Die Erfindung betrifft ein Formwerkzeug gemäß Oberbegriff des Anspruchs 1 und
ein Verfahren gemäß Oberbegriff des Anspruchs 18.
Bei der Herstellung von Formteilen als Automobil-Ausstattungsteile wie Türver
kleidungen, Säulenverkleidungen, Hutablagen, Handschuhfächer, Lenksäulen
verkleidungen, Fahrzeughimmel, Sonnenblenden, Kartentaschen und dgl., insbe
sondere beim Hinterspritzen oder Formprägen textiler Oberwaren oder Folien mit
einer Kunststoff-Formmasse treten u. a. wegen einer oftmals starken Konturierung
der Formteile unerwünscht Falten auf, wenn die Dekormaterialschicht in die
Formteilkontur gezogen wird. Diese Falten sind später an der Oberfläche sichtbar
und führen zu einem hohen Ausschußanteil.
Durch Vorbenutzung in der Praxis ist es bekannt, die Dekormaterialschicht ent
weder nach der Ablage der Formmasse auf einem Formkern zu legen oder durch
Dekorklammern oder Klebestellen an der Matrize zu fixieren. Dadurch wird das
Dekor nicht formschlüssig positioniert, sondern nur partiell gesichert, wobei beim
anschließenden Formvorgang ein völlig undefiniertes Schlupfen der Dekormate
rialschicht in die Formteilkontur stattfindet. Da der Schlupf nicht exakt reprodu
zierbar, sondern individuell ist, muß der Zuschnitt der Dekormaterialschicht über
proportional groß sein, um Ausschuß so weit wie möglich vorzubeugen. Ferner
hat die Dekormaterialschicht, wenn sie lose auf die heiße Kunststoff-Formmasse
gelegt wird, mit dieser bis zum Schließen des Formwerkzeugs ggfs. zu lange
Kontakt, worunter das Aussehen und der Griff des Formteils leiden.
Aus EP 0 480 153 B1 ist es bekannt, in das Formwerkzeug einen Schlupfspann
rahmen zu integrieren, dessen unterer Rahmenteil durch Steuereinrichtungen re
lativ zum Formwerkzeug beweglich und dessen oberere Rahmenteil in einer
Werkzeughälfte angeordnet sind. Der Schlupfspannrahmen wird durch den
Schließdruck des Formwerkzeuges geschlossen, spannt die Dekormaterialschicht
randseitig ein und erlaubt ihr ein Schlupfen während des Formvorganges. Eine si
chere Positionierung der Dekormaterialschicht vor dem Schließen des Formwerk
zeugs ist schwierig zu erreichen. Gleichförmige und definierte Schlupfverhältnisse
sind wegen der Abhängigkeit von der Formschließkraft und einer spezifisch ho
hen Flächenpressung im Schlupfspannrahmen schwierig zu erzielen.
Bei einem aus EP-0 333 198 A2 bekannten Formwerkzeug wird die Dekormateri
alschicht lose auf die in der Form befindliche Formmasse aufgelegt, gegebenen
falls durch randseitige Sicherungsstifte positioniert, und zwischen zueinanderpas
senden Klemmflächen eingeklemmt. Der Formprozeß wird bei noch nicht voll
ständig geschlossenem Formwerkzeug begonnen, wobei der Schließvorgang
kurzzeitig unterbrochen wird und nachfolgend mit langsamer Geschwindigkeit
abläuft, um die zugeführte Kunstharzschmelze kontrolliert seitlich zu verteilen und
eine konzentrierte thermische Belastung der Dekormaterialschicht im Bereich der
Schmelzezufuhr zu vermeiden.
