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Die
Erfindung betrifft die Verwendung eines Vorreinigungstuchs, getränkt mit
einem Haftvermittler, der die Verklebungsfestigkeit insbesondere
im Naßzellenbereich
zwischen einer Glas- bzw. Keramikoberfläche und einer Klebstoff-Folie
verbessert.
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Stand der
Technik
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Hochelastische
Klebstoff-Folien (der Begriff Klebstoff-Folie wird im nachfolgenden
Text synonym verwendet) für
wiederlösbare
Verklebungen, die durch Ziehen in Richtung der Verklebungsebene
wieder lösbar sind,
sind bekannt. Im Handel sind diese unter den Bezeichnungen „tesa Power-Strips"
® und „tesa Poster-Strips" und „tesa Power-Strips
Sytem-Haken"
®,
ein sogenannter Systemhaken mit Basisplatte und aufsteckbarem Dekorhaken,
von der Beiersdort AG erhältlich.
Damit hergestellte Verklebungen bieten kraftvollen Halt und lassen
sich dennoch spurlos wieder lösen
ohne Beschädigung
des Untergrundes oder der Fügeteile, wie
dies in
DE 33 31 016
C2 beschrieben ist.
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So
wird in
DE 37 14 453 ein
zerstörungsfrei
von Übungsobjekten
wieder abnehmbarer Übungssprengkörper beschrieben,
der mit solch einer Klebstoff-Folie reversibel befestigt ist.
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DE 42 22 849 beschreibt
einen Streifen einer Klebfolie mit einem besonders ausgestaltetem,
insbesondere UV-undurchlässigen,
Anfasser.
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DE 42 33 872 und
US 5,507,464 beschreiben
wiederablösbare
selbstklebende Haken, die mit Klebstoff-Folien ausgerüstet sind.
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Auch
DE 195 11 288 beschreibt
die Verwendung derartiger Klebstoff-Folien für eine Bodenplatte, an der
weitere Gegenstände
einrastbar befestigt werden können,
wobei insbesondere der optisch störende Anfasser abgedeckt wird.
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Schließlich werden
in
US 4,024,312 hochverstreckbare
Klebstoff-Folien beschrieben, die aus einen hochelastischen und
dehnbaren Träger
auf Basis von Styrolblockcopolymeren und einer Haftklebemasse aufgebaut
sind. Die Haftklebemasse besteht entweder aus Polyisopren (z. B.
Naturkautschuk) oder aus Synthesekautschuken auf Styrolblockcopolymerbasis
in Abmischung mit Klebharzen und ggf. weiteren Abmischkomponenten,
wie sie auch für
das Trägermaterial
eingesetzt werden. Diese Klebebänder
können
leicht durch Verstreckung parallel zur Verklebungsfläche vom
Haftgrund entfernt werden und sind insbesondere geeignet für Anwendungen
im medizinischen Bereich, wo ein schmerzloses Abziehen von der Haut
erwünscht
ist.
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So
beschreibt WO 92/11333 ein durch Ziehen in der Verklebungsebene
wiederablösbares
Klebeband, welches als Träger
eine hochverstreckbare, im wesentlichen nicht rückstellende (nicht kautschukelastische) Folie
nutzt, die nach Verstreckung < 50%
Rückstellvermögen aufweist.
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WO
92/11332 beschreibt ein durch Ziehen in der Verklebungsebene wiederablösbares Klebeband,
für welches
als Träger
sowohl eine verstreckbare hoch elastische (kautschukelastische)
als auch eine hochverstreckbare, im wesentlichen nicht rückstellende
Folie, genutzt werden kann. Als Klebemassen kommen ausschließlich UV-vernetzte
Acrylatcopolymere zum Einsatz.
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WO
95/06691 beschreibt durch Ziehen in der Verklebungsebene wiederablösbare Klebebänder, welche
als Träger
einen geschäumten
nicht haftklebrigen Folienträger
nutzen.
