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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine ein Psychostimulans enthaltende
pharmazeutische Zusammensetzung, die eine magensaftresistente Beschichtung
umfasst und die eine Retardfreisetzung des Psychostimulans in vivo
zeigt. Die Erfindung betrifft weiterhin die Verwendung der pharmazeutischen
Zusammensetzung in der Behandlung des hyperkinetischen Syndroms
des Kindesalters (Attention Deficit Hyperactivity Disorder = ADHD)
und gleich gelagerter Erkrankungen, der Narkolepsie, der Müdigkeit
und/oder des kognitiven Verfalls, die mit systemischen Erkrankungen
wie beispielsweise dem erworbenen Immundefizienzsyndrom oder onkologischen
Erkrankungen in Verbindung stehen. Zusätzlich stellt die vorliegende
Erfindung ein Verfahren zur Herstellung der pharmazeutischen Zusammensetzung
bereit.
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Das
Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (Attention Deficit Disorder = ADD),
eine häufig
diagnostizierte Krankheit des Nervensystems bei Kindern, wird im
allgemeinen mit Methylphenidathydrochlorid behandelt (im Handel
erhältlich
beispielsweise als Ritalin®). Die Symptome von ADD
schließen
Ablenkbarkeit und Impulsivität
ein. Eine verwandte Störung,
die als ADHD bezeichnet wird, ist weiterhin durch die Symptome der
Hyperaktivität
gekennzeichnet und wird ebenfalls mit Methylphenidathydrochlorid
behandelt. Methylphenidat enthaltende Arzneimittel wurden ebenfalls
dazu verwendet, den kognitiven Verfall bei Patienten mit AIDS oder
AIDS verwandten Erkrankungen zu behandeln. Siehe beispielsweise
Brown, G., Anti. J. Psych. Med. 25(1): 21-37 (1995); Holmes et al.,
J: Clin. Psychiatry 50: 5-8 (1989).
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Methylphenidat
ist ein Razemat und existiert in vier getrennten optischen Isomeren,
nämlich
1-threo, d-threo, d-erythro und 1-erythro. Pharmazeutisch verträgliche Salze
hiervon werden im allgemeinen klinisch verabreicht. Klinisch wird
das threo-Paar der Enantiomere von Methylphenidathydrochlorid im
allgemeinen zur Behandlung von ADD und ADHD verabreicht. Das Hydrochloridsalz
wird üblicherweise
einfach als "Methylphenidat" bezeichnet. Deswegen
ist der Begriff "Methylphenidat" hierin in breiter
Weise zu verstehen, so dass er Methylphenidat und pharmazeutisch
verträgliche
Salze hiervon einschließt,
einschließlich
Methylphenidathydrochlorid, soweit nichts anderes angegeben ist.
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Das
threo-Razemat (Enantiomerenpaar) von Methylphenidat ist ein mildes
Stimulans des zentralen Nervensystems mit einer pharmakologischen
Wirksamkeit, die qualitativ derjenigen der Amphetamine ähnlich ist.
Unerwünschte
Nebenwirkungen, die mit der Verwendung des dl-threo-Razemats von
Methylphenidat in Verbindung stehen, schließen Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust,
Schlaflosigkeit, Schwindel und Dysphorie ein.
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Zusätzlich erzeugt
das Razemat eine euphorische Wirkung, wenn es intravenös oder durch
Inhalation oder Nahrungsaufnahme verabreicht wird und bringt somit
ein hohes Missbrauchspotential mit sich.
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Srinivas
et al. untersuchten die Verabreichung von dl-threo, d-threo und
1-threo-Methylphenidat
an Kinder, die unter ADHD litten und berichteten, dass die pharmakodynamische
Wirksamkeit von dl-threo-Methylphenidat im d-threo Isomer liegt
(Clin. Pharmacol. Ther., 52: 561-568 (1992)). Deswegen schließt das Razemat,
während
dl-threo-Methylphenidat
im allgemeinen therapeutisch verwendet wird, das 1-Isomer ein, das offensichtlich
keinen signifikanten Beitrag zur pharmakologischen Wirksamkeit des
Arzneistoffes leistet, sondern wahrscheinlich nur zu den damit in
Verbindung stehenden Nebenwirkungen beiträgt. Es ist somit wünschenswert,
nur die aktive d-threo Form des Arzneistoffes zu verabreichen.
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Methylphenidat-Zubereitungen
mit sofortiger Freisetzung erfordern wegen ihrer kurzen Halbwertszeit eine
häufige
Verabreichung in kurzen Intervallen, um eine adäquate Behandlung während des
gesamten Schultags des Kindes sicher zu stellen. Der rasche Beginn
und das rasche Ende der sofort freisetzenden Methylphenidat (MPH)-Zubereitungen
bedeuten, dass ein einer Medikation unterzogenes Kind mit einem
Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom
nur über
relativ kurze Zeitspannen während
des Tages eine maximale Wirkung erfahren wird. Aufgrund der kurzen
Halbwertszeit wird MPH üblicherweise
zweimal pro Tag verabreicht, üblicherweise
einmal nach dem Frühstück und einmal
während
des Schultages, ein Ereignis, das einige Kinder und das Schulpersonal
häufig
zu vermeiden versuchen, und das eine schlechte Compliance mit den
vorgeschriebenen bzw. verordneten Einnahmevorschriften zur Folge
hat (Brown et al., 1985; Firestone 1982). Dies erzeugt zusätzliche
Probleme für
die Verwaltung der Schule, die eine zu kontrollierende Substanz
auf dem Schulgelände
aufbewahren muss, mit dem damit verbundenen Risiko, dass es für eine unsachgemäße Anwendung
gestohlen werden kann. Darüber
hinaus können
die Kinder durch den Spott der Gleichaltrigen traumatisiert werden,
wenn sie das Medikament in der Schule einnehmen müssen.
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Im
Stand der Technik existieren viele Ansätze, um diese Probleme zu umgehen
bzw. zu überwinden.
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Es
ist in der pharmazeutischen Technologie bekannt, Zusammensetzungen
herzustellen, die (nach der oralen Verabreichung an Menschen und
Tiere) eine Retardfreisetzung pharmakologisch wirksamer Substanzen,
die in den Zusammensetzungen enthalten sind, bewirken. Retardzubereitungen,
die in der Technik bekannt sind, schließen insbesondere beschichtete
Pellets, beschichtete Tabletten und Kapseln, sowie Ionenaustauscherharze
ein, wobei die langsame Freisetzung des wirksamen Arzneistoffes
durch selektiven Abbau der Beschichtung der Zubereitung oder durch
Verbinden mit einer speziellen Matrix erreicht werden kann, um die
Freisetzung des Arzneistoffes zu bewirken. Einige Retardformulierungen
ermöglichen
eine sequenzielle Freisetzung einer einzigen Initialdosis einer
wirksamen Verbindung und einer Folgedosis zu vorher bestimmten Zeitpunkten
nach Verabreichung.
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Beispielsweise
wurden Methylphenidat-Retardzubereitungen entwickelt, die eine langsame
Freisetzung des Arzneistoffes über
den Verlauf des Tages ergeben. Ein weiterer Ansatz liegt in der
Bereitstellung von Dosierungsformen mit pulsierender Freisetzung,
die die Wirkung von Medikamenten des Stands der Technik nachahmen,
die an zwei oder mehr Zeitpunkten während des Tages verabreicht
werden. Es wurde angenommen, dass die Auswaschperiode, die sich
durch den Abfall der Plasmakonzentration des aktiven Inhaltsstoffes zwischen
den Peaks ergibt, ein Faktor ist, der zur Reduktion oder Vorbeugung
einer Patiententoleranz gegenüber
verschiedenen Arten von Arzneistoffen beiträgt. Es wurde daraus gefolgert,
dass einige der therapeutischen und pharmakologischen Wirkungen,
die einem pulsierenden System eigen sind, als Folge der konstanten
oder nahezu konstanten Plasmakonzentrationen bzw. -spiegel verloren
gehen können
oder verringert werden, beispielsweise durch Arzneistoffabgabesysteme
mit einer Freisetzung nullter Ordnung.
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Deswegen
wurde davon ausgegangen, dass eine Zusammensetzung oder Formulierung
mit modifizierter Freisetzung, die im wesentlichen die Freisetzung
nach einem System mit häufiger
Sofortfreisetzung nachahmt, erstrebenswert ist, während der
Bedarf nach häufiger
Dosierung reduziert wird.
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Die
WO 98/14168 beschreibt eine Dosierungsform und ein Verfahren zur
Verabreichung von Methylphenidat in einer hinhaltenden und konstant
ansteigenden Geschwindigkeit. Die beschriebene Dosierungsform umfasst
eine Vielzahl von Beads bzw. Kügelchen,
die eine Hydrogelmatrix mit zunehmenden darin enthaltenden Mengen
des aktiven Inhaltsstoffes umfassen, beschichtet mit verschiedenen
Mengen eines die Freisetzungsgeschwindigkeit kontrollierenden Materials.
Geeignete Kombinationen der aktiven Inhaltsstoffdosis und der Anzahl
und Dicke der Beschichtungs-Schichten können so ausgewählt werden,
dass ein ansteigendes Freisetzungsprofil bewirkt wird, bei dem die
Plasmakonzentration des aktiven Inhaltsstoffes über eine gegebene Zeitspanne
kontinuierlich zunimmt. Jedoch lehrt die WO 98/14168 nicht, eine
rasche und hohe Hauptpeak-Plasmakonzentration zu erreichen, die
bei der Behandlung von beispielsweise ADHD wünschenswert ist.
