DE19740141C1 - Verfahren zur Ermittlung einer Drallstruktur in der Oberflächenrauheit eines feinbearbeiteten Wellenzapfens - Google Patents
Verfahren zur Ermittlung einer Drallstruktur in der Oberflächenrauheit eines feinbearbeiteten WellenzapfensInfo
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Description
Die Erfindung geht aus von einem Verfahren zur Ermittlung einer
Drallstruktur in der Oberflächenrauheit eines feinbearbeiteten
Wellenzapfens nach dem Oberbegriff von Anspruch 1.
Für eine sichere Dichtfunktion an Wellen-Durchtrittstellen durch
Gehäusewandungen sind außer dem mit einer ringförmigen Radial
dichtlippe versehenen Dichtring auch die Eigenschaften der zap
fenseitigen Gegenlauffläche mit zu berücksichtigen. Es handelt
sich in aller Regel um umfangsgeschliffene Zapfenoberflächen.
Andere Möglichkeiten der Feinbearbeitung sind Glattwalzen, Rol
lieren, Außenreiben und Feindrehen. Der Konstrukteur schreibt
für den Wellenzapfen außer bestimmten Rauheitswerten auch noch
Drallfreiheit der Schleifstruktur vor. Drallfrei bedeutet, daß
die Schleifstruktur exakt in Umfangsrichtung liegt und überla
gerte regelmäßige Wellenanteile fehlen.
Es wird bisher weithin angenommen, daß das sog. Einstechschleif
verfahren zu drallfreien Strukturen führt. Jedoch bereits mit
der unsicheren sog. Fadenmethode - näheres dazu weiter unten -
läßt sich nachweisen, daß zumindest bei bestimmter Kombination
von Arbeitsparametern auch beim Einstechschleifverfahren Drall
strukturen auf der solcherart feinbearbeiteten Werkstückoberflä
che entstehen können.
Die Radialdichtlippe eines Dichtringes liegt mit einer gummiela
stischen Dichtkante an der Oberfläche des Wellenzapfens mit de
finierter Radialkraft und auf einer bestimmten axialen Breite
an. Durch die Rotation des Wellenzapfens wird der Anlagebereich
der Dichtlippe in Umfangsrichtung in Abhängigkeit vom lokalen,
radialen Anlagedruck unterschiedlich stark deformiert; geringere
Deformationen liegen randnah und stärkere Umfangsverformungen
mehr im Mittelbereich des Anlagestreifens. Dies führt zu einem
sensiblen tribologischen und rheologischen Gleichgewicht mit ei
nem einerseits die Schmierung der Kontaktzone gewährleistenden
Ölfluß und andererseits die Dichtfunktion der Ringdichtung Auf
rechterhaltenden Rückfördermechanismus. Dieses Gleichgewicht
darf nicht durch eine Drallausprägung in der Mikrostruktur der
Gegenlauffläche gestört werden. Eine drallbedingte Förderwirkung
in der einen oder anderen Richtung ist zu vermeiden. Bei drall
bedingtem Fördereffekt in das abgedichtete Innere des Gehäuses
würde die Dichtung trockenlaufen, Außenschmutz würde in die Kon
taktzone hineingefördert werden und die Dichtung würde vorzeitig
verschleißen und undicht werden. Ein nach außen gerichteter För
dereffekt würde zwar ein Trockenlaufen der Dichtung verhindern
aber zu einem Ölaustritt an der Abdichtstelle führen, der aus
unterschiedlichen Gründen mehr oder weniger strikt abzulehnen
ist.
Die Überwachung dieser Eigenschaften erfolgte, wenn überhaupt,
bisher durch die sog. Fadenmethode, die jedoch nur sehr unsiche
re Aussagen zuließ, was jedoch häufig gar nicht bemerkt wurde.
