DE19721876A1 - Implantat und Verfahren zum Herstellen eines Implantats - Google Patents
Implantat und Verfahren zum Herstellen eines ImplantatsInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Implantat, das eine flächige oder
volumige Form hat, und ein Verfahren zum Herstellen eines
derartigen Implantats.
Unter einem Implantat mit flächiger oder volumiger Form ist ein
räumlich ausgedehntes Implantat zu verstehen, das sich im
wesentlichen entlang einer Fläche erstreckt oder auch in die
dritte Dimension ausgedehnt ist, im Gegensatz zu einem Faden oder
zu chiurgischem Nahtmaterial.
Derartige Implantate werden zum Beispiel zum Austamponieren eines
knöchernen Defekts verwendet, wodurch Sickerblutungen aus dem
Knochen wirksam gestillt werden sollen. Ein Anwendungsgebiet
solcher Implantate ist die Blutstillung in oralen knöchernen
Defekten, wie sie zum Beispiel nach Zahnextraktionen vorkommen.
Vorbekannte Implantate können zwar eine genügende mechanische
Stabilität und damit eine hinreichende Blutkoagelstabilisierung
gewähren, behindern dann aber die knöcherne Durchbauung des
Defekts, da sie nicht oder nur sehr langsam abgebaut werden. Wenn
umgekehrt ein Mittel wie zum Beispiel Kollagenschaum zum
Auffüllen des knöchernen Defekts verwendet wird, wird zwar später
das Knochenwachstum nicht gestört, aber eine sichere Blutkoagel
stabilisierung läßt sich damit nicht erreichen.
Es ist Aufgabe der Erfindung, ein Implantat (und ein Verfahren
Rum Herstellen eines derartigen Implantats) zu schaffen, das
einerseits eine sichere Blutstillung bei knöchernen Defekten
gewährleistet und andererseits die knöcherne Durchbauung des
Defektes im Zuge des Heilungsprozesses nicht stört.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Implantat mit den Merkmalen
des Patentanspruchs 1 und durch ein Verfahren mit den Merkmalen
des Patentanspruchs 10. Vorteilhafte Ausgestaltungen der
Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Das erfindungsgemäße Implantat hat eine flächige oder volumige
Form und weist mindestens ein durch Bestrahlung und/oder
chemische Behandlung vorabgebautes resorbierbares Garn auf. Der
Anteil des vorabgebauten resorbierbaren Garns beträgt mindestens
50%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Implantats.
Wenn das resorbierbare Garn einer Behandlung zum Vorabbauen
unterzogen wird, wird seine Molekülstruktur angegriffen. Dies
führt dazu, daß das Garn nach einer Operation in vivo schneller
abgebaut wird. Dabei läßt sich die Resorptionszeit, d. h. die
Zeitdauer, nach der in vivo keine Reste des Implantats mehr
nachweisbar sind, durch geeignete Wahl der Behandlung zum
Vorabbauen (Bestrahlung und/oder chemische Behandlung) und der
dabei verwendeten Verfahrensparameter (siehe unten) einstellen.
So kann zum Beispiel eine Resorptionszeit des resorbierbaren
Garns von etwa 30 Tagen gewählt werden. Dadurch behindern in der
für die Knochenneubildung relevanten Zeitspanne von mehr als 30
Tagen nach einer Operation nur noch sehr wenige oder gar keine
Implantatreste das Einsprießen von neu gebildeten Knochenplätt
chen.
Durch Bestrahlung und/oder chemische Behandlung wird das
resorbiere Garn des Implantats lediglich vorabgebaut und nicht
vollständig abgebaut. Das Implantat hat daher eine ausreichende
mechanische Stabilität, auch noch einige Tage nach dem chi
rurgischen Eingriff. Dies sorgt für eine sichere Blutstillung zum
Beispiel in oralen knöchernen Defekten. Da das Implantat Garn
aufweist, ist es saugfähig, so daß es problemlos Blut aufnehmen
kann.
