DE19754572A1 - Mittel gegen Keratinschädlinge - Google Patents
Mittel gegen KeratinschädlingeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein wäßriges Textilschutzmittel zur Bekämpfung von Textil
schädlingen, besonders von keratinverdauenden Schädlingen und zur Ausrüstung
gefährdeter Textilien und Substrate, das durch einen Gehalt an Extrakten der
Früchte des Neem-Baumes gekennzeichnet ist, und ein Verfahren zur Ausrüstung
von keratinhaltigen Substraten mit diesen Mitteln.
Keratinhaltige Substrate im Sinne der vorliegenden Erfindung sind beispielsweise
Wolle, Seide, (Rauh)Leder, Pelze, Federn, Tierhaare (etwa als Polstermaterial),
Horn (etwa zur Herstellung von Knöpfen, Spangen usw.) und bei Garnen und
Textilien deren Kombinationen und Gemische mit anderen natürlichen oder
synthetischen Fasern, wie beispielsweise Wolle/Polyacrylnitril, Wolle/Baumwolle,
Wolle/Polyester u. a.
Keratinschädlinge sind keratinverdauende Insekten, insbesondere deren Larven.
Beispiele hierfür sind Schädlinge aus der Ordnung der Tineidae (echte Motten),
wie Tineola bisselliella (Kleidermotte), Tinea pellionella (Pelzmotte) und
Hofmannophila pseudospretella (Samenmotte), und Schädlinge aus der Reihe der
Käfer, etwa die Larven zweier Gattungen der Dermestidae (Speckkäfer), wie
Anthrenus verbasci (Wollkraut-Blütenkäfer), Anthrenus pimpinellae (Bibernell-
Blütenkäfer), Anthrenus scrophulariae (Gemeiner Teppichkäfer), Anthrenus
fasciatus (Gebänderter Teppichkäfer), Attagenus pellio (Gefleckter Pelzkäfer),
Attagenus piceus (Dunkler Pelzkäfer) und Anthrenocerus australis. Weitere
Keratinschädlinge sind Niptus hololeucus (Messingkäfer), Gibbium psylloides
(Kugelkäfer) und Lepisma saccharina (Silberfischchen), von denen einige nicht nur
Keratin fressen.
Zur Bekämpfung von keratinverdauenden Schädlingen sind bereits chemische
Hilfsmittel unterschiedlicher Art eingesetzt worden. Als erfolgreich auf diesem
Gebiet einsetzbare Mittel können auf keratinhaltigen Substraten applizierte
Cyclopropancarbonsäure-phenoxybenzylester (GB-A 1.413.491 und DE-A
27 09 264), 5-Phenylcarbamoyl-barbitursäure-Verbindungen (CH-A 653 840 und
EP-A 0 169 168), Chloraminodiphenylether, wie 4,5,2',4',4'-Pentachlor-2-chlor
methylsulfonamid-diphenylether (EP-A 0 311 851), Diphenylharnstoffe bestimmter
Zusammensetzungen (EP-A 0 318 431) und Nitromethylen- oder Nitroimino
imidazoline und Gemische von ihnen mit weiter obengenannten Verbindungen
(EP-A 0 387 663) betrachtet werden.
Die vorgenannten Wirkstoffe zur Bekämpfung von Keratinschädlingen haben
jedoch neben ihrer zweifelsohne guten Wirkung im gewünschten Sinne auch ein
gewisses toxisches Potential gegenüber Wirbeltieren, insbesondere Warmblütern.
Es war daher nach wie vor wünschenswert, Mittel zu finden, die wirksam zur
Bekämpfung von keratinverdauenden Schädlingen eingesetzt werden können, aber
praktisch keine Toxizität, insbesondere gegenüber Warmblütern, aufweisen.
