bei Patienten, die unter Zähnepressung oder Zähneknirschen leiden, begrenzt. So offenbart
DE 10 2006 021 955 A1 eine Bissschiene aus unterschiedlich harten Kunststoffen, wobei der weichere Kunststoff die Zahnreihe aufnimmt und der härtere Kunststoff als "Schutzüberzug" den weicheren Kunststoff umgibt. Weiter offenbart
DE 103 31 531 A1 eine orofaciale Gebissschiene mit Oberkiefer- und Unterkieferschiene, deren Schienenteile miteinander so verbunden sind, dass der Unterkiefer nach vorn geschoben bestehenden Atmungsbeschränkungen entgegenwirkt und ein Schnarchen unterdrückt.
-
Nach
DE 36 35 188 A1 werden der elektromyographische Muskeltonus der Kaumuskulatur sowie Knirschgeräusche mit extern angeordnetem Detektor überwacht und zur Auslösung eines Wecksignals, das dem Schläfer als Biofeedback-Signal zugeführt wird und Bruxismus/Zähnekirschen unterbinden soll, ausgenutzt.
DE 20 2004 001 609 U1 offenbart eine Bissschiene, bei der ein festes Aufbeißen einen Piepser, dem hochfrequenztechnisch elektrische Energie zugeführt wird, aktiviert, und dessen Piep-Signal den schlafenden Patienten weckt.
DE 6 003 6922 T2 offenbart zum Abfühlen des Beißdruckes zur Unterdrückung von Bruxismus/Zähneknirschen eine Bissschiene mit einem mindestens einen Zahn aufsteckbarem Mundstück aus biegelastischem Material, deren den Zahn überdeckende Hülse eine druckabfühlende Membran zwischen mindestens einem Ober- und einem Unterkiefer-Zahn aufweist, bei der ein Aktivierungsdruck von 1 bis 50 psi (6,9–345 kPa) eine leitende Verbindung bewirkt, über die ein Ausgangsgenerator zur Signalabgabe aktiviert wird um den schlafenden Patienten zu wecken.
-
Zum Verhindern von Bruxismus offenbart die
WO 2008/061 328 A2 eine in den Mund einführbare, vor der Zahnreihe liegende Vorrichtung mit einem Träger, der ein elektronisches Biofeedback-System mit einem Signalsensor aufweist, das auf Muskelaktivitäten reagierend mit (externen) Überwachungsmitteln verbunden ist, die korrigierende Signale an die Muskel ausgibt, wobei das Biofeedback-System an die persönlichen Verhältnisse anpassbar ist. Zur Überwachung von Bruxismus offenbart
WO 2007/065 387 A1 eine Bissschiene mit einem mit Biofeedback-Technik arbeitenden Sensor, einem Überwachungsschaltkreis und einer Spannungsversorgung sowie mit einem Vibrationsmotor, der dann aktiviert wird, wenn die Zähne des schlafenden Patienten in Stresssituation zusammen gedrückt werden oder aufeinander mahlen.
-
Solche Bissschienen erkennen und vermerken das Auftreten einer Fehlfunktion der Kiefer und ihr aus der Bissschiene ausleitbares Ausgangssignal führt zur Auslösung eines irgendwie gearteten Alarmsignals, das den Patienten auf die Situation hinweist und dazu den schlafenden Patienten zu einer Körperreaktion anregt oder auch aufweckt. Nachteilig ist dabei die aufwendige Ausbildung, die einer wirtschaftlichen Herstellung und somit einer breiten Anwendung entgegen steht.
-
Daraus stellt sich die Aufgabe, die bekannten Bissschienen so weiter zu entwickeln, dass sie stark vereinfacht und deutlich wirtschaftlicher herstellbar und somit für eine Vielzahl von Patienten verfügbar sind. Überdies richtet sich die Intention der Erfindung in erster Linie nicht auf zahnmedizinische Indikationen, vielmehr zielt die Erfindung primär auf Behandlung und Vorbeugung von durch Bruxismus/Knirschen verursachter Beschwerden, wie beispielsweise:
- 1. Tinnitus,
- 2. Spannungskopfschmerz,
- 3. Migräne,
- 4. Trigeminusneuralgien und/oder
- 5. chronische Belüftungsstörungen der Nasen-Nebenhöhlen.
