DE19951509A1 - Substratgestützte Lipiddoppelschichten - Google Patents
Substratgestützte LipiddoppelschichtenInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft schnelle und kostengünstige Verfahren zur Herstellung von Lipiddoppelschichten auf Substratoberflächen sowie die behandelten Substratoberflächen.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zur Beschichtung von Substratober
flächen mit einer homogenen Lipiddoppelschicht und nach diesen Verfahren
hergestellte Gegenstände.
Für viele Anwendungen in der Biosensorik und in der angewandten Forschung ist es
wesentlich, Phospholipidmembranen auf Festkörperoberflächen aufzutragen [E.
Sackmann; Science 271, 43-48 (1996)]. Beispiele sind Bindungsstudien von
Proteinen bzw. Hormonen an Lipiddoppelschichten, die eine wesentliche Rolle bei
der Signaltransduktion von Zellen spielen oder Biosensoren, die auf Leitfähigkeits
messungen an Ionenkanälen auf funktionalisierten Festkörperelektroden basieren.
Weiterhin werden substratgestützte Lipiddoppelschichten zur Untersuchung der Zell
adhäsion angewandt.
Substratgestützte Lipiddoppelschichten können nach bisherigen Vorstellungen am
besten durch Langmuir-Blodgett Technik, d. h. durch sukzessive Übertragung jeweils
einer monomolekularen Lipidschicht von der Wasser-Luft-Grenzfläche hergestellt
werden, wobei die erste Schicht vorzugsweise chemisch an die Festkörper
oberfläche gebunden ist [E. Kalb, S. Frey, L. K. Tamm; Biochimica et Biophysica
Acta 1103, 307-316 (1992)]. Alternativ kann eine Doppelschicht mittels einer
Suspension beschallter Vesikel durch Fusion und Aufplatzen der Vesikel an der
Oberfläche erhalten werden [H. M. McConnell, T. H. Watts, R. M. Weis, A. A. Brian;
Biochim. Biophys. Acta 864, 95-106 (1986)]. Kommerzielle Chips mit welchen
Bindungsstudien an Lipidmembranen möglich sind, werden. mit Hilfe der
Vesikelfusion hergestellt [Biosensor, 1995, BIAtechnolgy Note 106; BIA Journal 5(2),
17 (1998)]. Weiterhin können polymergestützte Lipiddoppelschichten erzeugt
werden, die große Transmembranproteine aufnehmen können [E. Sackmann;
Science 271, 43-48 (1996)].
Weiterhin beschreiben US-A-5,401,378 und B. Raguse et al. [Langmuir 14, 648-
659 (1998)] die Herstellung von Lipiddoppelschichten. In diesem Fall werden
zunächst Thiolipide chemisch an eine Goldoberfläche gebunden und anschließend
miti einer weiteren Monoschicht versehen. Es entsteht eine Polymer-verankerte
Doppelschicht ("tethered membrane"), bei der keine Diffusion mit langer Reichweite
von amphiphilen Molekülen auf der dem Substrat zugewandten Seite möglich ist.
Substratgestützte Lipiddoppelschichten, die für analytische Zwecke eingesetzt
werden, müssen einfach hergestellt werden können und eine defektfreie
Beschichtung aufweisen. Insbesondere die Anwendung im High-Throughput-
Screening Verfahren verlangt sehr homogene Beschichtungen.
Die bekannten Verfahren haben verschiedene Nachteile. Prinzipiell sind die
Verfahren, die lediglich eine Lipidmonoschicht auf ein mit einer Monoschicht
hydrophobisiertes Substrat auftragen, nicht geeignet Transmembranproteine zu
verankern, da die dem Substrat zugewandte Seite der Doppelschicht zu dicht am
Substrat anliegt. Die Verwendung von Thiolipiden zur Herstellung verankerter
Membranen ist auf die Beschichtung von Goldoberflächen beschränkt. Werden
Lipidschichten über Vesikelfusion hergestellt, so ist eine homogene Beschichtung
nicht gesichert. Weiterhin sind Verfahren wie die Langmuir-Blodgett Technik mit
einem hohen verfahrenstechnischen Aufwand verbunden. Der Hauptnachteil aller
bekannter Verfahren folgt aber aus der Tatsache, daß substratgestützte Lipiddoppel
schichten nur in wässrigen Medien haltbar sind. Vorgefertigte Oberflächen müßten
demnach feucht gehalten werden, womit sich gravierende verkaufstechnische
Beschränkungen z. B. bei der Sterilität, Haltbarkeit und Verpackung ergeben.
Aus den aufgeführten Nachteilen stellt sich die Aufgabe, ein. Verfahren zur
Verfügung zu stellen, nach welchem der Anwender eine homogene substratgestützte
Lipiddoppelschicht von hoher Qualität auf einfache Weise und in kurzer Zeit
zuverlässig herstellen kann. Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist es, mit Lipid
vorbehandelte Substratoberflächen zur Verfügung zu stellen, die vom Anwender
schnell und einfach zu Lipiddoppelschichten aktiviert werden können. Weiterhin
sollen Lipiddoppelschichten mit einer hohen Homogenität zur Verfügung gestellt
werden, die zum Einsatz in der High-Throughput-Technik eingesetzt werden können.
Diese Aufgaben werden gelöst durch ein Verfahren zum Auftragen einer
Lipiddoppelschicht auf einer Substratoberfläche, umfassend die Schritte:
- a) Bereitstellen einer Substratoberfläche;
- b) in Kontakt bringen der Substratoberfläche mit einer Lösung, umfassend mindestens ein Lipid, mindestens ein mit Wasser mischbares, organisches Lösungsmittel LM1 und ggf. Wasser, wobei die Konzentration von Wasser c(H2O) in der Lipidlösung kleiner als die kritische Benetzungskonzentration cB(H2O) des Lipids/der Lipide ist;
- c) Erhöhung der Konzentration von Wasser c(H2O) in der Lipidlösung, bis die Konzentration von Wasser mindestens die kritische Benetzungskonzentration cB(H2O) entspricht aber kleiner als die kritische Vesikelbildungskonzentration cV(H2O) ist.
