DE19718430A1 - Behandlung von Biomaterial - Google Patents
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- C09D167/04—Polyesters derived from hydroxycarboxylic acids, e.g. lactones
Description
Die Erfindung bezieht sich auf eine Behandlung von sogenann
tem Biomaterial gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
Als Biomaterial wird ein Material bezeichnet, das in das Ge
webe oder den Blutstrom des menschlichen Körpers eingebracht
wird, so z. B. Implantatmaterial für den Ersatz von Gelenken,
Gefäßprothesen oder Stützkörper für Gefäße, sogenannte
Stents, aber auch Infusionskatheter, Herzkatheter, Ballonka
theter, Elektroden, Nahtmaterial für Gefäßanastomosen, etc.,
die kurzzeitig wie auch längerfristig unmittelbar in Körper
gewebe wie Knochen oder Arterien und Venen verbracht werden.
Infektionen von Biomaterial, so z. B. Implantaten sind auch im
Zeitalter der modernen Antibiotika für die Medizin ein schwer
wiegendes Problem. In Fachkreisen wird hier von der sog. Fremd
körperinfektion gesprochen, die z. B. bei Kunstgelenken oder
Kathetern auftritt. Die intravenöse Gabe von Chemotherapeutika,
Antibiotika bzw. ausgewählten Antiseptika führt in der Regel
nicht zur Infektsanierung. Bei bestehenden Infekten ist daher
in solchen Fällen die rasche Entfernung des Biomateriales z. B.
des Implantates notwendig.
Daß derartige Infektionen nicht allzu selten sind, geht aus
einer Schätzung der Autoren Sugarman und Young hervor, die für
die unmittelbare Entfernung infizierter orthopädischer Implan
tate Kosten von 100 Millionen US-Dollar für das Jahr 1987 an
geben haben.
Nach Kontakt von Mikroorganismen mit dem Biomaterial im Kör
per kann es insbesondere in Verbindung mit Bakterien zur Bil
dung von Schleimsubstanzen kommen, wobei sich dann verschie
dene, in Symbiose lebende Keime einnisten. Diese Schleimsub
stanzen schützen im Sinne einer Tarnkappe die Keime vor der
körpereigenen Abwehr. Weiter adsorbieren die Schleimsubstan
zen therapeutisch verabreichte Chemotherapeutika. Dies bedeu
tet gleichzeitig eine Erhöhung der sog. minimalen Hemmkonzen
tration von Wirkstoffen, so daß die zur Therapie notwendigen
Wirkkonzentrationen dann für den Organismus toxische Bereiche
erreichen würden.
Aus der US-PS 5 103 837 ist es bekannt, eine implantierte po
röse Stimulationselektrode für einen Herzschrittmacher mit
einer dünnen Beschichtung eines hydrophilen Polymers zu ver
sehen, in die ein entzündungshemmendes Steroid eingebettet
ist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Behandlung für
Biomaterial anzugeben, mit der eine anti-infektive Oberfläche
des Materiales erreicht wird, so daß auf die Gabe von Chemo
therapeutika und anderen Arzneistoffen in die Blutbahn des
Patienten verzichtet werden kann.
Diese Aufgabe ist gemäß der Erfindung durch die Merkmale des
Patentanspruches 1 gelöst.
Demgemäß besteht die überraschend einfache Lösung darin, Bio
material mit einer dünnen lackartigen Beschichtung zu benet
zen, die im Körper, z. B. im Gewebe, wie Knochen bzw. im
Blutstrom, permanent degradiert wird. Die Degradation kann
hydrolytisch und/oder enzymatisch oder durch sonstige Zer
fallsprozesse erfolgen. Es hat sich gezeigt, daß bei einer
solchen lackartigen Beschichtung, d. h. einer Beschichtung
lediglich der Primärstruktur des Biomateriales, durch den
permanenten Abbau des Beschichtungsmateriales eine Infektion
am Biomaterial verhindert wird. Die Schichtdicken sind hier
bei kleiner als
100 Mikrometer, vorzugsweise kleiner als 50 oder gar 10 Mi krometer.
100 Mikrometer, vorzugsweise kleiner als 50 oder gar 10 Mi krometer.
In der DE-C2-43 34 272 wurde bereits beschrieben, daß eine der
artige auf dem Biomaterial selbsthaftende lackartige Be
schichtung geeignet ist, eine Anlagerung von Blutgerinnseln
aufgrund von plasmatischer oder zellulärer Blutgerinnung in
hohem Maße zu vermeiden. Insofern wird hier in vollem Umfang
auf diese Patentschrift verwiesen. Die darin genannten Mate
rialien für die Beschichtung von Biomaterial können auch für
die Erzielung von antiinfektiven Oberflächen verwendet wer
den.