Der Neem-Baum (Azadirachta indica, indischer Flieder) und seine Präparate, wie
Neem-Extrakt, Neem-Öl oder Neem-Rinde, sind Gegenstand zahlreicher
Beschreibungen (Zusammenfassung in Schmutterer, "The Neem Tree", Verlag
Chemie-Verlagsgesellschaft Weinheim, New York, Cambridge, Tokio, 1995). Die
Präparate des Neem-Baumes sind durch einen Gehalt an Azadirachtin gekenn
zeichnet; es hat die Formel
Azadirachtin ist hierbei die analytisch gut bestimmbare Leitsubstanz; es ist jedoch
stets vergesellschaftet mit abgewandelten Azadirachtinen, die mit den Großbuch
staben A bis K bezeichnet werden, und ferner mit weiteren Substanzen, wie Limo
noiden. Neem-Präparate haben eine bioaktive Wirkung. So ist eine Zahncreme zur
Paradontose-Vorbeugung bekannt geworden, die Wirkstoffe aus der Rinde des
Neem-Baumes enthält. Es ist weiterhin beschrieben worden, Neem-Präparate als
Insektizide auf dem Agrarsektor einzusetzen (Schmutterer, "The Neem Tree"), um
beispielsweise Zierpflanzen im Freiland und im Gewächshaus gegen die weiße
Fliege, Schmierläuse, Tripse, Raupen und Trauermücken zu schützen. Neem-Öl ist
auch bereits als Mottenschutzmittel propagiert worden (Präparat TN-MP 100 der
Fa. Terra Nostra). Jedoch ist eine Verarbeitungstemperatur von unterhalb 50-60°C
nötig, so daß eine Ausrüstung von Textilien etwa vor einem nachfolgenden Färbe
vorgang bei Kochtemperatur ausgeschlossen ist. Die Schutzwirkung ist ferner nur
von kurzer Dauer und muß z. B. nach jeder Naßreinigung durch erneute Be
handlung aufgefrischt werden. Diese nur kurze Wirkung wurde durch eigene Ver
suche bestätigt. Ferner ist Öl als Naturstoff nicht gegen Pilzbefall und Freiheit von
Pilzgiften (Aflatoxinen) gefeit. Es schien daher aussichtslos zu sein, keratinhaltige
Substrate mit Neem-Präparaten dauerhaft gegen Fraßschädlinge auszurüsten.
Es wurde nun gefunden, daß Extrakte der Früchte des Neem-Baumes eine ausge
zeichnete und langanhaltende fraßverhindernde Wirkung gegen Textilschädlinge,
insbesondere gegen keratinverdauende Insekten zeigen, wenn man sie mit bran
chenüblichen Formulierhilfsmitteln in wäßriger Formulierung zur Behandlung von
keratinhaltigen Substraten der oben genannten Art, insbesondere von keratinhal
tigen Textilien, anwendet. Dies ist bei Kenntnis des Standes der Technik keines
wegs selbstverständlich, da es eine große Zahl von chemischen Verbindungen mit
agrarinsektizider Wirkung gibt, die auf dem Gebiet des Textilschutzes, insbe
sondere auf dem Gebiet des Schutzes keratinhaltiger Materialien, versagen. Dies
wird besonders deutlich, wenn an die verschiedenen Möglichkeiten einer bioziden
Wirkung gedacht wird, die keineswegs für alle insektiziden chemischen Verbin
dungen bekannt sind. Die mangelhafte Wirkung des Neem-Öls im Bereich des
Mottenschutzes sprach ebenfalls gegen eine weitere Beschäftigung mit
Neem-Präparaten auf diesem Gebiet. Im vorliegenden Fall ist zudem nicht mit Sicherheit
bekannt, ob Azadirachtin und die anderen mit ihm vergesellschafteten oben
genannten Verbindungen ursächlich allein für eine insektizide Wirkung verantwort
lich sind und somit auch ursächlich für eine Anwendung gegen Textilschädlinge,
insbesondere gegen keratinverdauende Schädlinge, verantwortlich gemacht werden
können. Die Wirksamkeit gegen solche Schädlinge korreliert jedoch mit dem Ge
halt an analytisch bestimmbarem Azadirachtin, wie im Zusammenhang mit der
vorliegenden Erfindung beobachtet wurde; diese Korrelation reicht für die prak
tische Anwendung völlig aus. Eine Besonderheit von Neem-Extrakten ist bei mit
anderen Schädlingsbekämpfungsmitteln vergleichbarer Wirkung ihre toxikologische
Unbedenklichkeit. So erreicht der LD50-Wert bei Ratten und bei peroraler Ver
abreichung den erstaunlich hohen Wert von <5 000 mg/kg Körpergewicht; eine
Reizung von Haut und Augen wurde nicht beobachtet. Selbst in einem 90-tägigen
Langzeit-Fütterungsversuch lag die LD50-Rate noch bei <1 000 mg/kg Körper
gewicht, wobei eine Teratogenität, Mutagenität und Genotoxizität nicht festgestellt
werden konnte. Das ökotoxikologische Verhalten ist demnach gegenüber ver
gleichbaren Schutzmitteln deutlich günstiger. Des weiteren ist es im hohen Maße
überraschend, daß trotz der bekannten hydrolytischen Labilität der Azadirachtine
(Schmutteter, loc. cit.) die Extrakte der Früchte des Neem-Baumes auch unter den
erschwerten Bedingungen im Zusammenhang mit der wäßrigen Behandlung, z. B.
