DE19818383A1 - Entstörung von diagnostischen Verfahren durch Peptide aus D-Aminosäuren - Google Patents
Entstörung von diagnostischen Verfahren durch Peptide aus D-AminosäurenInfo
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Description
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung von Peptiden, die im
wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen, zur Entstörung von diagnostischen Verfah
ren, ein Verfahren zur Entstörung von diagnostischen Verfahren durch Peptide, die im
wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen, sowie ein Entstörreagenz, enthaltend
mindestens ein Peptid, das im wesentlichen aus D-Aminosäuren besteht.
In der Diagnostik haben in den vergangenen Jahren insbesondere immunologische
Nachweisverfahren große Bedeutung erlangt. Durch diese Verfahren können Analyten
in biologischen Proben nachgewiesen werden. Zu diesen Analyten zählen beispielsweise
Arzneimittel, Hormone, Proteine, infektiöse Agenzien, Mikroorganismen und
Antikörper gegen diese Analyten. Insbesondere zum Nachweis von Infektionen durch
Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze oder Viren werden diese Erreger entweder direkt
oder indirekt nachgewiesen. Das heißt, daß je nach Infektion der Erreger durch den
Antigennachweis diagnostiziert wird oder die Antikörper, die als Immunantwort
spezifisch gegen die Erreger gebildet wurden, nachgewiesen werden.
Bei allen immunologischen Nachweisreaktionen kommt es zu einer spezifischen Bin
dungsreaktion zwischen der Substanz, die nachgewiesen werden soll (Analyt) und
mindestens einem spezifischen Bindepartner, der mit dem Analyten spezifisch reagiert
oder ihn spezifisch bindet. Der Analyt und der spezifische Bindepartner bilden dabei ein
spezifisches Bindungspaar, im allgemeinen ein Komplex zwischen einem Antigen und
einem Antikörper oder einem Antikörper-Fragment. Dabei können mehr als ein Analyt
oder mehr als ein Bindepartner in jeder Reaktion miteinander reagieren. Die Detektion
dieser spezifischen Bindereaktionen kann auf verschiedene Weise erfolgen. Im allge
meinen ist ein Bindepartner der spezifischen Bindereaktion markiert. Übliche Markie
rungen sind Chromogene, Fluorophore, zur Chemi- oder Elektrochemilumineszenz
fähige Substanzen, Radioisotope, Haptene, Enzymmarkierungen oder Substanzen, die
wiederum ein spezifisches Bindungspaar bilden können wie beispielsweise
Biotin/Streptavidin.
Ein schwerwiegendes Problem bei Immunoassays ist, daß zwischen den spezifischen
Bindepartnern des Immunoassays und den Probenbestandteilen unerwünschte Wechsel
wirkungen und unspezifische Bindereaktionen erfolgen können. Derartige Wechselwir
kungen bewirken im allgemeinen eine Erhöhung des Hintergrundsignals, eine stärkere
Streuung der Signale und damit eine verringerte Sensitivität und Spezifität des
betreffenden Tests.
Je nach Art der durch unspezifische Wechselwirkungen hervorgerufenen Störung kann
es auch zu falsch-positiven oder zu falsch-negativen Testergebnissen kommen.
Zu falsch-negativen Ergebnissen kann es dann kommen, wenn sich in der Probe eine
Substanz befindet, die den nachzuweisenden Analyten maskiert, so daß die spezifischen
Nachweisreagenzien, beispielsweise ein Antikörper, nicht mehr an den Analyten binden
können.
Ein besonders großes Problem stellen falsch-positive Testergebnisse dar. Das heißt, daß
trotz Abwesenheit des Analyten im Test ein positives Signal erhalten wird. So darf es
insbesondere bei der Diagnostik von Infektionskrankheiten nicht vorkommen, daß
Proben von gesunden, nichtinfizierten Patienten im Test ein falsch-positives Ergebnis
liefern. Bei der Diagnostik von HIV-Infektionen sind beispielsweise die von den Zulas
sungsbehörden gestellten Anforderungen an die klinische Spezifität von diagnostischen
Tests zum Nachweis von Anti-HIV-Antikörpern größer als 99,5%. Das heißt, daß in
einem Normalspenderkollektiv (Proben von Nichtinfizierten) von 1000 Proben nicht
mehr als 5 falsch-positive Proben auftreten dürfen. Die dennoch auftretenden falsch
positiven Reaktionen werden verursacht durch unspezifische Substanzen, die je nach
Testmethode an die zum Antikörper-Nachweis eingesetzten Antigene, beispielsweise
HIV-Antigene, binden und dann wie Antikörper gegen das nachzuweisende infektiöse
Agens mit Hilfe des Nachweissystems falsch-positiv detektiert werden. Oftmals handelt
es sich bei diesen unspezifisch reagierenden Substanzen um Antikörper.
Im Stand der Technik sind bereits verschiedene Versuche beschrieben, um diese
unspezifischen Wechselwirkungen in Immunoassays zu reduzieren, die zu falschen
Testergebnissen führen. So ist seit langem bekannt, daß unterschiedliche Kohlenhydrat-
Komponenten und Proteine, Proteingemische, bestimmte Proteinfraktionen sowie deren
Hydrolysate unspezifische Wechselwirkungen zwischen den Testkomponenten und
dem Analyten im Immunoassays reduzieren können (siehe beispielsweise Robertson et
al., J. Immunol. Meth. 26, 1985; EP-A-0 260 903; US 4,931,385). Der Einsatz von
Protein-Rohfraktionen und Rohhydrolysaten hat den Nachteil, daß durch die darin
enthaltenen Bestandteile wiederum andere Störungen des Test ausgelöst werden können.
Enzymatisch produzierte Hydrolysate können zudem mit den bei der Herstellung
verwendeten Proteasen kontaminiert sein und weisen in der Regel keine einheitliche
Qualität auf, da sich die enzymatische Spaltung nur schwer steuern läßt. Protease-
Kontaminationen können Testkomponenten angreifen und schon in geringen Mengen
zur Beeinträchtigung der Testfunktionen und Lagerstabilität führen.
