DE19835368C1 - Verfahren zur Herstellung einer Knorpelzellsuspension - Google Patents
Verfahren zur Herstellung einer KnorpelzellsuspensionInfo
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Abstract
Der Gegenstand der Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Knorpelzellsuspension, die dadurch gekennzeichnet ist, daß Knorpelzellen in einem Kulturmedium vermehrt werden, das Serum oder Serumersatz enthält, und daß die Knorpelzellen nach der Zellvermehrung bei einer Temperatur von unter -10 DEG C eingefroren werden.
Description
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung
einer Knorpelzellsuspension, die zur Behandlung von Knorpel
defekten im Kniegelenk eingesetzt werden soll.
Schädigungen im Gelenkknorpel treten häufig bei Unfällen ins
besondere Sportunfällen auf. Besondere Probleme ergeben sich
aus der schlechten Regenerationsfähigkeit des Knorpelgewebes.
Solche Knorpeldefekte können langfristig zu einer Arthrose
und sogar zu einem vollständigen Verlust der Gelenkfunktion
führen.
Knorpel ist ein Gewebe, das zu 70 bis 80 Gew.-% aus Wasser
besteht. Die Struktur des Knorpels ist dergestalt, daß die
Knorpelzellen in einer Matrix verteilt sind, die von den
Knorpelzellen produziert und ausgeschieden wird. Im Gegensatz
zu Knochen wird Knorpel nicht vom Nerven-, Gefäß- oder
Lymphsystem versorgt. Die Matrix des Gelenkknorpels besteht
im wesentlichen aus Typ II Kollagen und den Proteoglykanen.
Proteoglykane sind Proteine mit langen Polysaccharidketten,
den Glykosaminoglykanen. Dazu gehören Keratansulfat, Chon
droitin-4-Sulfat und Chondroitin-6-Sulfat.
Eine Möglichkeit im Stand der Technik zur Behandlung von
Knorpeldefekten wird in der US 5,723,331 vorgeschlagen. Hier
bei werden Knorpelzellen aus einem Knorpelstück des Patienten
isoliert und in einem Kultivierungsmedium, das fötales Käl
berserum enthält, in vitro vermehrt. Diese Knorpelzellen wer
den nach der in-vitro-Vermehrung zunächst dazu benutzt, in
vitro ein künstliches Knorpelgewebestück herzustellen, in dem
die Knorpelzellen stimuliert werden, eine extrazelluläre Ma
trix zu produzieren. Diese Matrix besteht aus Kollagenfibril
len und sulfatierten Proteoglykanen, die unter anderem Chon
droitin-6-Sulfat und Keratansulfat beinhalten. Auf diese Wei
se wird in vitro ein künstliches Knorpelgewebestück herange
züchtet, das aus Knorpelzellen besteht, die in einer Matrix
verteilt sind, die aus von diesen Knorpelzellen produzierten
und ausgeschiedenen Substanzen besteht. Dieses künstliche
Knorpelgewebe kann dann dem Patienten transplantiert werden.
Nachteilig bei diesem Verfahren ist jedoch, daß durch die
Verwendung von Fremdseren, hier fötales Kälberserum, eine
Übertragung von Krankheiten, die beispielsweise von Viren
oder Bakterien verursacht werden können, nicht ausgeschlossen
werden kann. Hierbei wird insbesondere darauf verwiesen, daß
es neuerdings als gesichert gilt, daß die Übertragung der
spongioformen bovinen Encephalopathie ("Rinderwahnsinn") auf
den Menschen möglich erscheint.
Weiterhin ist es nachteilig, daß die zu transplantierenden
Knorpelzellen bei der Kultivierung mit fötalem Kälberserum
mit Fremdeiweißen kontaminiert werden können und es nach der
Transplantation bei dem Patienten zu Problemen mit immunolo
gischen Reaktionen kommen kann.
