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Die Erfindung betrifft einen kieferchirurgischen Bohrer zum Einbringen von Bohrungen in einen Kieferknochen, aufweisend einen Bohrerschaft, mindestens eine Schneidwendel, die entlang eines Bohrerkörpers vom Bohrerfuß zum Bohrkopf angeordnet ist, und einen hohlen Bohrkern.
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Zum Einbringen von Bohrungen in den Kieferknochen zur Aufnahme eines Implantatschaftes, der als Pfeiler zur Aufnahme eines prothetischen Zahnersatzes dient, ist es notwendig, die Bohrung unter Vermeidung von mechanischer und wärmebedingter Traumatisierung zu erstellen. Dadurch ist sichergestellt, dass das Gewebe im direkten Umfeld der Bohrung schnell verheilt und das in der Bohrung aufgenommene Implantat schnell einwächst.
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Um die Entstehung von das Gewebe im Umfeld der Bohrung traumatisierende Wärme zu vermeiden, ist es deshalb im Stand der Technik bekannt, innengekühlte Bohrer zu verwenden, bei denen Kühlflüssigkeit durch den Bohrer fließt und diese dann am Bohrkopf austritt, wo die größte Wärmeentstehung vorliegt. Dabei ist es jedoch notwendig, dass das erwärmte Kühlwassser durch die beim Bohren entstehende Wunde abfließt. Ein Nachteil der innengekühlten Bohrer ist jedoch, dass während des Bohrvorgangs ins Innere des Bohrers gelangtes Gewebe des Patienten dort, nach Einsatz des Bohrers das Gewebe einen Reinigungsprozess übersteht. Bei der Verwendung des gereinigten Bohrers am folgenden Patienten kann dieses Gewebe in Kontakt mit dem Gewebe des folgenden Patienten in Kontakt treten und dort womöglich eine Infektion hervorrufen. Daher ist es aus Vorsicht zur Vermeidung derartiger Kontamination nicht möglich, einen Bohrer mehr als einmal zu verwenden.
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Diese herkömmlich bekannten Hohlbohrer weisen in der Regel eine vom proximalen Bohrerfuß zum distalen Bohrkopf verjüngte Form auf und weisen im Inneren des Bohrerkörpers einen hohlen Bohrkern auf. Beim Bohren in den Kieferbereich schneiden an dem kreisförmig ausgestalteten Bohrkopf angeordnete Meißel oder Schneidwerkzeige einen kreisförmigen Schnitt in die Knochenoberfläche und der nachfolgende, sich stetig vom Distalen Bohrkopf zum proximalen Bohrerfuß im Durchmesser verbreiternde Bohrerkörper fräst aus der entstehenden Bohrung Knochenmaterial zur Vergrößerung der Bohrung heraus. Die dabei entstehenden Knochenspäne werden durch die in der Regel schraubenlinienförmigen Schneidekanten aus dem Bohrloch entfernt.
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In der
DE 10 2009 029 714 A1 wird ein chirurgischer Bohrer offenbart, der zum Sammeln von Knochenmaterial einen hohlen Bohrkern aufweist, innerhalb dessen sich beim Bohren das Knochenmaterial ansammelt. Nach Beendigung der Bohrung kann das Knochenmaterial aus dem hohlen Bohrkern entnommen werden. Dabei handelt es sich um Knochenspäne, die zum Verschluss von Defekten oder zum Aufbau von nach Extraktion eines natürlichen Zahn entstehenden Hohlräumen in den Alveolen des Kiefers.
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Der dort beschriebene Bohrer weist eine geradlinige, zur Bohrerachse parallele Schneidkante auf, wodurch es beim Bohren zum Stottern des Bohrers kommen kann und die dadurch entstehende Bohrung ist in Folge des Stotterns im Profil nicht kreisrund, sondern unregelmäßig geformt. Dadurch ist ein zuverlässiger Halt des in die Bohrung einzusetzenden Implantatschaftes nicht mehr mit Sicherheit zu erreichen.