Bei der Fadenmethode wird ein nach Struktur, Material und Stärke
definierter, ölgetränkter Faden um den horizontal ausgerichteten
Wellenzapen oberseitig zu etwas mehr als 180° herumgeschlungen;
die herabhängenden Enden werden gemeinsam an ein kleines Gewicht
befestigt und der Faden dadurch definiert belastet. Die Welle
wird nun 20 mal langsam in der einen Drehrichtung und anschlie
ßend 20 mal in der anderen Richtung verdreht. Die axiale Ver
fahrstrecke des Fadens auf der Zapfenoberfläche wird als Maß der
Drallstruktur gewertet. Die Fadenmethode liefert zwar ein klares
Meßergebnis. Vergleichsmessungen der Anmelderin mit der Fadenme
thode einerseits und der vorliegenden Erfindung andererseits ha
ben jedoch ergeben, daß die mit der Fadenmethode gewonnenen Me
ßergebnisse in keiner Weise repräsentativ für die tatsächliche
Drallstruktur der Zapfenoberfläche sind. Die mit der Faden
methode erhältlichen Meßergebnisse korrelieren auch keineswegs
mit den beobachtbaren Dichtheitsergebnissen oder Lebensdauern
eingebauter Radialwellendichtringe.
Die DE 31 01 410 A1 zeigt ein berührungsfrei arbeitendes Verfah
ren zur Ermittlung der Rauheit einer Oberfläche, die periodische
Unebenheiten aufgrund von Bearbeitungsvorgängen wie Drehen oder
Fräsen aufweist. Als ein in diesem Zusammenhang typisches Bei
spiel für periodische Unebenheiten sind dort die vorschubabhän
gigen Drehrillen auf der Oberfläche eines auf einer Drehbank be
arbeiteten Werkstückes genannt. Bei dem bekannten Verfahren wird
das Schallremissionsverhalten der Oberfläche gegenüber definiert
eingestrahltem Ultraschall, dessen Wellenlänge etwa der Wellen
länge der zu ermittelnden Oberflächen-Periodizitäten entspricht,
untersucht und aus dabei gewonnenen Beobachtungen und Meßwerten
auf die Oberflächengestalt geschlossen.
Die DE 31 21 161 A1 zeigt ein optisches Verfahren, mit dem die
beim Honen von Zylinderinnenflächen oberflächlich erzeugte
Kreuzriefenstruktur untersucht und geprüft werden kann. Hierbei
wird das Remissionsverhalten der bearbeiteten Oberfläche gegen
über einem definiert eingestrahlten Primärlichtbündel unter
sucht. Das remittierte Sekundärlicht weist eine dem Winkel der
Kreuzriefenstruktur entsprechende Intensitätsverteilung auf, die
erfaßt und ausgewertet wird.
Die US-PS 5 321 894 zeigt ein Tastschnittgerät zur berührenden
Ermittlung der Mikro-Topographie einer Werkstückoberfläche. Da
bei wird eine Tastnadel, deren Führung sich über eine Gleitkufe
auf dem zu untersuchenden Oberflächenbereich abstützt und die
die Referenzhöhe der Meßeinrichtung liefert, nach und nach an
einer Vielzahl verschiedener Oberflächenpunkte auf die Oberflä
che abgesenkt und die Mikro-Höhenkoordinate des angetasteten
Oberflächenpunktes ermittelt. Die angetasteten Oberflächenpunkte
sind dicht beabstandet und nach einem Flächenraster verteilt an
geordnet. Ihre Lagekoordinaten innerhalb der Fläche sind be
kannt. Die zusammengehörigen Raumkoordinaten der angetasteten
Oberflächenpunkte werden EDV-mäßig gespeichert und daraus durch
geeignete Weiterverarbeitung ein Bild der Mikro-Topographie der
generiert, wobei unterschiedlichen Höhen durch unterschiedliche
Farben dargestellt werden können.
Dieser Stand der Technik liefert dem Fachmann weder einzeln noch
in einer Zusammenschau irgend welche Hinweise dahin, wie etwaige
Drallstrukturen in der Mikro-Topographie von feinbearbeiteten
Zylinderoberflächen qualitativ und quantitativ gesichert ermit
telt werden können.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Ermittlung einer
Drallstruktur in der Oberflächenrauheit eines feinbearbeiteten
Wellenzapfens aufzuzeigen, das qualitativ und quantitativ gesi
cherte Aussagen über die Ausbildung und Stärke der Ausprägung
einer Drallstruktur in der Oberfläche eines Wellenzapfens ermög
lichen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden
Merkmale von Anspruch 1 gelöst. Danach wird die Mikrostruktur
der Zapfenoberfläche durch eine Vielzahl von Meßtastpunkten er
faßt, wobei in Axialrichtung eine wesentlich höhere Punktedichte
als in Umfangsrichtung gewählt wird. Nach geeigneter Wahl der
Darstellungsmaßstäbe für die einzelnen Raumrichtungen - Überhö
hung bzw. Dehnung in Radial- bzw. Axialrichtung und Stauchung in
Umfangsrichtung - wird bei einer plastischen Darstellung der
Meßpunkte die Topographie eine Drallstruktur deutlich erkennbar.
