DE19717615A1 - Verfahren und Einrichtung zur Kühlung von Metallen in einem Hüttenwerk - Google Patents
Verfahren und Einrichtung zur Kühlung von Metallen in einem HüttenwerkInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren bzw. eine Einrichtung
zur Kühlung von Metallen in einem Hüttenwerk, wobei die Küh
lung mittels eines Temperaturmodells des zu kühlenden Metalls
bzw. der Kühlung erfolgt. Um z. B. die Auslauftemperatur eines
Stahlbandes zu regeln ist es notwendig, die zu erwartende
Auslauftemperatur bei vorgegebener Kühlung mittels eines Tem
peraturmodells vorherzusagen und mit diesem Vorhersagewert
die Kühlung zu regeln. Ein Regeleingriff zur Beeinflussung
der Auslauftemperatur zu dem Zeitpunkt, an dem die Auslauf
temperatur meßbar ist, ist nicht mehr möglich, denn zu diesem
Zeitpunkt hat das Metall bereits die Kühlstrecke verlassen.
Vergleichbare Probleme treten auch beim Stranggießen auf.
Beim Stranggießen ist es bekannt, die Kühlung auf der Basis
der von einem Temperaturmodell gelieferten Werte für die Tem
peratur des Stranges an verschiedenen Stellen sowie auf der
Basis der Lage der Sumpfspitze die Kühlung des Stranges zu
regeln. Die Qualität der Regelung hängt dabei wesentlich von
der Präzision der von dem Temperaturmodell gelieferten Werte
ab. Deshalb ist es wichtig, daß das Temperaturmodell die
thermischen Verhältnisse im Metall sowie des Kühlvorgangs gut
modelliert. Es hat sich jedoch gezeigt, daß bei der Vielzahl
der Parameter eines derartigen Temperaturmodells eine gute
Adaption an die realen Kühlverhältnisse sehr schwierig ist.
Entsprechend ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren bzw.
eine Einrichtung anzugeben, die es ermöglicht, die Kühlung
von Metall in einem Hüttenwerk derart zu verbessern, daß die
Abweichung der Temperatur des Metalls von einer gewünschten
Solltemperatur gegenüber dem bekannten Kühlverfahren verrin
gert wird. So ist es z. B. wünschenswert, die Abweichung der
Auslauftemperatur eines Metalls aus einer Kühlstrecke von ei
ner vorgegebenen gewünschten Solltemperatur möglichst gering
zu halten.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren gemäß
Anspruch 1, Anspruch 2 bzw. eine Einrichtung gemäß Anspruch
18 und Anspruch 19 gelöst. Bei einem Verfahren zur Kühlung
von Metall in einem Hüttenwerk, wobei die Kühlung in Abhän
gigkeit der Temperatur des Metalls derart eingestellt wird,
daß das Metall eine gewünschte Solltemperatur erreicht, und
wobei die Temperatur des Metalls mittels eines Temperaturmo
dells ermittelt bzw. vorausgeschätzt wird, hat es sich als
besonders vorteilhaft erwiesen, die Parameter der Temperatur
des Modells, insbesondere Wärmeübergangskoeffizient und Wär
meleitfähigkeit des Metalls, mittels genetischer Algorithmen
an die Eigenschaften des Metalls bzw. der Kühlung im Sinne
einer Optimierung anzupassen. Dieses Verfahren hat sich als
ganz besonders geeignet erwiesen, ein optimales Temperaturmo
dell unter Berücksichtigung der Vielzahl seiner Parameter zu
erhalten. Ein Temperaturmodell umfaßt üblicherweise bis zu
100 Parameter, - es können auch mehr sein - so daß bisherige
Versuche eine verbesserte Kühlung durch ein verbessertes Tem
peraturmodell zu erzielen nicht den gewünschten Erfolg brach
ten. Von der Vielzahl von möglichen Maßnahmen, eine Kühlung
zu verbessern, hat es sich gezeigt, daß mit dem erfindungsge
mäßen Verfahren, d. h. das Temperaturmodell mit einem auf ge
netischen Algorithmen basierenden Optimierungsverfahren zu
verbessern, hervorragende Ergebnisse in bezug auf Verbesse
rung der Kühlung erzielbar sind. Diesen unerwartet großen Er
folg des erfindungsgemäßen Verfahrens verdeutlichen Fig. 7 bis
10. So betreffen Fig. 7 und 8 eine Kühlstrecke und Fig. 9 und
10 eine weitere Kühlstrecke. Fig. 7 bis 10 zeigen Histogramme,
in denen die Häufigkeit bestimmter Werte für die Abweichung
zwischen gewünschter Auslauftemperatur und tatsächlicher Aus
lauftemperatur aufgetragen sind. Fig. 7 zeigt die Ergebnisse
einer Kühlung mit dem herkömmlichen Verfahren, Fig. 8 dagegen
mit dem erfinderischen Verfahren. In dem vorliegenden Bei
spiel liegt beim herkömmlichen Verfahren der Mittelwert der
Abweichung von der gewünschten Sollauslauftemperatur bei -
50,6°C. Mit dem erfinderischen Verfahren dagegen beträgt der
Mittelwert der Abweichung nur noch 8,2°C. Das bekannte Ver
fahren ist also um mehr als 600% schlechter als das erfin
dungsgemäße Verfahren. Noch deutlicher wird die enorme Ver
besserung der Kühlung beim Vergleich von Fig. 9 und Fig. 10.