Die Behandlung von Knorpeldefekten im Kniegelenk mittels
Transplantation von in vitro kultivierten Knorpelzellen in
den geschädigten Bereich des Knorpelgewebes, wurde bereits
1994 von Brittberg et al. im New England Journal of Medicine
331, Seiten 889-895 vorgestellt. Hierbei werden Knorpelzellen
aus dem Knorpel des Patienten isoliert. Diese Zellen werden
in vitro vermehrt und so eine Knorpelzellsuspension herge
stellt, die circa 2,6-5 × 106 Zellen enthält. Diese Knor
pelzellsuspension wird dann operativ in die Knorpeldefekte
des Patienten transplantiert.
Die Firma co.don® Gesellschaft für molekulare Medizin und
Biotechnologie mbH bietet ein modifiziertes Verfahren zur
Knorpelzellisolierung und Vermehrung als Dienstleistung an.
Hierbei werden jedoch keine Antibiotika bzw. Fungistatika in das Kulturmedium
gegeben. Damit soll erreicht werden, daß die Proliferations- und Differenzierungs
fähigkeit der Zellen erhalten bleibt.
Nachteilig bei diesem Kultivierungsverfahren für Knorpelzellen ist jedoch, daß die
Knorpelzellen nicht eingefroren werden können. So legt die Firma co.don® dar,
daß es für einen langfristigen Therapieerfolg wichtig sei, die Knorpelzellen diffe
renzierungsfähig zu halten. Dies sei nicht möglich, wenn Knorpelzellen nach der
Vermehrung eingefroren würden, da das Einfrieren von Knorpelzellen zur Bildung
von verschiedenen Reifestadien führe.
Im weiteren Stand der Technik werden in der Fachpublikation Am. J. Vet. Res.
Vol. 53 (12) 1992, (Seiten 2364-2370) zwei getrennte Verfahren beschrieben.
Bei dem einen Verfahren handelt es sich um die Isolation von equinen Knorpelzel
len aus dem Knorpel wobei die Zellen anschließend in einem Medium vermehrt
werden, das 10% fötales Kälberserum enthält. In dem anderen Verfahren werden
equine Knorpelzellen aus dem Knorpel isoliert und ohne den Vermehrungsschritt
direkt in einem Medium enthaltend 10% fötales Kälberserum sowie eine Gefrier
schutzmittel (10% Dimethylsulfoxid) bis zu 9 Monaten bei -196°C eingefroren.
Die aufgetauten Chondrocyten können sofort für Implantationszwecke oder als
Monolayer- oder dreidimensionale Kultur eingesetzt werden. Auch hier wird als
nachteilig beschrieben, daß die Zellen aufgrund der Kultivierung dedifferenzieren.
Weiterhin werde die Überlebensfähigkeit der isolierten Zellen durch Cryokonser
vierung stark eingeschränkt. Die Autoren untersuchten dabei insbesondere die
Überlebensfähigkeit von Knorpelzellen unter Einfluß der Cryokonservierung be
zogen auf das Alter des Spendertieres. Es wird jedoch kein Verfahren beschrie
ben oder vorgeschlagen, wobei Knorpelzellen zunächst isoliert, vermehrt und an
schließend cryokonserviert werden.
Der Nachteil, die Knorpelzellen nach der Vermehrung nicht einfrieren zu können,
liegt insbesondere darin, daß der Arzt zu einem vorbestimmten Zeitpunkt nach
der Entnahme der Knorpelzellen gezwungen ist, die aus diesen Knorpelzellen
hergestellte Knorpelzellsuspension wieder in den Patienten zu transplantieren.
Diese zeitliche Unflexibilität ist für die Beteiligten wie den Arzt, die Krankenkas
sen und den Patienten ökonomisch sehr nachteilig.
Weiterhin ist es besonders nachteilig, die Knorpelzellen nach erreichen der ge
wünschten Zellmasse noch länger zu subkultivieren, falls sich die Transplantation
verzögern sollte. Eine weitere Subkultivierung über einen längeren Zeitraum ist
kostenintensiv und kann zur irreversiblen Dedifferenzierung und Verlust der Proli
ferationsfähigkeit der Knorpelzellen führen.