Die Vorteile der Erfindung liegen darin, daß eine Drallstruktur
an feinbearbeiteten Zapfenoberflächen damit erstmals deutlich
und sicher erkennbar gemacht werden kann. Bei stärkerer Ausprä
gung eines Dralles können bereits aus einer solchen Primärdar
stellung der Topographie die wichtigsten Charakteristika wie
Drallwinkel, Gängigkeit, Ganghöhe und andere ermittelt werden.
Sollen noch weitergehende Kenngrößen, z. B. auch der Förderquer
schnitt ermittelt werden oder handelt es sich um eine weniger
stark ausgebildeten Drall, so wird aus der Darstellung der Meß
punkte eine flächenhafte Autokorrelationsfunktion gebildet. Die
damit ermittelbare Sekundär-Topographie stellte ein ähnliches
Bild wie die Primär-Topographie dar, bei der jedoch die stocha
stischen Rauheitsanteile eliminiert und im wesentlichen nur noch
die periodischen Anteile enthalten sind.
Aus der Darstellung der Mikrostruktur der Oberfläche werden für
den geübten "Leser" sogar die Ursachen der Drallerzeugung er
kennbar. Jede Art von Drallursachen erzeugt ein anderes Bild ei
ner Mikrostruktur der Oberfläche. Aufgrund der mit der Erfindung
gewonnenen Erfahrungen kann man hier z. B. den Abrichtdrall und
den Schränkungsdrall als die beiden wichtigsten Vertreter von
Drallformen unterscheiden, die beim Schleifen von Zylinderflä
chen entstehen können.
Zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung können den Unteran
sprüchen entnommen werden; im übrigen ist die Erfindung anhand
eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles nach
folgend noch erläutert; dabei zeigen:
Fig. 1 schematisch das Zusammenarbeiten von Schleifscheibe und
Werkstück, wobei die Übertragung eines Abrichtdralls der
Schleifscheibe auf das Werkstück veranschaulicht wird,
Fig. 2 schematisch die gegenseitige Anordnung von Schleifscheibe
und Werkstück in fehlerhafterweise geschränktem Zustand
der Rotationsachsen,
Fig. 3 ein Ausführungsbeispiel einer Tastschnittvorrichtung zur
Durchführung des Drallermittlungsverfahrens,
Fig. 4a und 4b jeweils in abgewickelter Darstellung und einander
gegenüberstellend die Seitenverhältnisse eines mit mehre
ren axial verlaufenden Tastschnitten erfaßten Umfangs
streifens auf einem Wellenzapfen einerseits (Fig. 4a) und
die axiale Dehnung und periphere Stauchung dieses Strei
fens zu einem "Bild" mit gewohntem Seitenverhältnis ande
rerseits (Fig. 4b),
Fig. 5 eine auschnittsweise Darstellung einer idealisierten
Drall-Topographie mit Eintragung der verschiedenen Drall
kenngrößen,
Fig. 6 eine Schar von stärker beabstandet dargestellten Rau
heitsprofilen, in der sowohl - wegen des größeren Abstan
des - die einzelnen Profillinien als auch eine Drallstruk
tur erkennbar sind,
Fig. 7 eine erfindungsgemäße Darstellung der Rauheit eines Um
fangsstreifens einer feinbearbeiteten Zylinderfläche mit
Nulldrall, wobei die Zeilenstruktur trotz geringer Rauheit
deutlich erkennbar ist,
Fig. 8 eine ähnliche Darstellung der Rauheit wie in Fig. 7 bei
einer drallbehafteten Oberfläche mit größerer Rauheit, bei
der eine Zeilenstruktur und somit ein Drall nicht erkenn
bar ist und
Fig. 9 eine flächenhafte Autokorrelationsfunktion der Darstel
lung nach Fig. 8, bei der die stochastischen Rauheitsan
teile eliminiert sind und somit die periodische Zeilen
struktur der Rauheit und somit die Drallstruktur deutlich
zu erkennen ist.
