DE19746970A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Erkennung von Hindernissen vor Schienenfahrzeugen - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Erkennung von Hindernissen vor SchienenfahrzeugenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Erkennung von
Hindernissen vor Schienenfahrzeugen gemäß den Oberbegriffen der
Patentansprüche 1 und 4.
Bei konventionell geführten Schienenfahrzeugen ist der Triebfahrzeugführer
für das Beobachten der Strecke verantwortlich. Diese Art der
Streckenbeobachtung kann insbesondere bei hohen Geschwindigkeiten
oder schlechter Sicht keine ausreichende Sicherheit garantieren. Bei Nacht
und Nebel verringert sich die Sichtweite derart, daß das Risiko eines
Zusammenstoßes mit systemfremden Gegenständen oder Personen stark
ansteigt. Das gleiche Problem stellt sich beim automatischen Fahren mit
unbesetztem Führerstand. Auf solchen Strecken wird deshalb durch
zusätzliche bauliche Maßnahmen, insbesondere Zäune oder
Untertunnelung bzw. Überbrückung von Bahnübergängen, das Risiko
verringert. Dies kann teilweise oder ganz vermieden werden, wenn das
Schienenfahrzeug mit einer automatischen Hinderniserkennung ausgerüstet
ist, die das Fahrzeug bei Verletzungen des Streckenraumes automatisch
bremst.
Aus der DE 42 16 406 A1 ist ein Verfahren zur Hinderniserkennung bei
elektrifizierten Strecken bekannt, wobei die Reflexionen zwischen
Oberleitung und Schienen eingespeister, hochfrequenter Wechselfelder
ausgewertet werden. Nachteilig ist, daß dieses Verfahren nur bei
elektrifizierten Strecken bzw. bei zusätzlich installiertem Leiter erheblich
oberhalb der Gleise anwendbar ist. Außerdem ergibt sich ein erheblicher
Aufwand für die Fahrzeugsensorik, da ein Antennensystem mit
Richtkopplerwirkung erforderlich ist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine universell einsetzbare
automatische Hinderniserkennung vereinfachter Bauart anzugeben.
Die Aufgabe wird verfahrensgemäß mit den kennzeichnenden Merkmalen
des Anspruchs 1 und vorrichtungsgemäß mit den kennzeichnenden
Merkmalen des Anspruchs 4 gelöst.
Das Prinzip der Lösung besteht in der Nachführung des Sehwinkels und des
Öffnungswinkels von einem Fahrzeugsensor empfangener Signale
entsprechend der Streckengeometrie. Auf diese Weise ist sichergestellt, daß
nur Hindernisse innerhalb des interessierenden Streckenraumes erfaßt
werden. Gegenstände außerhalb dieses Raumes werden somit nicht als
Hindernis eingestuft. Die Einleitung eines Bremsvorganges - automatisch
oder durch den Triebfahrzeugführer - erfolgt demgemäß nur dann, wenn
ein tatsächlich gefährliches Hindernis, beispielsweise einer bestimmten
Größe, im Streckenraum vorhanden ist. Bei Kenntnis der momentanen
Position und der Koordinaten des anzuvisierenden Punktes lassen sich der
Sehwinkel und der Öffnungswinkel auf einfache Weise mittels des
Bordrechners bestimmen. Die in den Bordrechner eingespeicherten Punkte
können nacheinander durch das Sensorsignal anvisiert werden.
Voraussetzung ist dann jedoch, daß der Abstand benachbarter Punkte die
Tiefenschärfe bzw. das Auflösungsvermögen des Fahrzeugsensors nicht
übersteigt. Falls der Abstand der eingespeicherten Punkte jedoch derart
groß ist, daß eine lückenlose Durchmusterung des Streckenraumes nicht
möglich ist, können weitere Zwischenpunkte vom Bordrechner interpoliert
werden.
Die Zwischenpunkte können dabei gemäß Anspruch 2 in guter Annäherung
auf einer Geraden oder gemäß Anspruch 3 in noch besserer Annäherung
auf einer Parabel, insbesondere höheren Grades, interpoliert werden.