Zur Verringerung unspezifischer Wechselwirkungen in Immunoassays wurde auch der
Einsatz von chemisch modifizierten Proteinen, insbesondere von succinylierten oder
acetylierten Proteinen beschrieben (US 5,051,356; EP-A-0 525 916). Mit diesen Sub
stanzen können jedoch viele der falsch-positiven Ergebnisse bei Antikörpernachweisen
aus Serumproben nicht vermieden werden.
Die EP-A-0 331 068 und WO 91/06559 beschreiben den Einsatz von polymerisierten
Immunglobulinen, insbesondere IgG, zur Reduktion spezifischer Störfaktoren wie z. B.
Rheumafaktoren. Es lassen sich damit aber nicht alle störenden Wechselwirkungen
zufriedenstellend ausschalten. Außerdem kann der Zusatz von unspezifischen humanen
Immunglobulinen in Tests auf humane Antikörper zu einer Erhöhung des Leerwerts
führen. Ferner ist die Gewinnung von humanem oder tierischem IgG aufwendig und
teuer.
In der WO 95/23801 werden Avidin und Streptavidin sowie deren Derivate als Entstör
mittel beschrieben, die in heterogenen Immunoassays vor allem unspezifische Wechsel
wirkungen der Probenbestandteile mit einer Streptavidin- oder Avidin-Festphase redu
zieren. Eine Entstörung von Substanzen, die keine Wechselwirkungen mit der Festphase
eingehen, sondern unspezifisch an die im allgemeinen immunologischen
Testbestandteile binden, ist mit diesen Entstörmitteln nicht möglich.
Im Stand der Technik ist bisher keine zufriedenstellende Lösung für das Problem be
schrieben worden. Aufgabe war es daher, neue Entstörsubstanzen zur Verfügung zu
stellen, um eine bessere Entstörung von unspezifischen Wechselwirkungen bei
Immunoassays zu bewirken als im Stand der Technik bisher bekannt ist. Insbesondere
lag der Erfindung die Aufgabe zugrunde, falsche Nachweisergebnisse bei der Diagnose
von Infektionskrankheiten zu verringern oder wenn möglich vollkommen zu vermeiden.
Die Aufgabe wird gelöst durch die Verwendung von Peptiden, die im wesentlichen aus
D-Aminosäuren bestehen, zur Entstörung von immunologischen Nachweisverfahren. Es
hat sich überraschenderweise gezeigt, daß durch den erfindungsgemäßen Einsatz von
Peptiden, die im wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen, eine drastische Reduzie
rung von unspezifischen Wechselwirkungen und somit eine weitgehende Vermeidung
falscher und insbesondere falsch-positiver Nachweisreaktionen möglich ist.
Eine wichtige Eigenschaft der als Entstörmittel eingesetzten Peptide ist, daß diese nicht
aus den natürlicherweise vorkommenden L-Aminosäuren, sondern im wesentlichen aus
D-Aminosäuren bestehen. Dadurch werden Eigenschaften wie Hydrophilie, Flexibilität
und Löslichkeit exakt nachgeahmt, ohne daß die antigenen Eigenschaften denen der
entsprechenden Peptide aus L-Aminosäuren entsprechen. Die Antigenität der Peptide,
die im wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen, ist deshalb nicht vorhanden, da deren
sterische Konformation sich im Vergleich mit den tatsächlichen Antigenen genau
spiegelbildlich verhält. Unter Antigenität ist das spezifische Bindungsverhalten von
zwei oder mehreren immunologischen Bindepartnern wie beispielsweise von einem
Antigen und einem spezifischen Antikörper zueinander zu verstehen. Somit passen die
Peptide aus D-Aminosäuren nicht mehr in die Antigenbindungsstelle, d. h. das Paratop
der nachzuweisenden spezifischen Antikörper. Das erfindungsgemäße Entstörmittel
behindert somit die spezifische Nachweisreaktion nicht.
Unter D- und L-Aminosäuren sind die Projektionsformeln von Aminosäuren gemäß der
Nomenklatur von Emil Fischer für optisch aktive (chirale) Verbindungen zu verstehen.
Danach wird die Kohlenstoffkette senkrecht so angeordnet, daß das Ende mit der
höchsten Oxidationsstufe oben liegt. Das Molekül muß zudem so angeordnet werden,
daß am asymmetrischen C-Atom die Substituenten nach vorn ragen. Zur Bezeichnung
der Konfiguration bei Aminosäuren bezieht man sich auf die Aminogruppe, d. h. L-Kon
figuration bei links stehender Aminogruppe und D-Konfiguration bei rechts stehender
Aminogruppe. Die Bezeichnungen D und L haben jedoch nichts mit der Richtung der
optischen Drehung von linear polarisiertem Licht zu tun. Die D- und die L-Form einer
Aminosäure verhalten sich zueinander wie Bild und Spiegelbild. Proteine bestehen aus
schließlich aus L-Aminosäuren. Lediglich einige Bakterien besitzen in ihrer Zellwand
D-Aminosäuren.
Unter dem Begriff "Peptid" werden aus mindestens 2, maximal aus 100 Aminosäuren
aufgebaute, über Amidbindungen miteinander kovalent verknüpfte Moleküle
verstanden. Diese Definition gilt sowohl für Peptide aus L- als auch aus D-
Aminosäuren.
In Immunoassays werden oftmals Peptide aus L-Aminosäuren als immunologische
Bindepartner eingesetzt. Diese als Nachweisreagenzien verwendeten Peptide können,
müssen aber nicht mit anderen Molekülen markiert sein. Zu diesen Markierungen zählen
beispielsweise Biotin, Haptene wie Digoxigenin oder Steroidhormone, Enzyme, Farb
stoffe, Fluoreszenzmarkierungen. Als immunologische Bindepartner verwendete
Peptide aus L-Aminosäuren binden in Immunoassays spezifisch an einen anderen
Bindepartner, wie zum Beispiel an den Analyten, der in diesem Fall ein Antikörper sein
kann. Wird ein markiertes Peptid verwendet, so kann die Anwesenheit des Analyten
durch die Markierung des an den Analyten gebundenen Peptids nachgewiesen werden.
Die Peptide aus L-Aminosäuren können auch als Kompetitoren eingesetzt werden.