Gemäß Fig. 9 beträgt der Mittelwert der Abweichung -68,8°C,
die Abweichung mit dem erfindungsgemäßen Verfahren dagegen
nur 3,4°C. In diesem Verfahren ist das bekannte Verfahren
sogar um 2000% schlechter als das erfindungsgemäße Verfah
ren. Die erfindungsgemäße Kühlung ist also überraschend deut
lich dem bekannten Kühlverfahren überlegen. Für die Deutlich
keit, mit der das erfinderische Verfahren dem herkömmlichen
Verfahren überlegen ist, sind u. a. auch bestimmte vorteilhaf
te Maßnahmen verantwortlich. So werden z. B. Parameter, die
ein und denselben physikalischen Effekt betreffen, in Gruppen
zusammengefaßt, wobei die Werte einer Gruppe bei der Rekombi
nation von Genen nicht auseinander gerissen werden, d. h. daß
Gruppen bei der Rekombination nur als Ganzes rekombiniert
werden. Eine weitere besonders vorteilhafte Maßnahme ist, daß
die Optimierungsfunktion in bezug auf kleine Abweichungen die
Abweichungen quadratisch wichtet, große Abweichungen jedoch
linear wichtet. Das erfindungsgemäße Verfahren kann weiter
verbessert werden, wenn die Werte für die Parameter derart
skaliert werden, daß sie eine homogene Sensitivität in bezug
auf die Optimierungsfunktion aufweisen, d. h. daß die Parame
ter derart skaliert werden, daß ihre Sensitivität auf die Op
timierungsfunktion gleich ist oder zumindest, daß die Sensi
tivitäten in der gleichen Größenordnung liegen.
Das erfindungsgemäße Verfahren hat sich besonders vorteilhaft
bei der Verwendung für die Kühlung von Blechen, die nach Aus
lauf aus einer Kühlstrecke auf einen Haspel aufgehaspelt wer
den, erwiesen, da es beim Haspeln besonders wichtig ist, daß
das aufgehaspelte Metall die richtige Temperatur hat. Bei zu
großen Abweichungen von der gewünschten Solltemperatur kommt
es zu Beeinträchtigungen der Qualität des Metalls.
Weitere Vorteile und erfinderische Einzelheiten ergeben sich
aus der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbei
spiels, anhand der Zeichnungen und in Verbindung mit den Un
teransprüchen. Im einzelnen zeigen:
Fig. 1 eine Einrichtung zum Kühlen eines Metallbandes,
Fig. 2 die Struktur des erfindungsgemäßen Kühlverfahren,
Fig. 3 die Struktur einer alternativen erfindungsgemäßen
Kühlung,
Fig. 4 eine Optimierung mittels genetischer Algorithmen,
Fig. 5 eine Prinzipdarstellung einer Stahlbanderzeugungsan
lage,
Fig. 6 eine Stranggießanlage,
Fig. 7 die Häufigkeitsverteilung der Abweichung der Auslauf
temperatur von einer gewünschten Auslauftemperatur
beim bekannten Verfahren,
Fig. 8 die Häufigkeitsverteilung der Abweichung der Auslauf
temperatur von einer gewünschten Auslauftemperatur
beim erfindungsgemäßen Verfahren,
Fig. 9 die Häufigkeitsverteilung der Abweichung der Auslauf
temperatur von einer gewünschten Auslauftemperatur
beim bekannten Verfahren,
Fig. 10 die Häufigkeitsverteilung der Abweichung der Auslauf
temperatur von einer gewünschten Auslauftemperatur
beim erfindungsgemäßen Verfahren,
Fig. 11 eine quadratische Optimierungsfunktion,
Fig. 12 eine Optimierungsfunktion mit quadratischen und li
nearen Anschnitten,
Fig. 13 einen physikalisch nicht plausiblen Zusammenhang zwi
schen Wärmeübergangskoeffizient und Kühlmittelmenge,
Fig. 14 einen physikalisch plausiblen Zusammenhang zwischen
Wärmeübergangskoeffizienten und Kühlmittelmenge,
Fig. 15 Wärmeleitfähigkeit über der Stahltemperatur aufgetra
gen,
Fig. 16 Wärmeleitfähigkeit über der Stahltemperatur aufgetra
gen.
