DE19726519A1 - Verfahren zur Herstellung trockener Thioctsäure - Google Patents
Verfahren zur Herstellung trockener ThioctsäureInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung trockener
Thioctsäure mit der folgenden Formel:
Wenn in der vorliegenden Anmeldung von Thioctsäure die Rede ist sind immer
sowohl die Enantiomeren (R- und S-Form) als auch das racemische Gemisch als
auch Mischungen mit beliebigem Verhältnis der Enantiomeren zu verstehen. Die
genaue chemische Bezeichnung der Thioctsäure ist 1,2-Dithiolan-3-pentansäure.
Das (R)-Enantiomer der Thioctsäure ist ein Naturstoff, der in geringen
Konzentrationen in praktisch allen tierischen und pflanzlichen Zellen vorkommt.
Als Coenzym bei der oxidativen Decarboxylierung von α-Ketocarbonsäuren (z. B.
Brenztraubensäure) ist Thioctsäure von essentieller Bedeutung. Thioctsäure ist
pharmakologisch wirksam und weist antiphlogistische und antinociceptive
(analgetische) sowie zytoprotektive Eigenschaften auf. Eine wichtige
medizinische Indikation ist die Behandlung der diabetischen Polyneuropathie.
Thioctsäure wird nach einer Reihe von Verfahren hergestellt, die z. B. in J.S.
Yadav et al., J. Sci. Ind. Res. 1990, 49, 400, A.G. Tolstikov et al., Bioorg. Khim.
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L.G. Chebotareva und A.M. Yurkevich, Khim.-Farm. Zh. 1980, 14, 92,
beschrieben sind. Das erhaltene Rohprodukt wird dann nach üblichen Verfahren
aufgearbeitet und schließlich zum fertigen Arzneimittel verarbeitet. Bei der
Zulassung des Arzneimittels werden besonders hohe Anforderungen an die
Reinheit des Wirkstoffs und der Zusätze gestellt, u. a. darf der Restgehalt an
Lösemittel einen bestimmten Wert nicht überschreiten. In letzter Zeit gibt es
Bestrebungen, diesen Grenzwert bei der Thioctsäure noch weiter herabzusetzen.
Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein einfaches technisches
Verfahren zu schaffen, mit dessen Hilfe eine Thioctsäure erhalten werden kann,
die gegenüber dem Stand der Technik wesentlich verminderte Restgehalte an
Lösemittel enthält.
Die genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren gelöst, bei dem
man ein Rohmaterial, in dem Thioctsäure angereichert vorhanden ist, mit
flüssigem oder überkritischem CO2 behandelt. Das kann batchweise oder
kontinuierlich geschehen, wobei das Rohmaterial je nach Fahrweise der
Aufarbeitung von dem CO2 entweder durchströmt oder umspült wird. Die
eingesetzte Thioctsäure kann aus einem beliebigen Verfahren zur Herstellung
derselben, an das sich gegebenenfalls eine übliche Kristallisation und/oder
Extraktion anschließt, stammen. Üblicherweise wird Thioctsäure aus einem
Gemisch von Cyclohexan und Essigester kristallisiert. Die auskristallisierte
Thioctsäure wird dann abgesaugt und oder zentrifugiert. Das erhaltene Produkt
kann dann als Rohmaterial für das erfindungsgemäße Verfahren dienen.
Alternativ kann aber auch das teilweise oder überwiegend von Lösemitteln und
Verunreinigungen befreite, aber nicht kristallisierte oder extrahierte Produkt des
Herstellungsverfahrens verwendet werden.
Auf diese Weise kann man eine Thioctsäure erhalten, die weniger als 1100 ppm,
vorzugsweise weniger als 700 ppm, Cyclohexan und weniger als 250 ppm,
vorzugsweise weniger als 130 ppm, Essigester enthält, wobei die
Nachweisgrenze für Cyclohexan bei 8 ppm und für Essigester bei 3 ppm liegt. Die
angeführten Lösemittelgehalte werden am ehesten mit lösungsmittelfeuchtem,
nicht thermisch vorgetrocknetem Rohmaterial erhalten. Durch Auswahl geeigneter
Bedingungen können auch Verunreinigungen aus dem Herstellungsverfahren in
dem CO2 gelöst und dadurch eine Abreicherung von Nebenprodukten erreicht
werden.
