DE19728628A1 - Verfahren zur Herstellung von Polyalkyl(meth)acrylaten - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Polyalkyl(meth)acrylatenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
von Homo-, Co- oder Blockcopolymeren durch anionische Polymeri
sation von Acrylaten und/oder Methacrylaten in Gegenwart einer
Initiatorzusammensetzung enthaltend
- A) eine alkaliorganische Verbindung, ein Alkalialkoxid oder ein Alkaliamid,
- B) eine organische Aluminiumverbindung und
- C) als einen das Alkalikation komplexierenden Zusatz ein Alkali- oder Erdalkalisalz.
Darüberhinaus betrifft die vorliegende Erfindung die Initiator
zusammensetzung sowie ein Verfahren zur Herstellung der
Initiatorzusammensetzung und deren Verwendung.
Die anionische und koordinative Polymerisation von (Meth)acryl
säureestern gestaltet sich aufgrund der mit der Carbonylgruppe
verbundenen Nebenreaktionen, wie Übertragungs- und Ketten
abbruchsreaktionen, schwierig, insbesondere hinsichtlich der
Kontrolle von Molekulargewicht, Molekulargewichtsverteilung und
Stereoregularität. Verschiedene Möglichkeiten zur kontrollierten
Polymerisation von (Meth)acrylsäureestern wurden in J.M.S. - Rev.
Makromol. Chem. Phys. C34 (2), 243-324 (1994) mit ihren Vor- und
Nachteilen zusammenfassend diskutiert.
So wird beispielsweise in EP-B-0 274 318 die anionische Polymeri
sation von Acrylatmonomeren mit einem Alkali- oder Erdalkalialkyl
als Initiator in Gegenwart von makrozyklischen Komplexbildnern
beschrieben. Das Verfahren wird in Tetrahydrofuran bei Tempera
turen von -78°C durchgeführt. Des weiteren wurden auch LiCl
(EP-A-0 408 420) bzw. Lithiumalkoholate als komplexierende Zu
sätze eingesetzt. Eine enge Molekulargewichtsverteilung wird aber
nur bei tiefen Temperaturen erreicht, was lange Polymerisations
zeiten und technisch aufwendige und teure Apparaturen verursacht.
Außerdem müssen bei der Verwendung von Tetrahydrofuran als
Lösungsmittel aufgrund der Peroxidbildung weitere Sicherheits
vorkehrungen getroffen werden.
Aus der EP-A-0 434 316 ist die Polymerisation von Methacrylaten
durch Alkalimetallalkyle in Gegenwart von organischen Aluminium
verbindungen mit sterisch anspruchsvollen Resten bekannt. Die
Reaktionszeiten sind aber selbst bei höheren Temperaturen noch im
Bereich von mehreren Stunden.
Ein weit verbreitetes Problem bei der anionischen Polymerisation
von Acrylaten in Gegenwart von Alkyllithium und Aluminiumalkyl
verbindungen ist die Gelbildung, insbesondere in unpolaren
Lösungsmitteln. Sie entsteht vermutlich dadurch, daß mehrere
Moleküle (Monomere oder schon gebildete Polymerketten) an das
Metallzentrum koordinieren. Dieses Phänomen führt dazu, daß sich
zum einen die Reaktionsmischung schlecht handhaben läßt, zum
anderen die Molekulargewichtsverteilung der Polyalkylacrylate
breit ist und häufig kein vollständiger Monomerenumsatz erreicht
wird.
Eine metallfreie Initiierung durch Ammoniumsalze von resonanz
stabilisierten Carbanionen ist aus EP-A-0 306 714 bekannt. Tetra
alkylammoniumsalze neigen aber in Gegenwart von starken Basen,
wie beispielsweise unkomplexierten Carbanionen zur Hoffmann-Eli
minierung, was zu Kettenabbrüchen führt.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es deshalb, eine neue
Starterzusammensetzung zu entwickeln, die eine gute Kontrolle
der Polymerisationsreaktion erlaubt. Insbesondere sollte ein Ver
fahren zur Verfügung gestellt werden, das auch bei höheren Tempe
raturen zu Produkten mit enger Molekulargewichtsverteilung führt.
Es ist somit eine Aufgabe, zu "lebenden" anionischen Polymer
ketten mit erhöhter Stabilität zu gelangen. Ferner sollten mög
lichst quantitative Umsätze erreicht und Blockcopolymere herge
stellt werden können. Außerdem sollte die Reaktionsgeschwindig
keit für technische Zwecke geeignet sein. Darüber hinaus war es
die Aufgabe, ein Verfahren zu finden, das weitgehend unempfind
lich gegen die in Monomeren und Lösungsmitteln technischer Quali
tät vorhandenen Verunreinigungen ist. Des weiteren sollte ein
Verfahren entwickelt werden, bei dem die Gelbildung vermieden
wird.