Die Drallentstehung beim Schleifen erfolgt einerseits über den
Abrichtvorgang der Schleifscheibe oder über Parallelitätsabwei
chungen zwischen Schleifscheiben- und Werkstückachse. Dement
sprechend unterscheidet man unterschiedliche Drallarten.
Beim Abrichtdrall (Entstehung in Fig. 1, Topographie in Fig.
6) entsteht zunächst auf der Schleifscheibe 1 durch das Abrich
ten mit einem sog. Vlies oder mit einem Diamanteinkorn eine ein
gängige Abrichtwendel 2, die beim Schleifprozess auf dem Werk
stück 3 entsprechend der geringeren Umlaufgeschwindigkeit des
selben eine flachere Linie 4 hinterläßt, die sich im allgemeinen
als mehrgängige Drallstruktur auf das Werkstück überträgt.
Beim Schränkungsdrall (Fig. 2) liegt die Ursache in einem
Schränkungswinkel Φ nach DIN 8630 als Abweichung von der Paral
lelität zwischen Rotationsachse 5 der Schleifscheibe 1 und der
(6) des Werkstücks 3.
Beim Nulldrall (Fig. 7) beobachtet man eine Drallausprägung wie
beim Abrichtdrall mit der Besonderheit, daß der Drallwinkel ex
akt gleich Null ist.
Der Abrichtdrall und der Nulldrall sind von ihrer Ausprägung her
der Welligkeit zuzuordnen und der Schleifstruktur überlagert.
Sie sind über der gesamten Dichtfläche gleichmäßig ausgeprägt
und haben die Eigenschaft der Durchgängigkeit. Dies bedeutet,
daß der Gang eines Dralls über dem Umfang kontinuierlich um
läuft. Die Durchgängigkeit ist solange gegeben, wie der Wellig
keitsanteil des Dralls noch mindestens gleich groß ausgeprägt
ist wie der Rauheitsanteil der Schleifstruktur.
Eine Drallausprägung beeinträchtigt die Dichtfunktion der Fläche
umso mehr, je größer der Drallwinkel ist und je größer der Flä
chenquerschnitt eines oder mehrerer Gänge ist. Bisher wurde
schon eine große Anzahl von Dichtflächen mit Drallstrukturen ge
messen und eine große Vielfalt in der Drallausprägung entdeckt.
Zur eindeutigen Beschreibung dieser stark unterschiedlichen
Drallstrukturen wurden die weiter unten erwähnten Kenngrößen
eingeführt.
Zur eindeutigen Ermittlung von Drallstrukturen an feinbearbeite
ten Wellenzapfen nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird eine
Meßeinrichtung 10 benötigt (Fig. 3), welche im dargestellten
Beispiel eine Meßspindel (Spindelstock 11) mit Spannfutter 12
zur lagedefinierten Aufnahme des Bauteils aufweist. Das Werk
stück muß damit reproduziergenau mindestens im Minutenbereich
positioniert werden können; optimal wäre eine Positioniergenau
igkeit von ±5 Winkel-Sekunden. Das den Wellenzapfen 13 tragende
Bauteil muß konzentrisch zur Rotationsachse 14 des Wellenzapfens
beim Messen drehbar und drehantreibbar in einer Werkstückaufnah
me 12 in der Weise aufgenommen werden können, daß es bei exakter
Gleichlage der Rotationsachse 14 in definierten Winkelinkremen
ten 15 verdrehbar und in jeder beliebigen Winkelposition arre
tierbar ist. Die Umfangsstellung des Wellenzapfens 13 muß als
datenverarbeitbares Signal anzeigbar und in eine Signalauswer
tung weitergebbar sein.