Die Verwendung von CO2 hat den Vorteil, daß dessen kritischer Punkt von 31,1°C
und 73,8 bar in einem technisch leicht zugänglichen Temperatur- und
Druckbereich liegt. Zusätzlich weist CO2 die Vorteile auf, daß es unbrennbar ist
und nicht die Umwelt gefährdet. Weiterhin kann es leicht von dem Lösemittel
getrennt und wiederverwendet werden, indem man das bei der Behandlung
anfallende Gemisch von CO2, Lösemittel und gegebenenfalls Verunreinigungen
entspannt, wobei das Lösemittel kondensiert und die Verunreinigungen sich in
fester Form abscheiden, sowie anschließend das CO2 abläßt oder nach
Kompression dem Verfahren wieder zuführt. Bei letzterem ist es möglich, mit sehr
wenig, in einem Kreisprozeß zurückgeführtem CO2 zu arbeiten.
Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung besteht demnach in einem
Verfahren, bei dem festes Rohmaterial mit flüssigem oder überkritischem CO2
durchströmt und/oder umspült wird. Auf diese Weise findet eine Art Fest-Flüssig-
Extraktion statt, bei der das Lösemittel aus dem Rohmaterial extrahiert und in dem
flüssigem oder überkritischen CO2 gelöst wird.
Alternativ wird das Rohmaterial in einem Lösemittel gelöst einem Behälter
zugeführt und gleichzeitig im Gegenstrom flüssiges oder überkritisches CO2 durch
den Behälter geleitet. Dabei bildet sich ein Konzentrationsgradient des CO2 in
dem Gemisch Thioctsäure/Lösemittel/Co2 aus, wobei mit zunehmendem CO2-
Gehalt die Löslichkeit der Thioctsäure abnimmt, bis diese auskristallisiert und sich
an der Behälterwand niederschlägt. Hierdurch kann der Gehalt an Cyclohexan auf
besonders geringe Werte unterhalb 20 ppm verringert werden. Besonders
wirtschaftlich kann diese Variante so gestaltet werden, daß man aus dem
Herstellungsverfahren erhaltenes Produkt ohne weitere Aufarbeitung in einem
Lösemittel oder einem Lösemittelgemisch löst und die erhaltene Lösung als
Rohmaterial einsetzt, so daß die bisher übliche, aufwendige Kristallisation mit
anschließendem Absaugen und Zentrifugieren entfällt.
Die feste, gereinigte Thioctsäure wird bei beiden Varianten, Extraktion und
Kristallisation, durch eine geeignete Vorrichtung zurückgehalten, so daß sie nicht
mit dem CO2-Strom mitgerissen wird.
Das Verfahren wird erfindungsgemäß bei einer Temperatur im Bereich von 20 bis
50°C durchgeführt. Unterhalb 20°C dauert die Trocknung zu lange, so daß die
Wirtschaftlichkeit des Verfahrens beeinträchtigt wird, während bei einer
Temperatur oberhalb 50°C die Neigung der Thioctsäure zur Polymerisation zu
hoch wird.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird die
Behandlung mit flüssigem oder überkritischem CO2 bei einem Druck im Bereich
von 50 bis 1000 bar durchgeführt. Die Obergrenze dieses Bereichs ergibt sich
daraus, daß die Löslichkeit der Thioctsäure in CO2 mit zunehmendem Druck
steigt. In den meisten Fällen, insbesondere bei Temperaturen von 35 bis 45°C
reicht ein Druck im Bereich von 50 bis 150 bar aus, um die gewünschten
Lösemittelgehalte zu erreichen.
Die Gasrate, mit der das eingesetzte Rohmaterial von flüssigem oder
überkritischem CO2 behandelt wird, liegt zwischen 2 und 40 kg CO2 pro kg
Produkt pro Stunde, besonders bevorzugt sind 5 bis 20 kg CO2 pro kg Produkt pro
Stunde. Die Gesamtmenge an CO2, mit der das Rohmaterial behandelt wird, ist
dabei abhängig von der Art und Menge der Verunreinigungen, die entfernt werden
sollen. Sie liegt üblicherweise bei 3 bis 30 kg CO2 pro kg eingesetztem
Rohmaterial.
