DE19809721A1 - Thermisch beschichtete Kufe - Google Patents
Thermisch beschichtete KufeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Kufen mit einer mittels eines thermischen Spritzverfahrens auf
einem metallischen Untergrund aufgebrachten Beschichtung.
Als Verfahrensvarianten des thermischen Spritzens zum Beschichten sind grundsätz
lich das autogene Flammspritzen, das Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen, das
Lichtbogenspritzen, das Plasmaspritzen, das Detonationsspritzen oder das Lasersprit
zen bekannt.
In jüngerer Zeit wurde darüber hinaus ein weiteres thermisches Spritzverfahren ent
wickelt, welches auch als Kaltgasspritzen bezeichnet wird. Es handelt sich dabei um
eine Art Weiterentwicklung des Hochgeschwindigkeits-Flammspritzens. Dieses Ver
fahren ist beispielsweise in der europäischen Patentschrift EP 0 484 533 B1 beschrie
ben. Beim Kaltgasspritzen kommt ein Zusatzwerkstoff in Pulverform zum Einsatz. Die
Pulverpartikel werden beim Kaltgasspritzen jedoch nicht im Gasstrahl geschmolzen.
Vielmehr liegt die Temperatur des Gasstrahles unterhalb des Schmelzpunktes der
Zusatzwerkstoffpulverpartikel (EP 0 484 533 B1). Im Kaltgasspritzverfahren wird also
ein im Vergleich zu den herkömmlichen Spritzverfahren "kaltes" bzw. ein vergleichs
weise kälteres Gas verwendet. Gleichwohl wird das Gas aber ebenso wie in den her
kömmlichen Verfahren erwärmt, aber in der Regel lediglich auf Temperaturen unter
halb des Schmelzpunktes der Pulverpartikel des Zusatzwerkstoffes.
In der eigenen Patentschrift DE 196 10 054 C2 ist eine Gleitfläche für ein Sportgerät
zum Gleiten auf Eis und Schnee mit einer Fluorpolymere enthaltende Beschichtung
beschrieben, wobei der Gewichtsanteil der Fluorpolymere zwischen 5 und 50 Gew.-%
beträgt. Die Gleitfläche ist konzipiert für Sportgeräte des wintersportlichen Anwen
dungsbereichs, auch für den Einsatz im Hochleistungssport. Die Gleitfläche, die auch
in Form einer beschichteten Kufe vorliegen kann, sollte vor allem eine Verbesserung
der Gleiteigenschaften sicherstellen. Tatsächlich führen Fluorpolymere wie PTFE
(Polytetrafluorethylen) zu Gleitflächen mit hervorragenden Gleiteigenschaften.
Es wurde nun festgestellt, daß noch wichtiger als die Gleiteigenschaften der Kufen
überraschenderweise deren Verschleißfestigkeit und Verschleißbeständigkeit sind.
Dies trifft insbesondere bei Wintersportgeräten wie Rodelschlitten, Bobschlitten und
Schlittschuhen zu. So befinden sich beispielsweise in einer Eisbahn für Rodel oder
Bobs immer Fremdkörper wie Steine, die Kratzer und Riefen in die Kufen ritzen. Diese
Kratzer und Riefen beeinträchtigen das Gleitverhalten auf Eis in beträchtlichem Maße.
Eine verkratzte Beschichtung mit an sich hervorragenden Gleiteigenschaften
behindert ein optimales Gleiten.
Denkbar wäre nun, die Härte der Kufen zu erhöhen, d. h. ein Kufenmaterial mit einem
hohen Härtegrad zu verwenden, und dabei auf eine thermische Beschichtung gänz
lich zu verzichten, da deren an sich gute Gleiteigenschaften aufgrund mechanischer
Defekte wie Kratzer oder Riefen in der Gleitschicht ja nicht zum Tragen kommen. Die
Kufen müssen allerdings geformt, gebogen, geschliffen (z. B. Kanten auf einen be
stimmten Kufenwinkel) und/oder an der Oberfläche poliert werden. Eine Erhöhung der
Härte der Kufe erschwert die notwendige Bearbeitung der Kufen erheblich.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, Kufen der eingangs
genannten Art mit verbesserter Verschleißfestigkeit und Verschleißbeständigkeit
aufzuzeigen. Ein zusätzlicher Aspekt sollte dabei sein, daß die Kufen mit möglichst
geringem Aufwand bearbeitet werden können.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die thermisch gespritzte
Beschichtung einen größeren Härtegrad aufweist als der metallische Untergrund.
Mit dem Begriff "Härte" wird dabei - wie in der Werkstofftechnik üblich - Bezug ge
nommen auf den Widerstand, den ein Körper dem Eindringen eines anderen, härte
ren Körpers entgegensetzt. In der Technik wird die Härte vorwiegend aus bleibenden
Formänderungen beurteilt, die Eindrücke härterer Körper hinterlassen. Die Messung
der Vickershärte (HV) eignet sich besonders als Verfahren für die Härtemessung an
dünnen Schichten und kleinen Proben.