von Teppichen, ihre Wirkung entfalten und beibehalten.
Die Erfindung betrifft demnach Mittel zur Bekämpfung von Textilschädlingen,
insbesondere von keratinverdauenden Schädlingen und zur Ausrüstung gefährdeter
Textilien und Substrate, enthaltend Extrakte der Früchte des Neem-Baumes mit
einem Gehalt an Azadirachtinen, Tenside sowie gegebenenfalls Formierhilfsmittel
in Form einer wäßrigen Formulierung.
Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Ausrüstung von keratinhaltigen
Substraten zum Schutz gegen Befall und Fraßschäden durch Textilschädlinge, das
dadurch gekennzeichnet ist, daß man ein Mittel, enthaltend Extrakte der Früchte
des Neem-Baumes mit einem Gehalt an Azadirachtinen, Tenside sowie gegebenen
falls weiteren Formierhilfsmittel in Form einer wäßrigen Formulierung mit Hilfe
an sich bekannter Applikationsverfahren in einer solchen Menge auf die Substrate
bringt, daß die Substrate nach der Applikation 100 bis 30.000 ppm Neem-Extrakt,
gerechnet als Azadirachtin und bezogen auf das Gewicht der Substrate, enthalten.
Extrakte der Früchte des Neem-Baumes sind alle, die einen Gehalt an Azadirach
tinen aufweisen, bevorzugt Extrakte des Fruchtkerns. Der Neem-Extrakt wird z. B.
aus den Fruchtkernen der Neem-Frucht durch Extraktion mit Alkoholen, wie
Methanol oder Ethanol, mit Glykolen, Glykolether oder Kohlenwasserstoffen, wie
beispielsweise Petrolether, Ligroin, Kerosin, Hexan, Octan, Cyclohexan, Toluol,
Xylol und anderen gewonnen.
Keratinhaltige Substrate sind die obengenannten, insbesondere Wolle, Seide und
ihre obengenannten Gemische mit anderen natürlichen oder synthetischen Fasern,
sowie Pelze.
Keratinschädlinge sind die obengenannten, unter denen exemplarisch insbesondere
die Kleidermotte, der Teppichkäfer und der Pelzkäfer zu nennen sind.
Die Neem-Extrakte enthalten 0,1 bis 35 Gew.-%, bevorzugt 0,2 bis 33 Gew.-%,
Azadirachtine. Neem-Extrakte sind beispielsweise unter folgenden Bezeichnungen
handelsüblich: Margosan-O® mit 0,2 Gew.-% Azadirachtin (Fa. Grace Sierra),
Azatin EC® mit 2,9 Gew.-% Azadirachtin (Fa. Agridyne), Azal® mit 30,7 Gew.-%
Azadirachtin (Fa. Trifolio-M) und Azal F® mit 5,6 Gew.-% Azadirachtin (Fa.
Trifolio-M). Daneben wurden selbsthergestellte Extrakte mit 2,0 Gew.-% bzw.
9,4 Gew.-% Azadirachtin und kaltgepreßtes Neem-Öl sowie durch Petrolether-
Extraktion gewonnenes Neem-Öl untersucht. Die unterschiedlichen Gehalte an
Azadirachtin sind auf die verschieden starke Konzentrierung der Extrakte zurück
zuführen. Da ein Extrakt mit hohem Gehalt an Azadirachtin jedoch überpro
portional teurer ist als ein solcher mit niedrigem Gehalt, ist es für die
erfindungsgemäße Anwendung durchaus sinnvoll, preisgünstige Präparate einzu
setzen, selbst wenn sie einen niedrigeren Gehalt an Azadirachtin aufweisen. Zur
Vergleichbarkeit werden alle Extrakte auf ihren Gehalt an Azadirachtin normiert.