Beispielhafte Vorrichtungen zur Durchführung des oben beschriebenen
Verfahrens sind in Fig. 1 und 2 dargestellt.
Die Fig. 1 zeigt eine Anlage zur Extraktion. In dem Gefäß C wird das Rohmaterial
vorgelegt. Flüssiges CO2 aus dem Sammelbehälter D strömt zur Pumpe P1, die
das CO2 auf Extraktionsdruck komprimiert und es durch den Wärmeaustauscher
E1, in dem es auf Extraktionstemperatur erwärmt wird, in den Extraktor bzw. in
die Extraktionskolonne fördert. Auf dem Weg durch das Gefäß C lösen sich die
extrahierbaren Stoffe im CO2. Das mit den gelösten Stoffen beladene CO2 wird
zum Separator S geleitet, der vorzugsweise mit einem hier nicht gezeigten
Extraktabscheider versehen ist. Durch Änderung von Druck und/oder Temperatur
wird die Lösungsfähigkeit des CO2 im Separator verringert, so daß die Extrakte
dort abgeschieden werden. Die Abscheidung kann in mehreren Stufen erfolgen,
so daß man Extraktfraktionen unterschiedlicher Qualitäten erhält. Das gasförmige
CO2 aus dem Separator S wird in einem gekühlten Kondensator verflüssigt und im
Sammelbehälter D aufgefangen.
Fig. 2
Die Fig. 2 gibt eine Anlage zur Kristallisation wieder. Die Bauteile C, D, E1 bis 4, P und S entsprechen denen der Fig. 1. Zusätzlich sind noch ein Vorratsbehälter A und eine Pumpe P2 vorgesehen. In dem Vorratsbehälter A befindet sich eine Lösung des Rohmaterials, die im Unterschied zu der Anlage von Fig. 1 kontinuierlich über eine Pumpe P2 dem Gefäß C zugeführt wird. Die Führung des CO2 erfolgt in gleicher Weise wie in Fig. 1, so daß sich ein Gegenstrom zwischen der Lösung des Rohmaterials und dem CO2 ausbildet.
Die Fig. 2 gibt eine Anlage zur Kristallisation wieder. Die Bauteile C, D, E1 bis 4, P und S entsprechen denen der Fig. 1. Zusätzlich sind noch ein Vorratsbehälter A und eine Pumpe P2 vorgesehen. In dem Vorratsbehälter A befindet sich eine Lösung des Rohmaterials, die im Unterschied zu der Anlage von Fig. 1 kontinuierlich über eine Pumpe P2 dem Gefäß C zugeführt wird. Die Führung des CO2 erfolgt in gleicher Weise wie in Fig. 1, so daß sich ein Gegenstrom zwischen der Lösung des Rohmaterials und dem CO2 ausbildet.
Für die Messung der Gehalte an Restlösemittel wird die erhaltene Thioctsäure in
Methanol gelöst und direkt in einen Gaschromatographen eingespritzt. Der
Nachweis erfolgt durch Flammen-Ionisations-Detektion (FID) gegen einen
internen Standard. Die Nachweisgrenzen betragen im einzelnen:
Cyclohexan 8 ppm
Essigester 3 ppm.
Cyclohexan 8 ppm
Essigester 3 ppm.
Die nachfolgenden Beispiele erläutern die Erfindung, ohne sie zu beschränken.
Es wurden zwei Chargen aus der Thioctsäureproduktion als feuchter Feststoff
eingesetzt, die aus einem Gemisch von Cyclohexan und Essigester kristallisiert
waren und einen Restgehalt von 15% Lösemittel aufwiesen. Von diesen Chargen
wurden jeweils 3 kg in das Extraktionsgefäß eingebracht. Anschließend wurde die
Thioctsäure von unten nach oben mit flüssigem oder überkritischem CO2
durchströmt, wobei das CO2 kontinuierlich in den Separator abgelassen wird.
Nach Beendigung des Extraktionsvorgangs wurde das trockene Produkt
entnommen. Die Versuchsbedingungen sind in der folgenden Tabelle 1 gezeigt,
die Ergebnisse einer Analyse der erhaltenen Produkte in Tabelle 2.