Weiterhin stellt die Erfindung ein Verfahren zum Auftragen einer Lipiddoppelschicht
auf einer Substratoberfläche zur Verfügung, umfassend die Schritte:
- a) Bereitstellen einer Substratoberfläche;
- b) in Kontakt bringen der Substratoberfläche mit einer Lösung, umfassend mindestens ein Lipid und mindestens ein organisches Lösungsmittel LM2;
- c) Entfernen des Lösungsmittels aus dem Lipidgemisch auf der Substratober fläche;
- d) in Kontakt bringen der Substratoberfläche mit einem Gemisch, umfassend mindestens ein mit Wasser mischbares, organisches Lösungsmittel LM1 und Wasser, wobei die Konzentration von Wasser c(H2O) in dem Gemisch mindestens die kritische Benetzungskonzentration cB(H2O) des Lipids/der Lipide entspricht aber kleiner als die kritische Vesikelbildungskonzentration cV(H2O) des Lipids/der Lipide ist.
Außerdem betrifft die Erfindung Gegenstände, umfassend eine Substratoberfläche,
auf die eine Lipiddoppelschicht gemäß einem der vorstehenden Verfahren
aufgetragen ist.
In einer weiteren Ausführungsform wird ein Gegenstand, umfassend eine Substrat
oberfläche beschrieben, der zur Herstellung einer Lipiddoppelschicht geeignet ist,
der nach dem Verfahren, umfassend die Schritte:
- a) Bereitstellen einer Substratoberfläche;
- b) in Kontakt bringen der Substratoberfläche mit einem Gemisch, umfassend mindestens ein Lipid und mindestens ein organisches Lösungsmittel LM2;
- c) Entfernen des Lösungsmittels LM2 aus dem Lipidgemisch auf der Substrat oberfläche;
hergestellt ist.
Verwendete Abkürzungen:
DMPC: 1,2-Dimyristoyl-sn-glycero-3-phosphocholin
DMPS: 1,2-Dimyristoyl-sn-glycero-3-phospho-L-serin
DMTAP: 1,2-Dimyristoyi-sn-glycero-3-trimethylammoniumpropan
DOPC: 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phosphocholin
DOPS: 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phospho-L-serin
DOTAP: 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-trimethylammoniumpropan
EW31: Poly(4-vinylpyridin), quarternisiert mit 1-Brombutan
HEPES: 4-(2-Hydroxyethyl)-piperazin-1-ethansulfonsäure
NBD: Nitrobenzoxadiazol
NBD-DPPE: 1,2-Dipalmitoly-sn-glycero-3-phosphoethanolamin (Nitrobenzoxadiazol)
PEI: Polyethylenimin, verzweigt (erhältlich von Aldrich)
PSPA: Poly(3-sulfopropylacrylat) (Monomer erhältlich von Raschig)
SOPC: Stearoyloleylglycerophosphocholin
DMPC: 1,2-Dimyristoyl-sn-glycero-3-phosphocholin
DMPS: 1,2-Dimyristoyl-sn-glycero-3-phospho-L-serin
DMTAP: 1,2-Dimyristoyi-sn-glycero-3-trimethylammoniumpropan
DOPC: 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phosphocholin
DOPS: 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-phospho-L-serin
DOTAP: 1,2-Dioleoyl-sn-glycero-3-trimethylammoniumpropan
EW31: Poly(4-vinylpyridin), quarternisiert mit 1-Brombutan
HEPES: 4-(2-Hydroxyethyl)-piperazin-1-ethansulfonsäure
NBD: Nitrobenzoxadiazol
NBD-DPPE: 1,2-Dipalmitoly-sn-glycero-3-phosphoethanolamin (Nitrobenzoxadiazol)
PEI: Polyethylenimin, verzweigt (erhältlich von Aldrich)
PSPA: Poly(3-sulfopropylacrylat) (Monomer erhältlich von Raschig)
SOPC: Stearoyloleylglycerophosphocholin
Fig. 1 zeigt eine Darstellung der Benetzung einer Festkörperoberfläche und der
Vesikelbildung durch Lipide als Funktion der Wasserkonzentration in einem mit
Wasser mischbaren organischen Lösungsmittel:
- a) in einem Lösungsmittelgemisch aus Wasser und einem mit Wasser mischbaren organischem Lösungsmittel liegen die Lipide bei niedriger Wasserkonzentration nicht assoziert vor (c(H2O) < cB(H2O));
- b) bei Erhöhung der Wasserkonzentration bilden die Lipide spontan eine Lipid doppelschicht auf der Festkörperoberfläche (cB(H2O) ≦ c(H2O) < cV(H2O));
- c) bei einer weiteren Erhöhung der Wasserkonzentration setzt schließlich die Vesikelbildung im Volumen ein (c(H2O) ≦ cV(H2O)).
In Fig. 2 ist eine schematische Darstellung des Verlaufs des Belegungsgrades des
Substrats und der Vesikelkonzentration im Volumen in Abhängigkeit von der
Wasserkonzentration in einer Lösung bestehend aus Lipid, Wasser und mit Wasser
mischbarem organischem Lösungsmittel angegeben. Die gestrichelte Kurve stellt
den Belegungsgrad des Substrats mit einer Lipidmembran dar (0 = kein Lipid,
1 = vollständige Belegung). Die durchgezogene Kurve stellt den Grad der
Vesikelbildung dar (0 = keine Vesikel, 1 = vollständige Vesikelbildung).
Die Fig. 3 zeigt konfokale fluoreszenzmikroskopische Schnitte senkrecht zum
Boden einer Messkammer. Für das System bestehend aus DOPC : DOPS (9 : 1) in
einem Gemisch aus Isopropanol und Wasser wird bei einer Lipidkonzentration von
1 mg/ml die Bildung der Lipiddoppelschicht an einer Glasoberfläche beobachtet, die
zuvor jeweils mit PEI, PSPA und dem Polykation 1 beschichtet wurde.
