DE19962893A1 - Verfahren zur parallelen Sequenzierung eines Nukleinsäuregemisches an einer Oberfläche - Google Patents
Verfahren zur parallelen Sequenzierung eines Nukleinsäuregemisches an einer OberflächeInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur parallelen Sequenzierung von mindestens zwei verschiedenen in einem Nukleinsäuregemisch enthaltenen Nukleinsäuren, wobei DOLLAR A (a) Primermoleküle, die mindestens ein Primerpaar bilden, an eine Oberfläche irreversibel immobilisiert werden; DOLLAR A (b) Nukleinsäuremoleküle mit einem oder mit beiden Primern desselben Primerpaares hybridisiert werden; DOLLAR A (c) die irreversibel immobilisierten Primermoleküle komplementär zum Gegenstrang unter Bildung von sekundären Nukleinsäuren verlängert werden; DOLLAR A (d) die nicht durch irreversible Immobilisierung an die Oberfläche gebundenen Nukleinsäuremoleküle von der Oberfläche entfernt werden; DOLLAR A (e) sie sekundären Nukleinsäuren unter Bildung von tertiären Nukleinsäuren amplifiziert werden; DOLLAR A (f) Gegenstränge der tertiären Nukleinsäuren, GTN, bereitgestellt werden; DOLLAR A (g) die GTN um ein Nukleotid verlängert werden, wobei DOLLAR A - das Nukleotid an der 2'-OH-Position oder an der 3'-OH-Position eine Schutzgruppe trägt, die eine weitere Verlängerung verhindert, DOLLAR A - das Nukleotid eine Molekülgruppe trägt, die die Identifikation des Nukleotids ermöglicht; DOLLAR A (h) das eingebaute Nukleotid identifiziert wird; DOLLAR A (i) die Schutzgruppe entfernt wird und die zur Identifikation versendete Molekülgruppe des eingebauten Nukleotids entfernt oder verändert wird, und DOLLAR A (j) Schritt (g) und nachfolgende Schritte solange wiederholt werden, bis die gewünschte Sequenzinformation erhalten worden ist.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Festphasen-gestützten parallelen Sequen
zierung von mindestens zwei verschiedenen in einem Nukleinsäuregemisch ent
haltenen Nukleinsäuren.
Ein wichtiges Verfahren der biologischen Analytik ist die Sequenzanalyse von
Nukleinsäuren. Hier wird die genaue Basenfolge der interessierenden DNA- oder
RNA-Moleküle bestimmt. Die Kenntnis dieser Basenfolge erlaubt beispielsweise
die Identifikation bestimmter Gene oder Transkripte, also der zu diesen Genen
gehörigen Boten-RNA-Moleküle, die Aufdeckung von Mutationen bzw. Poly
morphismen, oder auch die Identifikation von Organismen oder Viren, die sich
anhand bestimmter Nukleinsäuremoleküle eindeutig erkennen lassen. Üblicher
weise wird die Sequenzierung von Nukleinsäuren nach dem Kettenabbruchverfah
ren durchgeführt (Sanger et al. (1977) PNAS 74, 5463-5467). Hierzu wird eine
enzymatische Ergänzung eines Einzelstrangs zum Doppelstrang vorgenommen,
indem ein an besagten Einzelstrang hybridisierter "Primer", in der Regel ein syn
thetisches Oligonukleotid, mittels Zugabe von DNA-Polymerase und Nukleotid
bausteinen verlängert wird. Ein geringer Zusatz von Abbruch-
Nukleotidbausteinen, welche nach ihrer Inkorporation in den wachsenden Strang
keine weitere Verlängerung mehr zulassen, führt zur Akkumulation von
Teilsträngen mit bekanntem, durch das jeweilige Abbruchnukleotid festgelegtem
Ende. Das so erhaltene Gemisch unterschiedlich langer Stränge wird mittels Gel
ektrophorese der Größe nach aufgetrennt. Aus den entstehenden Bandenmustern
läßt sich die Nukleotidfolge des unbekannten Strangs ableiten. Ein großer Nach
teil des genannten Verfahrens besteht im erforderlichen instrumentellen Aufwand,
der den erreichbaren Durchsatz an Reaktionen begrenzt. Für jede Sequenzierungs
reaktion ist, den Einsatz von mit vier unterschiedlichen Fluorophoren markierten
Abbruchnukleotiden vorausgesetzt, mindestens eine Spur auf einem Flachgel
oder, beim Einsatz von Kapillarelektrophorese, mindestens eine Kapillare erfor
derlich. Der hierdurch entstehende Aufwand begrenzt auf den derzeit modernsten
kommerziell erhältlichen Sequenzierautomaten die Zahl an parallel prozessierba
ren Sequenzierungen auf maximal 96. Ein weiterer Nachteil besteht in der Be
grenzung der Leselänge", also der Zahl der richtig identifizierbaren Basen pro
Sequenzierung, durch die Auflösung des Gelsystems. Ein alternatives Verfahren
zur Sequenzierung, die Sequenzbestimmung über Massenspektrometrie, ist
schneller und erlaubt daher die Prozessierung von mehr Proben in der gleichen
Zeit, ist andererseits aber auf verhältnismäßig kleine DNA-Moleküle (beispiels
weise 40-50 Basen) beschränkt. Bei noch einer anderen Sequenzierungstechnik,
Sequenzierung durch Hybridisierung (SBH, Sequencing By Hybridization; vgl.
Drmanac et al., Science 260 (1993), 1649-1652), werden Basenfolgen durch die
spezifische Hybridisierung unbekannter Proben mit bekannten Oligonukleotiden
identifiziert. Besagte bekannte Oligonukleotide werden hierzu in einer komplexen
Anordnung auf einem Träger fixiert, eine Hybridisierung mit der markierten, zu
sequenzierenden Nukleinsäure wird vorgenommen, und die hybridisierenden Oli
gonukleotide werden ermittelt. Aus der Information darüber, welche Oligonu
kleotide mit der unbekannten Nukleinsäure hybridisiert haben, und aus ihrer Se
quenz läßt sich dann die Sequenz der unbekannten Nukleinsäure ermitteln. Ein
Nachteil des SBH-Verfahrens ist die Tatsache, daß sich die optimalen Hybridisie
rungsbedingungen für Oligonukleotide nicht exakt vorhersagen lassen und sich
dementsprechend kein großer Satz an Oligonukleotiden entwerfen läßt, die einer
seits alle bei ihrer gegebenen Länge möglichen Sequenzvariationen enthalten und
andererseits exakt die gleichen Hybridisierungsbedingungen benötigen. Somit
kommt es durch unspezifische Hybridisierung zu Fehlern in der Sequenz-
Bestimmung. Außerdem kann das SBH-Verfahren nicht für repetitive Regionen
zu sequenzierender Nukleinsäuren eingesetzt werden.
Neben der Analyse der Expressionsstärke bekannter Gene, wie sie durch Dot
Blot-Hybridisierung, Northern-Hybridisierung und quantitative PCR möglich ist,
sind auch Verfahren bekannt, welche die de novo-Identifikation unbekannter zwi
schen verschiedenen biologischen Proben differentiell exprimierter Gene ermögli
chen.
Eine solche Strategie zur Expressionsanalyse besteht in der Quantifizierung dis
kreter Sequenzeinheiten. Diese Sequenzeinheiten können in sog. ESTs (Expressed
Sequence Tags) bestehen. Werden hinreichende Zahlen von Klonen aus cDNA-
Banken, die von miteinander zu vergleichenden Proben stammen, sequenziert,
können jeweils identische Sequenzen erkannt und gezählt werden und die erhalte
nen relativen Häufigkeiten dieser Sequenzen in den verschiedenen Proben mitein
ander verglichen werden (vgl. Lee et al., Proc. Natl. Acad. Sci. U. S. A. 92 (1995),
8303-8307). Unterschiedliche relative Häufigkeiten einer bestimmten Sequenz
zeigen differentielle Expression des entsprechenden Transkripts an. Allerdings ist
das beschriebene Verfahren sehr aufwendig, da bereits für die Quantifizierung der
häufigeren Transkripte die Sequenzierung vieler tausend Klone erforderlich ist.
