DE19743904A1 - Wärmedämmschichten auf einkristallinen und polykristallinen Metallsubstraten mit einer verbesserten kristallographischen Beziehung zwischen Schicht und Substrat - Google Patents
Wärmedämmschichten auf einkristallinen und polykristallinen Metallsubstraten mit einer verbesserten kristallographischen Beziehung zwischen Schicht und SubstratInfo
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Description
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Beschichtung von einkristallinen
oder polykristallinen Metallsubstraten mit einer keramischen Wärmedämmschicht
aus Zirkonoxid durch Elektronenstrahl-Aufdampfung sowie ein Verfahren zur
Beschichtung von Turbinenschaufeln aus Ni-Superlegierungen.
Um die thermischen Verluste in Turbinen und insbesondere in innengekühlten
Turbinenschaufeln zu verringern und damit den Wirkungsgrad von Turbinen zu
erhöhen, werden die Turbinenbauteile mit Wärmedämmschichten versehen. Als
besonders wirksam hat sich dabei das Verfahren der Elektronenstrahl-Aufdamp
fung von Y-teilstabilisiertem Zirkonoxid (YPSZ) erwiesen, das bei etwa 1000°C
Substrattemperatur erfolgt.
Die Lebensdauer der Wärmedämmschichten auf ihren Substraten wird jedoch
durch das Auftreten von überkritischen Spannungen zwischen Metallsubstrat und
Keramikschicht begrenzt. Alle Maßnahmen einer Lebensdauerverlängerung
müssen demzufolge immer daraufhin abzielen, diese Spannungen möglichst
lange unterkritisch zu halten. Die Spannungen sind während des Einsatzes der
Turbine nicht unbedingt am höchsten, weil die Aufbringung der Wärmedämm
schichten bei vergleichbaren Temperaturen und dazu auch spannungsfrei erfolgt.
Sie werden jedoch insbesondere durch die Oxidation der metallischen Haft
schicht, die sich zwischen dem Metallsubstrat und der Keramikschicht befindet,
im Laufe ihres Einsatzes größer. Beim Abschalten der Turbine kühlen nun die
Wärmedämmschichten und die darunter befindlichen Metallsubstrate ( beispiels
weise Turbinenschaufeln) unter thermischer Kontraktion ab. Die Kontraktion bei
einer Temperaturerniedrigung von 1000°C auf Raumtemperatur liegt bei
Ni-Legierungen bei 1.6%, bei Wärmedämmschichten aus YPSZ im Mittel bei nur
1,08%. Bekanntermaßen ist der Ausdehnungskoeffizient bei YPSZ anisotrop [H.
Schubert: Anisotropic thermal expansion coefficient of Y2O3-stabilized tetragonal
zirconia. J. Am. Ceram. Soc. 69(1986)3, S. 270-271]; er ist in der c-Achse größer
als in der a-Achse.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung bestand darin, die Haftung von Y-teil
stabilisiertem Zirkonoxid auf Metallsubstraten gegenüber dem Stand der Technik
zu verbessern. Eigene Messungen an Schichten in beiläufiger <110<-Richtung
sowie an isotropem Material zeigen im Vergleich die etwas höhere laterale
Ausdehnung aufgedampfter Schichten. Diese kommt durch den Beitrag der in
c-Achse orientierten YPSZ-Partien zustande. Diese Anisotropie gibt den aufge
dampften Schichten wegen der leicht höheren Ausdehnung bereits einen Vorteil
gegenüber isotropem Material beim Einsatz auf Nickellegierungen, die bekann
termaßen eine noch stärkere Ausdehnung aufweisen. Die Ausrichtung einkristalli
ner Ni-Legierungen spielt hier noch keine Rolle, da ihr Ausdehnungskoeffizient
isotrop ist. Als noch gravierender als die Anisotropie der thermischen Ausdeh
nung ist jedoch die Anisotropie des E-Moduls von Nickel und Zirkonoxid für die
Ausbildung von Spannungen anzusehen. Es wurde gefunden, daß die Anisotro
pie des E-Moduls von Substrat und YPSZ sowie die hieraus zu fordernde intel
ligente Ausrichtung der kristallographischen Richtungen der beiden Partner
zueinander die entscheidende Rolle spielt.
Die vorgenannte Aufgabe wird in einer ersten Ausführungsform gelöst durch ein
Verfahren zur Beschichtung von einkristallinen oder polykristallinen Metallsub
straten mit einer keramischen Wärmedämmschicht aus Zirkonoxid, durch
Elektronenstrahl-Aufdampfung, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man das
Metallsubstrat während des Aufdampfens in Form einer Überlagerung zweier
Rotationsbewegungen bewegt, die sich um horizontale Achsen drehen, jedoch im
wesentlichen senkrecht zu einander stehen.