Bei einem aus US-A-4 216 184 bekannten Verfahren werden die Werkzeughälften
in horizontaler Richtung ineinandergefügt. Zuvor hängt die Dekormaterialschicht
frei zwischen den Werkzeughälften. Eine oberhalb der Werkzeughälften ange
ordnete Klammer hält die Dekormaterialschicht fest, während eine unterhalb der
Werkzeughälften das freie Ende der Dekormaterialschicht ergreifende weitere,
nach unten belastete Klammer die Dekormaterialschicht streckt. Die Streckkraft
wird beim nachfolgenden Formvorgang stufenweise verändert. Ein Schlupfen der
Dekormaterialschicht in den Klammern ist ausgeschlossen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Formwerkzeug der eingangs ge
nannten Art zu schaffen und ein Verfahren zum Herstellen von Formteilen in ei
nem solchen Formwerkzeug anzugeben, mit denen mit geringer Ausschußquote
qualitativ hochwertige Formteile ohne Falten herstellbar sind. Das Verfahren soll
einen automatischen Ablauf und die Verwendung knapp bemessener Zuschnitte
ohne unnötige Vergeudung von Dekormaterial ermöglichen, den Einlegevorgang
vereinfachen und auch stark konkave Formteilformen mit Softtouch ohne Falten in
den Flankenbereichen herstellen lassen.
Die gestellte Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den Merkmalen des Anspruchs 1
und des Verfahrensanspruchs 18 gelöst.
Die Dekormaterialschicht wird bereits vor dem Schließen des Formwerkzeuges
positioniert und, zweckmäßigerweise, mit einer vorbestimmten Klemmkraft mittels
der Kraftspeicher festgehalten. Da die jeweils eingestellte Klemmspaltweite auf
die Dicke der Dekormaterialschicht abgestimmt ist, können im Klemmspalt keine
Überlappungen in den Dekormaterialschicht-Randbereichen und dadurch beim
durch das endgültige Schließen des Formwerkzeuges auftretenden Schlupfen der
Dekormaterialschicht auch keine Falten auftreten, die später auf der Oberfläche
des Formteils sichtbar wären. Durch das voreilende Festhalten der Dekormateri
alschicht läßt sich auch ein gegebenenfalls schädlicher frühzeitiger Kontakt zwi
schen der Dekormaterialschicht und der Formmasse vermeiden, wodurch im ferti
gen Formteil eine hervorragende Oberflächenqualität erzielbar ist. Die Dekorma
terialschicht schlupft auf definierte Weise, wobei das Schlupfen reproduzierbar
ist. Diese beiden Voraussetzungen ermöglichen eine knappe Zuschnittsgröße, mit
der so wenig Dekormaterial wie möglich vergeudet wird. Die Ausschußquote wird
extrem minimiert. Der Einlegevorgang der Dekormaterialschicht ist vereinfacht
und läßt sich automatisch durchführen. Die Dekormaterialschicht wird während
der gesamten Schließbewegung des Formwerkzeugs mittelbar durch die Kraft
speicher positioniert und verfahrensgemäß mit kontrolliertem Schlupf schlupfen
gelassen, so daß sie zu keiner Zeit sich selbst überlassen bleibt. Die Kraftspei
cher haben nur die Aufgabe, ein Halteelement der Schlupfspannrichtung gegen
eine Werkzeughälfte, z. B. das Oberwerkzeug, zu drücken.
Gemäß Anspruch 2 läßt sich mittels der wahlweise betätigbaren Abdrückvorrich
tung, beispielsweise bei stark konturierten oder konkaven Formteilgeometrien,
und gegebenenfalls sogar bei einer mit einem Schaumrücken versehenen De
kormaterialschicht, gute Formteilqualität im Randbereich des Formteils erzielen,
indem kurz vor der endgültigen Ausformung der Klemmspalt geöffnet und die De
kormaterialschicht zum freien Schlupfen freigegeben wird.