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Aufgabe der Erfindung ist es, einen kieferchirurgischen Bohrer zur Verfügung zu stellen, der das umliegende Knochengewebe nicht oder nur geringfügig traumatisiert.
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Die erfindungsgemäße Aufgabe wird dadurch gelöst, dass mindestens eine Längsschlitzung vorhanden ist, welche den hohlen Bohrkern zur Schneidwendel freilegt.
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Erfindungsgemäß wird vorgeschlagen, dass eine Längsschlitzung in den Bohrerkörper eingebracht ist, die den hohlen Bohrkern zur Schneidwendel freilegt. Dabei ist die Längsschlitzung in bevorzugter Weise in einem spiralförmigen Tal des Bohrerkörpers eingebracht, der durch die Schneidwendel entsteht.
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Durch die Freilegung des hohlen Bohrkerns zur Schneidwendel lässt sich der Bohrer sehr gut kühlen. Weder das im hohlen Bohrkern vorliegende Knochenmaterial noch das die Bohrung umgebende Knochenmaterial wird durch Wärme traumatisiert, so dass eine gesunde Knochensubstanz nach Heilung die Bohrung umgibt. Durch die spiralförmige Schneidkante wird verhindert, dass der Bohrer stottert, so dass das die durch den erfindungsgemäßen Bohrer erstellte Bohrung kreisrund ist und dadurch der einzubringende Implantatschaft sicher in die Bohrung eingeschraubt werden kann.
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Der erfindungsgemäße Bohrer kann zwei alternative Ausgestaltungen haben.
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Eine erste Ausgestaltung ist ein Hohlbohrer, der eine zentrale, zylindrische oder annähernd zylindrische, axiale Bohrung aufweist. Am Bohrkopf enden um den Bohrer verteilte Schneidkanten, die jeweils in einem Meißel enden, der beim Bohren um den Umfang der zylindrischen Bohrung rotiert. Die um en Umfang der zylindrischen Bohrung rotierenden Meißel schneiden eine kreisförmige Nut in den Kieferknochen wobei sich ein Knochenzylinder im hohlen Bohrkern ansammelt. Da der hohle Bohrkern eine Öffnung zur Schneidkante aufweist, wir der Knochenzylinder nicht durch übermäßige Erwärmung traumatisiert, so dass der Knochenzylinder für den als Transplantat am selben Patienten wiederverwendet werden kann.
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Eine zweite Ausgestaltung ist ein Bohrer mit einem spitz zulaufenden Bohrkopf, der geschlossen ist, und der spiralförmig gewundene Schneidkanten aufweist, die sich am Bohrkopf treffen. Dieser Bohrer ist durch die spiralförmig gewundenen Schneidkanten v sowohl von innen als auch von außen gut kühlbar, so dass der Bohrer sich beim Einbringen der Bohrung in den Kieferknochen nicht zu stark aufheizt und das umliegende Knochengewebe überhitzt. Die spiralförmige Ausgestaltung der schneidkanten gewährleistet einen stotterfreien Lauf des Bohrers, so dass die Bohrung ein kreisrundes Profil aufweist.
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In bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung ist der kieferchirurgische Bohrer konisch vom proximalen Bohrerfuß zum distalen Bohrkopf verjüngt, so dass die dazu korrespondierende konische Bohrung langsam durch Spanabheben entsteht.
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Der Winkel, um den die spiralförmige Schneidkante gewunden ist, beträgt vom proximalen Bohrerfuß bis zum distalen Bohrkopf mindestens 90° und maximal etwa 270°, so dass die Schneidkante nicht vollständig umläuft. Es hat sich gezeigt, das bei dieser Steigung der Lauf des Bohrers besonders gleichmäßig ist.
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Die Schneidwendel weißt in bevorzugter Ausführungsform eine gehärtete Klinge auf, die entlang der Kante der Schneidwendel wie eine Hobelklinge geformt ist. Dadurch hebt die Schneidkante bei der Bohrung Knochenmaterial in schneidender Weise ab, wodurch sowohl das abgehobene wie auch das die Bohrung umliegende Knochenmaterial besonders geschont wird.