Der Rest zu 100% an von Lösungs-/Extraktionsmittel verschiedenen Stoffen in
den jeweiligen Neem-Präparaten besteht aus begleitenden pflanzlichen Inhalts
stoffen, die für die erfindungsgemäße Anwendung als inert anzusehen sind.
Als Tenside für die erfindungsgemäßen Mittel kommen anionische, kationische,
nichtionische und ampholytische Tenside in Frage. Als anionische Tenside eignen
sich solche, die einen langkettigen aliphatischen oder alkylaromatischen Rest von
10 bis 22 C-Atomen, bevorzugt 12 bis 18 C-Atomen und eine
Carboxyl-Sulfonsäure- oder Phosphonsäure-Gruppe, bevorzugt eine Sulfonsäure-Gruppe,
enthalten und die als Kation eines aus der Gruppe von H⁺, Li⁺, Na⁺, K⁺, NH4⁺,
HOCH2CH2NH3⁺, (HOCH2CH2)2NH2⁺ oder (HOCH2CH2)3NH⁺ aufweisen. Als
kationische Tenside kommen solche in Frage, die einen langkettigen organischen
Rest der bei den anionischen Tensiden genannten Art und eine Aminogruppe, eine
mit C1-C4-Alkyl substituierte Aminogruppe oder eine mit C1-C4-Alkyl quaternierte
Aminogruppe aufweisen, deren Gegenkation OH⁻, Cl⁻, Br⁻, 1/2 SO4⁻⁻, 1/3 PO4⁻⁻⁻,
Acetat, Formiat oder Propionat ist. Nichtionische Tenside sind solche mit einem
aliphatischen, aromatischen, araliphatischen oder alkylaromatischen Rest mit
insgesamt 10 bis 20 C-Atomen, der eine Hydroxyl-, Carboxyl-, Carboxamid- oder
Amino-Gruppe mit einem beweglichen H-Atom hat und mit Ethylenoxid oder
Propylenoxid im Sinne einer Polyetherbildung kondensiert wurde; die Ethylenoxid-
oder Propylenoxid-Gruppen sind in einer Anzahl von 4 bis 60, bevorzugt 6 bis 30,
vorhanden. Ampholytische Tenside sind solche, die innerhalb des gleichen
Moleküls eine positive und eine negative (Teil)ladung tragen. Solche Tenside sind
beispielsweise die Betaine oder Sulfobutaine, die einen langkettigen Rest im Sinne
der bei den anderen Tensiden beschriebenen Länge aufweisen. Alle diese Tenside
sind dem Fachmann wohl bekannt und werden vielfältig als Emulgatoren,
Dispergiermittel und Netzmittel eingesetzt.
Bevorzugte Tenside sind die anionischen, die nichtionischen und Gemische daraus.
Formierhilfsmittel, die weiterhin eingesetzt werden können, sind beispielsweise
Lösungsmittel/Wasser-Gemische, Komplexbildner, Entschäumer, Säuren und Ba
sen.
Zur Abrundung und Einstellung auf spezielle Substrate können die erfindungsge
mäßen Mittel weitere bekannte gegen Textilschädlinge wirksame Verbindungen
aus den eingangs genannten Gruppen enthalten.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Mittel erfolgt durch Zusammengeben des
eingesetzten Extrakts der Früchte des Neem-Baumes, des Tensids und Wasser
sowie gegebenenfalls der weiteren Formierhilfsmittel in beliebiger Reihenfolge.
Die Homogenisierung erfolgt durch einfaches Rühren, Schütteln oder sonstige
Vermischung. In den erfindungsgemäßen Mitteln in Form einer wäßrigen Formu
lierung liegt Neem-Extrakt in einer solchen Menge vor, daß sich daraus ein Gehalt
an Azadirachtinen von 100 bis 30.000 ppm, bevorzugt 250 bis 10.000 ppm,
besonders bevorzugt 500 bis 7.500 ppm, errechnet. Die Menge an Tensid beträgt
0,05-3 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge der Formulierung. Die Menge an
sonstigen Formierhilfsmitteln beträgt für den Fall ihres Einsatzes 0,1-5 Gew.-%.
Der Rest zu 100 Gew.-% ist Wasser.