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WO
97/03672 offenbart, dass Methylphenidat eine therapeutische Wirkung
zeigt, wenn es in Form eines razemischen Gemisches oder in Form
eines einzigen Isomers verabreicht wird (wie beispielsweise des
RR d-threo Eanantiomers).
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WO
99/16439 lehrt die chronische Bolusgabe von d-threo Methylphenidat.
Die Verabreichung des D-threo-Isomers beseitigt abträgliche Nebenwirkungen,
die mit dem DL Razemat verbunden sind und stellt eine verbesserte
Wirksamkeit bereit. Die Zusammensetzungen und Verfahren dieser Erfindung
können
bei der Behandlung von Störungen
des Nervensystems, einschließlich
des Aufmerksamkeits-Defizit-Syndroms, des hyperaktiven Aufmerksamkeits-Defizit-Syndroms
und des kognitiven Verfalls, der mit systemischen Erkrankungen wie
beispielsweise dem erworbenen Immundefizienz-Syndrom in Verbindung
steht, eingesetzt werden.
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Shah
et al., J. Cont. Rel. (1989) 9: 169-175 offenbaren, dass bestimmte
Typen von Hydroxypropylmethylcelluloseethern, die mit einem therapeutischen
Mittel zu einer festen Dosierungsform verpresst wurden, ein bimodales
Freisetzungsprofil ergeben können.
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Giunchedi
et al., Int. J. Pharm (1991) 77: 177-181 offenbaren die Verwendung
einer aus vielen Einheiten (multiple-unit) bestehenden hydrophilen
Matrix-Zubereitung zur pulsierenden Freisetzung von Ketoprofen. Giunchedi
et al. lehren, dass Ketoprofen nach Verabreichung rasch aus dem
Blut eliminiert wird (Plasmahalbwertszeit 1-3 Stunden) und dass
aufeinanderfolgende Impulse des Arzneistoffes vorteilhafter sein
können
als die konstante Freisetzung für
einige Behandlungen. Die offenbarte multiple-unit-Formulierung umfasst
vier identische hydrophile Matrix-Tabletten, die in einer Gelatinekapsel
angeordnet sind.
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Conte
et al., Drug Dev. Ind. Pharm, (1989) 15: 2583-2596 und
EP 0 274 734 (Pharmidea Srl) lehren die
Verwendung einer Dreischichttablette zur Abgabe von Ibuprofen in
aufeinanderfolgenden Impulsen. Die Dreischichttablette ist aus einer
ersten Schicht hergestellt, die den aktiven Inhaltsstoff enthält, aus
einer Barriereschicht (der zweiten Schicht) aus einer semi-permeablen
Membran, die sich zwischen der ersten Schicht und einer dritten
Schicht befindet, wobei Letztere eine zusätzlichen Menge des aktiven
Inhaltsstoffes enthält. Die
Barriereschicht und die dritte Schicht befinden sich in einem impermeablen
Gehäuse.
Die erste Schicht löst
sich nach Kontakt mit einer auflösenden
Flüssigkeit,
wohingegen die dritte Schicht erst nach Auflösung oder Bruch der Barriereschicht
erreichbar ist. In einer solchen Tablette muss der erste Anteil
eines aktiven Inhaltsstoffes augenblicklich freigesetzt werden.
Dieser Ansatz macht es ebenfalls erforderlich, eine semi-permeable
Schicht zwischen den ersten und dritten Schichten bereitzustellen,
um die relativen Geschwindigkeiten der Abgabe der beiden Anteile
des aktiven Inhaltsstoffes zu kontrollieren. Zusätzlich führt ein Bruch der semi-permeablen
Schicht zu einer unkontrollierten Freisetzung des zweiten Anteils
des aktiven Inhaltsstoffes, der nicht erwünscht sein kann.
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US-Patent
Nr. 5,837,284 offenbart eine Methylphenidat-Dosierungsform mit rascher
Freisetzung und Teilchen mit verzögerter Freisetzung. Die verzögerte Freisetzung
erfolgt durch Verwendung von Ammoniummethylacrylat umfassenden pH-unabhängigen Polymeren,
die mit bestimmten Füllstoffen
kombiniert sind.
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Es
verbleibt also ein Bedarf nach Verfahren zur Abgabe von Methylphenidat
mit maximaler Wirksamkeit und minimalem Missbrauchspotential.
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Es
ist somit eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Dosierungsform
bereitzustellen, die ein Psychostimulans enthält, das in einer einzigen Verabreichung
eine rasche und hohe Initialfreisetzung des Arzneistoffes gefolgt
von einer zweiten Freisetzung ergibt, um eine optimale in vivo Freisetzung
und dadurch Behandlungsbedingungen für mehrere Krankheiten bereitzustellen.
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Diese
Aufgaben werden durch den Gegenstand der unabhängigen Ansprüche gelöst. Bevorzugte Ausführungsformen
sind in den abhängigen
Ansprüchen
dargelegt.
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Es
hat sich überraschenderweise
herausgestellt, dass eine pharmazeutische Zusammensetzung, die eine
Initialdosis eines Psychostimulans und eine zweite Dosis des Psychostimulans
enthält,
wobei die Freisetzung der zweiten Dosis durch eine magensaftresistente
Beschichtung modifiziert wird, die Carboxygruppen enthaltende (Co)polymere
von (Meth)acrylsäure
und/oder (Meth)acrylat umfasst, eine Retardfreisetzung der zweiten
Dosis des Psychostimulans in vivo ergibt. Dies ist deswegen überraschend,
weil eine magensaftresistente Beschichtung, wie sie üblicherweise
im Stand der Technik verwendet wird, eine verzögerte Freisetzung der zweiten
Dosis in vivo bereitstellen sollte, die in der magensaftresistent
beschichteten Dosierungsform enthalten ist. Das heißt, es wäre zu erwarten,
dass zwei unterschiedliche Plasma-Peak-Konzentrationen erhalten werden.
Die Erfinder haben jedoch herausgefunden, dass nicht eine verzögerte Freisetzung,
sondern, im Gegensatz hierzu, eine Retardfreisetzung sich in vivo
nach Verabreichung der pharmazeutischen Zusammensetzung der vorliegenden
Erfindung ergab, die im wesentlichen nur eine einzige Hauptplasmakonzentration
oder eine hohe erste Peak-Plasmakonzentration zeigt, gefolgt von
einer zweiten niedrigeren Peak-Plasmakonzentration (die durch die
zweite Dosis verursacht ist, die eine magensaftresistente Beschichtung
enthält).
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Das übliche Verhalten
eines solchen magensaftresistent beschichteten Arzneistoffes, das
auf Grundlage des Wissens im Stand der Technik zu erwarten wäre, ist
eine rasche Freisetzung einer Initialdosis (saures Medium) und eine
verzögerte,
jedoch ebenfalls rasche Freisetzung einer weiteren Dosis des Arzneistoffes,
sobald die pH Bedingungen eine Entfernung (Auflösung) der magensaftresistenten
Beschichtung erlaubten. Die Erfinder erkannten unerwarteter Weise,
dass das in vivo- und an vitro- Verhalten der pharmazeutischen Zusammensetzung
der vorliegenden Erfindung sich beträchtlich von den erwarteten
Werten unterschied: auch in vivo sollte die Initialdosis, die sofort
freigesetzt wird, eine erste Peakplasmakonzentration, gefolgt von
einer zweiten Peakplasmakonzentration verursachen, die dieselbe
oder eine sogar höhere
Peak-Plasma-Konzentration aufweist als die erste Peak-Plasma-Konzentration
(auf Grundlage identischer Mengen der ersten und zweiten Dosis), sobald
die pharmazeutische Zusammensetzung den Dünndarm erreicht und die zweite
Dosis freisetzt.
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Wie
jedoch in 7 bis 9 ersichtlich
ist, folgt die Plasmakonzentration nach einer einzigen Verabreichung
der pharmazeutischen Zusammensetzung der Erfindung im wesentlichen
einem kombinierten Freisetzungsschema, das Elemente eine pulsierenden
Freisetzung und einer Retard-Freisetzung aufweist: Sie wird im Körper stetig
bzw. ununterbrochen über
eine lange Zeitspanne freigesetzt (es sei angemerkt, dass im Gegensatz
hierzu eine Freisetzungsdosisform mit verlängerter Freisetzung so definiert
ist, dass die Wirksamkeit für
eine längere
Zeit als herkömmliche
Arzneistoffe andauert, dass jedoch die Verzögerungswirkung beträchtlich
kürzer
als in den Retard-Freisetzungsdosisformen ist).
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Deswegen
stellt die vorliegende Erfindung gemäß eines ersten Aspektes eine
pharmazeutische Zusammensetzung bereit, die eine Initialdosis eines
Psychostimulans und eine zweite Dosis des Psychostimulans enthält, wobei
die Freisetzung der zweiten Dosis modifiziert ist, dadurch gekennzeichnet,
dass die Freisetzung der zweiten Dosis durch eine magensaftresistente
Beschichtung modifiziert wird, die Carboxylgruppen enthaltende (Co)polymere
von (Meth)acrylsäure
und/oder (Meth)acrylat umfasst, wodurch eine Retardfreisetzung der
zweiten Dosis des Psychostimulans in vivo verursacht wird.
