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Technisches
Gebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Bitumenmassen, welche zur Herstellung
von Asphaltbelägen
im Heißeinbau,
in Kaltbauweise, zur Herstellung von Bitumenemulsionen sowie zur
Herstellung von Anstrich-, Klebe- und Dichtungsmassen im Ingenieurbau
Verwendung finden. Insbesondere betrifft die Erfindung Bitumenmassen,
die pflanzliche und/oder tierische Öle und/oder Fette sowie Wachse
auf Basis nachwachsender, mineralölbasierter, synthetischer oder
montaner Rohstoffe umfassen. Des weiteren betrifft die Erfindung
Additivkonzentrate, die zur Herstellung erfindungsgemäßer Bitumenmassen
sowie daraus herstellbarer Produkte verwendet werden können.
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Hintergrund
der Erfindung
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Bitumen
spielt als Baustoff, insbesondere im Asphaltstraßenbau und in der Abdichtungstechnik,
weltweit eine wichtige Rolle. Grund dafür sind Stoffeigenschaften wie
Witterungsbeständigkeit,
Chemikalienbeständigkeit,
Wasserfestigkeit und -dichtheit, dauerhafte Verklebung mit beispielsweise
allen gängigen
mineralischen und metallischen Werkstoffen und nicht zuletzt ein
hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis.
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Ein
Nachteil des Bitumens ist allerdings dessen ausgeprägte Temperaturempfindlichkeit.
Bitumen ist ein Thermoplast. Dies führt bei Verwendung eines weichen,
tieftemperaturflexiblen Bitumentyps im Asphaltstraßenbau im
Hochsommer zur Spurrinnenbildung. Wird auf der anderen Seite zur
Vermeidung von Spurrinnenbildung ein härteres Bindemittel eingesetzt,
kommt es im Winter zu Kontraktionsrissen im Asphaltbelag. Ein weiterer
Grund für
diese Schäden
ist die Gebrauchstemperaturspanne von reinem Bitumen, die selbst
für gemäßigte Klimaverhältnisse,
wie sie in Mitteleuropa vorherrschen, zu gering ist.
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Stand der
Technik
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Es
sind viele Versuche durchgeführt
worden, um die Gebrauchstemperaturspanne von Bitumen durch Zugabe
von Additiven zu vergrößern. Dabei
erlangten vor allem poly mermodifizierte Bitumina (PmB), welche wesentliche
Verbesserungen in der Dauergebrauchstauglichkeit von Asphaltbelägen bewirken,
breiteren Eingang in die Praxis. Am meisten verbreitet sind PmB
auf Basis von SBS, es finden aber auch Polymerbitumina Verwendung,
die unter Verwendung von ABS, NR, SBR, EP(D)M, EVA, EMA und EBA(-blends),
Acrylaten, OCB, AP(A)O und Mischungen dieser Kunststoffe hergestellt
werden. Daneben wurden auch verschiedene Recyclingkunststoffe und
-kautschuke sowie Mischungen zur Qualitätsverbesserung vorgeschlagen.
Beispielsweise wurde Altreifenmehl erfolgreich als Zusatz für im Asphaltstraßenbau verwendetes
Bitumen eingesetzt.
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Neben
positiven Eigenschaften, wie verbesserter Spurrillenresistenz bei
gleichzeitig gutem Tieftemperaturverhalten und guter Ermüdungsfestigkeit,
bestehen jedoch einige Nachteile, wie beispielsweise die gegenüber unmodifiziertem
Bitumen höhere
Viskosität
solcher PmB. Das führt
im Vergleich zu konventionellen Bindemitteln zu einer erhöhten Einbautemperatur
und problematischer Verdichtung des Asphaltbelages, damit zu höheren Kosten
und nicht zuletzt zu einer erhöhten
Belastung von Mensch und Umwelt durch Bitumennebel während der
Herstellung und Verarbeitung. Des Weiteren ist der Einsatz von PmB
gegenüber
dem Einsatz von konventionellem Bitumen mit deutlich höherem Kostenaufwand
verbunden, was seiner durchgängigen
Verwendung bisher im Wege stand.
