DE19824959A1 - Biosensoren aus Cyclopeptiden - Google Patents
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Abstract
Die Erfindung betrifft Chemo- oder Biosensoren, die aus cyclischen Peptiden aufgebaut sind. DOLLAR A Die erfindungsgemäßen Sensoren können in der Medizin- oder Umwelttechnik eingesetzt werden.
Description
Die Erfindung betrifft Chemo- oder Biosensoren, die Cyclopeptide als sensitive
Schicht (Rezeptor) einsetzen. Weiterhin betrifft die Erfindung die Verwendung der
erfindungsgemäßen Chemo- oder Biosensoren zur Bestimmung von verschiedenen
Analytverbindungen, die sich in einer gasförmigen oder flüssigen Umgebung
befinden.
Die Funktionsweise von Chemo- oder Biosensoren beruht darauf, daß ein Rezeptor
ein in einer flüssigen oder gasförmigen Matrix vorliegendes Molekül (Analyt)
spezifisch zu binden vermag und gegebenenfalls mittels eines Transducers
(Signalwandler) ein chemisches oder physikalisches Signal erzeugt, das in üblicher
Weise verstärkt und ausgewertet werden kann. Es sind reversibel arbeitende Chemo- bzw.
Biosensoren ("Chemo- bzw. Biosensoren" im engeren Sinne) sowie irreversible
Chemo- bzw. Biosensoren ("Sonden") bekanntgeworden, die nach einer einmaligen
Verwendung verworfen werden. Beispiele für spezifische, aus einer
Erkennungsstruktur, die auf dem Sensor fixiert ist und dem Analyten bestehende
biologische Bindungspaare sind Antikörper und Antigen, Rezeptor und Ligand sowie
Enzym und Substrat. Bei modernen Chemo- oder Biosensoren ist der Rezeptor auf
der Oberfläche eines Transducers immobilisiert.
Aus der prinzipiellen Aufgabe des Transducers als Signalwandler folgt, daß eine
beliebige physikalische Größe, die sich bei der selektiven Wechselwirkung zwischen
Erkennungsstruktur und Analyt ändert, als Meßgröße verwendet werden kann.
Physikalische Eigenschaften, deren Änderung mit einem Transducer verfolgt werden
können, sind z. B. die elektrische Gleich- bzw. Wechselstromleitfähigkeit, die mit 2-,
3- oder 4-Elektrodenstrukturen gemessen werden können, ein elektrischer bzw.
ionischer Strom, die elektrische Kapazität, die Masse, die Temperatur, die optische
Absorption oder die Dicke der sensitiven Schicht.
Für die Aufzeichnung von Masseänderungen kann der Transducer beispielsweise ein
piezoelektrischer Kristall, z. B. ein Schwingquarz sein, bei dem durch das Anlegen
eines elektrischen Wechselfeldes an die Elektroden eine Volumenscherschwingung
angeregt wird. Auf eine Massenänderung auf seiner Oberfläche infolge der
spezifischen Bindung eines Anylanten reagiert er mit einer Erniedrigung seiner
Resonanzfrequenz und es kann somit eine Bindung (qualitativ) und deren Ausmaß
(quantitativ) angezeigt werden. Anstatt die Volumenscherschwingungen für den
Signalumwandlungsprozeß zu nutzen, kann man auch die akustischen
Oberflächenwellen (surface acoustic waves: SAW), Plattenwellen von
piezoelektrischen Substraten oder Cantilevers verwenden, wobei die
Erkennungsstrukturen und ihre Wechselwirkung mit den nachzuweisenden
Analytverbindungen die Wellenübertragung beeinflussen. Chemo- oder Biosensoren,
die mit Transducern auf der Grundlage der piezoelektrischen Schwingungen,
akustischen Oberflächenwellen oder Cantilever-Schwingungen arbeiten, sind in erster
Linie Sensoren, die auf die Veränderung der Masse in der Beschichtung des
Transducers ansprechen. Da sich bei der Wechselwirkung zwischen Rezeptor und
Analyt immer mehrere physikalische Eigenschaften simultan ändern, können auch
Transducer eingesetzt werden, die auf Veränderungen der elektrischen Gleich- und
Wechselstromleitfähigkeit, der elektrischen Kapazität der Strahlungsabsorption, der
Emission nach Anregung der Probe, der Reflexion, Brechung und Beugung oder der
Polarisation zur Bestimmung des Analyten basieren. Eine Zusammenstellung von
Transducerprinzipien findet sich in folgenden Büchern bzw. Beiträgen zu
Fachzeitschriften:
- - "Sensors: A Comprehensive Survey", W. Göpel, H. Hesse and J. N. Zemel (Series Eds., VCH, Weinheim (FRG), Vol. 2: "Chemical and Biochemical Sensors", W. Göpel, T. A. Jones, M. Kleitz, I. Lundström and T. Seiyama (Vol. Eds.), 1991, ISBN 3-527-26768-9; Vol. 3: "Chemical and Biochemical Sensors", W. Göpel, T. A. Jones, M. Kleitz, I. Lundström and T. Seiyama (Vol. Eds.), 1991, ISBN 3-527-26769-7.