-
Hierzu zählen auch die Fälle jener Patienten, bei denen zuvor eine Zahnimplantation durchgeführt wurde, das Implantat jedoch wegen des erheblichen Anpressdruckes nicht in den Kiefer eingebaut werden konnte, oder die eine harte, nicht so komfortable Bissschienen zu tragen gezwungen sind, da aufgrund erheblichen Pressens oder Knirschens die zuvor angepasste, weiche Bissschiene binnen kurzem durchgebissen wurde.
-
Diese Auslösedrucke sind individuelle Größen, so dass in Fällen, in denen zwar ein Druck ausgeübt wird, der jedoch nicht als Bruxismus zu bewerten ist, solche Bissschienen bereits zu Fehl-Alarmen oder zum Ausfall eines Alarms führen, da der zum Zähneknirschen führende Beißdruck individuell unterschiedlich ist und der für die eingesetzte Bissschiene Auslösedruck durch den Drucksensor fest eingestellt ist. Somit besteht ein Bedürfnis, die an sich bekannte Bissschiene so weiter zu bilden, dass der Schaltpunkt druckabhängig ist.
-
Die Aufgabenlösung ist für eine Bissschiene mit den Merkmalen des unabhängigen Hauptanspruchs durch die Merkmale dessen Kennzeichens gegeben; vorteilhafte Weiterbildungen und bevorzugte Ausführungsformen beschreiben die abhängigen Unteransprüche.
-
Der Sensor dieser Bissschiene besitzt ein druckabhängiges Ausgangssignal. Dieses wird dadurch erreicht, dass zum Erzeugen des Schaltsignals Kontaktstellen einiger einander gegenüber liegender Bereiche einer Halbleiterfolie und einer leitenden Folie miteinander in Kontakt gebracht werden, wobei die Anzahl dieser Bereiche von dem Durchdrücken der einen Folie und somit von der Größe der Bisskraft abhängt. Bei dem dazu eingesetzte Schaltelement werden die Kontaktbereich dadurch gebildet, dass auf den beiden miteinander in Kontakt zu bringenden Elektroden auf jeder der Folien in einer beabstandeten Ebene liegen und kammartig ineinander greifen, wobei der Abstand durch eine nichtleitende Zwischenfolie gebildet wird. Beim Aufbeißen wird die eine der Folien durchgedrückt, wobei zumindest eine Stelle der kammartigen Elektroden über die Halbleiterschicht miteinander so in Kontakt kommt, so dass sich eine Anzahl leidender Brücke mit einem gewissen Widerstand bilden, deren Zahl von der Durchdrückung und somit von der Stärke des Bissdruckes abhängt: Mit stärkerem Aufbeißen werden immer mehr derartige Brückenstellen gebildet, die elektrisch parallel geschaltet sind, so dass der Summationswiderstand in Abhängigkeit vom Beißdruck stufenweise absinkt.
-
Durch eine widerstandabhängige Schaltung kann nun der Schaltpunkt individuell so eingestellt werden, dass gerade für den einen Patienten der Alarm so einsetzt, dass das Zähneknirschen unterdrückt wird, während bei schwächerem Aufbiss keine Auslösung des Alarms erfolg.
-
Mit dem in den 1 bis 3 dargestellten Ausführungsbeispielen wird die Erfindung näher erläutert; dabei zeigen
-
1: Bissschiene (Aufsicht);
-
2: Bissschiene (1) in Seitansicht (teilgeschnitten)
-
3: Einzelheit Schaltelement in Bissschiene (abgebrochen);
-
4: Einzelheit Schaltelement (Explosionsdarstellung, schematisch).
-
Die in den 1 bis 3 dargestellte zweischalige Bissschiene 1 für den Oberkiefer mit angeschlossener Gaumenplatte 1.1 ist als Kunststoffschiene 2 und diese zumindest buccal bzw. vestibulär abdeckenden Kunststoff-Überzug 3 ausgebildet. Die Kunststoffschiene 2 weist die Zahnrinne 4 auf, in die die Zähne des von der Bissschiene 1 abgedeckten Kiefers eintauchen. In der Tiefe der Zahnrinne 4 ist das Schaltelement 6 vorgesehen, so dass der auf die untere Außenseite der Bissschiene wirkende Gegenzahn einen Druck beim Biss auf diese ausübt.
