Die vorliegende Erfindung betrifft einen Solargenerator für Satelliten mit einer Vielzahl von
Solarzellen und einer Tragestruktur, die einen zwischen einer oberen und einer unteren
Deckhaut liegenden Wabenkern aufweist.
Die Energieversorgung von Satelliten wird mit Solarzellen gewährleistet, die auf
hochsteifen Kohlefaserverbund-Sandwichstrukturen befestigt sind. Derartige Strukturen
sind vor allem während des Startvorgangs erheblichen Belastungen ausgesetzt, die z. B.
durch Vibrationen verursacht werden. Dabei treten Beschleunigungen bis zu 30 g auf. Der
Frequenzbereich der Vibrationen erstreckt sich zumeist zwischen 30 Hz und 100 Hz.
In der US 4,394,529 ist ein Solargenerator beschrieben, bei dem eine Vielzahl von
Solarzellen auf einer Sandwichstruktur angeordnet sind. Die Sandwichstruktur besteht aus
einem Honigwabenkern, der aus Aluminium gefertigt ist und zwischen Lagen bzw.
Schichten aus Kevlar angeordnet ist. Wegen der Vibrationen ist zur Erhöhung der
Festigkeit an der Rückseite der Tragestruktur eine Anordnung von Stangen vorgesehen,
die Versteifungselemente bilden.
Zu den oben angesprochenen Vibrationen kommt als zusätzliche Belastung noch der
Schalldruck hinzu, der aufgrund des Lärms der Triebwerke der Trägerrakete beim Start
unter der aerodynamischen Verkleidung der Raketenspitze entsteht. Die
Hauptbeanspruchung aus dem Schalldruck liegt hauptsächlich in einem Frequenzbereich
von ca. 150 Hz bis ca. 500 Hz. Dabei sind Leichtbaustrukturen bzw. Sandwichbauteile mit
dünnen Deckhäuten besonders gefährdet. Die Beanspruchungen aus dem Schalldruck
steigen mit der Panelgröße stark an, weshalb große Solargeneratoren nur mit erhöhtem
Gewicht gebaut werden können. Weiterhin erzeugt auch der Schall bestimmte
Verformungen der Struktur, die zu Schäden an den empfindlichen Solarzellen führen
können.
Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Solargenerator für
Raumfahrzeuge bzw. Satelliten zu schaffen, bei dem die Beanspruchung durch Schalldruck
bzw. eine Gefährdung der Bauteile durch Schalldruck reduziert ist, wobei das Gewicht
dennoch gering gehalten werden kann.
Diese Aufgabe wird gelöst durch den Solargenerator gemäß Patentanspruch 1.
Weitere vorteilhafte Merkmale, Aspekte und Details der Erfindung ergeben sich aus den
abhängigen Ansprüchen, der Beschreibung und den Zeichnungen.
Der erfindungsgemäße Solargenerator hat eine Vielzahl von Solarzellen und eine
Tragestruktur, die einen zwischen einer oberen und einer unteren Deckhaut liegenden
Wabenkern aufweist, sowie Resonatoren, die in die Tragestruktur integriert und/oder
daran gekoppelt sind. Durch die in die Struktur integrierten bzw. daran gekoppelten
Resonatoren wird die Schallbelastung und damit die Gefährdung der Bauteile reduziert.
Die Beanspruchung der Struktur wird verringert. Insbesondere können die
Beanspruchungen durch Schall im Frequenzbereich zwischen 100 Hz und 1000 Hz durch
die Resonatoren sehr gut gemindert werden.
Vorzugsweise sind die Resonatoren durch eine bevorzugt auf der oberen und/oder
unteren Deckhaut aufgebrachte Folie und Hohlräume im Wabenkern gebildet. Durch das
Zusammenwirken von Hohlräumen und Folie sind in der Struktur Helmholz-Resonatoren
ausgebildet, die die Schallbelastung erheblich reduzieren.
Die Folie hat vorteilhafterweise Löcher und kann z. B. perforiert, mikroperforiert oder
netzartig sein. Dadurch ist der Resonator besonders wirksam und eine einfache und
kostengünstige Herstellung ist möglich. Durch statistisch verteilte Lochgrößen in der Folie
wird eine besonders große Frequenzbandbreite der Helmholz-Resonatoren ermöglicht, so
daß die Schallbelastung in sehr unterschiedliche Frequenzen reduziert wird.
Vorteilhafterweise ist die Folie in einem im Verhältnis zu den anderen Bereichen sehr
dünnwandigen Bereich der Tragestruktur angeordnet, der besonders schallgefährdet ist. In
den dünnwandigen Bereichen ist die Folie bzw. sind die Folien besonders effektiv. Die
Größe der Löcher in der Folie und die Größe der Hohlräume des Wabenkerns bzw. seine
Geometrie können so aufeinander abgestimmt werden, daß die Resonatoren einen
Frequenzbereich zwischen 100 Hz und 1000 Hz, bevorzugt zwischen 150 Hz und 500 Hz,
haben.