- - "Chemische Sensoren: Übersicht, Ionensensitive Elektroden, Optochemische Sensoren, Massensensitive Sensoren, Kalorimetrische Sensoren, Multikomponentenanalyse für die chemische Sensorik". W. Göpel, in: R. Grabowski (Ed.). "Sensoren und Aktoren"., VDE-Verlag, Berlin (FRG) 1991, ISBN 3-8007-1795-6.
Die Chemo- oder Biosensoren enthalten Einrichtungen, die die vom Transducer
abgegebenen Signale elektronisch verstärken und vergleichend auswerten. Als
Ergebnis erhält man eine Ja/Nein-Aussage oder, bei der quantitativen Analyse, einen
Zahlenwert.
Die Empfindlichkeit des Nachweises eines Biomoleküls in einer Matrix mit einem
Chemo- oder Biosensor wird dadurch herabgemindert, daß der Transducer nicht nur
Signale, die von der spezifischen Bindung einer einzigen Analytverbindung an die
Erkennungsstruktur des Sensors herrühren, in elektrische oder optische Signale
umwandelt, sondern auch Signale, die von einer unspezifischen, d. h. unerwünschten
Bindung anderer Verbindungen stammen, die in der jeweiligen Umgebung enthalten
sind.
Diese unspezifischen Bindungen können adsorptiv oder absorptiv und dabei
Wasserstoffbrückenbestimmter, kovalenter oder ionischer Natur sein und verfälschen
das Analysenergebnis.
Das vom Transducer zur Auswertung weitergeleitete Signal setzt sich aus den
Anteilen der spezifischen und der unspezifischen Bindung zusammen. Man könnte
den durch das unspezifische Signal verursachten Fehler tolerieren, wenn er bei einer
bestimmten analytischen Aufgabe in einer gleichen oder zumindest gleichartigen
Matrix konstant wäre. Das ist jedoch nicht der Fall. So ist z. B. das Ausmaß der
unspezifischen Bindung bei der Bestimmung von Antigenen in Blut von Spender zu
Spender unterschiedlich. Man erhält also selbst bei Abwesenheit des Antigens Werte
mit einer Streuung, deren Ausmaß durch die Standardabweichung von dem
Mittelwert der Blindmessung charakterisiert werden kann. Je größer die
Standardabweichung, umso geringer ist die Nachweisempfindlichkeit, denn ein Test
wird üblicherweise erst dann als positiv gewertet, wenn der Meßwert das Dreifache
der Standardabweichung übersteigt.
Die Empfindlichkeit eines Chemo- oder Biosensors hängt somit auch von der
Zuverlässigkeit der Erkennung und Bindung des gewünschten Analyten bzw. der
Nicht-Bindung von nicht erwünschten Molekülen ab.
