DE19801407C2 - Brennkammer für Hochleistungstriebwerke und Düsen - Google Patents
Brennkammer für Hochleistungstriebwerke und DüsenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Brennkammer für Hochleistungstriebwerke und
Düsen von Flugkörpern, insbesondere Raketen, bestehend aus einem äußeren
Druckkanal und aus einer mit den heißen Gasen in Berührung stehenden in
neren Wand, die mit einer Vielzahl von Kühlkanälen versehen ist.
In der DE 35 35 779 ist eine Schubdüse für ein Hochleistungstriebwerk be
schrieben, beispielsweise für Trägerraketen oder wiederverwendbare Raum
flugzeuge, das eine rotationssymmetrische Kontur aufweist. Der kreisförmige
Querschnitt verjüngt sich ausgehend von der Brennkammer in Richtung des
Engquerschnitts, um sich anschließend wieder zu erweitern. Eine derartige
rotationssymmetrische Kontur ist fertigungstechnisch einfach und ermöglicht
eine effektive Aufnahme der Gaskräfte.
Wegen der hohen Temperatur von ca. 3000°C muß jedoch die Schubdüse
wirkungsvoll gekühlt werden. Dies geschieht bei der bekannten Schubdüse,
die aus einem inneren Mantel aus einer Kupferlegierung besteht, dadurch,
daß in dem inneren Mantel in Umfangsrichtung oder in Axialrichtung Kühl
kanäle vorgesehen sind, die von einem Kühlmedium, z. B. dem in der Schub
düse zu verbrennenden flüssigen Wasserstoff durchströmt und damit gekühlt
werden. Außen ist dieser innere Mantel von einem Stützmantel fugenlos um
geben, der die Gasdruckkräfte aufnimmt. Dieser Stützmantel muß eine hohe
Zugfestigkeit aufweisen, während wegen der innen angeordneten Kühlung
die Wärmefestigkeit von geringerer Bedeutung ist.
Es sind Bestrebungen zur Entwicklung von Hyperschall-Flugzeugen im Gan
ge, die ebenfalls eine derartige Schubdüse aufweisen. Diese Schubdüsen mü
ssen einen hohen Wirkungsgrad bei der Schuberzeugung aufweisen, wobei
mehrere Triebwerke nebeneinander anzuordnen sind. Zur Erreichung dieser
Forderungen wurden bereits Schubdüsen vorgeschlagen, deren Querschnitts
kontur von rundem Querschnitt im Bereich der Brennkammer zu rechtecki
gem Querschnitt im Bereich des Düsenaustritts oder sogar des Düseneng
querschnitts übergeht.
Dies wiederum bedeutet, daß die Düsenwandung eine komplizierte, gekrümm
te Gestalt annimmt. Einerseits muß der relativ weiche innere Mantel eine
formgenaue Innenkontur aufweisen, um eine optimale Durchströmung zu er
zielen, andererseits muß der Stützmantel aus Festigkeitsgründen so formsteif
sein, daß eine Anpassung an die Form des inneren Mantels nicht möglich ist.
Die Herstellung der beiden Mäntel mit einer derart hohen Formgenauigkeit
ist bei der komplizierten Geometrie jedoch fertigungsbedingt sehr aufwendig.
Ein weiterer Nachteil ist darin zu sehen, daß nach dem Zusammenfügen der
beiden Mäntel möglicherweise Hohlräume verbleiben, die im Betrieb zu Ver
formungen und Rissen und somit zum Ausfall führen können.
Aus der DE 40 15 204 ist zur Vermeidung dieser Nachteile eine Schubdüse
für ein Flugtriebwerk bekannt, mit einem inneren, mit einer Anzahl Kühlka
näle versehenen Mantel hoher Wärmeleitfähigkeit, der von außen von einem
festen Stützmantel umgeben ist, wobei zwischen dem inneren Mantel und
dem Stützmantel eine eingegossene Zwischenschicht vorgesehen ist. Dadurch
werden Fertigungstoleranzen des inneren Mantels und des Stützmantels aus
geglichen, so daß die Anforderungen an die Formgenauigkeiten der beiden
Mäntel verringert werden kann.
Die DE 41 15 403 offenbart eine Düsenwand für Expansionsrampen und
Heißgasdüsen, die aus einer dem Heißgas abgewandten äußeren Tragstruktur
und einer mehrschichtigen Innenstruktur mit voneinander beabstandenten,
dem Heißgas zugewandt verlaufenden Kühlkanälen besteht. Zur Erzielung
eines hohen Schubes und einer einfachen Umschaltbarkeit zwischen den
Triebwerksarten eignen sich Schubdüsen besonders in Rechteckbauweise.
