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Die vorliegende Erfindung betrifft
den in den Patentansprüchen
gekennzeichneten Gegenstand, d.h. substituierte Mangan-1.4.7.10-Tetraazacyclododecan-1,7-diessigsäuren (DO2A),
diese Verbindungen enthaltende diagnostische Mittel und ihre Verwendung
als NMR-Diagnostika.
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Metallkomplexe sind schon zu Beginn
der 50er Jahre als Kontrastmittel für die Radiologie in Betracht gezogen
worden. Die damals eingesetzten Verbindungen waren aber derart toxisch
daß eine
Verwendung beim Menschen nicht in Betracht kam. Es war daher durchaus überraschend,
daß sich
bestimmte Komplexsalze als ausreichend verträglich erwiesen haben, so daß eine routinemäßige Anwendung
am Menschen für diagnostische
Zwecke in Erwägung
gezogen werden konnte. Als erster Vertreter dieser Substanzklasse
hat sich das in der europäischen
Patentanmeldung mit der Publikationsnummer 71564 beschriebene Dimegluminsalz
des Gd DTPA (Gadolinium-III-Komplex der Diethylentriaminpentaessigsäure) als
Kontrastmittel für
die Kernspintomographie bisher in der klinischen Prüfung an über 10 Mio.
Patienten sehr gut bewährt.
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Ein wesentlicher Grund für die gute
Verträglichkeit
von Gd DTPA in der klinischen Anwendung liegt in der hohen Wirksamkeit
bei der Kernspintomographie, insbesondere bei vielen Hirntumoren.
Wegen seiner guten Wirksamkeit kann Gd DTPA mit 0,1 mmol/kg Körpergewicht
sehr viel niedriger dosiert werden als beispielsweise Röntgenkontrastmittel
in vielen Röntgenuntersuchungen.
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Als weiterer Vertreter der Komplexsalze
hat sich das in der deutschen Patentanmeldung 34 01 052 beschriebene
Megluminsalz des Gd DOTA (Gadolinium-III-Komplex der 1,4,7,10-Tetraazacyclododecan-tetraessigsäure) für diagnostische
Zwecke bewährt.
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Nun besteht aber der Wunsch, Chelate
auch höher
dosiert einzusetzen. Das ist besonders zum Nachweis bestimmter Erkrankungen
außerhalb
des Zentralnervensystems mit Hilfe der Kernspintomographie (NMR-Diagnostik),
ganz besonders aber bei der Verwendung von Chelaten als Röntgenkontrastmittel,
der Fall.
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Um dabei die Volumenbelastung des
Körpers
möglichst
gering zu halten, ist es notwendig, hochkonzentrierte Chelatlösungen zu
verwenden. Die bisher bekannten Chelate sind vor allem wegen ihrer
zu hohen Osmolalität
dafür wenig
geeignet.
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Es besteht daher ein Bedarf an Chelaten,
die eine geringere Osmolalität
als die vorbekannten Chelate aufweisen. Gleichzeitig müssen jedoch
die Voraussetzungen für
die Anwendung dieser Verbindungen am Menschen bezüglich des
Abstands zwischen der wirksamen und der im Tierversuch toxischen
Dosis (die therapeutische Breite), der Organspezifität, der Stabilität, der kontrastverstärkenden
Wirkung, der Verträglichkeit sowie
dar Löslichkeit
der Komplexverbindungen erfüllt
sein.
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Der Erfindung liegt somit die Aufgabe
zugrunde, diese Verbindungen und Mittel zur Verfügung zu stellen, sowie ein
möglichst
einfaches Verfahren zu ihrer Herstellung zu schaffen.
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Diese Aufgabe wird durch die vorliegende
Erfindung erfüllt.
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Die erfindungsgemäßen Verbindungen werden durch
die allgemeine Formel I beschrieben
worin
R
1 für eine geradkettige
oder verzweigte C
2-C
4-Alkylkette,
die mit 1 bis 3 OH-Gruppen
substituiert ist und R
2 für ein Wasserstoffatom
oder den Rest R
1 steht.
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Bevorzugte Reste R1 bzw.
