DE19738818A1 - Formgeregeltes Feinstbearbeitungsverfahren - Google Patents
Formgeregeltes FeinstbearbeitungsverfahrenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur formgeregelten Feinstbearbeitung des Maßes, der
Form und Oberfläche von Werkstücken. Insbesondere betrifft sie solche Verfahren, die über
einen elektronischen Regelmechanismus eine Anpreßkraft und/oder eine Wegzustellung von
spanabhebenden, auf einem Werkzeugträger angebrachten, Bearbeitungselementen regeln.
Die Veränderung der Anpreßkraft bzw. der Wegzustellung erfolgt dabei vorzugsweise durch
einen Piezoaktor, ist aber nicht auf diesen beschränkt. Es kommen auch hydraulische,
pneumatische und elektromechanische Antriebe in Betracht.
Feinstbearbeitungsverfahren dienen zur Regelung der Bearbeitung von Maschinenteilen, die
in engen Toleranzbereichen gefertigt werden müssen. Dies gilt insbesondere für die Bereiche
des Werkstückes, die in in Kontakt mit Gleitlagern stehen oder Passungen entsprechen
müssen.
Eine Möglichkeit der Herstellung hoher Maß-, Form- und Lagetoleranzen ist die manuelle
Bearbeitung der Werkstücke. Hierbei wird das Werkstück vermessen und anschließend eine
Bearbeitung durchgeführt. Dieser Vorgang wird wiederholt bis der angestrebte Bereich von
Maß-, Form- und Lagetoleranz erreicht ist. Dieses Verfahren ist mit einem hohem
Zeitaufwand und Kosten verbunden, da in den Zeiträumen der Maßfeststellung das Werkstück
nicht bearbeitet wird. Zudem ist die erzielte Maß- und Formgenauigkeit von der Person des
Bearbeitenden abhängig und somit nicht sicher reproduzierbar.
Eine weitere Methode ist die maschinelle Bearbeitung. Hierbei ist bei großen Werkstücken,
die Einhaltung enger Toleranzbereiche problematisch. Eine wesentliche Ursache dieses Pro
blems sind die Toleranzen in den Lagerungen von Feinstbearbeitungsmaschinen. Deren
Lagertoleranzen sind im allgemeinen umso größer, je größer die maximal zu bearbeitenden
Werkstücke sind. Die Ungenauigkeiten der Lager in Form von Rundheits-, Rundlauf-, Form-,
Lagerfehlern und Nachgiebigkeiten dieser Werkzeugmaschinen bilden sich auf dem zu
bearbeitendem Werkstück als Maß-, Form-, Lage- und Oberflächenfehler ab. Das kann dazu
führen, daß die erforderliche Güte der Werkstückbearbeitung durch aufwendige
Nachbearbeitung hergestellt werden muß.
Eine weitere Möglichkeit ist die Abbildung von Modellen durch das Werkstück. Hierbei wird
ein Modell der angestrebten Form angefertigt. Dieses Modell wird direkt, indem es z. B. mit
einem Schleifmittel verbunden wird oder indirekt über eine Kopiervorrichtung auf dem
Werkstück abgebildet. Die Genauigkeit der bearbeiteten Fläche hängt von der Güte des
Modells ab. Des weiteren wird für jede Variation der Form eine gesonderte Musterform
benötigt. Verschleißt das Bearbeitungselement über eine gegebene Grenze hinaus, muß der
Bearbeitungsprozeß unterbrochen werden um z. B. ein neues Schleifband auf einer
Formbacke anzubringen. Die Bearbeitung kann also nicht in einem kontinuierlichem Prozeß
erfolgen. Des weiteren bedingt die, für diese Art der Bearbeitung charakteristische,
flächenmäßige Kontaktfläche die Bearbeitung von Werkstücksegmenten, die nach Form und
Oberfläche bereits den angestrebten Toleranzbereichen entsprechen.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die Auswirkungen der Lagerungenauigkeiten
und sonstiger Maschineneinflüsse auf die angestrebte Form und Oberflächenbeschaffenheit
des Werkstückes zu minimieren und reproduzierbare Bearbeitungsprozesse zu gewährleisten.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruches 1 erfüllt.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren, zur formgeregelten Feinstbearbeitung der gesamten oder
von Teilen der radial oder axial orientierten Oberfläche von Werkstücken. Kern der Erfindung
ist ein Regelmechanismus, der in Abhängigkeit der Maß- und Formabweichung die
Andruckkraft bzw. die Wegzustellung des Bearbeitungselements zum Werkstück regelt und
somit den Abtrag am Werkstück bestimmt.