Andererseits ist für die eindeutige Identifikation eines Transkripts in der Regel
lediglich ein kurzer Sequenzabschnitt von ca. 13-20 Basenpaaren Länge erforder
lich. Diese Tatsache wird vom Verfahren des "Serial Analysis of Gene Expressi
on" (SAGE) ausgenutzt (Velculescu et al. Science 270 (1995), 484-487). Hier
werden kurze Sequenzabschnitte ("Tags") konkateniert, kloniert, und die resultie
renden Klone werden sequenziert. Mit einer einzelnen Sequenzreaktion lassen
sich auf diese Weise etwa 20 Tags bestimmen. Dennoch ist diese Technik noch
nicht sehr leistungsfähig, da bereits für die Quantifizierung der häufigeren Tran
skripte sehr viele konventionelle Sequenzreaktionen durchgeführt und analysiert
werden müssen. Aufgrund des hohen Aufwands ist eine verläßliche Quantifizie
rung seltener Transkripte mittels SAGE nur sehr schwer möglich.
Ein weiteres Verfahren zur Sequenzierung von Tags nach der US-A 5 695 934
besteht darin, kleine Kugeln mit zu sequenzierender Nukleinsäure auf eine solche
Weise zu beschichten, daß jede Kugel zahlreiche Moleküle lediglich einer Nu
kleinsäurespezies erhält. Zur Sequenzierung wird dann das Verfahren des
"stepwise ligation and cleavage" eingesetzt, bei dem von einem artifiziellen Lin
ker aus die zu sequenzierende Nukleinsäure durch Einsatz eines Typ IIS-
Restriktionsenzyms basenweise abgebaut und dabei ihre Sequenz bestimmt wird.
Damit eine Beobachtung und Aufzeichnung des Sequenziervorgangs möglich ist,
werden die verwendeten Kugeln in eine flachen Küvette eingebracht, die nur we
nig höher ist als dem Kugeldurchmesser entspricht, um die Bildung einer einzel
nen Lage zu erlauben. Weiterhin müssen die Kugeln in dichtester Packung in der
Küvette vorliegen, damit es während des Sequenziervorgangs weder durch den
erforderlichen Austausch der Reaktionslösungen noch durch Erschütterungen des
Geräts zu einer Veränderung der Kugelanordnung kommt. Obschon sich auf diese
Weise viele Sequenzierreaktionen auf kleinem Raum durchführen lassen, hat die
Anordnung in einer sehr engen Küvette (wenige Mikrometer Höhe) erhebliche
Nachteile, da eine gleichmäßige Befüllung der Küvette schwer zu erreichen ist.
Ein weiterer Nachteil besteht im hohen apparativen Aufwand des Verfahrens. So
muß beispielsweise mit hohen Drücken gearbeitet werden, damit trotz der kleinen
Küvettengröße ein effizienter Austausch der notwendigen Reaktionslösungen
möglich ist. Noch ein weiterer Nachteil besteht im leichten Verstopfen der Kü
vette, welches ebenfalls durch die notwendigerweise geringen Maße der Küvette
begünstigt wird.
Die bekannten Verfahren zur Nukleinsäureseanalytik weisen einen oder mehrere
der folgenden Nachteile auf:
- - Sie ermöglichen nur in stark eingeschränkten Umfang die parallelisierte Durchführung von einzelnen Sequenzierungsreaktionen.
- - Sie benötigen relativ große Mengen der Nukleinsäure, deren Sequenz be stimmt werden soll.
- - Sie sind nur zur Sequenzbestimmung kurzen Sequenzabschnitten geeignet und apparativ aufwendig.
Es ist Aufgabe der Erfindung ein Verfahren bereit zu stellen, das die Nachteile des
Standes der Technik überwindet.
Die erfindungsgemäße Aufgabe wird durch ein Verfahren zur parallelen Sequen
zierung von mindestens zwei verschiedenen in einem Nukleinsäuregemisch ent
haltenen Nukleinsäuren gelöst, wobei
- a) Primermoleküle, die mindestens ein Primerpaar bilden, an eine Oberfläche irreversibel immobilisiert werden;
- b) Nukleinsäuremoleküle mit einem oder mit beiden Primern desselben Pri merpaares hybridisiert werden, indem man das Nukleinsäuregemisch mit der Oberfläche in Kontakt bringt;
- c) die irreversibel immobilisierten Primermoleküle komplementär zum Ge genstrang unter Bildung von sekundären Nukleinsäuren verlängert werden;
- d) die nicht durch irreversibele Immobilisierung an die Oberfläche gebunde nen Nukleinäuremoleküle von der Oberfläche entfernt werden;
- e) die sekundären Nukleinsäuren unter Bildung von tertiären Nukleinsäuren amplifiziert werden;
- f) Gegenstränge der tertiären Nukleinsäuren, GTN, bereitgestellt werden;
- g) die GTN um ein Nukleotid verlängert werden, wobei
- - das Nukleotid an der 2'-OH-Position oder an der 3'-OH-Position eine Schutzgruppe trägt, die eine weitere Verlängerung verhindert,
- - das Nukleotid eine Molekülgruppe trägt, die die Identifikation des Nu kleotids ermöglicht;
- h) das eingebaute Nukleotid identifiziert wird;
- i) die Schutzgruppe entfernt wird und die zur Identifikation verwendete Mo lekülgruppe des eingebauten Nukleotids entfernt oder verändert wird,
- j) Schritt (g) und nachfolgende Schritte solange wiederholt werden, bis die gewünschte Sequenzinformation erhalten worden ist.
Bei dem Nukleinsäuregemisch des Schritts (b) kann es sich zum Beispiel um eine
Bibliothek handeln, also um Nukleinsäuremoleküle, die über weite Strecken eine
identische Sequenz aufweisen, sich aber in einem Teilbereich inmitten der identi
schen Bereiche stark unterscheiden. Häufig bestehen die Bibliotheken aus gege
benenfalls linearisierten Plasmiden, in welche verschiedene Nukleinsäurefrag
mente einkloniert wurden, die später sequenziert werden sollen. Ferner kann es
sich bei dem Nukleinsäuregemisch um Restriktionsfragmente handelt, an deren
Schnittenden Linkermoleküle gleicher Sequenz ligiert wurden. Hierbei unter
scheiden sich in der Regel die Linker, die an das 5'-Ende der Fragmente gebunden
werden von den Linkern, die an das 3'-Ende der Fragmente gebunden werden.
Jedenfalls ist in der Regel der interessierende Sequenzabschnitt in den Nuklein
säuremolekülen des Nukleinsäuregemischs von zwei flankierenden im wesentli
chen bei allen Nukleinsäuremolekülen jeweils identischen Sequenzabschnitten
umgeben, von denen einer der beiden Seuenzabschnitte bevorzugt eine selbst
komplementäre Sequenz aufweist. Der betreffende Sequenzabschnitt besitzt in
einzelsträngiger Form eine ausgeprägte Neigung zur Ausbildung einer sogenann
ten Hairpinstruktur.
Die Primer in Schritt (b) oder die Primermoleküle in Schritt (a) sind einzelsträngi
ge Nukleinsäuremoleküle einer Länge von etwa 12 bis etwa 60 Nukleotidbaustei
nen und mehr. Es handelt sich um RNA-Moleküle, DNA-Moleküle oder deren
Analoga, die zur Hybridisierung mit einer zumindest über einen Teilbereich kom
plementären Nukleinsäure bestimmt sind und als Hybrid mit der Nukleinsäure ein
Substrat für eine Dopplestrang-spezifische Polymerase darstellen. Bei der Poly
merase handelt es sich vorzugsweise um DNA Polymerase I, T7-DNA-
Polymerase, das Klenow-Fragment der DNA-Polymerase I, um Polymerasen die
bei der PCR Anwendung finden, oder auch um eine Reverse Transkriptase.
Das Primerpaar in Schritt (b) stellt einen Satz von zwei Primern dar, die an Berei
che einer Nukleinsäure binden, die die zu amplifizierende Zielsequenz der Nu
kleinsäure flankieren. Bei diesen Bereichen handelt es sich bevorzugt um Se
quenzabschnitte, die bei den Nukleinsäuremolekülen des Nukleinsäuregemisches
identisch sind. Zum Beispiel kann es sich bei dem Nukleinsäuregemisch um eine
Plasmid-Bibliothek handeln. Die Primer würden dann bevorzugt in dem Bereich
der sogenannten Multiple Cloning Site (MCS) binden, und zwar einmal oberhalb
und einmal unterhalb der Klonierungsstelle. Ferner könnten die Primer an die Se
quenzabschnitte binden, die den Linkern entsprechen, die, wie oben beschrieben,
an Restriktionsfragmente beidseitig ligiert wurden. Das erfindungsgemäße Ver
fahren wird bevorzugt mit nur einem Primerpaar durchgeführt etwa wie das in der
US-A 5 641 658 beschriebene Verfahren, in dem auch nur ein Primerpaar einge
setzt wird. Erfindungsgemäß bevorzugt binden die Primer des Primerpaars oder
oder der Primerpaare an Sequenzbereiche, die bei allen oder bei fast allen Nu
kleinsäuren des Nukleinsäuregemischs im wesentlichen identisch sind.