Der dunkle Bereich liegt unterhalb der Deckglasoberfläche, während der mittelgraue
Bereich das Lösungsmittel darstellt. Die Lipiddoppelschicht ist als heller Streifen zu
erkennen.
Fig. 4 zeigt die Strukturformel von Polykation 1.
Eine schematische Darstellung der Vorgehensweise in einer bevorzugten
Ausführungsform der Erfindung ist in Fig. 5 angegeben.
- a) Eine organische Lipidlösung wird auf die Substratoberfläche einer schematisch dargestellten Meßkammer gegeben und eingetrocknet. Es entstehen ungeordnete Multischichten.
- b) Durch Spülen mit einem Lösungsmittelgemisch mit einer Wasserkonzentration im Bereich von cB(H2O) ≦ c(H2O) < cV(H2O) werden die Lipidschichten bis auf die letzte wandnahe Lipiddoppelschicht entfernt.
Die Struktur von EW31 ist in Fig. 6 gezeigt (n ist von 20 bis 5000).
Mit den erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich Lipiddoppelschichten auf
Substrate auftragen. Die so hergestellten Oberflächen eigenen sich z. B. in Biochips
als Sensoroberflächen zur Modellierung und Untersuchung von Membranvorgängen
bei biologischen Prozessen. Die Sensoren können u. a. in der optischen Spektro
skopie und bei Interferenzverfahren, besonders in der Oberflächenplasmonen
resonanz, ferner bei Schwingquarzsensoren eingesetzt werden.
Die Lipiddoppelschicht ist substratgestützt. Die Wahl der chemischen Zusammen
setzung der Substratoberfläche ist nicht besonders beschränkt. Als Substrate
kommen sowohl leitende, nichtleitende als auch halbleitende Oberflächen in
Betracht. Beispielhaft können Metalle, bevorzugt der Gruppen IV A bis VIII und I B
bis III A, Halbleiter wie Si, Ga, Ge, As, In, sowie Gläser genannt werden. Daneben ist
es ebenfalls möglich Polymere, wie Polycarbonat, Polyethylen, Polystyrol,
Polyvinylchlorid, Polymethylmethacrylat und Polymere, in die cyclische Olefine
einpolymerisiert sind, wie TOPAS® (Thermoplastisches Olefinpolymer amorpher
Struktur), als Substrat zu verwenden. Die Lipiddoppelschichten bilden sich
besonders gut an allen geladenen und/oder hydrophilen Oberflächen. Bevorzugte
Oberflächen sind polyelektrolytbeschichtetes Glas oder Quarz und Edelmetalle,
insbesondere Gold.
Die Lipiddoppelschichten werden bevorzugt zur Untersuchung von biologischen
Membranprozessen eingesetzt. Hierbei ist es von besonderer Bedeutung den zu
untersuchenden Substanzen und Lipiden eine Oberfläche anzubieten, die den
natürlichen Bedingungen möglichst ähnelt. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es
möglich die Substratoberfläche vorzubehandeln. Eine Möglichkeit ist die Aufbringung
einer oder mehrerer Schichten aus Polyelektrolyt. Polyelektrolyte weisen z. T. ein
Wassergehalt auf, die dem Wassergehalt einer natürlichen Oberfläche ähnelt.
Geeignete Polyelektrolyte sind Polyelektrolyte, die keine großen hydrophoben
Gruppen aufweisen. Bevorzugte Polyelektrolyte sind Polyethylenimin, oder mit
kurzen (1 bis 4 Kohlenstoffatomen) quaternisierte Poly-(4-vinylpyridine) oder Poly-(3-
N,N-dimethylamino)propyl)methacrylamide). Es können auch Gemische geeigneter
Polyelektrolyte eingesetzt werden.
Weiterhin kann die Substratoberfläche durch chemische und physikalische Verfahren
vorbehandelt werden. Durch die Einwirkung von Basen (z. B. 20 min 1 M KOH oder
LiOH) auf das Substrat wird das Anbinden kationischer Lipide (z. B. DOTAP) und
neutraler Lipide (z. B. DOPC, DMPC, SOPC) verbessert. Erwärmen oder/und
Pressen kann bei einigen Substraten (z. B. PC, PE, PS, PVC und cyclische Olefine)
die Oberfläche glätten, und so die Bildung einer homogenen Schicht erleichtern.
Durch das Reinigen mit basischen Reinigungsmitteln unter Verwendung von
Ultraschall kann ebenfalls die Oberflächengüte von Membranbeschichtungen
verbessert werden.
Ein Vorteil der Erfindung ist, daß die substratgestützten Lipiddoppelschichten je nach
Bedarf entweder nach einem trockenen Verfahren oder nassen Verfahren hergestellt
werden können. Bei dem trockenen Verfahren wird eine Lipidlösung auf die
Substratoberfläche eingetrocknet, wobei ungerichtete Lipidmultischichten entstehen.
In dieser Form ist das Substrat, z. B. ein Sensorchip, lagerfähig und kann ohne
besondere Vorkehrungen an Anwender versandt werden. Um die gewünschte
Lipiddoppelschicht zu erzeugen, muß der Anwender lediglich das Substrat für kurze
Zeit mit einem geeignetem Gemisch aus organischem Lösungsmittel und Wasser in
Kontakt bringen. Bei dem nassen Verfahren kann der Anwender selbst schnell und
einfach, ohne besondere technische Vorrichtungen die gewünschte Lipiddoppel
schicht erzeugen. Die Substratoberfläche wird zunächst mit einer Lipidlösung in
Kontakt gebracht. Durch Erhöhen der Konzentration von Wasser in der Lipidlösung
bildet sich spontan eine Lipiddoppelschicht an der Substratoberfläche. Im folgenden
sollen die beiden Verfahren näher erläutert werden.