Das Verfahren, bzw. in ihrer Funktion auf dem Verfahren basierende Vorrichtungen, sollen
dabei ebenso bei der Nachrüstung bereits existierender Maschinen, als auch als Kernelement
eigenständiger Werkzeugmaschinen eingesetzt werden können. Die Bearbeitung des
Werkstückes soll dabei exakt an den Stellen erfolgen, die noch nicht den Erfordernissen nach
Maß- und Formhaltigkeit genügen. Dabei soll ein geschlossener Kraftfluß
(Bearbeitungselement-Werkstück-Gegenlager-Halterung-Werkzeugträger-
Bearbeitungselement) durch das Kontaktelement aufgebrachte Bearbeitungskräfte aufnehmen
und so eine elastische Deformation des Werkstückes verhindern. Der kontinuierliche
Bearbeitungsprozeß soll exakt zu dem Zeitpunkt abgebrochen werden, an dem die geforderte
Werkstückqualität nach Form, Maß und Oberfläche erreicht ist. Der Bearbeitungsprozeß soll
in seinem Verlauf und Ergebnis automatisch dokumentierbar sein, so daß kein zusätzlicher
Nachweis der Bearbeitungsqualität auf externen Prüfeinrichtungen erforderlich ist. Ferner soll
der Bearbeitungsvorgang auf der Grundlage eines Prozeßmodells geregelt werden. Über das
Prozeßmodell werden die Vorgabewerte für das Regelsystem, unter Berücksichtigung der für
die Bearbeitung entscheidenden Parameter wie z. B. Werkstoff, Werkstoffhärte,
Formabweichung, Andruck und Abtrag, ermittelt.
Eine Feinbearbeitungsvorrichtung nach dem Prinzip des beschriebenen Verfahrens besteht aus
einer Einspannvorrichtung zur Lagerung des Werkstückes, einem oder mehreren Meßköpfen,
einem oder mehreren Bearbeitungsköpfen, einer Einrichtung zur Führung der Bearbeitungs-,
bzw. Meßköpfe, einer Datenverarbeitungseinheit und einer Regelungseinheit. Der Meß- und
der Bearbeitungskopf können zu einer Baueinheit zusammengefaßt sein.
Der Bearbeitungskopf und der Meßkopf werden entlang einer vorgegebenen Führungsbahn,
relativ zum in der Einspannvorrichtung fixierten Werkstückes, geführt. Dabei besitzen die auf
dem Meß/ Bearbeitungskopf angebrachten Kontaktelemente Verbindung zur Oberfläche des
Werkstückes. Durch den geschlossenen Kraftfluß vom Kontaktelement über das Werkstück
zurück zum Kontaktelement wird eine von Maschinenungenauigkeiten unabhängige Messung
und Bearbeitung des Werkstückes gewährleistet. Der Meßkopf ermittelt während der
Bewegung die Maß-/Formabweichung. Diese Meßwerte werden an die
Datenverarbeitungseinheit übermittelt. In der Datenverarbeitungseinheit werden aus diesen
Werten segmentweise oder kontinuierlich die Form- und Lageabweichungen der Oberfläche
des zu bearbeitenden Werkstückes ermittelt. Diese Ist-Werte werden mit den eingespeicherten
Soll-Werten des Werkstücksegmentes verglichen. Befinden sich die Kontaktelemente des
Bearbeitungskopfes an dem entsprechendem Werkstücksegment, der zu bearbeitenden
Oberfläche, wird ein Signal von der Regeleinheit an den Bearbeitungskopf gesendet. In dem
Bearbeitungskopf befinden sich Stellglieder. Diese werden über die Auswirkungen des
Signals in ihrer Ausdehnung beeinflußt. Die Anpresskraft wird dabei ermittelt. Innerhalb der
Regeleinheit besteht eine genau definierte Beziehung zwischen der, durch die Ausdehnung
des Ausdehnelemente erzeugten, Anpreßkraft und der Abweichung der Werkstückform von
der Soll-Geometrie. Ist in einzelnen Sektoren Materialabtrag erforderlich, wird ein Signal
erzeugt, welches eine Wegzustellung bewirkt. Die Wegzustellung kann dabei durch eine
Bewegung des Werkzeugträgers oder durch eine Bewegung des Werkstückes oder durch eine
Kombination dieser Bewegungen erfolgen. Durch die Zustellung erhöht sich die Anpreßkraft
oder die Position des auf dem Bearbeitungskopf angebrachten Kontaktelementes, das eine
punkt-, eine linienförmige oder eine flächenhafte Kontaktstelle zu dem zu bearbeitendem
Werkstück aufweist. Der Materialabtrag wird in diesem Falle erhöht. Ist in einem anderem
Segment der Werkstückoberfläche der Soll-Wert bereits erreicht, wird die Anpreßkraft bzw.