Die Meßeinrichtung 10 ist ferner mit einer Tastschnitteinheit 16
zum Abtasten des Wellenzapfens entlang einer definierten geraden
Linie versehen. Die quer zur Bauteiloberfläche, d. h. radial zur
Rotationsachse 14 verstellbare Abtasteinheit 16 trägt eine spit
ze Tastnadel 17, die auf die Oberfläche aufsetzbar und mittels
eines Linearvorschubes 18 auf der Oberfläche mit geringer Ver
fahrgeschwindigkeit und hoher Aufzeichnungsdichte parallel zur
Rotationsachse 14 verfahrbar ist. Zur Eliminierung von großen
Welligkeiten oder Formabweichungen des Zapfens von einer exakten
Zylinderform wird die Tastnadel zweckmäßigerweise über Kufen an
der Zapfenoberfläche abgestützt, so daß lediglich noch die Rau
heiten der Oberfläche mit der Abtastnadel ertastet werden. Die
abtastbedingten Erhebungen der Tastnadel sind mittels eines
hochauflösenden Weggebers (Auflösung kleiner als 1 µm) detek
tierbar und als datenverarbeitbare Signale in eine Signalauswer
tung weitergebbar. Der Anfangspunkt der Verfahrbewegung, d. h.
der Beginn der Aufzeichnung in Relation zur Axialposiotion des
Wellenzapfens ist für jeden einzelnen Tastschnitt exakt detek
tierbar und ebenfalls als datenverarbeitbares Signal in die
Signalauswertung weitergebbar.
Die in Fig. 3 angedeutete Meßeinrichtung 10 ist auf der Basis
eines herkömmlichen Tastschnitt-Gerätes aufgebaut, welches durch
einen Meßspindelstock 11 ergänzt ist. Der Vollständigkeit halber
sei erwähnt, daß geeignete Geräte auch auf der Basis eines Form
prüfgerätes zur Formprüfung von zylindrischen Flächen aufgebaut
sein können. Diese weisen einen horizontalen Meßtisch mit Kreuz
schlitten zur Aufnahme des Werkstückes auf, wobei die zu über
prüfende zylindrische Fläche mit ihrer Zylinderachse vertikal
stehend angeordnet ist. Oberhalb des Meßtisches ist eine den Ta
ster haltende, vertikale Pinole angebracht, deren Achse mittig
zum Meßtisch liegt. Das Werkstück ist relativ zum Taster um eine
vertikale Achse verdrehbar und mit hoher Genauigkeit positio
nierbar, wobei die dazu erforderliche Drehbewegung durch eine
Drehscheibe auf dem Meßtisch oder durch eine Verdrehbarkeit der
Pinole oder eine drehgelagerte Spindel in der Pinole realisiert
sein kann.
Zur Ermittlung einer Drallstruktur auf einem Wellenzapfen wird
folgendermaßen verfahren: Auf einem interessierenden Umfangs
streifen 19 des Wellenzapfens 13 werden mehrere axial ausgerich
tete Tastschnitte 20 mit hoher axialer Meßpunktdichte an unter
schiedlicher aber jeweils exakt bekannter Umfangsposition sowie
mit jeweils exakt bekannter Axiallage durchgeführt.
Die Drallstruktur auf dem Wellenzapfen 13 wird im Bereich eines
solchen Umfangsstreifens 19 ermittelt, an der eine geschlossene
Dichtlippe einer Ringdichtung am Wellenzapfen anliegt. Bei der
Drallermittlung an Neuteilen kann der unmittelbare Anlagebereich
der Dichtlippe angetastet werden. Bei Altteilen, bei denen der
Anlagebereich der Dichtlippe durch Wellenverschleiß beeinträch
tigt ist, wird man einen dicht daneben liegenden Umfangsstreifen
antasten in der berechtigten Erwartung, daß dieser Streifen die
gleiche Mikrostruktur aufweist, wie sie der unmittelbare Anlage
bereich ursprünglich auch aufgewiesen hatte. Bei der Messung
sollte die Datenerfassung auf einem mindestens viermal so brei
ten, vorzugsweise etwa zehnfach breiten Umfangsstreifen des Wel
lenzapfens erfolgen, als der Anlagebreite der Dichtlippe auf dem
Wellenzapfen entspricht. Die graphische Darstellung der Meßwerte
in der gezeigten Weise kann auf einen schmaleren Streifen (Maß b
in Fig. 4a) beschränkt bleiben.