Demgemäß wurde ein Verfahren zur Herstellung von Homo-, Co- oder
Blockcopolymeren durch anionische Polymerisation von Acrylaten
und/oder Methacrylaten in Gegenwart einer Initiatorzusammen
setzung enthaltend
- A) eine alkaliorganische Verbindung, ein Alkalialkoxid oder ein Alkaliamid,
- B) eine organische Aluminiumverbindung und
- C) als einen das Alkalikation komplexierenden Zusatz ein Alkali- oder Erdalkalisalz gefunden.
Als Polyalkyl(meth)acrylate kommen sowohl Homopolymere als auch
Copolymere oder Blockcopolymere in Betracht. Beispielsweise
können aus Mischungen unterschiedlicher Alkylacrylate oder unter
schiedlicher Alkylmethacrylate oder Mischungen aus Alkylacrylaten
mit Alkylmethacrylaten Copolymere hergestellt werden. Block
copolymere können z. B. aus unterschiedlichen Alkylacrylaten oder
unterschiedlichen Alkylmethacrylaten oder aus Alkylacrylaten und
Alkylmethacrylaten erhalten werden. Nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren können sowohl Zweiblockcopolymere als auch Mehrblock
copolymere hergestellt werden. Dabei kann die Gewichtszusammen
setzung der Blöcke in weiten Grenzen variieren.
Unter geeignete Methacrylatmonomerbausteine fallen u. a. Alkyl
methacrylate mit 1 bis 20 C-Atomen, bevorzugt 1 bis 10, ins
besondere 1 bis 6 C-Atomen im Esterrest. Der Esterrest kann so
wohl linear als auch verzweigt sein. Ebenso kann der Esterrest
ein Cycloalkylrest sein. Bevorzugt ist er linear. Die Alkylmeth
acrylate können auch mit einem oder mehreren Halogenatomen sub
stituiert sein. Als Beispiele werden genannt: Methylmethacrylat,
Ethylmethacrylat, 2,2,2,-Trifluorethylmethacrylat, n-Propylmeth
acrylat, i-Propylmethacrylat, n-Butylmethacrylat, s-Butylmeth
acrylat, t-Butylmethacrylat, n-Pentylmethacrylat, i-Pentylmeth
acrylat, n-Hexylmethacrylat, 2-Ethylhexylmethacrylat, Cyclohexyl
methacrylat, n-Octylmethacrylat, n-Decylmethacrylat. Ebenso
können Methacrylate mit einer olefinisch ungesättigten Ester
einheit eingesetzt werden, wie Dihydrodicyclopentadienylmeth
acrylat, Allylmethacrylat oder solche mit aromatischen Ester
resten, wie Phenyl oder 2-Phenoxyethyl oder mit vinylaromatischen
Esterresten, wie 4-Vinylphenyl. Bevorzugt sind Methylmethacrylat,
2-Ethylhexylmethacrylat und Allylmethacrylat. Besonders bevorzugt
wird Methylmethacrylat verwendet. Des weiteren kommen auch Meth
acrylamide in Betracht. Geeignet sind zum Beispiel N,N-Dimethyl
methacrylamid, N,N-Diethylmethacrylamid, N,N-Diisopropylmeth
acrylamid und N,N-Di-n-butylmethacrylamid.
Geeignete Acrylatmonomerbausteine sind zum Beispiel C1- bis
C20-Alkylacrylate. Besonders bevorzugt werden C1- bis C10-, ins
besondere C1- bis C8-Alkylacrylate. Die Alkylreste können sowohl
linear als auch verzweigt sein oder einen Ring bilden. Beispiels
weise können Methylacrylat, Ethylacrylat, n-Propylacrylat,
i-Propylacrylat, n-Butylacrylat, i-Butylacrylat, t-Butylacrylat,
n-Pentylacrylat, i-Pentylacrylat, n-Hexylacrylat, 2-Ethylhexyl
acrylat, Cyclohexylacrylat, n-Octylacrylat, n-Decylacrylat einge
setzt werden. Des weiteren kommen Acrylate mit einer olefinisch
ungesättigten Estereinheit in Frage, wie Dihydrodicyclopenta
dienylacrylat, Allylacrylat oder solche mit aromatischen Gruppen,
wie Phenylacrylat oder 2-Phenoxyethylacrylat oder vinylaroma
tischen Gruppen, wie 4-Vinylphenyl. Des weiteren kommen auch
Acrylamide in Betracht. Geeignet sind zum Beispiel N,N-Dimethyl
acrylamid, N,N-Diethylacrylamid, N,N-Di-1-propylacrylamid und
N,N-Di-n-butylacrylamid.