Die erfindungsgemäßen Mittel werden auf einen pH-Wert von 3-9, bevorzugt von
4-8, eingestellt. Säuren und Basen, die hierzu verwendbar sind, sind beispielsweise
HCl, H2SO4, H3PO4, Ameisensäure, Essigsäure, Propionsäure, NaOH, KOH und
NH3.
Die Anwendung der erfindungsgemäßen Mittel in Verfahren zur Behandlung von
keratinhaltigen Substraten zum Schutz gegen Befall und Fraßschäden durch
keratinverdauende Schädlinge kann in praktisch allen Verarbeitungszuständen und
allen in der Textilindustrie und in verwandten Bereichen üblichen Naßappli
kations- und Sprühprozessen, gegebenenfalls simultan zu anderen Veredelungspro
zessen an den genannten Substraten erfolgen. Das erfindungsgemäße Mittel kann
beispielsweise dem Färbebad vor dem üblichen Färbeprozeß zugesetzt werden, es
kann aber auch beim Waschen der genannten Substrate appliziert werden. Die
Behandlung wird in wäßrigem Medium durchgeführt.
Im Verfahren zur Behandlung von keratinhaltigen Substraten wird das erfindungs
gemäße Mittel in einer solchen Menge auf die Substrate gebracht, daß die Sub
strate nach der Applikation 100 bis 30 000 ppm, bevorzugt 250 bis 20 000 ppm,
besonders bevorzugt 500 bis 15 000 ppm, Neem-Extrakt, gerechnet als Aza
dirachtin und bezogen auf das Gewicht der Substrate, enthalten. Die hierzu erfor
derliche Menge an erfindungsgemäßem Mittel in Form einer wäßrigen Formulie
rung ergibt sich durch einfache Berechnung des Gehalts des erfindungsgemäßen
Mittels an Azadirachtin einerseits und am prozentualen Aufziehen des Wirkstoffes
aus der Flotte auf das behandelte Substrat andererseits. Das erfindungsgemäße
Verfahren zur Behandlung von keratinhaltigen Substraten wird bei einem pH-Wert
im Bereich von 3 bis 9, bevorzugt von 4 bis 8, durchgeführt. Hierzu kann beim
Ausziehverfahren bis zu einer Temperatur knapp unterhalb des Kochpunktes,
beispielsweise etwa 98°C, sowie im Kontinueverfahren bei einer Temperatur von
40 bis 85°C gearbeitet werden. Weitere Verfahren sind das Sprühverfahren und die
Schaumapplikation.
10 g Neem-Extrakt wurden bei Raumtemperatur in 70 ml Diethylenglykol-mono
butylether eingetragen und gelöst. Anschließend wurden 20 g eines nichtionischen
Emulgators (Styrol-Phenol-Addukt mit ca. 16 Äquivalenten Ethylenoxid je pheno
lische OH-Gruppe) zugesetzt. Dann wurde über ein 5 µm-Filter klarfiltriert, um
geringe Mengen unlöslicher, aus dem Neem-Extrakt stammender Rückstände zu
entfernen. Die erhaltene Lösung war lagerstabil und bildete beim Eintragen in
Wasser stabile Emulsionen.
20 g eines Emulgatorgemisches aus gleichen Teilen Alkylarylsulfonat-Ca-salz und
Alkylphenolethoxylat in Petroleum wurden bei Raumtemperatur in 70 ml Erd
öldestillat (Siedebeginn 181°C, Aromatengehalt 0,45 Gew.-%) eingetragen und
unter Rühren gelöst. Hierzu wurden 10 g des Neem-Extrakts von Beispiel 1
gegeben. Nach Klarfiltration erhielt man eine lagerstabile Lösung, die beim
Eintragen in Wasser stabile Emulsionen bildete.
Eine wäßrige Ausrüstungsflotte enthielt 2 g/l Na-Di-(3-ethyl-hexyl)-phosphat als
Netzmittel und abgestufte Mengen der Emulsionen aus Beispiel 1 bzw. Beispiel 2,
so daß an Neem-Extrakt 0,01 bzw. 0,025 bzw. 0,05 bzw. 0,1 bzw. 0,5 bzw.
1 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Ausrüstungsflotte, vorlagen. Die
Flotte wurde mit Essigsäure auf pH = 4,5 eingestellt. Weißes Wollgewebe wurde
bis zur vollständigen Benetzung mit der Ausrüstungsflotte behandelt, auf einem
Foulard auf 100% Flottenaufnahme abgequetscht und luftgetrocknet.