R2 sind die Gruppen -CH2CH2OH, -CH2CH(OH)CH3, -CH2CH(OH)CH2OH, -CH2CH(OH)CH(OH)CH2OH, -CH(CH2OH)CH(OH)CH2OH, bzw. im Falle von R2 zusätzlich das
Wasserstoffatom.
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Die erfindungsgemäßen Komplexverbindungen und
die aus ihnen bereiteten Lösungen
erfüllen
die genannten Anforderungen in überraschender
Weise. Sie besitzen eine verringerte Osmolalität sowie eine günstigere
therapeutische Breite und/oder Stabilität und Lagerfähigkeit
der chemischen Bestandteile der Lösung und/oder Organspezifität und/oder
kontrastverstärkende
Wirkung (z.B. Relaxivität)
und/oder Verträglichkeit (z.B.
geringere kardiovaskuläre
oder allergieartige Nebenwirkungen) und Wasserlöslichkeit als die bisher gebräuchlichen
Diagnostika sowie die in der als nächstliegenden Stand der Technik
anzusehenden
EP 299 795 (es
werden hier DO2A Derivate beansprucht, allerdings nicht beispielhaft
belegt) beanspruchten Verbindungen. Die nachfolgende Tabelle zeigt,
daß die
erfindungsgemäßen Verbindungen
gegenüber
der bevorzugten Verbindung aus
EP
299 795 – dies
ist das Handelsprodukt ProHance
TM – deutlich
bessere Verträglichkeit
aufweisen.
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Tabelle
Akute LD
50 (Maus; mmol/kg; i.v.; Konzentration
0,5 Mol/I)
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Sie eröffnen daher die Möglichkeit,
Untersuchungen mit höherer
Dosierung durchzuführen.
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Auch ohne spezifische Maßnahmen
erlaubt ihre Pharmakokinetik die Verbesserung der Diagnose zahlreicher
Erkrankungen. Die Komplexe werden zum größten Teil unverändert und
rasch wieder ausgeschieden.
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Die praktische Anwendung der neuen
Komplexe und Komplexbildner wird auch durch deren günstige chemische
Stabilität
erleichtert.
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Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Verbindungen
ist die relativ geringe Toxizität
des verwendeten Mangan-Ions.
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Die Herstellung der erfindungsgemäßen Verbindungen
erfolgt nach den in den experimentellen Beispielen angegebenen Vorschriften.
Sie können
aber auch ausgehend von DO2A (s. Synthesis 1997, 759) durch Alkylierung
nach den dem Fachmann bekannten Verfahren hergestellt werden.
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Die Einführung des Manganions erfolgt
in Wasser und/oder niederen Alkoholen (wie Methanol, Ethanol oder
Isopropanol) mit z.B. Manganoxid (s. z.B.
EP 394 394 ), Mangancarbonat, Manganhydroxid,
Manganacetat, Manganchlorid, vorzugsweise bei Temperaturen zwischen
40 und 100 °C
(siehe auch
DE OS 3401052 ).
Die Reinigung kann durch Ionenaustauscherbehandlung, RP-Chromatographie oder
Kristallisation aus niederen Alkoholen erfolgen.
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Die Herstellung der erfindungsgemäßen diagnostischen
Mittel erfolgt ebenfalls in an sich bekannter Weise, indem man die
erfindungsgemäßen Komplexverbindungen – gegebenenfalls
unter Zugabe der in der Galenik üblichen
Zusätze – in wäßrigem Medium
suspendiert oder löst
und anschließend
die Suspension oder Lösung
gegebenenfalls sterilisiert. Geeignete Zusätze sind beispielsweise physiologisch
unbedenkliche Puffer (wie zum Beispiel Tromethamin), Zusätze von
Komplexbildnern oder schwachen Komplexen (wie zum Beispiel Diethylentriaminpentaessigsäure) oder – falls
erforderlich – Elektrolyte
wie zum Beispiel Natriumchlorid oder – falls erforderlich – Antioxidantien
wie zum Beispiel Ascorbinsäure.
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Sind für die enterale Verabreichung
oder andere Zwecke Suspensionen oder Lösungen der erfindungsgemäßen Mittel
in Wasser oder physiologischer Salzlösung erwünscht, werden sie mit einem
oder mehreren in der Galenik üblichen
Hilfsstoffen) [zum Beispiel Methylcellulose, Lactose, Mannit] und/oder
Tensiden) [zum Beispiel Lecithine, Tween®, Myrj®]
und/oder Aromastoff(en) zur Geschmackskorrektur [zum Beispiel ätherischen Ölen] gemischt.