Die technische Aufgabe war es daher, ein Verfahren zur Herstellung von Knorpel
zellsuspensionen zu finden, bei dem die genannten Probleme nicht auftreten. So
war es insbesondere die Aufgabe, den Zeitraum zwischen Knorpelentnahme und
Knorpelzelltransplantation flexibel zu gestalten und dennoch der
Gefahr einer irreversiblen Dedifferenzierung und Verlust der
Proliferationsfähigkeit der Zellen durch Kultivierung über
einen längeren Zeitraum vorzubeugen.
Die technische Aufgabe wurde durch ein Verfahren zur Herstel
lung einer Knorpelzellsuspension gelöst, wobei die Knorpel
zellen in einem Kulturmedium vermehrt werden, das Serum oder
Serumersatz enthält und wobei die Knorpelzellen nach der
Zellvermehrung bei einer Temperatur von unter -10°C einge
froren werden. Diese Knorpelzellen stammen bevorzugt aus von
Patienten isoliertem Knorpelgewebe.
Es wurde nämlich überraschenderweise gefunden, daß die Diffe
renzierungs- und Proliferationsfähigkeit von in vitro ver
mehrten Knorpelzellen auch nach Einfrieren nicht vermindert
ist und daher der Therapieerfolg gesichert ist. Besonders
vorteilhaft ist hier, daß der Zeitraum zwischen Knorpelent
nahme vom Patienten und Transplantation der Knorpelzellsus
pension in den geschädigten Knorpel des Patienten beliebig
sein kann und somit allen Beteiligten wie Arzt, Patient und
Krankenkasse eine größtmögliche zeitliche Flexibilität bei
der Terminierung der Transplantation erhalten bleibt. Somit
können z. B. alle Formalitäten zwischen Arzt, Krankenkasse und
Patient vor der Transplantation erledigt werden, sowie zeit
liche Engpässe im Krankenhaus, von Patienten bedingte zeitli
che Aufschübe der Operation oder Operationen ausschließende
Ursachen überwunden werden.
Besonders vorteilhaft ist hierbei, daß die teure Subkultivie
rung der Knorpelzellen über einen längeren Zeitraum entfällt
und daher auch nicht die Gefahr besteht, daß die Zellen ihre
Differenzierungs- und Proliferationsfähigkeit verlieren.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform werden die
Knorpelzellen in einem Kulturmedium vermehrt, das 5 bis 50
Vol.% Serum oder Serumersatz, vorzugsweise 10 Vol.% Serum oder Serumer
satz enthält. Dabei ist dieses Serum ausgewählt aus der Gruppe humanes Serum,
fötales Kälberserum, Kälberserum, Serum anderer Säugetierspezies, Serum an
derer Tierspezies oder Kombinationen derselben. Besonders vorteilhaft ist die
Verwendung von patienteneigenem Serum oder Serumersatz, da hier die Über
tragung von Krankheiten aus anderen Organismen sowie immunologische Reak
tionen gegenüber Fremdeiweißen ganz ausgeschlossen werden kann.
