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Bei der Gebrauchsmusteranmeldung handelt es sich um eine technische Erfindung zum schnell anwendbaren, vorwiegenden Einsatz als Schutz- insbesondere Spritz- und Infektionsschutz für medizinisches Personal als PSA (Persönliche Schutzausrüstung) im Rahmen von Behandlungen im Human- oder Veterinärmedizinischen Bereich mit der Notwendigkeit, sich vor in der Umgebungsluft befindlichen Körpersekreten (Blut, Lymphe, Sputum, Schweiß o. Ä.) und damit einhergehenden Tröpfcheninfektionen zu schützen einerseits und andererseits das therapierte Individuum vor dem herkömmlichen „Infektionsherd Therapeut/Behandelnder” (Haare, Speichel etc.) ebenfalls vor Infektionen zu bewahren.
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Stand der Technik/Produkte
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Bekannt sind im OP-Bereich Hauben zur Bedeckung des Kopfes und Haupthaares in Form von Hauben mit Gummizug (Barrett), Pass-Hauben mit Schleifenverschluss (Helm) oder ohne weitere Befestigungshilfe in Stulpenform. Weiter sind Mund- und Nasenschutz in unterschiedlicher Form als Hygienefilter mit unterschiedlichsten Filterqualitäten und Passhilfen (Nasenflügel) bekannt. Insbesondere im Einsatz offener traumatologischer Behandlungen sowie dem Umgang mit renitenten Individuen (z. B. Unfall, Rettungsmedizin, Notaufnahme, OP etc.) kommen vermehrt Schutzbrillen unterschiedlichen Aussehens (meist als großer Schutzschild) zum Schutz der Augen zum Einsatz.
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Problem
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Während die Hauben und Masken überwiegend zum Schutz des therapierten Individuums und erst an zweiter Stelle zum Schutz des Trägers gedacht sind, kommt das Tragen des klarsichtigen Schutzschildes als Schutz insbesondere dem Träger zugute. Insbesondere in den vorgenannten Bereichen bei z. B. Verkehrsunfällen, in der Rettungsmedizin, Notaufnahmen in Kliniken und im operativen Bereich kommt es immer wieder zu Infektionen seitens des Therapeuten mittels spritzenden Sekreten (Tröpfchen,- Schmier- und Wischinfektionen). Die zuständigen Berufsgenossenschaften sowie Verordnungen & Gesetze fordern hier zu besonderem Maß an Vorsichts- und Schutzmaßnahmen auf. Der Schutz ist insbesondere in den genannten Bereichen unbedingt anzuwenden – stellen doch offene Schleimhäute von Augen, Nase und Lippen/Mund sowie die Gehörgänge aufgrund ihrer physiologischen Beschaffenheit eine für pathogene (krankheitserregende) Keime besonders leicht zu überwindende Eintrittspforte in den Organismus dar.
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Das systemimmanente Problem ergibt sich aus der Zeiterfordernis, die notwendigen Schutzmaßnahmen anzuwenden. Um Eine Haube anzulegen und ggf. zu verknoten, den Mundschutz hinter dem Kopf zu verzurren und eine Brille anzupassen, vergehen für geübtes Personal (ausschließlich OP-Personal) mindestens 45 Sekunden. Der weiterhin bestehende Nachteil ist die mangelnde Konformität und Passigkeit der einzelnen Schutzmaßnahmen untereinander, so dass weiterhin offene Kontaktbereiche (z. B. Ohren) vorhanden sein können. Letztlich ist es aufgrund der Einzelkomponenten zusätzlich unökonomisch, was durch die aufzuwendende Zeit zur Anbringung zusätzlich forciert wird.
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Diese Situation hat zur Folge, dass z. B. in der gesamten Rettungsmedizin aufgrund mangelnder Übung sowie reduzierten Vorhalteplatzes i. d. R. weder Hauben noch Masken zugriffsbereit verfügbar sind. Brillen sind i. d. R. gar nicht vorhanden. Sofern der gesamte Schutz vorhanden ist, stellt sich nach wie vor das Problem mangelnder Übung in der Benutzung dar, so dass problemlos von einem Zeitaufwand von mind. 1 Minute zu Gunsten des Schutzes ausgegangen werden muss. Auch muss man davon ausgehen, dass evtl. die Einbindung einer zweiten Person zur Anwendung der Schutzmaßnahmen (z. B. Haltebänder hinter dem Kopf verknoten wie im OP) Personal-Ressourcen bindet und weitere Zeit kostet. Dieser Sachverhalt führt in annähernd aller Behandlungsfälle dazu, dass auf Schutzmaßnahmen in der Zeit dringlicher Versorgungsnotwendigkeit zu Lasten eigener Sicherheit und erhöhtem Infektionsrisiko für das therapeutische Personal verzichtet oder aber in ein Zeitfenster verschoben werden, in dem die Notwendigkeit des Schutzes ihre eigene, höchste Dringlichkeit bereits deutlich passiert hat. Insbesondere in unwägbaren Situationen (Platzmangel, Entfernung zum Fahrzeug, schlechtes Wetter etc.) wird auf derartige Schutzmaßnahmen selbst bei Anwendungsmöglichkeit aufgrund der umständlichen Anwendbarkeit verzichtet, was wiederum ein erhebliches Risiko der Erhöhung des Krankenstandes durch Infektionen in sich birgt.