Düsenwände solcher Schubdüsen sind jedoch hohen Druckkräften und Tem
peraturen ausgesetzt. Im Gegensatz zu Wänden von kreisrunden Düsen ver
ursachen die Druckkräfte in ebenen Düsenwänden von Rechteckdüsen oder
Brennkammern hohe Biegemomente. Daher können Verwölbungen oder Ver
spannungen in der Schubdüse entstehen, die eine bestimmungsgerechte
Funktion der Schubdüse gefährden. Erschwerend wirkt sich zudem der soge
nannte Bimetalleffekt aus, aufgrund der Temperaturunterschiede innerhalb
der mehrschichtigen Wand. Um Schubverluste und Leckageströme zu ver
meiden, sind daher formstabile, gekühlte Wände erforderlich.
Diese bekannte Düsenwand weist daher eine Innenstruktur auf, die aus einer
vom Heissgas beaufschlagten Wärmeleitschicht und einer hitzebeständigen
Gleitschicht besteht, wobei die Kühlkanäle in der Wärmeleitschicht eingebet
tet sind und diese mit der Tragstruktur mittels mehrerer, die Gleitschicht
durchdringende Halteelemente elastisch verbunden ist. Die Gleitschicht kann
dabei aus einem Keramikgranulat bestehen, während die Wärmeleitschicht
aus Kupfer besteht.
Die Halteelemente können in Form von Röhrchen ausgebildet sein, wobei
jedoch aufgrund einer erforderlichen Mindeststeifigkeit kein ausreichender
Dehnweg zur Verfügung steht, wenn die Schubdüse den bei Hochleistungs
triebwerken üblichen extremen thermischen Belastungen ausgesetzt wird.
Aufgrund der hohen thermisch induzierten Spannungen mit beträchtlichen
plastischen Dehnungen wird die Lebensdauer stark begrenzt.
Diese Begrenzung beruht auf einem Versagen, z. B. einer Rißbildung in der
Brennkammerwand nach einer begrenzten Anzahl von Lastzyklen und ent
sprechender plastischer Verformung und kriechen aufgrund der thermisch
behinderten Dehnungen, d. h. den Sekundärspannungen aufgrund der hohen
thermisch induzierten Spannungen (ca. 80% der Gesamtbelastung).
Dadurch werden nicht nur die Wiederverwendbarkeit stark begrenzt, sondern
auch die Gesamtkosten des Trägersystems erhöht; Impulsverluste und Über
beanspruchung der Triebwerkskomponenten (einschl. des bekannten Turbo
pumpens) treten während des Triebwerkbetriebes durch Rißbildung auf.
Auch wenn andere Zwischenmaterialien zwischen der Heißgaswand und der
Aussenstruktur verwendet werden, wie z. B. gesintertes Aluminium oder ge
schäumte Aluminiumwerkstoffe, die hohe Deformationen aufnehmen kön
nen, treten irreversible Deformationen im plastischen Bereich auf, so daß dies
nur zu Einwege-Konzepten führt.
Die bekannten Werkstoffe für Stützelemente zwischen der Heißgaswand und
der diese umgebenden Aussenstruktur, die durch Querdehnung ein definiertes
Nachgeben bei Betrieb des Hochleistungstriebwerks bewirken sollen, weisen
keine ausreichende elastische Dehnung auf.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Brennkammer für ein Hoch
leistungstriebwerk und für Düsen von Flugkörpern vorzuschlagen, die eine
wesentliche Erhöhung der Lebensdauer aufweist, so daß eine hohe Anzahl
von thermischen Zyklen der Brennkammer möglich ist bei verbesserter Zu
verlässigkeit und Funktionsfähigkeit.
Ausgehend von einer Brennkammer der eingangs näher genannten Art wird
zur Lösung dieser Aufgabe vorgeschlagen, daß zwischen dem Druckmantel
und der Innenwand eine Zwischenschicht aus einem Material mit Formge
dächtnis-Eigenschaften angeordnet ist.
Zwar ist es aus der DE 43 10 821 A1 bekannt, Formgedächtnis-Material im Zusammenhang
mit einem Stellelement zu verwenden. Ein Hinweis auf eine Nutzung von Formgedächtnis-
Material als Zwischenschicht im Zusammenhang mit einer thermisch hochbeanspruchten
Bauteilwand kann daraus jedoch nicht entnommen werden.
Die Zwischenschicht kann entweder aus parallel zueinander angeordneten
Drähten oder aber aus einem oder mehreren Bändern bestehen.
Die bekannten Materialien mit Formgedächtnis-Eigenschaften, die auch unter
der Bezeichnung Memory-Metall bekannt sind und z. B. aus NiTi, CuZnAl
etc. bestehen, stellen steuerbare superelastische Werkstoffe dar, so daß elasti
sche Brennkammerstrukturen verwirklicht werden können; werden Schlitze
in der mit den Kühlkanälen versehenen Innenwand aus Kupfer vorgesehen,
so kann eine wesentliche Erhöhung der Brennkammerlebensdauer erzielt
werden, aufgrund einer partiellen Steuerung des Dehnungsverhaltens in ex
trem belasteten Bereichen (z. B. dem Halsbereich) durch eine gesteuerte
Formänderung der Zwischenschicht.