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Klebstoff-Folien
vorgenannter Art erlauben somit einen guten Klebverbund und anschließend ein
Ablösen
durch Dehnen der elastisch oder plastisch verstreckbaren Folie.
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Dennoch
weisen auch diese Systeme Schwächen
auf. So muß die
Klebfuge nicht nur Belastungen durch diverse Kräfte standhalten, sondern auch
Belastungen durch Temperatur und Feuchtigkeit unbeschadet überstehen.
Das Kleben von Klebstoff-Folien stellt besonders im Naßzellenbereich
höchste
Anforderungen an die Durchführung
der Verklebung und an die Klebstoff-Folie.
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Eine
Möglichkeit,
die Verklebungsfestigkeit derartiger Klebverbunde zu erhöhen ist
in
DE 195 37 323 beschrieben.
Durch eine entsprechende Befestigungsvorrichtung mit kanalartigen
Vertiefungen, durch die eingeschlossene Luft entweichen kann, wird
die Herabsetzung der Verklebungsfestigkeit durch Lufteinschlüsse vermieden.
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Eine
weitere Möglichkeit
zur Verbesserung der Verklebungsfestigkeit ist der Einsatz von Haftvermittlern.
Die Qualität
des Klebverbundes hängt
nämlich
von der Art des Untergrundes und seiner Oberflächenvorbereitung, von dem kohäsiven Verhalten
des Klebstoffes und von den adhäsiven
Wechselwirkungen des Klebstoffes mit der zu verklebenden Oberfläche ab.
Zur Verbesserung der Adhäsion
zwischen Untergrund und Klebstoff-Folie können die Untergründe mit
sogenannten Haftvermittlern vorbehandelt werden. Diese reagieren
sowohl mit der Fügeteiloberfläche wie
auch mit der Klebstoft-Folie
und wirken daher als chemische Brücken. Sie sind in der Lage,
die Festigkeit von Verklebungen und insbesondere deren Alterungsverhalten
gegenüber
feuchter Atmosphäre
und auch bei Wasserkontakt zu verbessern.
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Auf
dem Gebiet des Klebens umfaßt
ein Hauptvertreter der Haftvermittler die Gruppe der siliziumorganischen
Verbindungen (Silane) mit der allgemeinen Formel (RO)3-Si-(CH2)n-X. Als RO-Substituent sind u. a. Methoxy-
und Ethoxygruppen gebräuchlich,
die reaktionsfähige
Endgruppe X kann in Abstimmung zur Klebmasse z. B. eine Amino- (NH2-),
Hydroxy- (OH-), Vinyl- (CH2 = CH-), Methacryl-
(CH2 = C-CH3) oder
auch Epoxy-Gruppe
sein. Durch die Bifunktionalität
des Haftvermittlers bedingt, reagiert der RO-Substituent mit der Fügeteiloberfläche. Mit
Spuren von Wasser hydrolysiert der Haftvermittler zu sehr unbeständigen Zwischenverbindungen,
polymerisiert teilweise zu Po lysilanen und/oder kondensiert über die
verbleibenden HO-Si-Gruppen mit den OH-Gruppen eines anorganischen Werkstoffes
(wie z. B. Glas oder keramische Werkstoffe).
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So
sind derartige Haftvermittler z. B. seit langem bei der Herstellung
glasfaserverstärkter
Kunststoffe im Einsatz, um die Adhäsion zwischen Glasfasern und
Matrixharz zu verbessern. Auch in Verbindung mit Selbstklebemassen
werden silanhaltige Haftvermittler eingesetzt. Ein Überblick
gibt der Aufsatz von U. Deschler et al. in der Angew. Chem. 98 (1986)
237–253.
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In
der
JP 04173885 "Undercoat compsn.
for adhesive sheet – obtd.
by mixing silane coupling agent compsn. with isobuthylene polymer" wird ein silanhaltiger
Haftvermittler der Klebmasse zugemischt. Dies führt zu einer erhöhten Verklebungsfestigkeit,
die einem leichten Wiederablösen
entgegensteht.