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Zusätzlich zu
den obigen Erklärungen
kann angeführt
werden, daß die
pharmazeutische Zusammensetzung der vorliegenden Erfindung ein kombiniertes
in vivo-Freisetzungsmuster aufweist, d.h. ein Freisetzungsmuster,
das durch zwei unterschiedliche Freisetzungsverhalten charakterisiert
ist: Das erste ist als pulsierend, das zweite als eine Retard-Freisetzung
des fraglichen Psychostimulans charakterisiert. In diesem Zusammenhang
sei auf 7–9 und 11 hingewiesen,
die klar darstellen, daß (unter
der Annahme zweier identischer Dosen für die erste und zweite Dosis)
ein erster und höchster
Peak rasch im Anschluß an
die Freisetzung der Initialdosis des Psychostimulans erreicht wird
und danach ist ein zweiter, niedrigerer Peak ersichtlich, der auf
die zweite Dosis zurückzuführen ist,
deren Freisetzung durch eine magensaftresistente Beschichtung modifiziert
ist. Dies ist jedoch überraschend
und unerwartet, weil auf Grundlage des üblichen Wissens und auf Grundlage
der Zusammensetzungen nach dem Stand der Technik, die beispielsweise
in Test 1 von 7 wiedergespiegelt werden (Retalin®,
10 mg), der Fachmann auf dem Gebiet einen niedrigeren ersten und einen
höheren
zweiten Peak in der in vivo-Freisetzung des Psychostimulans erwarten
würde.
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Die
Erfinder wollen keinesfalls an eine spezielle Theorie gebunden sein,
es wird jedoch angenommen, daß der
Zusatz eines alkalischen Mittels im Verfahren zur Herstellung der
pharmazeutischen Zusammensetzung der vorliegenden Erfindung zu einer
teilweisen Neutralisierung der Carboxylgruppen des Polymers führt, das
die magensaftresistente Beschichtung bildet. Dies führt zur
Bildung kleiner Kanälchen
in der magensaftresistenten Beschichtung, was eine leichte Diffusion
des Psychostimulans durch diese Beschichtung sogar bei einem pH
von unter 5,5 ermöglicht,
der typischerweise im Magen von Menschen vorliegt.
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Es
sei erwähnt,
daß die
ersten in vitro Experimente, die von den Erfindern durchgeführt wurden,
nicht auf diese überraschenden
in vivo Ergebnisse hinwiesen. Wie aus den Figuren ersichtlich ist
konnte insbesondere in 3 und 6 der obige
Effekt nicht durch das ursprüngliche
Testverfahren bestimmt werden, das für die in vitro Freisetzung
von a) den magensaftresistent beschichteten Pellets (3)
und b) der vollständigen
Zusammensetzung (6) verwendet wurde. Die magensaftresistente
Beschichtung erwies sich unter den vorliegenden Umständen als
dicht und säureresistent.
Jedoch unterschieden sich die in vivo Ergebnisse in klarer Weise
hiervon und zeigten den oben erklärten Retard-Freisetzungseffekt
der magensaftresistenten Beschichtung. Weitere Untersuchungen die
von den Erfindern durchgeführt
wurden zeigten, daß das
spezifische, in den 3 und 6 verwendete
Testsystem für
diese inkonsistenten ursprünglichen
Ergebnisse verantwortlich war. Dieses Testsystem schloß die Einbringung
der Pellets/Zusammensetzungen in eine Lösung von pH 1 als ersten Schritt
ein und danach das Eintauchen derselben in Lösungen mit einem pH von 2,
3 etc., wobei der Effekt nicht gezeigt werden konnte. In späteren Tests
(siehe 11) jedoch wurde die Zusammensetzung
direkt in eine Lösung
eingebracht, die einen pH von 2 aufwies und nur in dieser Einstellung,
die den in vivo Bedingungen viel mehr ähnelt als der ursprüngliche
Test, konnte der obige Effekt gezeigt werden.
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Deswegen
stellt die vorliegende pharmazeutische Zusammensetzung eine modifizierte
in vivo Freisetzung des Psychostimulans, insbesondere von Methylphenidat,
bereit und führt
zum folgenden Freisetzungsmuster: die erste und höchste Blutplasmakonzentration
kann bald nach Einnahme der pharmazeutischen Zusammensetzung erreicht
werden, d.h. innerhalb einer kurzen Zeitspanne nach dem Frühstück. Aus
therapeutischer Sicht ist eine hohe erste Konzentration des Psychostimulans,
beispielsweise von Methylphenidat, am Morgen erwünscht. Ein zweiter geringfügig niedrigerer
Peak wird in einem Zeitbereich von ungefähr sechs Stunden im Anschluß an die
Einnahme der pharmazeutischen Zusammensetzung erzeugt, was ungefähr der Mittagszeit
entspricht. Es ist insbesondere in der Therapie von ADHD therapeutisch
erwünscht,
daß die
Mittagsdosis der pharmazeutischen Zusammensetzung etwas niedriger
als die Morgen-Dosis ist. Deswegen erfüllt die vorliegende Erfindung
in perfekter Weise die Erfordernisse einer optimalen Behandlung
von ADHD mit nur einer Einnahme einer pharmazeutischen Zusammensetzung
pro Tag.
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In
Hinblick auf Eudragit® L30 D55 als spezielles
Beispiel einer magensaftresistenten Beschichtung würde der
Fachmann auf dem Gebiet einen "dichten" Film erwarten (dicht
unter sauren Bedingungen), weil es bekannt ist, daß sich ein
Methacrylsäure-Ethylacrylatcopolymer
(1:1) nur bei einem pH-Wert von oberhalb 5,5 löst. Deswegen würde der
Fachmann erwarten, daß bei
einem pH-Wert von ungefähr
pH 2,0 kein Psychostimulans, beispielsweise Methylphenidat HCl,
freigesetzt wird. Es könnte
deswegen erwartet werden, daß auf Grundlage
einer pharmazeutischen Zusammensetzung der Erfindung, die identische
Dosen in der ersten und der zweiten Dosis (jeweils 50 Gew.-%) aufweist,
exakt 50% des Gesamtgehaltes des Psychostimulans in das saure Medium
freigesetzt werden sollten und die verbleibenden 50% sollten nach
Erhöhung
des pHs auf einen Wert von mehr als pH 5,5 freigesetzt werden (beispielsweise
ein pH von 6,8).
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Auf
Grundlage der angenommenen in vitro Freisetzung sollte weiterhin
eine biphasische, pulsierende Arzneistofffreisetzung in vivo erwartet
werden, die zwei im wesentlichen identische Haupt-Peaks aufweist
(einer für
die erste, einer für
die zweite Dosis) oder, wie oben erklärt, für Retalin®, ein
erster Peak der niedriger als der zweite Peak ist. Dies jedoch ist
bei der vorliegenden pharmazeutischen Zusammensetzung nicht der Fall
(siehe insbesondere die 7 und 8 der
vorliegenden Anmeldung).
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In
einem Experiment hat sich überraschenderweise
herausgestellt, daß die
obigen Wirkungen in der pharmazeutischen Zusammensetzung der Erfindung
durch Zusetzen eines alkalischen Mittels zur Suspension, die die
Polymere für
die magensaftresistente Beschichtung enthalten, beispielsweise Eudragit® L30
D-55, erreicht werden kann, wobei das alkalische Mittel beispielsweise
Natriumhydroxid (NaOH) in einer Konzentration von 1 N vorliegt.
In den Experimenten wurde eine Menge von 1 N Natriumhydroxid von
exakt 10 Vol.-% des bereitgestellten Eudragit® L30
D-55 verwendet.
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Unter
Berücksichtigung
dieser Mengen an alkalischem Mittel und Polymer kann erwartet werden,
daß die
Carboxylgruppen des Polymers teilweise neutralisiert werden, und
zwar in einer Menge von ungefähr
6%. In diesem Zusammenhang sei auf 11 verwiesen,
die die in vitro Freisetzung der pharmazeutischen Zusammensetzung
der vorliegenden Erfindung darstellt. In einer Zeitspanne von 120
Minuten werden ungefähr 70%
der gesamten Arzneistoffmenge freigesetzt. Diese Menge beruht auf
der Menge an Arzneistoff, die in der Initialdosis enthalten ist
(50% der Gesamtdosis in diesem Beispiel) und einem Teil der weiteren
50% der Gesamtdosis, die von der zweiten Dosis freigesetzt wird
(auf der sich eine magensaftresistente Beschichtung befindet). Dieser
Effekt kann bereits bei einem pH von 2,0 erreicht werden.
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Wie
oben erwähnt
ist dieser Effekt wahrscheinlich auf "Diffusionskanälchen" zurückzuführen, die
durch die teilweise Neutralisation der freien Carboxylgruppen, die
im Polymer enthalten sind, gebildet werden.
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Der
Begriff "(Co)polymere
der (Meth)acrylsäure
und/oder (Meth)acrylat" umfasst
alle Polymere und Copolymere auf der Grundlage von Methacrylsäure und
Acrylsäure
ebenso wie deren Derivate. Beispielsweise umfasst "(Meth)acrylat" Monomere, die von
Methacrylsäure
und/oder Acrylsäure
abgeleitet sind (d.h. Methacrylsäureester
und Acrylsäureester,
Methacrylsäurehydroxyalkylester
und Acrylsäurehydroxyalkylester etc).