Hierbei verdrängt das Peptid aus L-Aminosäuren einen der immunologischen
Bindepartner, beispielsweise eines Antigen-Antikörper-Komplexes, aus dem Komplex.
Anhand der Menge der entweder im Komplex oder in der Lösung befindlichen
markierten Peptids kann durch Vergleich mit einer Standardkurve auf die Konzentration
des Analyten geschlossen werden.
Die Sequenz der als immunologische Bindepartner oder Nachweisreagenzien eingesetz
ten Peptide aus L-Aminosäuren orientiert sich entweder an der Sequenz des nachzuwei
senden Analyten oder an der Sequenz eines immunologischen Bindepartners, der den
Analyten spezifisch bindet. Als Sequenzbereich wird dabei im allgemeinen ein
definierter Epitopbereich ausgewählt, von dem bekannt ist, daß er immunologisch
erkannt wird. Insbesondere auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten wie HIV- und
HCV-Infektionen sind bereits eine Reihe von immunologisch aktiven Epitopen der
Virusproteine beschrieben worden. Zu den wichtigsten immunologisch aktiven
Bereichen von HIV zählen die Envelope (env)-Proteine gp41, gp120 und das Capsid
(gag)-Protein p24.
Bei der Diagnostik von Infektionskrankheiten werden jedoch auch oftmals vollständige
Proteine oder deren Fragmente als immunologische Bindepartner eingesetzt, die ent
weder aus ihrer nativen Quelle aufgereinigt oder rekombinant hergestellt werden.
Die Aminosäuresequenz der erfindungsgemaß zur Entstörung eingesetzten Peptide, die
im wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen, orientiert sich - analog zu den Peptiden
aus L-Aminosäuren - an der Sequenz, die entweder auf dem Analyten selbst oder auf
einem zum Analyt-Nachweis eingesetzten analyt-spezifischen Bindepartner vorhanden
ist. Bevorzugt entspricht die Sequenz des zur Entstörung eingesetzten Peptides dem
Epitop auf dem Analyten oder dem Epitop auf dem spezifischen Bindepartner.
Werden als spezifische Bindepartner für die Immunreaktion L-Peptide eingesetzt, so
wird bei der Auswahl der zur Entstörung eingesetzten Peptide bevorzugt ein Peptid
gleicher Länge und gleicher Sequenz, das vollständig aus D-Aminosäuren besteht,
eingesetzt.
Die Länge der erfindungsgemäßen Peptide, die im wesentlichen aus D-Aminosäuren
bestehen, beträgt mindestens 4 bis 50, bevorzugt 5 bis 20 D-Aminosäuren.
Wesentlich an den erfindungsgemäßen Peptiden ist, daß sie nicht aus L-, sondern im
wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen. Dabei ist die Verwendung von Glycin, das
kein asymmetrisches C-Atom besitzt und damit weder D- noch L-konfiguriert ist,
ausdrücklich erlaubt. Unter der Bezeichnung "im wesentlichen aus D-Aminosäuren
bestehend" ist ein Peptid zu verstehen, dessen Sequenz, die dem Epitop auf dem Analy
ten oder dem spezifischen Bindepartner entspricht, aus D-Aminosäuren besteht. Es ist
jedoch im Rahmen der Erfindung möglich, daß dieser Epitopbereich von Aminosäuren
flankiert wird, die die natürliche L-Konfiguration besitzen. Dies kann dann erforderlich
sein, wenn Spacerbereiche aus L-Aminosäuren an den Epitopbereich gekoppelt werden.
Es können jedoch auch andere chemische Gruppen wie beispielsweise Alkylketten als
Spacer oder Abstandshalter verwendet werden. Diese Spacer werden oftmals benötigt,
um andere Moleküle an das Entstörpeptid zu koppeln. Wichtig ist dabei jedoch, daß das
für die Entstörung relevante Epitop aus D-Aminosäuren aufgebaut ist. Es ist erfindungs
gemäß auch möglich, daß die flankierenden Bereiche aus Lipidstrukturen, wie sie
beispielsweise in Phospholipiden oder Lipoproteinen vorkommen, oder aus
Zuckerketten bestehen. Die das Epitop flankierenden Bereiche des Entstörpeptids
können prinzipiell beliebig modifiziert werden. Wichtig bei allen Peptid-Modifikationen
ist, daß die Entstörwirkung dadurch nicht beeinträchtigt wird. Auch muß darauf geachtet
werden, daß das zur Entstörung eingesetzte Peptid aufgrund von zusätzlichen
Modifikationen selbst keine Störung des Immunoassays hervorruft.
Die weiter oben beschriebene Länge der erfindungsgemäßen Peptide bezieht sich auf
das aus D-Aminosäuren aufgebaute Epitop. Es ist durchaus möglich, daß die
Gesamtlänge des Entstörpeptids durch den Einbau flankierender Sequenzen über die
Obergrenze von 50 Aminosäuren hinausgeht.
Die Herstellung der Peptide, die im wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen, erfolgt
durch chemische Synthese an einer Festphase, vorzugsweise mit einem kommerziellen
Peptidsynthesegerät. Bevorzugt wird die Herstellung nach der dem Fachmann
geläufigen Methode nach Merrifield durchgeführt. Die einzelnen Aminosäure-Bausteine
müssen dabei dort, wo es erforderlich ist, als D-Isomer eingesetzt werden. Die übrigen
Verfahrensschritte entsprechen der Synthese von Peptiden aus L-Aminosäuren. Das
heißt, die Synthese erfolgt nach bekannten Methoden, vorzugsweise ausgehend vom
Carboxylterminus des Peptids unter Verwendung von Aminosäurederivaten (hier: D-
Aminosäurederivate). Vorzugsweise werden Aminosäurederivate eingesetzt, deren für
die Kopplung benötigte Amino-Endgruppe mit einem Fluorenymethyloxycarbonyl
(Fmoc)-Rest derivatisiert ist. Reaktive Seitengruppen der eingesetzten Aminosäuren
enthalten Schutzgruppen, die nach Beendigung der Peptidsynthese ohne weiteres
abspaltbar sind. Bevorzugte Beispiele hierfür sind Schutzgruppen wie etwa Triphenyl
methyl (Trt), t-Butylether (tBu), t-Butylester (OtBu), ter.-Butyloxycarbonyl (Boc) oder
2,2,5,7,8-Pentamethylchroman-6-sulfonyl (Pmc).