Die vorliegenden Erfinder haben festgestellt, daß die Vorteile der erfindungs
gemäßen Verfahren nur erzielt werden, wenn bei dem Schritt, in dem die Lipid
doppelschicht gebildet wird, ein Gemisch aus Wasser und mindestens einem mit
Wasser mischbaren organischen Lösungsmittel LM1 verwendet wird. Die
Konzentration des Wassers in diesem Gemisch ist von entscheidender Bedeutung.
Nur wenn die Konzentration des Wassers in dem kritischen Benetzungsbereich liegt,
werden homogene, defektfreie Schichten erhalten. Ist die Wasserkonzentration zu
niedrig, bildet sich keine Lipiddoppelschicht an der Substratoberfläche. Ist die
Konzentration des Wassers dagegen zu hoch, bilden sich in der Lösung Vesikel, die
je nach Beschaffenheit des Substrats mit diesem nicht mehr fusionieren. Eine
defektfreie, homogene Beschichtung kann auf beliebigen Substraten erreicht
werden, wenn der kritische Bereich bekannt ist. In den Beispielen werden Verfahren
zur Bestimmung der kritischen Benetzungskonzentration und der kritische Vesikel
bildungskonzentration angegeben.
Zur Erläuterung seien die Grundlagen der Lipiddoppelschichtbildung kurz
beschrieben: Lipide bestehen aus einem hydrophilen Kopf und mindestens einer
hydrophoben Kette. In wässriger Lösung lagern sich Lipide auf Grund des
sogenannten hydrophoben Effekts zu Lipiddoppelschichten an. Die hydrophobe
Wechselwirkung bewirkt, daß sich die hydrophoben Lipidketten in einer Weise
zusammenfügen, daß sie dem Wasser abgewandt sind. Dadurch entstehen
Lipiddoppelschichten, die in wässriger Lösung geschlossene Schalen (Vesikel)
bilden. In organischen Lösungsmitteln dagegen liegen Lipide gelöst, d. h. als isolierte
Einzelmoleküle vor. In Gemischen von Wasser und mit Wasser mischbaren
organischen Lösungsmitteln LM1, kann die Stärke der hydrophoben Wechselwirkung
genau eingestellt werden. In einem bestimmten, engen Konzentrationsbereich, der
zwischen den beiden oben diskutierten Konzentrationsbereichen liegt, bildet sich
spontan eine homogene, defektfreie Lipiddoppelschicht an einer angebotenen
Substratoberfläche.
In Fig. 1 ist die Bildung einer substratgestützten Lipiddoppelschicht schematisch
dargestellt. In Bild i liegen die Lipide im organischen Lösungsmittel LM1 und ggf.
Wasser gelöst vor. Wird nun Wasser zugegeben, erhöht sich die Neigung der Lipide,
Doppelschichten zu bilden und es entsteht ab der kritischen Benetzungs
konzentration, cB(H2O), spontan eine Lipiddoppelschicht auf dem Substrat (Bild ii).
Da die Lipide an der Wand energetisch bevorzugt sind, entsteht die Lipiddoppel
schicht bei einer Konzentration von Wasser, die keine Vesikelbildung im Flüssig
keitsvolumen erlaubt. Erst ab der kritischen Vesikelbildungskonzentration cV(H2O)
bilden sich Vesikel in der Lösung (Bild iii). Die Vesikel können leicht z. B. durch
Spülen entfernt werden, und man erhält eine einzelne substratgestütze Lipiddoppel
schicht. Entscheidend für die beiden hier beschriebenen Verfahren ist, daß es zwei
kritische Punkte der Wasserkonzentration gibt:
- 1. die kritische Benetzungskonzentration, cB(H2O), ab der sich spontan eine Lipiddoppelschicht auf dem Substrat bildet; und
- 2. die kritische Vesikelbildungskonzentration, cV(H2O), ab der die Vesikelbildung im Flüssigkeitsvolumen einsetzt.
Dies ist in Fig. 2 noch einmal verdeutlicht. Die gestrichelte Kurve stellt den
Belegungsgrad des Substrats mit einer Lipiddoppelschicht dar (0 = keine Lipid,
1 = vollständige Belegung). Die durchgezogene Kurve stellt den Grad der
Vesikelbildung dar (0 = keine Vesikel, 1 = vollständige Vesikelbildung). In Fig. 3
sind konfokale fluoreszenzmikroskopische Schnitte senkrecht zum Boden einer
Messkammer gezeigt. Im Konzentrationsbereich i (Bild (a) und (b)) liegt das Lipid im
gelöstem Zustand vor. In dem kritischen Konzentrationsbereich (Bild (c))
cB(H2O) ≦ c(H2O) < cV(H2O) bildet sich spontan eine Lipiddoppelschicht auf der
Substratoberfläche, die auch bei einer weiteren Erhöhung der Wasserkonzentration
über cV(H2O) hinaus bestehen bleibt (Bild (d)). Die Lipiddoppelschicht ist als heller
Streifen zu erkennen.
Die kritische Benetzungskonzentration cB(H2O) und die kritische Vesikelbildungs
konzentration cV(H2O) müssen für das jeweilige System bestehend aus Lipid,
Substrat und organischem Lösungsmittel experimentell ermittelt werden. Im
Allgemeinen liegt die kritische Benetzungskonzentration im Bereich einem Wasser
gehalt von 20 bis 90 Vol.-% Wasser bezogen auf das Gesamtvolumen der Lösung,
besonders im Bereich von 30 bis 50 Vol.-%. Die kritische Vesikelbildungs
konzentration liegt üblicherweise nur 0,1 bis 10 Vol.-% über der kritischen
Benetzungskonzentration, meistens im Bereich von 1 bis 2 Vol.-% über der
Benetzungskonzentration.