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Lösung
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Langjährige Erkenntnisse zeigen, dass bei Anwendung der Schutzmaßnahmen in zeitlich dringlichen Situationen (Schwerstverletzter nach Unfall, Not-OP oder bspw. renitente, alkoholisierte Patienten) der Eigenschutz nicht selektiv (z. B. nur Brille), sondern komplett erforderlich ist. Insofern ist die Lösung eine technische Neuerung, die nicht nur die genannten Einzelaspekte der Schutzmechanismen in sich komplett aufnimmt, sondern aufgrund der Gebrauchseigenschaften in der Anwendung aufgrund erleichterter Handhabung eine deutliche Zeitersparnis mit sich bringt und bedingt durch kompakte Maße zusätzlich selbst bei der Versorgung präklinischer Traumen von jedem Therapeuten als PSA in einer einfachen Tasche körpernah mit sich zu führen ist. Die bestimmungsgemäße Erfindung ermöglicht auch ungeübten Personen, den Komplettschutz binnen weniger als 15 Sekunden der Verpackung zu entnehmen, aufzusetzen und sicher anzupassen. Dies hilft insbesondere in Zeiten höchstkontagiöser und resistenter Keime bereits bei einem bloßen, bestehenden Verdacht der Infektiosität, auf eine essentielle Sicherheits- und Schutzmaßnahme aufgrund bestehender Scheu vor deren Anwendung nebst Zeitverlust zu verzichten, zu verhindern.
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Differenzierung zu anderen Entwicklungen
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Die Lösung in Form der erfindungsgemäßen Schutz-Haube ist nicht zu verwechseln mit sogenannten, marktverfügbaren Flucht-Hauben, welche am Hals luftdicht abschließen und über ein luftdichtes Prinzip mittels eigenem Filter- und Atemsystem den Träger für Notsituationen (ABC-Alarme, Feuer etc.) von der Umgebungsluft unabhängig machen. Die erfindungsgemäße Neuerung stellt kein umluftunabhängiges Atemsystem dar, sondern dient dem primären Infektionsschutz durch z. B. Tröpfchen und wirkt nicht der Kontamination durch Gase entgegen.
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Ebenfalls stellt die erfindungsgemäße Schutzhaube kein keimdichtes System durch zusätzlich zum verwendeten Vlies konstruierte Mehrschichtigkeit mittels Folien sowie externer Fixierung (vgl. Anmeldung
EP000002298097B1 ) und/oder Verwendung spezifischer, mehrschichtiger, thermoplastischer Lagen unter Verzicht auf den Augenschutz (vgl. Anmeldung US000004589408A) dar und bildet auch an keinem Kontaktpunkt luftdichten Abschluss mit systembedingtem Schutz durch modularen Aufbau spezifischer Entlüftungsmöglichkeiten unter Zuhilfenahme weiterer, externer Schutzkomponenten (vgl. Anmeldung
DE 00 0002 515 778 A1 ). Aufgrund der verwendeten Materialien ist die erfindungsgemäße Neuerung wesentlich kompakter und leichter als beispielsweise Flucht-Hauben und liegt aufgrund der technischen Anforderungen an das Produkt im sehr niederpreisigen Bereich von wenigen Euro.
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Die Erfindung
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Die erfindungsgemäße Neuerung stellt eine Schutz-Haube mit Komplettschutz für Nase, Augen, Mund und Ohren dar mit zirkulär am Hals schließendem Abschluss (siehe ).
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Die Schutzhaube ist aus für den OP gewöhnlichem Hauben-Vlies gefertigt, wobei sie sowohl eine reine Barrett-Form als auch die Stulpen- oder Helm-Form mit Passnaht vorweisen kann. Der Zugang ( , Nr. 1) erfolgt über ein mit Gummiband ( , Nr. 2) oder ähnlichem, empfohlener maßen zirkulär eingearbeitetem Schlupfloch an der Unterseite (Hals) ( , Nr. 3), welcher bei aufgesetzter Haube einen fühlbaren, zirkulären Abschluss am Hals sicherstellt. Im Halsbereich sind (z. B. in Höhe des Abschlusses/Bundes) links und rechts je ein griffartige Ausbuchtung oder Einarbeitung (Haltegriffe), die ein einfaches und zügiges Überstülpen der Schutz-Haube ermöglichen ( , Nr. 4). Auch kann diese Ausarbeitung zirkulär gearbeitet sein und derart dimensioniert, dass sich hierdurch ein großzügiger Schutzkragen zum darunterliegenden Bereich ergibt und diesen (z. B. offene Kleidung) abdeckt ( , Nr. 5).