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Die
JP 62282924 "Labelling glass with
tacky adhesive film – involves
applying silane coupling agent to surface to improve bonding" beschreibt einen
silanhaltigen Haftvermittler, der die Verklebungsfestigkeit von Selbstklebebändern zu
Glas bzw. Keramik verbessert. Er wird direkt auf den Untergrund
aufgebracht und reagiert mit diesem und mit der Klebmasse des Selbstklebefilms
unter Bildung von chemischen Bindungen. Dies führt neben einer verbesserten
Wasserresistenz der Klebeverbindung zu einer gesteigerten Verklebungsfestigkeit,
die sich aber auch in einem erschwerten Wiederlösen des Klebeverbundes äußert.
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Auch
JP 08165458 "Application of pressure
sensitive adhesive film – includes
precoating inorganic substrate with silane coupling agent for excellent
adhesion and water resistance" beschreibt
einen silanhaltigen Haftvermittler, der durch Auftragen auf anorganische
Oberflächen
eine bessere Haftung zu Selbstklebefilmen bietet. Das Verhalten
des Klebverbundes ist vergleichbar der
JP 62282924 .
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Die
Verwendung eines geeigneten Haftvermittlers führt für die in den vorgenannten Schriften
beschriebenen Systemen bedingt durch die chemische Anbindung dieses
Haftvermittlers an die Haftklebemasse und an die Fügeteiloberfläche somit
zu einer starken Steigerung der Verklebungsfestigkeit des Klebverbundes
und erschwert damit folglich das Lösen der Klebverbundes. Ein
rückstands-
und zerstörungsfreies Wiederablösen der
erhaltenen Klebbindungen wird hierdurch erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht.
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Aufgabe
der Erfindung war es, eine Problemlösung zur Verfügung zu
stellen, die einerseits eine hervorragende Adhäsion der Klebstoff-Folien in
trockener und in feuchter bzw. nasser Umgebung zu z. B. Glas- und
Keramikoberflächen
gewährleistet,
andererseits jedoch gleichzeitig keine Verschlechterung der leichten und
rückstandsfreien
Lösbarkeit,
d. h. Trennung der Klebstoff-Folie durch Verstreckung, bewirkt.
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Gelöst wird
diese Aufgabe durch Verwendung eines silanhaltigen Haftvermittlers,
wie dies in den Ansprüchen
näher beschrieben
ist, welcher in an sich bekannter Weise mit Glas- und Keramikoberflächen reagiert,
jedoch im wesentlichen keine chemische Reaktion mit den eingesetzten
Klebstoff-Folien eingeht.
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Resultierende
Klebverbunde weisen überraschenderweise
eine hervorragende Verklebungsfestigkeit in trockener Umgebung,
jedoch ebenfalls in feuchter und nasser Umgebung auf, ohne das Ablöseverhalten
der Klebstoff-Folien zu verschlechtern, d. h. die Ablösekräfte zu erhöhen.
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Detailbeschreibung
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Rezeptur
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Als
Haftvermittler sind diverse funktionalisierte Silane der allgemeinen
Formel X-(CH2)-Si(OR)3 im Handel
erhältlich
und erfindungsgemäß geeignet.
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Besonders
gebräuchlich
sind dabei Trimethoxy-silane der allgemeinen Formel X-(CH2)n-Si(OCH3)3 und Triethoxy-silane der allgemeinen Formel
X-(CH2)n-Si(O-CH2-CH3)3.
Dabei gilt im allgemeinen, daß die
Methoxy-Verbindungen deutlich toxischer als vergleichbare Ethoxyverbindungen
sein sollen. Dies führt
zu einer Präferierung
der Triethoxy-silane.