Für die Peptidsynthese können die 19 Standard-Aminosäuren in D-Form eingesetzt
werden, die natürlicherweise in L-Form vorkommen. Darüberhinaus können auch die D-
Formen von Aminosäurederivaten wie beispielsweise 4-Hydroxyprolin, 5-
Hydroxylysin, 3-Methylhistidin, Homoserin oder Ornithin eingesetzt werden.
Nach Beendigung der Synthese erfolgt gegebenenfalls nach Freisetzung des Peptids von
der Festphase eine Abspaltung von Schutzgruppen nach dem Fachmann geläufigen
Methoden wie zum Beispiel durch den Zusatz von Säure. Danach wird das auf diese
Weise erhaltene Produkt gereinigt, vorzugsweise durch HPLC.
Enthalten die so hergestellten erfindungsgemäßen Peptide eine intramolekulare
Disulfidbrücke, so wird die Bildung der Disulfidbrücke vor der Freisetzung des Peptids
durch Oxidation an der Festphase mit Jod in Hexafluoroisopropanol/Dichlormethan
durchgefährt (Seidel C., in Giralt and Andreu, Eds., Peptides 1991, Escom, Leiden, S.
236).
Es ist also möglich, zur Herstellung der erfindungsgemäßen Peptide, die im
wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen, ein standardisiertes Synthese- und
Aufreinigungsverfahren einzusetzen. Komplizierte Apparaturen oder aufwendiges
Aufreinigen der Entstörpeptide wird vermieden.
Die Peptide, die im wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen, können in monomerer
Form eingesetzt werden. Das heißt, jedes Peptid enthält einmal das zu entstörende Epi
top in Form von D-Aminosäuren. Erfindungsgemäß können zur Entstörung mehrere
verschiedene Peptide mit verschiedenen Epitopen, die im wesentlichen aus D-Amino
säuren bestehen, eingesetzt werden. Dies kann dann zweckmäßig sein, wenn ein Analyt
mehrere immunologisch erkennbare Epitope besitzt oder wenn in einem Test
verschiedene Analyten detektiert werden.
Die zur Entstörung eingesetzten erfindungsgemäßen Peptide können jedoch das entspre
chende Epitop auch mehrfach, also multimer tragen. Sie können also auch als
Polyhaptene eingesetzt werden. Dies bedeutet, daß die erfindungsgemäßen Peptide zur
Erzeugung eines Polyhaptens, dessen Komponenten im wesentlichen aus D-
Aminosäuren bestehen, mehrfach auf einen Träger gekoppelt werden. Dabei können
auch verschiedene erfindungsgemäße Peptide, die im wesentlichen aus D-Aminosäuren
bestehen, an einen Träger gekoppelt werden. Als Träger kann ein selber nicht an der
immunologischen Reaktion teilnehmendes Makromolekül, beispielsweise ein größeres
Protein wie Rinderserumalbumin, Partikel aus Latex, Polystyrol, Gold oder Dextran
dienen. Die Herstellung von Polyhaptenen kann analog zu der in der WO 96/03652
beschriebenen Methode erfolgen. Anstatt der dort beschriebenen L-Aminosäuren
werden für die Herstellung der erfindungsgemäßen Polyhaptene dann D-Aminosäuren
verwendet.
Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß durch die Verwendung solcher Polyhaptene,
bei denen die Peptide, die im wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen, auf ein
Trägermaterial gekoppelt sind, eine weitgehende Vermeidung falsch-positiver
Reaktionen in Immunoassays möglich ist. Bevorzugt werden die erfindungsgemäßen
Peptide daher in Form von Polyhaptenen zur Entstörung von Immunoassays eingesetzt.
Die entstörende Wirkung nimmt mit steigender Epitop-Dichte zu. Das heißt, der
Entstöreffekt steigt von monomerem Peptid zum Polyhapten.
Die erfindungsgemäßen Peptide, die im wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen,
werden als Entstörmittel bei Immunoassays zum Testansatz gegeben. Dabei werden
unspezifische Bindungen und Reaktionen, wie sie bei immunologischen Tests wie
beispielsweise bei Antikörper-Nachweisen durch die Reaktion der unspezifischen
Antikörper mit den Nachweis-Antigenen auftreten, weitestgehend vermieden. Eine
mögliche Erklärung für die entstörende Wirkung der erfindungsgemäßen Peptide kann
sein, daß die Entstör-Peptide zwar an die unspezifischen Antikörper, nicht jedoch an die
spezifischen nachzuweisenden Antikörper binden. Den Entstör-Peptiden, die im
wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen, fehlt ja die eigentliche Antigenität. Sie sind
offensichtlich gerade deshalb in der Lage, entstörend zu wirken. Es ist möglich, daß die
"falsche", unspezifische Reaktion der störenden unspezifischen Antikörper durch
Bindung mittels ihrer Antigenbindungsstelle, dem Paratop, an das als Nachweisreagenz
eingesetzte Antigen erfolgt. Es kann aber auch eine andere Stelle als das Paratop des
Antikörpers mit den Antigenen reagieren. Die so mit dem Entstörmittel blockierten
Antikörper können dann nicht mehr mit den Nachweis-Antigenen reagieren, was zur
Folge hat, daß weniger oder im Idealfall keine falsch-positiven Ergebnisse mehr
auftreten.
Einige Störsubstanzen haben die Eigenschaft, direkt an die Festphase zu binden. Wird
nun das erfindungsgemäße Enstörpeptid eingesetzt, kann dieses die Bindungsstellen der
Störsubstanz praktisch zukleben und entzieht den Störer damit der immunologischen
Reaktion.