In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform werden die Zellen in
einem Medium eingefroren, das humanes Serum, fötales Kälberserum, Kälberse
rum, Serum anderer Säugetierspezies, Serum anderer Tierspezies, Serumersatz,
Serumalbumin oder Kombinationen derselben enthält. Auch hier ist die Verwen
dung von patienteneigenem Serum oder Serumersatz besonders vorteilhaft.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden Knorpelzellen in einem
Medium eingefroren, das Alkylsulfoxide und/oder Polyalkohole als Gefrier
schutzmittel enthält. Dabei sind die Alkylsulfoxide ausgewählt aus der Gruppe
Methylethylsulfoxid, Diethylsulfoxid, Dibutylsulfoxid, Methylbutylsulfoxid, Ethyl
butylsulfoxid und Dimethylsulfoxid. Polyalkohole als weitere geeignete zellpene
trierende organische Lösungsmittel sind ausgewählt aus der Gruppe Ethylengly
kol, Propylenglykol, Butandiol und Glycerin. Mit diesen Gefrierschutzmitteln wird
die Überlebensfähigkeit der Knorpelzellen nach dem Einfrieren und Wiederauf
tauen gewährleistet.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden Knorpelzellen in einem
Medium eingefroren, das ein Glykosaminoglykan enthält, vorzugsweise Hyaluron
säure, Dermatansulfat, Heparinsulfat, Keratansulfat, Chondroitinsulfat oder Kom
binationen derselben.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden die Knorpelzellen nach
folgendem Schema eingefroren:
Die Knorpelzellsuspension wird mit einer Geschwindigkeit von -0,1°C bis -30°C
pro Minute, vorzugsweise mit einer Geschwindigkeit von -0,1°C bis -3°C pro Mi
nute, besonders bevorzugt mit -1°C pro Minute auf Temperaturen von bis zu -150°C
abgekühlt. Nach Erzielen einer Temperatur von bis zu -150°C können die
Zellen in eine Umgebung gebracht werden, die eine Temperatur von unter -130°C,
vorzugsweise von -196°C besitzt. Bei diesem letzten Schritt kann die Ein
friergeschwindigkeit variiert werden.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform stammen die zu vermehrenden
Knorpelzellen und das humane Serum, das zum Kulturmedium zugefügt wird, vom
gleichen Individuum.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform sind die Knorpelzellen in ihrer
Erbsubstanz gentechnisch verändert.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden Zellen verwendet, die
nach Stimulation zu Zellen differenzieren, die die für Gelenkknorpel typische ex
trazelluläre Matrix produzieren, wobei sie unter anderem Substanzen wie Typ-II-
Kollagen und sulfatierte Proteoglykane, die beispielsweise Chondroitin-6-Sulfat,
Chondroitin-4-Sulfat und Keratan-Sulfat enthalten, ausscheiden.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung einer
Knorpelzellsuspension wird insbesondere wie folgt vorgegan
gen.
Es werden Knorpelgewebe aus dem Menschen oder aus einem Säu
getier oder anderen Tierspezies isoliert. Diese Knorpelgewebe
können hyaliner Gelenkknorpel, Knorpel des Nasenseptums oder
Rippenknorpel sein. Aus dem entnommenen Knorpelgewebe werden
Chondrozyten isoliert, indem proteolytische Enzyme beispiels
weise Pronase, Papain, Kollagenase, Trypsin, Chondroitinase
ABC, Chondroitinase AC II, Hyaluronidase, Elastase, Cathepsin
G oder Gemische derselben in einem Reagenzgefäß zugegeben
werden. Die zu isolierenden Zellen sind Knorpelzellen, die
auch Chondrozyten genannt werden. Als Knorpelzellen im Sinne
dieser Anmeldung sind folgende Zellen definiert:
- 1. aus Knorpelgewebe isolierte Zellen, die auch Chondro zyten genannt werden;
- 2. Zellen wie z. B. Knorpelzellen, sonstige Zellen aus Mam maliern oder anderen Tieren, aber auch Pflanzenzellen, Bakterienzellen, und Zellen anderer Organismenreiche, die nach Stimulation zu Zellen differenzieren, die die für Gelenkknorpel typische extrazelluläre Matrix produ zieren, wobei sie unter anderem Substanzen wie Typ-II- Kollagen und sulfatierte Proteoglykane, die beispiels weise Chondroitin-6-Sulfat, Chondroitin-4-Sulfat und Ke ratan-Sulfat enthalten, ausscheiden;
- 3. gentechnisch veränderte Zellen wie z. B. Knorpelzellen, sonstige Zellen aus Mammaliern oder anderen Tieren, aber auch Pflanzenzellen, Bakterienzellen, und Zellen anderer Organismenreiche, die für den Gelenkknorpel typische ex trazelluläre Matrix produzieren, wobei sie unter anderem Substanzen wie Typ-II-Kollagen und sulfatierte Proteo glykane, die beispielsweise Chondroitin-6-Sulfat, Chon droitin-4-Sulfat und Keratan-Sulfat enthalten, ausschei den.