Bevorzugt besitzt einer der Primer eines Primerpaars eine Sequenz, die die Aus
bildung einer intramolekularen Nukleinsäuredoppelhelix (einer sogenannten Hair
pinstruktur) ermöglicht, wobei allerdings ein aus mindestens 13 Nukleotidbau
steinen bestehender Bereich des 3'-Terminus ungepaart bleibt.
Bei der Oberfläche in Schritt (b) handelt es sich um die zugängliche Fläche eines
Körpers aus Kunststoff, Metall, Glas, Silicium oder ähnlich geeigneten Werkstof
fen. Vorzugsweise ist diese flach, insbesondere plan ausgestaltet. Die Oberfläche
kann eine quellbare Schicht aufweisen, zum Beispiel aus Polysacchariden, Poly
zuckeralkoholen oder quellbaren Silikaten.
Irreversibele Immobilisierung meint das Ausbilden von Wechselwirkungen mit
der oben beschriebenen Oberfläche, die bei 95°C und der üblichen Ionenstärke bei
den PCR-Amplifikationen des Schritts (e) im Stundenmaßstab stabil sind. Bevor
zugterweise handelt es sich dabei um kovalente Bindungen, die auch spaltbar sein
können. Bevorzugt werden die Primermoleküle in Schritt (a) über die 5'-Termini
irreversibel an der Oberfläche immobilisiert. Alternativ kann eine Immobilisie
rung auch über ein oder mehrere Nukleotidbausteine, die zwischen den Termini
des betreffenden Primermoleküls liegen, immobilisiert werden, wobei allerdings
ein Sequenzabschnitt von mindestens 13 Nukleotidbausteinen gerechnet von dem
3'-Terminus ungebunden bleiben muß. Bevorzugt erfolgt die Immobilisierung
durch Ausbildung kovalenter Bindungen.
Aus dem Stand der Technik sind Verfahren bekannt, chemisch geeignet derivati
sierte Oligonukleotide an Glasoberflächen zu binden. Besonders geeignet sind
hierzu beispielsweise endständige, über einen mehratomigen Spacer an das 5'-
Ende des Oligonukleotids gebundene primäre Aminogruppen ("Aminolink"),
welche leicht im Zuge der Oligonukleotidsynthese inkorporiert werden können
und gut mit Isothiocyanat-modifizierten Oberflächen reagieren können. Bei
spielsweise beschreiben Guo et al. (Nucleic Acids Res. 22 (1994), 5456-5465) ein
Verfahren, Glasoberflächen mit Aminosilan und Phenylendiisothiocyanat zu akti
vieren und anschließend 5'-aminomodifizierte Oligonukleotide hieran zu binden.
Besonders bevorzugt ist die Verwendung kommerziell erhältlicher Glasträger,
welche einerseits zur Bindung von Aminolink-modifizierten Oligonukleotiden
aktiviert sind und andererseits eine strukturierte Oberfläche aufweisen, welche
gegenüber einer planen Oberfläche eine größere Bindungskapazität besitzt (Fa.
Surmodics, Eden Prairie, Minnesota, USA). Ebenfalls geeignet ist die Carbodii
mid-vermittelte Bindung 5'-phosphorylierter Oligonukleotide an aktivierte Po
lystyrolträger (Rasmussen et al., Anal. Biochem 198 (1991), 138-142). Ein ande
res bekanntes Verfahren nutzt die hohe Affmität von Gold für Thiolgruppen zur
Bindung von Thiol-modifizierten Oligonukleotiden an Goldoberflächen aus
(Hegner et al. FEBS Lett 336 (1993), 452-456).
Der Begriff sekundäre Nukleinsäure in Schritt (c) bezeichnet diejenigen Nuklein
säuremoleküle, die durch komplementäre Verlängerung von Primermolekülen
entstehen, wobei die Verlängerung komplementär zu den Nukleinsäuremolekülen
des Schritts (b) erfolgt, die mit den Primern hybridisiert wurden.
Nicht durch irreversibele Immobilisierung an die Oberfläche gebundene Nuklein
säuremoleküle werden in Schritt (d) im wesentlichen von der Oberfläche entfernt.
Hierbei ist es möglich, jedoch nicht bevorzugt, die Entfernung der vorgenannten
Nukleinsäuremoleküle erst nach Durchlaufen eines oder mehrerer Amplifikations
zyklen des Schritts (e) vorzunehmen.
Der Begriff tertiäre Nukleinsäuren bezeichnet sekundäre Nukleinsäuren sowie
diejenigen Nukleinsäuremoleküle, die aus den sekundären Nukleinsäuren nach
derri Verfahren der Polymerasekettenreaktion im Schritt (e) gebildet werden.
Hierbei ist es wichtig, daß die in Schritt (d) von der Oberfläche entfernten Nu
kleinsäuren auch aus dem die Oberfläche umgebenden flüssigen Reaktionsraum
entfernt werden. Hierbei entstehen in der Regel regelrechte Inseln, das heißt dis
krete Bereiche auf der Oberfläche, die tertiäre Nukleinsäuren der gleichen Sorte,
das heißt identische oder komplementäre Nukleinsäuremoleküle, tragen.
In Schritt (f) werden Gegenstränge der tertiären Nukleinsäuren (GTN') bereitge
stellt. Dies kann zum Beispiel durch eine von vier Maßnahmen geschehen, die im
folgenden aufgeführt werden:
Zum einen können in Schritt (a) Primermoleküle oder gegebenenfalls in
Schritt (b) Nukleinsäuremoleküle mit flankierenden Sequenzabschnitten
verwendet werden, die selbstkomplementäre Bereiche aufweisen und so
mit zur intramolekularen Basenparung in der Lage sind, was sich in der
sogenannten Hairpinstruktur äußert (siehe oben). Hierbei ist bevorzugt nur
ein Primer eines Primerpaars oder nur ein flankierender Sequenzabschnitt
von zweien zur Ausbildung einer Hairpinstruktur in der Lage, um sicher
zustellen, das der in den Schritten (g) bis (j) beschriebene Einbau von Nu
kleotiden nur an einem von zwei komplementären Nukleinsäuremolekülen
erfolgt, so daß eine Interferenz der Sequenzsignale beider Nukleinsäure
moleküle ausgeschlossen ist. Die in Schritt (e) gebildeten tertiären Nu
kleinsäuren weisen im einzelsträngigen Zustand, der durch Schmelzen der
Doppelstränge, also durch Denaturierung, erreicht wurde, in Nähe ihres 3'-
Terminus' eine Hairpinstruktur auf und in der Regel einen Sequenzbereich
ungepaarter Basen unmittelbar am 3'-Teminus. Dieser ungepaarte Se
quenzabschnitt muß entfernt werden, bevor mit der Sequenzanalyse in
Schritt (g) begonnen werden kann. Dies kann enzymatisch, zum Beispiel
durch DNA-Polymerase I geschehen. Aufgrund ihrer einfachen Durch
führbarkeit ist diese Alternative bevorzugt.
Zweitens kann ein am 5'-Terminus phosphoryiertes Oligonukleotid mit
den denaturierten, das heißt einzelsträngigen, tertiären Nukleinsäuren hy
bridisiert werden, welches zur Ausbildung einer Hairpinstruktur in der La
ge ist. Hierbei ist zu beachten, daß das Oligonukleotid nur an eines von
zwei komplementären Nukleinsäuremolekülen hybridisiert und ligiert
wird, was durch entsprechende Wahl der Sequenz aber mühelos zu ge
währleisten ist. Anschließend erfolgt Ligation des Oligonukleotids an die
betreffende tertiäre Nukleinsäure. Ein ähnliches Verfahren zur Anheftung
einer Hairpinstruktur an eine einzelsträngige Nukleinsäure ist in der US-A
5 798 210 beschrieben, die ein Sequenzierverfahren betrifft und auf die
vollinhaltlich Bezug genommen wird (insbesondere auf Spalte 4, Zeile 54
ff. und Fig. 7).