Vorzugsweise beträgt der Porenanteil in dem Implantat mindestens
50% des Gesamtvolumens des Implantats. Das Implantat kann
beispielsweise ein Gewirke, ein Gestricke, ein Gewebe, ein
Geflecht und/oder einen Filz aufweisen.
Als Material für das vorabgebaute resorbierbare Garn eignen sich
zum Beispiel Glykolid/Lactid-Copolymere, vorzugsweise Polyglactin
910. Polyglactin 910 ist ein Copolymer aus Glykolid und Lactid
im Verhältnis 9 : 1, das von der Anmelderin unter der Bezeichnung
"Vicryl" vertrieben wird. Polyglactin 910 wird durch Hydrolyse
abgebaut. Die entstehenden Abbauprodukte, Glykolsäure und
Milchsäure, werden im Körper metabolisiert. Die Resorptionszeit
von nicht vorabgebautem Polyglactin 910 im Körper beträgt etwa
70 Tage. Durch die Behandlung zum Vorabbauen läßt sich zum
Beispiel eine Resorptionszeit von ca. 35 Tagen erreichen.
Ein weiteres Beispiel für ein als vorabgebautes resorbierbares
Garn geeignetes Material ist Poly-p-dioxanon. Aber auch der
Einsatz von resorbierbaren Garnen aus anderen Materialien oder
der gleichzeitige Einsatz verschiedenartiger Garne oder von
Garnen aus verschiedenartigen Materialien in demselben Implantat
ist denkbar.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Implantat mit
mindestens einem nicht vorabgebauten, vorzugsweise resorbierbaren
Garn verstärkt und/oder in Form gehalten. Auf diese Weise läßt
sich die Stabilität des Implantats steigern. Da der größte Teil
des Materials des Implantats aus vorabgebautem resorbierbarem
Garn besteht, behindert das nicht vorabgebaute Garn das Knochen
wachstum nicht oder nur geringfügig, selbst wenn es nicht
resorbierbar ist. Zum Einsatz als nicht vorabgebautes Garn eignet
sich zum Beispiel Poly-p-dioxanon.
Die Vorteile des erfindungsgemäßen Implantats lassen sich also
wie folgt zusammenfassen: Das Implantat kann in einer flachen
oder in einer bereits den anatomischen Verhältnissen angepaßten
Form unter Verwendung eines resorbierbaren Garns oder ver
schiedenartiger resorbierbarer Garne hergestellt sein, wobei die
Garne so vorbehandelt sind, daß sie noch eine ausreichend hohe
mechanische Festigkeit aufweisen, jedoch ausreichend schnell
resorbiert werden, so daß z. B. eine knöcherne Durchbauung eines
Defekts nicht gestört wird. Typische Formen für das Implantat
sind zum Beispiel eine zylinderförmige Tamponade oder eine
scheibchenförmige Tamponade. Mit Hilfe des Implantats läßt sich
eine sichere Blutstillung von Sickerblutungen aus dem Knochen
erzielen. Die mechanische Stabilität des Implantats ist über
mehrere Tage ausreichend hoch, so daß auch bei Problemblutungen
eine wirksame Hämostase erreicht wird. Das Implantat hat eine
hohe Porosität, die das Eindringen von flüssigen und zellulären
Blutbestandteilen erlaubt. Die mit der Porosität verknüpfte
Kompartimentierung des Implantats stabilisiert das gebildete
Blutkoagel.
Bei dem Verfahren zum Herstellen eines erfindungsgemäßen
Implantats wird mindestens ein resorbierbares Garn durch
Bestrahlen und/oder chemisches Behandeln vorabgebaut, und das
Implantat wird zu einer flächigen oder volumigen Form gestaltet.
Das Vorabbauen kann auf verschiedene Weisen erfolgen, wobei auch
Kombinationen verschiedenartiger Methoden, die sich in ihrer
Wirkung addieren oder ergänzen, denkbar sind.
Eine Möglichkeit besteht darin, das vorabbauen durch Bestrahlen
mit Gammastrahlen durchzuführen, vorzugsweise bei einer Bestrah
lungsdosis im Bereich von 10 kGy bis 500 kGy. Besonders geeignet
ist eine Kobaltbestrahlung mit einer Bestrahlungsdosis von 25 kGy
bis 100 kGy.
