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Die
vorliegende Erfindung betrifft eine Gehörgangsplastik zur Halterung
eines Schallschlauchs eines Hinter-dem-Ohr-Hörgeräts (HdO) in einem Gehörgang, die
vollständig
in den Gehörgang
einbringbar ist.
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Der
von HdO-Hörgeräten erzeugte
Schall wird mit Hilfe eines Schallschlauchs in den Gehörgang des
Hörgeräteträgers geleitet.
Aus akustischen Gründen
ist es notwendig, den Gehörgang
mit dem darin liegenden Schallschlauch nach außen dicht abzuschießen. Ein
derartiger Abschluss ist beispielsweise aus der Druckschrift
US 5 031 219 bekannt. Dabei
verschließt
ein Concha-Passstück
den Ohreingang, wobei ein Schallschlauch durch dieses Concha-Passstück geführt ist.
Darüber
hinaus sollte vor dem Trommelfell ein Resonanzraum geschaffen werden,
so dass die Schallübertragung
mit hohem Wirkungsgrad erfolgen kann. Hierzu wird entsprechend dem
Vorschlag der oben genannten Druckschrift am Ende des Schlauchs
ein flexibles Halte- bzw. Verschlussstück angebracht, das einerseits
den Schallschlauch hält
und andererseits den Resonanzraum vor dem Trommelfell abschließt. Dieses
Verschlussstück
ist entweder scheibenförmig,
konkav oder ballonförmig
aus einem flexiblen Material gestaltet.
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Darüber hinaus
ist aus der internationalen Patentanmeldung WO 92/11737 ein Verfahren
zum Herstellen von individuell an die Konturen eines Ohrkanals angepassten
Otoplastiken oder Ohrpassstücken
bekannt. Dabei werden die Konturen des Ohrkanals direkt oder indirekt
erfasst und die Werte für eine
multidimensionale Computermodellierung der äußeren Konturen der Otoplastik
verwendet. Dieses Herstellungsverfahren wird sowohl für Schalen
von Im-Ohr-Hörgeräten als
auch Ohrpassstücken,
die in die Concha und teilweise in den Ohrkanal eingepasst sind,
vorgeschlagen.
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Ein
weiteres Verfahren zur Fertigung von Otoplastiken ist aus der internationalen
Patentanmeldung WO 02/25995 bekannt. Dort ist das Problem der lebendigen
Dynamik des Gehörgangs
angesprochen. Demnach ist die Form des Gehörgangs, insbesondere durch
Kaubewegungen, ständigen Änderungen
unterworfen. Dies führt
dazu, dass eine individuell angepasste Otoplastik entweder nicht
dicht ist oder sehr geringen Tragekomfort bietet. Daher wird dort
vorgeschlagen, bei einer Schale eines Im-Ohr-Hörgeräts von dem Gehörgang mindestens zwei
Abdrücke
zu nehmen, so dass mehrere Formen des Gehörgangs, durch die einzelnen
Positionen des Kiefers verursacht, berücksichtigt werden können. Daraufhin
wird die Otoplastikschale so geformt, dass sie bei den vorkommenden
Kaubewegungen am wenigsten stört
und so weit wie möglich
Anforderungen bezüglich
Positionshaltung im Gehörgang
genügt. Die
Otoplastik kann aber auch hinsichtlich ihrer Biege- und Staucheigenschaften
unter Berücksichtigung der
erfassten Daten verändert
werden.
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Schließlich beschäftigt sich
die Druckschrift WO 03/022 002 mit einer texturierten Oberfläche für Hörgeräte. Eine
derartige Oberfläche
soll verhindern, dass das Hörgerät aus dem
Ohr rutscht. Die texturierte Oberfläche wird mit selektivem Lasersintern
(SLS) erzeugt. Als weiteres Verfahren hierzu ist die Stereolithographie
genannt. Die Struktur der Texturen ist sehr unterschiedlich und
kann auf Rillen, Wellen, Waben und dergleichen basieren.