Drittens kann eine Hairpinstruktur auch durch Restriktion der nicht dena
turierten, das heißt doppelsträngigen, tertiären Nukleinsäuren inmitten ei
nes Sequenzabschnitts, der der Sequenz eines Primers aus Schritt (a) oder
(b) entspricht, und anschließender Ligation von zur Restriktionsschnitt
stelle kompatiblen, zur Ausbildung einer Hairpinstruktur fähigen, einzel
strängigen Oligonukleotiden an die freistehenden Enden der doppelsträn
gigen tertiären Nukleinsäuren in die tertiären Nukleinsäuren eingebracht
werden. Aufgrund ihrer Zuverlässigkeit ist diese Alternative ebenfalls be
vorzugt.
Denkbar wäre im übrigen auch der Ersatz der Restriktionsspaltung durch
eine bekannte chemische Spaltmethode.
Viertens führt auch die Hybridisierung von Oligonukleotiden, die nicht zur
Ausbildung einer Hairpinstruktur in der Lage sind, mit den tertiären Nu
kleinsäuren zu Ausbildung von GTN (vgl. US-A 5 798 210, Fig. 8). Diese
Alternative kommt allerdings nur dann in Frage, wenn in Schritt (i) Bedin
gungen, gewählt werden, die nicht zur Denaturierung, das heißt nicht zur
Aufschmelzung der Doppelstränge, bestehend aus ggf. verlängerten Oli
gonukleotiden und tertiären Nukleinsäuren, führen. Wird in Schritt (i) unter
denaturierenden Bedingungen gearbeitet (z. B. durch Einsatz starker Ba
sen), dann können nur die ersten drei Alternativen gewählt werden.
Alle vier Maßnahmen haben zur Folge, daß die tertiären Nukleinsäuren einen
doppelsträngigen Teilbereich aufweisen, der eine Strangverlängerung an den Ge
gensträngen der tertiären Nukleinsäuren (GTN) durch eine DNA-Polymerase oder
Reverse Transkriptase ermöglicht.
Bei dem Nukleotid, das in Schritt (g) komplementär zum Gegenstrang eingebaut
wird, handelt es sich um ein entschützbares Abbruchnukleotid. Geeignete Ab
bruchnukleotide sind zum Beispiel aus US-A 5 798 210 bekannt. Canard und Sar
fati (Gene 148 (1994) 1-6) beschreiben 3'-veresterte Nukleotide, welche ein zu
sammen mit der Schutzgruppe abspaltbares Fluorophor enthalten. Diese Nukleo
tidbausteine können mit allerdings niedriger Effizienz von verschiedenen Polyme
rasen in einen wachsenden Strang inkorporiert werden und wirken dann als Ab
bruchnukleotide, lassen also keine weitere Strangverlängerung zu. Die beschrie
benen Ester lassen sich alkalisch oder enzymatisch abspalten, so daß freie, weitere
Nukleotidinkorporation erlaubende 3'-OH-Gruppen entstehen. Die Esterspaltung
erfolgt allerdings sehr langsam (innerhalb von 2 Stunden), so daß die beschriebe
nen Verbindungen für eine Sequenzierung längerer DNA-Abschnitte (z. B. mehr
als 20 Basen) ungeeignet sind. Solange die Schutzgruppe in 3'-OH oder gegebe
nenfalls 2'-OH-Position gebunden ist, stellt die um dieses Nukleotid verlängerte
quartäre Nukleinsäure kein Substrat mehr für eine Nukleinsäurepolymerase dar.
Erst die Entfernung der Schutzgruppe in Schritt (i) macht eine weitere Verlänge
rung der quartären Nukleinsäure möglich. Die Schutzgruppe trägt außerdem in der
Regel eine Molekülgruppe, die die Identifikation des eingebauten Nukleotids und
so die Sequenzierung des wachsenden Nukleinsäurestranges ermöglicht und das
Nukleotid mit der Abspaltung der Schutzgruppe verläßt. Allerdings kann die
identifizierende Molekülgruppe auch an einer anderen Stelle des Nukleotids, zum
Beipiel an der Base, gebunden sein. In diesem Fall ist es notwendig, zwischen
Schritt (h) und (j) das Signal der identifizierenden Molekülgruppe zu löschen.
Dies kann in der Regel auf zwei Arten erfolgen. Zum Beispiel im Falle eines Flu
orophors kann die Molekülgruppe durch Ausbleichen verändern werden. Daneben
kann die identifizierende Molekülgruppe auch entfernt werden, zum Beispiel
durch photochemische Spaltung einer photolabilen Bindung. Bevorzugt trägt je
der, der für den Einbau in Frage kommenden vier Nukleotidbausteine (G, A, T, C)
eine andere identifizierende Molekülgruppe. In diesem Fall können die vier Sorten
Nukleotide in Schritt (g) gleichzeitig angeboten werden. Tragen verschiedene
oder sogar alle Nukleotide dieselbe identifizierende Gruppe, so ist Schritt (g) in in
der Regel vier Teilschritte zu zerlegen, in welchen die Nukleotide einer Sorte (G,
A, T, C) getrennt angeboten werden.
Bei der Molekülgruppe handelt es sich zum Beispiel um einen Fluorophor oder
um einen Chromophor. Letzterer könnte sein Absorptionsmaximum im sichtbaren
oder im Infraroten Frequenzbereich haben. Die in Schritt (h) erfolgende Detektion
erfolgt sowohl orts- als auch zeitaufgelöst, so daß die auf der Oberfläche befindli
chen Inseln quartärer Nukleinsären parallel sequenziert werden können.
In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wer
den in Schritt (a) die Primermoleküle durch Ausbildung einer kovalenten Bindung
an eine Oberfläche irreversibel immobilisiert.
In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist ein
Primer von beiden Primern desselben Primerpaars in der Lage, eine Hairpin
struktur auszubilden.
In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens werden in
Schritt (f) die tertiären Nukleinsäuren durch eine Restriktionsendonuklase restrin
giert werden bevor an die auf diese Weise generierten Enden Nukleinsäuremole
küle, die zur Ausbildung einer Hairpinstruktur fähig sind, ligiert werden.
In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens werden in
Schritt (t) an tertiäre Nukleinsäuren einzelsträngige Nukleinsäuremoleküle hybri
disiert, die zur Ausbildung einer Hairpinstruktur fähig sind, bevor teriäre Nuklein
säuren und vorgenannte einzelstängige Nukleinsäuremoleküle ligiert werden.
In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens trägt in
Schritt (g) die Base die Molekülgruppe, die die Identifikation des Nukleotids er
möglicht.
In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens trägt in
Schritt (g) das Nukleotid an der 3'-OH-Position die Schutzgruppe.
In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens weist in
Schritt (g) die Schutzgruppe eine spaltbare Ester-, Ether-, Anhydrid- oder Pero
xid-Gruppe auf.
In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist in
Schritt (g) die Schutzgruppe über eine Sauerstoff-Metall-Bindung mit dem Nu
kleotid verbunden.
In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt in
Schritt (i) die Entfernung der Schutzgruppe durch ein komplexbildendes Ion, vor
zugsweise durch Cyanid, Thiocyant oder Fluorid oder Ethylendiamintetraacetat.
In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens weist in
Schritt (g) die Schutzgruppe einen Fluorophor auf. Das Nukleotid wird in Schritt
(h) dann fluorometrisch identifiziert.
In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird in
Schritt (i) die Schutzgruppe photochemisch abgespalten. Die Schutzgruppe ist
also mit dem Nukleotid über eine photolabile Bindung verbunden, die photoche
misch gespalten werden kann.
Die Erfindung wird durch die Zeichnung näher beschrieben.
Es zeigt
Fig. 1 die Amplifikation einzelner Nukleinsäuremoleküle mittels Oberflächen
gebundener Primer zu Inseln aus jeweils identischen amplifizierten Nu
kleinsäuremolekülen;
Fig. 2 die Sequenzierung Oberflächen-gebundener Amplifikationsprodukte;
Fig. 3 die Bereitstellung eines GTN durch Ausbildung einer Hairpinstruktur in
Sequenzabschnitten, die Linker entstammen;
Fig. 4 die Parallele Sequenzierung an einer Oberfläche;
Fig. 5 die Assemblierung der Detektions- und Identifikationsergebnisse zu zu
sammenhängenden Sequenzen;
Fig. 6 die Bereitstellung primärer Nukleinsäuren zur Anwendung in der Expres
sionsanalyse;
Fig. 7 die Bereitstellung primärer Nukleinsäuren zur Sequenzierung genomi
scher Klone,
Fig. 8 das Ergebnis der Amplikation einzelner Nukleinsäuremoleküle gemäß
Fig. 1
Fig. 1 zeigt die Amplifikation einzelner Nukleinsäuremoleküle mittels Oberflä
chengebundener Primer zu Inseln aus jeweils identischen amplifizierten Nuklein
säuremolekülen, wobei im einzelnen
- 1. 1 die irreversible Immobilisierung von ein Primerpaar bildenden Oli gonukleotiden,
- 2. 2 die Hybridisierung der primären Nukleinsäuren mit den Oberflächen gebundenen Primern,
- 3. 3 die Bildung sekundärer Nukleinsäuren durch Strangverlängerung der Primer,
- 4. 4 die Entfernung der nicht irreversibel gebundenen primären Nuklein säuremoleküle und Amplifikation der sekundären Nukleinsäuren,
- 5. 5 Inseln mit jeweils identischen tertiäreren Nukleinsäuremoleküle be zeichnet.