Bei einer Gruppe von Polymeren, zum Beispiel bei Poly-p-dioxanon,
kann das Vorabbauen auch durch Bestrahlen mit Ultraviolettlicht
durchgeführt werden, aber auch das Bestrahlen mit sichtbarem
Licht (z. B. mit weißem Neonlicht) zeigt Wirkung.
Eine weitere Möglichkeit ist es, das Vorabbauen durch Einlegen
des vorabzubauenden resorbierbaren Garns in einen Hydrolysepuffer
durchzuführen. Vorzugsweise hat der Hydrolysepuffer einen pH-Wert
im Bereich von 4 bis 10, und das Einlegen erfolgt für eine
Zeitdauer im Bereich von 10 Stunden bis 300 Stunden bei einer
Temperatur im Bereich von 30°C bis 65°C. Das vorabzubauende
resorbierbare Garn muß hierfür hydrolysierbar sein, was zum
Beispiel für Polyglactin 910 und Poly-p-dioxanon der Fall ist.
Als zum Beispiel für Polyglactin 910 besonders geeignet hat sich
ein leicht alkalischer Hydrolysepuffer von etwa 50°C erwiesen,
in den das vorabzubauende resorbierbare Garn für etwa 40 Stunden
bis 80 Stunden eingelegt wird. Für Garne aus Poly-p-dioxanon ist
eine längere Behandlungsdauer (zum Beispiel bis 300 Stunden)
besser geeignet.
Die Verfahrensparameter beim Vorabbauen lassen sich aufgrund von
Versuchsserien so festlegen, daß bei einem bestimmten Material
für das resorbierbare Garn eine gewünschte Resorptionszeit
erzielt werden kann. Besonders vorteilhaft ist es, wenn die
Festigkeit des vorabgebauten resorbierbaren Garns noch so hoch
ist, daß mit diesem Garn die Endfertigung des Implantats durch
textile Verarbeitungsschritte wie Wirken, Stricken, Flechten,
Weben oder auch andere Textilverarbeitungsschritte noch möglich
ist. Der Abbaugrad soll jedoch schon so groß sein, daß die
erhaltenen Implantate deutlich schneller resorbiert werden als
herkömmliche Implantate, die kein vorabgebautes resorbierbares
Garn enthalten.
Das Vorabbauen wird vorzugsweise in mindestens einem Schritt an
dem als Ausgangsmaterial verwendeten resorbierbaren Garn, an aus
diesem Garn hergestellten Fäden und/oder an einer aus diesem Garn
hergestellten flächigen oder volumigen Zwischenform durchgeführt.
Die Oberfläche einer derartigen Zwischenform kann beispielsweise
relativ groß sein, so daß die vorabbauende Wirkung das vor
abzubauende resorbierbare Garn problemlos erreicht und die
Abschirmung durch darüberliegende Schichten des Garns ver
nachlässigbar ist. Bei einer vorteilhaften Ausführungsform wird
die zum Vorabbauen von Garn verwendete Zwischenform nach dem
Verfahrensschritt zum Vorabbauen aufgeräufelt (aufgeribbelt) und
das derart vorabgebaute Garn zu einer weiteren Zwischenform oder
zur endgültigen Form des Implantats weiterverarbeitet.
Um die Stabilität des Implantats zu erhöhen, werden bei einer
bevorzugten Ausführungsform mindestens ein vorabgebautes Garn und
mindestens ein nicht vorabgebautes Garn gemeinsam verstrickt,
gewirkt, verwebt oder verflochten. Es ist auch denkbar, daß die
Form des Implantats im wesentlichen durch in anderer Weise
gezielt angebrachte Garne oder zum Beispiel aus solchen Garnen
gefertigte Fäden festgelegt wird, wobei diese Garne nicht
vorabgebaut sind und daher eine höhere Festigkeit besitzen.