Darüber
hinaus umfasst der Begriff ebenfalls Polyacrylatpolymere. Wie oben
erwähnt
werden solche Polymere von der vorliegenden Erfindung umfasst, die
Carboxylgruppen enthalten.
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Der
Begriff "Initialdosis", wie hierin verwendet,
ist als eine Dosis definiert, die zur unmittelbaren bzw. sofortigen
Freisetzung des Psychostimulans nach Verabreichung vorgesehen ist.
Mit anderen Worten ist eine Initialdosis eine solche Dosis, die
nicht durch irgendwelche Mittel beschichtet ist, die die Freisetzung
des Psychostimulans unter physiologischen Bedingungen, d.h. Bedingungen,
die im Gastrointestinaltrakt vorliegen, verzögern oder retardieren könnten.
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Die
zweite Dosis des Psychostimulans wird effektiv an einer Freisetzung
während
der Passage durch den Magen gehindert und wird effektiv freigesetzt,
sobald sie den Darm erreicht.
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In
einer speziellen Ausführungsform
der Erfindung basiert die Retardfreisetzungsformulierung auf einer
Viel-Schicht-Freisetzungstechnologie und das Arzneistoffprodukt
kann in einer oralen Kapsel vorliegen, die Pellets enthält. Im Falle
von Pellets, die in einer Kapsel vergekapselt sind, enthält jedes
Pellet eine Reihe von Schichten mit unterschiedlichen Eigenschaften:
eine äußere Schicht
zur sofortigen Freisetzung und eine innere, die Freisetzung retardierende
Schicht (magensaftresistente Beschichtung). Die Zubereitung ist
in diesem Falle so gestaltet, dass nach oraler Verabreichung die
Zubereitung eine rasche Auflösung
und Absorption der äußeren Schicht
der Zubereitung bereitstellt, die einen Teil des Psychostimulans
in schnell freisetzender Form enthält, was einen raschen Anstieg
des Psychostimulans auf therapeutische Plasmaspiegel zur Folge hat. Dem
folgt eine Periode, in der keine Absorption stattfindet (aufgrund
der magensaftresistenten Beschichtung), gefolgt von einer Retardfreisetzung
des Psychostimulans aus der Zubereitung, um die Plasmaspiegel aufrecht zu
erhalten.
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Jedoch
umfasst die pharmazeutische Zusammensetzung in einer bevorzugten
Ausführungsform
zwei unterschiedliche Bestandteile, wobei der erste Bestandteil
die Initialdosis enthält,
und der zweite Bestandteil die Dosis enthält, die eine modifizierte Freisetzung
ergibt. Dieser Ansatz erleichtert die Gesamtherstellung des Produkts
und führt
zur optimalen Plasmakonzentration in vivo und wird deswegen besonders
bevorzugt.
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Es
sei in diesem Zusammenhang erwähnt,
dass die Verteilung des Psychostimulans zwischen der Initialdosis
und der zweiten Dosis zu einer optimalen Plasmakonzentration führte, wenn
die Mengen an Psychostimulans, die in beiden Dosen verwendet wurden,
im wesentlichen gleich waren. Deswegen ist eine Verteilung des Psychostimulans
von 41:59 bis 59-41 Gew.-%
zwischen den Dosen besonders bevorzugt. Eine Verteilung von ungefähr 50:50
Gew.-% wird am meisten bevorzugt.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
ist die pharmazeutische Zusammensetzung der Erfindung so definiert,
dass sie eine Retardfreisetzung der zweiten Dosis des Psychostimulans
in vivo nach Nahrungsmittelzufuhr verursacht. Der Begriff "Nahrungsmittelzufuhr" bedeutet, dass die
Testformulierung den Patienten verabreicht wird, nachdem sie ein
normales oder ein kalorienreiches Frühstück zu sich genommen haben.
Die Erfinder haben herausgefunden, dass in diesem Falle die Retardfreisetzung
der Gesamtzusammensetzung in dieser Erfindung weiter optimiert wird,
was zu einem raschen Beginn der Freisetzung des Psychostimulans
und zu einer lang andauenden therapeutischen Konzentration von diesem
im Plasma in vivo führt.
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Gemäß einer
weiteren bevorzugten Ausführungsform
umfasst die pharmazeutische Zusammensetzung der Erfindung (d.h.
deren zweiter Bestandteil) eine magensaftresistente Beschichtung,
die auf einem Methacrylsäure-Copolymer
basiert. Als Beispiel hiervon können
die wohlbekannten Produkte Eudragit® L
30 D und L 100 und vorzugsweise Eudragit® L
30 D zur Herstellung einer magensaftresistenten Beschichtung verwendet
werden.
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Die
EUDRAGIT®-Güten für magensaftresistente
Beschichtungen basieren auf anionischen Polymeren der Methacrylsäure und
der Methacrylate. Sie enthalten -COOH als funktionelle Gruppe. Sie
lösen sich
im allgemeinen in pH Bereichen von pH 5,5–pH 7. Beispiele hiervon, die
in der vorliegenden Erfindung verwendet werden können, sind wie folgt:
EUDRAGIT® L
30 D-55: pH abhängige
anionische wässrige
Polymerdispersion, die sich bei einem pH von über 5,5 löst, zur zielgerichteten Arzneistoffabgabe
im Zwölffingerdarm.
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EUDRAGIT® L
100-55: sprühgetrocknetes
EUDRAGIT® L
30 D-55, das für
wässrige
Zubereitungen zur zielgerichteten Arzneistoffabgabe im Duodenum
wieder hergestellt werden kann.
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EUDRAGIT® L
100: pH abhängiges
anionisches Polymerpulver, das sich bei einem pH von über 6,0 löst, zur
zielgerichteten Arzneistoffabgabe in das Jejunum.
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EUDRAGIT® S
100: pH abhängiges
anionisches Polymerpulver, das sich bei einem pH von über 7,0 löst, zur
zielgerichteten Arzneistoffabgabe im Ileum (die Information stammt
aus der Produktbeschreibung des Herstellers, Röhm GmbH und Co. KG, Darmstadt,
Deutschland).
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Das
in der vorliegenden Zusammensetzung verwendete Psychostimulans ist
vorzugsweise aus der Gruppe ausgewählt, die aus Amphetamin, Methamphetamin,
Amphetaminil, Fenetyllin, Methylphenidat und Prolintan oder einem
pharmazeutisch verträglichen
Salz hiervon, einem Enantiomer oder Gemischen hiervon oder Gemischen
dieser Inhaltsstoffe besteht. Es sei jedoch erwähnt, dass auch alle anderen
Derivate von Amphetamin oder alle Substanzen, die eine amphetaminartige
Wirksamkeit aufweisen, in der pharmazeutischen Zusammensetzung der
vorliegenden Erfindung enthalten sein können.
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In
der pharmazeutischen Zusammensetzung der Erfindung liegen der erste
und der zweite Bestandteil vorzugsweise in Kugelform vor, besonders
bevorzugt in Pellet- oder Kugel-Form. Jedoch können auch andere multipartikuläre Systeme
verwendet werden, beispielsweise Granulate, Spheroide, Kügelchen
bzw. Beads, Ionenaustauscherharz-Kügelchen, um die erwünschte Retardfreisetzung
des Psychostimulans zu erzielen. Die Pellets und alle anderen pharmazeutischen
Inhaltsstoffe, die in der Erfindung verwendet werden, sind bekannt und
werden üblicherweise
auf dem Gebiet der pharmazeutischen Technologie eingesetzt; weitere
Informationen diesbezüglich
sind beispielsweise in "Remington's Pharmaceutical
Sciences", Mack
Publishing Co., Easton, PA, letzte Ausgabe, zu finden.
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Vorzugsweise
umfasst der erste Bestandteil Kügelchen,
auf die eine Flüssigkeit,
die das Psychostimulans enthält,
als Schicht aufgebracht wird. Die Flüssigkeit wird danach getrocknet
und lässt
das getrocknete Psychostimulans auf den Kügelchen zurück. Solche Kügelchen
sind vorzugsweise aus Zuckerkügelchen,
die als Träger
für die
aktive Substanz dienen. Sie bestehen vorzugsweise aus einem Gemisch
aus Maisstärke, und
Saccharose.
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Die
Flüssigkeit
ist vorzugsweise eine Suspension und enthält einen oder mehrere der folgenden
Bestandteile:
- – -Povidon K30
- – Talkum,
mikronisiert
- – Gereinigtes
Wasser
- – 2-Propanol,
und
- – Methylphenidat.
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Die
aktive Substanz, beispielsweise Methylphenidathydrochlorid, wird
auf die Zucker- bzw. Neutralpellets in Form einer wässrig-alkoholischen
Suspension aufgebracht, die Povidon K30 und Talkum enthält. In den Pellets
mit sofortiger Freisetzung dient Povidon K30 als Bindemittel für Methylphenidathydrochlorid.
Talkum wird als Trennmittel verwendet.
-
Die
Kügelchen
werden vorzugsweise mit einem Gemisch aus mikronisiertem Talkum
und kolloidalem wasserfreien Siliziumdioxid (vorzugsweise 50:50
w/w) im Anschluss an den Schritt der Aufbringung einer Schicht der
Suspension auf den Kügelchen
vermischt. Dies verhindert, dass die Kügelchen aneinander kleben.