Dies kann zum Beispiel durch eine Abschirmung eines unselektiven Rezeptors durch
eine selektive Membrane erreicht werden. WO 97/20203 offenbart eine Methode mit
der DNA bzw. RNA quantitativ bestimmt werden können, wobei der eigentliche
Rezeptor durch eine selektive Barriere von der umgebenden Lösung abgeschirmt
wird.
Der Einsatz von cyclischen Systemen als Rezeptor für Peptide ist durch W. C. Still et
al. (J. Am. Chem. Soc. 115 (1993) 823-824), K. Ohkabo et al. (J. Org. Chem. 60
(1995) 5374-5375) und A. R. Chamberlin et al. (J. Am. Chem. Soc. 116 (1994)
5089-5098) publiziert worden. T. Katagi et al. konnten cyclische Peptidoligomere als
Transportmoleküle für ionische Verbindungen durch Membrane einsetzen (Chem.
Pharm. Bull 40 (1992) 570-574).
Vielfach sind gängige Rezeptorsysteme für eine Verwendung in der Analytik nicht
tauglich, da für jedes Gastmolekül eine spezifische Koordinationsumgebung bereit
gestellt werden muß. Ist dies nicht der Fall, so können auch nicht erwünschte
Moleküle unspezifisch gebunden werden.
Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, spezifische bindende Rezeptoren
für die Verwendung als Chemo- oder Biosensor zur Verfügung zu stellen.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß Cyclopeptide als spezifische Rezeptoren
(Erkennungszentren) in Chemo- oder Biosensoren eingesetzt werden können.
Cyclopeptide lassen sich durch die Methoden der kombinatorischen Chemie aus
natürlichen und/oder nicht-natürlichen Aminosäuren in beliebiger Vielfalt herstellen.
Die so erhaltenen Bibliotheken können in üblicher Weise auf diejenigen Cyclopeptide
durchsucht werden, deren Koordinationsumgebung exakt auf das jeweilige
Gastmolekül angepaßt ist. Das für die Qualität eines Chemo- oder Biosensors
entscheidende Verhältnis der Signale der spezifischen Bindung eines zu
registrierenden Analyten zu den aufgrund von unspezifischer Bindung erhaltenen
Signalen kann durch die spezifische und individuell variierbare Koordinationsphäre
der Cyclopeptide entscheidend verbessert werden.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind daher Chemo- oder Biosensoren zur
spezifischen Bestimmung eines Analyten, wobei der Rezeptor des Chemo- oder
Biosensors aus Cyclopeptiden aufgebaut ist.
Weiterhin ist die Verwendung der Chemo- oder Biosensoren in der Umwelt- oder
Medizintechnik Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
Die durch übliche Synthesemethoden (z. B. Merryfield-Synthese) zugänglichen
Peptide können durch die Verknüpfung der beiden entgegengesetzten Enden des
linearen Peptids intramolekular cyclisiert werden. Die so erhaltenen cyclischen
Strukturen besitzen eine Mindestgröße von vier monomeren Aminosäurebausteinen.
Als Aminosäurebausteine können dabei alle entsprechenden chemischen
Verbindungen eingesetzt werden, die für die Fmoc/tBu- oder BOC-Synthesestrategie
geeignet sind. Es können andere Synthesemethoden der Peptidchemie eingesetzt
werden, um die Erkennungsstrukturen nachträglich zu modifizieren.
Fig. 1 zeigt einen möglichen Aufbau einer cyclischen Peptidstruktur. An jeder
Position des Cyclopeptids kann durch eine gezielte Variation der verwendeten
Bausteine in der Synthese eine spezifische Erkennungsstruktur aufgebaut werden.
Einzelne Positionen im Cyclopeptid lassen sich durch den Einbau dafür geeigneter
Gruppen zur kovalenten Fixierung der Cyclopeptide entweder auf Oberflächen wie
z. B. Gold, Silber, Platin, Silizium, Siliziumdioxid, Glas, Glas-Kohlenstoff oder
ITO-beschichtetes Glas oder in polymeren Matrizen wie z. B. Polysiloxane, Polyurethane,
Polyetherurethane, modifizierte Cellulose, Polyketone, Polystyrole, Polyphenole oder
Polypyrrole verwenden. Bei der Wahl der monomeren Einheiten der Cyclopeptide
können ausgehend von den natürlichen α-Aminosäuren alle α- und β-Aminosäuren
eingesetzt werden, die in der Fmoc/tBu- und der BOC-Synthesestrategie verwendet
werden können. Als weitere monomere Bausteine können alle Verbindungen
verwendet werden, die für die genannten Synthesestrategien geeignet sind, z. B.
