DE19912477A1 - Transdermales therapeutisches System und Verfahren zu seiner Herstellung - Google Patents
Transdermales therapeutisches System und Verfahren zu seiner HerstellungInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein transdermales therapeutisches System (TTS), das als wesentliche Merkmale eine der Haut abgewandte, für den Wirkstoff undurchlässige Rückschicht, mindestens ein Wirkstoffdepot, eine Matrix, die mit dem Wirkstoffdepot in Verbindung steht und die Abgabe des Wirkstoffs steuert, und eine haftklebende Fixierungseinrichtung für das therapeutische System auf der Haut enthält, wobei das Depot und/oder die Matrix noch Stützmaterialien aus Papier enthalten. DOLLAR A Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zu dessen Herstellung und dessen Verwendung.
Description
Die Erfindung betrifft ein transdermales therapeutisches System (TTS) und Verfahren
zu seiner Herstellung.
Therapeutische Systeme zur transdermalen Verabreichung von Arzneimitteln, wie
Nikotin, Nitroglycerin, Sexualhormonen, Scopolamin, Fentanyl sind bekannt.
Geeignete Systeme sind z. B. in der Internationalen Anmeldung DE 87/00 372 (WO
88/01 516) beschrieben. Derartige Systeme enthalten als wesentliche Merkmale eine
der Haut abgewandte und für den Wirkstoff undurchlässige Rückschicht, mindestens
ein Wirkstoffdepot, eine Wirkstoffverteilungseinrichtung, die mit dem Wirkstoffdepot in
Verbindung steht, eine Steuereinrichtung, die die Abgabe des Wirkstoffs durch das
System steuert, und eine haftklebende Fixierungseinrichtung für das therapeutische
System auf der Haut. Dabei kann die Wirkstoffverteilungseinrichtung mit der
Steuereinrichtung zu einer Reservoirmatrix kombiniert sein, die eine oder mehrere
räumlich definiert zueinander angeordnete, diskrete Wirkstoffdepots mit einer
höheren Wirkstoffkonzentration als in der Reservoirmatrix aufweist.
In der WO 88/01 516 ist angegeben, daß das Depot auch inerte Hilfsstoffe aufweisen
kann wie Stützmaterialien, welche das Wirkstoffdepot gegenüber Druck- und Zug-
Anwendung unempfindlich machen, sowie Trägerstoffe. Das Stützmaterial kann nach
der US-PS 5,820,876 als inerter Hilfsstoff ein planares Gewebe (Stützgewebe) sein,
durch das die Verteilung des Wirkstoffs innerhalb des Depots bewirkt und gefördert
wird. Eine spezielle Ausführungsform ist auch in der Fig. 5 beider Druckschriften
offenbart, wonach sich auf einer Rückschicht eine Klebstoffschicht befindet, auf der der
Wirkstoff, ggf. mit Hilfsstoffen, wie Material zum Erleichtern der Verarbeitbarkeit des
Wirkstoffs, oder Trägermaterialien, wie Geweben versehen ist. Das Stützgewebe kann
auch als Vlies vorliegen. Als geeignet sind in den Beispielen Vliesstoffe (Fasergemisch
Zellwolle/Baumwolle 50 : 50 mit einem Flächengewicht von 80 g/m2, Paratex II/80 der
Firma Lohmann GmbH & Co. KG bzw. Fasergemisch Zellwolle/Baumwolle 70 : 30 mit
einem Flächengewicht von 40 g/m2, Paratex III/40 der Firma Lohmann GmbH & Co.
KG) offenbart. In beiden Beispielen heißt es erläuternd, daß der Vliesstoff als
Stützgewebe bzw. zur Unterstützung der gleichmäßigen Verteilung des Nikotins als
inerter Hilfsstoff im Sinne der Beschreibungseinleitung wirkt.
Eine andere Form eines transdermalen therapeutischen Systems wird in der US-PS
4,597,961 beschrieben. Danach wird die Abgabe des Wirkstoffs in der Regel durch
eine mikroporöse Membran gesteuert. Bei der Beschreibung der Fig. 2 wird
erwähnt, daß das Reservoir 114 ein geeignetes absorbierendes Material 122
enthalte, wie einen Schwamm oder Baumwolle, auf dem die gewünschte Menge an
flüssigem Nikotin absorbiert sei. Ergänzend wird im Beispiel 4 ausgeführt, das
Reservoir 114 enthalte eine dichte Matrix eines inerten faserigen oder porösen
Materials, wie Baumwolle, um einen Verlust von Nikotin zu vermeiden. Der Begriff
"Matrix" wird hier jedoch für einen gänzlich anderen technischen Gegenstand
gebraucht als in der WO 88/01 516 und der US-PS 5,820,876.