In einigen Immuntests treten auch falsch negative Testergebnisse auf. Dies kann darauf
zurückzuführen sein, daß ein störender Antikörper in der Probe den nachzuweisenden
Antikörper so bindet, daß dessen Antigenbindungsstelle maskiert ist. Somit wird bei
Antikörpernachweisen dieser Probenantikörper der eigentlichen Immunreaktion ent
zogen, und es entsteht ein falsch negatives Resultat. Ein Entstörmittel hat in einem
solchen Fall die Aufgabe, den störenden Antikörper oder die störende Substanz so zu
binden, daß diese maskiert wird. Die Verwendung der erfindungsgemäßen Peptide, die
im wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen, zur Vermeidung falsch-negativer Test
ergebnisse ist ebenfalls ein Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
Die erfindungsgemaßen Peptide, die im wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen,
werden bevorzugt im Überschuß zu der in der Probe vorhandenen Störsubstanz
verwendet. Eine obere Grenze für die Verwendung der erfindungsgemaßen Peptide
besteht nur insofern, als die Löslichkeit des Entstörmittels im Testansatz gewährleistet
sein muß. Die Menge bzw. die Konzentration der zur Entstörung eingesetzten Peptide,
die im wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen, bzw. der entsprechenden
Polyhaptene hängt von der Störsubstanz ab, die sich in einer Probe befindet. Das heißt,
je nach Ausmaß der Störung muß eine Menge an Entstörreagenz dazugegeben werden,
die vom Fachmann je nach Testführung individuell ermittelt werden muß. Als
sinnvoller Konzentrationsbereich hat sich ein Bereich von 1 nmol/l bis 1 mol/l erwiesen.
Erfindungsgemäß und bevorzugt wird durch die Verwendung der erfindungsgemaßen
Peptide die Sensitivität des Testes nicht beeinflußt.
Durch die erfindungsgemäßen Peptide, die im wesentlichen aus D-Aminosäuren beste
hen, können prinzipiell alle dem Fachmann geläufigen Immunoassay-Formate entstört
werden, so daß falsche, insbesondere falsch-positive Testergebnisse weitgehend vermie
den werden.
Die erfindungsgemaßen Peptide können in allen Testformaten verwendet werden, sofern
ein immunologisch aktiver Bindepartner im Testansatz, das heißt in der Probe oder in
den Nachweisreagenzien vorhanden ist. Die erfindungsgemäßen Peptide werden in
heterogenen oder homogenen, bevorzugt jedoch in heterogenen Verfahren verwendet.
Bei heterogenen Verfahren ist immer eine Festphase beteiligt, an die der gebildete
Komplex aus Analyt und dem oder den Bindepartnern bindet. Beispielhaft ist hier zu
nennen der Antikörpernachweis im Brückentest-Format, wie er in der EP-A-280 211
beschrieben ist. Hier wird ein erster Bindepartner, der mit dem zu bestimmenden
Antikörper spezifisch bindefähig ist wie beispielsweise ein Antigen, an eine Festphase
gebunden. Der zu bestimmende Analyt-Antikörper bindet an das festphasengebundene
Antigen. Im Testansatz ist außerdem ein weiteres, für den Analyten spezifischer
Bindepartner (Antigen) vorhanden, der mit einer Markierung versehen ist. Sobald die
Brücke aus festphasen-gebundenem Bindepartner, Analyt-Antikörper und markiertem
Bindepartner gebildet ist, wird die feste von der flüssigen Phase getrennt und die Mar
kierung in der festen oder der flüssigen Phase detektiert. Die erfindungsgemäßen Pep
tide, die im wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen, bewirken bei diesem Format,
daß unspezifische Substanzen in der Probe wie zum Beispiel unspezifische Antikörper
so maskiert werden, daß sie nicht mehr an der Bildung des festphasengebundenen
Immunkomplexes teilnehmen können. Somit werden insbesondere falsch-positive
Testergebnisse weitestgehend vermieden.
Ein weiteres Format, das erfindungsgemaß entstört werden kann, ist die kompetitive
Testführung, bei der ein festphasengebundener Komplex aus zwei füreinander spezi
fischen Bindepartnern gebildet wird, wobei der Bindepartner, der nicht direkt an die
Festphase gekoppelt ist, markiert ist. Der Analyt, je nach Testanforderung ein Antigen
oder ein Antikörper, verdrängt je nach Konzentration den markierten Bindepartner aus
dem Komplex. Nach Trennung der festen von der flüssigen Phase wird die Markierung
in einer der Phasen nachgewiesen. Die erfindungsgemäßen Peptide blockieren auch hier
die unspezifische Bindung von störenden Probensubstanzen an die als Nachweisrea
genzien eingesetzten Bindepartner und verhindern falsche Testergebnisse weitgehend.
Weitere Formate, die erfindungsgemäß entstört werden, sind der klassische Antigen
nachweis im Sandwich-Format, bei dem der Analyt (hier ein Antigen) zwischen einem
festphasengebundenen und einem markierten Antikörper sandwichartig gebunden wird,
sowie der indirekte Nachweis eines Analyt-Antikörpers über dessen Bindung an ein
festphasengebundenes Antigen. Der Nachweis erfolgt hier durch die Bindung eines
weiteren, markierten Antikörpers an den Analyt-Antikörper.
Selbstverständlich können auch kombinierte Testformate, bei denen gleichzeitig
beispielsweise ein Antigen eines Virus und ein gegen ein virales Protein des Virus
gerichteter Antikörper nachgewiesen wird, erfindungsgemäß entstört werden.
Auch die Entstörung von homogenen Testformaten ist denkbar. Bei homogenen
Testführungen findet im allgemeinen eine Vernetzung von spezifischen Bindepartnern
(Antikörpern oder Antigenen) mit einem Analyten statt, die nur in Anwesenheit des
Analyten erfolgt. Alternativ können auch bereits vorvernetzte Antigen-Antikörper
komplexe durch Zugabe des Analyten wieder zerstört werden, da der Analyt mit dem
Antigen (ein Analyt-Analogon) oder dem Antikörper kompetiert. In jedem Fall wird
eine Trübungsmessung bzw. die Änderung der Trübungsdichte nach Analytzugabe
durchgeführt. Eine störende Substanz, die anstatt der wahren Analyt-Antikörper die
angebotenen Haptene oder Antigene miteinander vernetzt, täuscht eine falsch-positive
Reaktion vor. Durch die Verwendung der erfindungsgemäßen Peptide, die im
wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen, ist auch hier die weitgehende Vermeidung
falsch-positiver Ergebnisse möglich.