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Die
Kohlenstoffkette -(CH2)n-
dieser Organosilane X-(CH2)n-Si(OR)3 kann von unterschiedlicher Länge sein, üblich sind
für n Werte
von n = 0, 1, 2, 3. Die Verbindungen mit n = 0 besitzen demnach
die Formel X-Si(OR)3 und eine relativ geringe
Molmasse, was zu einer recht hohen Flüchtigkeit führt. Wie auch Verbindungen
mit n = 1 sind diese Verbindungen somit flüchtiger als vergleichbare Verbindungen
mit n = 2 oder n = 3. Der Einsatz von n = 2 führt zu Verbindungen wie z.
B. das im Handel erhältliche
beta-(3,4-Ethoxycyclohexyl)-ethyl-triethoxy-silan.
Mit n = 3 erhält
man Verbindungen der allgemeinen Formel X-(CH2)3-Si(OR)3 wie z. B.
die im Handel erhältlichen
Organosilane gamma-Mercapto-propyl-triethoxy-silan mit der Formel HS-(CH2)n-Si(O-CH2-CH3)3 und
gamma-Amino-propyl-triethoxy-silan mit der Formel NH2-(CH2)n-Si(O-CH2-CH3)3.
Letztere wird im großtechnischen
Maßstab
hergestellt und besitzt eine recht kleine Flüchtigkeit.
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Der
Si-haltige Teil des Haftvermittlers bindet sich an die anorganische
Oberfläche,
hingegen der reaktive Rest X an die Klebmasse. Daher sollte dieser
Rest X vorteilhaft auf die Klebmasse abgestimmt werden. Verfügbar im
Handel sind Organosilanen mit unterschiedlichen Resten X. Mit X
= CH2 = CH- ergeben sich Vinylverbindungen
wie z. B. das gamma-Glycidyloxy-propyl-trimethoxy-silan. Auch Reste
X = -CN und X = Halogenid sind im Einsatz, so wird 3-Chlor-propyl-trialkoxy-silan
als Haftvermittler in glasfaserverstärkten Kunststoffen eingesetzt.
Jedoch führen
Organosilane mit Cyanid- und
Halogenid-Gruppen meist zu starken Haut- und Schleimhautreizungen.
Ferner sind Organosilane mit einem Amino-Rest (X = NH2-)
bekannt. Hier sind insbesondere die beiden im Handel erhältlichen
Verbindungen gamma-Amino-propyl-trimethoxy-silan NH2-(CH2)3-Si(OCH3) und gamma-Amino-propyl-triethoxy-silan
NH2-(CH2)3-Si(OCH3) zu nennen.
Wie Versuche zeigten, sind diese Amino-funktionalisierten Organosilane
sehr gute Haftvermittler zwischen einer anorganischen Oberfläche und
einer Klebmasse auf Synthesekautschuk-Basis wie z. B. die tesa Power-Strips.
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Zusammenfassend
ist festzustellen, daß sich
das Organosilan gamma-Amino-propyl-triethoxy-silan NH2-(CH2)3-Si(OCH3) hervorragend als Haftvermittler zwischen
einer anorganischen Oberfläche
wie einer Kachel oder auch Glas und einer Klebstoff-Folie wie der
tesa Power-Strip eignet. Demgemäß wurde
ein neuer Haftvermittler für
die Verklebung von Klebstoff-Folien wie tesa Power-Strips auf anorganische
Untergründe
gefunden.
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Die
Anwendung dieses Haftvermittlers in reiner Form erscheint nicht
sinnvoll. Zum einen wird nur eine dünne Schicht dieses Haftvermittlers
zwischen Fügeteil
und Klebstoff-Folie benötigt,
zum anderen ist in konzentrierter Form das Gefahrenpotential und
die Hydrolyseempfindlichkeit deutlich höher.
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Daher
wird das Organosilan in ein Lösungsmittel
bzw. Lösungsmittelgemisch
eingebracht. Dabei sollte die Konzentration des Organosilans zwischen
ca. 0,1 und ca. 3 Gew-% liegen. Das Lösungsmittelgemisch besteht
bevorzugt zu 70-95 % Gew-% aus einer hydrophoben Komponente wie
z. B. Toluol oder Ethylacetat und zu 30-5 % aus einer hydrophilen
Komponente wie z. B. Ethanol oder Propanol. Dabei erscheint aufgrund
der toxischen Wirkung des Toluols das Ethylacetat besser geeignet;
weiterhin wird das Isopropanol dem Ethanol der Vorzug gegeben. Ferner
ist zu bemerken, daß dieses
Gemisch gleichzeitig beim Abwischen das Fügeteil reinigt und entfettet.