Bekannt ist ferner aus der US-PS 4,915,950 ein TTS für Nikotin, bei dem sich eine
Depotschicht (13) zwischen einer als Steuereinrichtung wirkenden Klebstoffschicht
(14) und einem Verankerungskleber (12) befindet. Die Wirkstoffdepotschicht kann
aus Vlies, z. B. Polyester, Polyethylen, Polypropylen, Polyamiden, Viskose (Rayon)
oder Baumwolle und insbesondere aus 100%-igem Polyestervlies bestehen. Die
Verwendung von Papier wird hierin weder beschrieben noch dadurch nahegelegt.
Es wurde nun gefunden, daß man TTS mit gegenüber dem bekannten Stand der
Technik erheblich verbesserter Qualität erhält, wenn man an Stelle der bekannten
Stützmaterialien, insbesondere auch Geweben wie Vlies, als Trägerstoff Papier
verwendet. Papier unterscheidet sich grundsätzlich von Geweben einschließlich
Vliesstoffen dadurch, daß in ihm die Cellulosefasern zu einer dünnen Schicht durch
Verfestigung verbunden sind. Im Papier beruht der Zusammenhalt der Fasern,
abgesehen von der mechanischen Haftung und dem Verhaken der Fasern, auf
chemischen Bindungen (Wasserstoffbrücken), die sich bei der Papierherstellung
zwischen den Hydroxylgruppen der Cellulosemoleküle ausbilden. Diese chemische
Bindung ist so stark, daß Papier in der Zugfestigkeit sogar gewöhnlichen Baustahl
übertreffen kann (RM Consult Papiermaschinen Info - http: //home.t-
online.de/home/rm.consultlrm-info.htm vom 17.11.1998). Papier hat darüber hinaus
den Vorteil, daß es ein hohes Flüssigphasenaufnahmevermögen besitzt, das sich
nach DIN ISO 8787 durch die Saughöhe kennzeichnen läßt. So wurde für Papier mit
einem Flächengewicht von 26 g/m2 eine Saughöhe in Längsrichtung von 146
mm/10 min und in Querrichtung von 143 mm/10 min gemessen gegenüber Werten
von ca. 110 und 80 mm/10 min bei dem obengenannten Vliesstoff Paratex III/40,
wobei im Reihenversuch die Werte für den Vliesstoff sehr stark streuten. Papier
enthält in der Regel kein Bindemittel, so daß Unverträglichkeiten zwischen Wirkstoff
und Bindemittel nicht auftreten können.
Gegenstand der Erfindung ist also ein transdermales therapeutisches System,
enthaltend als wesentliche Merkmale
- a) eine der Haut abgewandte, für den Wirkstoff undurchlässige Rückschicht,
- b) mindestens ein Wirkstoffdepot,
- c) eine Matrix, die mit dem Wirkstoffdepot in Verbindung steht und die Abgabe des Wirkstoffs steuert, und
- d) eine haftklebende Fixierungseinrichtung für das therapeutische System auf der Haut,
wobei das Depot und/oder die Matrix noch Stützmaterialien enthalten,
das dadurch gekennzeichnet ist, daß das Stützmaterial aus Papier besteht.
Die erfindungsgemäße Verwendung von Papier als Stützmaterial und inertem
Hilfsstoff hat mehrere Vorteile. Bei der Verwendung von Geweben, wie Vliesen, tritt
trotz guter Dosiertechnik immer noch eine gewisse Streuung der auf das einzelne
TTS übertragenen Wirkstoffmenge auf. Beispielsweise wurde festgestellt, daß die auf
die einzelnen TTS verbrachten Nikotinmengen bei Verwendung eines Vlieses
(Fasergemisch Zellwolle/Baumwolle 70 : 30, Flächengewicht 40 g/m2) eine Streuung
von etwa 4% aufweisen. Verwendet man stattdessen erfindungsgemäß Papier, ist
die Streuung erheblich geringer; sie liegt dann je nach Flächengewicht des Papieres
deutlich unter 2%, z. B. bei einem Papier mit einem Flächengewicht von 23 g/m2
unter 1,9% und bei einem Papier mit einem Flächengewicht von 26 g/m2 sogar unter
1,2%. Bevorzugt sind Papiere mit einem Flächengewicht von 9 bis 60, vorzugsweise
15 bis 40 und insbesondere 20 bis 35 g/m2.
Die erfindungsgemäße Verwendung von Papier als Stützmaterial in TTS hat jedoch
nicht nur für die Gleichförmigkeit der hergestellten TTS Bedeutung, sondern auch für
die verfahrenstechnische Herstellung. Nach einem bekannten Verfahren wird eine
definierte Menge des Wirkstoffs mit einem Tampon auf das Stützmaterial übertragen.