Als organische Lösungsmittel LM1 eignen sich alle mit Wasser mischbaren
organischen Lösungsmittel, in die sich das eingesetzte Lipid in der verwendeten
Konzentration bei Raumtemperatur vollständig löst. Im Rahmen der Erfindung
werden Lösungsmittel als mit Wasser mischbar bezeichnet, wenn sie sich im
Konzentrationsbereich c(H2O) < cV(H2O) vollständig mit Wasser mischen, d. h. nur
eine Phase visuell erkennbar ist. Beispiele sind polare, protische Lösungsmittel wie
C1-8-Alkohole, oder polare aprotische Lösungsmittel wie Formamid, N,N-Dimethyl
formamid, Dimethylsulfoxid oder Aceton. Bevorzugt sind Alkohole, besonders
bevorzugt sind Ethanol, Isopropanol und Octanol. Die Eignung eines Lösungsmittels,
in dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt zu werden, kann mit den Tests zur
Bestimmung der kritischen Benetzungskonzentration und der kritischen Vesikel
bildungskonzentration ermittelt werden. Wenn ein Lösungsmittel in dem verwendeten
Lösungsmittel/Lipid-System beide Punkte besitzt, kann es in dem erfindungs
gemäßen Verfahren eingesetzt werden. Selbstverständlich können auch Lösungs
mittelgemische eingesetzt werden.
Weiterhin kann das Gemisch Salze wie NaCl, KCl, CaCl2, MgCl2, HEPES, Ethylen
diamintetraacetat, AgCl und Acetat in einer Konzentration von 1 µM bis 500 mM
enthalten.
Die erfindungsgemäßen Verfahren eignen sich zum Auftragen von Lipiddoppel
schichten aller gängigen Lipide. Beispiele geeigneter Lipidklassen sind Lecithine,
Glykolipide und Phospholipide. Besonders bevorzugt sind Lecithine und Glykolipide,
vorallem DOPC, DOPS, DOTAP, DMPC, DMPS und DMTAP. Durch die
Verwendung von Lipidgemischen können mit den erfindungsgemäßen Verfahren
gemischte Doppelschichten aus mehreren Lipiden hergestellt werden. Die
Konzentration von Wasser im Lösungsmittelgemisch wird in diesem Falle so
eingestellt, daß die Bedingung cB(H2O) ≦ c(H2O) < cV(H2O) für alle verwendeten
Lipide erfüllt ist.
Um eine verbesserte Haftung der Membran auf geladenen Oberflächen zu erzielen,
werden vorteilhafterweise mindestens 0,1 mol-%, bevorzugt zwischen 10 und 100
mol-%, bezogen auf die Gesamtmolzahl der Lipide geladene Lipide eingesetzt. Eine
weitere Verbesserung wird erzielt, wenn die Substratoberfläche vor dem Aufbringen
der Lipiddoppelschicht im Vergleich zu den verwendeten, geladenen Lipiden
entgegengesetzt geladen ist. So kann bei anionischem Lipid die Substratoberfläche
durch entsprechende Vorbehandlung mit Molekülen mit endständigen Aminogruppen
funktionalisiert sein. Bei einer Goldoberfläche ist beispielsweise eine Behandlung der
Oberfläche mit α-Aminoalkan-ω-thiolverbindungen mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen zur
Funktionalisierung der Oberfläche besonders geeignet.
Die Erfindung soll nun anhand von zwei bevorzugten Ausführungsformen näher
erläutert werden.
Bei dem trocknen Verfahren wird ein Gemisch des Lipids/der Lipide in einem
organischen Lösungsmittel LM2 auf die Substratoberfläche aufgebracht. Dieses
organische Lösungsmittel LM2 kann jedes geeignete organische Lösungsmittel sein,
in dem das Lipid in der verwendeten Konzentration bei Raumtemperatur gelöst
werden kann. Die Auswahl des organischen Lösungsmittels LM2 ist nicht auf die
obenerwähnten organischen Lösungsmittel LM1 beschränkt, die in dem Doppel
schichtbildungsschritt verwendet werden. Es ist selbstverständlich, daß auch
Gemische der organischen Lösungsmittel LM2 geeignet sind und daß bei mit
Wasser mischbaren Lösungsmitteln auch Wasser im Gemisch vorhanden sein kann.
Die Konzentration des Lipids und die Menge des Gemisches werden vorzugsweise
so gewählt, daß 0,5 bis 250 µg Lipid/cm2 Substratoberfläche nach dem Trocknen
verbleiben. Üblicherweise wird auf eine Substratoberfläche mit einer Fläche von
1 cm2 etwa 50 µl eines Lipidgemisches aufgebracht. Die Konzentration des Lipids im
organischen Lösungsmittel LM2 liegt meistens im Bereich von 10 bis 5000 µg/ml,
bevorzugt bei etwa 1000 µg/ml. Die Art der Auftragung ist nicht entscheidend. In der
Regel wird eine Pipette verwendet.
Nach dem Auftragung des Lipidgemisches wird das Lösungsmittel z. B. durch
Anlegen von Unterdruck, durch Erwärmen oder durch Abblasen mit einem Inertgas
wie Stickstoff entfernt. Es ist selbstverständlich, daß die Bedingungen so gewählt
werden, daß weder das Substrat noch die Lipide beeinträchtigt werden. Beispiels
weise kann das Lösungsmittel durch 30minütiges Erwärmen bei 37°C oder
Stehenlassen bei Raumtemperatur entfernt werden.
Der so erhaltene Gegenstand kann in dieser Form in den Handel gebracht werden.
Derzeit übliche Lipiddoppelschichten, die z. B. nach dem Langmuir-Blodgett
Verfahren hergestellt werden, müssen jeweils vom Anwender nach einem
aufwendigen Verfahren hergestellt werden und sind selbst unter Wasser nur
begrenzt haltbar. Dagegen sind die Gegenstände mit den getrockneten Lipidmulti
schichten lagerfähig und können ohne besondere Vorkehrungen vom Hersteller an
die Anwender versandt werden. Der Anwender muß lediglich die vorbehandelte
Substratoberfläche mit dem hierin beschrieben Lösungsmittel/Wasser-Gemisch in
Kontakt bringen, um die gewünschte substratgestützte Lipiddoppelschicht zu
erhalten.
