DE19753217A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Verrottung von organischem Abfall - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Verrottung von organischem AbfallInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verrottung von organischem Abfall nach
dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie eine zur Durchführung des Verfahrens
geeignete Vorrichtung nach dem Oberbegriff des Anspruchs 5.
Nach dem Stand der Technik ist es bekannt, Komposthaufen, welche sich im
wesentlichen aus organischem Abfall, wie Grünschnitt und Biomüll
zusammensetzen, mit Luft zu beschicken um eine gleichmäßige Kompostierung
über das gesamte Volumen des gegenüber der Umgebung offenen
Komposthaufens zu gewährleisten. Dies geschieht, indem die Umgebungsluft
mittels einem Gebläse über eine Leitung oder Rinne in den Komposthaufen
eingebracht wird. Der Gasaustritt der Leitung befindet sich dabei vorzugsweise in
der Mitte des Komposthaufens oder - je nach Größe des Komposthaufens - an
mehreren Austrittsstellen, die sich von der Leitung abzweigen und gleichmäßig
über das zu versorgende Volumen verteilt sind. Bei diesem Verfahren ist die
Rottezeit verhältnismäßig lang, so daß bei Anfall von großen Mengen an zu
verrottendem Material Kapazitätengpässe entstehen. Geruchsemissionen können
nur mit erheblichem technischem Aufwand unterbunden werden.
Aus der DE 41 07 340 C2 ist ein Verfahren bekannt, bei dem ein geschlossener
Kompostierbehälter für organischen Abfall mit Sauerstoff versorgt wird. Hierbei
wird das zur Kompostierung eingesetzte Gas, dem der Sauerstoff zugeführt wird,
im Kreislauf geführt. Entstandenes Kohlendioxid wird dabei in einer
zwischengeschalteten Stufe abgetrennt. Das Verfahren der DE 41 07 340 C2 ist
nur in geschlossenen Behältern durchzuführen und erfordert einen großen
technischen Aufwand.
In der DE 196 07 305 C1 ist ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Verrottung
von organischem Abfall in einem gegenüber der Umgebung wenigstens teilweise
offenen Komposthaufen offenbart, bei dem zur Belüftung in den Komposthaufen
ein sauerstoffhaltiges Gas eingeleitet wird und bei dem das sauerstoffhaltige Gas
eine höhere Konzentration an Sauerstoff als Luft und eine maximale
Konzentration an Sauerstoff von 30%, insbesondere eine Konzentration an
Sauerstoff von 25 bis 30%, aufweist. Die Rottezeit wird mit Hilfe dieses
Verfahrens verkürzt und es entsteht ein stabiles Endlagerungsprodukt.
Gleichzeitig wird ein für die Verrottung relativ gleichmäßiges Temperaturprofil in
dem zu verrottenden Abfall erzeugt.
Der Verrottungsprozeß von organischen Abfällen ist durch verschiedene Phasen
gekennzeichnet, die bestimmt sind durch das Angebot abbaubarer organischer
Verbindungen. Ausgehend von mesophilen Milieubedingungen erfolgt aufgrund
der mikrobiellen Aktivität ein Temperaturanstieg. Dieser Anstieg erfolgt umso
schneller, je besser die Versorgung mit Sauerstoff gewährleistet ist und je weniger
Energie durch die Belüftung ausgetragen wird. Die Energie wird dabei dem
Rottegut durch Verdunstung von Wasser entzogen (Andreas Oberholz, Kompost,
Taschenbuch der Entsorgungswirtschaft, BDE-Verlag, 1995). Unter dem Begriff
"mesophile Milieubedingungen" ist hier der Temperaturbereich von ca. 25°C bis
ca. 45°C zu verstehen. Eine effektive Umsetzung der Stoffe und eine optimale
Hygienisierung findet nur unter thermophilen Milieubedingungen statt (Dirk
Zachäus, Biologische Abfallbehandlung, EF Verlag für Energie- und
Umwelttechnik, 1995). Der Begriff "thermophile Milieubedingungen" bedeutet hier
der Temperaturbereich von ca. 55°C bis ca. 80°C. Unter dem Begriff
"Hygienisierung" ist hier die sichere Abtötung pathogener Keime, daß bedeutet
Entseuchung durch Selbststerilisierung des Komposts zu verstehen.