Die genannten Testformate, sowie der Nachweis der Analyten sind dem Fachmann
geläufig und bedürfen hier keiner weiteren Erläuterung.
Ebenfalls ein Gegenstand der Erfindung ist auch ein immunologisches Verfahren zum
Nachweis eines Analyten in einer Probe in einem bekannten Testformat, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß zur Entstörung Peptide, die im wesentlichen aus D-Aminosäu
ren bestehen, dem Reaktionsansatz zugesetzt werden. Im allgemeinen wird bei dem
erfindungsgemäßen Verfahren die Probe mit einem oder mehreren, für den Analyten
spezifischen Bindepartnern und den erfindungsgemäßen Peptiden zur Entstörung in
Kontakt gebracht. Dabei kann die Probe vor oder gleichzeitig mit der Zugabe der
spezifischen Bindepartner mit den zur Entstörung eingesetzten Peptiden in Kontakt
gebracht werden. Anschließend wird der gebildete Komplex aus Analyt und
spezifischem Bindepartner als ein Maß für die Anwesenheit des Analyten bestimmt.
Die Testformate zur Durchführung des immunologischen Verfahrens zum Nachweis
eines Analyten sind in einem oberen Abschnitt beispielhaft näher erläutert und dem
Fachmann überdies als allgemeines Fachwissen bekannt.
Als Analyt können alle Substanzen dienen, die mit mindestens einem spezifischen
Bindepartner spezifisch zu einem Komplex reagieren wie zum Beispiel Haptene,
Antigene, Antikörper oder Nukleinsäuren.
Als Proben für die Durchführung von den erfindungsgemäß zu entstörenden Immuno
assays können alle dem Fachmann geläufigen biologischen Flüssigkeiten verwendet
werden. Bevorzugt werden als Probe Körperflüssigkeiten wie Vollblut, Blutserum,
Blutplasma, Urin oder Speichel eingesetzt.
Neben den sogenannten Naßtesten, bei denen die Testreagenzien in flüssiger Phase
vorliegen, können auch alle gängigen Trockentestformate, die zum immunologischen
Nachweis von Analyten geeignet sind, verwendet werden. Bei diesen Trockentests oder
Teststreifen, wie sie beispielsweise in der EP-A-0 186 799 beschrieben sind, sind die
Testkomponenten auf einem Träger aufgebracht. Die erfindungsgemäßen Peptide, die
im wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen, sind dann bereits vor der
immunologischen auf dem trockenen Teststreifen aufgebracht.
Das erfindungsgemaße Entstörmittel sollte bei Naßtesten bevorzugt bereits zur Probe
gegeben werden, bevor die als Nachweisreagenzien eingesetzten Bindepartner
dazugegeben werden, damit die störenden, unspezifischen Substanzen mit dem
Entstörmittel reagieren, d. h. an dieses binden können. Als sinnvoll hat es sich erwiesen,
die erfindungsgemäßen, im wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehenden Peptide
bereits im Probenpuffer einzusetzen, der zur Verdünnung der Proben verwendet wird.
Die erfindungsgemäßen Peptide werden bevorzugt auch zu den Nachweisreagenzien
gegeben.
Ebenfalls Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Entstörung von
diagnostischen Nachweismethoden, das dadurch gekennzeichnet ist, daß Peptide, die im
wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen, dem Reaktionsansatz zugesetzt werden. Zu
den bevorzugten Verfahren, die erfindungsgemäß entstört werden, gehören
immundiagnostische Nachweisverfahren von Infektionskrankheiten, insbesondere
viralen Ursprungs. Dazu gehören unter anderem Nachweise von Anti-HIV-Antikörpern,
HIV-Antigenen, kombinierte Anti-HIV/HIV-Antigen-Nachweise, Anti-HCV-
Antikörpern, HCV-Antigenen, kombinierte Anti-HCV/HCV-Antigen-Nachweise.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Entstörreagenz, enthaltend mindestens
ein Peptid, das im wesentlichen aus D-Aminosäuren besteht. Als weitere Bestandteile
des Entstörreagenzes sind dem Fachmann geläufige Puffer, Salze und Detergenzien
möglich. Das Entstörreagenz kann in flüssiger, wäßriger Form oder in lyophilisierter
Form bereitgestellt werden.
Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung weiter.
Das D-Peptid zur Herstellung des Entstörreagenzes wurde mittels Fluorenylmethyl
oxycarbonyl-(Fmoc)-Festphasenpeptidsynthese an einem Batchpeptidsynthesizer ABI
A413 hergestellt. Dazu wurden jeweils 4.0 Äquivalente der in der Tabelle 1
dargestellten Aminosäurederivate 1. bis 16. (BACHEM Bioscience, Heidelberg)
verwendet:
- 1. Fmoc-D-Val-OH
- 2. Fmoc-D-Ala-OH
- 3. Fmoc-D-Thr(-OtBu)-OH
- 4. Fmoc-D-Thr(-OtBu)-OH
- 5. Fmoc-D-Cys(Trt)-OH
- 6. Fmoc-D-Ile-OH
- 7. Fmoc-D-Leu-OH
- 8. Fmoc-D-Lys(-Boc)-OH
- 9. Fmoc-Gly-OH
- 10. Fmoc-D-Ser(Boc)-OH
- 11. Fmoc-D-Cys(Trt)-OH
- 12. Fmoc-Gly-OH
- 13. Fmoc-D-Trp(-Boc)-OH
- 14. Fmoc-D-Iso-OH
- 15. Fmoc-Gly-OH
- 16. Fmoc-D-Leu-OH
- 17. Fmoc-β-Ala-OH
- 18. Fmoc-ε-Aminocapronsäure
- 19. Fmoc-β-Alanin
- 20. Boc-L-Lys(-Fmoc)-OH
- 21. Fmoc-L-Cys(-Trt)-OH
Die D-Aminosäurederivate wurden in N-Methylpyrrolidon gelöst. Das D-Peptid wurde
an 400 mg 4-(2',4'-Dimethoxyphenyl-Fmoc-Aminomethyl)-Phenoxy-Harz
(Tetrahedron Letters 28, 1987, S. 2107) mit einer Beladung von 0.47 mmol/g aufgebaut
(JACS 95, 1973, S. 1328). Die Kupplungsreaktionen wurden mit je 4 Äquivalenten N-
Hydroxybenzotrialzol und Dicyclohexylcarbodiimid in Dimethylformamid als
Reaktionsmedium während 20 min durchgeführt. Nach jedem Kupplungsschritt wurde
die Fmoc-Gruppe mittels 20%igem Piperidin in Dimethylformamid in 20 min.
abgespalten.