Die Resonatoren können auch einzelne Federelemente sein, z. B. als Federn ausgebildete
Zungen, die bevorzugt auf mindestens einer der Deckhäute angeordnet sind. Derartige
diskrete Resonatoren können auch zusätzlich zu den oben genannten Helmholz-
Resonatoren angeordnet werden. Die Bauart der diskreten Resonatoren kann
unterschiedlich sein, und sie können in Abhängigkeit davon geringe oder auch breite
Frequenz-Bandbreiten besitzen. Diese diskreten Resonatoren werden bevorzugt in einem
verstärkten Bereich der Rückseite der Tragestruktur angeordnet, da sie dort besonders
effektiv sind.
Die Deckhaut ist z. B. aus einem Faserverbundnetz gebildet, das vorteilhafterweise eine
Maschengröße hat, die kleiner ist als der Innenquerschnitt der Hohlräume im Wabenkern.
Die vorliegende Erfindung wird nachfolgend anhand einer bevorzugten Ausführungsform
beschrieben, wobei in den Zeichnungen in
Fig. 1 eine teilweise aufgebrochene Ansicht von unten einer
Tragestruktur des erfindungsgemäßen Solargenerators
dargestellt ist,
Fig. 2 eine Ansicht des Solargenerators von oben zeigt, der in die
Tragestruktur integrierte Resonatoren enthält;
Fig. 3 eine weitere Tragestruktur in Sandwichbauweise mit
Krafteinleitungselementen zeigt;
Fig. 4 den beim Raketenstart auftretenden Schalldruck in
Abhängigkeit von der Frequenz zeigt;
Fig. 5 das Verhalten der Tragestruktur infolge der Schallbelastung
in Abhängigkeit von der auftretenden Frequenz zeigt; und
Fig. 6 einen teilweisen Schnitt durch einen Solargenerator mit
Resonatoren gemäß einer weiteren Ausführungsform der
Erfindung zeigt.
In Fig. 1 ist eine Tragestruktur 1 des erfindungsgemäßen Solargenerators in einer
teilweise aufgebrochenen Ansicht von unten gezeigt. Ein Wabenkern 2 aus Aluminium ist
zwischen einer unteren Deckhaut 3a und einer oberen Deckhaut 3b angeordnet. Die
Bauteile sind durch einen schematisch dargestellten Kleber 11 miteinander verklebt und
bilden eine Sandwichstruktur. Auf der unteren Deckhaut 3a befindet sich eine flexible
Deckfolie 4, die in der bevorzugten Ausführungsform perforiert bzw. mikroperforiert ist.
Die Perforation ist in Fig. 1 nicht dargestellt. Die Zellen oder Waben 21 des Waben
kerns 2 bilden aufrecht stehende Hohlkörper mit Hohlräumen 28, die an die Deckhäute 3a,
3b angrenzen. Durch die Folie 4 werden im Verbund mit den Hohlräumen 28 im
Wabenkern 2 eine Vielzahl von Einzelresonatoren gebildet, die nach dem Helmholz-Prinzip
wirken. Dadurch ergibt sich eine hochgradige Schallabsorbtion in der Tragestruktur 1. Auf
der Oberseite der Tragestruktur 1, die in Fig. 1 nicht erkennbar ist, sind Solarzellen
angeordnet, um den erfindungsgemäßen Solargenerator zu bilden.
Neben Aluminium eignen sich auch andere Materialien, wie z. B. Polyamid-Papier, Aramid-
Fasern, GFK oder CFK als Material für den Zell- bzw. Wabenkern 2. Die Deckhäute 3a, 3b
bestehen insbesondere aus Kohlenstoff-Fasern mit Epoxidharz und haben eine
Netzstruktur. In der bevorzugten Ausführungsform ist die Folie 4 eine perforierte Kapton-
Folie. Allgemein eignen sich besonders gut Materialien oder Gewebe, die Löcher bzw.
Durchgänge aufweisen, durch die die Luft in den Hohlräumen des Wabenkerns 1
schwingen kann.
Fig. 2 zeigt eine Ansicht des Solargenerators schräg von oben. Solarzellen 5 sind auf
der Oberseite der Tragestruktur 1 angeordnet. Die gezeigte Kohlefaserverbund-
Sandwichstruktur mit dem Wabenkern 2, der unteren Deckhaut 3a und der oberen
Deckhaut 3b bewirkt eine hohe Festigkeit bzw. Steifigkeit bei leichter Bauweise. Neben
den bevorzugt verwendeten Waben 21 mit sechseckigem Querschnitt, die hier als
Honigwaben bezeichnet sind, können auch andere Geometrien der Waben 21 verwendet
werden. Die Solarzellen 5 sind auf einem elektrisch isolierendem Film angeordnet, und
über diesen mit der Tragestruktur 1 bzw. der oberen Deckhaut 3b verbunden.