Fig. 2 veranschaulicht die Sequenzierung Oberflächen-gebundener Amplifika
tionsprodukte, wobei
- 1. 1 das Lösen der Amplifikationsprodukte durch Restriktionsdau der Amplifikationsprodukte (Unterstrichen: die Erkennungsstelle für die Restriktionsendonuklease SphI);
- 2. 2 die Dephosphorylierung;
- 3. 3 die Ligation eines Hairpin-Oligonukleotids (fett)
- 4. 4 die Entfernung des nicht irreversibel immobilisierten Nukleinsäure strangs;
- 5. 5 den Einbau und Identifikation eines ersten geschützten Nukleotids;
- 6. 6 die Entfernung von Schutzgruppe und Markierungsgruppe unter Wiederherstellung einer freien 3'-OH-Gruppe;
- 7. 7 den Einbau und Identifikation eines zweiten geschützten Nukleotids;
- 8. 8 die Wiederholung der Schritte 5 und 6 zeigt.
Fig. 3 zeigt die Bereitstellung eines GTN durch Ausbildung einer Hairpinstruktur
in Sequenzabschnitten die Linker entstammen. Die zu sequenzierende Nuklein
säure (Restriktionsfragment mit zwei unterschiedlichen Enden, eines hiervon
durch die Restriktionsendonuklease NlaIII erzeugt) ist grau hinterlegt. CATG,
durch Restriktionsendonuklease NlaIII generierter Überhang; GCATGC, Erken
nungsstelle für Restriktionsendonuklease SphI (enthält die Erkennungsstelle für
NlaIII, CATG); NNNNNNNNNN und MMMMMMMMMM, "inverted repeats"
(zueinander komplementäre Sequenzen, die intramolekulare Rückfaltung eines
Einzelstrangs erlauben); XXXXX und YYYYY, Spacerregion zur Oberfläche. Im
einzelnen beschreibt
- 1. 1 die Ligation eines Linkers mit "inverted repeat" und SphI- Schnittstelle an zu sequenzierendes Fragment;
- 2. 2 die Denaturierung und Hybridisierung mit an einer Oberfläche im mobilisiertem Primer;
- 3. 3 die Amplifikation mit zwei an Oberfläche immobilisierten Primern (Gegenprimer nicht gezeigt);
- 4. 4 das "halbseitige Lösen" der Amplifikationsprodukte von der Oberflä che durch Restriktionsendonuklease SphI (Pfeile);
- 5. 5 die Denaturierung und Entfernung des nicht an der Oberfläche im mobilisierten Strangs;
- 6. 6 die Renaturierung unter Ausbildung eines Hairpins, Beginn der Se quenzierung durch Inkorporation entschützbarer Abbruchnukleotide.
Fig. 4 beschreibt die parallele Sequenzierung an einer Oberfläche. "Inseln" iden
tischer Nukleinsäuremoleküle sind in dieser Figur vereinfacht durch einen einzi
gen Strang symbolisiert. Im einzelnen zeigt
- 1. 1 die Befestigung eines Sequenzierprimers, Einbau des ersten Ab bruchnukleotids und parallele Detektion und Identifikation des je weils ersten Nukleotidbausteins,
- 2. 2 die Entfernung von Schutzgruppe und Markierungsgruppe des ersten Nukleotids, Einbau des zweiten Abbruchnukleotids und parallele Detektion und Identifikation des jeweils zweiten Nukleotidbausteins;
- 3. 3 das Detektions- und Identiflkationsergebnis der ersten Base;
- 4. 4 das Detektions- und Identifikationsergebnis der zweiten Base.
Fig. 5 beschreibt die Assemblierung der Detektions- und Identifikationsergebnis
se zu zusammenhängenden Sequenzen, wobei
- 1. 1 die Detektions- und Identifikationsergebnis der ersten Base,
- 2. 2 die Detektions- und Identifikationsergebnis der zweiten Base,
- 3. 3 die Detektions- und Identifikationsergebnis der n-ted Base,
- 4. 4 die assemblierten Sequenzen der Nukleinsäuremoleküle in einzelnen Inseln bezeichnet.
Fig. 6 zeigt die Bereitstellung primärer Nukleinsäuren zur Anwendung in der
Expressionsanalyse, wobei im einzelnen
- 1. 1 die cDNA-Synthese mit biotinyliertem Primer, Bindung der doppel strängigen cDNA an Streptavidin-beschichtete Oberfläche;
- 2. 2 den Restriktionsschnitt mit dem ersten Enzym (RE1), Fortwaschen der freigesetzten Fragmente, und den zweiter Restriktionsschnitt mit dem zweiten Enzym (RE2);
- 3. 3 die Ligation zweier verschiedener Linker;
- 4. 4 mRNA;
- 5. 5 doppelsträngige an Festphase immobilisierte cDNA;
- 6. 6 ein cDNA-Fragment, das von zwei verschiedenen "überhängenden" Enden flankiert wird,
- 7. 7 ein von zwei verschiedenen Linkem (L1, L2) flankiertes cDNA- Fragment zeigt.
Fig. 7 zeigt die Bereitstellung primärer Nukleinsäuren zur Sequenzierung
genomischer Klone, wobei im einzelnen
- 1. 1 einen Restriktionsschnitt eines genomischen Klons parallel mit je weils zwei verschiedenen Restriktionsendonukleasen (RE1-4), Liga tion verschiedener Linker (L1-4);
- 2. 2 einen genomischen Klon;
- 3. 3 zwei überlappende Sätze mit Linkern ligierter Fragmente bezeichnet.
Symmetrisch von identischen Linkern flankierte Fragmente (durchgestrichen)
lassen sich nicht sequenzieren.
Fig. 8 zeigt das Ergebnis der Amplifikation einzelner Nukleinsäuremoleküle mit
tels Oberflächen-gebundener Primer zu Inseln aus jeweils identischen amplifi
zierten Nukleinsäuremolekülen, visualisiert durch Anfärbung mit SYBR Green I.
Die Erfindung wird im folgenden durch die Beispiele näher erläutert.
4 µg Gesamt-RNA aus Rattenleber wurde mit Ethanol gefällt und in 15,5 µl Was
ser gelöst. Es wurden 0,5 µl 10 µM cDNA-Primer CP28 V (5'-
ACCTACGTGCAGATTTTTTTTTTTTTTTTTTV-3') hinzugegeben, 5 Minuten
bei 65°C denaturiert und auf Eis gestellt. Die Mischung wurde mit 3 µl 100 mM
Dithiothreitol (Life Technologies GmbH, Karlsruhe), 6 µl 5× Superscript-Puffer
(Life Technologies GmbH, Karlsruhe), 1,5 µl 10 mM dNTPs, 0,6 µl RNase Inhi
bitor (40 U/µl; Roche Molecular Biochemicals) und 1 µl Superscript II (200 U/µl,
Life Technologies) versetzt und zur cDNA-Erststrangsynthese 1 Stunde bei 42°C
inkubiert. Zur Zweitstrangsynthese wurden 48 µl Zweitstrang-Puffer (vgl. Ausu
bel et al., Current Protocols in Molecular Biology (1999), John Wiley & Sons),
3,6 µl 10 mM dNTPs, 148,8 µl H2O, 1,2 µl RNaseH (1,5 U/µ1, Promega) und 6 µl
DNA Polymerase I (New England Biolabs GmbH Schwalbach, 10 U/µl) hinzuge
fügt und die Reaktionen 2 Stunden bei 22°C inkubiert. Es wurde mit 100 µl Phe
nol, dann mit 100 µl Chloroform extrahiert und mit 0,1 Vol. Natriumacetat pH 5,2
und 2,5 Vol. Ethanol gefällt. Nach Zentrifugation für 20 Minuten bei 15.000 g
und Waschen mit 70% Ethanol wurde das Pellet in einem Restriktionsansatz aus
15 µl 10× Universal buffer, 1 µl MboI und 84 µl H2O gelöst und die Reaktion 1
Stunde bei 37°C inkubiert. Es wurde mit Phenol, dann mit Chloroform extrahiert
und mit Ethanol gefällt. Das Pellet wurde in einem Ligationsansatz aus 0,6 µl 10×
Ligationspuffer (Roche Molecular Biochemicals), 1 µl 10 mM ATP (Roche Mo
lecular Biochemicals), 1 µl Linker ML2025 (hergestellt durch Hybridisierung von
Oligonukleotiden ML20 (5'-TCACATGCTAAGTCTCGCGA-3') und LM25 (5'-
GATCTCGCGAGACTTAGCATGTGAC-3'), ARK), 6,9 µl H2O und 0,5 µl T4
DNA Ligase (Roche Molecular Biochemicals) gelöst und die Ligation über Nacht
bei 16°C durchgeführt. Die Ligationsreaktion wurde mit Wasser auf 50 µl aufge
füllt, mit Phenol, dann mit Chloroform extrahiert und nach Zugabe von 1 µl Gly
cogen (20 mg/ml, Roche Molecular Biochemicals) mit 50 µl 28% Polyethylengly
col 8000 (Promega)/10 mM MgCl2 gefällt. Das Pellet wurde mit 70% Ethanol
gewaschen und in 100 µl Wasser aufgenommen.