Diese Zellen werden in einem Kulturmedium vermehrt. Weiterhin
ist es möglich, die isolierten Knorpelzellen gentechnisch zu
verändern und zu vermehren. Die Vermehrung der Knorpelzellen
erfolgt in einem Kulturmedium mit oder ohne Serum, alpha-
Ketoglutarat, L-Glutamin, Puffer-, Vitamin C- und/oder son
stigem Vitaminzusatz sowie mit und ohne antibakterielle Wirk
stoffe und/oder antimykotisch wirksame Substanzen. Dabei kann
der Serumzusatz zu dem Kulturmedium ausgewählt sein aus der
Gruppe humanes Serum, fötales Kälberserum, Kälberserum, Serum
anderer Säugetierspezies, Serum anderer Tierspezies, Serumer
satz oder Kombinationen derselben. Nach der Vermehrung der
Knorpelzellen werden diese eingefroren. Dazu wird ein spezi
elles Einfriermedium hergestellt. Dieses besteht aus Kombina
tionen von Gefrierschutzmitteln mit oder ohne Seren, Kultur
medien oder Serumalbumin. Als Gefrierschutzmittel können Al
kylsulfoxide, beispielsweise Methylethylsulfoxid, Diethylsul
foxid, Dibutylsulfoxid, Methylbutylsulfoxid, Ethylbutylsul
foxid, vorzugsweise jedoch Dimethylsulfoxid (DMSO) oder ande
re geeignete zellpenetrierende organische Lösungsmittel, wie
zum Beispiel Polyalkohole, beispielsweise Ethylenglykol, Pro
pylenglykol, Butandiol und Glycerin, verwendet werden, sowie
Kombinationen einzelner Gefrierschutzmittel untereinander. So
kann das Einfriermedium beispielsweise aus 90 Vol.-% Serum
und 10 Vol.-% DMSO oder 40 Vol.-% Serum, 50 Vol.-% Kulturme
dium und 10% DMSO bestehen. Weiterhin können Glykosaminogly
kane, beispielsweise Hyaluronsäure, Dermatansulfat, Heparin
sulfat, Keratansulfat, vorzugsweise jedoch Chondroitinsulfat
in einer Konzentration von 1 bis 10 Gew.-%, vorzugsweise 2,5
Gew.-% zu einem Einfriermedium zugesetzt werden. Dieses Ein
friermedium kann aus 1 bis 95 Vol-% Serum, vorzugsweise 10
bis 90 Vol.-% Serum bestehen. Als Kulturmedium kann jede ge
pufferte physiologische Lösung, beispielsweise gepufferte
Salzlösungen und Kulturmedien wie DMEM (Dulbecco's Modified
Eagle Medium) verwendet werden. Das Einfriermedium kann wei
tere Zusätze wie beispielsweise α-Tocopherol, Vitamin C,
Synovialflüssigkeit, Hyaluronsäure und Lecithin enthalten.
Das Einfrieren der Zellen erfolgt direkt in der Kulturflasche
oder in anderen Glas- oder Kunststoffgefäßen, vorzugsweise
Kryoröhrchen. Die Zellen sollten innerhalb von 360 Minuten,
vorzugsweise nach 30 bis 40 Minuten nach Zusatz des Einfrier
mediums folgender Einfrierprozedur unterworfen werden:
Die Knorpelzellen werden mit einer Geschwindigkeit von -0,1°C
bis -30°C pro Minute, vorzugsweise -0,1°C bis -3°C pro
Minute, besonders bevorzugt mit -1°C pro Minute auf Tempera
turen von bis zu -150°C eingefroren. Nach Erreichen einer
Temperatur von bis zu -150°C, vorzugsweise von -70°C bis
-80°C, kann die gefrorene Knorpelzellsuspension auf Tempera
turen unter -130°C, vorzugsweise auf -196°C gebracht wer
den.