Die vorbehandelte Substratoberfläche kann auf verschiedene Weisen mit dem
Lösungsmittel/Wasser-Gemisch in Kontakt gebracht werden. Das vorbehandelte
Substrat kann in einem Behälter mit dem geeigneten Lösungsmittel/Wasser-
Gemisch gelegt werden und anschließend mit Wasser gespült werden, um
überschüssiges Lipid zu entfernen. Bevorzugt ist die vorbehandelte Substrat
oberfläche wie in Fig. 5 gezeigt in einer Durchflußzelle untergebracht. Die
Durchflußzelle kann in dieser Ausführungsform nicht nur zum Erzeugen der
Lipiddoppelschicht, sondern auch für die Zufuhr von weiteren Substanzen während
den nachfolgenden Experimenten mit der Lipiddoppelschicht verwendet werden.
Das Ablösen der oberen Schichten der Lipidmultischichten dauert in der Regel etwa
10 Minuten. Während des Spülvorgangs kann die Winkelverschiebung simultan
mittels Oberflächenplasmonenresonanz (SPR) beobachtet werden, wenn die Durch
flußzelle auch als Meßzelle für die SPR ausgestaltet ist. Wenn die ermittelte
Winkelverschiebung bei etwa 0,5° liegt, ist nur noch die gewünschte Lipiddoppel
schicht an der Substratoberfläche vorhanden und der Gegenstand ist einsatzbereit.
Bei der zweiten bevorzugten Ausführungsform wird ein erfindungsgemäßer
Gegenstand nach dem nassen Verfahren hergestellt. Zunächst wird die
Substratoberfläche mit der Lösung eines oder mehrerer Lipide in Kontakt gebracht.
Als Lösungsmittel werden ein oder mehrere der vorstehend beschriebenen mit
Wasser mischbaren organischen Lösungsmittel LM1 und ggf. Wasser verwendet.
Die Konzentration von Wasser in diesem Gemisch ist kleiner als die kritische
Benetzungskonzentration cB(H2O). Die Lipidkonzentration liegt üblicherweise im
Bereich von 10 µg/ml bis 2500 µg/ml, bevorzugt von 50 µg/ml bis 500 µg/ml.
Anschließend wird die Wasserkonzentration in der Lösung erhöht, so daß sie die
Bedingung cB(H2O) ≦ c(H2O) < cV(H2O) erfüllt. Sobald die kritische Benetzungs
konzentration überschritten wird, bildet sich spontan eine Lipiddoppelschicht an der
Oberfläche des Substrats. Zur Erzielung besonders homogener Schichten sollte die
Konzentration von Wasser in der Lösung langsam erhöht werden. Einerseits wird so
Turbulenz vermieden und andererseits wird vermieden, daß sich lokal in der
Bulkphase Bereiche vorhanden sind, in denen zeitweise die Konzentration von
Wasser größer als cV(H2O) ist. Es sollte auch nicht schlagartig die Konzentration von
Wasser von c(H2O) < cB(H2O) auf c(H2O) < cV(H2O) erhöht werden, da ansonsten die
Lipide Vesikel bilden und somit nicht mehr zum Benetzen des Substrats zur
Verfügung stehen. Außerdem wird die Beschichtung inhomogen und weist
Lipidschläuche auf, die mit der substratgestützten Membran verbunden sind.
Bevorzugt wird die Konzentration des Wassers mit gleichmäßiger Rate innerhalb
einer Zeitspanne von 5 Sekunden bis 1 Stunde, bevorzugt 1 Minute bis 30 Minuten,
erhöht.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es wesentlich bei einer Konzentration von
Wasser kleiner als cB(H2O) anzufangen und anschließend die Konzentration von
Wasser zu erhöhen. Wenn man umgekehrt mit einer Konzentration von Wasser
größer als cV(H2O) beginnt und Lösungsmittel zugibt werden Lipiddoppelschichten
minderer Qualität erhalten. Bei diesen Schichten sind dann bei fluoreszenzmikro
skopischen Studien Inhomogenitäten erkennbar.
Nach der Bildung der Lipiddoppelschicht kann die behandelte Substratoberfläche mit
Wasser oder Pufferlösung gespült werden, um überschüssiges, in der Lösung
vorhandenes, Lipid zu entfernen.
Die Bildung der Lipiddoppelschicht kann, wie in der ersten Ausführungsform
beschrieben, in einem abgeschlossenen Gefäß oder einer Durchflußzelle erfolgen.
Auf Grund der Automatisierbarkeit und der einfachen Handhabung ist auch in der
zweiten Ausführungsform der Einsatz einer Durchflußzelle bevorzugt. Die Einstellung
der Wasserkonzentration kann z. B. im Gegenstromverfahren oder durch Diffusion
erfolgen.
Das nasse Verfahren bietet den großen Vorteil, daß funktionelle Moleküle, wie
Glykolipide, Lipopolysaccharide oder funktionalisierte Lipide, wie biotinylierte Lipide
auf einfache Weise in die Lipiddoppelschicht eingebracht werden können. Die
funktionellen Moleküle werden zusammen mit den Lipiden in dem mit Wasser
mischbaren organischen Lösungsmittel LM1 und ggf. Wasser gelöst. Bei der Bildung
der Lipiddoppelschicht werden die funktionellen Moleküle mit eingebaut. Ein weiterer
Vorteil des nassen Verfahrens ist, daß der Endanwender die Lipidzusammensetzung
der Membran frei wählen kann.
Das trockene Verfahren zeichnet sich dadurch aus, daß die Beschichtung kurzfristig
auf einfache Weise vor der Anwendung aktiviert werden kann. Lagerung und
Transport der Vorstufe mit eingetrockneter Lipidmultischicht sind unproblematisch
möglich.
Die erzeugten substratgestützten Lipiddoppelschichten sind sehr homogen und
zeichnen sich durch hohe Selbstdiffussionskonstanten der Lipide aus, die in der
Größenordnung der entsprechenden freien Lipiddoppelschichten liegen.