Lyophilisierte, an ihrem 5'-Ende Aminolink-Gruppen tragende Oligonukleotide
Amino-M13rev (5'-Amino-CAGGAAACAGCGATGAC-3') und Amino-T7 (5'-
Amino-TAATACGACTCACTATAGG-3') (ARK Scientific GmbH, Darmstadt)
wurden zu einer Endkonzentration von 1 mM in 100 mM Natriumcarbonatpuffer
pH 9 aufgenommen. Mikroskopie-Objektträger aus Glas ("Slides"; neoLab Migge
Laborbedarf-Vertriebs GmbH, Heidelberg) wurden 1 Stunde in Chromschwefel
säure gereinigt und danach 4x mit destilliertem Wasser gewaschen. Nach Luft
trocknung wurden die Slides 5 Minuten in einer 1%igen Lösung von 3-
Aminopropyltrimethoxysilan ("Fluka": Sigma Aldrich Chemie GmbH, Seelze) in
95% Aceton/5% Wasser behandelt. Danach wurde zehnmal für je 5 Minuten in
Aceton gewaschen und 1 Stunde auf 110°C erhitzt. Dann wurden die Slides für 2
Stunden in 0,2% 1,4-Phenylendiisothiocyanat ("Fluka": Sigma Aldrich Chemie
GmbH, Seelze) in einer Lösung aus 10% Pyridin in trockenem Dimethylformamid
(Merck KGaA, Darmstadt) eingelegt. Nach S Waschschritten in Methanol und 3
Waschschritten in Aceton wurden die Slides luftgetrocknet und direkt zur Be
schichtung weiterverarbeitet. Selbstklebende "Frame Seal"-Rähmchen für 65µl-
Reaktionskammern (MJ Research Inc., Watertown, Minnesota, USA) wurden
aufgebracht, 65 µl Oligonukleotid-Lösung wurden in die so gebildeten Reaktions
kammern pipettiert, und die Kammern wurden durch Aufkleben eines Polyester-
Deckblatts (MJ Research Inc.) unter Ausschluß von Luftblasen versiegelt. Die
genaue Position der Reaktionskammer wurde mit einem wasserfesten Filzschrei
ber auf der Unterseite der Slides gekennzeichnet. Die Bindung der Oligonukleoti
de via Aminolink an die Oberfläche der aktivierten Slides fand über 4 Stunden bei
37°C statt. Anschließend wurden die Kleberahmen entfernt und die Slides mit
deionisiertem Wasser abgespült. Um verbliebene reaktive Gruppen zu inaktivie
ren, wurden die Slides für 15 Minuten in auf 50°C temperierter Blockierungslö
sung (50 mM Ethanolamin ("Fluka": Sigma Aldrich Chemie GmbH, Seelze), 0,1 M
Tris pH 9 ("Fluka": Sigma Aldrich Chemie GmbH, Seelze), 0,1% SDS ("Flu
ka": Sigma Aldrich Chemie GmbH, Seelze) behandelt. Zur Entfernung nicht
kovalent gebundener Oligonukleotide wurden die Slides 5 Minuten in 800 ml 0,1×
SSC/0,1% SDS (vgl. Ausubel et al., Current Protocols in Molecular Biology
(1999), John Wiley & Sons) gekocht. Die Slides wurden mit deionisiertem Was
ser gewaschen und luftgetrocknet.
Lyophilisierte, an ihrem 5'-Ende Aminolink-Gruppen tragende Oligonukleotide
Amino-M13rev (5'-Amino-CAGGAAACAGCGATGAC-3') und Amino-T7 (5'-
Amino-TAATACGACTCACTATAGG-3') (ARK Scientific GmbH, Darmstadt)
wurden zu einer Endkonzentration von 100 pmol/µl in deionisiertem Wasser auf
genommen. Je 1,4 µl dieser Primerlösungen wurden mit 32,2 µl Wasser und 35 µl
2× Bindepuffer (300 mM Natriumphosphat pH 8,5) vermischt. Selbstklebende
"Frame Seal"-Rähmchen für 65 µl-Reaktionskammern (MJ Research Inc., Water
town, Minnesota, USA) wurden auf "3D-Link activated slides" (zur Bindung
Amino-modifizierter Nukleinsäuren aktivierte Objektträger aus Glas; (Surmodics,
Eden, Prairie, Minnesota, USA) aufgebracht. 65 µl Oligonukleotid-Lösung wur
den in die so gebildeten Reaktionskammern pipettiert, und die Kammern wurden
durch Aufideben eines Polyester-Deckblatts (MJ Research Inc., Watertown, Min
nesota, USA) unter Ausschluß von Luftblasen versiegelt. Die genaue Position der
Reaktionskammer wurde mit einem wasserfesten Filzschreiber auf der Unterseite
der Slides gekennzeichnet. Die Bindung der Oligonukleotide via Aminolink an
die Oberfläche der aktivierten Slides fand über Nacht bei Raumtemperatur statt.
Anschließend wurden die Kleberahmen entfernt und die Slides mit deionisiertem
Wasser abgespült. Um verbliebene reaktive Gruppen zu inaktivieren, wurden die
Slides für 15 Minuten in auf 50°C temperierter Blockierungslösung (50 mM Et
hanolamin ("Fluka": Sigma Aldrich Chemie GmbH, Seelze), 0,1 M Tris pH 9
("Fluka": Sigma Aldrich Chemie GmbH, Seelze), 0,1% SDS ("Fluka": Sigma
Aldrich Chemie GmbH, Seelze) behandelt. Zur Entfernung nicht kovalent gebun
dener Oligonukleotide wurden die Slides 5 Minuten in 800 ml 0,1× SSC/0,1%
SDS (vg1. Ausubel et al., Current Protocols in Molecular Biology (1999), John
Wiley & Sons) gekocht. Die Slides wurden mit deionisiertem Wasser gewaschen
und luftgetrocknet.