Anhand des nachfolgenden Beispiels wird das erfindungsgemäße
Verfahren näher erläutert:
Durch enzymatische Verdauung wird artikuläres Knorpelgewebe,
das aus dem gewichtsbelasteten und/oder nicht
gewichtsbelasteten Bereich menschlicher Kniegelenke entnommen
wird, verdaut, um die Chondrozyten zu isolieren. Hierzu wird
wie folgt verfahren:
- 1. Das entnommene Knorpelgewebe wird mehrmals mit sterilem GBSS (Gey's gepufferte Salzlösung, Gibco) gewaschen und anschließend mit einem Skalpell in einer sterilen Glas petrischale in kleine Stücke geschnitten (ca. 1 mm3).
- 2. Die zerkleinerten Knorpelstücke werden nach Absaugen der GBSS-Lösung in eine sterile Kunststoffpetrischale über führt.
- 3. Nach Zusatz einer sterilen 0,8%igen Pronaselösung (Calbiochem) in GBSS werden die Knorpelstücke 1 Stunde lang bei 37°C inkubiert.
- 4. Anschließend wird die Pronaselösung abgesaugt, die Knor pelstücke einmal mit steriler GBSS-Lösung gewaschen, dann eine sterile 0,5%ige Kollagenaselösung (CLS 2, Worthington oder CellSystems) in GBSS hinzugefügt und nun über Nacht (ca. 18 Stunden) bei 37°C inkubiert.
- 5. Die den verdauten Knorpel enthaltene Lösung wird abge saugt und durch einen Nylonfilter mit einer Porenweite von 20 oder 50 µm (Spectrapor) in ein 50 ml Zentrifugen röhrchen (Greiner) zentrifugiert. Die Zentrifugation er folgt für 10 Minuten bei 600 × g in dem Ausschwingrotor einer Zentrifuge (Eppendorf). Der Überstand wird abge saugt.
- 6. Das Zellpellet wird 2 × mit 10 ml HBSS (Hanks gepufferte Salzlösung, Gibco) gewaschen, wobei jeweils anschließend die Zellsuspension 5 Minuten lang bei 600 × g in dem Ausschwingrotor einer Zentrifuge (Eppendorf) zentrifu giert wird. Das Zellpellet wird in HBSS resuspendiert. Anschließend erfolgt die Zellzählung in einer Neubauer- Kammer. Danach wird die Zellsuspension 5 Minuten lang bei 600 × g in dem Ausschwingrotor einer Zentrifuge (Eppendorf) zentrifugiert.
- 1. Die oben erhaltenen isolierten Chondrozyten werden in einer Dichte von ca. 1 × 102-5 × 106 Zellen/cm2, vorzugsweise mit einer Dichte von 5 × 102- 1 × 105 Zellen/cm2, besonders bevorzugt mit einer Dichte von 1 × 103- 1 × 104 Zellen/cm2 in einer Zellkulturflasche ausgesät und in einem Brut schrank bei 37°C, und einer Atmosphäre enthaltend 5% CO2 bei 95%iger relativer Luftfeuchte in Gegenwart eines Kulturmediums kultiviert.
- 2. Als Kulturmedium wird DMEM (Dulbecco's Modified Eagle Medium, Gibco) eingesetzt, das mit humanem Serum supplementiert wurde. Alternativ kann auch eine 3 : 1 oder 1 : 1 Mischung von DMEM und Nutrient Mixture Ham's F12 (Gibco) als Kulturmedium verwendet werden, das zusätzlich 10% hu manes Serum enthält.