Fmoc-geschützte Hydantoin-, Oxazol-, Pyrazol-, Thiazolyloxazol-Carbonsäuren.
Die bisher verwendeten Käfigmoleküle sind aus einem speziellen Monomer aufgebaut
und lassen sich in der Ringgröße zumeist nur wenig variieren. Ihre Selektivität läßt
sich nur dadurch beeinflussen, daß alle Monomere modifiziert werden. Cyclopeptide
bieten im Gegensatz dazu eine weitaus größere Diversität.
Weitere Variationsmöglichkeiten ergeben sich dadurch, daß sich die
unterschiedlichen Monomere in jeder gewünschten Anzahl und Abfolge zu einem
Cyclopeptid kombinieren und damit für einen speziellen Analyt "maßschneidern"
lassen. Die Synthese der Peptide ist enantioselektiv, als Edukte werden zumeist
chirale Verbindungen eingesetzt, so daß durch die resultierende Chiralität der
Cyclopeptide die entscheidende Voraussetzung für eine enantioselektive Sensorik
erfüllt ist. Cyclopeptide, die an einer oder an mehreren monomeren Einheiten
geeignete funktionelle Gruppen besitzen, lassen sich weiter modifizieren. Die
Erkennungszentren können auf diese Weise weitergehend modifiziert und optimiert
werden. Eine Möglichkeit zur weitergehenden Modifizierung ist die Verwendung von
orthogonalen Schutzgruppen, z. B. Fmoc-Lysin-Dde als monomere Einheit. Nach der
erfolgten Cyclisierung des Peptids können die orthogonalen Schutzgruppen der
Aminosäuren gezielt entschützt und in einem weiteren Syntheseschritt gezielt mit
weiteren, beliebigen funktionellen Einheiten chemisch modifiziert werden.
Nach den Prinzipien der kombinatorischen Synthese lassen sich modular aufgebaute
Rezeptor-Bibliotheken synthetisieren und damit durch die Variation der cyclischen
Peptide die Selektivität gegenüber bestimmten Analyten gezielt steigern.
Die kombinatorische Peptidsynthese ist beschrieben in "Combinatorial Peptide and
Nonpeptide Libraries", G. Jung (Ed.,), VCH, Weinheim (1996), ISBN 3-527-29380-9.
Die im erfindungsgemäßen Chemo- oder Biosensor eingesetzten Cyclopeptide sind
bevorzugt aus 4 bis 50, besonders bevorzugt aus 4 bis 15 monomeren Bausteinen
aufgebaut, wobei als monomere Bausteine die bereits erwähnten
Aminosäurebausteine eingesetzt werden.
Die auf die oben beschriebene Weise erzeugten Rezeptor-Bibliotheken werden einem
Analyten-Screening unterworfen. Hierzu werden die synthetisierten
Erkennungsstrukturen auf Transducern immobilisiert und die auf diese Weise
hergestellten Chemo- bzw. Biosensoren in Arrays von 8 bis 384 oder auch mehr
verschiedenen Sensoren angeordnet. Die Erkennungsstrukturen, die für den
ausgewählten Analyten die höchste Sensitivität aufweisen, lassen sich auf diese
Weisen für jeden Analyten bestimmen und nachfolgend weiter optimieren.