-
In
der pharmazeutischen Zusammensetzung der Erfindung kann der erste
Bestandteil die folgende Herstellungsformel in Gewichtsteilen umfassen:
Methylphenidathydrochlorid
0,1800–0,3000
Zuckerkügelchen
3,5000–5,0000
Povidon
K30 0,0100–0,0300
Talkum,
mikronisiert 0,0400–0,0500
Gereinigtes
Wasser 1,0000–2,0000
2-Propanol
0,1000–0,2000
Gemisch
aus mikronisiertem Talkum
und kolloidalem wasserfreiem Siliziumdioxid
0,0010–0,0040
-
Alternativ
umfasst der erste Bestandteil die folgende Herstellungsformel in
Gewichtsteilen:
Methylphenidathydrochlorid 0,4000–0,6000
Zuckerkügelchen
1,5000–5,0000
Povidon
K30 0,0300–0,0500
Talkum,
mikronisiert 0,0800–0,1000
Gereinigtes
Wasser 2,5000–2,8000
2-Propanol
0,2000–0,3000
Gemisch
aus mikronisiertem Talkum und
kolloidalem wasserfreiem Siliziumdioxid
0,0020–0,0030
-
Gemäss einer
bevorzugten Ausführungsform
wird zur Herstellung des zweiten Bestandteils die magensaftresistente
Beschichtung auf den ersten Bestandteil wie oben definiert als Schicht
aufgebracht, die in einer Suspension enthalten ist, die ein oder
mehrere der nachfolgenden Inhaltsstoffe umfasst:
- – Eudragit
L30 D-55,
- – Natriumhydroxid,
- – Talkum,
mikronisiert,
- – Triethylcitrat,
- – Simeticonemulsion,
- – gereinigtes
Wasser, und wahlweise einen Farbstoff.
-
Methacrylsäure-Ethylacrylatcopolymer
(1:1) ist eine magensaftresistente Beschichtung, die sich bei einem
pH, der 5,5 überschreitet,
löst. Eine
Natriumhydroxidlösung
(15%) wird in den magensaftresistent beschichteten Pellets verwendet,
um die Suspension zu stabilisieren (verhindert eine Coagulation
fester Substanzen). Triethylcitrat dient als Weichmacher. Aus Gründen der
Arzneimittelsicherheit können
die beschichteten Pellets beispielsweise unter Verwendung von Indigotin
(E 132) und Aluminiumhydroxid gefärbt werden, um diese von den
Pellets mit sofortiger Freisetzung zu unterscheiden. Eine Simeticon
(30%)-Emulsion wird der Suspension als Entschäumer zugesetzt.
-
Beide
Typen von Pellets können
mit einem Gemisch aus Talkum und kolloidalem wasserfreien Siliziumdioxid
in einem Verhältnis
von 1:1 beschichtet sein, um das Aneinanderkleben der Pellets zu
verhindern.
-
Vorzugsweise
umfasst der zweite Bestandteil die folgende Herstellungsformel in
Gewichtsteilen:
Methylphenidathydrochlorid 0,1500–0,3000
Zuckerkügelchen
2,5000–4,0000
Povidon
K30 0,0150–0,3000
Talkum,
mikronisiert 0,0300–0,0500
Gereinigtes
Wasser 1,0000–2,0000
2-Propanol
0,1000–0,2000
Eudragit
L30 D-55 3,0000–4,0000
Natriumhydroxid
15% 0,1000–0,1500
Talkum,
mikronisiert 0,5000–0,6000
Triethylcitrat
0,1000–0,2000
Indigotin-Lack
(E132) 0,0060–0,0100
Simeticonemulsion
0,0100–0,0200
Gereinigtes
Wasser 2,0000–3,0000
Gemisch
aus mikronisiertem Talkum und
kolloidalem wasserfreien Siliziumdioxid
(50:50) 0,0020–0,0030
-
Alternativ
umfasst der zweite Bestandteil die nachfolgende Herstellungsformel
in Gewichtsteilen:
Methylphenidathydrochlorid 0,4000–0,6000
Zuckerkügelchen
2,5000–5,0000
Povidon
K30 0,0400–0,0500
Talkum,
mikronisiert 0,0900–0,1000
Gereinigtes
Wasser 2,0000–3,0000
2-Propanol
0,2000–0,3000
Eudragit
L30 D-55 3,0000–4,0000
Natriumhydroxid
15% 0,1000–0,1500
Talkum,
mikronisiert 0,5000–0,6000
Triethylcitrat
0,1000–0,2000
Indigotin-Lack
(E132) 0,0060–0,0100
Simeticonemulsion
0,0100–0,0200
Gereinigtes
Wasser 2,0000–3,0000
Gemisch
aus mikronisiertem Talkum und
kolloidalem wasserfreien Siliziumdioxid
0,0020–0,0040
-
Es
sei in diesem Zusammenhang erwähnt,
daß andere,
wohlbekannte Inhaltsstoffe in der Zusammensetzung der vorliegenden
Erfindung verwendet werden können
(und andere ersetzen können),
solange diese dieselben Anforderungen erfüllen. Beispielsweise können andere
Bindemittel anstelle von Povidon K30 verwendet werden.
-
In
der pharmazeutischen Zusammensetzung der Erfindung sind die ersten
und zweiten Bestandteile vorzugsweise in einer Kapsel enthalten,
vorzugsweise in einer Hartgelatinekapsel oder in einem Sachet.
-
In
den Fällen,
in denen Methylphenidat als Psychostimulans verwendet wird, ist
der Gesamtgehalt hiervon pro Kapsel 5–60 mg, vorzugsweise 10, 20,
30, 40 oder 60 mg.
-
Falls
das Psychostimulans Methylphenidat oder ein pharmazeutisch verträgliches
Salz hiervon, ein Enantionmer oder ein Gemisch hiervon ist, ist
das durchschnittliche in vitro Auflösungsprofil in wässrigen
Medien mit einem pH von 1–3,
vorzugsweise 1,2, derart, dass 80–100% des Methylphenidats,
die im ersten Bestandteil enthalten ist, innerhalb von 30, vorzugsweise
20, besonders bevorzugt 15 Min. im Anschluss an die Verabreichung
freigesetzt werden, und dass 80–100%
des Methylphenidats, enthalten im zweiten Bestandteil, innerhalb
von 30, vorzugsweise 20, besonders bevorzugt 15 Min. im Anschluss
an die Verabreichung in einem zweiten Medium mit einem pH von 6,5–7,2, vorzugsweise
6,8, freigesetzt werden. Es sei erwähnt, dass die Prozentzahlen
im in vitro Auflösungsprofil
(siehe Beispiele und Figuren) den Gesamtgehalt der pharmazeutischen
Zusammensetzung betreffen, nicht den Prozentsatz der Auflösung des
ersten und des zweiten Bestandteils getrennt voneinander.
-
Wie
oben erwähnt
ist die in vivo Freisetzung der pharmazeutischen Zusammensetzung
der Erfindung im wesentlichen eine Retardfreisetzung, wobei die
durchschnittliche Peak Plasma Konzentration von Methylphenidat zwischen
0,5 und 5, vorzugsweise zwischen 1 und 4, besonders bevorzugt bei
ungefähr
2,5 Stunden im Anschluss an die Verabreichung der pharmazeutischen
Zusammensetzung erreicht wird. Vorzugsweise ist die Plasmakonzentration
bei ungefähr
8 Stunden im Anschluss an die Verabreichung der pharmazeutischen Zusammensetzung
zwischen 30–80%
der Haupt-Peak-Plasmakonzentration
von Methylphenidat.
-
Vorzugsweise
ist die in vivo Freisetzung von Methylphenidat aus der pharmazeutischen
Zusammensetzung im wesentlichen eine Retardfreisetzung, und es existiert
eine höchste
Peak-Plasmakonzentration zwischen 1 und 4 Stunden nach Verabreichung
der pharmazeutischen Zusammensetzung.
-
Gemäss eines
zweiten Aspektes betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung
einer pharmazeutischen Zusammensetzung, wie sie hierin definiert
ist, zur Herstellung eines Medikamentes zur Behandlung der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
bei Kindern und damit verbundenen Krankheiten (beispielsweise Tic-Syndrom),
Narkolepsie, Müdigkeit
und/oder kognitivem Verfall, der mit systemischen Erkrankungen in
Verbindung steht, wie beispielsweise dem erworbenen Immundefizienzsyndrom
oder mit onkologischen Erkrankungen. Oder, mit anderen Worten, umfasst
die vorliegende Erfindung ebenfalls ein Verfahren zur Behandlung
des menschlichen Körpers,
das die Schritte umfasst, eine wirksame Menge der oben definierten
pharmazeutischen Zusammensetzung an einen Patienten zu verabreichen,
der einer solchen Behandlung bedarf.
-
Gemäss eines
dritten Aspekts wird ein Verfahren zur Herstellung einer pharmazeutischen
Zusammensetzung wie hierin definiert bereitgestellt, das die folgenden
Schritte umfasst:
- a) Herstellen des ersten
Bestandteils durch:
– Bereitstellen
von Kügelchen,
– Herstellen
einer Flüssigkeit,
die ein Psychostimulans enthält,
– Beschichten
der Kügelchen
mit der Flüssigkeit,
und
– Trocknen
der beschichteten Kügelchen;
- b) Herstellen des zweiten Bestandteils durch:
– Bereitstellen
von Kügelchen,
die gemäss
Schritt a) hergestellt wurden,
– Herstellen einer Flüssigkeit,
die zur Bereitstellung einer magensaftresistenten Beschichtung auf
den Kügelchen
geeignet ist, wobei die Flüssigkeit
(Co)polymere von (Meth)acrylsäure
und/oder (Meth)acrylat, die Carboxylgruppen aufweisen, und ein alkalisches
Mittel umfasst,
– Beschichten
der Kügelchen
mit der Flüssigkeit,
und
– Trocknen
der beschichteten Kügelchen.