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Dieser Bohrer ist einer vollständigen Reinigung zugänglich, weil die Längsschlitzung verhindert, dass sich Knochenmaterial bei der nach Einsatz statt findenden Reinigung festsetzt. Daher kann der Bohrer wiederverwendet werden.
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Um die Qualität der Schneidkante auch bei häufigem Einsatz aufrecht zu erhalten, ist vorteilhaft, wenn die Schneidkante eine hartkeramische Veredlung aufweist.
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Die Erfindung wird anhand der folgenden Figuren näher erläutert. Es zeigt
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1 einen Hohlbohrer aus dem Stand der Technik
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2 eine erste Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Bohrers
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3 eine zweite Ausführungsform des erfindungsgemäßen Bohrers
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In 1 ist ein Hohlbohrer aus dem Stand der Technik dargestellt, aufweisend einen standardisierten Bohrerschaft 1, durch welchen der gesamte Bohrer in einem Bohrwerkzeug aufgenommen wird. Dieser in 1 dargestellte Bohrer weist eine Schneidwendel 2 auf, die um die Achse des Bohrerkörpers 3 des Bohrers gewunden ist, wobei die Schneidkante 2 vom Bohrerfuß 4 bis zum Bohrkopf 5 verläuft und sich um den Bohrerkörper 3 mit einem Winkel von 90° bis 270° windet. Dieser aus dem Stand der Technik bekannte Hohlbohrer weist einen hohlen Bohrkern 6 auf, der zum distalen Bohrkopf 5 hin geöffnet ist. Dadurch entstehen am Bohrkopf 5 aus den Enden der Schneidwendel 2 beim Bohren im Kreis verlaufende Schneidwerkzeuge 8, die einen kreisförmigen Schnitt in die Knochensubstanz einbringen. Beim Bohren umschließt dieser Hohlbohrer einen Knochenzylinder, der beim Einbringen einer Bohrung in einen Kieferknochen in den hohlen Bohrkern 6 hinein wandert. Um die Position des hohlen Bohrkerns 6 im Bohrerkörper hervorzuheben, ist der in 1 rechts stehende Bohrer mit einem gestrichelt eingezeichneten hohlen Bohrkern 6 dargestellt.
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Dieser Bohrer hat den Nachteil, dass der Knochenzylinder, der für eine weitere Verwendung am selben Patienten für eine Transplantation geeignet wäre, nur schlecht aus dem hohlen Bohrkern 6 entnommen werden kann.
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Des Weiteren ist es möglich, dass sich am Fuß des hohlen Bohrkerns 6 Blut oder Gewebereste sammeln, die auch bei einem nach Einsatz stattfindenden Reinigungsprozess nicht vollständig entfernt werden können. Daher ist dieser Bohrertyp nicht dazu geeignet, mehr als ein Mal verwendet zu werden, um so Sicherheit zu gewährleisten, dass es nicht zu einer Übertragung von Krankheitserregern zwischen verschiedenen Patienten kommen kann.