Da die genannten Synthesestrategien auch durch die Prinzipien der kombinatorischen
Chemie verfolgt werden können, lassen sich in kurzer Zeit hochkomplexe Rezeptor-
Bibliotheken mit einer großen Anzahl systematisch variierter Erkennungszentren
synthetisieren. Durch die Fixierung einer Cyclopeptid-Bibliothek auf einem
Transducer kann die Suche nach einem geeigneten Rezeptor vereinfacht werden, da
sich die Größe der Sensorarrays reduziert. Cyclopeptid-Bibliotheken auf einem
Transducer bieten auch die Möglichkeit ein Chemo- bzw. Biosensorarray zu
entwickeln, das entweder für den spezifischen Nachweis eines Analyten (über
entsprechende Mustererkennungsverfahren bei der Auswertung, siehe z. B. "Pattern
Recognition and Multicomponent Analysis", A. Hierlemann, M. Schweizer-
Berberich, U. Weimar, G. Kraus, A. Pfau and W. Göpel, in: H. Baltes, W. Göpel and
J. Hesse (Eds.), "Sensors Update Sensor Technology - Applications - Markets", Vol.
2 VCH, Weinheim (FRG) 1996, pp. 119-180, ISBN 3-527-29432-5) oder für den
Nachweis ganzer Substanzklassen geeignet ist.
Unter der chemischen bzw. biochemischen Sensorik versteht man die reversible
molekulare Erkennung eines neutralen oder geladenen Analyten in einer chemisch
sensitiven Matrix unter gasförmigen oder flüssigen Umgebungsbedingungen. Die auf
diese Weise gewonnene chemische Information muß durch eine geeignete
Transduktion in ein elektrisches Signal umgewandelt werden.
In der chemischen und biochemischen Sensorik werden eine Vielzahl
unterschiedlicher sensitiver Materialien und Transduktionsprinzipien genutzt. Dies
soll durch Fig. 2 und Fig. 3 skizziert werden. Um eine ausreichende Stabilität zu
gewährleisten, werden die Erkennungszentren (E) z. B. kovalent in einer
Monoschicht auf eine Oberfläche angebunden (Fig. 2) oder kovalent in eine
dreidimensionale Matrix eingebunden (Fig. 3). Die Wechselwirkung mit dem
gegebenenfalls in einem Lösungsmittel (L) gelösten Analyt (A) kann durch die
Änderung der frequenzabhängigen elektrischen Leitfähigkeit, von Massen- und/oder
Dickenzunahmen, durch Änderungen spezieller elektrochemischer Eigenschaften
oder einer Reihe weiterer Transducer-Verfahren in der Gas- und Flüssigphase
nachgewiesen werden. Tabelle 1 zeigt eine Zusammensetzung gängiger
Transduktionsprinzipien. Weitere Details sind in "Sensors: A. Comprehensive
Survey", W. Göpel, J. Hesse and J. N. Zemel (Series Eds.), VCH, Weinheim (FRG),
Vol. 2: "Chemical and Biochemical Sensors", W. Göpel, T. A. Jones, M. Kleitz, I.
Lundström and T. Seiyama (Vol. Eds.), 1991, ISBN 3-527-26768-9, Vol. 3:
"Chemical and Biochemical Sensors", W. Göpel, T. A. Jones, M. Kleitz, I.
Lundström and T. Seiyama (Vol. Eds), 1991, ISBN 3-527-26769 aufgeführt.
Alle Systeme und Transduktionsprinzipien müssen den grundsätzlichen
Anforderungen genügen, daß die Systeme in den Umgebungsbedingungen stabil sind,
die Reaktion auf den Analyt empfindlich und reversibel erfolgt und selektiv nur ein
Analyt in einer Mischung detektiert wird. Nur wenige Kombinationen aus chemisch
sensitiver Matrix und Transducer erfüllen diese Voraussetzungen ausreichend, vor
allem läßt sich die Selektivität gegenüber nur einem einzigen Analyten bei derzeit ca.