-
Gemäss einer
bevorzugten Ausführungsform
umfassen die Schritte a) und/oder b) weiterhin den Schritt, die
Kügelchen
mit einem Gemisch aus mikronisiertem Talkum und kolloidalem wasserfreiem
Siliziumdioxid zu vermischen und/oder die gewonnenen Kügelchen
zu sieben.
-
Die
Herstellungsformeln/Inhaltsstoffe, die oben definiert sind, werden
vorzugsweise in den Schritten a) und/oder b) verwendet. Das Verfahren
zur Herstellung der vorliegenden Erfindung kann weiterhin den Schritt
umfassen, die Bestandteile a) und b) in eine Hartgelatinekapsel
oder ein Sachet einzuschließen.
-
Das
Verfahren zur Herstellung der vorliegenden Erfindung wird bevorzugt
gemäss 1 durchgeführt, die
ein Flussdiagramm des Herstellungsverfahrens der pharmazeutischen
Zusammensetzung der vorliegenden Erfindung darstellt. Insbesondere
durch dieses spezielle Verfahren können Vorteile und verbesserte
Eigenschaften der pharmazeutischen Zusammensetzung der Erfindung
erreicht werden.
-
Das
Verfahren der vorliegenden Erfindung verwendet vorzugsweise ein
alkalisches Mittel, ausgewählt aus
NaOH und KOH. Jedoch kann jedes andere alkalische Mittel verwendet
werden, solange es die Erfordernisse erfüllt, zumindest eine Teilneutralisation
der COOH-Gruppen
mit sich zu bringen, die im Polymer der magensaftresistenten Beschichtung
enthalten sind.
-
Vorzugsweise
wird das alkalische Mittel der Flüssigkeit in einer Menge zugesetzt,
die ausreichend ist, um eine Neutralisation von 2–10, vorzugsweise
3–8, am
meisten bevorzugt ungefähr
6% der Carboxylgruppen zu erreichen.
-
Der
erste und der zweite Bestandteil der pharmazeutischen Zusammensetzung
enthalten vorzugsweise identische Mengen des Psychostimulans, vorzugsweise
von Methylphenidat.
-
Gemäß eines
weiteren Aspektes stellt die vorliegende Erfindung eine pharmazeutische
Zusammensetzung bereit, die durch das obige Verfahren gewinnbar
ist. Die pharmazeutische Zusammensetzung, die durch dieses Verfahren
gewinnbar ist, zeigt eine in vivo Freisetzung mit ersten (Cmax1) und zweiten (Cmax2) Peak-Plasmakonzentrationen,
wobei Cmax1 > Cmax2. Diese
Bedingung wird durch Verwendung identischer Mengen eines Psychostimulans
in einer pharmazeutischen Zusammensetzung der vorliegenden Erfindung
erreicht.
-
Soweit
nicht anders definiert weisen alle technischen und wissenschaftlichen
Begriffe wie sie hierin verwendet werden die Bedeutung auf, wie
sie üblicherweise
vom Durchschnittsfachmann auf dem Gebiet verstanden werden, das
die vorliegende Erfindung betrifft. Alle Veröffentlichungen, Patentanmeldungen,
Patente und andere Bezugnahmen, die hierin erwähnt werden, werden durch Bezugnahme
in ihrer Gesamtheit mit aufgenommen. Im Konfliktfall allerdings
finden die Definitionen der vorliegenden Anmeldung Anwendung. Zusätzlich sind
die Materialien, Verfahren und Beispiele lediglich zur Veranschaulichung
vorgesehen und sollen keineswegs als einschränkend aufgefasst werden.
-
Die
Erfindung wird nunmehr durch die beigefügten Zeichnungen veranschaulicht,
bei denen:
-
1 ein
Flussdiagramm des Herstellungsverfahrens der pharmazeutischen Zusammensetzung
der vorliegenden Erfindung darstellt;
-
2 den
Einfluss des pH's
des Mediums auf die Auflösung
der aktiven Substanz aus den magensaftresistent beschichteten Pellets
der Erfindung zeigt,
-
3 den
Einfluss des pH's
des Mediums auf die Auflösung
der aktiven Substanz aus den magensaftresistenten Pellets der Erfindung
bei steigendem pH darstellt;
-
4 die
Auflösungsprofile
der aktiven Substanz für
die 10 mg Retardkapseln der vorliegenden Erfindung darstellt;
-
5 den
Einfluss des pH's
des Mediums auf die Auflösung
der aktiven Substanz aus den Kapseln der Erfindung zeigt;
-
6 den
Einfluss des pH's
des Mediums auf die Auflösung
der aktiven Substanz aus den Kapseln der Erfindung bei steigendem
pH zeigt;
-
7–9 die Plasmakonzentration im Anschluss
an die Verabreichung einer Referenz (Ritalin®; Test
1) und der pharmazeutischen Zusammensetzung der Erfindung (Test
2-4) darstellt.
-
10 das
in vitro Auflösungsprofil
der pharmazeutischen Zusammensetzung der vorliegenden Erfindung
zeigt.
-
11 zeigt
die in vitro Freisetzung einer pharmazeutischen Zusammensetzung
der vorliegenden Erfindung bei einem pH von 2,0.
-
Beispiele:
-
HERSTELLUNGSVERFAHREN
-
Herstellungsformel
-
Methylphenidathydrochlorid-Pellets
(sofortige Freisetzung)
-
- Chargengröße: 4,31
kg Pellets
-
Die
Herstellungsformel für
die Pellets mit sofortiger Freisetzung ist in Tabelle 1 angegeben. Tabelle
1: Herstellungsformel der Pellets mit sofortiger Freisetzung
- * wird während des Herstellungsvorgangs
entfernt
-
Methylphenidathydrochlorid-Pellets
(magensaftresistent beschichtet)
-
- Chargengröße: 6,17
kg Pellets
-
Die
Herstellungsformel ist in Tabelle 2 angegeben. Tabelle
2: Herstellungsformel für
magensaftresistent beschichtete Pellets
- * Wird während des Trockenvorgangs entfernt
- ** Wassergehalt liegt im Endprodukt nicht vor
Hartgelatinekapseln Chargengröße: | 50.000
Kapseln Größe 3 |
Größe: | 3 |
Farbe
der Kappe: | Violett |
Farbe
des Körpers: | weiß |
-
Herstellungsverfahren
-
Das
Produkt wird gemäss
Good Manufacturing Practice für
pharmazeutische Produkte (GMP) hergestellt. Ein Flussdiagramm des
Herstellungsverfahrens ist in 1 dargestellt.
-
Prozessbeschreibung
-
Einwiegen
der Ausgangsmaterialien
-
Das
Einwiegen der aktiven Substanz und der Trägerstoffe, die für eine Charge
von Retardkapseln, 10 mg, erforderlich ist, wird mit geeigneten
Waagen durchgeführt.
Jedes Ausgangsmaterial wird in einen geeigneten, deutlich markierten
Behälter
eingewogen.
-
Herstellung der Pellets
-
Herstellung
der Pellets mit sofortiger Freisetzung
-
Schritt 1: Herstellung
der Suspension mit aktiver Substanz
-
Povidon
K 30 wird in gereinigtem Wasser durch Rühren für ungefähr 20 Min. gelöst. Methylphenidathydrochlorid
und Talkum werden in der Lösung
für ungefähr 20 bis
30 Min. unter Verwendung eines Dispergiergeräts dispergiert, zuletzt wird
2-Propanol über
ungefähr
5 Min. hinweg zugesetzt. Die endgültige Suspension wird durch
ein Sieb mit einer Maschenweite von 0,25 mm passiert.
-
Schritt 2: Beschichtung
mit aktiver Substanz
-
Die
Suspension wird auf die Zuckerkügelchen
unter Verwendung eines Wirbelschichtgranulators gesprüht. Danach
werden die Pellets für
ungefähr
5 Min. in einem Wirbelschichtgranulator getrocknet.
-
Schritt 3: Mischen
-
Die
Pellets werden für
ungefähr
15–20
Min. mit einem Gemisch aus Talkum und kolloidalem wasserfreien Siliziumdioxid
im Verhältnis
1:1 vermischt.
-
Schritt 4: Sieben
-
Die
Pellets werden durch ein Sieb, Maschenweite 1,0 mm gesiebt, alle
Pellets größer als
1 mm werden verworfen.
-
Herstellung der magensaftresistent
beschichteten Pellets
-
Schritt 1: Herstellung
der Suspension der aktiven Substanzen
-
Povidon
K 30 wird in gereinigtem Wasser durch Rühren für ungefähr 20 Min. gelöst. Methylphenidathydrochlorid
und Talkum werden in der Lösung
für 20–30 Min.
unter Verwendung eines Dispergiergerätes dispergiert, zuletzt wird
2-Propanol über
eine Zeitspanne von ungefähr
5 Min. zugesetzt. Die endgültige
Suspension wird durch ein Sieb, Maschenweite 0,25 mm, passiert.
