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Gegenstand der Erfindung ist eine
potentialgesteuerte Chromatographiesäule und ein Verfahren zur chromatographischen
Trennung von geladenen, polaren oder polarisierbaren Teilchen mittels
dieser Chromatographiesäule.
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Es sind bereits zahlreiche chromatographische
Verfahren zur Auftrennung von Stoffgemischen sowie zur Gewinnung
hochreiner Substanzen bekannt. Grundlage aller Trennungen ist dabei
die unterschiedliche Verteilung der zu trennenden Substanzen zwischen
einer stationären
und einer mobilen Phase.
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Ein besonders breites Anwendungsgebiet hat
die Trenntechnik der Säulenflüssigkeits-Chromatographie
(LC) mit ihrer Weiterentwicklung zur Hockdruck- bzw. Hochleistungsflüssigkeit-Chromatographie
(HPLC) gefunden. So ist die HPLC aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit
und einfachen Handhabbarkeit aus vielen Bereichen der Chemie nicht
mehr wegzudenken, etwa bei der Reinheitskontrolle von Industrie und
Pharmaprodukten oder bei der Analytik im Klinik- und Umweltbereich.
Aber auch die präparative
Säulenflüssigkeits-Chromatographie
zur Isolierung und Reinigung von wertvollen Substanzen findet in
der Biotechnologie und der Biochemie zunehmende Anwendung, da bei
vielen Problemen nur die chromatographische Aufarbeitung zur reinen
Produkten führt.
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Bei chromatographischen Trennverfahren werden
verschiedene physikalisch-chemische Vorgänge wirksam. Hauptsächlich sind
dies die Adsorption an der Oberfläche einer festen stationären Phase und
die Verteilung zwischen zwei nicht mischbaren flüssigen Phasen. Außerdem spielen
Siebeffekte (Trennung nach der Molekülgröße), Ionenaustauschvorgänge und
selektive Bindungen, die auf Strukturbeziehungen zwischen stationärer Phase
und zu trennenden Stoffen beruhen, eine wichtige Rolle.
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Aus der internationalen Anmeldung
WO 89/07265 ist ein als stationäre
Phase in der Chromatographie einsetzbares Material bekannt, das
aus einem chemisch inerten Substrat besteht, welches mit elektrisch
leitenden Polymeren beschichtet ist. Dieses Material kann in elektrochemischen
Chromatographiesäulen
eingesetzt und zu elektrochemisch kontrollierten Stofftrennungen
verwendet werden. Die chemischen Eigenschaften des zur Beschichtung verwendeten
leitfähigen
Polymeren werden dabei allerdings durch das Anliegen eines Potentials
verändert.
Beim Einsatz einer derartigen Chromatographiesäule für Stofftrennungen muss berücksichtigt werden,
dass das Polymer durch Oxidations- und Reduktionsvorgänge seine
Eigenschaften verändert und
an Leitfähigkeit
verliert. Dadurch werden saubere Stofftrennungen beeinträchtigt.
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In der Veröffentlichung von J.H. Strohl
et al. in Analytical Chemistry, Vol. 44, No. 13, 1972, Seiten 2166
bis 2170 wird eine Chromatographiesäule beschrieben, die mit einem
Potential beaufschlagt wird und deren stationäre Phase aus einem elektrisch
leitfähigen
Material, nämlich
Graphit, besteht. Diese Säule
wird zur elektrochromatographischen Trennung von unterschiedlichen
Chinonen eingesetzt. Die mit einer derartigen Säule durchgeführten Trennungen
sind jedoch mit einem sehr hohen Zeitaufwand verbunden.
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Unter den bisher bekannten Trennverfahren hat
die Ionenaustausch-Chromatographie eine besondere Bedeutung. Hierbei
werden Moleküle
in der mobilen Phase mit ionischen Gruppen, die auf der Oberfläche der
stationären
Phase verankert sind, in Wechselwirkung gebracht. Dabei bilden sich
je nach Art der immobilisierten Ladungsträger (zum Beispiel Sulfonsäuregruppen
bei Kationenaustauschern oder quartäre Ammoniumgruppen bei Anionenaustauschern)
unterschiedliche Ionenpaare an der Oberfläche der stationären Phase,
wodurch es zu einer Trennung von Molekülen mit positiver und negativer
Eigenladung kommt. Zur Auflösung
der gebildeten Ionenpaare und der damit verbundenen Elution der festgehaltenen
Moleküle
sind Veränderungen
der mobilen Phase bezüglich
des pH-Wertes oder der Ionenstärke
erforderlich, wodurch empfindliche Substanzen Schaden nehmen können. Denn
das Haupteinsatzgebiet der Ionenaustausch-Chromatographie im Bereich
der Biotechnologie ist die Trennung von Biomolekülen wie Aminosäuren, Peptiden
oder Proteinen und die Aufreinigung von Enzymen. Hinzu kommt, dass
die auf einer Säulenfüllung erreichbare Ladungsdichte
durch die nur begrenzt vorhandenen ionischen Ladungsträger der
Austauschermatrix limitiert ist und dass die immobilisierten Ladungsträger ausbluten
oder durch Konkurrenzreaktionen inaktiviert werden können. Es
stellte sich deshalb die Aufgabe, ein neues Chromatographieverfahren
zu entwickeln, das die genannten Nachteile nicht aufweist.
