DE19942890A1 - Verstellvorrichtung für den Sturzwinkel eines Fahrzeugrades und Radaufhängung - Google Patents
Verstellvorrichtung für den Sturzwinkel eines Fahrzeugrades und RadaufhängungInfo
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Abstract
Die Verstellvorrichtung (1) wird zwischen einem Fahrzeugkarosserieabschnitt (4) und einem Federbein (5) angeordnet. Sie ist zur Veränderung der wirksamen Länge des Federbeins (5) und des Spreizwinkels während des Fahrbetriebes bewegbar, wobei die Bewegung eine Richtungskomponente in Fahrzeugvertikalrichtung oder eine Richtungskomponente quer zu einer Fahrzeuglängsachse und eine Richtungskomponente in Fahrzeugvertikalrichtung umfaßt. Weiterhin wird eine entsprechende Radaufhängung vorgeschlagen. Die Anordnung der Verstellvorrichtung im oberen Federbeinlager ermöglicht eine zielgerichtete Verstellung des Spreizwinkels A und damit des Sturzes Ü des betreffenden Rades (9) bei gleichzeitigem Wank- und/oder Nickausgleich.
Description
Die Erfindung betrifft eine Verstellvorrichtung für den Sturzwinkel eines Fahrzeugrades in
einer ein Federbein aufweisenden Radaufhängung, wobei der Sturzwinkel von dem
Spreizwinkel des Federbeins abhängig ist. Weiterhin betrifft die Erfindung eine
Radaufhängung mit einer solchen Verstellvorrichtung.
Die Räder eines Kraftfahrzeuges sind mit der Fahrzeugkarosserie über eine Radaufhängung
verbunden, welche die Räder führt. Das Fahrverhalten hängt unter anderem von der
Einstellung der Radaufhängung ab. Dabei ist der Sturzwinkel γ von Bedeutung.
Unter dem Sturzwinkel γ wird die Neigung der Rotationsebene eines Rades zur Vertikalen
verstanden, wobei eine Neigung zum Fahrzeug hin als negativer Winkel und vom Fahrzeug
weg als positiver Winkel angesehen wird, wie dies in Fig. 2 dargestellt ist. Prinzipiell wird
während des Geradeausfahrens ein Sturzwinkel um 0° angestrebt, da dann die
Fahrzeugräder gerade auf dem Untergrund aufstehen und die Verformungsarbeit an den
Reifen gering bleibt. In der Praxis wird in der Regel mit kleinen negativen Sturzwinkeln
gefahren. Im folgenden wird aus Gründen der Anschaulichkeit die Erfindung ausgehend von
einer Normalstellung bei Geradeausfahrt mit einem Sturzwinkel von 0° beschrieben, wobei
Winkelabweichungen als auf diese Normalstellung bezogen zu verstehen sind, die wie
bereits erwähnt, in der Praxis von einem 0°-Winkel sowohl in positiver wie auch in negativer
Richtung abweichen kann.
Fig. 2 zeigt als weitere, das Fahrverhalten beeinflussende Größe den Spreizwinkel σ, d. h.
die Neigung eines Federbeines der Radaufhängung zur Vertikalen.
Beim Durchfahren einer Kurve kommt es in Abhängigkeit der Kinematik der Radaufhängung
zu einer verstärkten Neigung der Räder, wie dies anhand der durchgezogenen Linien in den
Fig. 3a-c zu erkennen ist, die jeweils ein linkes Vorderrad eines Fahrzeuges mit einer Mc-
Pherson-Radaufhängung zeigen. Dabei entspricht Fig. 3c dem Zustand an einem
kurvenaußenseitigen Rad beim Durchfahren einer Rechtskurve. Hierbei kommt es aufgrund
der Fliehkraftwirkung zu einem Drehmoment um die in Fahrzeuglängsrichtung verlaufende
Rollachse, was zu einer Einfederung die Federbeines des kurvenaußenseitigen Rades und
einem nach außen gerichteten Kippen führt. Diese Kippbewegung wird auch als Wanken
bezeichnet, während eine Drehung um eine Fahrzeugquerachse als Nicken bezeichnet wird.