Grundsätzlich können alle genannten Monomeren für die Her
stellung von Blockcopolymeren eingesetzt werden. Unter den
Blockcopolymerisaten sind solche bevorzugt, die aus Methylmeth
acrylat- und n-Butylacrylatblöcken, t-Butylacrylatblöcken,
t-Butylmethacrylat oder 2-Ethylhexylacrylatblöcken insbesondere
aus Methylmethacrylat und t-Butylmethacrylat aufgebaut sind.
Die Initiatorzusammensetzung kann z. B. eine alkaliorganische
Verbindung oder eine Mischung unterschiedlicher derartiger
alkaliorganischer Verbindungen enthalten. Als Alkalimetall sind
Lithium, Natrium oder Kalium bevorzugt. Die Wahl des Alkali
metalls beeinflußt unter anderem die Reaktionsgeschwindigkeit
der Polymerisationsreaktion, so daß sich die Wahl des Metalls
nach den umzusetzenden Monomeren und der gewünschten Reaktions
geschwindigkeit richtet. Im allgemeinen werden lithiumorganische
Verbindungen bevorzugt.
Bevorzugt verwendet man Alkyl- oder Alkylarylalkaliverbindungen.
Deren Alkylrest weist in der Regel 1 bis 10, bevorzugt 1 bis
6 C-Atome auf und kann linear, verzweigt oder cyclisch sein.
Der Alkylarylrest hat im allgemeinen 1 bis 10, bevorzugt 1 bis
6 C-Atome in der Alkylgruppe. Die Alkylgruppe ist auch durch
einen oder mehrere Arylreste substituiert. Als Arylrest kommen
sowohl monocyclische als auch polycyclische Arylreste in
Betracht, die in der Regel 6 bis 18 C-Atome haben. Bevorzugter
Arylrest ist ggf. substituiertes Phenyl. Alkylarylalkaliver
bindungen sind beispielsweise durch Umsetzen von Styrol oder
substituierten Styrolen wie α-Methylstyrol oder 1,1-Diphenylethen
oder kernalkylierten Styrolen mit einer Alkylalkaliverbindung,
beispielsweise n-Butyllithium, s-Butyllithium oder t-Butyllithium
zugänglich. Anstelle von Styrol oder dessen Derivaten können auch
Oligomere oder Polymere dieser Verbindungen verwendet werden.
Vertreter der Alkyl- oder Alkylarylalkaliverbindungen sind
beispielsweise n-Butyllithium, s-Butyllithium, t-Butyllithium,
Diphenylmethyllithium, Diphenylmethylnatrium, Diphenylmethyl
kalium, 1,1,4,4-Tetraphenylbutan-1,4-dilithium, 1,1,4,4-Tetra
phenylbutan-1,4-dinatrium, 1,1,4,4-Tetraphenylbutan-1,4-dikalium,
1-Phenylhexyllithium, 1,1-Diphenylhexyllithium, 3-Methyl-1-phenyl
pentyllithium, 1,3-Dimethyl-1-phenylpentyllithium oder
3-Methyl-1,1-diphenylpentyllithium.
Als spezielle alkaliorganische Verbindung kann die Initiator
zusammensetzung Alkaliesterenolat oder eine Mischung unter
schiedlicher derartiger Enolate enthalten.
Die Alkalienolate können getrennt hergestellt und als solche
eingesetzt werden.
Die Herstellung von Alkalienolaten ist an sich bekannt. Sie
lassen sich beispielsweise dadurch herstellen, daß ein Alkali
salz, eine Alkylalkaliverbindung oder ein Alkalimetall mit einem
Ester, der mindestens ein acides Proton am α-Kohlenstoffatom
aufweist, umgesetzt wird. Selbstverständlich können auch Diester
zu den erfindungsgemäß enthaltenen Alkaliesterenolaten umgesetzt
werden. Anschließend können die so erhaltenen Alkalienolate
isoliert und gereinigt werden.