Um eine deutliche Darstellung einer Drallstruktur zu bekommen,
sollte die Dichte der Meßpunkte beim Tastschnitt 100 bis 1000
Meßpunkte je Millimeter, vorzugsweise 200 bis 400 Meßpunkte je
Millimeter betragen. In Umfangsrichtung kann ein wesentlich grö
ßerer Abstand der Meßpunkte vorgesehen werden, und zwar darf in
Umfangsrichtung die Meßpunktdichte etwa dem 0,5- bis 2-fachen
der Periodenlänge der periodischen Anteile der Drallstruktur
entsprechen. Dafür sollte in der Regel der gesamte Umfang des
Wellenzapfens (Maß U in Fig. 4a) erfaßt werden. Demgemäß werden
auf dem Umfang gleichmäßig verteilt etwa 30 bis 120, vorzugswei
se 60 bis 75 Tastschnitte durchgeführt. Bei höhergängigen Drall
strukturen - beispielsweise ab einer Gangzahl von 15 - muß al
lerdings mit einer z. T. wesentlich höheren Auflösung in Umfangs
richtung gewählt werden. Dafür braucht in einem solchen Fall
nicht der ganze Umfang erfaßt zu werden, sondern es können le
diglich über einen - vorzugsweise dezimalen - Bruchteil des Ge
samtumfanges gleichmäßig verteilt 30 bis 120, vorzugsweise 60
bis 75 Tastschnitte durchgeführt werden.
Die einzelnen lokalen Rauheitsprofile 21 der verschiedenen Tast
schnitte 20 werden gemäß ihrer axialen und umfangsmäßigen Rela
tivlage auf dem Wellenzapfen 13 lageentsprechend in dichter Fol
ge nebeneinander ausgedruckt. Dabei werden die Meßaufschriebe 21
in Radialrichtung überhöht und in Axialrichtung gedehnt (Maß b'
in Fig. 4b) sowie in Umfangsrichtung gestaucht (Maß U' in Fig.
4b) wiedergegeben. Die Meßaufschriebe werden in Radialrichtung,
d. h. in Richtung der Oberflächenrauheit um das 400- bis 2000-
fache, vorzugsweise um das 500- bis 1000-fache überhöht ausge
druckt. In den Fig. 6, 7 und 8 ist jeweils der diesbezügliche
gewählte Maßstab durch Einzeichnen einer entsprechenden Strecke
und des zugeordneten Maßes angedeutet. In Axialrichtung 22 wer
den die Meßaufschriebe um das 50- bis 200-fache gedehnt ausge
druckt. In den Fig. 6, 7 und 8 ist jeweils der diesbezügliche
Maßstab durch Skalierungsstriche angedeutet, die jeweils 1/10 mm
entsprechen. In Umfangsrichtung 23 werden die Meßaufschriebe auf
ein Fünftel bis zur Hälfte gestaucht ausgedruckt. Die Fig. 6,
7 und 8 geben in der perspektivisch nach hinten gerichtet Um
fangsrichtung 23 jeweils einen vollen Umfang des Werkstückes
wieder.
Durch diese unterschiedlichen Wiedergabemäßstäbe für die einzel
nen Dimensionen wird zwar eine bezüglich der einzelnen Dimensio
nen unterschiedlich affin verfälschte, aber die Mikrostruktur
der Oberfläche des Umfangsstreifens 19 in Schrägansicht pla
stisch veranschaulichende Topographie sichtbar gemacht. Bei der
in Fig. 6 in Umfangsrichtung bewußt gegenüber der Normaldar
stellung (z. B. nach Fig. 7 oder 8) gedehnten Anordnung der ein
zelnen Rauheitsprofile 21 sind dort die einzelnen Meßaufschriebe
jeweils für sich als Einzellinien erkennbar. Nachdem die Drall
struktur bei diesem Beispiel relativ stark ausgeprägt war, ist
selbst bei dieser gedehnten Darstellungsweise die Drallstruktur
erkennbar. Bei einer dichteren Darstellung der Rauheitsprofile
z. B. gemäß Fig. 5, Fig. 7 oder Fig. 9 wird eine Drallstruktur
noch deutlicher, insbesondere dann, wenn die Rauheitsprofile
farblich dargestellt werden. Ähnlich wie in der Geographie bei
der Darstellung von Gebirgen werden für unterschiedlich hoch
liegende Bereiche der Profillinien jeweils unterschiedlich Far
ben verwendet. Trotz Ineinanderlaufens der einzelnen benachbar
ten Linien beim Ausdruck wird ein plastisches Bild erzeugt, wel
ches eine vorhandene Zeilenstruktur der Topographie erkennen
läßt.