Mit der Einfederung ist neben der Neigung der Karosserie eine Veränderung der Radneigung
zur Kurve hin verbunden, d. h. am Außenrad tritt ein negativer, betragsmäßig größerer
Sturzwinkel γ auf, so daß der Rad-Bodenkontakt nicht mehr optimal ist. Gleichzeitig nimmt
der Spreizwinkel σ gegenüber der in Fig. 3a gezeigte Normalstellung zu, d. h. die Neigung
des Federbeines wird größer.
Der Zustand am kurveninnenseitigen Rad ist in Fig. 3b anhand des Durchfahrens einer
Linkskurve dargestellt. Das Drehmoment um die Rollachse führt hier zu einem Ausfedern des
Federbeines und einer steileren Aufstellung des Federbeines, die gleichbedeutend mit einer
Verringerung des Spreizwinkels σ ist. Infolge der Kinematik der Aufhängung der Radachse
kommt es dann zu einer Bewegung des Rades in Richtung eines positiven Sturzwinkels γ,
was an dem kurveninnenseitigen Rad eine Neigung in die Kurve hinein bedeutet.
Fig. 4a zeigt die Auswirkung der Ein- und Ausfederung der Räder einer Achse auf die
Fahrzeugkarosserie mit einer relativ starken Wankbewegung. Zudem ist die
Sturzwinkeleinstellung nicht optimal.
Es sind daher bereits verschiedentlich Maßnahmen zur Veränderung der Radneigung beim
Kurvenfahren vorgeschlagen worden, die jedoch zu einer Veränderung der Eigenfrequenz
des Fahrzeugaufbaus sowie des Dämpfungsmaßes führen.
Aus der EP-B1-0 352 178 ist eine Einstellvorrichtung zur Veränderung des Sturzes während
des Fahrens bekannt, bei der ein Radnabenträger über eine im wesentlichen horizontal
angeordnete Exzenterscheibe an einem Dreieckslenker gelagert ist. Die Exzenterscheibe ist
über ein Gestänge mit der Lenkung des Fahrzeuges verbunden, so daß deren Stellung vom
Lenkwinkel abhängt. Durch eine Verdrehung der Exzenterscheibe erfolgt eine Veränderung
der Neigung des Radnabenträgers und damit des Sturzwinkels in Richtung einer Aufrichtung
der Rotationsebene der Rades. Mit der Verdrehung in der Horizontalen erfolgt nicht nur eine
Veränderung des Sturzes, sondern auch eine Veränderung des Nachlaufes des Rades.
Weiterhin ist aus der EP-B1-0 352 178 bekannt, das Einfedern der Federbeine mit den
Exzentern durch ein Gestänge zu koppeln. Ein aktiver Wank- oder Nickausgleich ist hiermit
jedoch nicht möglich.
Der Erfindung liegt demgegenüber die Aufgabe zugrunde, eine insbesondere in Bezug auf
das Fahrverhalten in der Kurve verbesserte Verstellvorrichtung für den Sturzwinkel eines
Fahrzeugrades zu schaffen.
Diese Aufgabe wird durch eine Verstellvorrichtung der eingangs genannten Art gelöst, wobei
die Verstellvorrichtung zur Anordnung zwischen einem Fahrzeugkarosserieabschnitt und
dem Federbein und zur bewegbaren Lagerung des karosserieseitigen Anlenkpunktes des
Federbeins an dem Fahrzeugkarosserieabschnitt ausgebildet ist, wobei die
Verstellvorrichtung zur Veränderung der wirksamen Länge des Federbeins und des
Spreizwinkels während des Fahrbetriebes bewegbar ist, und wobei die Bewegung eine
Richtungskomponente in Fahrzeugvertikalrichtung oder eine Richtungskomponente quer zur
einer Fahrzeuglängsachse und eine Richtungskomponente in Fahrzeugvertikalrichtung
umfaßt.
Diese Anordnung im oberen Federbeinlager ermöglicht eine zielgerichtete Verstellung des
Spreizwinkels und damit des Sturzes des betreffenden Rades bei gleichzeitigem Wank-
und/oder Nickausgleich. Durch die Veränderung der wirksamen Länge des Federbeins, d. h.
des Abstandes des Karosserieabstützpunktes von der Radnabenachse kann die Karosserie
besser in der Horizontalen gehalten werden, indem das Wanken und Nicken unter
bestimmten Fahrzuständen, z. B. beim Kurvenfahren verringert wird.