Fig. 3 zeigt schematisch eine weitere Ausführungsform der Erfindung, bei der Klötze 7
aus Kohlefaser zur Lasteinleitung im Wabenkern 2 eingeklebt sind. Die Deckhäute 3a, 3b
sind an diesen Stellen mit zusätzlichen Laminatstücken bzw. Dopplern 8 verstärkt. Zur
Verbindung der einzelnen Bauteile untereinander sind Klebeschichten 9 vorgesehen. Die
Folie 4 ist an den Bereichen des Wabenkerns 2 mit Löchern versehen bzw. perforiert und
bildet zusammen mit den Hohlräumen des Wabenkerns 2 und mit der Deckhaut 3a eine
Vielzahl von Helmholz-Resonatoren.
Die obere Deckhaut 3b, die die Solarzellen 8 trägt, besteht hier aus einer durchgehend
geschlossenen Faserverbundschicht, während die untere Deckhaut 3a netzartig
ausgebildet bzw. mit Öffnungen versehen ist.
Fig. 4 zeigt ein Diagramm, in dem der Schalldruck in Abhängigkeit von der Frequenz
dargestellt ist. Hier ist erkennbar, daß der Schalldruck, z. B. beim Start der Trägerrakete,
ein Maximum in einem Frequenzbereich von ca. 150 Hz bis ca. 500 Hz aufweist. In diesem
Bereich sind die Beanspruchungen der Tragestruktur aus dem Schalldruck am größten.
Das Verhalten der Struktur infolge der Schallbelastung ist in Fig. 5 gezeigt. Auch hier ist
das Maximum im Bereich zwischen 102 und 103 Hz erkennbar. In diesem Frequenzbereich
liegen die stärksten Schwingungen der Struktur infolge der Schallbelastung.
Um die Frequenzbandbreiten der Resonatoren noch zu vergrössern, wird die Folie 4 in
einer weiteren, hier nicht dargestellten Ausführungsform mit Löchern unterschiedlicher
Größe versehen. Insbesondere vorgefertigte Netzfolien mit statistisch verteilten
Lochgrößen ermöglichen eine größere Frequenzbandbreite bei einfacher und
kostengünstiger Herstellung. Zur Ausbildung von Resonatoren, die in bestimmten
Frequenzbereichen besonders effektiv sind, wird die Wabengeometrie bzw. die
Hohlraumgröße innerhalb des Wabenkerns 2 auf die Lochgröße innerhalb der Folie 4
abgestimmt.
Fig. 6 zeigt eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Solargenerators.
Dabei sind als Resonatoren als Federn ausgebildete Zungen 10 an der unteren Deck
haut 3a bzw. auf der den Solarzellen 5 gegenüberliegenden Seite der Tragestruktur 1
angebracht. Das Schwingverhalten der Resonatoren wird durch die Federn und die
Geometrie der Zungen 10 bestimmt. Daher können entsprechend der jeweiligen
Anforderung Resonatoren für unterschiedliche Frequenzen ausgebildet werden. Auch hier
bilden die als Honigwaben ausgestalteten Waben 21 Hohlräume 28, die senkrecht zu den
Deckhäuten 3a, 3b ausgerichtet sind. Diese diskreten Resonatoren sind besonders
bevorzugt im verstärkten Bereich der Tragestruktur 1 an der Rückseite des
Solargenerators angebracht. Sie können sowohl zusätzlich zu den oben beschriebenen
integrierten Helmholz-Resonatoren, als auch unabhängig davon an die Tragestruktur 1
angekoppelt sein.
Die erhebliche Schallbelastung durch den Lärm von Triebwerken wird durch die
erfindungsgemäße Integration von Resonatoren in die Tragestruktur 1 des Solargenerators
bzw. durch ihre Kopplung an die Tragestruktur 1 wirksam reduziert.
Durch das Aufbringen der besonders ausgestalteten Folie 4 wird erreicht, daß der
Wabenkern 2 eine Vielzahl von Helmholz-Resonatoren bildet. Bei dieser besonderen
Ausgestaltung der Resonatoren werden insbesondere keine zusätzlichen Bauteile
benötigt, die das Gewicht des Solargenerators wesentlich vergrößern würden. Die Folien 4
sind dabei in den dünnwandigen Bereichen der Tragestruktur, die schallgefährdet sind,
besonders effektiv.
Durch die vorliegende Erfindung werden die Beanspruchungen aus Schall besonders in
dem Frequenzbereich zwischen 100 Hz und 1000 Hz effektiv gemindert.