107 bekannten chemischen Verbindungen zumeist nur schwer verwirklichen. Um die
Selektivität der Systeme zu steigern, gibt es zwei unterschiedliche Strategien. Zum
einen werden Rezeptoren, mit denen eine molekulare Erkennung des Analyten in
anderen chemischen Analysetechniken möglich ist, wie bereits ausgeführt, gezielt
modifiziert. Andererseits können Chemo- bzw. Biosensoren, die zwar wenig selektiv,
aber reversibel auf unterschiedliche Analyte reagieren, mit gezielt unterschiedlichen
Selektivitätsmustern in einem Array kombiniert werden. Über Verfahren der
Mustererkennung lassen sich damit ebenfalls einzelne Analyten selektiv nachweisen.
Für die molekulare Erkennung eines Analyten muß gewährleistet sein, daß die
jeweiligen Erkennungszentren auf dem Transducer fixiert, aber dennoch frei
zugänglich sind. Dies kann z. B. durch eine kovalente Fixierung von Cyclopeptiden
auf Goldoberflächen über Cystein-Gruppen, die ein Teil des Cyclopeptid-
Grundgerüstes sind, erreicht werden. Als weitere Möglichkeit bietet sich die
elektronisch induzierte Polymerisation von Cyclopeptiden, die mit entsprechenden
funktionellen Gruppen modifiziert sind (z. B. Phenol- oder Pyrrol-Substituenten), auf
beliebigen leitfähigen Substraten an.
Die so erhaltene Steigerung der Selektivität als auch der Sensitivität ist in den
massensensitiven Experimenten der Beispiele dokumentiert. Die Massenänderung
wurde in der Gas- und Flüssigphase mit Schwingquarz-Sensoren detektiert.
Um die Dichte der Erkennungszentren auf dem Transducer und damit die
Nachweisempfindlichkeit zu erhöhen, können die Rezeptoren in eine
dreidimensionale Polymermatrix (Polysiloxane, Polyurethane, Polyetherurethane,
modifizierte Cellulose, Polyketone, Polystyrole, Polyphenole, Polypyrrole, etc).
kovalent eingebunden werden.
Als Polymermatrix können für die Flüssigphase beispielsweise Polyethylenglycol und
für die Gasphase Polysiloxane eingesetzt werden.
Die erfindungsgemäßen Bio- oder Chemosensoren können in der Umwelt- oder
Medizintechnik zum selektiven Nachweis von organischen Verbindungen in der Gas- und
Flüssigphase verwendet werden.
Die erfindungsgemäßen Bio- oder Chemosensoren können weiterhin zum Nachweis
von Aminosäuren oder Peptiden in Serum, Blut, Urin oder wäßrigen Lösungen
verwendet werden.
Außerdem können Bio- oder Chemosensoren gemäß der vorliegenden Erfindung
zum Nachweis von Pharmakophoren in wäßrigen Lösungen, Serum, Blut oder Urin
verwendet werden.
Einsatzgebiete der erfindungsgemäßen Bio- oder Chemosensoren sind beispielsweise
die Lebensmittelkontrolle (Screening nach unverdaulichen Aminosäuren) und
Doping- oder Drogenkontrollen.
Die nachfolgenden Beispiele sollen die vorliegende Erfindung näher erläutern, ohne
ihren Umfang zu beschränken.
Es wurden folgende Cyclopeptide synthetisiert und deren Selektivität gegenüber
verschiedenen organischen Lösungsmitteln bestimmt. Die jeweiligen
Erkennungszentren wurden als selektive Beschichtung auf Schwingquarz-
Transducern eingesetzt.
Der Nachweis erfolgte in der Gasphase, die Selektivität wird in Hz/ppm gemessen.
Rezeptorsystem | |
Bezeichnung | |
1. c[Tyr-Phe-The-Ala--Phe] | A |
2. c[Tyr-(Aca-HPA)-Phe-Ala-Phe-Ala-Phe] | B |
3. c[Cys-Phe-Ala-Phe-Ala-Phe] | C |
4. c[Cys-Phe(Cl)-Cys-Phe(Cl)-Cys-Phe(Cl)] | D |
5. Cystein Monoschicht | E |
6. reine Goldelektrode | F |
7. Thio (C18) Monoschicht | G |
Analyt | |
Bezeichnung | |
1. Benzol | a |
2. Fluorbenzol | b |
3. Toluol | c |
4. Anisol | d |
5. Pyridin | e |
6. Tetrachlorkohlenstoff | f |
7. Trichlorethylen | g |
8. Perchlorethylen | h |
9. Butyraldehyd | i |
10. Methylcyclohexan | k |
Fig. 4 zeigt die selektive Erkennung von z. B. Pyridin durch Rezeptortyp A.