Im Falle einer länglich gestalteten Turbinenschaufel bedeutet dies beispielsweise
eine simultane Rotation um die horizontalen Hauptachsen, das heißt um das
größte und das kleinste Trägheitsmoment des Bauteils.
Nach dem Hooke'schen Gesetz zur Kalkulation elastischer Spannungen ist
σ= E.ε,
wobei
σ die Spannung,
E den E-Modul und
εdie elastische Verformung
darstellen. Ist somit für den konkreten Fall formuliert der E-Modul hoch, so wird bei einer um einen konstanten Betrag vorgenommenen elastischen Verschiebung die Spannung auch entsprechend hoch sein. Ist hier also im besonderen Fall der Materialpaarung einkristalline Ni-Superlegierung/Wärmedämmschicht der Unter schied der E-Moduli hoch, wird die Spannung zwischen beiden Partnern bei einer elastischen Dehnung oder einer Temperaturänderung entsprechend hoch aus fallen. Im technischen Realfall wird z. B. eine einkristalline Turbinenschaufel, die in der Regel in <100<-Richtung erstarrt worden ist, in gleicher Ausrichtung auch im Beschichtungsrezipienten rotierend rundum mit YPSZ-Keramik bedampft. Wie im Stand der Technik bekannt [D. V. Rigney, R. Viguie, D. J. Wortman, D. W. Skelly: PVD thermal barrier applications and process development for aircraft engines. NASA conference publication 3312(1995) S. 135-149], wachsen die Keramikkristalle texturiert in <100<-Richtung senkrecht zur Rotationsachse auf dem Substrat auf. Nach eigenen Untersuchungen, die obiges Ergebnis bestäti gen, wachsen die Kristalle bei rotierender Bedampfung zudem auch in lateraler Richtung stark anisotrop auf. Parallel zur Rotationsachse bildet sich nach Unter suchungen von U. Schulz [U. Schulz, H. Oettel, W. Bunk: Texture of EB-PVD Thermal Barrier Coatings Under Variable Deposition Conditions. Z. Metallkd. 87(1996)6, S. 488-492] eine <100<-Richtung aus. Das Bild dieser Textur, das von einer solchen Schicht erzeugt wird, vermittelt die Polfigur in Fig. 1. Die Pfeil richtung deutet die Richtung der Rotationsachse an. In gleicher Richtung er streckt sich die <100<-Richtung der Schichttextur.
σ die Spannung,
E den E-Modul und
εdie elastische Verformung
darstellen. Ist somit für den konkreten Fall formuliert der E-Modul hoch, so wird bei einer um einen konstanten Betrag vorgenommenen elastischen Verschiebung die Spannung auch entsprechend hoch sein. Ist hier also im besonderen Fall der Materialpaarung einkristalline Ni-Superlegierung/Wärmedämmschicht der Unter schied der E-Moduli hoch, wird die Spannung zwischen beiden Partnern bei einer elastischen Dehnung oder einer Temperaturänderung entsprechend hoch aus fallen. Im technischen Realfall wird z. B. eine einkristalline Turbinenschaufel, die in der Regel in <100<-Richtung erstarrt worden ist, in gleicher Ausrichtung auch im Beschichtungsrezipienten rotierend rundum mit YPSZ-Keramik bedampft. Wie im Stand der Technik bekannt [D. V. Rigney, R. Viguie, D. J. Wortman, D. W. Skelly: PVD thermal barrier applications and process development for aircraft engines. NASA conference publication 3312(1995) S. 135-149], wachsen die Keramikkristalle texturiert in <100<-Richtung senkrecht zur Rotationsachse auf dem Substrat auf. Nach eigenen Untersuchungen, die obiges Ergebnis bestäti gen, wachsen die Kristalle bei rotierender Bedampfung zudem auch in lateraler Richtung stark anisotrop auf. Parallel zur Rotationsachse bildet sich nach Unter suchungen von U. Schulz [U. Schulz, H. Oettel, W. Bunk: Texture of EB-PVD Thermal Barrier Coatings Under Variable Deposition Conditions. Z. Metallkd. 87(1996)6, S. 488-492] eine <100<-Richtung aus. Das Bild dieser Textur, das von einer solchen Schicht erzeugt wird, vermittelt die Polfigur in Fig. 1. Die Pfeil richtung deutet die Richtung der Rotationsachse an. In gleicher Richtung er streckt sich die <100<-Richtung der Schichttextur.