Versuchsbedingungen
Versuchsbedingungen
Analysenergebnisse
Analysenergebnisse
Vergleichsweise können mit einer herkömmlichen Trocknung im Kegelschnecken-
Mischtrockner oder Doppelkonus-Mischtrockner nur Cyclohexangehalte von 1500
bis 3000 ppm und Essigestergehalte von 500 bis 1500 ppm erreicht werden. Man
erkennt, daß die Extraktion zu einer wesentlichen Verbesserung führt.
Es wurde eine Lösung von 500 g Thioctsäure der Charge 2 in 834 g Essigester
hergestellt und im Sammelbehälter vorgelegt. Die Lösung wurde dann in zwei
gleich großen Portionen nacheinander unter CO2-Gegenstrom in das
Trocknungsgefäß eingedüst. Hierbei herrschten in dem Gefäß folgende
Bedingungen:
1. Portion:
Temperatur: 32 bis 36°C
Druck: 74 bis 90 bar
Gasrate: 5 kg/h
Menge Co2: 3 kg
Dauer: 23 min.
Temperatur: 32 bis 36°C
Druck: 74 bis 90 bar
Gasrate: 5 kg/h
Menge Co2: 3 kg
Dauer: 23 min.
2. Portion:
Temperatur: 34°C
Druck: 69 bis 78 bar
Gasrate: 10 kg/h
Menge Co2: 6 kg
Dauer: 21 min.
Temperatur: 34°C
Druck: 69 bis 78 bar
Gasrate: 10 kg/h
Menge Co2: 6 kg
Dauer: 21 min.
Anschließend wurde die Gasrate auf 20 kg/h und die Temperatur auf 40°C erhöht
und bei einem Druck von 90 bar unter diesen Bedingungen eine Stunde
nachextrahiert. Im Gefäß schlug sich kristalline Thioctsäure nieder, die einen sehr
niedrigen Gehalt an Restlösemittel aufwies, wie in Tabelle 3 gezeigt ist. Mit der
Kristallisation läßt sich demnach eine annähernd cyclohexanfreie Thioctsäure in
hoher Reinheit gewinnen.
Analysenergebnisse
Analysenergebnisse
Die erhaltene Thioctsäure kann problemlos zu fertigen Arzneimittelformulierungen
verarbeitet werden.
Claims (12)
1. Verfahren zur Herstellung trockener Thioctsäure, bei dem ein Rohmaterial, in
dem Thioctsäure angereichert vorhanden ist, mit flüssigem oder überkritischem
CO2 behandelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem festes Rohmaterial mit flüssigem oder
überkritischem CO2 durchströmt und/oder umspült wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, bei dem das Rohmaterial extrahiert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem ein in Lösung vorliegendes Rohmaterial
im Gegenstrom mit flüssigem oder überkritischem CO2 behandelt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, bei dem das Rohmaterial kristallisiert wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, bei dem aus einem Lösemittelgemisch kristallisiert
wird, das sich aus Lösemitteln des Herstellungsverfahrens für das Rohmaterial
und flüssigem oder überkritischem CO2 zusammensetzt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, bei dem das flüssige oder
überkritische CO2 nach dem Durchströmen und/oder Umspülen des Rohmaterials
entspannt wird, mitgerissenes Lösemittel und Verunreinigungen des Rohmaterials
in einem Auffangbehälter gesammelt werden sowie das entspannte CO2-Gas
anschließend wieder komprimiert und erneut zur Aufarbeitung bereitgestellt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, bei dem die Behandlung mit
flüssigem oder überkritischem CO2 bei einer Temperatur im Bereich von 20 bis
50°C durchgeführt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, bei dem die Behandlung mit
flüssigem oder überkritischem CO2 bei einem Druck im Bereich von 50 bis 1000
bar durchgeführt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, bei dem die Behandlung mit
flüssigem oder überkritischem CO2 bei einer Gasrate im Bereich von 2 bis 40 kg
CO2 pro kg Produkt pro Stunde durchgeführt wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, bei dem 3 bis 30 kg CO2 pro
kg Rohmaterial verwendet wird.
12. Thioctsäure, die einen Cyclohexan-Gehalt von 20 ppm oder weniger aufweist.
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