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Die
Forderung nach der Verminderung der Belastung von Mensch und Umwelt
durch Bitumendämpfe beim
Asphaltstraßenbau
führte
zur Einführung
sogenannter Niedrigtemperaturasphalte. Hierbei werden dem Bindemittel
Bitumen in aller Regel Wachse zugesetzt, welche die Viskosität des „Wachsbitumens" oberhalb des Schmelzpunktes
der Wachskomponente stark herabsetzen. Dadurch wird die Einbautemperatur
des Asphaltes gesenkt und die Emissionen werden vermindert.
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Als
Wachse werden Montanwachse, Amidwachse, Polyalkylenwachse, oxidierte
Polyalkylenwachse und seit Kurzem FT-Wachse (Fischer-Tropsch-Wachse)
eingesetzt. Auch Mischungen dieser Wachse sind im Handel erhältlich.
Neben der gewünschten
Emissionssenkung bei der Verarbeitung zeichnen sich die Asphalte mit „Wachsbitumen" als Bindemittel
durch erhöhte
Steifigkeit und damit verbesserte Resistenz gegen Spurrinnenbildung
aus. Der Einsatz von Wachsbitumen bringt jedoch auch Nachteile,
wie beispielsweise eine verminderte Haftung des bituminösen Bindemittels
am Splittkorn, eine Verminderung der Kälteflexibilität und eine
Verminderung der Ermüdungsfestigkeit,
mit sich.
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Als
weiteres Additiv zur Qualitätsverbesserung
von Bitumen werden native Öle
und Fette eingesetzt, insbesondere „trocknende" und „halbtrocknende" Öltypen. Diese reagieren mit
Luftsauerstoff (sie „verharzen") und bilden dabei
zähe, ermüdungsfeste
und witterungsbeständige
Filme (Firnis) mit sehr guter Substrathaftung. Diese Eigenschaften
werden beim Verschneiden mit Bitumen auf das entstandene „Ölbitumen" übertragen und bewirken eine
deutliche Qualitätsverbesserung.
Insbesondere bei den kalten Asphaltbauweisen mit Bitumenemulsionen
fand der sogenannte „Rapsasphalt" zunehmende Anwendung,
wohingegen er bei den heißen
Asphaltbauweisen bisher selten eingesetzt wurde.
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Als
Nachteil dieser Modifizierungsvariante wird angeführt, dass
der Bindemittelfilm seine Endzähigkeit und
-belastbarkeit erst nach einer gewissen Zeit, nämlich nach Beendigung der Verharzung
des trocknenden Anteils, erlangt, und daraus beispielsweise gefertigter
Asphalt in dieser „Reifezeit" weich und damit
anfällig
gegen Verformung (Spurrinnenbildung) ist.
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Zusammenfassend
kann festgehalten werden, dass bei den heißen Asphaltbauweisen Bitumen
mit Wachszusatz, Bitumen mit Zusatz nativer Öle oder Fette, Bitumen mit
Polymerzusatz (wobei in der Regel mineralölbasierte Öle zur Rheologiekontrolle bei
der Herstellung mitverwendet werden) und Bitumen mit Polymerzusatz
(wie oben beschrieben) und Wachszusatz als Bindemitteln bekannt
sind.
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Bei
den kalten Asphaltbauweisen sind Bitumenemulsionen mit Zusatz nativer Öle oder
Fette, Bitumenemulsionen mit Zusatz von Polymeren (wie oben beschrieben)
und Bitumenemulsionen mit Polymer- und Öl-/Fettzusatz im Stand der
Technik beschrieben und am Markt erhältlich.
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Beschreibung
der Erfindung
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Der
vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, die mit der
Modifizierung von Bitumina durch Öle oder Fette einerseits sowie
durch Wache andererseits verbundenen Nachteile zu überwinden
oder zu mindern.
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Der
vorliegenden Erfindung liegt insbesondere die Aufgabe zugrunde,
neue Bitumenmassen bereitzustellen, welche gute mechanische und/oder
thermische Eigenschaften, wie z.B. Steifigkeit, Zähigkeit,
Ermüdungsfestigkeit,
Versprödungsneigung
sowie Erweichungspunkt, Brechpunkt, Kälteflexibilität, bzw.
eine bessere Kombination dieser Eigenschaften als bekannte Bitumenmassen
aufweisen.