Bevorzugt werden als biodegradierbares Beschichtungsmaterialien
Polylaktide, Polyglykole oder Gele verwendet. Beispielhaft
seien genannt: biodegradierbare synthetische sowie natürliche
bzw. natürlich modifizierte Polymere, wie Polylaktide und ent
sprechende Mischpolymerisate oder Mischungen, Polyglykolsäure,
Polyglykole, Polyhydroxybutyrate und Polyhydroxyvaleriate sowie
entsprechende Mischpolymerisate, Acrylsäure und Metacrylsäure
sowie deren Derivate und Polydioxanon.
Das Beschichtungsmaterial muß fest auf der Oberfläche des
Biomaterials, z. B. im Sinne einer nur dünnen Lackschicht,
haften, die die Struktur und Funktion des Biomaterials nicht
verändert. Die Beschichtungsmaterialien werden bevorzugt
durch ein Tauchverfahren auf das Biomaterial aufgebracht und
anschließend getrocknet.
In das Beschichtungsmaterial können noch Arzneistoffe, insbe
sondere keimtötende Arzneistoffe eingebaut werden, die die
antiinfektive Wirkung erhöhen.
Somit ist es möglich, in dem Klinikbetrieb bereits bewährte
Biomaterialien mit antiinfektiven Oberflächen zu überziehen,
und zwar speziell orientiert an den Bedürfnissen für den je
weiligen Patienten. Durch die kontinuierliche Selbstreinigung
der Oberflächen bei ggf. gleichzeitig hoher Dosierung lokal
wirkender Arzneistoffe werden Anlagerungen von Bakterien,
Keimen oder Schleim verhindert.
Im folgenden werden Beispiele für eine antiinfektive Oberflä
chenbeschichtung von Biomaterial erwähnt.
Zunächst wird eine Grundlösung für ein Beschichtungsmaterial
hergestellt: Hierzu werden 480 mg eines Arzneistoffträgers,
wie Poly-D,L-Laktid (käuflich als R203 der Firma Boehringer,
Ingelheim) in 3 ml Chloroform unter aseptischen Bedingungen
gelöst.
Für Grundlösungen eignen sich alle oben genannten biodegra
dierbaren Beschichtungsmaterialien in Lösung, Dispersion oder
Emulsion, die nach Trocknung selbsthaftende, lackartige
Überzüge mit den angegebenen dünnen Schichtdicken ergeben.
In diese Grundlösung für das Beschichtungsmaterial können
dann noch sterile Wirkstoffe, wie nachfolgend beschrieben,
zugegeben werden, um jeweils ein spezifisches Beschichtungs
material zu erhalten.
Für eine Gentamicinbeschichtung werden 4,8 mg fein verteiltes
Gentamicinpulver unter aseptischen Bedingungen in der Grund
lösung oder einer entsprechenden arzneistoffhaltigen Lösung
dispergiert und bis zur Beschichtung bei -10°C gelagert.
Für eine Beschichtung mit Tarivid werden 4,8 mg Wirkstoff
unter aseptischen Kautelen gelöst und bis zur Beschichtung
bei minus 10 Grad Celsius gelagert.
Zur Beschichtung wird das jeweilige Biomaterial unter asepti
schen Bedingungen bei etwa Zimmertemperatur in die jeweilige
klebrige viskose Lösung getaucht, wonach das beschichtete Ma
terial dann bei etwa 40°C getrocknet wird. Es zeigte sich,
daß mit den angegebenen Materialien tatsächlich nur die Pri
märstruktur des Biomaterials mit lackartigen Schichten mit
den angegebenen Dicken benetzt wird, d. h. daß die äußerliche
Struktur und Form im Wesentlichen erhalten bleibt.
Mit derartigen Lösungen wurden handelsübliche Gelenkimplanta
te Gefäßstützen, die sogenannten Stents, Gefäßprothesen, Kar
bonfasergeflechte, Schrittmacherelektroden, Defibrillatore
lektroden, diagnostische und therapeutische Plastikkatheter
für Angiologie und Kardiologie ohne und mit Ballon, Schläuche
und Beutel wie in der Transfusionsmedizin gebräuchlich,
Schlauchsysteme von Herz-Lungenmaschinen, entsprechende Oxi
genatoren, Plastikmandrins von Braunülen sowie Arterienkanü
len oder Nahtmaterial für Gefäßanastomosen beschichtet. Die
Beschichtung haftet auf allen diesen Materialien einwandfrei
und baut sich im Blutstrom oder in dem Gewebe in gewünschter
Weise permanent ab. Dieser Abbau wurde in Tests ex vivo und
in vivo überprüft. Hierbei stellte sich heraus, daß Beschich
tungen, die antithrombogene Eigenschaften aufweisen, gleich
zeitig die Adhäsion von Keimen unterbinden. Es zeigte sich,
daß diese Wirkungen korrelieren, d. h. daß gute antithromboge
ne Eigenschaften ebenfalls gute antiinfektive Eigenschaften
aufweisen.