Dies kann durch eine Vertikalbewegung des durch die Verstellvorrichtung bewegbaren
Anlenkpunktes allein erfolgen, da hierdurch bereits eine Veränderung nicht nur der
wirksamen Länge der Federbeine im Sinne einer Kompensation der Ein- bzw. Ausfederung,
sondern auch eine Korrektur der Spreizung in Bezug auf die Normalstellung erfolgt.
Ein größerer Einstellspielraum, beispielsweise durch eine stärkere Korrektur bzw.
Vergrößerung des Spreizwinkels im Vergleich zur Normalstellung läßt sich durch die
zusätzliche Richtungskomponente der Bewegung quer zur Fahrzeuglängsachse
verwirklichen.
In beiden Fällen unterbleibt eine Veränderung des Nachlaufes. Das Frequenzverhalten sowie
das Dämpfungsmaß werden durch das Anheben und Absenken der Karosserie nicht
beeinflußt und bleiben bei der Verstellung konstant.
Vorzugsweise sind die beiden Richtungskomponenten zwanghaft miteinander gekoppelt.
Hierdurch kann durch eine einzige Verstellung eine Korrektur sowohl des Radsturzes als
auch der Horizontalstellung des Fahrzeugaufbaus erfolgen. Diese Lösung ist besonders
einfach und damit kostengünstig herstellbar.
In einer vorteilhaften Ausführung ist der Anlenkpunkt entlang einer Bewegungsbahn geführt,
die in einer besonders einfachen Ausführungsform als Achse ausgebildet sein kann. Die
Bewegungsbahn oder -achse ist so angeordnet, daß bei einem Ausfedern des Federbeines
eine Bewegung des Anlenkpunktes in Richtung einer Absenkung in der Vertikalen unter
Verkürzung der wirksamen Länge des Federbeins und unter einer Erhöhung des
Spreizwinkels erfolgt.
Vorzugsweise ist zur Verbesserung des Fahrverhaltens auch am kurvenaußenseitigen Rad
der Anlenkpunkt entlang einer Bewegungsbahn geführt, die derart angeordnet ist, daß bei
einem Einfedern des Federbeines eine Bewegung des Anlenkpunktes in Richtung einer
Anhebung in der Vertikalen unter Erhöhung der wirksamen Länge des Federbeins und der
Erhöhung des Spreizwinkels erfolgt. Diese Maßnahme wird vorzugsweise mit der
vorgenannten verbunden.
Nach einer weiteren Ausgestaltung ist bei einem Ausfedern des Federbeines eine Bewegung
in Richtung einer Absenkung in der Vertikalen mit einer Bewegung quer zur
Fahrzeuglängsachse zum Fahrzeug hin gekoppelt. Damit erfolgt eine Verkürzung der
wirksamen Länge des Federbeins und eine Erhöhung des Spreizwinkels. Somit kann das
Verhalten an dem kurveninnenseitigen Rad verbessert werden.
Nach einer weiteren Ausgestaltung ist bei einem Einfedern des Federbeines eine Bewegung
in Richtung einer Anhebung in der Vertikalen mit einer Bewegung quer zur
Fahrzeuglängsachse zum Fahrzeug hin gekoppelt, zur Erhöhung der wirksamen Länge des
Federbeins und der Erhöhung des Spreizwinkels. Damit kann das Verhalten an dem
kurvenaußenseitigen Rad verbessert werden.
Vorzugsweise weist die Verstellvorrichtung ein integrales Einstellelement zur
Bewegungskopplung auf, das als Einheit am Ort des oberen Anlenkpunktes des Federbeines
anzuordnen ist. Modifikationen im radnahen Bereich sind hierzu nicht erforderlich.
Nach einer weiteren Ausführungsform ist das integrale Einstellelement störungsunanfällig
mechanisch ausgebildet.
Vorzugsweise ist das integrale Einstellelement als ein drehbares, an dem
Fahrzeugkarosserieabschnitt anbringbares Exzenterelement ausgebildet, an dem der
Anlenkpunkt des Federbeines exzentrisch zu dessen Drehachse vorgesehen ist. Jedoch sind
hier auch andere mechanische Konstruktionen beispielsweise in Form einer Kulissenführung
möglich.