Bei stärkerer Drallausprägung lassen sich bereits an dem Primär
ausdruck bzw. an der damit veranschaulichten Primär-Topographie
die wichtigsten Kenngrößen der Drallstruktur ermitteln. In der
Regel wird man aber aus der durch die Vielzahl von Meßpunkten
repräsentierten Primär-Topographie eine flächenhafte Autokorre
lationsfunktion ermitteln. Auf diese Weise werden stochastische
Anteile aus der Primär-Topograpie eliminiert und es wird eine im
wesentlichen lediglich noch periodische Anteile enthaltende Se
kundär-Topographie der Oberfläche gebildet, die dann in
Schrägansicht plastisch dargestellt werden kann. Die Gegenüber
stellung der beiden Fig. 8 und 9 zeigt den Unterschied recht
deutlich. Während die Primär-Topographie der Rauheit eines be
stimmten Wellenzapfens nach Fig. 8 aufgrund eines hohen stocha
stischen Rauheitsanteiles eine Zeilenstruktur nicht erkennen
läßt, ist diese bei der in Fig. 9 dargestellten Autokorrelati
onsfunktion desselben Werkstückes durchaus erkennbar. Insbeson
dere bei sehr schwacher Ausprägung der Drallstruktur und/oder
bei solchen mit hohem stochastischen Rauheitsanteil kann die
Drallstruktur der Oberfläche nur in einer Autokorrelationsfunk
tion der Primär-Topographie erkannt werden.
Aus der Primär- oder aus der Sekundär-Topographie können die
Kenndaten der Drallstruktur ermittelt werden, die in Fig. 5 ge
zeigt sind. Die Auswertung erfolgt durch Ausmessen bestimmter
Größen aus der maßstäblichen Darstellung unter Berücksichtigung
des jeweiligen Darstellungsmaßstabes. Bei geeigneter Auswerte-
Software können diese Daten, wie auch die weiter unten erwähnten
Kenndaten, selbsttätig errechnet und ausgegeben werden. Aufgrund
der mit der Erfindung gewonnenen Erkenntnisse konnten folgende
Kenngrößen einer Drallstruktur festgelegt werden:
- - Die Periodenlänge p ist der in Axialrichtung gemessene Abstand benachbarter Wellenberge.
- - Die Gangzahl wird aus der Anzahl der Wellenberge entlang der Umfangsrichtung über den vollständigen Wellenumfang durch Ab zählen ermittelt. Wird bei erhöhter Gangzahl - hier muß eine erhöhte Aufzeichnungsdichte in Umfangsrichtung angewandt werden - nur 1/10 eines Vollumfanges, also nur 36° ausgewertet, so kann die Gangzahl durch Multiplikation der abzählbaren Gänge mit dem Faktor zehn leicht ermittelt werden. Es wurden Gangzah len bis weit über 100 an realen Werkstücken beobachtet.
- - Die Drallsteigung h ist gleich einem der Gangzahl entsprechen den Vielfachen der Periodenlänge. Sie kann ebenfalls unmittel bar aus der Darstellung durch Ausmessen und Umrechnen mit dem Darstellungsmaßstab ermittelt werden. Beobachtungen an vielen Drallstrukturen und deren Auswertung zeigen, daß zumindest in der Autokorrelationsfunktion die einzelnen Gänge der Drall strukturen untereinander weitgehend gleiche Periodenlänge und annähernd gleiche Profiltiefe aufweisen.
- - Der Drallwinkel α (es handelt sich in der Regel um kleine Win kel weit unter 5°, meist im Minutenbereich) ergibt sich - im Bogenmaß - aus dem Verhältnis von Umfangslänge zu Steigungshöhe h des Dralles. Zumindest kann aus diesem Verhältniswert durch trigonometrische Umrechnung der Drallwinkel auch in Winkelgra den angegeben werden.
- - Die Profil- oder Dralltiefe t zwischen zwei benachbarten Wel lenbergen.
- - Der offene, in einem axial verlaufenden Schnitt gesehene För derquerschnitt f zwischen zwei benachbarten Wellenbergen wird ausplanimetriert oder kann bei Annahme einer Sinusform der Wel lenbergflanken rechnerisch aus der Profiltiefe und dem Abstand der Wellenberge ermittelt werden. Auch Rundformen oder Spitz formen der Wellenberge können durch eine entsprechend erweiter te Auswerte-Software bei der Flächenermittlung berücksichtigt werden.