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Diese Forderungen werden von einem
Verfahren zur chromatographischen Trennung von geladenen, polaren
oder polarisierbaren Teilchen mittels einer potential gesteuerten
Chromatographiesäule erfüllt, die
von einer mobilen Phase durchströmt
wird, wobei die Teilchen durch Anlegung eines positiven oder negativen
Potentials an der Oberfläche
der stationären
Phase adsorbiert oder retardiert werden und die Chromatographiesäule nach
einer für
das jeweilige Teilchen charakteristischen Retentionszeit zusammen
mit der mobilen Phase verlassen oder nach Potentialänderung
aus der Säule
eluiert werden.
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Kernstück dieses Verfahrens ist die
potential gesteuerte Chromatographiesäule, deren stationäre Phase
aus einer Festbettelektrode aus Glaskohlenstoff-Partikeln besteht und die ein elektrochemisches Potential
aufweist, das über
eine externe Spannungsquelle steuerbar ist.
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Im Gegensatz zur Elektro-Chromatographie, die
elektrophoretische und chromatographische Trennprinzipien kombiniert,
wird hier kein elektrisches Feld entlang der Trennstrecke angelegt,
um die Wanderungsgeschwindigkeit geladener Teilchen zu beeinflussen,
sondern die stationäre
Phase selbst fungiert als Elektrode, deren Ladungszustand die elektrosorptiven
Wechselwirkungen mit den zu trennenden Molekülen beeinflusst. Dabei erfolgt
erfindungsgemäß die Auftrennung
der Moleküle
aus einem Substanzgemisch nach einem ähnlichen Prinzip wie bei der
Ionenaustausch-Chromatographie. Ähnlich
wie bei der konventionellen Ionenaustausch-Chromatographie erfolgt
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
die Auftrennung eines Substanzgemisches anhand der unterschiedlichen
Ladung oder Polarisierbarkeit der Einzelmoleküle. Im Gegensatz zur Ionenaustausch-Chromatographie sind
jedoch nicht fixe ionische Gruppen die Ladungsträger auf der stationären Phase,
sondern die gesamte Oberfläche
der elektrisch leitfähigen
Säulenmatrix kann
mit positiven oder negativen Eigenladungen belegt werden und so
mit den zu trennenden Molekülen in
Wechselwirkung treten.
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Die Realisierung dieses Trennverfahrens
erfolgt über
die Nutzung der elektrochemischen 3-Elektroden-Anordnung als Chromatographiesäule, d.h. eine
Festbettelektrode (Partikelschüttung)
bildet die stationäre
Phase im Chromatographiesystem, die von der mobilen Phase, sprich
dem Elektrolyten durchströmt
wird. Über
die im Laufmittel ebenfalls vorhandene Gegen- oder Bezugselektrode
kann das Potential der stationären
Phase (Arbeitselektrode) beeinflusst und gemessen werden.
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1 zeigt
eine schematische Darstellung der verwendeten Chromatographiesäule.
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2 zeigt
eine schematische Darstellung des potentialgesteuerten Chromatographie-Verfahrens
mit elektrisch leitfähigen
stationären
Phasen.
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3 und 4 zeigen Chromatogramme eines äquimolaren
Fumarsäure/Crotonsäure/Maleinsäure-Gemisches
bei unterschiedlichen Potentialvorgaben der stationären Phase.
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Die in 1 dargestellte
potentialgesteuerte Chromatographiesäule besteht aus zwei Acrylglasplatten
(10) und einer mittleren Edelstahlplatte (11),
die durch Schrauben miteinander verbunden und gegeneinander abgedichtet
sind. Die beiden äußeren Platten
haben rechteckige Aussparungen, die als Gegenelektrodenraum dienen.