Plasmide pRNODCAB (enthält Basen 982 bis 1491 des Transkripts von Omithin
decarboxylase aus Ratte, AC-Nummer J04791, kloniert in Vektor pCR II (Invitro
gen BV, Groningen, Niederlande) und pRNHPRT (enthält Basen 238 bis 720 des
Transkripts Hypoxanthinphosphoribosyltransferase aus Ratte, AC-Nummer
M63983, kloniert in Vektor pCR II (Invitrogen)) wurden linearisiert, indem je 1 µg
Plasmid in einem Volumen von 20 µl 1× Restriktionspuffer H ("Roche Mole
cular Biochemicals": Roche Diagnostics GmbH, Mannheim) mit je 5 U der Re
striktionsenzyme BglII und ScaI (Roche Molecular Biochemicals) für 1,5 Stunden
bei 37°C inkubiert wurde. Anschließend wurde eine Amplifikation der Vektor-
Inserts vorgenommen, indem je 1 µl der Restriktionsansätze in einem Volumen
von 100 µl PCR-Puffer II (Perkin-Elmer, Foster City, California, USA) mit 4 µl 10 mM
Primer T7 (5'-TAATACGACTCACTATAGG-3'), 4 µl 10 mM Primer M13
(5'-CAGGAAACAGCGATGAC-3') (ARK), 4 µl 50 mM MgCl2 ("Fluka": Sigma
Aldrich Chemie GmbH, Seelze), 5 µl Dimethylsulfoxid ("Fluka": Sigma Aldrich
Chemie GmbH, Seelze), 1 µl 10 mM dNTPs (Roche Molecular Biochemicals),
und 1 µl AmpliTaq DNA Polymerase (5u/µl; Perkin-Elmer) versetzt wurde. An
schließend wurden die Reaktionen in einem Gene Amp 9700 Thermocycler (Per
kin-Elmer) einem Temperaturprogramm bestehend aus 20 Zyklen Denaturierung
für 20 Sekunden bei 95°C, Primerannealing für 20 Sekunden bei 55°C und Pri
merextension für 2 Minuten bei 72°C unterworfen. Die Amplifikationsprodukte
wurden elektrophoretisch auf einem 1,5% Agarosegel auf ihre richtige Größe hin
untersucht. Zur Entfernung uninkorporierter Primer wurden die Reaktionen mit
tels QiaQuick-Säulen (Qiagen AG, Hilden) gemäß den Angaben des Herstellers
gereinigt und in 50 µl deionisierten Wassers eluiert.
Zur Befestigung von in Beispiel 2 vorbereiteten Nukleinsäuren an Glasträgern
wurden Annealing-Mischungen aus je 1 µl unverdünnter oder in parallelen Ansät
zen 1 : 10, 1 : 100 bzw. 1 : 1000 mit Wasser verdünnter Amplifikationsprodukt-
Lösungen, je 4 µl 50 mM MgCl2-Lösung, je 1 µl Rinderserumalbumin (20 mg/ml;
Roche Molecular Biochemicals), je 5 µl Dimethylsulfoxid, je 1 µl 10 mM dNTPs
und je 1 µl AmpliTaq in einem Gesamtvolumen von je 100 µl 1× PCR-Puffer II
hergestellt. Unter Beachtung der Filzschreiber-Markierungen auf der Slide-
Unterseite wurden Frame-Seal-Kammern in den zur Oligonukleotid-Beschichtung
verwendeten Positionen auf die in Beispiel 1 vorbereiteten Slides aufgebracht.
Dann wurden je 65 µl der Annealing-Mischungen in die Reaktionskammern pi
pettiert und die Kammern wie oben versiegelt. Die Slides wurden auf den Heiz
block eines UNO II-in situ-Thermocyclers (Biometra biomedizinische Analytik
GmbH, Göttingen) gelegt, mit einem Polster aus Papiertüchern abgedeckt und
mittels des höhenverstellbaren Heizdeckels an den Heizblock gepreßt. Zum An
nealing und der nachfolgenden Primerextension kam folgendes Temperaturpro
gramm zur Anwendung: Denaturierung 30 Sekunden bei 94°C, Annealing 10 Mi
nuten bei 55°C, Primerextension 1 Minute bei 72°C. Nach erfolgter Reaktion
wurden die Reaktionskammern entfernt und die Slides wurden mit deionisiertem
Wasser abgespült. Zur Entfernung der nicht ovalent gebundenen Stränge wurde
1 Minute in 800 ml 0,1 × SSC/0,1% SDS gekocht, die Slides mit Wasser abgespült
und luftgetrocknet. Um eine kompartimentierte Amplifikation der an den Träger
gebundenen Nukleinsäuremoleküle vorzunehmen, wurden erneut an den zuvor
gewählten Positionen Reaktionskammern aufgebracht und 65 µl einer Amplifika
tionsmischung aufgetragen, zusammengesetzt wie folgt: 4 µl 50 mM MgCl2, 1 µl
Rinderserumalbumin (20 mg/ml), 5 µl Dimethylsulfoxid, 1 µl AmpliTaq (5 U/µl),
1 µl 10 mM dNTPs, in 100 µl 1× PCR-Puffer II. Nach Versiegelung der Kam
mern wurde auf dem in situ-Thermocycler folgendes Temperaturprogramm ange
wendet: Denaturierung 20 Sekunden bei 93°C, Primerannealing 20 Sekunden bei
55°C, Extension 1 Minute bei 72°C, für 50 Zyklen. Nach beendeter Amplifikation
wurden die Kammern entfernt und die Slides mit Wasser abgespült und luftge
trocknet. Zur Detektion der durch kompartimentierte Amplifikation entstandenen
klonalen Inseln wurden 40 µl SYBR Green I-Lösung (Molecular Probes; Lösung
1 : 10.000 in Wasser) auf die Slides pipettiert und mit Deckgläsern #2 (MJ) abge
deckt. Die Detektion erfolgte auf einem konfokalen Mikroskop DMRBE (Leica
Microsystems Heidelberg GmbH, Heidelberg) bei einer Anregungswellenlänge
von 488 nm und einer Detektionswellenlänge von 530 nm. Es konnten klonale
Inseln kompartimentiert amplifizierter Nukleinsäuremoleküle detektiert werden,
die sich in einer Zufallsanordnung über die Slideoberfläche im Bereich der Reak
tionskammern verteilten (vergl. Abb. 8). Im Bereich von Reaktionskammern, in
denen als Negativkontrolle entweder keine Oligonukleotide an den Träger gebun
den worden waren oder in denen die Amplifikationsreaktion ohne vorherige Hy
bridisierung von Template-Molekülen vorgenommen worden war, wurden hinge
gen keine von klonalen Inseln stammende Signale detektiert. Weiterhin zeigte der
Vergleich der Slide-Oberflächen im Bereich von Reaktionskammern, in denen
unterschiedliche Konzentrationen von Template eingesetzt worden war, eine nä
herungsweise lineare Abhängigkeit der Anzahl gebildeter klonaler Inseln von der
Menge an eingesetzten Molekülen.
Zur Identifikation der Nukleinsäuremoleküle in den detektierten klonalen Inseln
wurden die Slides nach der Detektion der mittels SYBR Green angefärbten dop
pelsträngigen DNA 10 Minuten in Wasser entfärbt. Dann wurden erneut Reakti
onskammern an den gleichen Positionen wie zuvor aufgeklebt und eine Restrikti
onsmischung, bestehend aus 12 µl 10× Universal buffer (Stratagene GmbH, Hei
delberg), 1 µl Rinderserumalbumin, 3 µl Restriktionsendonuklease MboI (1 U/µl;
Stratagene) und 64 µl Wasser, hinzupipettiert. Zur Restriktion der Nukleinsäure
moleküle mittels der internen MboI-Schnittstelle wurde 1,5 h bei 37°C inkubiert,
dann wurden die Reaktionskammern entfernt und die Slides mit Wasser gewa
schen. Die nicht kovalent an den Glasträger gebundenen Strangfragmente wurden
duch Denaturierung für 2 Minuten in 800 ml kochendem 0,1× SSC/0,1% SDS
entfernt. Nach erneutem Waschen in Wasser und Lufttrocknung wurden neue Re
aktionskammern aufgebracht. Pro Hybridisierungsexperiment wurde eine Hybri
disierungslösung aus 8 µl 10× PCR-Puffer II, 3,2 µl 50 mM MgCl2, 2 µl
100 pmol/µl Oligonukleotidsonde Cy5-HPRT (5'-Cy5-
TCTACAGTCATAGGAATGGACCTATCACTA-3'; ARK), 2 µl 100 pmol/µl
Oligonukleotidsonde Cy3-ODC (5'-Cy3-ACATGTTGGTCCCCAGATGCTGG
ATGAGTA-3') und 65 µl Wasser hergestellt. Für jedes Hybridisierungs
experiment wurden 65 µl hiervon in die jeweilige Reaktionskammer gegeben und
3 Stunden bei 50°C hybridisiert. Nach Beendigung der Hybridisierung wurden die
Reaktionskammern entfernt und die Slides 5 Minuten bei Raumtemperatur in 30 ml
0,1× SSC/0,1% SDS gewaschen. Die Slides wurden kurz mit destilliertem
Wasser abgespült, luftgetrocknet und zur Detektion eingesetzt. Die Detektion er
folgte wie oben mit Hilfe eines konfokalen Lasermikroskops. Als Anregungswel
lenlängen wurden 568 nm und 647 nm verwendet, nachgewiesen wurden Signale
bei 600 nm und bei 665 nm. Es konnte gezeigt werden, daß die zuvor mit SYBR
Green detektierten klonalen Inseln zum Teil durch die Sonde Cy3-ODC und zum
Teil durch die Sonde Cy5-HPRT detektiert wurden.