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Diese
Aufgabe wird durch die Bereitstellung von Bitumenmassen gelöst, die
Bitumen (Grundbitumen), mindestens ein Öl und/oder Fett auf pflanzlicher
und/oder tierischer Basis sowie mindestens ein Wachs umfassen.
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Überaschenderweise
wurde gefunden, dass sich sowohl die Nachteile der Zugabe von Wachsen
bzw. Wachsmischungen, als auch die Nachteile der Zugabe von nativen Ölen und/oder
Fetten zu Bitumina dadurch vermeiden lassen, dass man dem Bitumen
beide Komponenten im angemessenen Verhältnis zumischt. Dadurch lassen
sich Produkte herstellen, die den Ausgangsbitumina (Grundbitumina)
in den Qualitätsparametern Steifigkeit/Zähigkeit,
gemessen durch den „Erweichungspunkt
Ring und Kugel" (EP
RuK) und Nadelpenetration (Pen), sowie Kälteflexibilität, gemessen
am Brechpunkt nach Fraass (BP Fraass), gleichwertig bzw. überlegen
sind.
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Überraschenderweise
sind die erfindungsgemäßen Bitumenmassen
den entsprechenden Grundbitumina im für die Dauerhaftigkeit qualitätsbestimmenden
Parameter Ermüdungsfestigkeit überlegen,
der Mischung mit Wachszusatz sogar deutlich überlegen, wobei sie nahezu
das sehr hohe Niveau der Mischungen mit alleinigem Zusatz nativer Öle erreichen,
ohne die als nachteilig angesehene Erweichung zu zeigen.
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Besonders überraschend
wurde gefunden, dass die Versprödungsneigung
durch Alterung, die allen Bitumina zu eigen ist, bei den erfindungsgemäßen Bitumenmassen
nicht nur die Grundbitumina deutlich sowie die Abmischungen mit
Wachs sehr deutlich übertrifft,
sondern auch hier nahezu das Niveau der Mischungen mit Zusatz nativer Öle bzw.
Fette erreicht, wie ein Vergleich der Brechpunkte sowie der Ermüdungsfestigkeiten verdeutlicht.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Bitumenmassen, die Bitumen (Grundbitumen),
mindestens ein Öl und/oder
Fett auf pflanzlicher und/oder tierischer Basis, sowie mindestens
ein Wachs umfassen.
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Das
Grundbitumen kann insbesondere ausgewählt sein aus Straßenbaubitumen
nach EN 12591, Polymerbitumen nach TL PM(o)B, Hartbitumen, oxidierten
Bitumen (Industriebitumen), Extraktionsbitumen, Naturasphalten sowie
Fällungsbitumen
(Propan-, Butanbitumen). Besonders bevorzugt sind weiche Bitumina,
gekennzeichnet durch eine Nadelpenetration > 50 mm/10, gemessen nach DIN EN 1426.
Das Grundbitumen kann auch ein Gemisch der genannten Bitumina sein.
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Die
erfindungsgemäßen Bitumenmassen
enthalten mindestens ein tierisches und/oder pflanzliches Öl und/oder
mindestens ein tierisches und/oder pflanzliches Fett. Solche tierischen
oder pflanzlichen Öle
bzw. Fette werden auch als native Öle bzw. Fette bezeichnet. Grundsätzlich können alle
nativen Öle
oder Fette oder Mischungen davon verwendet werden.
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Zu
den in den erfindungsgemäßen Bitumenmassen
einsetzbaren pflanzlichen Ölen,
die bei Raumtemperatur überwiegend
flüssig
sind, zählen
z.B. Holzöl,
Kokosöl,
Leinöl,
Olivenöl,
Palmöl,
Rapsöl,
Rizinusöl,
Distelöl,
Nussöle,
Keimöle,
Sonnenblumenöl,
Sojaöl,
Tallöl
und dergleichen sowie Derivate davon. Zu den erfindungsgemäß einsetzbaren
tierischen Ölen
zählen
beispielsweise Fischöle
wie Heringsöl
und Menhadenöl, Klauenöl, Knochenöl, Lardöl, Lebertran
und dergleichen sowie Derivate davon.