Zum Beispiel kann in das Implantat ein nicht vorabgebautes Garn
aus Poly-p-dioxanon eingearbeitet werden, wobei das Implantat in
seine endgültige Form gebracht wird, indem das Garn aus Poly-p-dioxanon
bei einer Temperatur zwischen 70°C und 110°C geschrumpft
wird. In diesem Fall werden die Eigenschaften von Garn aus Poly-p-dioxa
non zur Formgebung des Implantats ausgenutzt, denn
unbehandeltes (d. h. nicht vorabgebautes) Garn aus Poly-p-dioxanon
zeigt bei Temperaturen oberhalb von 70°C und unterhalb des
Schmelzpunktes (ca. 110°C) ein starkes Schrumpfvermögen. So kann
zum Beispiel aus einem lockeren Gestrick durch Schrumpfen des
Poly-p-dioxanon-Garns ein festeres Implantat gefertigt werden.
Wenn kein nicht vorabgebautes Garn eingesetzt werden soll, kann
der Verfahrens schritt zum Vorabbauen auch abschließend durch
geführt werden, d. h., nachdem das Implantat in seine endgültige
Form gebracht worden ist.
Durch den Vorabbauprozeß wird in dem resorbierbaren Garn eine
Änderung der Oberflächenstruktur hervorgerufen. Zum Beispiel
lassen sich bei starker Vergrößerung an der Oberfläche einzelner
Filamente aus Polyglactin 910 querverlaufende Spalte und Risse
in unterschiedlich starker Ausprägung erkennen. Diese Struktur
veränderung führt zu einer deutlich besseren und schnelleren
Blutkoagelstabilisierung. Möglicherweise ist dies durch eine
bessere Haftung von Thrombozyten an den Filamenten der Garne
begründet, wodurch eine schnellere Blutgerinnung bewirkt wird.
Im folgenden wird die Erfindung anhand von Beispielen näher
beschrieben. Hierzu dienen Ausführungsbeispiele für Verfahren zum
Herstellen eines erfindungsgemäßen Implantats und Beispiele, die
den Einfluß von Verfahrensparametern beim Vorabbauen auf die
Eigenschaften des Implantats zeigen. Allgemein ist zu bemerken,
daß ein erfindungsgemäßes Implantat auf vielfältige Weise
aufgebaut sein kann und für den Verfahrens schritt zum Vorabbauen
eine große Zahl von Möglichkeiten besteht. Im Einzelfall läßt
sich bei einem gegebenen Material die Resorptionszeit experimen
tell ermitteln. Wie dies geschehen kann, wird auch anhand der
folgenden Beispiele erläutert.
Beispiel 1 beschreibt einen Vorversuch, um für ein Garn aus
Polyglactin 910 optimale Verfahrensbedingungen für das Vorabbauen
zu ermitteln.
Um einen Schlauch aus Garn (28 den) aus Polyglactin 910 herzu
stellen, wurden fünf Garne aus Polyglactin 910 von jeweils 28 den
gemeinsam mit einem kleinen Strickkopf (3/4 Zoll) auf einer
Rundstrickmaschine zu einem engmaschigen Schlauch verstrickt.
Anschließend wurden Stücke dieses Schlauchs von jeweils 8 m Länge
auf jeweils eine Spule gewickelt und für 64 Stunden, 72 Stunden
bzw. 80 Stunden in einen Hydrolysepuffer eingelegt. Der Hydroly
sepuffer wies ein Puffersystem aus Na2HPO4 (50 mMol/l) und KH2PO4
(17 mMol/l) in wäßriger Lösung auf. Der pH-Wert lag bei 7,26.
Dabei betrug die Temperatur des Hydrolysepuffers 50,5°C. Die
besten Eigenschaften nach dem Einlegen in den Hydrolysepuffer
zeigte die Probe, die für 72 Stunden inkubiert wurde. Dabei galt
als Kriterium, daß die Reißkraft (siehe Tabelle 1) möglichst
niedrig sein sollte, da eine niedrige Reißkraft nach der
Behandlung auf eine kurze Resorptionszeit schließen läßt,
andererseits aber das Garn des Schlauchs noch weiter verarbeitbar
sein sollte. Insbesondere sollte sich der Schlauch nach dem
Einlegen oder Inkubieren in dem Hydrolysepuffer, also nach dem
Vorabbauen, noch aufräufeln (aufribbeln) lassen.