Die in Beispiel 1 erhaltenen Ligationsprodukte wurden 1 : 1000 mit Wasser ver
dünnt und 1 µl dieser Verdünnung wie in Beispiel 5 beschrieben für 50 Zyklen
kompartimentiert amplifiziert. Hierfür wurden wie beschrieben mit den Amplifi
kationsprimern Amino-CP28 V (5'-Amino-ACCTACGTGCAGATTTTTTT
TTTTTTTTV-3') und Amino-ML20 (5'-Amino-TCACATGCTAAGTCTCG
CGA-3') beschichtete Glasslides verwendet. Zur einseitigen Ablösung der Ampli
fikationsprodukte vom Träger wurde die Amplifikationsmischung durch eine Re
striktionsmischung ersetzt, bestehend aus 12 µl 10× Universal buffer (Stratagene),
1 µl Rinderserumalbumin, 4 µl Restriktionsendonuklease MboI, in einem Endvo
lumen von 65 µl. Nach Inkubation bei 37°C für 2 h wurde die Restriktionsmi
schung ersetzt durch eine Dephosphorylierungsmischung aus 1 U alkalischer
Phosphatase aus arktischen Krabben (Amersham) in 65 µl des mitgelieferten Re
aktionspuffers. Nach Inkubation für 1 Stunde bei 37°C und Inaktivierung für 15
Minuten bei 65°C wurden Reaktionskammern und die Dephosphorylierungsmi
schung entfernt, die Slides gründlich mit destilliertem Wasser gewaschen, erneut
Reaktionskammern aufgebracht und mit 65 µl einer Ligationsmischung gefüllt,
bestehend aus 3 U T4 DNA-Ligase (Roche Diagnostics) und 500 ng am 5'-Ende
phosphoryliertem Hairpin-Sequenzierprimer SLP33 (5'-TCTTCGAATGCACTG
AGCGCATTCGAAGAGATC-3') in 65 µl des mitgelieferten Ligationspuffers.
Es wurde 14 Stunden bei 16°C ligiert, dann wurden Ligationsmischung und Re
aktionskammern entfernt. Zur Entfernung der nicht kovalent an den Glasträger
gebundenen Strangfragmente wurde für 2 Minuten in 800 ml kochendem 0,1×
SSC/0,1% SDS behandelt und mit destilliertem Wasser nachgewaschen. Zur Her
stellung geeigneter entschützbarer Abbruchnukleotide wurden dATP, dCTP,
dGTP und dTTP (Roche Molecular Biochemicals) an ihrer 3'-OH-Gruppe mit 4-
Aminobuttersäure verestert. Diese Derivate wurden mit den Fluoreszenzgruppen
FAM (dATP, dCTP) und ROX (dGTP, dTTP) markiert (Molecular Probes Inc.,
Eugene, Oregon, USA). Zur parallelen Bestimmung der ersten Base wurden er
neut Reaktionskammern auf die Slides aufgebracht und eine Primerextensionsmi
schung aus 1 mM FAM-dATP, 1 mM ROX-dGTP und 2 U Sequenase (United
States Biochemical Corp., Cleveland, Ohio, USA) in 65 µl Reaktionspuffer (40 mM
Tris-HCl pH 7,5, 20 mM MgCl2, und 25 mM NaCl) eingefüllt. Nach Inkuba
tion bei 37°C für 5 Minuten wurde mit Reaktionspuffer gewaschen und auf dem
Laserscanningmikroskop detektiert. Anregungswellenlängen waren 488 nm und
568 nm, detektiert wurde bei 530 nm und bei 600 nm. Nach der Detektion wurde
erneut Primerextensionsmischung zugegeben, welche nun die übrigen beiden
markierten Nukleotide, FAM-dCTP und ROX-dTTP, enthielt. Nach erfolgter In
korporation wurde erneut gewaschen und detektiert, und die Schutzgruppen wur
den durch enzymatische Spaltung entfernt. Hierzu wurde mit 5 mg/ml Chirazyme
L Lipase (Roche Diagnostics) in 100 mM Kaliumphosphatpuffer pH 9 für 1 h bei
35°C behandelt. Anschließend wurde die Sequenzierung wie oben beschrieben für
15 weitere Zyklen durchgeführt.
Claims (13)
1. Verfahren zur parallelen Sequenzierung von mindestens zwei verschiedenen
in einem Nukleinsäuregemisch enthaltenen Nukleinsäuren, wobei
- a) Primermoleküle, die mindestens ein Primerpaar bilden, an eine Oberfläche irreversibel immobilisiert werden;
- b) Nukleinsäuremoleküle mit einem oder mit beiden Primern desselben Pri merpaares hybridisiert werden, indem man das Nukleinsäuregemisch mit der Oberfläche in Kontakt bringt;
- c) die irreversibel immobilisierten Primermoleküle komplementär zum Ge genstrang unter Bildung von sekundären Nukleinsäuren verlängert werden;
- d) die nicht durch irreversibele Immobilisierung an die Oberfläche gebunde nen Nukleinäuremoleküle von der Oberfläche entfernt werden;
- e) die sekundären Nukleinsäuren unter Bildung von tertiären Nukleinsäuren amplifiziert werden;
- f) Gegenstränge der tertiären Nukleinsäuren, GTN, bereitgestellt werden;
- g) die GTN um ein Nukleotid verlängert werden, wobei
- - das Nukleotid an der 2'-OH-Position oder an der 3'-OH-Position eine Schutzgruppe trägt, die eine weitere Verlängerung verhindert,
- - das Nukleotid eine Molekülgruppe trägt, die die Identifikation des Nu kleotids ermöglicht;
- h) das eingebaute Nukleotid identifiziert wird;
- i) die Schutzgruppe entfernt wird und die zur Identifikation verwendete Mo lekülgruppe des eingebauten Nukleotids entfernt oder verändert wird, und
- j) Schritt (g) und nachfolgende Schritte solange wiederholt werden, bis die gewünschte Sequenzinformation erhalten worden ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in Schritt (a) die
Primermoleküle durch Ausbildung einer kovalenten Bindung an eine Oberflä
che irreversibel immobilisiert werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Primer
von beiden Primern desselben Primerpaars eine Hairpinstruktur ausbilden
kann.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß in Schritt (f)
die tertiären Nukleinsäuren durch eine Restriktionsendonuklase restringiert
werden bevor an die auf diese Weise generierten Enden Nukleinsäuremolekü
le, die zur Ausbildung einer Hairpinstruktur fähig sind, ligiert werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß in Schritt (f)
an tertiäre Nukleinsäuren einzelsträngige Nukleinsäuremoleküle hybridisiert
werden, die zur Ausbildung einer Hairpinstruktur fähig sind, bevor teriäre Nu
kleinsäuren und vorgenannte einzelstängige Nukleinsäuremoleküle ligiert
werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß in
Schritt (g) die Base die Molekülgruppe trägt, die die Identifikation des Nu
kleotids ermöglicht.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß in
Schritt (g) die Schutzgruppe die Molekülgruppe trägt, die die Identifikation
des Nukleotids ermöglicht.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß in
Schritt (g) das Nukleotid an der 3'-OH-Position die Schutzgruppe trägt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß in
Schritt (g) die Schutzgruppe eine spaltbare Ester-, Ether-, Anhydrid- oder Per
oxid-Gruppe aufweist.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß in
Schritt (g) die Schutzgruppe über eine Sauerstoff-Metall-Bindung mit dem
Nukleotid verbunden ist.
11. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß in Schritt (i) die
Entfernung der Schutzgruppe durch ein komplexbildendes Ion, vorzugsweise
durch Cyanid, Thiocyant oder Fluorid oder Ethylendiamintetraacetat erfolgt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß in
Schritt (g) die Schutzgruppe einen Fluorophor aufweist und in Schritt (h) das
Nukleotid fluorometrisch identifiziert wird.
13. Verfahren einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß in
Schritt (i) die Schutzgruppe photochemisch abgespalten wird.
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US5798210A (en) * | 1993-03-26 | 1998-08-25 | Institut Pasteur | Derivatives utilizable in nucleic acid sequencing |
US5866336A (en) * | 1996-07-16 | 1999-02-02 | Oncor, Inc. | Nucleic acid amplification oligonucleotides with molecular energy transfer labels and methods based thereon |
-
1999
- 1999-12-23 DE DE19962893A patent/DE19962893A1/de not_active Ceased
Patent Citations (3)
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