Gemäß Anspruch 3 wird auf baulich einfache Weise die Dekormaterialschicht
während des Schließvorgangs des Formwerkzeuges nicht nur positioniert, son
dern nachfolgend nur in exakt vorherbestimmbarer bzw. kontrollierter Weise
schlupfen gelassen, wodurch Falten vermieden werden. Jeder Distanzhalter gibt
die Klemmspaltweite und ggfs. die Klemmkraft vor, die durch die Kraftspeicher
gehalten werden. Die Distanzhalter sind feste Körper und auf die Dicke der
Deckmaterialschicht abgestimmt.
Gemäß Anspruch 4 überwindet das Abdrückelement die vom Kraftspeicher oder
den Kraftspeichern erzeugte Kraft zu einem exakt vorherbestimmbaren Zeitpunkt,
beispielsweise um das dann zur Ausbildung des Formteils im Randbereich gege
benenfalls nachteilige kontrollierte Schlupfen aufzuheben und die Dekormaterial
schicht frei schlupfen zu lassen. Dies kann bei stark konturierten Formteilen oder
konkaven Formteilgeometrien dann zweckmäßig sein, wenn sich die Formmasse
dem Randbereich des Formteils nähert und dabei unter einer zu hohen Schlupf
spannung Falten oder Dekorverzugserscheinungen auftreten könnten. Die Gefahr
einer zu starken Verstreckung der Dekormaterialschicht im Randbereich gegen
Ende des Formvorgangs läßt sich durch das Abdrückelement, zweckmäßigerwei
se kurz vor dem endgültigen Schließen des Formwerkzeugs, beseitigen. Bis dahin
hat die Formmasse die Dekormaterialschicht im im Hinblick auf Falten kritischen
Konkavbereich des Formteils bereits ausreichend stabilisiert, so daß in der End
phase der Formung unter der Lösewirkung des Abdrückelements keine Falten
mehr auftreten. Zweckmäßig sind mehrere Abdrückelemente vorgesehen, die
vorteilhaft gemeinsam wirken können.
Gemäß Anspruch 5 ist das Halteelement ein Halterahmen oder eine Halteplatte,
abhängig davon wie die Werkzeughälften gestaltet sind. Mehrere Kraftspeicher
gewährleisten eine gleichmäßige Klemmkraft entlang der festgeklemmten Rand
bereiche der Dekormaterialschicht.
Gemäß Anspruch 6 werden die Reaktionskräfte der Kraftspeicher günstig in der
anderen Werkzeughälfte aufgenommen.
Gemäß Anspruch 7 läßt sich in Abhängigkeit von der Kraft der Kraftspeicher die
Klemmkraft bzw. die Klemmspaltweite mittels des Distanzhalters auf die jeweilige
Dekormaterialschicht abstimmen.
Gemäß Anspruch 8 wird verhindert, daß der Distanzhalter die Dekormaterial
schicht festklemmt und am Schlupfen hindert.
Gemäß Anspruch 9 arbeitet die Halteplatte direkt mit der einen Werkzeughälfte
zusammen, so daß das Formwerkzeug nur wenige Einzelteile aufweist.
Gemäß Anspruch 10 kann die Klemmspaltweite im Inneren des Formwerkzeugs
verschieden sein von der Klemmspaltweite in den Randbereichen des Formwerk
zeuges, um das Schlupfverhalten lokal unterschiedlich festzulegen und darauf
abzustimmen, wo formbedingt die stärkste Gefahr einer Faltenbildung auftritt.
Gemäß Anspruch 11 sind für jeden Randbereich der Dekormaterialschicht zwei
kooperierende Halteelemente vorgesehen, deren jedes durch Kraftspeicher zum
anderen hin beaufschlagt wird. Die Dekormaterialschicht wird unabhängig von der
Stellung der Werkzeughälften mittels der beiden Halteelemente voreilend zum
Schließen des Formwerkzeuges positioniert und kann dann nur mehr kontrolliert
schlupfen.