Reißkraft eines Schlauchs aus Polyglactin 910 nach
Vorabbauen in einem Hydrolysepuffer (pH 7,26,
50,5°C) für eine vorgegebene Zeitdauer
Reißkraft eines Schlauchs aus Polyglactin 910 nach
Vorabbauen in einem Hydrolysepuffer (pH 7,26,
50,5°C) für eine vorgegebene Zeitdauer
Von dem für 72 Stunden bei 50,5°C in dem Hydrolysepuffer
inkubierten Schlauch aus Polyglactin 910 wurden anschließend in
vitro-Reißkräfte gemessen. Unter in-vitro-Reißkraft ist hierbei
die im Zugversuch gemessene Kraft zu verstehen, bei der der
Schlauch reißt, nachdem der Schlauch für eine vorgewählte
Zeitdauer in dem oben genannten Hydrolysepuffer gelegen hat, aber
nicht bei 50,5°C, sondern bei 37,0°C, um einen Anhaltspunkt für
das Sinken der Reißkraft im Laufe der Zeit nach Implantation in
einen menschlichen Körper zu liefern. Dafür wurde der vor
abgebaute Schlauch für 2, 5 und 7 Tage in den Hydrolysepuffer mit
dem pH-Wert von 7,26 bei 37,0°C eingelegt. Tabelle 2 zeigt die
Versuchsergebnisse.
In-vitro-Reißkraft eines für 72 Stunden bei 50,5°C
und pH 7,26 vorabgebauten Schlauchs aus Poly
glactin 910 nach einer vorgegebenen Zeit bei
37,0°C und pH 7,26
In-vitro-Reißkraft eines für 72 Stunden bei 50,5°C
und pH 7,26 vorabgebauten Schlauchs aus Poly
glactin 910 nach einer vorgegebenen Zeit bei
37,0°C und pH 7,26
Nach 7 Tagen war die in-vitro-Reißkraft bereits auf unter 25% des
Ausgangswertes gefallen. Die Zeit, die vergeht, bis die in-vitro-
Reißkraft auf Null abgesunken ist, ist allerdings kürzer als die
Resorptionszeit von Polyglactin 910 im Körper.
Das folgende Beispiel veranschaulicht ein Verfahren zum Her
stellen eines Implantats aus vorabgebautem Polyglactin 910, das
mit nicht vorabgebautem Garn aus Poly-p-dioxanon verstärkt ist.
Zunächst wurden fünf Garne aus Polyglactin 910 von jeweils 28 den
gemeinsam mit einem kleinen Strickkopf (3/4 Zoll) auf einer
Rundstrickmaschine zu einem engmaschigen Schlauch verstrickt. Der
entstandene Schlauch wurde für 72 Stunden bei 50,5°C in den
Hydrolysepuffer gemäß Beispiel 1 (pH-Wert 7,26) eingelegt und
anschließend mit destilliertem Wasser gut gewaschen und im
Vakuumschrank getrocknet. Auf diese Weise wurden die Garne in dem
Schlauch vorabgebaut, wobei der Hydrolysepuffer die zu dem
Schlauch verstrickten Garne allseitig gut erreichen konnte.
Im nächsten Verfahrens schritt wurde der zuvor gefertigte und
behandelte Schlauch wieder aufgeräufelt (aufgeribbelt), um
vorabgebautes Material aus Polyglactin 910 in Form von Garn zu
erhalten. Danach wurden zwei derart vorabgebaute Garne (2 × 5 ×
28 den) aus Polyglactin 910 ohne zusätzliche Fadenspannung
nochmals gemeinsam verstrickt, wobei zusätzlich zwei unbehandelte
Garne aus Poly-p-dioxanon von 30 den mit eingestrickt wurden.
Danach wurde der Schlauch von dem zweiten Strickvorgang wiederum
aufgeräufelt und das erhaltene Garn dann auf einer Flachstrickma
schine zu einem sehr lockeren Schal verstrickt. Dabei wurden für
jede Nadel beide Nadelbetten verwendet, ohne Fadenspannung
anzulegen.