Die Gegenelektroden (8) sind platinierte Titangitter, die
durch Kationenaustauschermembranen von der Arbeitselektrode (stationäre Phase)
getrennt sind. Die Referenzelektrode (4) (Ag/AgCl/sat.KCl)
dient zur Kontrolle der angelegten Potentiale und ist über eine
Elektrolytbrücke
(5) mit der Gegenelektrode verbunden. Die mittlere Edelstahlplatte
ist durchgängig
ausgefräst.
Diese Ausfräsung
bildet den Hohlraum (etwa 10 cm3), in den
die stationäre
Phase eingebracht wird. Das untere Edelstahlfitting (12)
dient zur elektrischen Kontaktierung der Edelstahlplatte und somit
der Festbettelektrode. Die Herstellung der Säulenpackung erfolgt mit Hilfe
einer Füllvorrichtung,
in die eine Suspension von Glaskohlenstoffpartikeln eingebracht
und mittels einer HPLC-Pumpe in die Säulenkammer gepresst und dort
zur Säulenpackung
verdichtet wird. Die so gefüllte
Säule wird
schließlich
als 3-Elektroden-Anordnung mit einem Potentiostaten verbunden und
in ein HPLC-System eingebaut.
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Der eigentliche Trennvorgang des
Molekülgemisches
ist in 2 schematisiert dargestellt.
Der Zustand (A) zeigt die Ausgangssituation an. Wenn die mobile
Phase auf die Säule
gegeben wird, findet der eigentliche Trennvorgang (B) statt, bei
dem die Säulenpackung über eine
externe Spannungsquelle mit einer positiven Oberflächenladung
belegt wird. Aus dem ankommenden Molekülgemisch werden demzufolge
Moleküle
mit positiver Überschussladung
von der Packungsoberfläche
abgestoßen
und verlassen die Trennstrecke ansonsten ungehindert mit dem Laufmittel.
Moleküle
mit negativer Überschussladung
hingegen werden von der entgegengesetzt geladenen Packungsoberfläche angezogen und
reichern sich dort an. Hierbei kommt es im Gegensatz zur Ionenaustausch-Chromatographie
nicht zur Ausbildung von Ionenpaaren, sondern es findet, ähnlich wie
bei der Adsorptions-Chromatographie, eine Adsorption (Elektrosorption)
an der Packungsoberfläche
statt. Die Desorption der gebundenen Moleküle erfolgt schließlich durch
einfache Veränderung des
Oberflächenpotentials
der Säulenpackung.
Dabei kann die Veränderung
des Potentials entweder kontinuierlich in Form eines Potentialgradienten
erfolgen oder durch einen Potentialsprung erreicht werden. Das auf
die Chromatographiesäule
gelegte Potential wird im allgemeinen zwischen –600 bis +800 mV betragen.
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Das erfindungsgemäße Verfahren bietet also im
Gegensatz zu allen bisher gewonnenen chromatographischen Trenntechniken
die Möglichkeit,
gezielt die für
den Trennvorgang verantwortlichen Eigenschaften der stationären Phase
vor und auch während
der Trennung zu beeinflussen. Da die gesamte Oberfläche der
stationären
Phase der Festbettelektrode polarisiert werden kann, steht sie auch vollständig zur
Anlagerung von Molekülen
zur Verfügung.
Das bei Ionenaustausch bekannte Problem des Ausblutens immobilisierter
Ladungsträger
sowie die ungewollte Inaktivierung durch Konkurrenzreaktionen besteht
hier nicht. Außerdem
bietet der steuerbare Ladungszustand der stationären Phase die Möglichkeit,
mit ein und derselben Säule
sowohl Anionen als auch Kationen anzureichern. Weiterhin erfolgt
die Desorption durch Veränderung
des Säulenpotentials
und nicht durch Veränderung
des Laufmittels. Das bedeutet nicht nur Zeit- und Kostenersparnis,
sondern es lassen sich schonende Desorptionsbedingungen realisieren,
was gerade für
biologische Produkte von großer
Bedeutung ist. Einen zusätzlichen
Vorteil bieten die physikalisch/chemischen Eigenschaften des Packungsmaterials
der Festbettelektrode, die aus Glaskohlenstoff-Partikeln besteht. Partikel aus Glaskohlenstoff
sind weitgehend inert, dampfsterilisierbar und nicht kompressibel.