In einer alternativen Ausführungsform ist das integrale Einstellelement hydraulisch und/oder
pneumatisch und/oder elektrisch ausgebildet.
Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung weist die Verstellvorrichtung ein
Betätigungsorgan auf, das mit dem integralen Einstellelement zur Verstellung desselben
gekoppelt ist, wobei das Betätigungsorgan in Abhängigkeit von der Fahrzeuglenkung
und/oder Fahrtzustandsparametern eine Verstellung bewirkt. Hierdurch läßt sich eine weitere
Verfeinerung der Abstimmung der Sturzeinstellung und des Wank- bzw. Nickverhaltens
erzielen, indem beispielsweise die Fahrzeuggeschwindigkeit mit berücksichtigt wird, um so
eine intelligente Radaufhängung zu ermöglichen.
In einer einfachen Ausführungsvariante ist das Betätigungsorgan mechanisch mit einem den
Lenkwinkel des Fahrzeuges repräsentierenden Element der Fahrzeuglenkung gekoppelt.
Zur Optimierung der Anpassung an unterschiedliche Fahrzustände, die nicht auf das
Kurvenfahren beschränkt sind, weist die Verstellvorrichtung vorzugsweise eine Vorrichtung
zur Erfassung von Fahrzustandsparametern einschließlich eines Lenkwinkels sowie eine
diese Parameter verarbeitende Vorrichtung zur Bestimmung eines Sturzwinkels in
Abhängigkeit der erfaßten Parameter auf, die dem Betätigungsorgan eine dem bestimmten
Sturzwinkels entsprechende Information zuführt. Diese Information, die beispielsweise ein
elektrisches, hydraulisches oder pneumatisches Signal sein kann, wird mit dem
Betätigungsorgan auf das integrale Einstellelement übertragen, das während des Fahrens
eine Anpassung des oberen Anlenkpunktes des Federbeines in der gewünschten Weise
vornimmt.
Prinzipiell ist auch eine Entkopplung der Bewegungskomponenten des oberen
Anlenkpunktes möglich, wodurch sich eine aufwendigere Konstruktion ergibt, die jedoch die
weitestgehenden Möglichkeiten zur Anpassung der Radaufhängung an einzelne
Fahrzustände beinhaltet.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung wird der Lenkwinkel als Führungsparameter zur
Bestimmung des Sturzwinkels verwendet, der durch weitere Fahrzustandsparameter
modifiziert wird. So kann beispielsweise eine geschwindigkeitsabhängige Korrektur der
Spreizung, des Sturzwinkels und der Horizontalausrichtung verwirklicht werden.
Vorzugsweise ist das Betätigungsorgan als hydraulisches und/oder pneumatisches
Stellorgan ausgebildet. Gleichfalls ist ein elektrisches Stellorgan möglich.
Die oben genannte Aufgabe wird weiterhin gelöst durch eine Radaufhängung mit einem
Fahrzeugkarosserieabschnitt und einem an diesem gelagerten Federbein, sowie einer im
Anlenkpunkt des Federbeines an dem Fahrzeugkarosserieabschnitt angeordneten
Verstelleinrichtung, die in der oben beschriebenen Art und Weise ausgebildet ist.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines in der Zeichnung dargestellten
Ausführungsbeispiels näher erläutert. Dabei zeigt die Zeichnung in
Fig. 1 eine Radaufhängung mit einer Verstellvorrichtung nach dem
Ausführungsbeispiel;
Fig. 2 eine Definition eines an der Radaufhängung auftretenden Sturzwinkels γ und
eines Spreizwinkels σ;
Fig. 3a die Auswirkungen der Verstellvorrichtung auf den Sturzwinkel und die
Höhenlage des fahrzeugseitigen Anlenkpunktes eines Federbeines bei einem
linken, vorderen Fahrzeugrad in der Normalstellung beim Geradeausfahren;
Fig. 3b die Anordnung von Fig. 3a beim Durchfahren einer Linkskurve, d. h. am
kurveninnenseitigen Rad;
Fig. 3c die Anordnung von Fig. 3a beim Durchfahren einer Rechtskurve, d. h. am
kurvenaußenseitigen Rad;
Fig. 4a die Lage einer Fahrzeugkarosserie mit einer herkömmlichen Radaufhängung
beim Kurvenfahren; und
Fig. 4b die Lage einer Fahrzeugkarosserie mit einer Radaufhängung nach dem
Ausführungsbeispiel beim Kurvenfahren zur Veranschaulichung der
Horizontierung der Fahrzeugkarosserie.