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Zu
den in den erfindungsgemäßen Bitumenmassen
einsetzbaren Fetten, die bei Raumtemperatur überwiegend fest oder pastös sind,
zählen
z.B. Stillingiafett, Sheabutter, Palmbutter, Rindertalg, Schweineschmalz
und Butterfett sowie Derivate davon.
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Zusätzlich wurde
gefunden, dass insbesondere auch Purgiernussöl sowie gebrauchte und regenerierte
Speiseöle
und -fette ebenso vorteilhaft eingesetzt werden können. Selbst
Rückstände aus
der Öl-
oder Fettaufbereitung sind einsetzbar.
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Besonders
bevorzugte Öle
sind Rapsöl,
Sonnenblumenöl,
Sojaöl,
Purgiernussöl,
Tallöl,
Gemische daraus sowie Regenerate/Redestillate von gebrauchten Speiseölen oder
-fetten sowie Gemischen davon.
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Unter
einem Derivat eines nativen Öls
bzw. Fetts ist in diesem Zusammenhang allgemein eine (chemisch)
veränderte
Substanz auf der Basis des Öls
bzw. Fetts zu verstehen, z.B. ein Veresterungs- oder Umesterungsprodukt,
ein aus dem Öl
bzw. Fett gebildetes Alkydharz oder ein epoxydiertes Öl bzw. Fett.
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Zu
den in den erfindungsgemäßen Bitumenmassen
einsetzbaren Wachsen gehören
Wachse auf Basis nachwachsender, synthetischer, mineralölbasierter
und montaner Rohstoffe oder Mischungen daraus. Zu den erfindungsgemäß verwendbaren
natürlichen
bzw. nachwachsenden Wachsen gehören
insbesondere Bienenwachs, Schellackwachs, Carnaubawachs, oder Candellilawachs.
Als synthetische Wachse sind insbesondere Polyalkenwachse, oxidierte
Polyalkenwachse, Polyalkencopolymerwachse, Amidwachse oder FT-Wachse
(Fischer-Tropsch-Wachse, auch Sasolwachse genannt; dabei handelt
es sich um Gemische von Paraffinen mit Kohlenstoff-Kettenlängen im
Bereich von ca. C20–C120,
bevorzugt ca. C25–C100,
am meisten bevorzugt ca. C25–C40) einsetzbar. Des Weiteren sind beispielsweise
Mineralwachse wie Ceresin oder Ozokerit, Petrowachse wie Paraffin
oder Petrolatum, und Montanwachse vorteilhaft einsetzbar. Ebenso
sind chemisch modifizierte Abkömmlinge
oben genannter Wachsfamilien wie z.B. Montanesterwachse oder hydrierte
Jojobawachse verwendbar. Nicht zuletzt können sogenannte Regeneratwachse
aus dem Kunststoffrecycling vorteilhaft eingesetzt werden.
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Der
Anteil des Bitumens in der erfindungsgemäßen Bitumenmasse beträgt bevorzugt
35 bis 99,5 Gew.-% bezogen auf das Gesamtgewicht der Polymerbitumenmasse.
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Der
Anteil des mindestens einen tierischen und/oder pflanzlichen Öls oder
Fetts in der erfindungsgemäßen Bitumenmasse
beträgt
bevorzugt 0,5 bis 50 Gew.-% bezogen auf das Gesamtgewicht der Polymerbitumenmasse.
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Der
Anteil des mindestens einen Wachses in der erfindungsgemäßen Bitumenmasse
beträgt
bevorzugt 0,1 bis 15 Gew.-% bezogen auf das Gesamtgewicht der Polymerbitumenmasse.
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Die
erfindungsgemäßen Bitumenmassen
können
zusätzlich
Haftvermittler, Netzmittel, Alterungsschutzmittel, Fasern, armierende
Feinfüller,
Reaktionsbeschleuniger, Sikkative, Vernetzungskatalysatoren, Korrosionsschutzadditive
und/oder UV Stabilisatoren enthalten.