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In 2 ist daher die erfindungswesentliche Neuerung dargestellt. Ebenso wie der aus dem Stand der Technik bekannte Hohlbohrer in 1 weist dieser Bohrer gemäß 2 einen standardisierten Bohrerschaft 11 auf, zur Aufnahme in eine entsprechende Bohrvorrichtung und dieser Bohrer gemäß 2 ist im Wesentlichen so aufgebaut wie der Bohrer in 1 aus dem Stand der Technik, jedoch mit dem Unterschied, dass der hohle Bohrkern 16 gegenüber dem hohlen Bohrkern 6 aus 1 durch Längsschlitzungen 17 geöffnet ist. Die Längsschlitzungen 17 befinden sich in bevorzugter Weise in einem Tal zwischen zwei Schneidkanten, von denen hier eine Schneidkante 12 sichtbar ist. Diese, in 2 gezeigte Ausführungsform hat zwei Vorteile, nämlich dass der gesamte Bohrer im Einsatz besser gekühlt wird, weil Kühlflüssigkeit auch in das Innere des Bohrkörpers 13 gelangt und zweitens kann der Knochenzylinder mit Leichtigkeit aus dem hohlen Bohrkern 16 entfernt werden, in dem beispielsweise eine Nadel an den Knochenzylinder durch die Längsschlitzung 17 angesetzt und der Knochenzylinder herausgeschoben wird. In einem Reinigungsprozess, der nach Einsatz des Bohrers am Patienten stattfindet, können sich Gewebereste nicht am Fuß des hohlen Bohrkerns 16 sammeln, da der Fuß des Bohrkerns 16 durch die Längsschlitzungen 17 freigelegt ist. Dieser Bohrer nach 2 eignet sich somit zum mehrfachen Einsatz an verschiedenen Patienten, wobei gewährgeleistet ist, dass keine im hohlen Bohrkern 16 verbleibende Gewebereste zu einer Übertragung von Krankheitserregern von einem Patienten zum nächsten führen können. Um in 2 die Lage des hohlen Bohrkerns 16 zu verdeutlichen, ist in den rechten Bohrer, der mit dem in 2 vorhandenen linken Bohrer identisch ist, der hohle Bohrkern 16 gestrichelt eingezeichnet.
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In 3 ist schließlich eine zweite Ausführungsform des erfindungsgemäßen Bohrers dargestellt, der im Gegensatz zu den beiden Hohlbohrern nach 1 und 2 einen anders geformten Bohrkopf 25 aufweist. Dieser Bohrkopf 25 ist als Spitze mit zwei Schneidwerkzeugen 28 ausgebildet, die eine kegelförmige Vertiefung beim Bohren in den Kiefer einbringen. Hier wird nicht ein zylinderförmiger Knochenteil aus dem Bohrloch entfernt, sondern es ist bei diesem Bohrer vorgesehen, dass die Bohrung in herkömmlicher Weise entsteht. Jedoch ist dieser Bohrer ebenfalls als Hohlbohrer ausgebildet, wobei die hohle Ausführungsform im Wesentlichen den Vorteil bringt, dass die Schneidwendel sowohl von außen als auch von innen beim Bohren durch Kühlflüssigkeit gekühlt wird und somit die entfernten Knochenreste als auch das die Bohrung umliegende Knochengewebe nicht thermisch traumatisiert werden. Dieser Bohrertyp nach 3 hat im Gegensatz zu dem Hohlbohrer nach 1 und 2 eine geringere Steigung der Schneidwendel 22, jedoch ist die Schneidwendel 22 deutlich spiralförmig um den Bohrerkörper 23 gewunden. Durch die wendelförmige Anordnung der Schneidkante 22 wird ein besonders ruhiger Lauf des Bohrers in der Bohrung ermöglicht, wodurch besonders saubere Bohrlöcher entstehen, die an den Rändern im Profil nicht ausgerissen sind.
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Neben der Kühlwirkung ist durch diesen Bohrer nach 3 gewährleistet, dass sich Knochenreste im hohlen Bohrkern 26 sammeln können, die nach Einsatz aus dem Bohrer entfernt und beispielsweise dazu verwendet werden können, Defekte an anderen Orten im Kiefer auszufüllen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Bohrerschaft
- 2
- Schneidwendel
- 3
- Bohrerkörper
- 4
- Bohrerfuß
- 5
- Bohrkopf
- 6
- Bohrkern
- 7
- Längsschlitzung
- 8
- Schneidwerkzeug
- 11
- Bohrerschaft
- 12
- Schneidwendel
- 13
- Bohrerkörper
- 14
- Bohrerfuß
- 15
- Bohrkopf
- 16
- Bohrkern
- 17
- Längsschlitzung
- 18
- Schneidwerkzeug
- 19
- Klinge
- 21
- Bohrerschaft
- 22
- Schneidwendel
- 23
- Bohrerkörper
- 24
- Bohrerfuß
- 25
- Bohrkopf
- 26
- Bohrkern
- 27
- Längsschlitzung
- 28
- Schneidwerkzeug
- 29
- Klinge
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102009029714 A1 [0005]