Vor Freisetzung des Peptids wird die Bildung der Disulfidbrücke durch Oxidation an
der Festphase mit Jod in Hexafluorisopropanol/Dichlormethan (Seidel C., in Giralt E.
arid Andreu D. (Eds.) Peptides 1991, Escom, Leiden p. 236) durchgeführt.
Die Freisetzung des Peptids vom Harz und die Abspaltung der permanenten Schutz
gruppen erfolgte mittels 20 ml Trifluoressigsäure, 0.5 ml Ethandithiol, 1 ml Thioanisol,
1.5 ml Phenol und I ml Wasser in 40 min bei Raumtemperatur. Die Reaktionslösung
wurde anschließend mit 300 ml eiskaltem Diisopropylether versetzt und zur
vollständigen Fällung des Peptids 40 min bei 0°C gehalten. Der Niederschlag wurde
abfiltriert, mit Diisopropylether nachgewaschen, mit wenig 50%iger Essigsäure gelöst
und lyophilisiert. Das erhaltene Rohpeptid wurde mittels präparativer HPLC an RP 18-
Säulenmaterial mittels eines Gradienten von Acetonitril/Wasser mit 0.1%
Trifluoressigsäure in ca. 120 min. aufgereinigt. Die Identität des eluierten Reinmaterials
wurde mittels Ionenspray-Massenspektrometrie geprüft.
Ein kupplungsfähiges D-Peptid, genannt HIV, gp41P2(D)-Cys(I) wird erzeugt, indem
zusätzlich noch ein Spacer wie z. B. längere kettenförmige ω-Alkylaminosäuren und ein
Cystein N-terminal mittels festphasenpeptidchemischen Methoden vor Freisetzung des
Peptids vom Harz angefügt wird. Es kommen dabei die Aminosäuren 17. bis 21. der
Tabelle 1 zum Einsatz. Die Oxidation erfolgt jedoch vor der Einführung der Spacer
aminosäuren und des Cysteins.
Zur Herstellung des Konjugats wurde zunächst Rinderserumalbumin mit der 12fachen
molaren Menge an N-Maleinimidohexanoyl-N-hydroxysuccinimid (MHS) umgesetzt.
Die Umsetzung erfolgte in 0.1 mol/l Kaliumphosphatpuffer pH 7.0 und einer
Proteinkonzentration von 10 mg/ml innerhalb von 120 min. Die niedermolekularen
Bestandteile der Umsetzung wurden mittels Gelpermeationschromatographie (AcA 202-
Gel, Biorad) abgetrennt. Dadurch wurden etwa 6 der primären Aminogruppen der
Lysinseitenketten mit Maleinimidogruppen modifiziert.
Das D-Peptid wurde mit dem maleinimido-funktionalisierten Rinderserumalbumin in
0.1 mol/l Kaliumphosphatpuffer pH 7.0 innerhalb von 120 min umgesetzt. Die
Abtrennung von nicht umgesetztem Peptid und die Separation von monomerem und
polymerem Konjugat erfolgte auf Sephacryl-S200 HR. Bei einer typischen Umsetzung
in 20.8 ml Puffer von 206 mg aktiviertem Protein mit 102 mg HIV, gp41P2(D)-Cys
Peptid (I) werden 27.7 mg polymeres (11) und 76.3 mg monomeres gelöstes
Proteinkonjugat (III) erhalten. Die Lösung wird mit Trehalose im 40fachen Verhältnis
und lyophilisiert.
Microspot® ist eine miniaturisierte, ultrasensitive Technologie, die ideal zur gleich
zeitigen Bestimmung von verschiedenen diagnostischen Parametern in einem einzigen
Meßvorgang geeignet ist. Die hier zugrundeliegende Technologie wird beispielsweise
im US-Patent 5,599,729 beschrieben.
Der hier beispielhaft beschriebene Test wird im sogenannten Brückentestformat durch
geführt, bei dem zwei Antigene den nachzuweisenden Probenantikörper miteinander
verbrücken. Im Falle der Bestimmung von Anti-HIV-Antikörpern (auch als <HIV<-
Antikörper bezeichnet) sind die einzelnen HIV-Antigene in sogenannten "Arrays" auf
einem Polystyrolträger immobilisiert. Die einzelnen HIV-Antigene werden dabei als
Spots mittels einer zur Inkjet-Technologie verwandten Technologie auf das Testfeld
aufgebracht. Bei der Testdurchführung werden auf die Testfläche 30 µl mit
Probenpuffer vorverdünnte Probe (beispielsweise Blutserum) pipettiert und 20 Minuten
unter Schütteln bei Raumtemperatur inkubiert. Nach Absaugen der Probe und Waschen
des Testfeldes mit Waschpuffer werden 30 µl Reagenzlösung 1, die eine Mischung aller
Digoxigenin-markierten HIV-Antigene enthält, auf das Testfeld pipettiert und wiederum
20 Minuten unter Schütteln bei Raumtemperatur inkubiert. Die Sequenzen der
immobilisierten Antigene entsprechen den Sequenzen der in Reagenzlösung 1
vorhandenen Digoxigenin-markierten HIV-Antigene. Nach Absaugen der
Reagenzlösung 1 und Waschen des Testfeldes mit Waschpuffer werden 30 µl
Reagenzlösung 2, die das Nachweisreagenz enthält, auf das Testfeld pipettiert. Als
Nachweisreagenz dienen 100 µm große, fluoreszenzgefärbte Latexpartikel, die kovalent
mit einem Anti-Digoxigenin-Antikörper beschichtet sind.