Ein weiterer Vorteil ist, daß nur geringe Lipidmengen bei den erfindungsgemäßen
Verfahren benötigt werden. In der Regel werden bei dem nassen Verfahren etwa
50 µg/cm2 Lipid, bei dem trocknen Verfahren etwa 50 µg Lipid zum Herstellen einer
1 cm2 großen Lipiddoppelschicht benötigt. Bei der im Stand der Technik üblichen
Vesikelfusion werden 5000 µg/ml benötigt.
Zur Bestimmung der kritischen Benetzungskonzentration wird eine Verdünnungs
reihe von Lösungen angesetzt, die das gewählte Lipid, einen geeigneten
Fluoreszenzfarbstoff, Wasser und das gewählte organische Lösungsmittel LM1
enthalten. Als Fluoreszenzfarbstoff eignet sich beispielsweise NBD der Firma Avanti
Polar Lipids in einer Konzentration von 0,1-2 Gew.-% bezogen auf das Gewicht der
Lösung. Zunächst werden Lösungen z. B. mit einem Verhältnis von Wasser zu
organischem Lösungsmittel LM1 von 10 : 90, 20 : 80, 30 : 70, . . ., 90 : 10 mit der
gewählten Substratoberfläche in Kontakt gebracht und untersucht, um die ungefähre
Lage von cB(H2O) zu bestimmen. Anschließend werden im ermittelten Bereich
Zwischenverdünnungen hergestellt und untersucht, um den exakten Wert zu
bestimmen. Die kritische Benetzungskonzentration wird mit Hilfe eines konfokalen
Fluoreszenzmikroskops (Axiovert der Firma Zeiss) bestimmt. Hierbei werden
dreidimensionale Bilder der Fluoreszenzverteilung aufgenommen, die die Bildung
einer Lipiddoppelschicht an der Substratoberfläche nachweisen (siehe Fig. 3).
Die kritische Benetzungskonzentration kann auch mit Hilfe der abgeschwächten
Totalreflektion-Fourier Transform Infrarotspektroskopie (ATR-FTIR; Nicolet 60 SXR)
bestimmt werden. Es wird wie bei der Bestimmung von cB(H2O) mittels konfokale
Fluoreszenzmikroskopie eine Verdünnungsreihe von Lösungen, die Wasser und das
gewählte organische Lösungsmittel enthalten, hergestellt. Ein Teil jeder Lösung wird
jeweils mit dem gewählten Lipid in der gewünschten Konzentration versetzt, der
zweite Teil wird als Referenzlösung verwendet.
Die hergestellten Lipid- und Referenzlösungen werden mit dem gewählten Substrat
in Kontakt gebracht und die Konzentration der Lipide bzw. der CH2-Gruppen in
unmittelbare Nähe (d. h. bis zu 750 nm) des Substrates wird mittels ATR-FTIR
bestimmt. Die Referenz wird benötigt, um den Untergrund, der durch die CH3-
Schwingungsbanden des Lösungsmittels hervorgerufen wird, abzuziehen. Es wird
ein sigmoidaler Verlauf der Konzentration der oberflächennahen Lipide beobachtet,
wobei der Wendepunkt die kritische Benetzungskonzentration entspricht (siehe Fig.
2).
In einer dritten Möglichkeit zur Bestimmung der kritische Benetzungskonzentration
kann auf die Verwendung von Referenzlösungen bei der ATR-FTIR verzichtet
werden. Stattdessen werden deuterierte Lipide verwendet, da sich die Schwingungs
banden der deuterierten CD2-Gruppen der Lipide (etwa 2200 cm-1) normalerweise
ausreichend von den Schwingungsbanden der CH3-Gruppen des Lösungsmittels (bei
Isopropanol etwa 2970 cm-1) unterscheiden.
Wie bei der Bestimmung der kritische Benetzungskonzentration wird eine
Verdünnungsreihe von Lösungen, die Wasser, das gewählte organische
Lösungsmittel und das gewählte Lipid enthalten, hergestellt. Mit Hilfe von
Lichtstreuung (Eigenbau) kann die mittlere Teilchengröße in der Lösung bestimmt
werden. Es wird wieder ein sigmoidaler Verlauf beobachtet, wobei der Wendepunkt
die kritische Vesikelbildungskonzentration entspricht (siehe Fig. 2).
Ein Goldsubstrat wird zunächst 12 Stunden in eine 2 × 10-2 molare wässrige
Cysteamin-Lösung gefegt, um eine cysteamin-beschichtete Goldoberfläche zu
erzeugen. Anschließend werden alternierend je drei Schichten PSPA Polyanion und
EW31 Polykation als Polyelektrolytschichten aufgebracht. Hierzu wird das
vorbehandelte Substrat im Wechsel jeweils in eine PSPA-Lösung (1 × 10-3 mol/l) und
in eine EW31-Lösung (2 × 10-2 mol/l) gelegt und anschließend mit Wasser gespült.
Beide Lösungen sind jeweils wäßrige Lösungen und haben einen pH-Wert von 2. Die
Inkubationszeit beträgt für jede Polyelektrolytschicht 20 Minuten.
Für die Herstellung der Lipiddoppelschicht auf der Cysteamin-Polyelektrolytschicht
wird ein Lipidgemisch aus DOPC : DOPS (9 : 1, mol : mol) in 100% Isopropanol
eingesetzt in einer Konzentration von 1 mg/ml. Ein Tropfen der Lipidlösung wird
durch Auftropfen auf der Oberfläche eingetrocknet. Die vorbehandelte Oberfläche
kann in diesem Zustand gelagert werden. Zur Aktivierung wird die Oberfläche mit
einem Isopropanol : Wasser-Gemisch (Verhältnis: 20 : 80 v : v) gespült. Überzählige
Lipidschichten werden so abgetragen und es verbleibt eine Lipiddoppelschicht auf
der Oberfläche.