Die erfindungsgemäße potential
gesteuerte Chromatographiesäule
ermöglicht
somit eine neuartige chromatographische Trenntechnik auf der Basis
einer Festbettelektrode als stationärer Phase und kann als Ergänzung und
Alternative zur Ionenaustausch-Chromatographie sowohl zur analytischen
als auch zur präparativen
Trennung von geladenen, polaren oder polarisierbaren Teilchen, insbesondere
bei der Aufarbeitung von Bioprodukten wie Aminosäuren, Peptiden, Proteinen oder
Enzymen dienen.
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Die erfindungsgemäße Trenntechnik der elektrochemisch
kontrollierten Chromatographie stellt spezielle Anforderungen an
die stationären Phasen,
die von den gebräuchlichen
HPLC-Packungsmaterialien
wie Kieselgel, Aluminiumoxyd oder organischen Polymeren nicht erfüllt werden. Diese
Anforderungen bestehen vor allen in einer hohen elektronischen Leitfähigkeit
und elektrochemischer Reduktions- bzw. Oxidationsbeständigkeit über einen
möglichst
großen
Potentialbereich. Weitere physikalisch/chemische Voraussetzungen,
die die stationären
Phasen erfüllen
müssen,
sind chemische Inertheit, Dampfsterilisierbarkeit und Druckstabilität. Diese
Anforderungen können
am besten von Packungsmaterialien auf Kohlenstoffbasis, aber auch von
Metallpartikeln erfüllt
werden. Als stationäre
Phase haben sich für
das erfindungsgemäße Verfahren Glaskohlenstoffkugeln,
Handelsname Sigradur®G, als besonders geeignet
erwiesen, die alle genannten Bedingungen erfüllen. Im Gegensatz dazu sind
Edelstahlpartikel ungeeignet, da sich trotz guter Leitfähigkeit
des Grundmaterials zeigte, dass der Kontaktwiderstand der Partikel
untereinander zu groß ist,
um sie als Festbettelektrode zu nutzen. Auch Aktivkohlekugeln erwiesen
sich als ungeeignet, da sie unabhängig vom angelegten Potential
zur unspezifischen Adsorption der Probensubstanzen neigen. Geeignet sind
der Petrolkoks und -verschiedene handelsübliche Varianten des Glaskohlenstoffes
Sigradur®,
die eine Korngrößenverteilung
von 10 bis 20 um aufweisen. Mit diesen Materialien als stationärer Phase konnte
der Einfluss des Potentials auf die Retention von Probesubstanzen
nachgewiesen werden. Dabei wurde für die Retention der Testsubstanzen
auf die stationäre
Phase ein Potential zwischen –600
und +800 mV (gemessen mit einer Ag/AgCl-Referenzelektrode) gelegt,
da aufgrund elektrochemischer Vorversuche zu erwarten war, dass
innerhalb dieses Potentialbereiches keine oxidativen oder reduktiven Veränderungen
sowohl der Probesubstanzen als auch des Kohlenstoff-Festbettes auftreten.
Für die
im folenden dargestellten Versuche dient mit Helium begaster Phosphatpuffer
(pH = 7,5) als mobile Phase.
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Beispiel:
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Die in den 3 und 4 dargestellten
Chromatogramme zeigen am Beispiel eines 3-Komponenten-Gemisches
eine Trennmöglichkeit,
die durch das erfindungsgemäße Verfahren
geboten wird: Sowohl die stufenweise als auch die lineare Potentialveränderung
während
des Probendurchganges kann zur Optimierung der Trennung eingesetzt
werden.
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Am Beispiel eines äquimolaren
Gemisches von Crotonsäure,
Maleinsäure
und Fumarsäure
wird dabei der Einfluss des elektrochemischen Potentials der stationären Phase
auf die chromatographische Auflösung
der Säule
demonstriert.
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Dabei zeigt das
Chromatogramm
(A) in 3 die Trennung
beim Ruhepotential UR ≈ 80 mV.
Chromatogramm (B)
Start der Trennung +600 mV; nach 12 Minuten Potentialsprung auf –400 mV
Chromatogramm
(C) Start der Trennung bei +600 mV; nach 17 Minuten Potentialsprung
auf –400
mV
Chromatogramm (D) von 4:
Linearer Potential-Scan (1 mV/s) von +600 auf –400 mV,
Start bei Probenaufgabe
Chromatogramm (E) von 4: Linearer Potential-Scan (2 mV/s)
von +600 auf –400
mV, Start bei Probenaufgabe.