Es liegt in der Natur der Sache, daß dabei eine gewisse Menge des Stützmaterials
vom Tampon abgerieben und bei dem Ablösen des Tampons vom Stützmaterial
mitgerissen wird. Dies macht es erforderlich, daß der Tampon in gewissen
Abständen gereinigt und damit das Herstellungsverfahren unterbrochen werden
muß. Bei der erfindungsgemäßen Verwendung von Papier ist der Abrieb deutlich
geringer, was dadurch erklärt werden kann, daß die Papierfasern miteinander fester
verbunden sind als beispielsweise die Fasern in einem Vlies oder anderem Gewebe.
Bekanntlich gibt jedes Gewebe faserige Anteile ab. Durch die erfindungsgemäße
Verwendung von Papier wird es nun ermöglicht, daß die Funktionsfähigkeit des
Tampons mindestens um das 10-fache, in der Regel sogar um das 50-100-fache
verlängert wird, so daß dessen Reinigung und damit eine Unterbrechung des
Herstellungsprozesses weit seltener notwendig werden.
Erfindungsgemäße TTS können in verschiedener Weise ausgebildet sein. Geeignete
Ausgestaltungen sind in den anliegenden Fig. 1 und 2 wiedergegeben, wobei
auch weitere Ausführungsformen möglich sind, z. B. wie sie in der Internationalen
Anmeldung WO 88/01 516 wiedergegeben sind. Nach den Fig. 1 und 2 bestehen
die TTS aus einer Rückschicht (10), einer Reservoirmatrix (12), einem oder
mehreren Depots (14) und einer Fixierungseinrichtung (16), die noch mit einer
Schutzfolie versehen ist, die vor der Verabreichung abgezogen wird, so daß das
System dann auf die Haut (18) angebracht wird. Die Schutzfolie soll naturgemäß
ebenfalls für den Wirkstoff undurchlässig sein.
Für die Rückschicht, die Reservoirmatrix, die Fixierungseinrichtung und die
Schutzfolien werden dem Fachmann bekannte Materialien verwendet.
Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Verfahren zur verbesserten Herstellung von
transdermalen therapeutischen Systemen mit verminderter Streuung der
aufgetragenen Wirkstoffmengen, das dadurch gekennzeichnet ist, daß der Wirkstoff
in üblicher Weise mittels eines Tampons auf ein Stützmaterial aufgetragen wird, das
aus Papier besteht. Nach einer bevorzugten Ausführungsform wird durch die
erfindungsgemäße Arbeitsweise eine Streuung (relative Standardabweichung) der
aufgetragenen Wirkstoffmenge von weniger als 2%, insbesondere unter 1,2%
erreicht.
Gegenstand der Erfindung ist schließlich auch die Verwendung von Papier als
Stütz- und Verteilungsmedium in transdermalen therapeutischen Systemen.
Die erfindungsgemäßen Systeme eignen sich grundsätzlich für alle der trans
dermalen Verabreichung zugänglichen Wirkstoffe. Insbesondere seien außer den
oben erwähnten noch genannt Lidocain, Diphenylhydraminhydrochlorid, Salbutamol,
5-Fluoruracil und als Sexualhormon das Oestradiol sowie Gestagene wie
Norethindronacetat, Levonorgestrel.
Es wird zunächst eine Haftklebermasse HS hergestellt durch Homogenisieren von
- a) 933 g eines Handelsproduktes (®Durotak 387-2516 der Fa. National Starch and Chemical, Zutphen, Niederlande - das ist eine 40%ige Lösung eines selbstver netzenden Acrylatpolymeren auf Basis von 2-Ethylhexylacrylat, Vinylacetat, Acrylsäure und Titanchelatester in einem Lösungsmittelgemisch aus Essigsäure ethylester, Ethanol, Heptan und Methanol) mit
- b) 8 g eines Triglycerids fraktionierter Kokosfettsäuren (C8-C10; ®Miglyol 812 der Fa. Hüls AG, Witten, Deutschland).
Daneben werden 6210 g ®Durotak 387-2516, 553 g Essigsäureethylester und 311 g
Ethanol mit 66 g des zuvor genannten Triglyerids sowie 626 g eines Acrylharzes aus
Dimethylaminoethylmethacrylat und neutralen Methacrylsäureestern (®Eudragit E 100
der Fa. Röhm-Pharma, Darmstadt, Deutschland) versetzt und homogenisiert
(Klebermasse MS).