Die Kontrolle der Larvenfraßtätigkeit in Kontrolluntersuchungen ohne erfindungs
gemäße Behandlung ist der Standard zur Bewertung der Wirkung einer erfin
dungsgemäßen Behandlung. Hierzu werden drei Kontrollproben angesetzt. Die
Kontrollproben bestehen aus weißem, unbehandeltem Wollgewebe und werden zu
Läppchen von je 4×4 cm zugeschnitten. In drei Petrischalen mit ungelochtem
Deckel wurde je ein Läppchen eingebracht und bei einer Labortemperatur von 23
bis 25°C und 50 bis 65% rel. Luftfeuchtigkeit gelagert. Anschließend wurden pro
Schale jeweils 25 Kleidermottenlarven (mittleres Stadium, d. h. hiervon 15 Larven
mit einem Körpergewicht von 15±2 mg) angesetzt. Nach einer Woche wurde
anhand der weiter unten beschriebenen Methode eine Auswertung vorgenommen.
Testproben:
Das gleiche weiße Wollgewebe wie bei den Fraßkontrollen wurde in der be schriebenen Weise mit dem erfindungsgemäßen Mittel behandelt, zu Probeläpp chen der genannten Größe zugeschnitten und in jeweils drei Petrischalen mit ungelochtem Deckel untergebracht und unter den gleichen Laborbedingungen mit der gleichen Anzahl Larven besetzt. Nach ebenfalls einer Woche wurde nach der gleichen Methode ausgewertet.
Das gleiche weiße Wollgewebe wie bei den Fraßkontrollen wurde in der be schriebenen Weise mit dem erfindungsgemäßen Mittel behandelt, zu Probeläpp chen der genannten Größe zugeschnitten und in jeweils drei Petrischalen mit ungelochtem Deckel untergebracht und unter den gleichen Laborbedingungen mit der gleichen Anzahl Larven besetzt. Nach ebenfalls einer Woche wurde nach der gleichen Methode ausgewertet.
Fraßkontrollprobe und Testproben:
Die Versuche wurden ähnlich wie in Beispiel 4 ausgeführt, jedoch mit dem Unter schied, daß man 20 Larven des Teppichkäfers (mittleres Stadium, d. h. hiervon 15 Larven mit einem Körpergewicht von 18±1 mg) pro Schale und Läppchen ansetzte. Nach zwei Wochen wurde nach der gleichen Methode ausgewertet.
Die Versuche wurden ähnlich wie in Beispiel 4 ausgeführt, jedoch mit dem Unter schied, daß man 20 Larven des Teppichkäfers (mittleres Stadium, d. h. hiervon 15 Larven mit einem Körpergewicht von 18±1 mg) pro Schale und Läppchen ansetzte. Nach zwei Wochen wurde nach der gleichen Methode ausgewertet.
Fraßkontrolle und Testprobe:
Es wurde in ähnlicher Weise wie in Beispiel 4 gearbeitet, jedoch mit je 20 Larven des Pelzkäfers (mittleres Stadium, d. h. hiervon 15 Larven mit einem Körperge wicht von 55±3 mg). Nach zwei Wochen wurde wiederum die Auswertung vor genommen.
Es wurde in ähnlicher Weise wie in Beispiel 4 gearbeitet, jedoch mit je 20 Larven des Pelzkäfers (mittleres Stadium, d. h. hiervon 15 Larven mit einem Körperge wicht von 55±3 mg). Nach zwei Wochen wurde wiederum die Auswertung vor genommen.
Die Beurteilung der Versuchsergebnisse wurde nach folgenden fünf Kriterien vor
genommen:
1 = sehr gut, d. h. kein Kot und kein Textilfraßschaden vorhanden;
2 = gut, d. h. wenig Kot und kein sichtbarer Fraßschaden vorhanden;
3 = Grenzfall, d. h. wenig Kot (klein, d. h. nicht normal), Textilmuster angefressen (im durchfallenden Licht dünne Gewebestellen);
4 = mangelhaft, d. h. Fraßschaden deutlich sichtbar;
5 = wie in der unbehandelten Kontrollprobe, d. h. sehr viel Kot und sehr große Fraßstellen vorhanden.