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Präferiert
wird somit insbesondere eine Rezeptur bestehend aus 88 % Ethylacetat,
11,5 % Isopropanol und 0,5 % gamma-Amino-propyl-triethoxy-silan.
Dieses Organosilan z. B. ist unter dem Handelsnamen SILQUESTR A1102 bei der Firma OSI, Belgien käuflich zu
erwerben.
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Geeignet
ist der Haftvermittler insbesondere für Klebemassen auf Basis von
Synthesekautschuk wie in DEP 3331016, 4222849, 4339604 und 19626870
beschrieben, aber auch für
Klebemassen auf Naturkautschukbasis wie in
US 4 024 312 aufgeführt als
auch solche auf Basis von Butylkautschuk, Polyisobutylen und α-Olefincopolymeren
sowie Gemischen vorgenannter Verbindungen.
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Darreichungsform
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Für den Consumer
ist die Darreichungsform von entscheidender Bedeutung. Neben dem
Abfüllen
in Flaschen und Dosen wird ein Darreichung in Siegelrandbeuteln
bevorzugt.
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Dieser
Siegelrandbeutel besteht aus einer lösungsmittel- und wasserundurchlässigen Folie,
da weder das Lösungsmittelgemisch
entweichen soll, noch Wasser eindringen kann, was zur Hydrolyse
des Organosilans führen
würde.
Dies wird z. B. durch den Einsatz einer PE/AL/PTPE-Folie gewährleistet.
In dem Siegelrandbeutel befindet sich ein Kunststoffvlies, getränkt mit
der erfindungsgemäßen Rezeptur.
Der 6 × 10
cm große
Siegelrandbeutel wird durch Auseinanderziehen der beiden Folienseiten
geöffnet,
so daß der
Anwender mit dem Vlies, das mit der Rezeptur getränkt ist,
kein Hautkontakt hat.
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Zur
deutlichen Verbesserung der Lagerstabilität der Rezeptur muß eine vorzeitige
Hydrolyse verhindert werden. Daher wird die Haftvermittler-Rezeptur
mit Molekularsieb getrocknet. Dabei werden 5 Gew-% Molekularsieb
auf die gesamte Flüssigkeitsmenge
gegeben. Vorzugsweise wird erst das Lösungsmittelgemisch getrocknet
und dann das Organosilan hinzugefügt. Als Molekularsieb wurde
das Trockenmittel Wessalith MS 330, das bei der Degussa erhältlich ist,
eingesetzt. Die Partikelgröße dieses
verwendeten Molekularsiebes beträgt
bevorzugt 0,5-0,9 mm. Ferner wird in den Siegelrandbeutel etwas
Molekularsieb eingebracht.
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Ergebnis
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Die
Anwendung dieser Haftvermittlerrezeptur führt zu einer deutlichen Verbesserung
der Adhäsion
besonders im Naßbereich.
Bemerkenswert ist, daß durch
die Anwendung dieser Haftvermittlerrezeptur das Ablösen der
Klebeverbindung durch Verstrecken nicht erschwert wird; das Lösen einer
Klebstoff-Folie durch Ziehen der Klebstoff-Folie in Richtung der
Verklebungsfläche
von einer mit dieser Rezeptur behandelten Fügeteiloberfläche erfordert
dieselbe Kraft, wie das Lösen
der Klebstoff-Folie von einer nicht mit Haftvermittler oder nur
mit Lösungsmittel
behandelten Oberfläche.