Unter der Annahme, das Metallsubstrat sei eine Platte aus einkristalliner
Ni-Superlegierung mit einer wie bei Turbinenschaufeln üblichen Ausrichtung in ihrer
<100<-Wachstumsrichtung, die um diese Achse während der Beschichtung
rotiert, und zudem sei als Plattenfläche die (010)-Fläche ausgewählt worden, so
stellen sich folgende Kristallbeziehungen ein:
Für die Ebenen
(100)Ni-Legierung || (100)Wärmedämmschicht
(100)Ni-Legierung || (100)Wärmedämmschicht
Für die Richtungen
<100<Ni-Legierung || <100<Wärmedämmschicht
<110<Ni-Legierung || <110<Wärmedämmschicht.
<100<Ni-Legierung || <100<Wärmedämmschicht
<110<Ni-Legierung || <110<Wärmedämmschicht.
Die E-Moduli sind bekanntermaßen stark anisotrop. Dies wird bei Bauteilen aus
einkristallinen Ni-Superlegierungen bereits im Stand der Technik berücksichtigt.
Bei Zirkonoxidkristallen ist die Anisotropie der E-Moduli zwar bekannt [R. P. Ingel,
D. Lewis III: Elastic anisotropy in zirconia single crystals. J. Am. Ceram. Soc.
71(1988)4, S. 265-271], jedoch bisher nicht für die industrielle Fertigung genutzt
oder berücksichtigt worden. Werden nunmehr Turbinenschaufeln aus einkristalli
nen Ni-Superlegierungen im drehenden Modus mittels Befestigung an einer
horizontalen Achse mit Zirkonoxid Elektronenstrahl-bedampft, so werden sich in
den Hauptkristallorientierungen, die hier auftreten können, folgende E-Moduli, die
an einkristallinem Kompaktmaterial ermittelt worden sind, gegenüberstehen:
Dadurch kommt es im ungünstigsten Fall zu einem Unterschied der E-Moduli um
den Faktor 2,8, wie die folgende Tabelle 2 zeigt. Ein optimaler Faktor wäre 1.
Dieser Fall ist physikalisch nicht realisierbar. Durch Drehen der Texturrichtung der
Schicht um 45° gelingt es, den Faktor auf einen Wert von 1,5 zu verringern, wie
aus Tabelle 2 hervorgeht.
Wird nun während der Aufdampfung die Probe nicht allein um ihre horizontale
Rotationsachse gedreht, sondern erhält sie erfindungsgemäß eine zusätzliche
Komponente der Bewegung während der Bedampfung derart, daß dabei eine
zusätzliche Rotationsbewegung um eine horizontale Achse mit gleicher Winkel
geschwindigkeit abläuft, die im wesentlichen im rechten Winkel zur ersteren steht,
so entsteht eine resultierende Bewegungsrichtung, die zur ersteren um 45°
versetzt ist.
In der Fig. 2 wird das Elektronenstrahl-Aufdampfen von Wärmedämmschichten
mit verbesserter lateraler Textur mit Hilfe von überlagerten Bewegungsmustern
dargestellt.
Das hier stäbchenförmige Substrat (1) wird bedingt durch die Rotation um die
Schiebe- und Rotationswelle (3) und die Rotation um die Rotationsachse (2) mit
dem aus der darunterliegenden Verdampfungsquelle austretenden Material
bedampft.
Auf diese Weise ist folglich auch eine um 45° versetzte Texturrichtung der Zirkon
oxidschicht auf Bauteilen abscheidbar. Diese Versetzung um 45° wurde erfin
dungsgemäß mit den genannten Prämissen experimentell durchgeführt. In der
Regel bedeutet diese Art des Beschichtungsmodus eine simultane Rotation um
die beiden horizontalen Hauptachsen des Bauteils, die gleichzeitig in vielen
Fällen das größte und das kleinste Trägheitsmoment darstellen.
Nun zeigte sich erfindungsgemäß, daß die sich überlagernden Bewegungs
richtungen nicht unbedingt zu einer genau um 45° versetzten resultierenden
Rotationsbewegung führen müssen, d. h. die Winkelgeschwindigkeiten der sich
überlagernden Drehbewegungen müssen nicht exakt identisch sein, um eine
Rotation der lateralen Schichttextur von der <100<- in die <010<-Richtungslage
zu erzielen. So wurde in weiteren Experimenten das Verhältnis der Winkel
geschwindigkeiten von Hauptachse und der dazu senkrecht wirkenden Drehbe
wegung in einem Versuchsdurchgang um mehr als den Faktor 10 angehoben,
wobei eine höhere Drehgeschwindigkeit der Hauptachse (= Schiebe- und Rota
tionswelle (3)) von 12 Upm eingestellt worden war. In der Fig. 3 wird eine ent
sprechende Polfigur dargestellt. Im Vergleich zur Fig. 1 tritt auch tatsächlich hier
eine Rotation der Richtungslage um 45° ein. Die Breite der nunmehr erzielten
Reflexe der Polfigur hat in diesem Falle zugenommen, was darauf hinweist, daß
in diesem Falle die kristallographische Ausrichtung der einzelnen Kristalle zuein
ander eine geringere Ordnung annimmt. Dementsprechend ist es in einer be
sonderen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung bevorzugt, die Winkel
geschwindigkeit der beiden Rotationsbewegungen gleich oder verschieden
einzustellen.