Möglich ist auch eine quasi lückenlose Nachführung des Sensorsignales,
indem die anzuvisierenden Punkte sehr dicht gepackt sind oder indem die
Mittel zur Führung des Schwenkwinkels und des Öffnungswinkels quasi
gleitend von einem Punkt zum nächsten unter Vermeidung ruckartiger
Bewegungen konzipiert sind.
Der Fahrzeugsensor kann gemäß Anspruch 4 als aktiver Sensor ausgebildet
sein. Ein solcher Sensor erzeugt eine elektromagnetische Strahlung,
insbesondere im Mikrowellenbereich oder auf der Basis von Laserstrahlung,
deren Reflexionen an potentiellen Hindernissen ausgewertet werden.
Vorteilhaft kann auch eine Hinderniserkennung mittels passiver,
stereoskopisch empfangender Sensoren gemäß Anspruch 6 sein. Auf diese
Weise ist sichergestellt, daß nur eine ganz bestimmte Entfernung anvisiert
wird. Durch die Verwendung von Infrarotsensoren ergibt sich auch des
Nachts und bei Nebel eine ausreichende Erkennungssicherheit.
Die Ermittlung des momentanen Standortes des Schienenfahrzeuges erfolgt
entsprechend Anspruch 7 bevorzugt über GPS (Global Positioning System)
und/oder Mapping. Unter Mapping ist dabei ein Verfahren zu verstehen,
bei dem ein Plausibilitätsvergleich zwischen der gespeicherten
Streckengeometrie und markanter Landschafts- oder Streckenmerkmale
durchgeführt wird. Beispielsweise kann die Achsstellung als
Erkennungsmerkmal für eine Kurvenfahrt gewertet werden, woraufhin die
Mapping-Einrichtung einen plausiblen Standort auf einer Streckenkarte
heraussucht.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines figürlich dargestellten
Ausführungsbeispiels näher erläutert.
Dargestellt ist ein Schienenfahrzeug FZ, das sich auf den Schienen
SCH1 und SCH2 einer Strecke Str bewegt. Das Schienenfahrzeug FZ ist mit
einem Fahrzeugsensor S ausgestattet, welcher einen vorausliegenden Raum
in Form einer Kugelkalotte einer bestimmten Entfernung d überwachen
kann. Die Überwachung geschieht dabei entweder aktiv, beispielsweise
mittels Laserabtastung oder passiv, beispielsweise mittels eines
Infrarotempfängers. Mit dem Sensor S ist ein Bordrechner BR verbunden. In
den Bordrechner BR sind Streckendaten in Form von Koordinaten mittig
zwischen den Schienen SCH1 und SCH2 liegender Punkte SP1, SP2, SP3
und SP4 eingespeichert. In guter Annäherung an die tatsächliche
Streckenführung Str lassen sich die Punkte SP1, SP2, SP3, SP4, . . . über
Verbindungslinien VL der Streckenführung anpassen. Aus der Kenntnis der
eingespeicherten Punkte SP2 und SP3 ist der Bordrechner BR in der Lage,
einen Punkt P auf der Verbindungslinie VL zwischen SP2 und SP3 zu
berechnen. Dieser Punkt P in der Entfernung d vom Fahrzeugsensor S liegt
in der horizontalen Mitte eines interessierenden Streckenraumes SR. Dieser
Streckenraum SR entspricht genau dem Bereich, innerhalb dessen ein
Hindernis H für das Schienenfahrzeug FZ gefährlich sein könnte, so daß ein
Bremsvorgang rechtzeitig eingeleitet werden muß. Als ein solches Hindernis
H sind die Bäume B1 und B2 nicht anzusehen. Damit der Baum B1, der in
der Verlängerung der momentanen Fahrtrichtung FR liegt, nicht als
gefährliches Hindernis eingestuft wird, ist ein Verschwenkmechanismus für
das Sensorsignal vorgesehen. Das Sensorsignal wird um einen Winkel a
gegenüber der Fahrtrichtung FR verschwenkt. Gleichzeitig wird der
Öffnungswinkel w der empfangenen Signale angepaßt. Beide Winkel a und
w ergeben sich aus den Koordinaten des anvisierten Punktes P und des
momentanen Aufenthaltsortes des Schienenfahrzeugs FZ bzw. des
Sensors S. Dem Bordrechner BR liegen diese Daten vor, so daß der
Bordrechner BR beide Winkel bestimmen kann und ein entsprechendes
Ausgangssignal erzeugt, das zur Führung des Sensorsignals dient. Der
momentane Standort ergibt sich in herkömmlicher Weise zum Beispiel
satellitengestützt oder durch Orientierung anhand von
Landschaftsmerkmalen oder Streckenführungsmerkmalen.