der Zustellweg entsprechend den Vorgaben reduziert.
Ein konkretes Ausführungsbeispiel liefert die folgende Beschreibung, einer in den
Zeichnungen schematisch dargestellten formgeregelten Feinstbearbeitungseinrichtung.
Es zeigt:
Fig. 1 eine perspektivische Ansicht einer teilweise schematisierten Darstellung einer auf
dem erfindungsgemäßen Verfahren basierenden Feinstbearbeitungsvorrichtung mit der
zugehörigen Regeleinrichtung.
Fig. 2 ein Prozeßmodell, das als theoretische Basis zur Ermittlung der Vorgabewerte für
den erfindungsgemäßen Regelungs- und Bearbeitungsprozeß, verwendet werden kann.
Der Werkzeugträger (1) der Feinstbearbeitungsvorrichtung ist mittels einer Halterung (2) mit
dem Grundgestell der Feinstbearbeitungsmaschine verbunden.
Der Werkzeugträger (1) weist Vorrichtungen auf, an dem zum einem ein Schleifkörper (3)
zum anderem ein abstützendes Gegenlager (4) angebracht sind.
Der Werkzeugträger (1) ist weiterhin mit einer einer Meßeinrichtung versehen. Diese besteht
aus einem Feintaster (5) oder einem anderen Feinmeßsystem und Abstützelementen (6).
Gemäß dieser symmetrischen oder asymmetrischen Anordnung erhalten Werkstücke,
beispielsweise Kurbelwellen, auf ihrer zylindrischen Mantelfläche ihre endgültigen Maße
nach Form und Lage.
In der dargestellten Ausführung der Feinstbearbeitungsmaschine erfolgt eine konstante
Rotation, der in einem Spannfutter (7) eingespannten Welle (8) um ihre Längsachse. Während
dieser Zeit ermittelt der Feintaster (5) Differenzen in der Werkstückgeometrie. Dabei stellt die
Anordnung der Abstützelemente (6) sicher, daß Ungenauigkeiten, die durch maschinenseitige
Einflüsse, wie etwa Lagertoleranzen oder Ungenauigkeiten der Fixierung des Spannfutters (7)
in ihrer Bedeutung ausgeschaltet oder zumindest erheblich reduziert werden. Die vom
Feintaster (5) registrierten Werte werden an eine Regeleinrichtung (9) übermittelt. In dieser
wird ermittelt, welche Differenzen zwischen Ist- und Sollwert des aktuell gemessenen
Segments bestehen. Erreicht das gemessene Segment in der Rotationsbewegung die
Kontaktfläche zu dem Bearbeitungselement, in diesem Falle den Schleifkörper (3), wird der
Anpreßdruck des Schleifkörpers (3) auf die zu bearbeitende Werkstückoberfläche
entsprechend der Abweichung variiert.
Claims (9)
1. Verfahren zur formgeregelten Feinstbearbeitung von Werkstücken mit dem Zweck der
Erzeugung eines nach Maß und/oder Form und/oder Oberfläche definierten
Endbearbeitungszustandes, dadurch gekennzeichnet, daß ein Regelmechanismus die Kraft
und/oder die Wegzustellung von spanabhebenden, auf einem Werkzeugträger angebrachten,
Bearbeitungselementen, in Abhängigkeit von der in-Prozeß ermittelten Maß-, Form und/oder
Lageabweichung der Werkstückgeometrie, während des Feinstbearbeitungsvorganges,
kontinuierlich regelt.