-
Schritt 2: Beschichtung
mit der aktiven Substanz
-
Die
Suspension wird auf Zuckerkügelchen
unter Verwendung des Wirbelschichtgranulators aufgesprüht. Danach
werden die Pellets für
ungefähr
5 Min. im Wirbelschichtgranulator getrocknet. Schritt
3: Herstellung der Lack-Suspension
Lösung 1: | Die
15%ige Natriumhydroxidlösung
wird langsam und konstant unter Rühren der Eudragit L 30 D-55
Suspension zugesetzt. |
Lösung 2: | Simeticonemulsion,
Talkum, Indigotin-Lack (E 132) und Triethylcitrat werden für 15–20 Minuten
in gereinigtem Wasser in einem Dispergiergerät dispergiert. |
-
Danach
wird Lösung
2 zu Lösung
1 unter Rühren
zugesetzt.
-
Die
Endsuspension wird durch ein Sieb, Maschenweite 0,25 mm, passiert.
-
Schritt 4: Beschichtung
der Pellets
-
Die
Suspension aus Schritt 3 wird auf die Pellets aus Schritt 2 unter
Verwendung eines Wirbelschichtgranulators aufgesprüht. Danach
werden die Pellets für
ungefähr
10 Minuten in einem Wirbelschichtgranulator getrocknet.
-
Schritt 5: Mischen
-
Die
Pellets werden für
15–20
Minuten mit einem Gemisch aus Talkum und kolloidalem wasserfreien Siliziumdioxid
im Verhältnis
1:1 vermischt.
-
Schritt 6: Sieben
-
Die
beschichteten Pellets werden durch ein Sieb, Maschenweite 1,0 mm,
passiert. Alle Pellets größer als
1 mm werden verworfen.
-
Verkapselung
der Pellets mit sofortiger Freisetzung und der magensaftresistent
beschichteten Pellets
-
Nach
Bestimmung des Methylphenidatgehaltes wird das Gewicht der beiden
Pellet-Typen gemäss
der folgenden Gleichung berechnet:
-
Die
Menge an Pellets mit sofortiger Freisetzung und der magensaftresistent
beschichteten Pellets, berechnet pro Kapsel, wird dann in Hartgelatinekapseln
Größe 3 unter
Verwendung einer Kapselfüllmaschine
mit zwei Füllstationen
eingefüllt.
-
Verpackung
-
Die
Kapseln werden in Blisterverpackungen in der Thermoform-Verschließstation
der Verpackungslinie bei einer Verschlusstemperatur von 210–220°C versiegelt.
-
Im
nächsten
Verpackungsschritt werden in der Verpackungsstation der Verpackungslinie
die Blisterverpackungen zusammen mit der Patienteninformation in
Faltkartons angeordnet.
-
Aufbewahrung
des Bulk-Produktes
-
Die
Zwischenprodukte (Pellets mit sofortiger Freisetzung ebenso wie
magensaftresistent beschichtete Pellets) und das Bulk-Produkt werden
maximal für
4 Wochen bis zur Weiterverarbeitung gelagert.
-
In-Prozesskontrollen
-
Einwiegen der Ausgangsmaterialien
-
Die
Einwiegedokumentation wird auf ihre Vollständigkeit und Plausibilität überprüft. Herstellung
der Pellets mit sofortiger Freisetzung Schritt
2: Beschichtung mit der aktiven Substanz
Trocknungsverlust | |
Spezifikation: | < 3,0% |
Verfahren: | Getrocknet
bei 105°C ± 5°C für 2 Stunden
(Ph. Eur. 2.2.32) |
Probengröße: | 1
g Substanz |
Schritt
4: Sieben
Ausbeute | |
Spezifikation: | 97–100% < 1,0 mm |
Herstellung
der magensaftresistent beschichteten Pellets Schritt
2: Beschichtung mit der aktiven Substanz
Trocknungsverlust | |
Spezifikation: | < 3,0% |
Verfahren: | Getrocknet
bei 105°C ± 5°C für 2 Stunden
(Ph. Eur. 2.2.32) |
Probengröße: | 1
g Substanz |
Ausbeute | |
Spezifikation: | 97–100% < 1,0 mm |
Schritt
4: Beschichtung der Pellets
Trocknungsverlust | |
Spezifikation: | < 3,0% |
Verfahren: | Getrocknet
bei 105°C ± 5°C bis zum
konstanten Gewicht (Ph. Eur. 2.2.32) |
Probengröße: | 1
g Substanz |
Schritt
6: Sieben
Ausbeute | |
Spezifikation: | ≥ 97% < 1,0 mm |
-
Verkapselung
der Pellets mit sofortiger Freisetzung und der magensaftresistent
beschichteten Pellets
-
Die
Proben werden alle 30 Minuten zu Beginn und während des Verkapselungsprozesses
entnommen, die Proben werden darauf wie folgt getestet:
Füllgewicht
der Kapsel: | ± 10% |
Probengröße: | 20
Kapseln |
Gleichförmigkeit
der Masse: | |
Spezifikation: | Durchschnittliche
Masse ± 10% |
Verfahren: | Ph.
Eur. 2.9.5 |
Probengröße: | 20
Kapseln |
Ausbeute | |
Spezifikation: | zumindest
90–100%
bezüglich
der verwendeten Menge |
-
Verpackung
-
Proben
werden jede Stunde zu Beginn und während des Verpackungsprozesses
entnommen, die Proben werden darauf wie folgt überprüft:
- a)
alle Blisterstreifen sind vollständig
befüllt
und richtig verschlossen
- b) die endgültigen
Verpackungen sind vollständig
- c) richtige Primär-
und Sekundärverpackungsmaterialien
werden verwendet
- d) richtiger Aufdruck auf den Kartons, Blisterfolien und Patienteninformationsbroschüren
- e) korrekte Chargennummer und Verfallsdatum
Ausbeute | |
Spezifikation: | zumindest
90–100%
bezüglich
der verwendeten Menge |
-
Experimentelle
Daten zur Validierung des Herstellungsverfahrens
-
Die
Reproduzierbarkeit von Charge zu Charge wird durch 3 Analysenzertifikate
pro Stärke
und durch die vergleichenden Auflösungsprofile bestätigt. Das
medizinische Produkt der 10 mg Retardkapseln besteht aus einer Hartgelatinekapsel,
die Pellets mit sofortiger Freisetzung und magensaftresistent beschichtete
Pellets enthält. Chargengröße:
Pellets
mit sofortiger Freisetzung: | 4,31
kg |
Magensaftresistent
beschichtete Pellets | 6,17
kg |
-
Herstellung der Pellets
mit sofortiger Freisetzung
-
Entscheidende Schritte
-
Die
entscheidenden Schritte der Herstellung der Pellets mit sofortiger
Freisetzung sind die Beschichtung der Zuckerkügelchen mit der aktiven Substanz
Methylphenidathydrochlorid und der anschließende Trocknungprozess. Dies
findet in einem Wirbelschichtgranulator unter Verwendung der folgenden
Prozessparameter statt: Beschichtung
Menge
der Einlassluft: | 190–210 m3/h |
Temperatur
der Einlassluft: | 48–52 °C |
Sprühgeschwindigkeit: | 21,5
g/min |
Sprühdruck: | 0,9
Bar |
Trocknen
Menge
der Einlassluft: | 190–210 m3/h |
Temperatur
der Einlassluft: | 48–52 °C |
-
Test
-
- Gehalt an aktiver Substanz
- Trocknungsverlust
- Ausbeute
- Auflösungsprofil
- Restlösungsmittel-Test
für 2-Propanol
-
Getestete Chargen
-
-
Tabelle
3: Aktiver Substanzgehalt/Kapselgehalt
-
Tabelle
4: Trocknungsverlust
-
-
Tabelle
6: Daten für
die Auflösung
Charge PL 3691
-
Siehe 10
-
Vergleich der Auflösungsprofile
-
Die
Spezifikation für
die absolute Auflösungsgeschwindigkeit
der Kapsel ergibt sich aus den getrennten Spezifikationen für die Zwischenprodukte:
-
Ein
Minimum von 80% nach 15 Minuten trifft auf die Pellets mit sofortiger
Freisetzung zu. Daher wird für
diesen Teil der Pellets mit sofortiger Freisetzung eine minimale
Freisetzung von 4 mg erwartet, dies entspricht einer 40%-igen Auflösungsrate
bezüglich
des Anteils an vollständiger
aktiver Substanz in der Kapsel. Tabelle
7: Tabelle, die die Auflösung
der aktiven Substanz vergleicht
-
Siehe 4
-
Auflösung der aktiven Substanz
-
Die
Auflösung
der aktiven Substanz wird unter Verwendung einer geeigneten Vorrichtung
unter Befolgung der Vorschriften des Europäischen Arzneibuchs (Ph. Eur.
2.9.3.) bestimmt.
-
Dieses
Verfahren ermöglicht
die qualitative Bestimmung der Freisetzung des Methylphenidathydrochlorid-Gehalts
jedes Typs der verwendeten Pellets.
-
Die
Freisetzung der aktiven Substanz findet in zwei Stufen statt. Das
Ziel ist ein Auflösungsprofil,
wobei in der ersten Stufe 5 mg Methylphenidathydrochlorid aus den
Pellets mit sofortiger Freisetzung in 0,1 N Salzsäure freigesetzt
werden und wobei in der zweiten Stufe 5 mg Methylphenidathydrochlorid
aus den Pellets mit Magensaft resistenter Beschichtung unmittelbar
nach Austausch mit einem Kaliumdihydrogenphosphatpuffer mit pH 6,8
gelöst
werden.