Die Erfindung beschränkt sich nicht auf das vorstehend angegebene
Ausführungsbeispiel. Vielmehr ist eine Anzahl von Varianten denkbar,
welche auch bei grundsätzlich anders gearteter Ausführung von den
Merkmalen der Erfindung Gebrauch machen. Insbesondere ist auch bei
einschienigen Strecken eine Hinderniserkennung der beanspruchten Art
möglich, wobei dann die Punkte zwischen den Schienen auf der einzigen
Schiene angeordnet sind.
Claims (7)
1. Verfahren zur Erkennung von Hindernissen (H) vor Schienenfahrzeugen
(FZ), die eine bestimmte Strecke (Str) befahren, wobei ein Bordrechner
(BR) zur Speicherung der Streckendaten vorgesehen ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Streckendaten Koordinaten von mittig zwischen den Schienen
(Sch1, Sch2) in bestimmten Abständen liegenden Punkten
(SP1, SP2, SP3, SP4) gespeichert werden, wobei die Punkte
(SP1, SP2, SP3, SP4) und/oder zwischen diesen interpolierte Punkte (P)
von einem Fahrzeugsensor (S) durch von der Gleiskrümmung und der
Entfernung (d) abhängiges Verschwenken des Sensorsignals um einen
Winkel (a) gegenüber der momentanen Fahrtrichtung (FR) anvisiert
werden, und wobei der Öffnungswinkel (w) der vom Fahrzeugsensor (S)
empfangenen Signale, in dessen Mitte der anvisierte Punkt (SP1, SP2,
SP3, SP4; P) liegt, in Abhängigkeit von der Entfernung (d) und vom
Schwenkwinkel (a) derart verändert wird, daß ausschließlich der
interessierende Streckenraum (SR) erfaßt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Punkte (P)
zwischen den gespeicherten Punkten (SP1, SP2, SP3, SP4) mittels
Interpolation auf Geraden ermittelt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Punkte (P)
zwischen den gespeicherten Punkten (SP1, SP2, SP3, SP4) mittels
Interpolation auf Parabeln ermittelt werden.
4. Vorrichtung zur Erkennung von Hindernissen (H) vor Schienenfahrzeugen
(FZ), die eine bestimmte Strecke (Str) befahren, wobei ein Bordrechner
(BR) zur Speicherung der Streckendaten vorgesehen ist, dadurch
gekennzeichnet, daß als Streckendaten Koordinaten von mittig zwischen
den Schienen (Sch1, Sch2) in bestimmten Abständen liegenden Punkten
(SP1, SP2, SP3, SP4) gespeichert sind, und daß frontseitig des
Schienenfahrzeugs (FZ) mindestens ein Fahrzeugsensor (S) angeordnet
ist, dessen Sensorsignal auf eine Entfernung (d) eines der gespeicherten
Punkte (SP1, SP2, SP3, SP4) und/oder eines zwischen diesen
interpolierten Punktes (P) eingestellt oder einstellbar ist, wobei Mittel zur
Führung eines Schwenkwinkels (a) und eines Öffnungswinkels (w) des
Sensorsignals in Abhängigkeit von dem anzuvisierenden Punkt
(SP1, SP2, SP3, SP4; P) und dem momentanen Standort des
Schienenfahrzeugs (FZ) vorgesehen sind.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der
Fahrzeugsensor (S) als aktiver Sensor, insbesondere auf der Basis von
Mikrowellen oder Laserreflexion ausgebildet ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der
Fahrzeugsensor (S) als passiver Sensor, insbesondere auf der Basis
stereoskopisch zueinander angeordneter optischer oder Infrarotsensoren,
ausgebildet ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß zur Ermittlung des momentanen Standortes des Schienenfahrzeugs
(FZ) ein GPS-Empfänger (Global Positioning System) und/oder eine
Mapping-Einrichtung vorgesehen sind.
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