Zur Herstellung der Alkalienolate sind Ester der allgemeinen
Formeln II oder III bevorzugt:
worin die Reste R1 bis R6 gleich oder verschieden voneinander sein
können und unabhängig voneinander einen C1- bis C10-Alkyl oder
C6- bis C18-Arylrest bedeuten. Die Reste R1, R2 und R5 können ferner
auch für Wasserstoff stehen. Die Alkylreste können sowohl linear
als auch verzweigt sein. Bevorzugte Ester II oder III enthalten
als Reste R3, R4 und R6 C1- bis C5-Alkylreste wie Methyl, Ethyl,
n-Propyl, i-Propyl, n-Butyl, i-Butyl oder t-Butyl, worunter
Methyl oder t-Butyl besonders bevorzugt sind. Die Reste R1, R2
und R5 sind bevorzugt C1- bis C8-Alkylreste, worunter Methyl,
Ethyl, i-Butyl und 2,2-Dimethylpentyl besonders bevorzugt sind.
Aus Estern der allgemeinen Formel II ist beispielsweise Lithium
methylisobutyrat, Ethyl-α-Lithio-isobutyrat oder Lithium-t-butyl
isobutyrat zugänglich. Aus den Estern der allgemeinen Formel II
läßt sich auch z. B. 2-Lithium-2,4,4-trimethylpentansäuremethyl
esterenolat herstellen. Lithiumalkylmalonate wie 2-Lithium-2-C1- bis
C5-alkyl)-1,3-propandicarbonsäuredialkylesterenolate, ins
besondere 2-Lithium-2-ethyl-1,3-propandicarbonsäuredimethylester
enolat, können aus dem Ester der allgemeinen Formel (III) her
gestellt werden.
Ebenfalls bevorzugt sind Alkalialkoholate als Komponente A). Als
zugrunde liegende Alkohole kommen solche mit linearem oder ver
zweigtem aliphatischen Rest, wie Methanol, Ethanol, n-Propanol,
i-Propanol, n-Butanol, s-Butanol oder t-Butanol in Frage. Cyclo
aliphatische Alkohole wie Cyclohexanol oder 1-Methylcyclohexanol
sind gleichfalls möglich. Bevorzugt sind sterisch anspruchsvolle
Alkoxidreste wie tert.-Butoxid oder i-Propoxid. Als Alkalimetall
gegenionen sind Lithium, Natrium oder Kalium bevorzugt. Über die
Wahl des Alkalimetalls kann u. a. die Reaktionsgeschwindigkeit der
Polymerisationsreaktionen beeinflußt werden. In der Regel werden
Lithium- oder Kaliumalkoxide bevorzugt. Besonders bevorzugt wird
auf Lithium- oder Kalium-tert.-Butoxid zurückgegriffen. Die Her
stellung dieser Verbindungen findet sich z. B. in J. Organometal.
Chem. 1973, 50, S. 9 beschrieben. Für die Herstellung von
Kalium-tert.-Butoxid kann auch nach einer Vorschrift von Johnson und
Schneider, Org. Synth., 1963, Coll. Vol. 4, S. 132 gearbeitet
werden. Unter Alkalialkoholate A) fallen auch Verbindungen,
die von Diolen, insbesondere vicinalen Diolen, sowie Polyolen
abgeleitet sind. Beispielhaft seien genannt Glykol, Glycerin,
2,3-Dimethylbutan-2,3-diol oder 3,4-Diethyl-hexan-3,4-diol.
Vicinale Diole werden zum Beispiel durch reduktive Kupplung von
Ketonen (s.a. Vogel's Textbook of Practical Organic Chemistry,
5. Aufl., 1989, Longman Scientific & Technical) oder durch
Dihydroxylierung von Alkenen erhalten (s.a. Chem. Rev. 1980, 80,
S. 187). Für die Herstellung entsprechender Bisalkalialkoholate
kann auf die vorhergehend geschilderte Darstellung von Mono
alkoholaten zurückgegriffen werden.
Weiterhin bevorzugt als Komponente A) sind Alkaliamide. Geeignete
Alkaliamide lassen sich von aliphatischen oder aromatischen
Aminen oder von solchen mit aliphatischem und aromatischem Rest
ableiten. Aliphatische wie auch aromatische Amine können sowohl
identische als auch unterschiedliche Substituenten aufweisen. Als
aliphatische Amine kommen Dimethylamin, Diethylamin, Di-i-propyl
amin, Di-n-butylamin und Di-t-butylamin in Frage. Bevorzugt
werden Amine mit sterisch anspruchsvollen Gruppen wie Di-i-pro
pylamin eingesetzt. Als Alkalimetallgegenionen sind Lithium,
Natrium oder Kalium bevorzugt. Besonders geeignet sind Lithium
amide wie Lithiumdi-i-propylamid. Alkaliamide können zum Teil,
z. B. Lithiumdi-i-propylamid, kommerziell erworben oder aber gemäß
den Vorschriften von z. B. House et al. (J. Org. Chem., 1978, 43,
S. 700) oder Reetz et al. (Liebigs Ann. Chem., 1980, S. 1471)
hergestellt werden.