Anschließend wurde der Schal einem Waschprozeß in einem organi
schen Lösungsmittel (Scouring) unterzogen.
Danach wurden Abschnitte des Schals von jeweils 30 cm Länge in
einem Schrumpfeisen unter Verwendung eines Abstandshalters von
2 mm bei 103°C eine Minute lang geschrumpft. Dazu wurde der
Effekt ausgenutzt, daß bei einer derartigen Temperatur Garne aus
Poly-p-dioxanon schrumpfen.
Abschließend wurden mit einer Schlagschere Streifen in einer
Größe von 10 mm × 60 mm geschnitten. Derartige Streifen können
nach dem Verpacken und Sterilisieren als handelsfähiges Implantat
zum Austamponieren von oralen knöchernen Defekten dienen.
An der Fertigware wurde, wie in Beispiel 1 beschrieben, die in-
vitro-Reißkraft nach Inkubation in einem Hydrolysepuffer des pH-
Werts 7,26 bei 37,0°C für 2, 5 und 7 Tage gemessen, siehe Tabelle
3.
Das in Beispiel 2 beschriebene Fachen und mehrmalige Verstricken
und Aufräufeln der Garne erleichtert den Verfahrensschritt zum
Vorabbauen und ermöglicht es, auch stark abgebaute Garne
einzusetzen.
Tabelle 3
In-vitro-Reißkraft eines fertigen Implantats mit
für 72 Stunden bei 50,5°C und pH 7,26 vorabgebautem Garn aus Polyglactin 910 und mit nicht vorabgebautem Garn aus Poly-p-dioxanon nach einer vorgegebenen Zeit bei 37,0°C und pH 7,26
Eine weitere Möglichkeit, das Vorabbauen resorbierbarer Garne
durchzuführen, besteht im Bestrahlen mit Licht, und zwar mit
Ultraviolettlicht, aber auch mit sichtbarem Licht. Im folgenden
wird dies am Beispiel von Poly-p-dioxanon untersucht.
Poly-p-dioxanon, ein aliphatischer Polyester, baut durch
Einwirkung von Licht schnell ab. Wird dem farblosen Polymer ein
Farbstoff zugemischt, so wird die Geschwindigkeit des Abbaus
durch Licht verringert. Die Abbaugeschwindigkeit hängt von der
Intensität und der Art der Lichtquelle ab. Der Abbau führt zu
einer Verringerung der Reißkraft und gleichzeitig zu einer
Reduzierung der Molmasse, was eine beschleunigte Resorption eines
aus Poly-p-dioxanon hergestellten Implantats im Körper zur Folge
hat. Ein Maß für die Molmasse ist die inhärente Viskosität (IV);
je kleiner IV, umso geringer ist die Molmasse des Polymers und
umso kürzer die Resorptionszeit.
Um den Einfluß einer Bestrahlung mit Ultraviolettlicht auf Poly-
p-dioxanon zu untersuchen, wurde ungefärbtes Garn aus Poly-p-
dioxanon gefacht (5 Garne mit je 60 den), auf einen Rahmen
gewickelt und ultraviolettem Licht aus einer im Abstand von ca.
60 cm angeordneten UV-Lichtquelle ("Ultravitalux"-Lampe der Firma
Osram von 100 W Leistung) ausgesetzt.
Tabelle 4 zeigt den Einfluß der Belichtungszeit auf die ver
bleibende Reißkraft (bezogen auf unbelichtetes Garn) und auf die
Inhärente Viskosität.
Einfluß einer Bestrahlung mit UV-Licht auf die
Reißkraft und die inhärente Viskosität (IV) von
Garn aus ungefärbtem Poly-p-dioxanon
Einfluß einer Bestrahlung mit UV-Licht auf die
Reißkraft und die inhärente Viskosität (IV) von
Garn aus ungefärbtem Poly-p-dioxanon
In analoger Weise wurde violettes Garn aus Poly-p-dioxanon, das
mit dem violetten Farbstoff "D + C violett 2" (1-Hydroxy-4-p-
toluidino-anthrachinon) eingefärbt war, gefacht, auf Rahmen
gewickelt und mit einer "ultravitalux"-Lampe bestrahlt.