Die Qualität der Beschichtung von Biomaterial hinsichtlich
bakterieller Besiedlung wurde anhand von kleinen Probekörpern
überprüft. Hierzu wurden Zylinder aus Polytetrafluoräthylen
ohne Zusatz von Chemotherapeutika beschichtet; anschließend
wurde mit einem einfachen mikrobiologischen Test die Adhäsion
von Bakterien verfolgt beschichtete Zylinder und ent
sprechende Kontrollen werden in Staph. epi. Einsaatlösung
(50.000 KBE/ml) für vier Stunden bei 37 Grad Celsius inku
biert. Das Anhaften der Keime kann durch Abrollen auf Agar
platten und Auszählung der Kolonien oder mittels radioaktiv
markierter Keime anhand der anhaftenden Radioaktivität nach
gewiesen werden. Die Ergebnisse zeigten, daß eine Beschich
tung mit Probekörpern unter Verwendung von dem Beschichtungs
material R 203 der Firma Boehringer, Ingelheim die Haftung
von Keimen auch ohne Zusatz von Chemotherapeutika drastisch
reduziert; es verblieb lediglich eine sehr geringe Haftung,
von 30%. Eine weitere Verbesserung wird durch die Einarbei
tung von Chemotherapeutika erreicht.
Somit kann durch die angegebene Behandlung der Oberflächen
von Biomaterial dieses mit antieffektiven Eigenschaften aus
gerüstet werden.
Claims (9)
1. Behandlung für in das Gewebe oder in den Blutstrom des
menschlichen Körpers einbringbares Material, sogenanntes
Biomaterial, zum Erzielen einer antiinfektiven Oberfläche
des Materiales, dadurch gekennzeichnet, daß das Material
mit einem auf dem Biomaterial selbsthaftenden
Beschichtungsmaterial beschichtet wird, das die
Blutgerinnung an dem Biomaterial durch Anhaften von
plasmatischen oder zellulären Bestandteilen verhindert,
auf der Oberfläche des Biomateriales eine lackartige
Schicht bildet und im Körper permanent degradiert wird.
2. Behandlung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet daß
ein Beschichtungsmaterial verwendet wird, daß gute anti
thrombogene Eigenschaften aufweist und gleichzeitig die
Adhäsion von Keimen unterbindet.
3. Behandlung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß das Beschichtungsmaterial auf dem
Biomaterial eine lackartige Haftschicht mit Schichtdicken
kleiner als 100 Mikrometern (< 100 µm) vorzugsweise
kleiner als 50 µm, bildet.
4. Behandlung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Schichtdicke der Haftschicht
kleiner als 10 µm ist.
5. Behandlung nach einem der vorhergehenden Ansprüche 2,
dadurch gekennzeichnet, daß das Beschichtungsmaterial
hydrolytisch und/oder enzymatisch und/oder durch sonstige
Zerfallsprozesse permanent degradiert wird.
6. Behandlung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß als Beschichtungsmaterial
biodegradierbare synthetische sowie natürliche bzw.
natürlich modifizierte Polymere, wie Polylaktide,
Polyglykolsäure, Mischpolymerisate, Polyglykole und,
Polyhydroxybutyrate und Polyhydroxyvaleriate sowie
entsprechende Mischpolmerisate oder Mischungen, und
Polydioxanon, Acrylsäure und Methacrylsäure sowie deren
Derivate sowie synthetische Polymere verwendet werden.
7. Behandlung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß das Beschichtungsmaterial
zunächst als Lösung, Dispersion oder Emulsion in einem
schnell flüchtigen Lösungsmittel mit hoher
Oberflächenspannung vorliegt und nach Aufbringen auf das
Biomaterial und anschließender Trocknung eine trockene
dünne Haftschicht bildet.
8. Beschichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß in das Beschichtungsmaterial
keimabtötende Arzneistoffe, wie Chemotherapeutika,
Antibiotika und Antiseptika, eingearbeitet sind.
9. Behandlung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß in das Beschichtungsmaterial
entzündungshemmende Arzneistoffe, wie Cortikoide,
eingearbeitet sind.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997118430 DE19718430A1 (de) | 1997-04-30 | 1997-04-30 | Behandlung von Biomaterial |
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