Das Ausführungsbeispiel in Fig. 1 zeigt eine McPherson-Radaufhängung an einem
Fahrzeugkarosserieabschnitt 4 mit einem an diesem gelagerten Federbein 5, das als
Parallelschaltung einer Feder 6 und eines Dämpfers 7 ausgebildet ist. Das obere Ende des
Federbeines 5 wird herkömmlicherweise in einem Anlenkpunkt A mit dem
Karosserieabschnitt 4 gelenkig gekoppelt. Nach der Erfindung ist an dieser Stelle eine
Verstelleinrichtung 1 vorgesehen, die eine Verlagerung des Anlenkpunktes A zum
Beeinflussen des Spreizwinkels σ und zur Verbesserung der Horizontierung des
Fahrzeugaufbaus ermöglicht. Die Bewegung in dem Ausführungsbeispiel umfaßt eine
Richtungskomponente in Fahrzeugvertikalrichtung y und eine Richtungskomponente x quer
zur einer Fahrzeuglängsachse.
An dem Federbein 5 ist im radnahen Bereich ein Radträger mit einer Radnabe 10
vorgesehen, um deren Achse N ein Rad 9 drehbar gelagert ist. Die Kinematik ist dabei
solchermaßen ausgelegt, daß eine Spreizwinkelveränderung eine Veränderung des
Sturzwinkels bewirkt. Eine Vergrößerung des Spreizwinkels σ ist dabei stets mit einer
Veränderung der Radstellung in Richtung eines negativen Sturzes γ verbunden.
Die Veränderung des Spreizwinkels σ erfolgt durch ein an dem Fahrzeugkarosserieabschnitt
4 gelagertes, integrales Einstellelement, das hier als mechanische Komponente und
insbesondere als Exzenterscheibe 2 ausgebildet ist. Diese Exzenterscheibe 2 ist über einen
Gelenkbolzen 3 mit einem Auge 8 am oberen Ende des Federbeines 5 bzw. des Dämpfers 7
gekoppelt. Das Lager des Bolzens 3 stellt dabei stets den wirksamen Anlenkpunkt A des
Federbeines 5 an dem Fahrzeugaufbau dar.
Wie der Fig. 1 weiterhin zu entnehmen ist, verläuft die Drehachse des Exzenterelementes
im eingebauten Zustand in einer Radaufhängung im wesentlichen horizontal, so daß das als
Scheibe ausgebildete Element 2 hier im wesentlichen aufrecht angeordnet ist. Zudem ist die
Drehachse parallel zur Fahrzeuglängsachse angeordnet. Ein Verdrehen des
Exzenterelementes führt zu einer Verlagerung des Anlenkpunktes A in der Vertikalen y sowie
in einer Richtung x quer zum Fahrzeug, ohne daß hierbei eine merkliche Verschiebung in
Richtung einer Parallelen der Fahrzeuglängsachse erfolgt.
Aus der Fig. 1 ergibt sich weiterhin, daß bei einer Verschiebung des Ortes des Bolzens 3 in
x-Richtung gleichzeitig eine Verschiebung in der Vertikalen y auftritt, da beide Bewegungen
zwanghaft miteinander gekoppelt sind. Aus der Verschiebung resultiert eine Veränderung der
Spreizung σ des Federbeines 5 und somit eine Verstellung des Sturzwinkels γ am Rad 9. Mit
der Verstellung in y-Richtung erfolgt je nach Bewegung des Anlenkpunktes A eine radseitige
Anhebung oder Absenkung des Fahrzeugaufbaus.
Für den Fachmann ist ersichtlich, daß allein bereits eine Verstellung des Anlenkpunktes A in
der Vertikalen y mit einer Veränderung auch des Spreiz- und somit des Sturzwinkels
verbunden ist. Durch eine Bewegungskomponente auch quer zum Fahrzeug lassen sich
jedoch größere Winkelkorrekturen erzielen.