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Die
erfindungsgemäßen Bitumenmassen
sind beispielsweise zur Herstellung von Asphaltmischgut, Bitumenemulsionen,
Kaltmischgut, Dicht-, Klebe- und Spachtelmassen, Fugenbändern und
-vergussmassen, Schienenuntergussmassen, Tankbeschichtungen und
Korrosionsschutzbeschichtungen geeignet.
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In
einer weiteren Ausführungsform
betrifft die Erfindung Additivkonzentrate zur Herstellung der erfindungsgemäßen Bitumenmassen
sowie daraus herstellbarer Produkte umfassend (a) mindestens ein
tierisches und/oder pflanzliches Öl und/oder Fett und (b) mindestens
ein Wachs. Die erfindungsgemäßen Additivkonzentrate
können
den entsprechenden Ausgangsbitumina beispielsweise bei der Asphalt-
bzw. Emulsionsherstellung im erforderlichen Umfang zugemischt werden.
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Diese
Additivkonzentrate bzw. Additivcompounds können als Pellets in fester
Form oder aber in heißflüssiger Form,
z.B. bei der Herstellung von Asphaltmischgut, eingesetzt werden.
Die Bereitstellung solcher Additive hat beispielsweise für die Betreiber
von Asphaltmischanlagen oder Emulsionsanlagen den Vorteil, dass
bei nur gelegentlichem Einsatz der erfindungsgemäßen Bitumenmassen handelsübliche Standardbitumen
zur erfindungsgemäßen Asphalt-
bzw. Bitumenemulsionsherstellung eingesetzt werden können. Hier
können
die erfindungsgemäßen Additivkonzentrate
im erforderlichen Umfang zugemischt werden. Der Additivkonzentratzusatz
kann sowohl heißflüssig (bei
der Emulsionsherstellung bevorzugt) als auch in Pellet- oder Schuppenform
kalt (bei der Asphaltherstellung bevorzugt) erfolgen. Die separate
Bevorratung der erfindungsgemäßen Bitumenmassen
kann entfallen. Des Weiteren können
den Additivkonzentraten zusätzlich
weitere zur Herstellung benötigte
Komponenten, wie z.B. Haftvermittler, Netzmittel, Alterungsschutzmittel,
Fasern, armierende Feinfüller,
Reaktionsbeschleuniger, Sikkative, Vernetzungskatalysatoren, Korrosionsschutzadditive und/oder
UV Stabilisatoren zugefügt
werden.
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Weitere
Ausführungsformen
der Erfindung betreffen beispielsweise Bitumenemulsionen nach DIN 1995
oder nach DIN 18195, Asphaltmassen wie Gussasphalt, Asphaltbeton
Splittmastixasphalt, Sandasphalt, Asphaltmastix, etc., und Kaltmischgut
umfassend erfindungsgemäße Bitumenmassen.
Hierbei können
erfindungsgemäße Bitumenmassen
beispielsweise unter Einsatz erfindungsgemäßer Additivkonzentrate hergestellt
werden.
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Nachfolgend
wird die Erfindung anhand von Beispielen und Vergleichsbeispielen
veranschaulicht, die jedoch nicht dazu beabsichtigt sind, den Bereich
der Erfindung in irgendeiner Weise einzuschränken.
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Beispiel 1: Bitumen mit Öl- und Wachszusatz
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Als
Ausgangsbitumen (Grundbitumen) wurde Bitumen 70–100 nach EN 12591 eingesetzt
(„Bitumen A"; „Bit. A"). Aus Gründen der
Vergleichbarkeit wurde bei allen Versuchen Rapsöl als natives Öl/Fett eingesetzt.
Als Wachs wurde ein FT-Wachs (auch Sasolwachs genannt) verwendet,
welches unter dem Handelsnamen „Sasobit®" vertrieben wird.