Wie Tabelle 5 zeigt, sind die verbleibende Reißkraft und die
inhärente Viskosität deutlich höher als für ungefärbtes Garn.
Einfluß einer Bestrahlung mit UV-Licht auf die
Reißkraft und die inhärente Viskosität (IV) von
Garn aus violettem Poly-p-dioxanon
Einfluß einer Bestrahlung mit UV-Licht auf die
Reißkraft und die inhärente Viskosität (IV) von
Garn aus violettem Poly-p-dioxanon
In einem weiteren Versuch wurde ungefärbtes Garn (60 den)
gefacht, auf Rahmen gewickelt und im Abstand von ca. 60 cm einer
weißen Neon-Lichtquelle (60 W) ausgesetzt. Tabelle 6 zeigt die
Ergebnisse für die verbleibende Reißkraft und die inhärente
Viskosität.
Einfluß einer Bestrahlung mit weißem Neonlicht auf
die Reißkraft und die inhärente Viskosität (IV)
von Garn aus ungefärbtem Poly-p-dioxanon
Einfluß einer Bestrahlung mit weißem Neonlicht auf
die Reißkraft und die inhärente Viskosität (IV)
von Garn aus ungefärbtem Poly-p-dioxanon
Für eine gegebene Belichtungszeit liegen die Werte zwischen denen
für ungefärbtes Garn und für violettes Garn bei Bestrahlung mit
Ultraviolettlicht.
In Fig. 1 sind die Meßwerte der inhärenten Viskosität gegen die
der verbleibenden Reißkraft aufgetragen. Die durchgezogene Kurve
wurde gemäß einer exponentiellen Beziehung an die Meßdaten
angefittet.
Die Werte für die inhärente Viskosität lassen Rückschlüsse auf
die Resorptionszeit von Implantaten in-vivo zu. Verschiedene
interne Untersuchungen haben gezeigt, daß Garne aus Poly-p-
dioxanon nach einer in-vivo-Implantationszeit von ca. 100 Tagen
einen Wert für die inhärente Viskosität von etwa 0,5 dl/g
erreichen. Daraus ist zu schließen, daß ein Implantat aus Poly-p-
dioxanon, dessen inhärente Viskosität bereits vor der Implanta
tion bei ca. 0,5 dl/g liegt, eine um ca. 100 Tage verringerte
Resorptionszeit zeigt als ein aus nicht vorabgebautem Garn aus
Poly-p-dioxanon hergestelltes Implantat. Anstatt der bei einem
derartigen Implantat üblichen Resorptionszeit von ca. 180 Tagen
beträgt die Resorptionszeit bei dem Implantat aus vorabgebautem
Garn also nur ca. 80 Tage.
Das folgende Beispiel verdeutlicht, wie die Reißkraft eines aus
Polyglactin 910 hergestellten Implantats beeinflußt wird, wenn
das Vorabbauen durch Bestrahlen mit Gammastrahlen durchgeführt
wird.
Ein Schlauch aus Polyglactin 910 wurde durch Rundstricken von
fünf Garnen von jeweils 52 den hergestellt, mit einem organischen
Lösungsmittel gewaschen, um Verarbeitungsrückstände aus der
Garnherstellung zu entfernen, und dann unter trockenem Stickstoff
unter Ausschluß von Wasser verpackt.
Anschließend wurde das so verpackte Produkt mit Gammastrahlen
(Kobalt 60) bestrahlt und dabei verschiedenen Bestrahlungsdosen
ausgesetzt. Die Reißkraft nach der Bestrahlung wurde jeweils
gemessen. Tabelle 7 zeigt die Ergebnisse.
Einfluß von Gammabestrahlung (Kobalt 60) auf die
Reißkraft von Garn aus Polyglactin 910
Einfluß von Gammabestrahlung (Kobalt 60) auf die
Reißkraft von Garn aus Polyglactin 910
Je größer die Bestrahlungsdosis, um so geringer ist die Reiß
kraft.