Fig. 1 zeigt eine Einrichtung zum Kühlen eines Metallbandes 1,
2, 3, das aus einer Fertigstraße 8 in Richtung des mit Be
zugszeichen 4 gekennzeichneten Pfeils ausläuft und das auf
einen Haspel 5 aufgewickelt wird. Zwischen der Fertigstraße 8
und dem Haspel 5 liegt eine Kühlstrecke, die Kühldüsenanord
nungen 6 und 7 aufweist. Aus den Kühldüsen tritt Kühlmittel,
insbesondere Wasser, aus, mittels dessen das Stahlband 1, 2,
3 gekühlt wird. Die Kühldüsenblöcke 6 und 7 werden mittels
eines Steuergeräts 90, über das sie mittels einer Datenlei
tung 92 verbunden sind, gesteuert bzw. geregelt. Dazu erhält
das Steuergerät 90 außerdem Meßwerte über die Auslauftempera
tur der Metallbänder 3, die mittels eines Meßgeräts 91 gemes
sen wird.
Fig. 2 zeigt die Struktur des erfindungsgemäßen Kühlverfah
rens. Dabei wird eine Kühlstrecke 16, in die Metall 17 ein
läuft und gekühltes Metall 18 hinausläuft, mittels einer Re
gelung 9 geregelt, die Sollwerte 13 für die Kühlung vorgibt.
Diese Sollwerte 13 für die Kühlung werden von der Regelung 9
in Abhängigkeit der gewünschten Sollauslauftemperatur 8 des
gekühlten Metalls 18 und einer geschätzten Auslauftemperatur
10 des Metalls 18 geregelt. Die geschätzte Auslauftemperatur
10 wird mittels eines Temperaturmodells 11 in Abhängigkeit
der Sollwerte 13 für die Kühlung ermittelt. Die Parameter 14
des Temperaturmodells 11 werden in Abhängigkeit der aktuellen
Parameter 14 der geschätzten Auslauftemperatur 10 und der
tatsächlichen Auslauftemperatur 15 mittels genetischer Algo
rithmen 12 optimiert.
Fig. 3 zeigt die Struktur einer alternativen erfindungsgemäßen
Kühlung. Dabei wird eine Kühlstrecke 21, in die Metall 25
einläuft und gekühltes Metall 27 hinausläuft, mittels einer
modellgesteuerten Regelung 19 geregelt, die Sollwerte 24 für
die Kühlung vorgibt. Die modellgestützte Regelung 19 ermit
telt die Sollwerte 24 für die Kühlung in Abhängigkeit der ge
wünschten Auslauftemperatur 22. Die Parameter 23 der modell
gestützten Regelung 19 werden in Abhängigkeit der aktuellen
Parameter 23 der gewünschten Solltemperatur 22 der Auslauf
temperatur 26 mittels genetischer Algorithmen 20 optimiert.
Fig. 4 zeigt vereinfacht das Vorgehen bei der Optimierung mit
tels genetischer Algorithmen. Die Optimierung erfolgt derart,
daß Werte für die Parameter in sogenannten Genen 40 angeord
net sind, die wiederum Individuen 41 einer sogenannten Popu
lation zugeordnet sind, daß ein Individuum 41 Werte für die
zu optimierenden Parameter, d. h. Gene, aufweist und daß die
Optimierung derart erfolgt,
- - daß eine bestimmte Anzahl von Individuen eine sogenannte Initialpopulation bildet,
- - daß einige oder alle Werte in den Genen um einen Zufalls wert, insbesondere einen Zufallswert aus einer Auswahl nor malverteilter Zufallszahlen, verändert werden,
- - daß die Individuen der Initialpopulation durch Rekombinati on ihrer Gene mit den Genen von anderen Individuen Nachkom men bilden,
- - daß zusammengehörige Gene auf sogenannten Chromosomen zu sammengefaßt werden, die bei der Rekombination gemeinsam vererbt werden,
- - daß die Individuen mit ihren Genen, d. h. den Werten für die entsprechenden Parameter, mittels einer Optimierungsfunkti on bewertet werden und
- - daß aufgrund dieser Bewertung eine Auswahl von Individuen für eine neue Population erfolgt, wobei Individuen bevor zugt werden, die die Optimierungsfunktion besser erfüllen als andere Individuen.