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Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, den Tragekomfort
von Hinterdem-Ohr-Hörgeräten zu erhöhen. Für HdO-Hörgeräte werden üblicherweise
Concha-Ohrpassstücke eingesetzt,
die verhältnismäßig groß und optisch
wenig ansprechend sind. Aus diesem Grund sind moderne Ohrpassstücke vielfach
aus durchscheinendem Kunststoff gefertigt, so dass sie weniger auffällig sind.
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Erfindungsgemäß wird diese
Aufgabe gelöst durch
eine Gehörgangsplastik
zur Halterung eines Schallschlauchs eines Hinter-dem-Ohr Hörgeräts, in einem Gehörgang, die
vollständig
in den Gehörgang einbringbar
ist, wobei die Außenkontur
der Gehörgangsplastik
individuell an die Gehörgangsform
angepasst ist.
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Das
vollständige
Einbringen der Gehörgangsplastik
hat den Vorteil, dass diese weniger auffällig ist und so vom Hörgeräteträger eher
akzeptiert wird. Um dann jedoch einen ausreichenden Sitz auch bei
Kaubewegungen gewährleisten
zu können,
wird die Gehörgangsplastik
individuell an die Gehörgangsform
angepasst. Damit ist es möglich,
eine Gehörgangsplastik,
die auch als Mikroschale bezeichnet werden kann, als Verbindungsstück zwischen Ohrkanal
und HdO-Hörgerät herzustellen,
die bei sehr kurzer Bauform und unauffälligem Sitz im Gehörgang eine
verlustfreie Übertragung
des Schallsignals auch unter kräftigen
Kaubewegungen und hoher Verstärkung
des angeschlossenen Hörgeräts gewährleistet.
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Vorzugsweise
läuft durch
die Gehörgangsplastik
bzw. die Mikroschale ein sogenannter Vent entlang des Gehörgangverlaufs.
Der Vent bzw. Belüftungskanal
dient zum Belüften
des Resonanzraums zwischen dem Trommelfell und der Gehörgangsplastik.
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Um
den Vent individuell optimieren zu können, sind in ihn schlauchförmige Venteinsätze einbringbar.
Dadurch lässt
sich der Innendurchmesser des Vents auf ein gewünschtes Maß reduzieren.
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Die
Gehörgangsplastik
ist bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform durch ein additives
Aufbauverfahren hergestellt. Dabei kann es sich beispielsweise um
das Laser-Sinterverfahren oder die Stereo-Lithographie handeln.
Hierdurch lässt
sich die Kontur der Gehörgangsplastik
sehr exakt an den Gehörgang
des Hörgeräteträgers anpassen.
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Die
Gehörgangsplastik
besteht vorzugsweise aus einem Nylon-Produkt, wie beispielsweise „Dura-Form
PA Powder". Es kann
aber auch jeder andere biokompatible Kunststoff verwendet werden,
sofern er maschinengeeignet ist. Mit anderen maschinellen Verfahren,
beispielsweise computergesteuertem Abtragungsverfahren, können auch
andere Materialien eingesetzt werden.
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Günstigerweise
liegt die Länge
der Gehörgangsplastik
unter 20 mm. Vorzugsweise ist sie etwa 15 mm lang. Mit dieser kurzen
Bauform lässt
sie sich ohne weiteres im Bereich des, von außen gesehen, ersten deutlichen
Knicks des Gehörgangs
anordnen und es besteht nicht die Gefahr, dass sie durch Kaubewegungen
aus dem Gehörgang
rutscht. Dies liegt daran, dass aufgrund der Kürze der Gehörgangsplastik geringere Hebelkräfte beim
Kauen wirken.