Es wurden 2 Cyclopeptide
H: c[Cys-Lys-Cys-Trp-Cys-Lys] und
I: c[Cys-Phe-Cys-Trp-Cys-Lys]
als Monoschicht auf einem Schwingquarz-Transducer gegen 15 Aminosäuren jeweils gelöst in 0,1 M PBS-Puffer auf ihre Rezeptoreigenschaften getestet.
H: c[Cys-Lys-Cys-Trp-Cys-Lys] und
I: c[Cys-Phe-Cys-Trp-Cys-Lys]
als Monoschicht auf einem Schwingquarz-Transducer gegen 15 Aminosäuren jeweils gelöst in 0,1 M PBS-Puffer auf ihre Rezeptoreigenschaften getestet.
Aminosäure/Analyt | |
Bezeichnung | |
1. Asparat | 1 |
2. Glutamat | m |
3. Asparagin | n |
4. Threonin | o |
5. Tyrosin | p |
6. Glutamin | q |
7. Tryptophan | r |
8. Phenylalanin | s |
9. Valin | t |
10. Lencin | u |
11. Isoleucin | v |
12. Prolin | w |
13. Histidin | x |
14. Lysin | y |
15. Arginin | z |
Fig. 5 zeigt die unterschiedlichen Erkennungssignale (in Hz/ppm) der beiden
Rezeptoren.
Das Cyclohexapeptid c[Cys-Trp-Cys-Lys-Cys-Lys] wurde als sensitive Schicht eines
massensensitiven Schwingquarzes in der Flüssigphase zum enantioselektiven
Nachweis von D- und L-Arginin verwendet. Fig. 6 zeigt die reproduzierbaren,
deutlich unterscheidbaren Signale der beiden Enantiomeren. X-Achse in [min], Y-
Achse in [Hz].
Claims (9)
1. Chemo- oder Biosensor zur spezifischen Bestimmung eines Analyten,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Rezeptor des Chemo- oder Biosensors aus Cyclopeptiden aufgebaut ist.
2. Chemo- oder Biosensor nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Cyclopeptid aus 4 bis 50 monomeren Bausteinen aufgebaut ist.
3. Chemo- oder Biosensor nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Cyclopeptid aus 4 bis 15 monomeren Bausteinen aufgebaut ist.
4. Chemo- oder Biosensor nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Aminosäuren nach erfolgter Cyclisierung chemisch modifiziert werden.
5. Chemo- oder Biosensor nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Cyclopeptide kovalent auf einem Transducer fixiert sind.
6. Chemo- oder Biosensor nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Cyclopeptide kovalent in einem Polymergerüst eingebunden sind.
7. Verwendung der Chemo- oder Biosensoren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6 in
der Umwelt- oder Medizintechnik.
8. Verwendung der Chemo- oder Biosensoren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6
zum Nachweis von Aminosäuren oder Peptiden in Serum, Blut oder Urin.
9. Verwendung der Chemo- oder Biosensoren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6
zum Nachweis von Pharmakaphoren in wäßrigen Lösungen wie Serum, Blut oder
Urin.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998124959 DE19824959A1 (de) | 1998-06-04 | 1998-06-04 | Biosensoren aus Cyclopeptiden |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998124959 DE19824959A1 (de) | 1998-06-04 | 1998-06-04 | Biosensoren aus Cyclopeptiden |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19824959A1 true DE19824959A1 (de) | 1999-12-16 |
Family
ID=7869880
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1998124959 Withdrawn DE19824959A1 (de) | 1998-06-04 | 1998-06-04 | Biosensoren aus Cyclopeptiden |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19824959A1 (de) |
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