Die Erfindung ist nicht auf die Verwendung der dargestellten Exzenterscheibe oder eines
mechanischen Einstellelementes beschränkt. Vielmehr kann dieses auch pneumatisch,
hydraulisch oder elektrisch ausgebildet werden, wobei jedoch stets eine Verstellung des
Sturzwinkels γ und eine Verstellung der Höhe des Anlenkpunktes A in der Vertikalen erfolgt.
Dabei bleibt das Einstellelement stets auch unmittelbar zwischen das obere Ende des
Federbeines 5 und den zugehörigen Fahrzeugkarosserieabschnitt 4 eingegliedert.
Die Wirkungsweise des Ausführungsbeispiels soll nun anhand der Fig. 3a bis 3c
beschrieben werden, wobei Fig. 3a eine Normalstellung der Radaufhängung bei
Geradeausfahrt im uneingefederten Zustand zeigt, während Fig. 3b das Fahren in einer
Linkskurve und Fig. 3c das Fahren in einer Rechtskurve zeigt. Hierbei ist stets nur die
Radaufhängung eines linken Vorderrades 9 dargestellt, das auf einer Fahrbahnebene F
abrollt.
Zur Vereinfachung der Erläuterung wird in Fig. 3a von einem Sturzwinkel γ0 von 0°
ausgegangen. Die Kinematik der Radaufhängung bedingt dann einen Spreizwinkel σ0. Der
obere Anlenkpunkt befindet sich in seiner Ausgangslage A0 in etwa in 9-Uhr-Stellung. Die
Feder-Dämpferanordnung 6/7 nimmt eine Mittelstellung ein, so daß sich eine wirksame
Ausgangsfederbeinlänge l0 als Abstand zwischen dem Anlenkpunkt A0 und der
Radnabenachse N einstellt. Weiterhin ist der Momentanpol MP eingezeichnet, um den das
Rad 9 beim Einfedern auf der angedeuteten Bogenlinie dreht.
Beim Fahren in eine Linkskurve federt das kurveninnenseitige Rad 9 aus, wie in Fig. 3b
dargestellt, d. h. die wirksame Länge des Federbeines wird gegenüber der Ausgangslänge l0
vergrößert, so daß die Bodenhöhe des Anlenkpunktes A1 größer wird. Dies führt zu einem
Neigen bzw. Wanken des Fahrzeuges nach außen um die Rollachse in
Fahrzeuglängsrichtung in der Fahrzeugmittelebene M. Gleichzeitig neigt sich das Rad 9 in
die Kurve, wobei sich ein steilerer und somit geringerer Spreizwinkel σ1 einstellt. Der
Radsturzwinkel γ verändert sich in Richtung eines positiven Winkels.
Zur Verminderung der Kurvenneigung des kurveninnenseitigen Rades 9 wird der
Anlenkpunkt A1 mit der Verstellvorrichtung 1 nach A1* verlagert, d. h. aus der 9-Uhr-Stellung
in Richtung einer 6-Uhr-Stellung bzw. zum Fahrzeug hin und nach unten bewegt. Das
Federbein 5 nimmt dann die gestrichelt dargestellte Lage ein, in der der Spreizwinkel σ1*
größer ist als σ1, somit das Rad 9 stärker aufgerichtet ist. Gleichzeitig erfolgt eine Verkürzung
der wirksamen Länge des Federbeines 5, wodurch ein Horizontierungseffekt bewirkt und
damit ein Wanken oder Nicken kompensiert wird.