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Wie
soeben angedeutet wurde, wird die Gehörgangsplastik in vorteilhafter
Weise im Bereich des ersten Knicks von zwei Knicken des Gehörgangs angeordnet,
wobei der erste Knick näher
am Außenohr und
der zweite Knick näher
am Trommelfell liegt. Daher ist die Außenkontur der Gehörgangsplastik
auch an diesen Gehörgangsabschnitt
anzupassen. Hierfür nimmt
der Hörakustiker
einen entsprechenden Abdruck dieses Gehörgangsabschnitts, beispielsweise mit
Hilfe eines Laserscanners.
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Bei
einer ebenfalls sehr bevorzugten Ausführungsform weist die Gehörgangsplastik
eine texturierte Oberfläche
auf. Dadurch wird die Rutschfestigkeit der Gehörgangsplastik weiter erhöht. Darüber hinaus
kann durch die Oberflächentextur
eine hinreichend hohe Dichtigkeit durch die Gehörgangsplastik im Gehörgang erzielt
werden. Dabei erweist es sich als besonders günstig, wenn die Strukturtiefe
der Textur 5 bis 10 μm
beträgt.
Letztlich sorgt die Kombination dieser Textur, der Form und des
Materials der Gehörgangsplastik
für Dichtigkeit,
Rutschfestigkeit und druckfreiem Sitz im Ohr.
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Die
Gehörgangsplastik
kann ferner zwei im eingesetzten Zustand nicht an der Innenwand
des Gehörgangs
anliegende Seiten aufweisen, welche jeweils konkav ausgebildet sind.
Durch diese konkave Gestaltung im Bereich der Schalleintrittsfläche und
im Bereich der Schallaustrittsfläche
ist der Verlauf der Bohrung für
Schallübertragung
und Entlüftung
(Vent) kürzer
als bei herkömmlichen
Formen. Somit wird dem Okklusionseffekt besser vorgebeugt.
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Die
vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert, in
denen zeigen:
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1 eine perspektivische Ansicht
einer erfindungsgemäßen Gehörgangsplastik;
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2 Frontansichten verschiedener Venteinsätze; und
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3 eine Schnittansicht durch
einen Gehörgang
mit eingesetzter Gehörgangsplastik
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Das
nachfolgend näher
geschilderte Ausführungsbeispiel
stellt eine bevorzugte Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung dar.
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Gemäß 1 besitzt eine Mikroschale
bzw. eine Gehörgangsplastik 1 eine
individuell für
den Hörgeräteträger geformte
Kontur 2. Die dreidimensionale Form des Gehörgangs wird
durch einen Laserscanner ermittelt. Der daraus resultierende Datensatz
wird mit Hilfe einer entsprechenden Software bearbeitet und für das entsprechende
Herstellungsverfahren eingesetzt. Dies bedeutet, dass die aufbereiteten
Daten, beispielsweise unmittelbar von der Laser-Sinter-Maschine
oder einem Stereo-Lithographiegerät verarbeitet werden können.
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In
die Oberfläche
der Mikroschale bzw. Gehörgangsplastik
wird eine Textur eingearbeitet. Diese wird so ausgewählt, dass
sie eine gewisse Rutschfestigkeit gewährleitstet. Hierbei hat sich
eine Oberflächenrauhigkeit
von etwa 8,5 μm
als sehr wirksam erwiesen.
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Als
Material für
die Gehörgangsplastik
wird ein biokompatibler Kunststoff auf Nylon-Basis verwendet. Ein derartiges Produkt
ist beispielsweise unter den Namen „Dura Form PA Powder" von der Firma 3D
SYSTEMS erhältlich.
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Die
Kombination von Form, Textur und Material der Gehörgangsplastik
sorgt für
die gewünschte akustische
Dichtigkeit und Rutschfestigkeit. Sie ermöglicht aber auch einen optimalen,
druckfreien Sitz im Ohr.
