Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum
Reinigen von Brennelementen in einem Kernkraftwerk, bei dem
zu einem Brennelement zusammengefaßte Brennstäbe in einem in
Umfangsrichtung geschlossenen, unten und oben offenen Brenn
element-Kasten angeordnet sind.
Bei Reparaturen am Primärkreis eines Kernkraftwerks oder
durch Vorgänge an Brennelementen (z. B. Brechen von Abstand
halter-Federn) kann es vorkommen, daß Fremdkörper in den
Hauptkühlmittelkreislauf gelangen. Es sind Verfahren bekannt,
mit denen allgemein eine Reinigung von Bauteilen im Reaktor
kern erfolgen kann (JP 8-122484 A).
Insbesondere die im Hauptkühlmittelkreislauf befindlichen
Brennelemente wirken wie Filter und halten Fremdkörper zu
rück, so daß sich diese besonders in einem Brennelement an
sammeln können. Fremdkörper im Brennstabbereich können jedoch
die Ursache für deren Beschädigung im Leistungsbetrieb sein.
Deshalb werden im Brennelement-Fußbereich Abscheidestrukturen
mit geringem Strömungswiderstand eingebaut, um ein Eindringen
von Fremdkörpern in den Reaktorkern weitestgehend zu verhin
dern. Sehr kleine Fremdkörper können jedoch unter Umständen
auch diese Abscheidestruktur passieren. Derartige Fremdkörper
sind beispielsweise abgebrochene Borsten von Metallbürsten,
Folienpartikel, Federteile, Metallspäne oder ähnliches.
Auch diese sehr kleinen Fremdkörper können an den Brennstäben
in den Brennelementen Schäden verursachen. Dies ist vor allem
möglich, wenn sich die Fremdkörper im Brennelement festsetzen
oder verklemmen und dort mechanische oder sogar chemische Re
aktionen, beispielsweise durch Reibkorrosion (Fretting), aus
lösen. Derartige sehr kleine Fremdkörper können die oben er
wähnten, aber auch Bruchstücke von kleinen Schrauben oder bei
der Montage oder Demontage von Bauteilen abgeschabte Späne
aus metallischen oder nichtmetallischen Werkstoffen sein.
Zur Entfernung solcher Fremdkörper aus einem Brennelement
sind im Stand der Technik Verfahren bekannt, bei denen ein
Brennelement gereinigt wird, indem es aktiv - beispielsweise
mechanisch durch Bürsten (JP 9-159789 A) oder durch Ultra
schall (JP 5-142385 A) - bearbeitet wird. Unter Umständen muß
das Brennelement dazu aus dem Reaktorkern entfernt werden (US
4,683,109).
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, zur Reinigung
von Brennelementen ein Verfahren und eine Vorrichtung anzuge
ben, womit diese sehr kleinen Fremdkörper wieder aus den
Brennelementen entfernt werden können, so daß die Brennele
mente bis zum Erreichen des planmäßigen Abreicherungsgrads im
Reaktorkern verbleiben können, ohne zwischenzeitlich in ihre
Einzelteile zerlegt und gereinigt werden zu müssen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren ge
löst, bei dem eine Spülhaube von oben über ein mit Kühlflüs
sigkeit geflutetes Brennelement gestülpt ist und bei dem
Kühlflüssigkeit als Spülmittel entgegen einer betriebsmäßigen
Strömungsrichtung der Kühlflüssigkeit durch den Brennelement-
Kasten gepreßt wird. Dabei steht das Brennelement mit dem
Brennelement-Kasten vorzugsweise in betriebsmäßiger Einbau
lage innerhalb eines Reaktorkerns.
Gemäß zweckmäßigen Weiterbildungen der Erfindung ist die
Strömungsgeschwindigkeit des Spülmittels im Brennelement-Ka
sten deutlich höher als die der Kühlflüssigkeit im Normalbe
trieb und es ist besonders vorteilhaft, wenn die Strömungsgeschwindigkeit des Spülmittels
an- und absteigend ist, so daß der Spülmittelstrom pulsiert. Da
bei kann sogar die Richtung der Strömungsgeschwindigkeit
kurzzeitig umgekehrt werden.
Vorzugsweise werden in einer Haubenstellung vier Brennele
mente gespült, die eine Kernzelle bilden. Es ist aber auch
sinnvoll, einzelne Brennelemente oder ein Vielfaches von vier
Brennelementen gleichzeitig zu spülen.
Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
bestehen darin, daß die Spülhaube durch eine Lademaschine des
Kraftwerks positioniert wird und/oder daß das Spülmittel in
einem offenen Kreislauf von einer Pumpe aus einem Reaktorbec
ken entnommen wird und nach dem Spülen der Brennelemente in
eine Kalotte eines Reaktordruckbehälters strömt. Die aus den
Brennelementen hinaus gespülten Fremdkörper sinken zunächst
auf den Boden des Reaktordruckbehälters und werden später,
z. B. mit einem Unterwasserstaubsauger, von dort entfernt.
Dieses Entfernen kann z. B. vorgenommen werden, wenn der Reak
torkern zu Inspektionszwecken aus dem Reaktordruckbehälter
entnommen ist.
Eine entsprechende Vorrichtung zum Reinigen eines oder mehre
rer Brennelemente in einem Kernkraftwerk enthält eine Spül
haube, die über den Kopf des Brennelementes (bzw. die Köpfe
der Brennelemente) übergestülpt werden kann und an das untere
Ende eines Mastes (insbesondere eines Teleskopmastes, bei
spielsweise in einer Brennelement-Lademaschine) angeschraubt
oder auf andere Weise angekuppelt werden kann. Ein Anschluß
an der Spülhaube gestattet, von der Druckseite einer Pumpe
aus Spülmittel in die Spülhaube und jeweils durch den Brenn
element-Kopf in den Brennelement-Kasten zu leiten.
Bevorzugt sind die seitlichen Umfassungswände der Spülhaube
an Maschen eines von Blechleisten gebildeten Kerngitters ei
nes Kerngerüsts angepaßt, wobei die Gittermaschen quadratisch
sind und jeweils eine Kernzelle für zwei x zwei Brennelemente
darstellen.
Gemäß zweckmäßigen Weiterbildungen dieser Vorrichtung werden
ein oder mehrere Anschlußstutzen auf der Spülhaube über fle
xible Leitungen mit Spülmittel beschickt und weist die Spül
haube auf ihrer Oberseite eine Anschlagmöglichkeit in Form
eines Brennelement-Bügels oder eines Flansches auf, dessen
Abmessungen denen eines Brennelement-Kopfbügels oder dem An
schlußflansch für den Greifer der Lademaschine entsprechen.
Für die Förderung des Spülmittels kann eine Druck- und Saug
pumpe oder praktisch jede beliebige Pumpe (z. B. auch eine be
triebsmäßig vorgesehene Umwälzpumpe) verwendet werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren und, die zu dessen Ausführung
angegebene Vorrichtung sind sehr vorteilhaft, weil sie unter
Verzicht auf eine Zerlegung von Brennelementen deren Befrei
ung von Fremdkörpern ermöglichen, wobei sich die möglicher
weise nicht unerheblich radioaktiv kontaminierten und akti
vierten Fremdkörper am Boden des Reaktordruckbehälters sam
meln und dann entsorgt werden können.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand einer
Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 in schematischer Darstellung eine Lademaschine über
einem geöffneten, aufgeschnittenen Reaktordruckbe
hälter und
Fig. 2 einen Schnitt durch eine in Arbeitsstellung gebrach
te Spülhaube.
Einander entsprechende Teile haben in beiden FIG gleiche Be
zugszeichen.
Ein zur Revision geöffneter, im Schnitt gezeigter Reaktor
druckbehälter 1 ist in einem Wasserbecken angeordnet, das bis
zu einem Pegel 2 mit Kühlflüssigkeit geflutet ist, so daß
über dem Reaktordruckbehälter 1 mehr als 10 m Wasser stehen
und die Strahlung des Reaktorkerns nach oben abschirmen. Über
dem Pegel 2 ist auf einer nicht dargestellten, umlaufenden
Rampe eine Brücke 3 vorgesehen, auf der eine Lademaschine 4
mit einem teleskopierbaren Mast 5 verfahrbar ist. Dort ist
auch eine Pumpe 4a installiert.
Am unteren Ende des Mastes 5 hängt eine Spülhaube 6 zur Ab
deckung einer Anzahl von durch Rückspülung zu säubernden
Brennelementen 7, die innerhalb des Reaktordruckbehälters 1
auf einem unteren Brennelement-Gitter 8 stehen. Jedes in ei
nem Reaktorkern befindliche Brennelement 7 ist von einem
Brennelement-Kasten 15 umgeben, der die nur andeutungsweise
in Fig. 2 erkennbaren Brennstäbe 16 umfaßt.