Dieses ist ein Gemisch langkettiger Kohlenwasserstoffe (C40–C115-Alkane) der Fischer-Tropsch-Synthese,
das frei von Aschebildnern (Metallen) ist und das keine Heteroatome
wie Chlor, Schwefel, Stickstoff und Sauerstoff enthält.
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Die
Materialprüfungen
wurden nach folgenden Normen und Vorschriften durchgeführt:
- – Erweichungspunkt
Ring und Kugel (EP RuK; „RuK"): DIN EN 1427
- – Nadelpenetration
(„Pen"): DIN EN 1426
- – Brechpunkt
nach Fraass („BP
Fraass"): DIN EN
12593
- – Ermüdungsfestigkeit
nach Schmidt/Louis: „Bewertung
des Ermüdungsverhaltens
polymermodifizierter Bitumen",
Heft 663 der Reihe „Forschung
Straßenbau
und Straßenverkehrstechnik", FGSV-Verlag, 1993
- – Wärmealterung:
DIN EN 12607-2. Abweichend von der Normvorschrift erfolgte die thermische
Alterung durch Lagerung in einem Umluftwärmeschrank bei 50°C und 2-fachem Luftaustausch
pro Stunde über
einen Zeitraum von 28 Tagen
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Die
Prozentangaben beziehen sich jeweils auf das Gewicht (bezogen auf
das Gesamtgewicht der Bitumenmasse).
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Die
Zusammensetzungen und die gemessenen Eigenschaften der erfindungsgemäßen Bitumenmasse
(Beispiel 1) und der zum Vergleich hergestellten Bitumenmassen (Vergleichsbeispiele
1a bis 1c) sind in Tabelle 1 angegeben.
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Wie
den Ergebnissen aus Tabelle 1 zu entnehmen ist, zeigt das Produkt
des Vergleichsbeispiels 1b gegenüber
dem Grundbitumen (Vergleichsbeispiel 1a) eine deutliche Erhöhung der
Ermüdungsfestigkeit
bei gleicher Kälteflexibilität. Allerdings
ist die Mischung gegenüber
der aus Vergleichsbeispiel 1a deutlich weicher. Die Mischung des
Vergleichsbeispiels 1c ist gegenüber
Vergleichsbeispiel 1a bei gleicher Kälteflexibilität zwar deutlich
härter,
zeigt jedoch nur ca. 10% der Ermüdungsfestigkeit
von Vergleichsbeispiel 1a, und zwar auf dem niedrigen Temperaturniveau
von –10°C.
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Die
erfindungsgemäße Mischung
aus Beispiel 1 weist eine verbesserte Ermüdungsfestigkeit gegenüber Vergleichsbeispiel
1a auf, wobei beide bezüglich
der anderen Eigenschaften (RuK, Pen, BP Fraass) vergleichbar sind.
Des weiteren weist die Mischung aus Beispiel 1 gegenüber Vergleichsbeispiel
1c eine stark verbesserte Ermüdungsfestigkeit
auf.
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Die
Eigenschaften der in Tabelle 1 angegebenen Bitumenmassen nach 28-tägiger Wärmealterung sind
in Tabelle 2 angegeben.
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Wie
den Daten aus Tabelle 2 zu entnehmen, lässt sich nach der Wärmealterung
bei allen Mischungen eine wesentliche Verhärtung/Versteifung, angezeigt
durch steigenden EP RuK und fallende Pen, feststellen. Erstaunlicherweise
zeigen dabei die Mischungen des Vergleichsbeispiels 1ba und die
erfindungsgemäße Mischung
aus Beispiel 1a kein signifikantes Nachlassen in der Kälteflexibilität. Im Gegensatz
dazu lassen die Mischungen aus den Vergleichsbeispielen 1aa und
1 ca bzgl. der Kälteflexibilität merklich
bzw. stark nach. Beim Ermüdungsverhalten
erreichen die Proben aus Vergleichsbeispielen 1aa und 1 ca auf dem
niedrigen Temperaturniveau von –10°C nur 22%
bzw. 17,2% des Wertes bei neuem Material. Die Proben aus dem erfindungsgemäßen Beispiel
(Beispiel 1a) sowie aus Vergleichsbeispiel 1ba erreichen nach Alterung
dagegen noch 55,6% bzw. 46% des Ausgangswertes. Besonders bemerkenswert
ist die Tatsache, dass der Absolutwert der erfindungsgemäßen Probe
aus Beispiel 1a das Niveau der Probe aus Vergleichsbeispiel 1ba
nahezu erreicht.