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Durch
die Gehörgangsplastik 1 wird
ein Schallschlauch 3 geführt, wie dies in 1 angedeutet ist. Er ist
fest in der Gehörgangsplastik 1 verankert,
um die tief sitzende Gehörgangsplastik
am Schallschlauch aus dem Ohr ziehen zu können. Der Schallschlauch 3 endet
an der Austrittsfläche 4 der Gehörgangsplastik
und führt
bis zum in 1 nicht dargestellten
HdO-Hörgerät. Er verlässt die
Gehörgangsplastik
in Richtung Hörgerät an der
Schalleintrittsfläche 5.
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Durch
die Gehörgangsplastik
führt ferner
ein Vent 6. Er endet jeweils an der Schalleintrittsfläche 5 und
der Schallaustrittsfläche 4.
Um die Belüftung
des Resonanzraums vor dem Trommelfell und die akustischen Verluste
durch den Vent aufeinander abzustimmen, können verschiedene schlauchförmige Venteinsätze 7 in
den Vent 6 eingeschoben werden. Beispiele derartiger Venteinsätze 7 sind
in 2 dargestellt. Der
Durchmesser des Vents 6, der vorzugsweise 2,4 mm beträgt, kann
durch die Venteinsätze 7 so
beispielsweise auf 2, 1,6 und 1,0 mm reduziert werden. Für Spezialfälle kann
der Vent aber auch ganz verschlossen werden.
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An
der Gehörgangsplastik 1 werden
verschiedene Maßnahmen
zum Schutz vor Cerumen getroffen. Zum einen sind die Schalleintrittsöffnung 5 und
die Schallaustrittsöffnung 4 konkav
geformt, so dass die Bohrungen für
den Schallschlauch 3 und den Vent 6 verkürzt sind.
Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit von Okklusionen. Darüber hinaus
kann auch der Durchmesser des Vents hinsichtlich der Gefahr von
Okklusionen mit den Venteinsätzen 7 optimiert
werden.
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In 3 ist die erfindungsgemäße Gehörgangsplastik 1 in
einem im Gehörgang
eingesetzten Zustand dargestellt. Typischerweise besitzt ein Gehörgang zwei
markante Knickstellen 8 und 9. Der erste Knick 8 befindet
sich näher
am Außenohr 10 bzw. der
Concha 11, während
sich der zweite Knick 9 vor dem Trommelfell 12 befindet.
Die Gehörgangsplastik 1 ist
unmittelbar im Bereich des ersten Knicks 8 angeordnet.
Als günstigste
Lage hat sich 0,8 cm vor und 0,8 cm hinter dem ersten Knick 8 bei
einer Gesamtlänge
der Gehörgangsplastik 1 von
16 mm herausgestellt. An dieser Stelle kann die akustische Dichtigkeit und
der Halt im Ohr auch bei Kieferbewegungen und hoher Verstärkungsleistung
gewährleistet
werden. Des Weiteren ermöglicht
diese Stelle eine kurze Bauform und einen unauffälligen Sitz im Gehörgang. Somit
wird dem Träger
eine kosmetisch anspruchsvolle Lösung
geboten. Insbesondere kann auf das ganze oder teilweise Ausfüllen der
Ohrmuschel durch ein Ohrpassstück
verzichtet werden, um eine hohe akustische Dichtigkeit bei hoher
Verstärkung
des Hörgeräts oder
kräftigen
Kieferbewegungen aufrechtzuerhalten.
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Die
Gehörgangsplastik
kann mit dem Namen des Kunden gekennzeichnet werden, so dass Verwechslungen
beim Akustiker vermieden werden. Darüber hinaus können die
Gehörgangsplastiken
bei doppelter Versorgung unterschiedlich farblich markiert werden.
So bietet sich an, die Gehörgangsplastik
für die
rechte Seite mit roter Farbe zu kennzeichnen und die der linken
Seite mit blauer Farbe, um dem Träger eine leichte Seitenerkennung
zu ermöglichen.