Gemäß Anspruch 12 wird durch die unterschiedliche Stärke der Kraftspeicher si
chergestellt, daß zwar die vorbestimmte Klemmspaltweite für das kontrollierte
Schlupfen eingehalten, die Dekormaterialschicht beim Schließen der Form jedoch
so lange wie möglich ohne Kontakt mit der heißen Formmasse bleibt.
Gemäß Anspruch 13 ergibt sich eine hohe Betriebssicherheit mit Federn oder
Gasdruck-Zylindern als Kraftspeicher.
Gemäß Anspruch 14 lassen sich die Abdrückkraft, der Verlauf der Abdrückbewe
gung und der Hub beim Abdrücken feinfühlig und exakt steuern. Hydraulikzylinder
können auch relativ hohe Kräfte sehr rasch aufbauen. Jeder Hydraulikzylinder
kann zwischen den beiden Halteelementen wirken oder sich beim Abdrücken nur
eines Halteelementes an einer Werkzeughälfte abstützen.
Gemäß Anspruch 15 sind die Klemmspaltweite und ggfs. die Klemmkraft über die
Spaltlänge gleichmäßig einstellbar.
Gemäß Anspruch 16 wird durch das Spiel bzw. den Abstand sichergestellt, daß
zu keiner Zeit beim Schließen des Formwerkzeuges die durch die Kraftspeicher
vorherbestimmte Klemmkraft überschritten wird.
Gemäß Anspruch 17 wird ein gegebenenfalls schädlicher Kontakt zwischen der
positionierten Dekormaterialschicht und der heißen Formmasse zumindest vor der
und über die anfängliche Schließbewegung der Werkzeughälften vermieden.
Mit der Verfahrensvariante gemäß Anspruch 19 wird die Gefahr der Faltenbildung
insbesondere bei stark konturierter oder konkaver Formteilgeometrie dadurch
eliminiert, daß zunächst die Dekormaterialschicht kontrolliert schlupft und erst in
der Endphase des Formvorgangs, in der die Randbereiche des Formteils gebildet
werden, die Streckung im Randbereich der dann bereits in erheblichem Ausmaß
durch die Formmasse stabilisierten Dekormaterialschicht aufgehoben wird.
Gemäß Anspruch 20 wird ein gegebenenfalls schädlicher Kontakt der Dekorma
terialschicht mit der Formmasse solange wie möglich hinausgeschoben, um eine
gute Oberflächenqualität des Formteils (Griff bei einer Softtouch-Struktur) zu er
zielen.
Anhand der Zeichnung werden Ausführungsformen des Erfindungsgegenstandes
erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 einen schematischen Querschnitt eines noch geöffneten Formwerk
zeugs bei der Herstellung eines Formteils,
Fig. 2 das Formwerkzeug von Fig. 1 in geschlossenem Zustand,
Fig. 3 eine andere Ausführungsform eines Formwerkzeugs mit ausgeprägter
konkaver Formteilgeometrie in noch geöffnetem Zustand, schematisch
und ohne Darstellung der Formteilkomponenten,
Fig. 4 das Formwerkzeug von Fig. 3 weitgehend geschlossen und während
des Formvorgangs, und
Fig. 5 das Formwerkzeug von Fig. 3 gegen Ende des Formvorgangs.
In den Fig. 1 und 2 ist ein Formwerkzeug F erkennbar, das eine obere Werkzeug
hälfte 1 mit Formvertiefungen 4 und einer Unterseite 7 sowie eine untere Werkzeug
hälfte 2 (Grundplatte) mit Kernen 3, 3' aufweist, die in die Formvertiefungen 4 pas
sen. Zwischen den Werkzeughälften 1 und 2 ist eine Schlupfspanneinrichtung (S)
mit wenigstens einem Halteelement 5, z. B. mit der Form einer Halteplatte bzw. einer
Stoffhalteplatte, vorgesehen. Das Halteelement 5 besitzt eine Oberseite 6 und den
Durchtritt der Kerne 3, 3' gestattende Aussparungen und ist auf Kraftspeichern 9
abgestützt, zweckmäßigerweise Gasdruckzylindern, die in der Werkzeughälfte 2
sitzen. Die Kraftspeicher 9 wirken mit vorbestimmter Hebekraft auf das Halteelement 5
ein. Es wäre denkbar, bei einer alternativen Ausführungsform die Gasspeicher 9 in
der oberen Werkzeughälfte 1 abzustützen.