Daneben werden 72 g ®Eudragit E 100 in 101 g Nikotin eingetragen und darin
gelöst. Es resultiert die Wirkstoffzubereitung.
Die Haftklebermasse HS wird so auf eine abhäsiv ausgerüstete Schutzschicht (A)
aufgetragen, daß nach Abdampfen der Lösemittel eine Haftkleberschicht mit einem
Flächengewicht von 40 g/m2 gebildet wird.
Die Klebermasse MS wird so auf eine andere abhäsiv ausgerüstete Schutzschicht (B)
aufgetragen, daß nach Abdampfen der Lösemittel ein Film mit einem Flächengewicht
von 220 g/m2 entsteht. Dieser Film wird auf die auf der Schutzschicht (A) aufgebrachte
Haftkleberschicht aufkaschiert. Es resultiert die Unterbahn.
In einem weiteren Beschichtungsgang wird die Klebermasse MS so auf eine weitere
abhäsiv ausgerüstete Schutzschicht (C) aufgetragen, daß nach Abdampfen der
Lösemittel ein Film mit einem Flächengewicht von 110 g/m2 entsteht, auf den die für
den Wirkstoff undurchlässige Rückschicht aufkaschiert wird. Es wird dabei die
Oberbahn gebildet.
Nach dem Abziehen der abhäsiv ausgerüsteten Schutzschicht (B) von der Unterbahn
werden Ronden aus einem Vliesstoff (Fasergemisch Zellwolle/Baumwolle 70 : 30 -
Flächengewicht 40 g/m2) bzw. Papier (26 bzw. 23 g/m2) mittig positioniert.
Anschließend wird die Wirkstoffzubereitung auf die Vliesstoff- bzw. die Papierronden
dosiert.
Die Oberbahn wird nach Abziehen der abhäsiv ausgerüsteten Schutzschicht (C) auf
die Unterbahn (ausgerüstet mit Vliesstoff- bzw. Papierronden und dotiert mit
Wirkstoffzubereitung) aufkaschiert, und es werden transdermale therapeutische
Systeme ausgestanzt. Das Ergebnis ist in der Tabelle wiedergegeben.
Wie die Tabelle zeigt, können bei der Verwendung von Vliesstoff lediglich 1200
transdermale therapeutische Systeme gefertigt werden. Danach ist eine Reinigung
der Wirkstoffübertragungseinheit (Tampon) erforderlich. Dagegen lassen sich bei
Einsatz von Papier mehr als 100 000 transdermale therapeutische Systeme fertigen,
ohne daß es zu einem Maschinenstillstand aufgrund einer erforderlich werdenden
Reinigung kommen muß.
Entsprechend Beispiel 1 wurden transdermale therapeutische Systeme hergestellt
und die Dosiergenauigkeit bestimmt.
Es wurde bestimmt, wieviel Nikotin die einzelnen transdermalen therapeutischen
Systeme enthielten und die Ergebnisse statistisch ausgewertet. Dabei zeigte sich,
daß transdermale therapeutische Systeme, die unter Verwendung von Papier
hergestellt wurden, eine deutlich geringere relative Standardabweichung S-rel(%))
aufwiesen (siehe Diagramm (1)).
Claims (6)
1. Transdermales therapeutisches System, enthaltend als wesentliche Merkmale
- a) eine der Haut abgewandte, für den Wirkstoff undurchlässige Rückschicht,
- b) mindestens ein Wirkstoffdepot,
- c) eine Matrix, die mit dem Wirkstoffdepot in Verbindung steht und die Abgabe des Wirkstoffs steuert, und
- d) eine haftklebende Fixierungseinrichtung für das therapeutische System auf der Haut,
2. Transdermales therapeutisches System nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Wirkstoff ein oder mehrere Sexualhormone, Nitroglycerin,
Scopolamin, insbesondere aber Nikotin oder eine Kombination von Sexualhormonen
ist.
3. Verfahren zur verbesserten Herstellung von transdermalen therapeutischen
Systemen mit verminderter Streuung der aufgetragenen Wirkstoffmengen, dadurch
gekennzeichnet, daß der Wirkstoff in üblicher Weise mittels eines Tampons auf ein
Stützmaterial aufgetragen wird, das aus Papier besteht.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Streuung der
aufgetragenen Wirkstoffmenge unter 2%, insbesondere unter 1,2% liegt.
5. Ausführungsform nach einem oder mehreren der Ansprüche 1-4, dadurch
gekennzeichnet, daß das Papier ein Flächengewicht von 9-60, vorzugsweise
15-40, insbesondere 20-35 g/m2 hat.
6. Verwendung von Papier als Stütz- und Verteilungsmedium in transdermalen
therapeutischen Systemen.
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