Auch bei den zuvor genannten Verfahren ist die Einstellung sowie das Halten
einer bestimmten Temperatur nicht in jedem Fall gewährleistet, so daß unter
bestimmten Bedingungen ein optimaler Kompostierungsprozeß nicht erreicht
werden dann.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine
Vorrichtung zu schaffen, mit denen der Kompostierungsprozeß in gegenüber der
Umgebung nicht abgeschlossenen Kompostierungshaufen optimiert werden kann
und eine effektive Umsetzung der Stoffe und optimale Hygienisierung erreicht
werden kann.
Ausgehend vom Oberbegriff des Anspruchs 1 ist die Aufgabe gelöst mit den im
kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs 1 angegebenen Maßnahmen. Die
Aufgabe wird ferner durch eine Vorrichtung nach Patentanspruch 5 gelöst.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren und der Vorrichtung ist es nunmehr
möglich, den Kompostierungsprozeß optimal zu führen. Durch das
erfindungsgemäße Verfahren und Vorrichtung wird in vorteilhafter Weise eine
Etablierung von sehr stabilen thermophilen, mikrobiellen Populationen über die
gesamte Prozeßdauer erreicht. Die Temperaturabsenkung im Laufe des
Prozesses wird verhindert, wodurch der Kompostierungsprozeß entschieden
verkürzt wird oder, bei gleichem Zeiteinsatz, ein Kompostierungsprodukt sehr viel
höherer Güte erzielt wird. Durch eine adäquate Sauerstoffversorgung des
Kompostierungsgutes bei geringem Gaswechselraten wird die Geruchsbelastung
minimiert und durch die Extension des thermophilen Temperaturbereiches wird
eine sichere Hygienisierung erreicht. Ferner kann durch den geringen
Wasseraustrag eine Befeuchtung während der Intensivrotte unterbleiben. Dabei
wird durch die mit Sauerstoff angereicherte Luft gewährleistet, daß die
thermophile Phase sehr viel schneller als durch Begasung mit Luft allein erreicht
wird. Unter diesen Bedingungen ist eine Reduktion der Gaswechselraten möglich
und bewirkt einen reduzierten Austrag von Wasser.
Bei überschießender Temperatur, daß bedeutet bei Temperaturen größer ca.
75°C bis ca. 80°C, wird durch erhöhte Gaswechselraten unter Reduktion der
Sauerstoffkonzentration Energie abgeführt und ein ungestörter thermophiler
Prozeß gewährleistet. Im Fall sinkender Temperaturen werden die
Gaswechselraten zurückgeführt und sukzessiv der Sauerstoffgehalt erhöht, so
daß ein konstantes thermophiles Temperaturniveau im Kompostierungsgut
erreicht wird.
Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in den
Patentansprüchen 2, 3 und 4 angegeben. In den Patentansprüchen 6, 7 und 8
sind vorteilhafte Weiterbildungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung
angegeben.
Ein Gebläse, welches Umgebungsluft ansaugt, ist an eine Leitung angeschlossen,
in welche reines Sauerstoffgas aus einem Sauerstoffvorratsbehälter eingespeist
wird. Als Sauerstoffquelle kann auch eine Anlage zur Erzeugung von Sauerstoff
aus Luft zum Einsatz kommen. Hierfür kommen beispielsweise
Membrantrennanlagen oder Druckwechsel-Absorptionsanlagen in Betracht. Die
Leitung wird in das Innere eines Komposthaufens geführt, in das die mit
Sauerstoff angereicherte Luft eingetragen wird. Durch zwei Meßsonden, die im
Komposthaufen positioniert sind, wird die aktuelle Temperatur sowie der aktuelle
Sauerstoffgehalt im Komposthaufen gemessen und die Einspeisung an Sauerstoff
in die eingeleitete Luft durch eine Steuerung reguliert. Es ist bei einem größeren
Komposthaufen möglich, die Leitung in verzweigter Form einzuführen oder
mehrere Leitungen gleichzeitig zu verlegen, so daß ein möglichst gleichmäßiger
Eintrag von mit Sauerstoff angereicherter Luft ermöglicht wird. Grundsätzlich kann
jede beliebige Sauerstoffkonzentration in dem in den Komposthaufen
eingetragenen Volumenstrom eingestellt werden. Aber schon eine Konzentration
von Sauerstoff in dem Gasgemisch von 25% führt zu einer Verdopplung der
Rottegeschwindigkeit im Vergleich zu einem konventionellen Komposthaufen,
obwohl bei dieser Zusammensetzung nur 4% mehr Sauerstoff in dem Gas sind als
in reiner Luft. Aus sicherheitstechnischen Gründen beträgt die maximale
Sauerstoffkonzentration 30%. Eine Regelung der Sauerstoffzufuhr durch
Messung der Sauerstoffkonzentration im Innenraum des Komposthaufens
orientiert sich daher vorzugsweise an einem solchen Konzentrationsbereich.