2. Verfahren zur formgeregelten Feinstbearbeitung nach Anspruch 1, das Verknüpfungen
zwischen Lage-, Maß und Formabweichungen des Werkstückes, Abtrag am Werkstück und
Anpreßdruck des Werkzeuges zur Regelung des Bearbeitungsprozesses nutzt, dadurch
gekennzeichnet, daß, ein vorbestimmtes oder während der Bearbeitung ermitteltes
Prozeßmodell oder die Kombination eines vorbestimmten mit einem während der Bearbeitung
ermittelten Prozeßmodells Grundlage der Regelung des Bearbeitungsvorganges ist.
3. Verfahren zur formgeregelten Feinstbearbeitung nach einem oder mehreren der
vorgenannten Ansprüche mit dem die Bearbeitung des Werkstückes gleichzeitig an mehreren
Stationen erfolgt, dadurch gekennzeichnet, daß an Stationen gleicher oder unterschiedlicher
Bearbeitungsverfahren unterschiedliche Prozeßmodelle zur Regelung des
Bearbeitungsprozesses verwendet werden.
4. Verfahren zur formgeregelten Feinstbearbeitung nach einem oder mehreren der
vorgenannten Ansprüche, das unabhängig von Rundlauf, Exzentrität und Lagerrundheit sowie
steifigkeitsunabhängig von der Maschine ist, dadurch gekennzeichnet, daß sich ein Meß- und
Bearbeitungssystem zur in-Prozeß Formmessung und zur Materialbearbeitung auf mehreren
Punkten des Werkstückes abstützt.
5. Vorrichtung zur formgeregelten Feinstbearbeitung nach dem Verfahren eines oder mehrerer
der vorgenannten Ansprüche, die eine Einspannvorrichtung zur Lagerung des Werkstückes,
einen oder mehrere Meßköpfe, einen oder mehrere Bearbeitungsköpfe, eine oder mehrere
Einrichtung(en) zur Führung der Bearbeitungseinheit(en) bzw. des (der) Meßköpfe(s), eine
Datenverarbeitungseinheit und eine Regelungseinheit aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß
eine bewegliche Halterung zwischen Einrichtung zur Führung des Werkzeugträgers, der Meß-
und/oder Bearbeitungselemente sowie ein oder mehrere Abstützelement(e) aufweist, existiert.
6. Vorrichtung zur formgeregelten Feinstbearbeitung rotationssymmetrischer Werkstücke
nach dem Verfahren und/oder der Vorrichtung eines oder mehrerer der vorgenannten
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Relativbewegung von Werkstück zu
Bearbeitungselement eine Rotationsbewegung ist.
7. Vorrichtung zur formgeregelten Feinstbearbeitung nach dem Verfahren und/oder der
Vorrichtung eines oder mehrerer der vorgenannten Ansprüche mit der unterschiedliche Lagen,
Maße, Formen und Oberflächen des Werkstückes in axialer Richtung erzeugt werden können,
dadurch gekennzeichnet, daß eine zusätzliche Relativbewegung zwischen Werkstück und
Bearbeitungselement in axialer Richtung erfolgt.
8. Vorrichtung zur formgeregelten Feinstbearbeitung nach dem Verfahren und/oder der
Vorrichtung eines oder mehrerer der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß,
die Zustellung und/oder die Anpreßkraft des Bearbeitungselements durch den elektrischen
Impuls an einen Piezoaktor geregelt wird.
9. Vorrichtung zur formgeregelten Feinstbearbeitung nach dem Verfahren eines oder mehrerer
der Ansprüche 1, 2, 3 und/oder der Vorrichtung eines oder mehrerer der Ansprüche 4, 5, 6
dadurch gekennzeichnet, daß, die Zustellung und/oder die Anpreßkraft des
Bearbeitungselements durch eine elektrische, pneumatische oder hydraulische Zustelleinheit
erfolgt.
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