Die hochelastsische Formänderung der Zwischenschicht aus dem Material
mit Formgedächtnis-Eigenschaften ermöglicht ein hohes Potential der Aus
nutzung des elastischen Verhaltens der Brennkammerstruktur.
Bei Verwendung sogenannter kryogener Materialien für die Zwischenschicht
können deren Arbeitstemperaturen im kryogenen Bereich (z. B. -100°C)-Be
reich liegen, so daß diese bevorzugt in der Nähe der durch H2 gekühlten
Kühlkanäle implementiert werden.
Die Möglichkeit der Durchführung verschiedenster Formänderungen (Ver
längerung, Verkürzung, Biegung, Torsion etc.) bietet den Vorteil eines brei
ten Spektrums bei der konstruktiven Umsetzung, insbesondere bei sehr kom
plexen Brennkammergeometrien.
Neben der hohen Anzahl von thermischen Zyklen einer erfindungsgemäss
ausgestalteten Brennkammer wird eine hohe Zuverlässigkeit der Reprodu
zierbarkeit der Formänderung und damit ein hohes Mass an Funktionsfähig
keit des gesamten Systems gewährleistet.
Im folgenden wird die Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert, in
der zwei vorteilhafte Ausführungsbeispiel dargestellt sind. Es zeigen
Fig. 1 einen Teil einer Brennkammer für ein Hochleistungstriebwerk bzw.
eine Düse einer Rakete in der Abschaltphase und unter Normalbe
dingungen,
Fig. 2 diesen Teil während der Startphase und im stationären Betrieb,
Fig. 3 ein anders ausgestaltetes Teil einer Brennkammer in der Abschalt
phase und unter normalen Bedingungen und
Fig. 4 dieses Teil in der Startphase und im stationären Betrieb.
In Fig. 1 ist mit 9 der äußere Druckmantel einer Brennkammer bezeichnet
und mit 10 die innere Wand, deren Unterseite 7 mit den heißen Gasen in Be
rührung steht und die mit einer Vielzahl von parallel zueinander angeordne
ten Kühlkanälen 11 versehen ist. Mit 1 ist ein partieller Dehnungsraum zwi
schen Druckmantel und Innenwand bezeichnet und mit 2 die erfindungsge
mäß vorgesehene Zwischenschicht aus einem Material mit Formgedächtnis-
Eigenschaften, d. h. einem Memory-Metall, wobei diese Zwischenschicht 2
bei dem in den Fig. 1 und 2 dargestellten Ausführungsbeispiel aus einer Viel
zahl von parallel zueinander und nebeneinander angeordneter Drähte besteht.
In Fig. 1, welches die Abschaltphase bzw. den Zustand unter Normalbedin
gungen zeigt, wirkt auf die Zwischenschicht 2 eine Zugkraft wie sie durch
die drei Pfeile der linken Seite von Fig. 1 angedeutet ist. Während der Start
phase und im stationären Flugzustand (Fig. 2) wird diese Kraftrichtung um
gedreht, da die Zwischenschicht die hier mit 5 bezeichnet ist, aufgrund des
Überschreitens einer Sprungtemperatur eine Formänderung durchführt.
Mit 3 in Fig. 1 sind Dehnungsschlitze bezeichnet, die, wie Fig. 2 im stationä
ren Zustand erkennen läßt, in Richtung der Zwischenschicht 5 aufgeweitet
werden.
Bei dem in Fig. 3 und 4 dargestellten Ausführungsbeispiel besteht die Zwi
schenschicht 4 bzw. 5 entweder aus einem oder mehreren nebeneinander an
geordneten Bändern bzw. einer Schale, die im wesentlichen die gesamte Be
rührungsfläche zwischen Druckmantel und Innenwand bedeckt.
Claims (4)
1. Brennkammer für ein Hochleistungstriebwerk und eine Düse von
Flugkörpern, insbesondere Raketen, bestehend aus einem äußeren Druckman
tel und aus einer mit den heissen Gasen in Berührung stehenden inneren
Wand, die mit einer Vielzahl von Kühlkanälen versehen ist, dadurch ge
kennzeichnet, daß zwischen Druckmantel (9) und Innenwand (10) eine Zwi
schenschicht (2, 5; 4, 8) aus einem Material mit Formgedächtnis-
Eigenschaften angeordnet ist.
2. Brennkammer nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Zwischenschicht aus parallel zueinander angeordneten Drähten besteht.
3. Brennkammer nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Zwischenschicht aus einem oder mehreren nebeneinander angeordneten Bän
dern besteht.
4. Brennkammer nach einem oder mehreren der vorhergehenden An
sprüche, dadurch gekennzeichnet, daß in der inneren Wand (10) zwischen
den Kühlkanälen (11) Schlitze (3, 6) vorgesehen sind, die sich senkrecht zur
Zwischenschicht (2, 5; 4, 8) über einen Teil der Dicke der inneren Wand er
strecken.
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Owner name: EADS SPACE TRANSPORTATION GMBH, 28199 BREMEN, DE |
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