Am Halteelement 5, zweckmäßigerweise auf dessen Oberseite 6, sind Distanzhalter
8 (in Form von Leisten, einzelnen Blöcken oder festen Körpern) angeordnet, die zur
Zusammenarbeit mit der Unterseite 7 der Werkzeughälfte 1 bestimmt und auf die
Dicke der zu verarbeitenden Dekormaterialschicht D abgestimmt sind, um (Fig. 2)
einen Klemmspalt K mit vorbestimmter Klemmspaltweite bzw. ggfs. auch mit vorbe
stimmter Klemmkraft einzustellen, sobald die Werkzeughälften 1, 2 weiter einander
angenähert sind als in Fig. 1, und bis die endgültige Schließstellung des Formwerk
zeugs F erreicht ist.
Auf die Oberseite 6 des Halteelements 5 ist eine Dekormaterialschicht D aufgelegt,
deren Ränder 17 sich zweckmäßig innerhalb der Distanzhalter 8 befinden und die in
der Mitte eine Aussparung 10 aufweist. Die Dekormaterialschicht ist beispielsweise
eine textile Oberware oder eine Folie. Auf die Kerne 3, 3' ist bereits eine Kunststoff-
Formmasse M aufgebracht, die im späteren Formteil einen Träger T für die Dekor
materialschicht D bilden und sich mit ihr verbinden soll.
Das Halteelement 5 wird durch die Kraftspeicher 9 so hoch über den Kernen 3, 3'
gehalten, daß die Dekormaterialschicht D in Fig. 1, d. h. vor dem Schließen des
Formwerkzeugs F, keinen Kontakt mit der Formmasse M hat.
Beim Schließen des Formwerkzeugs F legt sich die Unterseite 7 der Werkzeughälfte
1 zunächst auf die Distanzhalter 8 auf, so daß der in Fig. 2 gezeigte Klemmspalt
entsteht, in dem die äußeren Randbereiche der Dekormaterialschicht D, vorzugs
weise mit vorbestimmter Klemmkraft festgehalten werden. Gegebenenfalls ist auch
innerhalb der Kerne 3, 3' die gleiche Klemmwirkung für die inneren Randbereiche
der Dekormaterialschicht D gegeben. Es ist jedoch denkbar, im Innenbereich eine
andere Klemmspaltweite zu wählen.
Beim weiteren Absenken der oberen Werkzeughälfte 1 (bzw. Anheben der unteren
Werkzeughälfte 2) kommt die Formmasse M mit der Dekormaterialschicht D in Kon
takt und wird die Dekormaterialschicht D unter kontrolliertem Schlupfen im Klemm
spalt K über die in die Formvertiefungen 4 eindringenden Kerne 3, 3' gelegt, wobei
sich die Formmasse M in die Gestalt des Trägers T des Formteils verformt und mit
der Dekormaterialschicht D verbindet. Zumindest der äußere Randbereich der De
kormaterialschicht D schlupft in kontrollierter Weise, bis schließlich das Formwerk
zeug F seine endgültige Schließstellung erreicht hat. In der endgültigen Schließstel
lung hält das Halteelement 5 einen Abstand X zur unteren Formwerkzeughälfte 2
(Grundplatte 1) ein, so daß nur die Kraftspeicher 9 nach wie vor das Halteelement 5
gegen die Werkzeughälfte 1 drücken. Beim kontrollierten Schlupfen kann die De
kormaterialschicht keine Falten bilden, weil während der gesamten Schließbewe
gung des Formwerkzeugs die Kraftspeicher 9 das kontrollierte Schlupfen überwa
chen und Überlappungen der Dekormaterialschicht im Klemmspalt ausschließen.