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Es bietet sich an, ein zusätzliches Vlies zur Schweißaufnahme (Stirn) einzuarbeiten ( , Nr. 6).
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Der Augenschutz besteht aus einer klarsichtigen Kunststoffscheibe, die sich in Form und Gestaltung an der menschlichen Physiologie und Anatomie orientiert ( , Nr. 7). Dies inkludiert u. A. eine Ausbuchtung für den Nasenrücken ( , Nr. 8) sowie ggf. zur besseren Anpassungsfähigkeit ein an den Brillenseiten links und rechts eingearbeiteten Gummizug ( , Nr. 9) oder ähnlichen, semi- oder totalzirkulären Haltemechanismus. Die Kunststoffscheibe umschließt vollumfänglich mit durchgängigem, randständigem Kontakt zum Haubenvlies das in der Haube eingearbeitet Sichtfenster (Aussparung) ( , Nr. 10) durch geklebten, verschweißten oder ähnlich ausgeführten Verbund ( , Nr. 11). Die Diffusionseigenschaften des Klarsichtfensters sollten die jeweils bestimmungsgemäßen, nach Gesetzen und/oder Verordnungen vorgegebenen, technischen Eigenschaften erfüllen. Bei der Formgebung des Sichtfensters sind auch Brillenträger zu berücksichtigen.
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Unterhalb des Sichtfensters wird ein zur Anpassung erforderlicher Nasenbügel aus formbarem Medium eingearbeitet ( , Nr. 12), der sogleich Anti-Beschlag-Lösungen beinhaltet. Der Nasenbügel kann eigenständig ( , Nr. 13) oder im Verbund mit dem Mundschutz vorhanden sein ( , Nr. 14).
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Der Mundschutz ( , Nr. 15) gestaltet sich mit entsprechendem Reservoir, so dass er Gespräche ermöglicht und auch für Bartträger geeignet ist. Dies kann beispielhaft durch in sich horizontal und/oder vertikal gefaltetes Filtervlies ( , Nr. 16) oder besonders dehnbares Filtervlies auch zwischen den Oberteil (Dach) und Unterteil (Hals-Teil) der Schutz-Haube zirkulär nahtlos an das Haubenvlies eingearbeitet sein ( , Nr. 17). Bei zirkulärer Einarbeitung kann im Bereich des Materialübergangs in beiden Bereichen zur Anpassungsoptimierung auch ein Gummiband eingearbeitet sein. Nach der Anpassung der Schutz-Haube ist der Mundschutz ortsständig und so gearbeitet, dass er dauerhaft Nase und Mund bedeckt. Das zu nutzende Filtervlies ist den Schutz-Ansprüchen entsprechend zu wählen. Seine Diffusionseigenschaften orientieren sich bestimmungsgemäß an gültigen Hygienevorschriften und -Gesetzen. Das Filtervlies ist entweder nahtlos mit dem Haubenvlies ver- und/oder eingebunden oder aber steht vollumfänglich und durchgängig randständig mit dem Haubenvlies mittels Verklebung, Verschweißung oder ähnliche Ausführung in Verbund , Nr. 18). Alternativ ist aus Fertigungs- und Kostengründen die Nutzung des Filtervlieses für die gesamte Schutzhabe denkbar.
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Eine höhere Passigkeit der Schutzhaube im Kinn- und Halsbereich kann durch einzelne Abnähte ( , Nr. 19) oder Einarbeitung weiterer, einzelner Gummizüge an gleichen Positionen erfolgen.
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Es wird empfohlen, im Bereich der Ohrmuscheln eine sich kreuzende Perforation des Vlieses einzuarbeiten, um ggf. einen schnelleren Zugang für die Nutzung von Stethoskopen durch einreißen des Vlieses zu ermöglichen ( , Nr. 20)
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Zur erleichterten Anwendung wird die Schutz-Haube flach gefaltet gelagert. Beispielhaft kann die Ausgangssituation hierbei die geplättete Haube bilden, deren Klarsichtfenster die Basisgröße der komplett gefalteten Haube darstellt (ca. 20 × 10 cm). Der Part des Hauben-Dachs wird hierbei als Kratzschutz vor das Sichtfenster gefaltet, während folgend die linke und rechte Seite eingeklappt und mit dem Mittelgesichtsbereich hinter das Sichtfenster gefaltet werden. Der jetzt verbleibende Halsbereich wird um 90° verdreht auf die Schutzhaube gefaltet, so dass sich die vorhandenen Haltegriffe gegenüber liegen und an der jeweils langen Fensterseite positioniert sind. Dies garantiert eine einfache und sehr leichte Handhabung auch ungeübten Personals.
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Im Fall der Haltegriffausarbeitung als Schutzkragen kann auf die 90°-Legung verzichtet werden.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 000002298097 B1 [0008]
- DE 000002515778 A1 [0008]