-
Idealerweise
sollte so wenig wie möglich
der aktiven Substanz aus den magensaftresistent beschichteten Pellets
in die Salzsäure
während
des ersten Stadiums freigesetzt werden.
-
Der
pH wird durch Austauschen des Gefäßes unter dem Körbchen durch
ein anderes Körbchen
verändert,
das neues vorgewärmtes
Medium für
die zweite Stufe enthält.
Dieser Austausch des Gefäßes ist
möglich,
weil die Größe der Pellets
innerhalb der Kapseln definitiv größer als die Maschenweite der
Körbchen
ist.
-
Die
magensaftresistent beschichteten Pellets (wahrnehmbar durch ihre
hellblaue Farbe) verbleiben innerhalb der Körbchen, daher wird der geeignete
Gehalt der aktiven Substanz bis zum zweiten Stadium bei pH 6,8 nicht
freigesetzt werden.
-
Studie zur
Auswertung der Unterscheidungseigenschaften des zur Untersuchung
der Freisetzung verwendeten Verfahrens
-
Der
Einfluss der Sink-Bedingungen auf das Freisetzungsprofil wird durch Überwachung
des pH-Werts des Mediums während
des zweiten Stadiums überprüft. Wegen
der speziellen Eigenschaften des Trägerstoffes Methacrylsäureethylacrylat-Copolymer
(1:1) (Eudragit L30 D-55) ist der pH-Wert jeweils für die Menge
der aktiven Substanz, die freigesetzt wird und für die Verzögerung der Freisetzung entscheidend.
-
Als
weiterer Parameter wurde die Rührgeschwindigkeit
variiert, wohingegen die Auflösungsvorrichtung
und das Medium gleich blieben.
-
Begründung für die verwendete
Vorrichtung
-
Die
Körbchenvorrichtung
nach Ph. Eur. 2.9.3 wird verwendet, weil ansonsten die Kapseln auf
der Oberfläche
schwimmen würden.
Ebenfalls wird die Körbchenvorrichtung
gegenüber
der Rührflügelvorrichtung bevorzugt,
weil sie einen Austausch des Mediums ermöglicht. Die Pellets, die verwendet
wurden, sind größer als
die Maschenweite der Körbchen.
-
Begründung für das verwendete
Medium
-
Das
wässrige
Medium (0,1 N Salzsäure
oder 0,05 M Kadiumdihydrogenphosphat pH 6,8), wie durch FIP-Richtlinien
für Auflösungs-Tests
fester oraler Produkte empfohlen (Final Draft 1995), wurde ohne
irgendwelche weiteren Zusatzstoffe verwendet, weil Methylphenidathydrochlorid
eine extrem wasserlösliche
Substanz ist.
-
Jedoch
tritt in alkalischer Lösung
eine Hydrolyse auf.
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Die
maximale tägliche
Dosis von 60 mg Methylphenidathydrochlorid löst sich einfach in Pufferlösungen des
Europäischen
Arzneibuchs, d.h. in 250 ml Salzsäure pH 1,2 ebenso wie in 250
ml Kadiumdihydrogenphosphat-Puffer pH 4,6 bzw. 6,8.
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Der Einfluss
des pH-Wertes des Mediums der ersten Stufe
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Die
Freisetzung aus dem Medium während
eines konstanten pHs von 1,0 über
eine 120-minütige Zeitspanne
wird mit der Freisetzung aus dem Medium während einer pH-Zunahme von
1,1–5,5
verglichen.
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Beschreibung
des Verfahrens
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Die
Freisetzung wird beispielhaft am Zwischenprodukt getestet (magensaftresistent
beschichtete Pellets), ebenso wie am Endprodukt (10 mg Retardkapseln).
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Ein
Vergleich mit den Pellets mit sofortiger Freisetzung wird nicht
durchgeführt,
weil, wie bereits an früherer
Stelle erwähnt,
die aktive Substanz in allen Puffern des Europäischen Arzneibuchs leicht löslich ist
und es erwartet wird, dass der pH-Wert keine Relevanz für das Freisetzungsverhalten
hat.
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Die
Studie der Auflösung
aus dem Zwischenprodukt wurde entsprechend der Kontrolltests wie
für magensaftresistent
beschichtete Pellets beschrieben durchgeführt. Die Studie bzgl. der Freisetzung
aus den Kapseln wurde unter Befolgung des oben beschriebenen Verfahrens
durchgeführt.
In jedem Falle war die einzige Modifikation gegenüber dem
Kontrolltest eine Veränderung
des pH-Werts der Medien. Das zweite Stadium in 0,05 M Kaliumdihydrogenphosphat-Puffer
pH 6,8, wurde ebenfalls unter Befolgung der obigen Kontrolltests durchgeführt. Die
Quantifizierung des freigesetzten Methylphenidathydrochlorids wurde
unter Verwendung einer HPLC durchgeführt.
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Der
Vergleich wird an einer Beispielcharge der magensaftresistent beschichteten
Pellets ebenso wie an einer Charge des Endproduktes der 10 mg Retardkapseln
durchgeführt.
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Beschreibung
der pH Veränderungen:
Der pH wird alle 15 Minuten um eine Einheit erhöht, dies wird beispielsweise
15 Minuten, nachdem die Probe entnommen wurde, durch Überführen des
Körbchens,
das die Pellets enthält,
in ein neues Freisetzungsgefäß, das 0,1
N Salzsäure
enthält,
durchgeführt,
die einen pH von exakt 2,0 aufweist. Fortlaufende Proben werden
in 15-minütigen
Intervallen während
des Rührprozesses
entnommen. Der Hersteller von Eudragit L30 D-55 stellt fest, dass
die Salzbildung beim Grenz-pH-Wert von 5,5 der Grund für den Zerfall
des Eudragit L30 D-55 Films ist. Der Wert von 5,5 wird über eine
Zeitspanne von 45 Minuten aufrecht erhalten (bis zu insgesamt 120
Minuten). Tabelle
8: Vergleich der Werte zur Freisetzung des Zwischenproduktes, magensaftresistent
beschichtete Pellets (Charge PL 3683)
- * n.b.: nicht
bestimmbar; Nachweisgrenze: 2,5
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Siehe
2 und
3 Tabelle
9: Vergleich der Werte zur Freisetzung des Endproduktes, 10 mg Retardkapseln
(Charge PL 3691)
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Siehe 5 und 6
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Das
Auflösungsprofil
für die
magensaftresistent beschichteten Pellets im Diagramm zeigt, dass
die Schutzeigenschaften des Eudragit L30 D-55 Films konstant bis
zu einem pH von 5,5 aufrechterhalten werden. Die Probenprofile des
Endproduktes, d.h. der 10 mg Retardkapseln PL 3691 zeigten im Diagramm
keine signifikanten Unterschiede bei niedrigem oder erhöhtem pH.
Bis zur Grenze von pH 5,5 blieben die Pellets in ihrer Originalform
in den Körbchen.
Dies zeigt ebenfalls, dass die pH-Veränderungen keinen Einfluss auf
die Auflösung
der Pellets mit sofortiger Freisetzung haben. Das erforderliche
zweistufige Auflösungsprofil
wird bei pH 1 bis pH 5,5 erreicht. Die Ergebnisse sind repräsentativ
und auf alle Chargen der Zwischen- und Endprodukte übertragbar.
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Zusammenfassung:
eine Erhöhung
des pH-Wertes des Mediums von pH 1 bis pH 5,5 hat keinen Einfluss
auf das erwünschte
zweistufige Auflösungsprofil
der aktiven Substanz.
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Toleranzgrenze für den pH
der 0,1 N Salzsäure,
die für
die Freisetzungsstudien verwendet wurde
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Die
Toleranzgrenze für
den pH der 0,1 N Salzsäure,
die das Testmedium des ersten Stadiums der Auflösung ist, liegt zwischen 0,8
und 1,2. Dies entspricht nach einer exakten Titerbestimmung einer
Abweichung von der Norm von 0,06 N Salzsäure bis 0,15 N Salzsäure. Daher
kann die 0,1 N Salzsäure
ohne irgendeine weitere Einstellung des Titers hergestellt werden.
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Veränderung der Rührergeschwindigkeit:
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Um
die Auswirkung der Rührergeschwindigkeit
festzustellen, wurde die Freisetzung beispielhaft für die Zwischenprodukte
ebenso wie für
das Endprodukt, die 10 mg Retardkapseln, verglichen.
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Die
Freisetzung aus den Zwischenprodukten wurde unter Befolgen der Kontrolltests
(siehe oben) für die
Pellets mit sofortiger Freisetzung ebenso wie für die magensaftresistent beschichteten
Pellets durchgeführt.
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Die
Freisetzung aus dem Endprodukt wurde unter Verwendung der Kontrolltests
untersucht. Der einzige zu verändernde
Parameter in diesem Fall war die "Rührergeschwindigkeit". Diese wurde auf
50 Umdrehungen pro Minute (UpM) reduziert, um zu bestimmen, ob dies
die Validität
des Tests erhöhte.
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Diagramme
zeigen die Auflösungseigenschaften
bei einer Rührergeschwindigkeit
von 100 UpM im Vergleich zu 50 UpM.
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Siehe 7–9