Jeder Brennelement-Kasten 15 bildet einen oben und unten of
fenen Kanal, in dem im Betrieb ein Kühlmittel von unten nach
oben strömt. Die in der gezeigten Stellung durch die Spül
haube 6 abgedeckten Brennelemente 7 sind durch Schnittdar
stellung mit Schraffur besonders hervorgehoben. Die Spülhaube
6 hat einen quadratischen Querschnitt und ist auf Oberkanten
von Blechleisten 10 eines oberen Kerngerüsts dichtend aufge
setzt, wobei beim Ausführungsbeispiel zwei x zwei Brennele
mente 7 überdeckt sind, die zusammen jeweils eine sogenannte
Kernzelle 12 bilden.
Die Spülhaube 6 trägt auf ihrer verstärkt ausgeführten Deck
wand einen Anschlagbügel 9, dessen Abmessungen denen von
Brennelement-Kopfbügeln 11 oder dem Anschlußflansch eines an
den Teleskopmast 5 derart ankuppelbaren Brennelement-Greifers
entsprechen, daß wahlweise der Brennelement-Greifer oder der
Anschlagbügel mit derselben Anschlageinrichtung am Mast 5
einsetzbar (insbesondere am Mast anschraubbar) ist. Neben dem
Anschlagbügel 9 ist in die Decke der Spülhaube 6 mindestens
ein Anschlußstutzen 13 eingelassen, durch den ein Spülmittel
14 - vorzugsweise Wasser oder boriertes Wasser - von der
Pumpe 4a in das Innere der Spülhaube gefördert wird.
Da die Spülhaube 6 auf der Oberkante des oberen Kerngerüsts
aufliegt, kann das durch den Anschlußstutzen 13 in die Kammer
der Spülhaube 6 zugeführte Spülmittel 14 zum Großteil entlang
der lediglich angedeuteten Brennstäbe durch den Brennelement-
Kasten 15 nach unten abfließen. Ein geringer Teil des Spül
mittels fließt durch zwischen dem Kerngitter und den Brenn
element-Kästen 15 sowie zwischen Brennelement-Kästen 15 ge
bildete Spalten ungenutzt im Bypass an den Brennelementen 7
vorbei. Infolge der verhältnismäßig engen Kanäle zwischen den
einzelnen Brennstäben 16 innerhalb der Brennelement-Kästen
15 erreicht das Spülmittel 14 hohe Strömungsgeschwindigkei
ten, so daß schon volumenmäßig kleine Fremdkörper - bei
spielsweise von Metallbürsten abgebrochene Borsten, Folien
stückchen oder Metallspänchen - durch Turbulenzen in der
Strömung von den Brennstäben 15 abgelöst und nach unten aus
dem Brennelement 7 hinaus gespült werden.
Um auch in Zwickeln oder engen Schlitzen eingeklemmte Fremd
körper zu lösen, wird die Strömungsgeschwindigkeit - vorzugs
weise rhythmisch - variiert, so daß der Spülmittelstrom pul
siert und praktisch alle Fremdkörper löst. Die Pulsation
sorgt vor allem auch dafür, daß die Fremdkörper durch eine
als Filter wirkende Abscheidestruktur am unteren Brennele
ment-Gitter 8 hindurch gelangen.
Zur Kontrolle der Rückspülvorgänge werden die in den einzel
nen Brennelementen 7 auftretenden Strömungswiderstände durch
nicht näher dargestellte Einrichtungen erfaßt und schriftlich
oder elektronisch dokumentiert.
Die Fremdkörper sinken dann in dem Bereich unterhalb des un
teren Brennelement-Gitters 8 auf die Bodenkalotte des Reak
tordruckbehälters 1 und bleiben dort in dem praktisch still
stehenden Spülmittel 14 liegen, bis sie bei einem vollständi
gen Ausbau des Reaktorkerns mit Hilfe eines Unterwasserstaub
saugers aus dem Reaktordruckbehälter 1 entfernt werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren und die zu dessen Durchführung
angegebene erfindungsgemäße Vorrichtung sind für alle Brenn
elemente anwendbar, die einen Brennelement-Kasten aufweisen
oder vorübergehend mit einer Hülle versehen sind. Dieses Ver
fahren ist daher nicht auf sowieso mit Brennelement-Kästen in
Form von Hüllen versehene Brennelemente von Siedewasser-Reak
toren beschränkt.