Es können auch unterschiedliche Alkaliesterenolate, Alkali
alkoholate oder Alkaliamide eingesetzt werden, so daß in der
Starterzusammensetzung unterschiedliche Alkaliesterenolate,
Alkalialkoholate bzw. Alkaliamide enthalten sind.
Neben einem Alkaliesterenolat, einem Alkalialkoholat oder Alkali
amid enthält die erfindungsgemäße Starterzusammensetzung eine
organische Aluminiumverbindung (Komponente B)). Daneben ist
es erfindungsgemäß auch möglich unterschiedliche Aluminium
verbindungen einzusetzen. Bevorzugt werden Aluminiumalkyl
verbindungen. Die Alkylreste am Aluminium können gleich oder
verschieden sein und enthalten im allgemeinen von 1 bis 10,
bevorzugt 1 bis 6 C-Atome. Sie können linear oder verzweigt
aber auch cyclisch sein. Beispielhaft können als Aluminium
verbindungen Trimethylaluminium, Triethylaluminium, Tri-i-propyl
aluminium, Triisobutylaluminium, Tri(neopentyl)aluminium oder
Tri(norbornyl)aluminium genannt werden. Des weiteren kommen auch
Aluminiumalkylalkoholate und gegebenenfalls am Phenylring alkyl- oder
alkoxy-substituierte Aluminiumalkylphenolate in Betracht,
wie beispielsweise Diisobutylaluminium-2,6-di-tert.-butyl-4-meth
yl-phenolat.
Gemäß der Erfindung enthält die Starterzusammensetzung einen
Alkalikationen komplexierenden Zusatz C). Hierunter fallen bei
spielsweise Salze der Alkali- und Erdalkalimetalle. Unter den
Kationen der Alkalimetalle werden das Cäsiumkation, das Kalium- sowie
das Natriumkation bevorzugt eingesetzt, wobei das Cäsium
kation besonders bevorzugt ist. Geeignete Erdalkalimetallkationen
gehen zurück auf Magnesium, Calcium, Strontium und Barium. Bevor
zugt unter den Erdalkalikationen werden Calcium oder Magnesium
eingesetzt.
Die genannten Kationen werden üblicherweise in Form ihrer Salze
anorganischer Säuren z. B. als Halogenide, Pseudohalogenide,
Chlorate, Perchlorate, Nitrate, Sulfonate, Trifluormethan
sulfonate, Tetrafluoroborate, Tetraphenylborate, Hexafluor
phosphate, Hexafluorantimonate, Hexafluorstilbate oder organi
schen Säuren mit einem pKs-Wert kleiner 20, z. B. als Alkoholate,
Acetate oder Benzoate eingesetzt. Besonders bevorzugt werden sie
als Halogenide, insbesondere Fluoride, Chloride, Bromide oder
Jodide oder in Form der Cyanide oder Rhodanide verwendet. Vor
zugsweise werden die Fluoride, Chloride oder Bromide des Kaliums
oder Cäsiums eingesetzt. Besonders bevorzugt sind Cäsiumfluorid
und Cäsiumchlorid. Es können auch beliebige Gemische der auf
geführten Alkali- und Erdalkalisalze als Komponente C) verwendet
werden. Im allgemeinen sind die Salze des Cäsiums besonders
bevorzugt.
Je nach gewünschtem Polymerisationsergebnis oder gewünschten
Polymerisationsparametern wie Geschwindigkeit der Reaktion kann
die Zusammensetzung des Starters in weiten Grenzen variieren.
Im allgemeinen enthält die Starterzusammensetzung die Aluminium
alkylverbindung zur Verbindung A) im Molverhältnis 0,5 : 1 bis
50 : 1, bevorzugt von 1 : 1 bis 30 : 1, den Zusatz C) zur Ver
bindung A) im Molverhältnis 0,5 : 1 bis 1000 : 1, bevorzugt von 1 : 1
bis 200 : 1, besonders bevorzugt von 1 : 1 bis 20 : 1.
In der Regel wird das molare Verhältnis von Monomer zu Ver
bindung A) im Bereich von 5 : 1 bis 10000 : 1 gewählt. Bevorzugte
molare Verhältnisse von Monomer zu Verbindung A) liegen im
Bereich von 10 : 1 bis 5000 : 1, insbesondere von 50 : 1 bis
3000 : 1.