Dieses Nachweisreagenz wird wiederum 20 Minuten unter Schütteln bei Raumtempe
ratur inkubiert, anschließend abgesaugt, gewaschen und trockengesaugt. Das Testfeld
wird mit einem He-Ne-Laser mit 633 µm Wellenlänge bestrahlt und die Fluoreszenz bei
670 nm Wellenlänge mit einer CCD-Kamera vermessen.
Probenpuffer:
50 mM Tris pH 7.6
0.05% Tween 20
0.5% RSA
0.1% R-IgG
0.01% MIT
50 mM Tris pH 7.6
0.05% Tween 20
0.5% RSA
0.1% R-IgG
0.01% MIT
Reagenzlösung 1:
(Boehringer Mannheim GmbH, Id.Nr. 1650807, Enzymun <HCV< Inkubationspuffer)
50 mM Na-Phosphat-Puffer
120 mM NaCl
0.01% MIT
20% PDB.
(Boehringer Mannheim GmbH, Id.Nr. 1650807, Enzymun <HCV< Inkubationspuffer)
50 mM Na-Phosphat-Puffer
120 mM NaCl
0.01% MIT
20% PDB.
Im Microspot® <HIV<-Assay werden zwei verschiedene Peptide, die zwei unterschied
liche Epitope des gp41-Antigens repräsentieren, aufgebracht. Beim Screenen von ca.
500 negativen Proben wurden 4 Proben als falsch positiv detektiert. Dabei fiel auf, daß
alle 4 Proben mit dem gp41-Peptid 2-Antigenspot unspezifisch reagieren, während alle
anderen Spots keine Reaktion zeigen. Trotz aller durchgeführten
Optimierungsmaßnahmen wie Rohstoff- und Pufferoptimierungen konnte keine
Verbesserung der Spezifität erreicht werden. Erst durch die Zugabe eines
sequenzgleichen Peptids, das aus D-Aminosäuren synthetisiert wurde, konnte eine
vollständige Entstörung bei 3 der 4 Proben erzielt werden. Der beste entstörende Effekt
konnte bei Verwendung eines polymeren Entstörmoleküls (II), d. h. einem Polyhapten,
welches 6 HIV, gp41P2(D) Moleküle pro RSA-Trägermolekül enthält, erreicht werden
(siehe Tabellen 1 und 2):
Dieses Ergebnis zeigt, daß der Microspot® <HIV<-Test durch 4 Proben stark gestört
wird und diese ein falsch positives Ergebnis erzeugen. Durch den Zusatz des
erfindungsgemäßen Entstörreagenzes zu Proben- und Reagenz-1-Puffer können 3 der 4
Proben eindeutig entstört werden, während das Störsignal der 4. Probe deutlich reduziert
wird. Überraschend ist die Tatsache, daß die Signale der positiven Proben nicht oder nur
minimal reduziert werden, so daß die Sensitivität des Tests vollständig erhalten bleibt.
Claims (11)
1. Verwendung von Peptiden, die im wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen,
zur Entstörung von immundiagnostischen Verfahren.
2. Verwendung von Peptiden gemäß Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß die
Peptide als Polyhapten vorliegen.
3. Verwendung von Peptiden gemäß Anspruch 1 oder 2 zur Entstörung von
heterogenen Immunoassays.
4. Verwendung von Peptiden gemäß Anspruch 3 zur Entstörung von
Immunoassays nach dem Prinzip des Brückentests.
5. Verwendung von Peptiden gemäß Anspruch 3 zur Entstörung von
Immunoassays nach dem Sandwichprinzip.
6. Verwendung von Peptiden gemäß Anspruch 3 zur Entstörung von
Immunoassays nach dem indirekten Testprinzip.
7. Verwendung von Peptiden gemäß Anspruch 3 zur Entstörung von kompetitiven
Immunoassays.
8. Verwendung von Peptiden gemäß Anspruch 3 zur Entstörung von homogenen
Immunoassays.
9. Immunologisches Verfahren zum Nachweis eines Analyten, umfassend die
Schritte: Kontaktieren der Probe gemäß Anspruch 1, Kontaktieren der Probe mit
einem oder mehreren spezifischen Bindepartnern des Analyten, Messung des
gebildeten Komplexes aus Analyt und spezifischem Bindepartner als ein Maß
für die Anwesenheit des Analyten.
10. Verfahren zur Entstörung von diagnostischen Nachweismethoden, dadurch
gekennzeichnet, daß Peptide, die im wesentlichen aus D-Aminosäuren bestehen,
dem Reaktionsansatz zugesetzt werden.
11. Entstörreagenz, enthaltend mindestens ein Peptid, das im wesentlichen aus D-Aminosäuren
besteht.
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DE19818383A DE19818383A1 (de) | 1997-12-11 | 1998-04-24 | Entstörung von diagnostischen Verfahren durch Peptide aus D-Aminosäuren |
EP98123351A EP0922958B1 (de) | 1997-12-11 | 1998-12-08 | Entstörung von diagnostischen Verfahren durch Peptide aus D-Aminosäuren |
ES98123351T ES2185104T3 (es) | 1997-12-11 | 1998-12-08 | Eliminacionde las interferencias en procedimientos de diagnostico mediante peptidos de d-aminoacidos. |
AT98123351T ATE225511T1 (de) | 1997-12-11 | 1998-12-08 | Entstörung von diagnostischen verfahren durch peptide aus d-aminosäuren |
DE59805784T DE59805784D1 (de) | 1997-12-11 | 1998-12-08 | Entstörung von diagnostischen Verfahren durch Peptide aus D-Aminosäuren |
US09/210,040 US6153393A (en) | 1997-12-11 | 1998-12-11 | Elimination of interference in diagnostic methods by peptides comprising D-amino acids |
JP35356398A JP4130505B2 (ja) | 1997-12-11 | 1998-12-11 | D−アミノ酸からなるペプチドによる診断方法の干渉の排除 |
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Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19755078 | 1997-12-11 | ||
DE19818383A DE19818383A1 (de) | 1997-12-11 | 1998-04-24 | Entstörung von diagnostischen Verfahren durch Peptide aus D-Aminosäuren |
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