Der Schlauch ließ sich auch noch nach dreimaliger Bestrahlung mit
jeweils 25 kGy handhaben, d. h. das derart vorabgebaute Garn aus
Polyglactin 910 ließ sich noch unter Aufräufeln abziehen und
heiteren textilen Verarbeitungsschritten unterziehen.
Claims (18)
1. Implantat, das eine flächige oder volumige Form hat und das
mindestens ein durch Bestrahlung und/oder chemische Behand
lung vorabgebautes resorbierbares Garn aufweist, wobei der
Anteil des vorabgebauten resorbierbaren Garns mindestens
50%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Implantats, beträgt.
2. Implantat nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der
Porenanteil in dem Implantat mindestens 50% des Gesamtvolu
mens des Implantats beträgt.
3. Implantat nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das Implantat ein Gewirke und/oder ein Gestricke auf
weist.
4. Implantat nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Implantat ein Gewebe und/oder ein Geflecht
aufweist.
5. Implantat nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Implantat einen Filz aufweist.
6. Implantat nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Implantat als vorabgebautes resorbierbares
Garn ein vorabgebautes Garn aus einem Glykolid/Lactid-Copo
lymer, vorzugsweise aus Polyglactin 910, aufweist.
7. Implantat nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Implantat als vorabgebautes resorbierbares
Garn ein vorabgebautes Garn aus Poly-p-dioxanon aufweist.
8. Implantat nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Implantat mit mindestens einem nicht vor
abgebauten, vorzugsweise resorbierbaren Garn verstärkt und/oder
in Form gehalten ist.
9. Implantat nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das
Implantat als nicht vorabgebautes Garn ein Garn aus Poly-p-
dioxanon aufweist.
10. Verfahren zum Herstellen eines Implantats nach Anspruch 1,
wobei mindestes ein resorbierbares Garn durch Bestrahlen
und/oder chemisches Behandeln vorabgebaut wird und wobei das
Implantat zu einer flächigen oder volumigen Form gestaltet
wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß das
Vorabbauen durch Bestrahlen mit Gammastrahlen durchgeführt
wird, vorzugsweise bei einer Bestrahlungsdosis im Bereich
von 10 kGy bis 500 kGy.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet,
daß das Vorabbauen durch Bestrahlen mit Ultraviolettlicht
durchgeführt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Vorabbauen durch Einlegen des vorabzu
bauenden resorbierbaren Garns in einen Hydrolysepuffer
durchgeführt wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß der
Hydrolysepuffer einen pH-Wert im Bereich von 4 bis 10 hat
und daß das Einlegen für eine Zeitdauer im Bereich von 10
Stunden bis 300 Stunden bei einer Temperatur im Bereich von
30°C bis 65°C erfolgt.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 14, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Vorabbauen in mindestens einem Schritt
an dem als Ausgangsmaterial verwendeten resorbierbaren Garn,
an aus diesem Garn hergestellten Fäden und/oder an einer aus
diesem Garn hergestellten flächigen oder volumigen Zwischen
form durchgeführt wird.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß eine
zum Vorabbauen von Garn verwendete Zwischenform aufgeräufelt
wird und das derart vorabgebaute Garn zu einer weiteren
Zwischenform oder zur endgültigen Form des Implantats wei
terverarbeitet wird.
17. Verfahren nach Anspruch 15 oder 16, dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens ein vorabgebautes Garn und mindestens ein
nicht vorabgebautes Garn gemeinsam verstrickt, gewirkt,
verwebt oder verflochten werden.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 17, dadurch ge
kennzeichnet, daß in das Implantat ein vorzugsweise nicht
vorabgebautes Garn aus Poly-p-dioxanon eingearbeitet wird
und daß das Implantat in seine endgültige Form gebracht
wird, indem das Garn aus Poly-p-dioxanon bei einer Tempera
tur zwischen 70°C und 110°C geschrumpft wird.
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OP8 | Request for examination as to paragraph 44 patent law | ||
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Owner name: ETHICON GMBH, 22851 NORDERSTEDT, DE |
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