Beim Durchfahren einer Rechtskurve federt die in Fig. 3c dargestellte Radaufhängung des
dann kurvenaußenseitigen Rades 9 ein. Das Einfedern des zugehörigen Federbeines 5 führt
zu einer schrägeren Stellung desselben, so daß sich gegenüber der Normalstellung ein
größerer Spreizwinkel σ2 und aufgrund der Aufhängungskinematik ein negativer Sturzwinkel
γ2 mit einer Neigung des außenseitigen Rades 9 in die Kurve einstellt. Die damit weiterhin
verbundene Absenkung des Anlenkpunktes A2 führt zu einer Neigung des Fahrzeugaufbaus
wie in Fig. 4a gezeigt. Zur Kompensation der Neigung wird in diesem Fall die zugehörige
Verstellvorrichtung 1 in Richtung einer Anhebung in der Vertikalen y und einer
Einwärtsbewegung x betätigt, so daß die mit den gestrichelten Linien angedeutete,
verbesserte Stellung mit dem Anlenkpunkt A2* erreicht wird, in der eine Optimierung der
Stellung des Rades 9 in der Kurve sowie wieder eine Horizontierung des Fahrzeugaufbaus
erfolgt. Letzteres ist besonders gut aus Fig. 4b zu erkennen, die wie Fig. 4a ein Fahrzeug
in einer Rechtskurve zeigt, jedoch im Gegensatz zu Fig. 4a mit in den Radaufhängungen
vorgesehenen Verstellvorrichtungen 1. Die Korrekturbewegung der des Anlenkpunktes für
das kurvenaußenseitige Rad 9 entspricht einer Verdrehung der Exzenterscheibe aus der 9-
Uhr-Stellung in Richtung einer 12-Uhr-Stellung.
Zwar könnten die Korrektureffekte der Fig. 3b und 3c durch eine entsprechende
Ausbildung des Einstellelementes allein vorgesehen werden. Es empfiehlt sich zur
Optimierung der Horizontierung jedoch die gemeinsame Verwendung beider
Korrektureffekte.
Die Verstellung des integralen Einstellelementes kann in beliebiger Weise durch ein
mechanisches, elektrisches, pneumatisches oder hydraulisches Betätigungsorgan erfolgen.
Ein Beispiel hierfür wäre ein mit einem Element der Lenkung gekoppeltes Gestänge, das ein
lenkwinkelabhängiges Stellsignal vorgibt. Zum Zweck einer Fahrwerksoptimierung können
neben dem Lenkwinkel als Führungsgröße auch weitere Fahrzustandsparameter wie
beispielsweise eine Fahrzeuggeschwindigkeit miteingehen, wozu dann entsprechende
Erfassungsvorrichtungen wie z. B. Sensoren vorgesehen werden. Die von diesen ermittelten
Signale ermöglichen dann eine fahrzustandsabhängige Vorgabe des Sturzwinkels und damit
eine optimal angepaßte Abstimmung der Radaufhängung. Zudem können sämtliche
Radaufhängungen eines Fahrzeuges untereinander abgestimmt werden, um einen optimalen
Nick- und Wankausgleich vorzunehmen.
1
Verstelleinrichtung
2
Exzenterelement
3
Gelenkbolzen
4
Fahrzeugkarosserieabschnitt
5
Federbein
6
Dämpfer
7
Feder
8
Auge
9
Rad
10
Radnabe
γ Sturzwinkel
σ Spreizwinkel
A Anlenkpunkt
N Nabenachse
M Mittelebene
MP Momentanpol
γ Sturzwinkel
σ Spreizwinkel
A Anlenkpunkt
N Nabenachse
M Mittelebene
MP Momentanpol
Claims (17)
1. Verstellvorrichtung für den Sturzwinkel eines Fahrzeugrades in einer ein Federbein (5)
aufweisenden Radaufhängung, wobei der Sturzwinkel (γ) von dem Spreizwinkel (σ) des
Federbeins abhängig ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Verstellvorrichtung (1) zur
Anordnung zwischen einem Fahrzeugkarosserieabschnitt (4) und dem Federbein (5) und
zur bewegbaren Lagerung des karosserieseitigen Anlenkpunktes (A) des Federbeins (5)
an dem Fahrzeugkarosserieabschnitt (4) ausgebildet ist, wobei die Verstellvorrichtung
(1) zur Veränderung der wirksamen Länge (l) des Federbeins (5) und des Spreizwinkels
(σ) während des Fahrbetriebes bewegbar ist, wobei die Bewegung eine
Richtungskomponente (y) in Fahrzeugvertikalrichtung oder eine Richtungskomponente
(x) quer zur einer Fahrzeuglängsachse und eine Richtungskomponente (y) in
Fahrzeugvertikalrichtung umfaßt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Anlenkpunkt (A)
entlang einer Bewegungsbahn geführt ist, die derart angeordnet ist, daß bei einem
Ausfedern des Federbeines (5) eine Bewegung des Anlenkpunktes in Richtung einer
Absenkung in der Vertikalen unter Verkürzung der wirksamen Länge des Federbeins (5)