1 = sehr gut, d. h. kein Kot und kein Textilfraßschaden vorhanden;
2 = gut, d. h. wenig Kot und kein sichtbarer Fraßschaden vorhanden;
3 = Grenzfall, d. h. wenig Kot (klein, d. h. nicht normal), Textilmuster angefressen (im durchfallenden Licht dünne Gewebestellen);
4 = mangelhaft, d. h. Fraßschaden deutlich sichtbar;
5 = wie in der unbehandelten Kontrollprobe, d. h. sehr viel Kot und sehr große Fraßstellen vorhanden.
Neem-Extrakt-Konzentrationen von 1 500 bis 5 000 ppm, gerechnet als Gehalt an
Azadirachtin und bezogen auf das Gewicht des Textilmusters, zeigten gute fraß
hemmende Wirkung unter Laborverhältnissen mit 22 bis 24°C und 50±10% rel.
Luftfeuchtigkeit. Hierbei wurden Residualwirkungen auf den behandelten Textil
mustern von mindestens 73 Wochen beobachtet.
Neem-Extrakt-Konzentrationen von 1 500 bis 5 000 ppm, gerechnet als Azadirach
tin und bezogen auf das Gewicht des Textilmusters, wirkten in einer noch stär
keren Weise als bei der Kleidermotte, sogar in den unteren Konzentrations
bereichen. Auch hier wurde eine Residualwirkung von 73 Wochen festgestellt.
Es wurden ähnliche Wirkungen wie in den Beispielen 8 und 9 erreicht.
Alle Ergebnisse sind in den folgenden Tabellen 1 und 2 zusammengestellt.
Claims (9)
1. Mittel zur Bekämpfung von Textilschädlingen und zur Ausrüstung gefähr
deter Textilien und Substrate, enthaltend Extrakte der Früchte des
Neem-Baumes mit einem Gehalt an Azadirachtinen, Tenside sowie gegebenenfalls
weitere Formierhilfsmittel in Form einer wäßrigen Formulierung.
2. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Neem-Extrakt des
Fruchtkerns in einer solchen Menge, die 100 bis 30.000 ppm Azadirachtin,
bevorzugt 250 bis 10.000 ppm, besonders bevorzugt 500 bis 7.500 ppm
entspricht, eingesetzt wird.
3. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Tensid ein
kationisches, anionisches, nichtionisches oder ampholytisches Tensid oder
ein Gemisch mehrerer von ihnen, bevorzugt ein anionisches oder nicht
ionisches Tensid oder ein Gemisch mehrerer von ihnen in einer Menge von
0,05-3 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge der Formulierung, einge
setzt wird.
4. Verfahren zur Ausrüstung von keratinhaltigen Substraten zum Schutz gegen
Befall und Fraßschäden durch Textilschädlinge, dadurch gekennzeichnet,
daß man ein Mittel nach Anspruch 1 mit Hilfe an sich bekannter Applika
tionen in einer solchen Menge auf die Substrate bringt, daß die Substrate
nach der Applikation 100 bis 30.000 ppm Neem-Extrakt, gerechnet als
Azadirachtin und bezogen auf das Gewicht der Substrate, enthalten.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Substrate 250
bis 20.000 ppm, bevorzugt 500 bis 15.000 ppm, Neem-Extrakt, gerechnet
als Azadirachtin und bezogen auf das Gewicht der Substrate, enthalten.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß keratinhaltige
Substrate Wolle, Seide, (Rauh)Leder, Pelze, Horn und bei Garnen und
Textilien deren Kombinationen und Gemische mit anderen natürlichen oder
synthetischen Fasern, bevorzugt Wolle, Seide und deren Gemische mit
anderen natürlichen oder synthetischen Fasern sind.
7. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die eingesetzten
Neem-Extrakte 0,1 bis 35 Gew.-%, bevorzugt 0,2 bis 33 Gew.-%, Aza
dirachtin enthalten.
8. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie neben dem
Neem-Präparat weitere gegen Textilschädlinge wirksame Verbindungen
enthalten.
9. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie gegen keratin
verdauende Schädlinge aus der Gruppe der Kleidermotte, des Teppichkäfers
und des Pelzkäfers als die zu bekämpfenden Textilschädlinge eingesetzt
werden.
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---|---|---|---|
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1997
- 1997-12-09 DE DE19754572A patent/DE19754572A1/de not_active Withdrawn
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