Zur Erzielung einer möglichst gleichförmigen Wärmedämmschicht wird es erfin
dungsgemäß bevorzugt, das Verhältnis der Winkelgeschwindigkeiten der beiden
Rotationsbewegungen zueinander während des Aufdampfens konstant zu halten.
Ein anderer prinzipiell gangbarer Weg zu einer günstigeren Materialkopplung in
Hinblick auf eine Optimierung der Übereinstimmung der E-Moduli zwischen
einkristalliner Nickellegierung und Elektronenstrahl-aufgedampfter Wärmedämm
schicht wäre es, die einkristallinen Substrate anstelle in der (100)-Orientierung in
(111)-Orientierung herzustellen. Dadurch würde die Kriechbeständigkeit der
Substrate zwar in der Richtung der maximal im Betrieb auftretender Kriech
spannungen nach allgemeiner Kenntnis verringert, jedoch in einem noch vertret
bar geringem Maße. Der Vorteil dieser Ausrichtung wäre jedoch ein Doppelter:
zum einen eine größere Steifigkeit der Turbinenschaufeln, die ja auch der Le
bensdauer von Keramikschichten positiv entgegenkommt, zum anderen deren
günstigere Ausrichtung zur Texturrichtung der Wärmedämmschicht gemäß
<111<Ni-Legierung || <100<Wärmedämmschicht.
Diese Richtungskonvergenz geht sogar mit einem Unterschied der E-Moduli um
den Faktor von nur 1,25 ein.
Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung besteht darin, die
etablierte Kristallzuchttechnik für Turbinenschaufeln in herkömmlicher Weise zu
nutzen und diese einkristallin erstarrten Bauteile mit den erfindungsgemäß
aufgebrachten Wärmedämmschichten, die eine <110<-Textur in Richtung der
<100<-Hauptachse der Bauteile ausbilden, zu beschichten. Diese erfindungs
gemäße Lösung ist kosten neutral, das heißt sie hat den Vorteil, daß bereits
etablierte industrielle Beschichtungsvorrichtungen genutzt werden können, die die
Beschichtung von Bauteilen gemäß der hier beschriebenen Technik gestatten,
ohne daß zusätzliche apparative Änderungen vorgenommen werden müssen
oder weitere Investitionen erforderlich sind.
Dabei wird der geringe E-Modul des Bauteils in <100<-Richtung, der sich be
sonders stark bei Vibration und/oder infolge Längung unter Zugbeanspruchung
auswirkt, durchaus akzeptiert. Die erfindungsgemäß veränderte keramische
Schicht auf dem Bauteil kann aber auf Grund ihres geringeren E-Moduls in dieser
Hauptrichtung die Gestaltänderungen besser ertragen, weil die Spannungen
zwischen Bauteil und Keramikschicht nunmehr geringer sind.
Claims (5)
1. Verfahren zur Beschichtung von einkristallinen oder polykristallinen
Metallsubstraten mit einer keramischen Wärmedämmschicht aus Zirkonoxid, durch
Elektronenstrahl-Aufdampfung, dadurch gekennzeichnet, daß man das Metallsub
strat während des Aufdampfens in Form einer Überlagerung zweier Rotations
bewegungen bewegt, die sich um horizontalen Achsen drehen, jedoch im wesentli
chen senkrecht zu einander stehen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die
Winkelgeschwindigkeit der beiden Rotationsbewegungen gleich oder verschieden
einstellt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß man das
Verhältnis der Winkelgeschwindigkeiten zu einander während des Aufdampfens
konstant hält.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß man einkristalline Turbinenschaufeln aus Ni-Superlegierungen
beschichtet.
5. Verfahren zum Beschichten von Turbinenschaufeln aus Ni-Superle
gierungen mit einer <111<-Richtung als Hauptwachstumsrichtung mit einer
keramischen Wärmedämmschicht aus Zirkonoxid durch Elektronenstrahl-Auf
dampfung.
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