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Prüfmethoden
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Kippscherfestigkeit:
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Zur
Bestimmung der Kippscherfestigkeit wird die Oberfläche mit
dem Primer behandelt und eine definierte Zeit gewartet. Dann wird
ein Standard tesa Power-Strip der Abmessung 20 mm × 50 mm,
welcher an einem Ende beidseitig mit einem nicht haftklebrigen Anfasserbereich
versehen ist, auf diese Oberfläche
verklebt und eine definierte Zeit gewartet.
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Nun
wird die offene Klebeseite mit einer Basisplatte aus Polystyrol
verklebt. Auf diese wird ein Stahlhaken mit einem 10 cm langen Stahlstift,
welcher vertikal auf der Plattenfläche sitzt, aufgesetzt.
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Nach
Beaufschlagung der gewählten
Kippscherbelastung durch Anhängen
eines Gewichtes (Hebelarm und Masse des Gewichtes wählbar) wird
die Zeit bis zum Versagen der Verklebung ermittelt.
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Ablösekraft (Stripkraft):
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Zur
Ermittlung des Ablöseverhaltens
wird ein tesa Power-Strip auf einer Kachel verklebt und anschließend 16
h bei 40°C
im Klimaraum gelagert.
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Mit
einer Zuggeschwindigkeit von 1000 mm/min wird der Klebstoff-Folienstreifen
parallel zur Verklebungsebene abgezogen. Dabei wird die erforderliche
Ablösekraft
(Stripkraft) in N/cm gemessen und die Kachel auf Klebmasserückstände überprüft.
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Beispiel 1
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Es
wurde ein Gemisch gemäß der oben
beschriebenen Zusammensetzung aus dem Organosilan gamma-Aminopropyltriethoxysilan
(0,5 Gew-%) und den Lösungsmitteln
Isopropanol (11,5 Gew-%) und Ethylacetat (88,0 Gew-%) hergestellt.
Zur Verhinderung der Hydrolyse wird wie oben beschrieben 5 Gew-%
des Molekularsiebes WESSALITH MS 300 von der Degussa auf die Gesamt-Flüssigkeitsmenge
zugegeben. Dieses Gemisch wurde in einer Flasche luftdicht aufbewahrt.
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Es
wurden die drei Prüfuntergründe glatte
Kacheln, rauhe Kacheln (Hersteller beider Kachelarten: Fa. Villeroy & Boch) und Glas
gewählt.
Diese werden mit der Haftvermittlerrezeptur behandelt, d. h. gründlich 3 mal
mit dem mit dem getränkten
Tuch abgewischt. Dieser Vorgang dauert ca. 0,5-1 Minute.
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Anschließend wird
eine Zeit t0 gewartet, bis ein tesa Power-Strip
auf die mit Haftvermittler behandelte Oberfläche aufgebracht wird. Im direkten
Anschluß daran
wird die Basisplatte aufgesetzt und der Haken aufgesetzt. Nun wird
die unbelastete Verbindung in den Klimaschrank bei 40°C und 100
% r. F. gebracht. Nach einer Zeit t1 wird
der Haken bei 9 cm Hebelarm mit 10 N bzw. 20 N belastet. Es wird
die Haltezeit in Abhängigkeit
der Wartezeiten t0 und t1 bestimmt.
Ferner wird die Art des Bruches untersucht; am Ende wird, wenn möglich, der
Strip abgestrippt. Zum Vergleich wurde eine nicht mit der Haftvermittlerrezeptur,
sondern nur mit dem Lösungsmittelgemisch,
behandelter Untergrund mit einbezogen.
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Ein
auf einem ungeprimerten Prüfuntergrund
verklebter tesa Power-Strip fällt
unter den gewählten
Versuchsbedingungen innerhalb weniger Stunden ab; die Ergebnisse
streuen zwischen 0 und maximal 5 Stunden.
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Die
mit der Haftvermittlerrezeptur vorbehandelten Untergründe hingegen
zeigten deutlich höhere
Haltezeiten. Bei ausreichender Wartezeit hielten die Klebeverbindungen
mehrere Wochen. Eine Übersicht über die
Ergebnisse zeigt die nachstehende Tabelle.