Bei konkaver Formteilgeometrie bzw. konkaven Formteilen und einer Dekormaterial
schicht D mit einem Schaumrücken kann infolge des kompressiblen Schaumrückens
ein weiterer zu einer Faltenbildung führender Effekt auftreten, der mit dem Form
werkzeug in den Fig. 3 bis 5 unterbindbar ist. Bei der Füllung des Formhohlraums
durch Fließen der Formmasse (Schmelze) wird unter dem Schmelzedruck der
Schaumrücken (nicht gezeigt) zunächst zusammengedrückt. Könnte die Dekormate
rialschicht unter dieser Kompression des Schaumrückens ungehindert schlupfen,
entstünde ein Überschuß der Dekormaterialschicht (Oberware) an den Flanken der
konkaven Formteilflächen. Da sich beim späteren Entformen des Formteils der
Schaumrücken aufgrund seiner Elastizität rückverformt, würde der Überschuß der
Dekormaterialschicht an den konkaven Flanken Falten bilden. Die Entstehung dieser
Falten läßt sich vermeiden, indem die Dekormaterialschicht im Klemmspalt nur in
kontrollierter Weise schlupfen gelassen wird, so daß beim Eintauchen des Kerns 3'
in den Kern 3 auf die Dekormaterialschicht eine Vorspannung ausgeübt und diese
Vorspannung aufrechterhalten wird. Beim Entformen des Formteils und Entlasten
des Schaumrückens kann sich dann die Dekormaterialschicht D entspannen, wo
durch die vorerwähnte Faltenbildung vermieden wird. Infolge des kontrollierten
Schlupfens der Dekormaterialschicht unter dem Einfluß der Kraftspeicher 9 wäre
jedoch überhaupt kein freies Schlupfen der Dekormaterialschicht D in den Randbe
reichen des Formteils mehr möglich. Ein solcher weitgehend freier Schlupf ab einem
bestimmten Zeitpunkt des Verfahrensablaufes wäre jedoch ausschlaggebend für
eine gute Formteilqualität im Randbereich. Aus diesem Grund wird erfindungsgemäß
der Klemmspalt, der über eine große Zeitperiode des Formvorganges das kontrol
lierte Schlupfen und Vorspannen der Dekormaterialschicht D sicherstellt, geöffnet,
ehe die Formmasse bzw. Schmelze den kritischen Randbereich erreicht. Für diesen
Verfahrensablauf dienen die in den Fig. 3 bis 5 gezeigten Abdrückelemente Z, die
kurz vor dem endgültigen Schließen des Formwerkzeugs den Klemmspalt vergrö
ßern oder so weit öffnen, daß die Dekormaterialschicht frei schlupfen kann.
In den Fig. 3 bis 5 ist an der oberen Werkzeughälfte 1 der durchgehend ausgebilde
te Kern 3' angebracht, der nahe den Außenrändern konkave Bereiche und dazwi
schen einen konvexen Bereich aufweist. Außerhalb des Kernes 3' sind an der Werk
zeughälfte 1 Halteelemente 12 durch Kraftspeicher 13 (Druckfedern) relativ zur
Werkzeughälfte 1 in Schließrichtung beweglich gehalten. Die Halteelemente 12
können gemeinsam einen Halterahmen bzw. eine Halteplatte bilden, oder getrennte
leistenförmige Elemente sein, die bei geöffnetem Formwerkzeug (Fig. 3) mit ihren
Unterseiten 7' bis über die Kontur des Kerns 3' vorstehen.