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Prinzipiell ist es auch möglich, die
erfindungsgemäßen diagnostischen
Mittel auch ohne Isolierung der Komplexe herzustellen. In jedem
Fall muß besondere
Sorgfalt darauf verwendet werden, die Chelatbildung so vorzunehmen,
daß die erfindungsgemäßen Verbindungen
praktisch frei sind von nicht komplexierten toxisch wirkenden Metallionen.
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Dies kann beispielsweise mit Hilfe
von Farbindikatoren wie Xylenolorange durch Kontrolltitrationen während des
Herstellungsprozesses gewährleistet
werden. Die Erfindung betrifft daher auch Verfahren zur Herstellung
der Komplexverbindungen. Als letzte Sicherheit bleibt eine Reinigung
des isolierten Komplexes.
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Die erfindungsgemäßen diagnostischen Mittel enthalten
vorzugsweise 1 μMol–1 Mol/I
der Komplexe und werden in der Regel in Mengen von 0,0001–5 mMol/kg,
vorzugsweise 0,005–0,5
mMol/kg dosiert. Sie sind zur enteralen und parenteralen Applikation
bestimmt.
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Details der Anwendung werden zum
Beispiel in H.-J. Weinmann et al., Am. J. of Roentgenology 142, 619
(1984) diskutiert.
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Besonders niedrige Dosierungen (unter
1 mg/kg Körpergewicht)
von organspezifischen NMR-Diagnostika sind zum Beispiel zum Nachweis
von Tumoren und von Herzinfarkt einsetzbar.
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Die nachfolgenden Beispiele dienen
zur näheren
Erläuterung
des Erfindungsgegenstandes.
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Beispiel 1
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a) 4-Formamido-10-(6-hydroxy-2,2-dimethyl-1,3-dioxepan-5-yl)-1,4,7,10-tetraazacyclododecan
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Zu 20,0 g (116,1 mmol) 1,4,7,10 Tetraazacyclododecan
in 200 ml absolutem Toluol gibt man 15,9 g (133,5 mmol) Dimethylformamid-dimethylacetal
(unter Stickstoff). Man erwärmt
langsam zum Rückfluß und destilliert
dabei das Lösungsmittel
teilweise ab. Anschließend
tropft man unter einer Stickstoffatmosphäre 20,1 g (139,32 mmol) 4,4-Dimethyl-3,5,8-trioxabicyclo-(5.1.0)-octan zu
und erwärmt
langsam (1 Stunde) auf 130°C. Man
rührt 12 Stunden
bei 120°C.
Es wird auf Raumtemperatur abgekühlt
und eine Mischung aus 120 ml Methanol/30 ml Wasser zugegeben. Anschließend wird
eine Stunde bei Raumtemperatur gerührt. Man dampft im Vakuum ein
und chromatographiert den Rückstand
an Kieselgel (Laufmittel=Methyl-tert.-butylether/Methanol/aqu. konz. Ammoniak=
15/5/1). Nach Eindampfen der Hauptfraktionen erhält man 32,39 g (81 % d.Th.)
eines zartgelben, zähen Öls, das
beim Stehenlassen kristallisiert.
Analyse (bezogen auf wasserfreie
Substanz):
ber.: C 55,79 H 9,36 N 16,27
gef.: C 55,82
H 9,29 N 16,20
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b) 4-Formamido-10-(6-hydroxy-2,2-dimethyl-1,3-dioxepan-5-yl)-1,7-diessigsäure-di-tert.-butylester-1,4,7,10-tetraazacyclododecan
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20 g (58,06 mmol) der Titelverbindung
aus Beispiel 1a werden in 300 ml Acetonitril gelöst und 30,77 g (290,3 mmol)
Natriumcarbonat zugegeben. Man gibt 28,3 g (145 mmol) Bromessigsäure-tert.-butylester
zu und rührt
12 h bei 50°C.