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Wie
die Laborversuche zeigen, führt
die Verwendung der Haftvermittlerrezeptur zu einer deutlich verbesserten
Verklebungsfestigkeit. Die Wartezeit t1 (Zeit
nach Verkleben des Strips auf die Kachel bis zum Belasten der Klebeverbindung)
sollte vorteilhafterweise wenigstens 5 Minuten betragen, aber auch
ohne Wartezeit (t1 = 0) werden verbesserte
Werte erhalten.
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Alle
Strips lösten
sich von der Basisplatte und klebten noch auf der Kachel; somit
ist die Schwachstelle eindeutig die Verbindung tesa Power-Strips – Basisplatte.
Die Aufziehzeit t1 wird somit benötigt, damit
der tesa Power-Strip auf der Basisplatte auffließen kann.
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Alle
Power-Strips waren gut stripbar von der Kachel. Masserückstände auf
der Kachel wurden nicht beobachtet. Ferner wurde die Stripkraft,
die zum Abstrippen eines Power-Strips
von der Kachel benötigt
wird, bestimmt. Bei einer nur mit Wasser gereinigten Kachel wurde
sie zu 6,5(2) N/cm, bei einer mit Lösungsmittelgemisch behandelten
zu 6,4(2) N/cm und bei einer mit der Haftvermittlerrezeptur behandelten
Kachel zu 6,6(1) und 6,2(3) N/cm bestimmt. Somit bleibt die Stripkraft
bei Verwendung des Haftvermittlers gegenüber einer nur mit Wasser bzw.
Lösungmittelgemisch
behandelten Kachel nahezu gleich, jedoch ist die Haltekraft gerade
bei Wassereinwirkung deutlich erhöht: höhere Halteleistung insbesondere
bei Wassereinwirkung aber gleiche Kraft beim Ablösen.
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Beispiel 2
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Die
in Beispiel 1 hergestellte Haftvermittlerrezeptur wurde in Siegelrandbeutel,
wie oben beschrieben, verpackt. Diese bestehen aus einem verschweißten Alubeutel
mit eingeklebten Vlies sowie einige Körner Molekularsieb. In jeden
Beutel wurden 0,58 g Haftvermittler-Flüssigkeit und 0,5 g Molekularsieb
zur Verhinderung einer schnellen Hydrolyse des Organosilans gegeben.
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Es
wurden mehrere Kacheln mit dem Haftvermittler-Tuch bestrichen und
die Haltezeit einer Klebeverbindung mit dem tesa Power-Strip analog
Beispiel 1 bestimmt. Die Resultate gleichen denen in Beispiel 1.
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1.
Verwendung eines Vorreinigungstuches für eine Verklebung mittels einer
durch Ziehen in Richtung der Verklebungsebene beschädigungslos
wieder lösbaren
Klebfolie mit einer Klebmasse auf Basis von Polymeren und/oder Copolymeren
aus Synthesekautschuk und/oder Naturkautschuk, dadurch gekennzeichnet, daß der zu
beklebende Untergrund mit einem solchen Vorreinigungstuch abgerieben
wird, das mit einem mit Feuchtigkeit reagierenden Organosilan getränkt ist,
wobei das Organosilan im Wesentlichen keine chemische Reaktion mit
den eingesetzten Klebstoff-Folien eingeht, wobei das Organosilan
in einem Lösungsmittel
bzw. Lösungsmittelgemisch
gelöst
ist und darin in einer Konzentration von 0,1–3 Gew.-% vorliegt, worauf
nach einigen Minuten Wartezeit die Klebfolie auf die behandelte
Stelle gedrückt
wird, und dann auf die andere Seite der Klebfolie ein Gegenstand,
Haken oder dergleichen geklebt wird, oder aber daß nach einigen
Minuten Wartezeit die Klebfolie auf die behandelte Stelle gedrückt wird,
wobei sich auf der Rückseite
der Klebfolie bereits ein Gegenstand, Haken oder dergleichen angeklebt
befindet.