Ein Glassubstrat wird zunächst mit drei unterschiedlichen Polyelektrolytschichten
beschichtet. Das Substrat wird nacheinander mit einer wäßrigen Polyethylenimin-
Lösung (2 × 10-2 mol/l), PSPA-Lösung (1 × 10-3 mol/l) und EW31-Lösung (2 × 10-2 mol/l),
jeweils mit einem pH-Wert von 2, in Kontakt gebracht. Die Inkubationszeit
beträgt für jede Polyelektrolytschicht 20 Minuten. Für die Herstellung der Lipid
doppelschicht auf der Polyelektrolytschicht wird ein Lipidgemisch aus DOPC : DOPS
(9 : 1, mol : mol) eingesetzt. Dem Lipidgemisch wird der Farbstoff NBD-DPPE in
einer Konzentration von 1 mol pro 100 mol Gesamtlipid zugesetzt, um fluoreszenz
mikroskopische Untersuchungen an der festkörpergestützten Lipiddoppelschicht
durchzuführen (siehe Fig. 3). 50 µl Lipid werden in 490 µl Isopropanol und 110 µl
Wasser gelöst. Anschließend wird langsam mit Wasser verdünnt, bis sich bei einem
Isopropanol : Wasser-Verhältnis von 72 : 28 v : v eine Lipiddoppelschicht an der
Glasoberfläche bildet. Überschüssiges Lipid wird mit Wasser weggespült.
Als Substrat dient Glas, das mit 1 M KOH vorbehandelt wird. Für die Herstellung der
Lipiddoppelschicht auf der Polyelektrolytschicht (EW31) wird ein Lipidgemisch aus
DOPC : DOTAP (9 : 1, mol : mol) eingesetzt. Die Lipidmischung ist in einem
Isopropanol : Wasser Gemisch mit dem Verhältnis 3 : 1 v : v gelöst. Die
Lipidkonzentration beträgt 1 mg/ml. Anschließend wird langsam mit Wasser
verdünnt, bis sich bei einem Isopropanol : Wasser Verhältnis von 60 : 40 v : v eine
Lipiddoppelschicht an der Glasoberfläche bildet. Überschüssiges Lipid wird mit
Wasser weggespült.
Claims (11)
1. Verfahren zum Auftragen einer Lipiddoppelschicht auf einer Substratoberfläche,
umfassend die Schritte:
- a) Bereitstellen einer Substratoberfläche;
- b) in Kontakt bringen der Substratoberfläche mit einer Lipidlösung, umfassend mindestens ein Lipid, mindestens ein mit Wasser mischbares, organisches Lösungsmittel LM1 und ggf. Wasser, wobei die Konzentration von Wasser c(H2O) in der Lipidlösung kleiner als die kritische Benetzungskonzentration cB(H2O) des Lipids/der Lipide ist;
- c) Erhöhung der Konzentration von Wasser c(H2O) in der Lipidlösung bis die Konzentration von Wasser mindestens der kritischen Benetzungs konzentration cB(H2O) entspricht aber kleiner als die kritische Vesikelbildungskonzentration cV(H2O) ist.
2. Verfahren zum Auftragen einer einer Lipiddoppelschicht auf einer
Substratoberfläche, umfassend die Schritte:
- a) Bereitstellen einer Substratoberfläche;
- b) in Kontakt bringen der Substratoberfläche mit einer Lipidlösung, umfassend mindestens ein Lipid und mindestens ein organisches Lösungsmittel LM2;
- c) Entfernen des Lösungsmittels aus dem Lipidgemisch auf der Substrat oberfläche;
- d) in Kontakt bringen der Substratoberfläche mit einem Gemisch, umfassend mindestens ein mit Wasser mischbares, organisches Lösungsmitte) LM1 und Wasser, wobei die Konzentration von Wasser c(H2O) in dem Gemisch mindestens der kritischen Benetzungskonzentration cB(H2O) des Lipids/ der Lipide entspricht aber kleiner als die kritische Vesikelbildungs konzentration cV(H2O) des Lipids/der Lipide ist.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei mindestens 0,1% des
Lipids/der Lipide geladen sind.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei mindestens 0,1% des
Lipids/der Lipide anionisch sind.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei das mindestens
eine Lipid aus Lecithine und Glykolipide ausgewählt ist.
6. Verfahren nach Anspruch 3, wobei die Substratoberfläche im Vergleich zu dem
geladenem Lipid/den geladenen Lipiden entgegengesetzt geladen ist.
7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei die Substratoberfläche endständige
Aminogruppen (-NH3 +) aufweist.
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die Substratober
fläche eine oder mehrere Schichten Polyelektrolyt aufweist.
9. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei das organisches
Lösungsmittel LM1 ein Alkanol mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen ist.
10. Gegenstand, umfassend eine Substratoberfläche, auf die eine Lipiddoppel
schicht gemäß einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9 aufgetragen
worden ist.
11. Gegenstand, umfassend eine Substratoberfläche, die gemäß dem Verfahren,
umfassend die Schritte:
- a) Bereitstellen einer Substratoberfläche;
- b) in Kontakt bringen der Substratoberfläche mit einem Gemisch umfassend mindestens ein Lipid und mindestens ein organisches Lösungsmittel LM2;
- c) Entfernen des Lösungsmittels LM2 aus dem Lipidgemisch auf der Substratoberfläche;
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE1999151509 DE19951509A1 (de) | 1999-10-26 | 1999-10-26 | Substratgestützte Lipiddoppelschichten |
Applications Claiming Priority (1)
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DE1999151509 DE19951509A1 (de) | 1999-10-26 | 1999-10-26 | Substratgestützte Lipiddoppelschichten |
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Publication Number | Publication Date |
---|---|
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ID=7926901
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19951509A1 (de) |
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- 1999-10-26 DE DE1999151509 patent/DE19951509A1/de not_active Ceased
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Science 271 (1996) S.43-48 * |
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