und der Erhöhung des Spreizwinkels (σ) erfolgt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Anlenkpunkt
(A) entlang einer Bewegungsbahn geführt ist, die derart angeordnet ist, daß bei einem
Einfedern des Federbeines (5) eine Bewegung des Anlenkpunktes in Richtung einer
Anhebung in der Vertikalen unter Erhöhung der wirksamen Länge des Federbeins (5)
und der Erhöhung des Spreizwinkels (σ) erfolgt.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
beiden Richtungskomponenten (x, y) zwanghaft miteinander gekoppelt sind.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Radaufhängungskinematik derart ausgebildet ist, daß bei einem Ausfedern des
Federbeines (5) eine Bewegung in Richtung einer Absenkung in der Vertikalen mit einer
Bewegung quer zur Fahrzeuglängsachse zum Fahrzeug hin gekoppelt ist, zur
Verkürzung der wirksamen Länge (l0) des Federbeins (5) und einer Erhöhung des
Spreizwinkels (σ).
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
Radaufhängungskinematik derart ausgebildet ist, daß bei einem Einfedern des
Federbeines (5) eine Bewegung in Richtung einer Anhebung in der Vertikalen mit einer
Bewegung quer zur Fahrzeuglängsachse zum Fahrzeug hin gekoppelt ist, zur Erhöhung
der wirksamen Länge (l0) des Federbeins (5) und einer Erhöhung des Spreizwinkels (σ).
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die
Verstellvorrichtung ein integrales Einstellelement zur Bewegungskopplung aufweist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß das integrale
Einstellelement mechanisch ausgebildet ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß das integrale
Einstellelement als ein drehbares, an dem Fahrzeugkarosserieabschnitt anbringbares
Exzenterelement (2) ausgebildet, an dem der Anlenkpunkt (A) des Federbeines
exzentrisch zur Exzenterelement-Drehachse vorgesehen ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß das integrale
Einstellelement hydraulisch und/oder pneumatisch ausgebildet ist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
Verstellvorrichtung ein Betätigungsorgan aufweist, das mit dem integralen
Einstellelement zur Verstellung desselben gekoppelt ist, wobei das Betätigungsorgan in
Abhängigkeit von der Fahrzeuglenkung und/oder Fahrtzustandsparametern eine
Verstellung bewirkt.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß das
Betätigungsorgan mechanisch mit einem den Lenkwinkel des Fahrzeuges
repräsentierenden Element der Fahrzeuglenkung gekoppelt ist.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die
Verstellvorrichtung eine Vorrichtung zur Erfassung von Fahrtzustandsparametern
einschließlich eines Lenkwinkels sowie eine diese Parameter verarbeitende Vorrichtung
zur Bestimmung eines Sturzwinkels in Abhängigkeit der erfaßten Parameter aufweist,
die dem Betätigungsorgan eine dem bestimmten Sturzwinkels entsprechende
Information zuführt.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 11 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß das
Betätigungsorgan als hydraulisches und/oder pneumatisches Stellorgan ausgebildet ist.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 11 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß das
Betätigungsorgan als elektrisches Stellorgan ausgebildet ist.
16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 11 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß der
Lenkwinkel der Führungsparameter zur Bestimmung des Sturzwinkels ist, der durch die
Fahrzustandsparameter modifiziert wird.
17. Radaufhängung für ein Fahrzeug, umfassend einen Fahrzeugkarosserieabschnitt (4) und
ein an diesem gelagertes Federbein (5), sowie eine im Anlenkpunkt des Federbeines an
dem Fahrzeugkarosserieabschnitt angeordnete Verstelleinrichtung (1) für den
Sturzwinkel eines Fahrzeugrades nach einem der Ansprüche 1 bis 16.
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DE1999142890 DE19942890A1 (de) | 1999-09-08 | 1999-09-08 | Verstellvorrichtung für den Sturzwinkel eines Fahrzeugrades und Radaufhängung |
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