Die Polymerisation kann sowohl in Abwesenheit als auch in Gegen
wart eines Lösungsmittels ausgeführt werden. Im allgemeinen wird
die Polymerisation in einem Lösungsmittel ausgeführt. Bevorzugt
werden unpolare Lösungsmittel verwendet. Hierzu zählen aromati
sche Kohlenwasserstoffe wie Toluol, Benzol, Xylol oder Ethyl
benzol. Es können aber auch Mischungen unterschiedlicher
unpolarer Lösungsmittel wie Mischungen aus Toluol mit Ethylbenzol
oder Mischungen aromatischer und aliphatischer Kohlenwasser
stoffe, z. B. Cyclohexan, Hexan oder Pentan verwendet werden.
Bevorzugtes Lösungsmittel ist Toluol oder Ethylbenzol. Vorzugs
weise werden Lösungsmittel eingesetzt, die die verfahrenstypisch
erforderliche hohe Reinheit aufweisen.
Wenn in Gegenwart eines Lösungsmittels polymerisiert wird, kann
die Umsetzung der Monomeren bei unterschiedlichen Verdünnungs
graden durchgeführt werden. Beispielsweise kann der Gewichts
anteil der Monomeren im Gesamtansatz im Bereich von 0,5 bis 80%,
bevorzugt von 1 bis 50% betragen.
Prinzipiell können die Komponenten der Starterzusammensetzung,
das Lösungsmittel und die Monomeren in unterschiedlichster
Reihenfolge miteinander gemischt werden. Beispielsweise können
alle Starterkomponenten vorgelegt werden und Lösungsmittel und
Monomerzugabe anschließend erfolgen. Es können aber auch einige
der Starterkomponenten zunächst eingesetzt werden und einige
andere Starterkomponenten später zugegeben werden. Auch ist es
möglich, während der Polymerisationsreaktion weitere Mengen an
Starterzusammensetzung zuzugeben. Beispielsweise wird gemäß einer
geeigneten Ausführungsform das Lösungsmittel vorgelegt und zu
nächst mit der Aluminiumverbindung versetzt. Zu dieser Mischung
kann dann z. B. das Alkalienolat oder das Alkalialkoholat, das
getrennt hergestellt wurde, gegeben werden. Alternativ kann für
das Alkalienolat, wie bereits oben beschrieben, eine Alkyl- oder
Alkylarylalkaliverbindung zugesetzt und anschließend durch
Umsetzten mit einer stöchiometrischen Menge eines Alkylmeth
acrylates, vorzugsweise des bei der Polymerisation verwendeten
Monomeren, in situ in das Alkalienolat überführt werden. Im
allgemeinen wird danach der Alkaliionen komplexierende Zusatz und
dann das Monomer zugegeben. In einer bevorzugten Ausführungsform
wird das Alkali- oder Erdalkalisalz, z. B. ein Cäsiumhalogenid,
vorgelegt und mit dem Lösungsmittel und der Aluminiumverbindung
versetzt, wobei es auf die Reihenfolge der Zugabe der beiden
letztgenannten Komponenten nicht entscheidend ankommt. Zu dieser
Mischung kann dann die separat hergestellte Komponente A) gegeben
werden, bevor das Monomer zugesetzt wird. In einer weiteren be
vorzugten Ausführungsform werden Aluminiumverbindung und Lösungs
mittel vorgelegt und sodann ein Alkali- oder Erdalkalisalz zu
gegeben. Anschließend gibt man die separat hergestellte Kompo
nente A), also zum Beispiel ein Alkalienolat, -alkoholat
oder -amid, zur Initiatorzusammensetzung und fügt im letzten Schritt
die bei der Polymerisation zu verwendenden Monomeren hinzu. Die
einzelnen Komponenten der Starterzusammensetzung können dabei als
solche eingesetzt werden. Ebenso ist es möglich, die Komponenten
der Starterzusammensetzung gelöst oder dispergiert in einem der
genannten Lösungsmittel oder Lösungsmittelmischungen einzusetzen.
Bevorzugt werden die Komponenten jeweils gelöst in Pentan, Hexan,
Toluol, Ethylbenzol oder Cyclohexan verwendet. Es kommt in Be
tracht, die gesamte Monomerenmenge auf einmal, stufenweise oder
kontinuierlich zuzugeben.
Die Umsetzung kann für Methacrylate als Monomere beispielsweise
bei einer Temperatur im Bereich von -78 bis +50°C durchgeführt
werden. Bevorzugt wird ein Temperaturbereich von -30 bis +30°C,
insbesondere von -20 bis 0°C. Wenn Acrylate als Monomere ein
gesetzt werden, hat sich eine Reaktionstemperatur von -78 bis
-20°C als vorteilhaft erwiesen. Während der Umsetzung kann die
Temperatur entweder nahezu konstant gehalten werden oder die
Umsetzung kann einem Temperaturprogramm unterworfen werden.