- 3. Sobald die Chondrozytenkultur konfluent oder besser subkonfluent ist, werden die Zellen von dem Boden der Kulturflasche enzymatisch oder me chanisch mit Hilfe eines Zellschabers gelöst. Hierzu wird zunächst das Kulturmedium abgesaugt und die am Boden anhaftenden Chondrozyten mit PBS (Dulbecco's Phosphatgepufferte Kochsalzlösung ohne Ca2+- oder Mg2+-Ionen, Gibco) gewaschen.
- 4. Nach Entfernen der PBS-Lösung werden nun die adhärenten Zellen mit einer Trypsin-EDTA-(Ethylendiamintetraessigsäure)-Lösung von der Plastikoberfläche der Kulturflasche abgelöst. Die Trypsin-EDTA-Lösung enthält 0,05% 1 : 250 Trypsin und 0,02% (w/v) EDTA in einer gepufferten Salzlösung pH 7,2. Diese gepufferte Salzlösung enthält keine Ca2+ oder Mg2+-Ionen. Trypsin 1 : 250 bezeichnet eine Trypsinpräparation, wobei 1 g Trypsin 250 g Subtrat ab baut. Das Trypsin hat dabei die Aufgabe, die Adhäsions proteine zu spalten, während EDTA alle zweiwertigen Ka tionen bindet. Die Kulturflasche wird anschließend für 5, besser für 10-15 Minuten in einen Brutschrank bei 37°C gestellt.
- 5. Nach der 5minütigen Inkubation im Brutschrank werden die proteolytischen Enzyme in der Zellsuspension durch das Hinzufügen des Kulturmediums inaktiviert, wobei die End konzentration von humanem Serum 10% (v/v) betragen sollte. Die Chondrozyten werden jetzt nochmals zentrifu giert, das Trypsin-EDTA-Kulturmedium abpipettiert und frisches Kulturmedium hinzugefügt, da Reste von EDTA stören können.
- 6. Nach Bestimmung der Zelldichte werden die Chondrozyten nun entweder weiter kultiviert und gegebenenfalls sub kultiviert, um zu einem späteren Zeitpunkt oder direkt eingefroren zu werden.
- 1. Zunächst werden, nach Bestimmung der Zellzahl, die Chon drozyten für 5 Minuten mit 150-200 × g bei 4°C zen trifugiert. Der Überstand wird entnommen. Zu der Zell suspension wird soviel frisches, eisgekühltes (antibiotikafreies) Kulturmedium mit 10% (v/v) humanem Serum hinzugefügt, daß die Zellen doppelt so konzen triert vorliegen wie letztlich für die Kryokonservierung gewünscht ist.
- 2. Das Einfrieren von Chondrozyten erfolgt in Gegenwart ei
nes Gefrierschutzmittels. Hierzu wird zunächst eine dop
peltkonzentrierte Lösung nach folgendem Rezept ange
setzt:
40% (v/v) Kulturmedium, 40% (v/v) humanes Serum und 20% (v/v) DMSO oder Glycerin. Diese Mischung wird in der beschriebenen Reihenfolge angesetzt und durch Umrühren vermischt. Mit Hilfe eines 0,2-µm- Einmalfilters wird diese Lösung in ein steriles Zentrifugenröhrchen gefüllt. - 3. Diese doppeltkonzentrierte Lösung wird nun zum gleichen Volumen der in Kulturmedium suspendierten Chondrozyten gegeben, so daß man die benötigten Konzentrationsver hältnisse der Einfrierlösung erhält.
- 4. Die Chondrozytensuspension wird anschließend in kleinen Portionen von je 1 ml in gekühlte Kryoröhrchen gefüllt. In jedem dieser Röhrchen befinden sich dann ca. 1 × 106 Zellen.
- 5. Mit Hilfe einer speziellen Gefrierhalterung lassen sich nun die Chondrozyten in der Dampfphase, die sich über der flüssigen Phase im Stickstoffvorratsbehälter bildet, mit einer definierten Rate abkühlen. Diese Abkühlrate beträgt etwa -1°C pro Minute.