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Daraus
lässt sich
ableiten, dass sich mit der erfindungsgemäßen Zusammensetzung Asphaltmischungen,
Bitumenemulsionen, Bautenschutzprodukte etc. formulieren lassen,
welche die Vorteile von Öl-
und Wachszusätzen
zu Bitumen vereinen, ohne das die Nachteile der einzelnen Additive
spürbar
werden. Ebenso lassen sich mit der erfindungsgemäßen Mischung Niedrigtemperaturasphalte,
wie sie heute gefordert werden, herstellen.
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Beispiel 2: Additivkonzentrate
aus Öl/Fett
und Wachs
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Nachfolgend
sind Formulierungsbeispiele für
erfindungsgemäße Additivkonzentrate
angegeben: 2a)
Additivkonzentrat
Natives Öl/Fett,
z.B. Rapsöl: | 65% |
Wachs,
z.B. FT-Wachs: | 35% |
2b)
Additivkonzentrat
Cellulosefaser
oder gefällte/geblasene
Kieselsäure: | 65% |
Rapsöl: | 24% |
FT-Wachs: | 11 |
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Beispiel 3: Asphalt- bzw.
Emulsionsherstellung unter Verwendung erfindungsgemäßer Bitumenmassen
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Die
folgenden Formulierungsbeispiele beschreiben die Verwendung erfindungsgemäßer Bitumenmassen
bzw. erfindungsgemäßer Additivkonzentrate
zur Herstellung von Bitumenemulsionen nach DIN 1995 (für Oberflächenbehandlungen)
bzw. nach DIN 19195 (zur Abdichtung von Ingenieurbauwerken), für Heißasphalt wie
Asphaltbeton bzw. Splittmastmixasphalt oder Kaltmischgut. Die Herstellung
der genannten Produkte ist dem Fachmann an sich bekannt. 3a)
Bitumenemulsion, kationisch, nach DIN 1995, Teil 3
Erfindungsgemäße Bitumenmasse
nach Bsp. 1: | 60% |
Emulgator
Talgfettsäurediamin: | 0,2% |
Salzsäure, 15%: | 0,15% |
Wasser: | ad
100% |
3b)
Bitumenemulsion, anionisch, nach DIN 18195, Teil 2
Bitumen
70–100
nach EN 12591: | 56,4% |
Erfindungsgemäßes Additiv
nach Bsp. 2a: | 3,6% |
Emulgator
Tallöldestillat: | 0,5% |
Kalilauge
(KOH) 20%: | 0,38% |
Wasser: | ad
100% |
3c)
Asphaltbeton 0/8 nach ZTV Asphalt-StB 01
Mineralgemisch
0–8 mm: | 93% |
Erfindungsgemäße Bitumenmasse
nach Bsp. 1: | 7% |
3d)
Splittmastixasphalt 0/5 nach ZTV Asphalt-StB 01
Mineralgemisch
0–5 mm: | 91,5% |
Bitumen
70–100
nach EN 12591: | 7% |
Erfindungsgemäßes Additivkonzentrat
nach Bsp. 2b: | 1,5% |
3e)
Verschnittbitumen für
Kaltmischgut (vorzugsweise verwendet zum schnellen Beseitigen von
Straßenschäden)
Bitumen
70/100: | 78–90% |
FT-Wachs: | 2% |
Rapsöl: | 10% |
RME
(Biodiesel): | 0–10% (fakultativ) |
3f)
Kaltmischgut:
Mineralgemisch
2/5 mm nach TL Min Stb. 2000: | 94% |
Verschnittbitumen
nach Bsp. 3e: | 6% |
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Dieses
Kaltmischgut hat gegenüber
herkömmlichen
Produkten den Vorteil sehr hoher Dauerhaftigkeit bei guter Anfangssteifigkeit.