Für einen Komposthaufen bestehend aus Bioabfällen, gemischt mit
Strukturmaterial oder beispielsweise Grünschnitt, ergibt die Messung der
Temperatur während des Kompostierungsprozesses folgenden
Temperaturverlauf: In einer ersten Phase (Phase I), welche 1 bis 2 Tage
andauert, steigt die Temperatur auf ca. 70°C an; in einer anschließenden, 3 bis
20 Tage andauernden zweiten Phase (Phase II) beträgt die Temperatur ca. 65°C
bis 85°C; in einer abschließenden dritten Phase (Phase III) verringert sich die
Temperatur wieder.
Die Temperatur wird durch eine konventionelle Temperaturmessung, zum Beispiel
mit Hilfe von PT 100 Thermoelementen, ermittelt. Die Menge des eingeführten
Sauerstoffs in den Komposthaufen wird beispielsweise über eine
amperometrische Clark-Zelle gemessen. Dabei wird bei Unterschreiten einer
Temperatur von ca. 60°C im Komposthaufen die Konzentration an Sauerstoff in
dem sauerstoffhaltigen Gas auf ca. 27 Vol.-% eingestellt und bei Überschreiten
der Temperatur von ca. 80°C im Komposthaufen die Konzentration an Sauerstoff
in dem sauerstoffhaltigen Gas auf ca. 21 Vol.-% eingestellt.
Der zugeführte Volumenstrom an sauerstoffhaltigem Gas beträgt im Mittel für die
einzelnen Prozeßstufen der Kompostierung bzw. die einzelnen Stufen des
Temperaturverlaufs 1 m3 sauerstoffhaltiges Gas pro 1 m3 zu verrottendem
Materials.
Die Meßwerte des Sauerstoffgehalts werden zur Regelung verwendet, in dem
Grenzwerte für den oberen und unteren Sauerstoffgehalt in dem Komposthaufen
eingestellt werden.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren und der Vorrichtung ist es nunmehr
möglich, organische Abfälle in offenen Komposthaufen zu verrotten und
Geruchsemissionen zu vermindern. Die Kapazität von Kompostierungsbetrieben
läßt sich erhöhen, so daß zum Beispiel weniger Spitzenlastprobleme entstehen.
Dementsprechend können bei Neuanlagen die für den Kompostierungsprozeß
eingesetzten Vorrichtungen kleiner dimensioniert werden. Durch die Regelung
wird eine für die Kompost optimale Temperatur eingestellt und das
Temperaturprofil im Rottegut verläuft gleichmäßiger. Da die Versorgung des zu
verrottenden Materials mit Sauerstoff immer gewährleistet ist, muß der
Komposthaufen nicht gewendet werden um eine gleichmäßige Versorgung des
Materials zu gewährleisten. Die biologische Aktivität wird deutlich gesteigert.
Durch die erfindungsgemäße Regelung in Abhängigkeit von der Temperatur im
Komposthaufen bzw. in Abhängigkeit von der Temperatur und der
Sauerstoffkonzentration konnte gegenüber Verfahren und dem Stand der Technik
ohne diese Regelung eine Verkürzung der Kompostierungszeit um 25 bis 50%
erzielt werden.