Die Salze werden abfiltriert und das Filtrat im Vakuum zur Trockne
eingeengt. Der Rückstand
wird an Kieselgel gereinigt (Laufmittel: Dichlormethan/Methanol=
20:1).
Ausbeute: 25,94 g (78 % d. Th.) eines farblosen Öls, das
beim Stehenlassen kristallisiert
Elemtaranalyse:
ber.:
C 58,72 H 9,15 N 9,78
gef.: C 58,91 H 9,32 N 9,65
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c) Mangan-Komplex von
10-(1-Hydroxymethyl-2,3-dihydroxypropyl)-1,4,7,10-tetraazacyclododecan-1,7-diessigsäure
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15 g (26,2 mmol) der Titelverbindung
aus Beispiel 1b werden in 200 ml 15 %iger wässriger Salzsäure gelöst und 24
h auf 80°C
erhitzt. Man dampft im Vakuum zur Trockne ein, nimmt den Rückstand
in 150 ml Wasser auf und stellt durch Zugabe von 5 %iger aqu. Natronlauge
auf pH 2,5. Anschließend
gibt man 3,10 g (27 mmol) Mangan(II)-carbonat zu und rührt 3 Stunden
bei 80°C.
Man dampft im Vakuum zur Trockne ein und chromatographiert den Rückstand
an RP-18 (Laufmittel= Gradient aus Acetonitril/Wasser).
Ausbeute:
9,91 g (85 % der Theorie) eines amorphen Pulvers
Wassergehalt:
9,3 %
Elemtaranalyse (berechnet auf wasserfreie Substanz):
ber.:
C 43,15 H 6,79 N 12,58 Mn 12,34
gef.: C 43,03 H 6,91 N 12,37
Mn 12,15
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Beispiel 2
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a) 1,7-Bis(tert.-butyloxycarbonylmethyl)-4,10-bis(6-hydroxy-2,2-dimethyl-1,3-dioxepan-5-yl)-1,4,7,10-tetraazacyclododecan
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Zu einer Lösung von 5 g (12,48 mmol) 1,7-Bis(tert.-butyloxycarbonylmethyl-1,4,7,10-tetraazacyclododecan
(hergestellt nach: Synthesis 1997, 759) in 50 ml n-Butanol gibt
man 4,325 g (30 mmol) 4,4-Dimethyl-3,5,8-trioxabicyclo [5.1.0]octan
und rührt
12 Stunden bei 120°C.
Man dampft im Vakuum ein und chromatographiert den Rückstand
an Kieselgel mit Methyl-tert.butyl-ether (Methanol/konz. Ammoniak
(15Π/1,5).
Man erhält
5,85 g (68 % d. Th.) eines farblosen zähen Öls
Elemtaranalyse (berechnet
auf wasserfreie Substanz):
ber.: C 59,28 H 9,36 N 8,13
gef.:
C 59,40 H 9,61 N 8,25
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b) Mn(II)-Komplex von
1,7-Bis(carboxymethyl)-4,10-bis[1-(hydroxymethyl)-2,3-dihydroxy-propyl]-1,4,7,10-tetraazacyclododecan
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5 g (7,26 mmol) der Titelverbindung
aus Beispiel 1b werden in 80 ml 15 %iger wässriger Salzsäure suspendiert
und 24 h bei 80°C
gerührt.
Man dampft im Vakuum ein, löst
den Rückstand
in 50 ml Wasser und stellt den pH-Wert durch Zugabe von 5 %iger
Natronlauge auf 2,5 ein. Anschließend versetzt man mit 835 mg (7,26
mmol) Mangan(II)carbonat und rührt
3 Stunden bei 80 °C.
Man kühlt
auf 20°C
ab und gibt die Lösung über eine
Ionenaustauscherkaskade bestehend aus 70 ml Anionenaustauscher (IRA-410)
und 25 ml Kationenaustauscher (IRC-50). Die Titelverbindung wird
durch Gefriertrocknen isoliert. Man erhält 3,1 g (77 % d. Th.) des
nichtionischen Mn(II)-Komplexes.
Wassergehalt : 11,2 %
Elemtaranalyse
(berechnet auf wasserfreie Substanz):
ber.: C 43,72 H 6,97
Mn 10,00 N 10,20
gef.: C 43,51 H 7,11 Mn 9,83 N 10,31