- 6. Alternativ zu Punkt 5 kann auch eine Polystyrol-Box ver wendet werden, die eine Wanddicke von 2-4 cm, vorzugs weise von 5-10 mm besitzt. Dann wird die Polystyrol-Box verschlossen und in eine -70°C-Gefriertruhe gestellt, in der die Zellen dann mit einer Geschwindigkeit von et wa -1°C pro Minute abkühlen. Nach etwa 12 Stunden wer den die Knorpelzellen in den Stickstoffaufbewahrungsbe hälter überführt.
Claims (15)
1. Verfahren zur Herstellung einer Knorpelzellsuspension,
dadurch gekennzeichnet, daß die Knorpelzellen in einem
Kulturmedium vermehrt werden, das Serum oder Serumersatz
enthält, und daß die Knorpelzellen nach der Zellvermeh
rung bei einer Temperatur von unter -10°C eingefroren
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Kulturmedium, in dem die Knorpelzellen vermehrt wer
den, 5 bis 50 Vol.-% Serum oder Serumersatz, vorzugswei
se 10 Vol.-% Serum oder Serumersatz enthält.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Serum ausgewählt ist aus der Gruppe
humanes Serum, fötales Kälberserum, Kälberserum, Serum
anderer Säugetierspezies, Serum anderer Tierspezies oder
Kombinationen derselben.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Knorpelzellen in einem Medium einge
froren werden, das einen Zusatz enthält ausgewählt aus
der Gruppe humanes Serum, fötales Kälberserum, Kälberse
rum, Serum anderer Säugetierspezies, Serum anderer Tier
spezies, Serumersatz, Serumalbumin oder Kombinationen
derselben.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Knorpelzellen in einem Medium einge
froren werden, das Alkylsulfoxide und/oder Polyalkohole
als Gefrierschutzmittel in einer Konzentration von 2-
40 Vol-%, vorzugsweise 10 bis 20 Vol-% enthält.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Alkylsulfoxide ausgewählt sind aus der Gruppe Me
thyl-ethylsulfoxid, Diethylsulfoxid, Dibutylsulfoxid,
Methylbutylsulfoxid, Ethylbutylsulfoxid und Dimethylsul
foxid.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 5 oder 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Polyalkohole ausgewählt sind aus der
Gruppe Ethylenglykol, Propylenglykol, Butandiol und Gly
cerin.
8. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Knorpelzellen in einem Medium einge
froren werden, das ein Glykosaminoglykan enthält.
9. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Knorpelzellen mit einer Geschwindig
keit von -0.1°C bis -30°C pro Minute, vorzugsweise
-0.1°C bis -3°C pro Minute, besonders bevorzugt mit
-1°C pro Minute auf bis zu -150°C eingefroren werden.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß
die gefrorenen Knorpelzellen nach Erreichen einer Tempe
ratur von bis zu -150°C auf Temperaturen unter -130°C,
vorzugsweise auf -196°C überführt werden.
11. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 10, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Knorpelzellen und das humane Serum vom
gleichen Individuum stammen.
12. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 11, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Knorpelzellen in ihrer Erbsubstanz
gentechnisch verändert sind.
13. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 12, dadurch gekenn
zeichnet, daß Zellen verwendet werden, die nach Stimula
tion zu Zellen differenzieren, die die für Gelenkknorpel
typische extrazelluläre Matrix produzieren, wobei diese
Zellen Substanzen ausscheiden enthaltend Typ-II-Kollagen
und sulfatierte Proteoglykane.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß
die sulfatierten Proteoglykane Substanzen enthalten aus
gewählt aus der Gruppe Chondroitin-6-Sulfat, Chondroi
tin-4-Sulfat und Keratansulfat.
15. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 14, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Knorpelzellen aus von Patienten iso
liertem Knorpelgewebe stammen.
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