Die untere Werkzeughälfte 2 trägt den Kern 3, der konvexe Randbereiche und da
zwischen einen konkaven Abschnitt aufweist und außenseitig in Tauchrändern 11
endet. Außerhalb des Kerns 3 sind, auf die Halteelemente 12 ausgerichtet, Haltee
lemente 5 vorgesehen, die entweder gemeinsam einen Halterahmen oder eine Hal
teplatte bilden, oder individuelle Leisten sind. Die Halteelemente 5 sind durch
Kraftspeicher 9 (Gasdruckzylinder) abgestützt, die in der Werkzeughälfte 2 sitzen
und die Halteelemente 5 in Fig. 3 nach oben beaufschlagen, derart, daß die Ober
seiten 6 der Halteelemente 5 annährend mit der Kontur des Kerns 3 fluchten oder
sogar oberhalb derselben liegen. An den oberen und/oder unteren Halteelementen 5, 12
sind die Distanzhalter 8 in Form von Leisten oder Blöcken angeordnet,
zweckmäßigerweise mit einer Höhe Y. Ferner sind in den Halteelementen 5
und/oder Andrückvorrichtungen A vorgesehen, beispielsweise in Form von Hydrau
likzylindern Z mit ausfahrbaren Abdrückstößeln 16. Die Hydraulikzylinder Z können
so angeordnet sein, daß sich die Abdrückstößel 16 knapp innerhalb der Distanzhal
ter 8 befinden. Es ist denkbar, die Abdrückstößel 16 alternativ durch die Distanzhal
ter 8 hindurch zu führen.
Beim Annähern der Werkzeughälften 1, 2 wird zwischen den Unterseiten 7' und den
Oberseiten 6 der Halteelemente 12, 5 der Klemmspalt K gebildet, dessen Klemm
spaltweite u durch die Distanzhalter 8 festgelegt ist, und zwar im Hinblick auf einen
kontrollierten Schlupf der eingeklemmten Randbereiche der Dekormaterialschicht
(nicht gezeigt). Dabei wird die Dekormaterialschicht positioniert so daß sie mit der
im Kern 3 abgelegten Formmasse (nicht gezeigt) zunächst noch nicht in Kontakt
kommt.
Beim weiteren Fügen der Kerne 3, 3' werden die Randbereiche der Dekormaterial
schicht um Klemmspalt K und über die Tauchkanten 11 mit kontrolliertem Schlupf
schlupfen gelassen, wobei die Dekormaterialschicht im Formhohlraum unter Vor
spannung bleibt. Die Werkzeughälften 1, 2 werden so weit gefügt, daß die Haltee
lemente 5 zur Werkzeughälfte 2 einen Abstand X einhalten und nur die Kraftspei
cher 9 den Klemmspalt K bestimmen. Gegen Ende des Formvorgangs, gegebenen
falls kurz vor dem vollständigen Schließen des Formwerkzeugs F, und sobald sich
die verdrängte Formmasse im Formhohlraum den Tauchkanten 11 nähert und die
Randbereiche des Formteils auszubilden beginnt, werden die bis dahin eingefahre
nen Abdrückstößel 16 ausgefahren (Fig. 5), um den Klemmspalt Kauf ein Maß V zu
öffnen und es so der Dekormaterialschicht zu gestatten, dann frei zu schlupfen. Bei
spielsweise werden die Halteelemente 5 gemäß Fig. 3 so weit nach unten verlagert,
bis ihre Unterseiten 14 auf Gegenflächen 15 der Werkzeughälfte 2 aufsitzen. Die
Kraftspeicher 13 der Halteelemente 12 sind schwächer als die Kraftspeicher 9, so
daß zuvor bereits die Halteelemente 12 definierte Endlagen an der Werkzeughälfte
1 erreicht haben.
Nach Abschluß des Formvorgangs wird das Formwerkzeug F wieder geöffnet, wobei
die einzelnen Komponenten in die in Fig. 3 gezeigten Positionen zurückkehren und
ggfs. die Halteelemente 12 und/oder 5 den fertigen Formteil ausheben.