Nach erfolgtem Molekulargewichtsaufbau wird die Polymerisations
reaktion in der Regel durch Zugabe einer protischen Substanz, wie
z. B. einem Alkohol wie Methanol oder Ethanol oder Essigsäure,
Ameisensäure, Salzsäure oder Wasser oder einer Mischung dieser
Verbindungen abgebrochen.
Das Reaktionsgemisch kann dann beispielsweise nach an sich
bekannten Methoden aufgearbeitet werden. So kann das erhaltene
Poly(meth)acrylat beispielsweise mittels eines niederen Alkohols
oder Wasser ausgefällt werden oder das Lösungsmittel aus der
Reaktionsmischung entfernt werden.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich Polymethacrylate
und insbesondere auch Acrylate ohne weiteres herstellen. Die nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren erhältlichen Poly(meth)acrylate,
weisen im allgemeinen Molekulargewichte (Zahlenmittelwerte Mn)
im Bereich von 500 bis 1 000 000, bevorzugt im Bereich von 5000
bis 300000 g/mol auf. Da nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
Gelbildung nicht bzw. nur in untergeordnetem Maße auftritt,
haben sie eine enge Molekulargewichtsverteilung, angegeben als
Verhältnis von Gewichtsmittel zu Zahlenmittel Mw/Mn. In der Regel
liegt Mw/Mn im Bereich von 1,05 bis 1,6, bevorzugt im Bereich
von 1,05 bis 1,4. Außerdem werden nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren Poly(meth)acrylate hoher Syndiotaktizität erhalten.
Der Anteil der syndiotaktischen Triaden rr beträgt im allgemeinen
von 50 bis 85, bevorzugt von 60 bis 80%.
Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich zum einen dadurch
aus, daß die Prozeßparameter wie Reaktionsgeschwindigkeit und
Temperatur gut kontrolliert werden können. Zum anderen können
vollständige oder nahezu vollständige Umsätze erreicht werden.
Zudem zeichnen sich die "lebenden" Polymerkettenenden durch eine
erhöhte Stabilität aus. Außerdem ist das Verfahren wesentlich
weniger empfindlich gegen Verunreinigungen, die in den Lösungs
mitteln und Monomeren technischer Qualität vorhanden sind, als
bekannte Verfahren.
Außerdem lassen sich mit dem erfindungsgemäßen Verfahren Block
copolymere herstellen. Hierzu bricht man die Polymerisationsreak
tion nach erfolgtem Molekulargewichtsabbau nicht mit protischen
Substanzen ab, sondern gibt weitere, von der ersten Zugabe ver
schiedene Monomere oder Monomermischungen zu. Auf diese Weise
lassen sich auch mehrere Blöcke anhängen.
Die Beispiele wurden unter Ausschluß von Sauerstoff und Feuchtig
keit in der üblichen Schutzgastechnik durchgeführt.
Die zahlen- und gewichtsmittleren Molekulargewichte Mn und Mw
wurden mittels Gelpermeationschromatographie, sofern nicht
anders angegeben, unter Verwendung von Poly-n-butylacrylat- und
Polymethylmethacrylatstandards bestimmt. Die Taktizität der
erhaltenen Poly(meth)acrylate wurde mittels 1H-NMR Spektroskopie
bestimmt.
Ethyl-α-lithioisobutyrat (EiBLi) wurde aus Isobuttersäureethyl
ester und Lithiumisopropylamid in Hexan hergestellt und aus
Diethylether umkristallisiert.
Kalium-tert.-butoxid wurde durch Rühren von Kalium in t-Butanol
unter Schutzgas hergestellt und mittels Filtration und Entfernen
überschüssigen Alkohols im Vakuum in Form eines Pulvers isoliert.
Triisobutylaluminium (AliBu3) wurde als 25 gew.-%ige Lösung in
Toluol von der Fa. Aldrich bezogen.
Cäsiumfluorid (99,9%) wurde von der Fa. Aldrich bezogen und ohne
weitere Aufreinigung eingesetzt.
Cäsiumchlorid (99,9%) der Fa. Aldrich wurde bei 200°C im Hoch
vakuum getrocknet.
Triethylaluminium (AlEt3) wurde als 1,9 M Lösung in Toluol von der
Fa. Aldrich bezogen.
Das verwendete Toluol wurde über Na/K-Legierung gerührt und
destilliert.
Die monomeren (Meth)acrylate wurden mittels Stickstoffspülung,
Aluminiumoxid und Calciumhydrid gereinigt und anschließend im
Vakuum destilliert.