Die Erfindung basiert auf der Idee, für das Kufenmaterial, d. h. für den metallischen
Untergrund, einen geringeren Härtegrad vorzusehen als für die thermisch gespritzte
Beschichtung. Das ermöglicht grundsätzlich, daß die Bearbeitbarkeit der Kufen weit
gehend unabhängig von der Beschichtung und deren Eigenschaften ist, da für die
Formgebung vor allem das Kufenmaterial des Untergrunds entscheidend ist. Nach der
Formgebung können die Kufen beschichtet werden. Auf diese Weise kann sicherge
stellt werden, daß einerseits die Kufenbeschichtungen die Bearbeitbarkeit nicht be
einträchtigen, andererseits aber wegen ihrer großen Härte dem Entstehen von Krat
zern und Riefen entgegenwirken. Die thermisch gespritzten Beschichtungen mit hoher
Verschleißfestigkeit und Verschleißbeständigkeit auf der Gleitfläche der Kufen ermög
lichen daher ein verbessertes Gleiten. Grundsätzlich können im Rahmen der Erfin
dung die Gleitflächen der Kufen vollständig oder aber auch nur teilweise thermisch
beschichtet sein.
Vorteilhafterweise übersteigt der Härtegrad der thermisch gespritzten Beschichtung
den Härtegrad des metallischen Untergrunds um mindestens 200 HV (Vickershärte),
vorzugsweise um mindestens 400 HV.
In Ausgestaltung der Erfindung weist die thermisch gespritzte Beschichtung eine
Härte (Vickershärte) von mindestens 700 HV, vorzugsweise eine Härte von mindes
tens 800 HV, besonders bevorzugt eine Härte im Bereich von 900 bis 1500 HV auf.
In Weiterbildung der Erfindung beträgt die Härte des metallischen Untergrunds
höchstens 700 HV (Vickershärte), vorzugsweise höchstens 500 HV. Vorzugsweise
liegt die Härte des Untergrunds im Bereich von 100 bis 400 HV, besonders bevorzugt
im Bereich von 150 bis 300 HV.
Als Werkstoff für den Untergrund eignen sich grundsätzlich martensitische, ferritische
und/oder in besonderem Maße korrosionsbeständige austenitische Stähle.
Den Anforderungen an die Materialeigenschaften im Hinblick auf eine große Härte
entsprechen am besten die sogenannten martensitischen Stähle, bei denen sich
durch eine Wärmebehandlung - Glühen bei einer Temperatur zwischen 900 und
1100°C, Abschrecken, d. h. rasch auf Raumtemperatur abkühlen und anschließend
erneut bei einer Temperatur zwischen 200 und 600°C glühen - die Härte bis auf 400
bis 700 HV (Vickershärte) steigern läßt. Die Härte martensitischer Stähle läßt aller
dings nur eine eingeschränkte Bearbeitbarkeit der Kufen zu.
Austenitische Stähle wie beispielsweise mit Nickel und Chrom legierte austenitische
Stähle lassen sich nicht durch eine wie oben für martensitische Stähle beschriebene
Wärmebehandlung härten. Ihre Härte beträgt in der Regel nur 150 bis 250 HV
(Vickershärte), in einigen Fällen auch bis 300 HV. Sie eignen sich wegen ihrer aus
gezeichneten Bearbeitbarkeit in hervorragender Weise als Grundwerkstoff in Verbin
dung mit einer thermisch gespritzten Beschichtung hoher Verschleißfestigkeit und
Verschleißbeständigkeit.
Die thermisch gespritzte Beschichtung mit der erfindungsgemäß geforderten Härte
lassen sich insbesondere mit folgenden Beschichtungswerkstoffen herstellen:
- a) Metalloide enthaltende Legierungen auf Ni-, Co- oder Fe-Basis,
- b) in einer metallischen Matrix eingebettete Cermets und/oder Hartmetalle mit karbidischen Hartstoffen und/oder
- c) legierte, mit anderen Oxiden gemischte oder in einer metallischen Matrix eingebettete Oxide.
Beispiele für diese Beschichtungswerkstoffe der thermisch gespritzten Beschichtung
sind:
- - Hartlegierungen auf Ni-, Co- oder Fe-Basis mit hohen Anteilen (beispielsweise 4 bis 9 Gew.-%) an Metalloiden (z. B. C, B, Si und/oder P), beispielsweise Ni Cr Fe B Si;
- - Cermets und/oder Hartmetalle mit einem Hartstoffanteil von über 50 Gew.-%,
eingebettet in einer metallischen Matrix, beispielsweise als Hartstoffe:
Wolframkarbid (WC), Chromkarbid (Cr2 C3), und/oder Titankarbid (TiC) und als metallischen Matrix: Co und Ni oder NiCr und CoCr; - - legierte, mit anderen Oxiden gemischte oder in einer metallischen Matrix eingebettete Oxide.