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Chromatogramm (A) von 3 zeigt den Durchgang des
Carbonsäuregemisches
ohne Anlegen eines äußeren Potentials.
Das Detektorsignal ergibt nur einen Peak, d.h. die drei Substanzen
haben annähernd
gleiche Kapazitätsfaktoren
und die Trennsäule
ist unter den gegebenen Bedingungen nicht in der Lage, das Gemisch
aufzutrennen. Startet man die Trennung jedoch bei einem Potential
von +600 mV (Chromatogramme (B) und (C)), so kann die Säule aufgrund
der nun unterschiedlichen k'-Werte
der Crotonsäure
und Maleinsäure
die beiden Verbindungen auftrennen. Die Fumarsäure bleibt auf der Säule zurück und kann
analog den Chromatogrammen (D) und (E) in 4 durch eine Potentialumkehr freigesetzt
werden.
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Diese Potentialumkehr kann aber aus
Gründen
der chromatographischen Auflösung
erst dann erfolgen, wenn das Detektorsignal des vorherigen Peaks
wieder annähernd
die Basislinie erreicht hat. Dies ist im Chromatogramm (B) (3) durchgeführt worden.
Hier erfolgte die Veränderung
des Potentials nach 12 Minuten. Es kommt zur Basislinientrennung
aller Substanzen. Da man aber durch den Potentialsprung nur Einfluss
auf die Retention der Furmarsäure
nehmen kann, ist bei gleichguter Auflösung eine Verkürzung der
Analysenzeit mit dieser Vorgehensweise nicht mehr möglich. Verwendet
man allerdings an Stelle des Potentialsprungs eine lineare Potentialverteilung
(Chromatogramme (D) und (E) von 4)
so zeigt sich, dass jetzt nicht nur die Fumarsäure beeinflusst wird, sondern
die Detektionspeaks insgesamt enger zusammengeschoben werden, was
sich positiv auf die Gesamtanalysenzeit auswirkt. Im Chromatogramm
(D), wo die Trennung mit einer Potentialveränderung von 1 mV/s durchgeführt wurde,
bleibt die chromatographische Auflösung trotz verkürzter Analysenzeit ähnlich gut
wie im Chromatogramm (B) von 3.
Bei der Potentialveränderungsgeschwindigkeit
im Chromatogramm (E) (2 mV/s) erreicht man ein weiteres Zusammenschieben
der Peaks, was sich allerdings durch eine zunehmende Überlappung
der einzelnen Peakflächen
negativ auf die Auflösung
der Trennsäule
auswirkt.
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Die aufgezeigten Beispiele verdeutlichen, dass
die lineare Potentialveränderung
eine zusätzliche
Möglichkeit
für die
Trennungsoptimierung innerhalb der elektrochemischen beeinflussten
Chromatographie darstellt.
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Die vorstehend beschriebenen elektrochemisch
beeinflussten Trenntechniken, die auf einem konstanten oder veränderlichen
Potential der stationären
Phase beruhen, haben in der klassischen Hochleistungs-Flüssigkeits-Chromatographie
vergleichbare Vorgehensweisen, die aber auf der konstanten oder
veränderlichen
Zusammensetzung der mobilen Phase während der Trennung basieren.
Die Fachbegriffe für
diese Trenntechniken sind isokratische und Gradienten-Elution.
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Isokratische Elution bedeutet, dass
unter konstanten Trennbedingungen, bezogen auf die Lösungsmittelzusammensetzung
oder Temperatur, gearbeitet wird. Bezieht man den Begriff der isokratischen
Trennung auf die erfindungsgemäße elektrochemisch
beeinflusste Chromatographie, so bedeutet er, dass unter konstanten
Potentialbedingungen der stationären
Phase gearbeitet wird.
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Gradienten Elution, die häufig für komplexe Trennprobleme
eingesetzt wird, bedeutet, dass sich die Elutionsbedingungen während der
Trennung ändern.
Dies kann, bezogen auf das Laufmittel, in zweierlei Form geschehen:
- a) als Stufengradient, d.h. die Laufmittelzusammensetzung ändert sich
abrupt, indem eine Pumpe über
ein Mehrwegventil der Reihe nach verschiedene Lösungsmittel ansaugt;
- b) als kontinuierlicher Gradient, wobei man zwischen Nieder-
und Hochdruckgradientensystemen unterscheidet, je nachdem, ob die
verschiedenen Lösungsmittel
vor oder hinter der Hochdruckpumpe gemischt werden. Das Niederdruckgradientensystem
arbeitet mit einer Pumpe und einer vorgeschalteten Mischungskammer,
mit schaltbaren Ansaugventilen. Das Hochdruckgradientensystem benötigt zwei
oder mehr Hochdruckpumpen, welche verschiedene Lösungsmittel fördern. Eine
elektronische Regelung kontrolliert die veränderlichen Anteile jeder Pumpe
am Gesamtfördervolumen,
das während
der Trennung stets konstant bleiben muss, um reproduzierbare Werte
der Retentionszeiten zu erhalten.