Cäsiumfluorid wurde in Toluol aufgenommen, mit Triisobutyl
aluminium versetzt und in das auf -78°C gekühlte Reaktorgefäß
überführt. Unter Rühren gab man Ethyl-α-lithioisobutyrat (EiBLi)
in Toluol sowie n-Butylacrylat in Toluol hinzu. Die Menge an
Toluol wurde so berechnet, daß das Gesamtvolumen der Reaktions
lösung 100 ml betrug. Die Reaktion wurde durch Zugabe von 5 ml
und eines Methanol/Eisessig-Gemisches (9 : 1) abgebrochen und die
Lösemittel im Vakuum entfernt. Das entstandene Polymer wurde
in Benzol aufgenommen, filtriert und gefriergetrocknet. Eigen
schaften der erhaltenen Polymeren sowie Reaktionsparameter sind
in Tabelle 1 zusammengestellt.
Anstelle von Ethyl-α-lithioisobutyrat (EiBLi) wurde als
Komponente A) Kalium-tert.-butoxid eingesetzt.
Abweichend von der Vorschrift der Beispiele 1 und 2 wurde kein
Cäsiumfluorid und kein Triisobutylaluminium eingesetzt. Ansonsten
wurde analog der Vorschrift der Beispiele 1 und 2 verfahren
(s.a. Tabelle 1).
Abweichend von der Vorschrift der Beispiele 1 und 2 wurde auf die
Zugabe von Cäsiumfluorid zum Reaktionsgemisch verzichtet.
Cäsiumchlorid (0,69 mmol) wurde mit Triethylaluminium (1,5 mmol)
in 10 ml Toluol bei Raumtemperatur unter Rühren gelöst und mit
65 ml Toluol versetzt.
Unter Rühren wurde Ethyl-α-lithioisobutyrat (EiBLi) (0,344 mmol)
in 10 ml Toluol bei Raumtemperatur gelöst und zu der Cäsium
chlorid/Triethylaluminium-Mischung gegeben. Diese Mischung wurde
auf -20°C temperiert und mit Methylmethacrylat (69 mmol) in 10 ml
Toluol unter Rühren versetzt. Nach 2 Stunden wurde die Reaktion
analog zu den Beispielen 1 und 2 abgebrochen und aufgearbeitet.
Claims (10)
1. Verfahren zur Herstellung von Homo-, Co- oder Block
copolymeren durch anionische Polymerisation von Acrylaten
und/oder Methacrylaten in Gegenwart einer Initiatorzusammen
setzung, dadurch gekennzeichnet, daß die Initiatorzusammen
setzung enthält
- A) eine alkaliorganische Verbindung, ein Alkalialkoxid oder ein Alkaliamid,
- B) eine organische Aluminiumverbindung und
- C) als einen das Alkalikation komplexierenden Zusatz ein Alkali- oder Erdalkalisalz.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man
als alkaliorganische Verbindung A) ein Alkaliesterenolat
verwendet.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man
als alkaliorganische Verbindung A) eine Lithium-organische
Verbindung verwendet.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeich
net, daß man als Alkalialkoxid A) Lithium- oder
Kalium-tert.-Butoxid- oder als Alkaliamid A) Lithiumdiisopropylamid
verwendet.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeich
net, daß man als organische Aluminiumverbindung B) eine
Alkylaluminiumverbindung verwendet.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeich
net, daß man als Zusatz C) Salze des Cäsiums verwendet.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeich
net, daß man die Polymerisationsreaktion in einem unpolaren
Lösungsmittel durchführt.
8. Initiatorzusammensetzung, enthaltend die Komponenten A), B)
und C) gemäß den Ansprüchen 1 bis 6.
9. Verfahren zur Herstellung einer Initiatorzusammensetzung
gemäß Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß man in einem
ersten Schritt eine Alkyl- oder Alkylarylalkaliverbindung
mit einer Aluminiumalkylverbindung mischt, in einem zweiten
Schritt eine zur Alkaliverbindung stöchiometrische Menge
eines Alkyl(meth)acrylates zugibt und in einem dritten
Schritt den Alkalikationen komplexierenden Zusatz C) gemäß
Anspruch 1 zufügt.
10. Verwendung der Initiatorzusammensetzung gemäß Anspruch 8 zur
Homo-, Co- oder Blockcopolymerisation von Acrylaten und/oder
Methacrylaten.
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AU87284/98A AU8728498A (en) | 1997-07-04 | 1998-06-23 | Method for producing polyalkyl(meth)acrylates |
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DE1997128628 DE19728628A1 (de) | 1997-07-04 | 1997-07-04 | Verfahren zur Herstellung von Polyalkyl(meth)acrylaten |
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