-
Auf der lingualen bzw. palatinalen Seite der Bissschiene 1 ist die in einer Aufnahmen 5 die Batterie zusammen mit einem Widerstands-Bewerter des Schaltelements angeordnet, der dafür sorgt, dass lediglich die Bissdrücke, die den einstellbaren Grenzwert überschreiten den Signalgeber 7 aktivieren. Der Signalgeber 7 ist etwa zentral in die Gaumenplatte 1.1 eingebettet. Die Anschlüsse 6.1 des Schaltelements verlaufen als Leitung zum einem zur in der Batterie-Aufnahme 5 liegenden Batterie und zum anderen wird die Leitung des zweiten Anschlusses zusammen mit einer von der Batterie kommenden Leitung als Anschlüsse 7.1 dem Signalgeber 7 zugeführt. Als Leitungen kommen dabei Drahtverbindungen oder Folienstreifen mit Leiterbahnen zum Einsatz. Als Signalgeber 7 ist ein mit dem harten Gaumen zusammenwirkender Vibrator vorgesehen. Das stufenweise schaltende Schaltelement 6 ist im Okklusionsbereich der Zahnrinne 4 der Kunststoffschiene 2 so angeordnet, dass er mit dem Gegenzahn des nicht abgedeckten Kiefers zusammenwirkend dessen Beißkraft ausgesetzt ist. Dazu ist es – wie in 3 zu erkennen – im Grund der Zahnrinne 4 angeordnet und lediglich von einer dünnen Kunststoffschicht abgedeckt.
-
Das Schaltelement wird durch den vom Gegenzahn auf die Bissschiene 1 auf den empfindlichen Bereich 6.1 des ausgeübte Druck dann ausgelöst, wenn zumindest eine mit einem der Zähne der Zahnreihe des Oberkiefers zusammenwirkende der Membranen 6.2 oder 6.3 (4) so durchgedrückt wird, dass der durch den zwischen diesen beiden Membranen 6.2 und 6.3 angeordnete Folienring 6.4 (4) gegebene Abstand überwunden und zumindest eine leitende Kontaktstelle entsteht. Dabei hängt die Anzahl der Kontaktstellen und somit der sich einstellende Widerstand von der Bisskraft ab. Übersteigt dieser Widerstand einen voreingestellten Grenzwert wird der Stromkreis zwischen der Batterie 5, dem Schaltelement 6 und dem Signalgeber 7 geschlossen, so dass letzterer aktiviert ist und ein Vibrationssignal abgegeben wird, das dem Patienten zugeht und im Bereich des harten Gaumens spürbar wird.
-
Lässt der Druck des Gegenzahnes unter Wirkung der Vibrationen nach, erfolgt eine Rückstellung des Schaltelements 6 durch elastische Rückstellkräfte der Membran 6.2 bzw. 6.3 (4), so dass der Stromkreis unterbrochen wird. Somit wird die Batterie 7 immer nur dann belastet, wenn eine einseitige Kieferbelastung durch den Druck des Gegenzahnes auftritt. Dies trägt wesentlich zur Standzeitverlängerung der Batterie bei, so dass bei erfolgreicher Therapie der Einsatz einer einzigen Bissschiene ausreichen kann.
-
Bezugszeichenliste
-
- 1
- zweischalige Bissschiene 1
- 1.1
- Gaumenplatte 1.1
- 2
- Kunststoffschiene 2
- 3
- Kunststoff-Überzug 3
- 4
- Zahnrinne 4
- 5
- Aufnahmen 5 für Batterie mit Widerstands-Bewerter
- 5.1
- Anschlüsse 6.1 Schaltelement
- 6
- Schaltelement 6
- 6.1
- Empfindlicher Bereich
- 6.2
- Membranen 6.2 oder 6.3
- 6.3
- Membranen 6.2 oder 6.3
- 6.4
- Folienring 6.4
- 7
- Signalgeber 7
- 7.1
- Anschlüsse 7.1
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- DE 102006021955 A1 [0003]
- DE 10331531 A1 [0003]
- DE 3635188 A1 [0004]
- DE 202004001609 U1 [0004]
- DE 60036922 T2 [0004]
- WO 2008/061328 A2 [0005]
- WO 2007/065387 A1 [0005]