Claims (12)
1. Verfahren zur Ermittlung einer Drallstruktur in der Oberflä
chenrauheit eines feinbearbeiteten voll- oder hohlzylindrischen
Bauteils, stellvertretend für beides nachfolgend als Wellenzap
fen bezeichnet,
dadurch gekennzeichnet,
daß auf einem interessierenden Umfangsstreifen (19) des Wellen
zapfens (13) mehrere axial ausgerichtete Tastschnitte (20) mit
hoher axialer Meßpunktdichte an unterschiedlicher aber jeweils
exakt bekannter Umfangsposition sowie mit jeweils exakt bekann
ter Axiallage durchgeführt werden und daß die einzelnen lokalen
Rauheitsprofile (21) der verschiedenen Tastschnitte (20) gemäß
ihrer axialen und umfangsmäßigen Relativlage auf dem Wellenzap
fen (13) lageentsprechend in dichter Folge nebeneinander ausge
druckt werden, wobei die Meßaufschriebe (21) in Radial- und in
Axialrichtung (22) überhöht bzw. gedehnt und in Umfangsrichtung
gestaucht wiedergegeben werden und so eine bezüglich der einzel
nen Dimensionen unterschiedlich affin verfälschte, aber die Mi
krostruktur der Oberfläche des Umfangsstreifens (19) als Abwick
lung in Schrägansicht plastisch veranschaulichende Topographie
dargestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß aus der durch die Vielzahl von Meßpunkten repräsentierten
Primär-Topographie eine flächenhafte Autokorrelationsfunktion
ermittelt und so stochastische Anteile aus der Primär-Topographie
eliminiert und eine im wesentlichen lediglich noch periodische
Anteile enthaltende Sekundär-Topographie der Oberfläche ermit
telt und diese als Abwicklung in Schrägansicht plastisch darge
stellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß aus der ermittelten Topographie der Oberfläche wenigstens
eine der folgenden Kenndaten einer Drallstruktur ermittelt wird:
Drallwinkel (α), Drallsteigung (h), Periodenlänge (p), Gangzahl,
Profil- oder Dralltiefe (t) oder der offene, in einem axial ver
laufenden Schnitt gesehene Förderquerschnitt (f) der periodi
schen Anteile zwischen zwei benachbarten Wellenbergen.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Drallstruktur auf dem Wellenzapfen (13) im Bereich eines
solchen Umfangsstreifens (19) ermittelt wird, an der eine ge
schlossene Dichtlippe einer Ringdichtung am Wellenzapfen (13)
anliegt.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Drallstruktur auf einem mindestens viermal so breiten,
vorzugsweise etwa zehnfach breiten Umfangsstreifen (19) des Wel
lenzapfens (13) ermittelt wird, als der Anlagebreite der Dicht
lippe auf dem Wellenzapfen (13) entspricht.
6. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dichte der Meßpunkte beim Tastschnitt 100 bis 1000 Meß
punkte je Millimeter, vorzugsweise 200 bis 400 Meßpunkte je Mil
limeter beträgt.
7. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß Tastschnitte in Umfangsrichtung in einem solchen Abstand an
gebracht werden, der dem 0,5- bis 2-fachen der Periodenlänge der
periodischen Anteile der Drallstruktur entspricht.
8. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß über den gesamten Umfang hinweg gleichmäßig verteilt 30 bis
120, vorzugsweise 60 bis 75 Tastschnitte (20) durchgeführt wer
den.
9. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei höhergängiger Drallstruktur lediglich über einen - vor
zugsweise dezimalen - Bruchteil des Gesamtumfanges gleichmäßig
verteilt 30 bis 120, vorzugsweise 60 bis 75 Tastschnitte (20)
durchgeführt werden.
10. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Meßaufschriebe (21) in Radialrichtung, d. h. in Richtung
der Oberflächenrauheit um das 400- bis 2000-fache, vorzugsweise
um das 500- bis 1000-fache überhöht ausgedruckt werden.
11. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Meßaufschriebe (21) in Axialrichtung (22) um das 50- bis
200-fache gedehnt ausgedruckt werden.
12. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Meßaufschriebe (21) in Umfangsrichtung (23) auf ein
Fünftel bis zur Hälfte gestaucht ausgedruckt werden.
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