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Überträgt man diese
Begriffe der HPLC auf die erfindungsgemäße, elektrochemisch beeinflusste Chromatographie,
so ist der Stufengradient des Lösungsmittels
mit der sprunghaften Veränderung
des Säulenpotentials
vergleichbar und der kontinuierliche Lösungsmittelgradient mit der
kontinuierlichen Potentialveränderung
der stationären
Phase. Beide Gradienten (Lösungsmittel
und Potential) verfolgen das gleiche Ziel, nämlich die Ausbildung von Peaks, die
sonst erst spät
oder überhaupt
nicht eluiert würden,
zu beschleunigen. Dabei ist zur Durchführung eines Potentialgradienten
im Gegensatz beispielsweise zum Hochdruckgradienten kein zusätzlicher apparativer
Aufbau erforderlich.
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Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
und der dazu entwickelten potentialgesteuerten Chromatographiesäule ist
ein neuartiges chromatographisches Trennverfahren entwickelt worden,
das auf der Basis elektrisch leitfähiger stationärer Phasen
eine elektrochemische Trennung und Aufarbeitung von Biomolekülen ermöglicht.
Die Chromatographiesäule weist
als stationäre
Phase eine Festbett-Arbeitselektrode auf, deren Potential über einen
Potentiostaten gesteuert werden kann. Bei den durchgeführten Verfahren
erwiesen sich Glaskohlenstoffkugeln mit einem Durchmesser von 10
bis 20 μm
als geeignetes Packungsmaterial.
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Chromatographische Untersuchungen
haben gezeigt, dass sich aufgrund unterschiedlicher Säulenpotentiale
die Retentionszeiten von Aminosäuren
je nach Ladungszustand über
weite Bereiche verkürzen
oder verlängern
lassen. Weiterhin können die
Selektivkoeffizienten, die maßgeblich
für die Trennung
einer Säule
verantwortlich sind, für
einfache Aminosäuretrennungen
durch Anlegen eines Potentials um den Faktor 10 erhöht werden.
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Untersuchungen des Retentionsmechanismus
mit Hilfe gesättigter
oder ungesättigter
Carbonsäuren
haben gezeigt, dass neben der Eigenladung der Probenmoleküle das Vorhandensein
von polarisierbaren Mehrfachbindungen oder π-Elektronensystemen einen entscheidenden
Einfluss auf die elektrochemisch kontrollierte Retention ausübt. So ist
es möglich,
ungesättigte
oder aromatische Carbonsäuren
in gewissen Potentialbereichen komplett auf der Säule zurückzuhalten,
um sie anschließend
durch gezielte Potentialveränderungen
quantitativ freizusetzen. Schließlich konnte demonstriert werden, dass
sich durch sprunghafte oder kontinuierliche Potentialveränderung
während
einer Trennung, analog zum Lösungsgradienten
in der konventionellen HPLC, die Trennleistung der Säule verbessern
und die Analysenzeiten verkürzen
lassen.
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Die vorliegenden Ergebnisse zeigen,
dass die erfindungsgemäße, neuartige
chromatographische Trennung auf der Basis elektrisch leitfähiger stationärer Phasen
als Ergänzung
oder Alternative zu etablierten Chromatographieverfahren im Bereich der
Aufarbeitung von Biomolekülen
von großem
Wert ist.
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- 1
- Laufmittelfluss
- 2
- Edelstahlkapillare
- 3
- PEEK-Fitting
- 4
- Ag/AgCl-Referenzelektrode
- 5
- Anionen-Austauschermembran
- 6
- Festbett-Elektrode
(stationäre
Phase)
- 7
- Kationen-Austauschermembranen
- 8
- Gegenelektroden
(platinierte Titangitter)
- 9
- Elektrolytlösung
- 10
- Acrylglas
- 11
- Edelstahl-Mittelstück
- 12
- Arbeitselektrodenkontakt
(Edelstahlfitting)
- 13
- PTFE-Kapillare