Claims (8)
1. Verfahren zur Verrottung von organischem Abfall in einem gegenüber der
Umgebung wenigstens teilweise offenen Komposthaufen, bei dem zur
Belüftung in den Komposthaufen ein sauerstoffhaltiges Gas eingeleitet wird mit
einer höheren Konzentration an Sauerstoff als Luft und einer maximalen
Konzentration an Sauerstoff von 30 Vol.-%, insbesondere eine Konzentration
an Sauerstoff von 25 bis 30 Vol.-%,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Temperatur in dem Komposthaufen gemessen und in Abhängigkeit
vom Meßwert der Temperatur die eingeleitete Menge an Sauerstoff in den
Komposthaufen reguliert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei Temperaturen in dem Komposthaufen von größer 75°C bis 80°C in
den Komposthaufen ein sauerstoffhaltiges Gas mit einer Konzentration an
Sauerstoff von 21 Vol.-% und bei Temperaturen in dem Komposthaufen von
kleiner 75°C bis 80°C in den Komposthaufen ein sauerstoffhaltiges Gas mit
einer Konzentration an Sauerstoff von 25 bis 30 Vol.-% eingeleitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Sauerstoffkonzentration in dem Komposthaufen gemessen und in
Abhängigkeit vom Meßwert der Sauerstoffkonzentration die eingeleitete Menge
an Sauerstoff in den Komposthaufen reguliert wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das sauerstoffhaltige Gas in einem Kreisprozeß geführt wird, in den
Sauerstoff eingespeist wird.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 mit einem
Gebläse, mindestens einer an das Gebläse angeschlossenen Leitung, einer
Sauerstoffquelle und Mittel zum Eintrag des Sauerstoffes in die Leitung,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Vorrichtung eine Meßsonde zugeordnet ist, die die Temperatur im
Komposthaufen mißt und daß an die Meßsonde eine Steuerung angeschlossen
ist, die die Sauerstoffzufuhr in den Komposthaufen in Abhängigkeit von der im
Komposthaufen gemessenen Temperatur reguliert.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Vorrichtung eine Meßsonde zugeordnet ist, die die
Sauerstoffkonzentration im Komposthaufen mißt und daß an die Meßsonde
eine Steuerung angeschlossen ist, die die Sauerstoffzufuhr in den
Komposthaufen in Abhängigkeit von der im Komposthaufen gemessenen
Sauerstoffkonzentration reguliert.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Sauerstoffzufuhr in den Komposthaufen mit Hilfe von mindestens einer
Rohrleitung erfolgt, die Öffnungen in einem Abstand von 10 bis 100 cm und mit
einem Durchmesser von 3 bis 500 mm aufweist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 7
dadurch gekennzeichnet,
daß die Sauerstoffzufuhr in den Komposthaufen mit Hilfe von mindestens zwei
Rohrleitungen erfolgt, die nebeneinanderliegend in dem Komposthaufen
angeordnet sind, wobei die Rohrleitungen einen Abstand zwischen den
äußeren Mantelflächen jeweils zwei benachbarter Rohrleitungen von 25 bis
120 cm aufweisen und wobei der Abstand der Rohrleitungen zu den jeweils
benachbarten, äußeren Begrenzungsflächen des Komposthaufens 40 bis 80
cm beträgt.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997224690 DE29724690U1 (de) | 1997-12-01 | 1997-12-01 | Vorrichtung zur Verrottung von organischem Abfall |
DE1997153217 DE19753217A1 (de) | 1997-12-01 | 1997-12-01 | Verfahren und Vorrichtung zur Verrottung von organischem Abfall |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997153217 DE19753217A1 (de) | 1997-12-01 | 1997-12-01 | Verfahren und Vorrichtung zur Verrottung von organischem Abfall |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19753217A1 true DE19753217A1 (de) | 1999-07-01 |
Family
ID=7850375
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1997153217 Ceased DE19753217A1 (de) | 1997-12-01 | 1997-12-01 | Verfahren und Vorrichtung zur Verrottung von organischem Abfall |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19753217A1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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1997
- 1997-12-01 DE DE1997153217 patent/DE19753217A1/de not_active Ceased
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