Die erfindungsgemäß thermisch gespritzten Beschichtung hoher Verschleißfestigkeit
und Verschleißbeständigkeit auf den Gleitflächen der Kufen erlauben es, bei der
Wahl des Materials des metallischen Untergrunds auch auf weitere Anforderungen an
die bzw. Eigenschaften der Kufen Rücksicht zu nehmen, da die nach der Erfindung
für den metallischen Untergrund in Frage kommenden Werkstoffe eine wesentlich
größere Auswahl bieten im Vergleich zur beschränkten Auswahl an hochfesten
Stählen.
Die thermisch gespritzten Beschichtungen müssen eine hohe Haftfestigkeit besitzen,
d. h. gut am Untergrundwerkstoff (metallischer Untergrund) haften. Die besten Ergeb
nisse konnten erzielt werden, wenn die Beschichtung mittels des Hochgeschwindig
keits-Flammspritzverfahrens oder mittels des Kaltgasspritzverfahrens aufgebracht
wird. Als Hochgeschwindigkeits-Flammspritzverfahren können das Hochgeschwindig
keits-Flammspritzen mit Systemen der ersten und zweiten Generation mit Spritz
partikelgeschwindigkeiten zwischen 350 und 550 m/s und bevorzugt das Hochge
schwindigkeits-Flammspritzen mit den nach 1991 eingeführten Systemen der dritten
Generation mit Spritzpartikelgeschwindigkeiten über 550 m/s zum Einsatz kommen.
Beim ebenfalls bevorzugten Kaltgasspritzen können die Pulverpartikel auf eine
Geschwindigkeit von 300 bis 1600 m/s beschleunigt werden. Es eignen sich dabei
insbesondere Geschwindigkeiten der Pulverpartikel zwischen 800 und 1300 m/s
besonders bevorzugt zwischen 1000 und 1300 m/s, da in diesem Fall die Energie
übertragung in Form von kinetischer Energie besonders hoch ausfällt.
Mit Vorteil weist die thermisch gespritzte Beschichtung eine Schichtdicke zwischen 50
bis 2000 µm, vorzugsweise zwischen 200 bis 500 µm auf.
Die erfindungsgemäße Kufe kann an entsprechenden Sportgerät vorgesehen sein.
Sie eignet sich insbesondere für Rodelschlitten, Bobschlitten und Schlittschuhe.
Claims (11)
1. Kufe mit einer mittels eines thermischen Spritzverfahrens auf einem metallischen
Untergrund aufgebrachten Beschichtung,
dadurch gekennzeichnet,
daß die thermisch gespritzte Beschichtung einen größeren Härtegrad aufweist als
der metallische Untergrund.
2. Kufe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die thermisch gespritzte
Beschichtung einen um mindestens 200 HV (Vickershärte), vorzugsweise um
mindestens 400 HV größeren Härtegrad aufweist als der metallische Untergrund.
3. Kufe nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die thermisch gespritzte
Beschichtung eine Härte von mindestens 700 HV (Vickershärte) aufweist.
4. Kufe nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
thermisch gespritzte Beschichtung eine Härte im Bereich von 900 bis 1500 HV
(Vickershärte) aufweist.
5. Kufe nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der
Untergrund eine Härte von höchstens 700 HV (Vickershärte), vorzugsweise von
höchstens 500 HV aufweist.
6. Kufe nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Untergrund eine Härte
im Bereich von 100 bis 400 HV (Vickershärte), vorzugsweise von 150 bis 300 HV
aufweist.
7. Kufe nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der
Untergrund martensitische, ferritische und/oder bevorzugt korrosionsbeständige
austenitische Stähle enthält.
8. Kufe nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
thermisch gespritzte Beschichtung
- - Metalloide enthaltende Legierungen auf Ni-, Co- oder Fe-Basis,
- - in einer metallischen Matrix eingebettete Cermets und/oder Hartmetalle mit karbidischen Hartstoffen und/oder
- - legierte, mit anderen Oxiden gemischte oder in einer metallischen Matrix eingebettete Oxide
9. Kufe nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die ther
misch gespritzte Beschichtung mittels eines Hochgeschwindigkeits-Flammspritz
verfahrens oder mittels des Kaltgasspritzverfahrens aufgebracht ist.
10. Kufe nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die
thermisch gespritzte Beschichtung eine Schichtdicke zwischen 50 bis 2000 µm,
vorzugsweise zwischen 200 bis 500 µm aufweist.
11. Sportgerät, insbesondere Rodelschlitten, Bobschlitten oder Schlittschuhe, mit
einer Kufe nach einem der Ansprüche 1 bis 10.
Priority Applications (2)
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EP (1) | EP0940478A1 (de) |
DE (1) | DE19809721A1 (de) |
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- 1998-03-06 DE DE19809721A patent/DE19809721A1/de not_active Withdrawn
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Also Published As
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EP0940478A1 (de) | 1999-09-08 |
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