Fig. 5 zeigt eine Prinzipdarstellung einer Stahlbanderzeu
gungsanlage. Diese weist eine Kokille 42 und eine Strangküh
lung 43, 44 zur Kühlung des gegossenen Stranges 45 auf. Die
ser läuft in Richtung des Pfeils 46 in eine Fertigstraße 47
ein, in der er zu einem Stahlband 49 verarbeitet wird. Das
Stahlband 49 wird in bestimmten Abständen mittels einer Sche
re 48 geschnitten. Anschließend durchläuft es eine Kühlstrecke
51, 52 und wird auf einen Haspel 53 aufgewickelt. Das er
findungsgemäße Verfahren zur Kühlung wird besonders vorteil
haft zur Steuerung bzw. Regelung der Kühlung der Kühlstrecke
51, 52 angewendet. Es ist weiterhin vorteilhafterweise ein
setzbar für die Regelung bzw. Steuerung der Kühlung der
Strangkühlung 43, 44.
Fig. 6 zeigt eine Stranggießanlage. Dabei bezeichnet Bezugs
zeichen 61 den gegossenen Strang, der einen erstarrten Teil
63 und einen flüssigen Sumpfteil 62 aufweist. Der Strang wird
mit Antriebs- bzw. Führungsrollen 64 bewegt und auf seinem
Weg durch Kühleinrichtungen 65 gekühlt. Diese sind vorteil
hafterweise als Wassersprüheinrichtungen ausgebildet. Aus
Gründen der Übersichtlichkeit sind nicht alle Antriebs- bzw.
Führungsrollen 64 und Kühleinrichtungen 65 mit Bezugszeichen
versehen. Beim bekannten Verfahren sind die Kühleinrichtungen
65 in Kühlsegmente 66 aufgeteilt. Diese Aufteilung ist beim
neuen und erfinderischen Verfahren nicht notwendig, kann aber
berücksichtigt werden. Sowohl die Antriebsrollen 64 als auch
die Kühleinrichtungen sind datentechnisch mit einer Rechen
einrichtung verbunden. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel
sind beide datentechnisch mit ein und derselben speicherpro
grammierbaren Steuerung 67 verbunden. Die speicherprogram
mierbare Steuerung 67 weist optional außerdem ein Terminal 69
und eine Tastatur 68 auf. Außerdem ist die speicherprogram
mierbare Steuerung 67 mit einem übergeordneten Rechensystem
70 verbunden. Das zum Stranggießen notwendige Material, in
diesem Fall flüssiger Stahl, wird über eine Zuführvorrichtung
71 zugeführt. Die Stellgrößen für die Kühleinrichtungen 65
werden mittels eines Temperaturmodells, d. h. eines thermi
schen Modells des Stranges berechnet, das in der beispielhaf
ten Ausgestaltung auf der speicherprogrammierbaren Steuerung
67 implementiert ist. Die erfindungsgemäße Optimierung der
Parameter des Temperaturmodells mittels genetischer Algorith
men erfolgt vorteilhafterweise auf dem übergeordneten Rechen
system 70.
Fig. 7 bis 10 zeigen Histogramme, in denen die Häufigkeit be
stimmter Werte für die Abweichung zwischen gewünschter Aus
lauftemperatur und tatsächlicher Auslauftemperatur aufgetra
gen sind. Fig. 7 zeigt die Ergebnisse einer Kühlung mit dem
herkömmlichen Verfahren, Fig. 8 dagegen mit dem erfinderischen
Verfahren. In dem vorliegenden Beispiel liegt beim herkömmli
chen Verfahren der Mittelwert der Abweichung von der ge
wünschten Sollauslauftemperatur bei -50,6°C. Mit dem erfin
derischen Verfahren dagegen beträgt der Mittelwert der Abwei
chung nur noch 8,2°C. Das bekannte Verfahren ist also um
mehr als 600% schlechter als das erfindungsgemäße Verfahren.
Noch deutlicher wird die enorme Verbesserung der Kühlung beim
Vergleich von Fig. 9 und Fig. 10. Gemäß Fig. 9 beträgt der Mit
telwert der Abweichung -68,8°C, die Abweichung mit dem er
findungsgemäßen Verfahren dagegen nur 3,4°C. In diesem Ver
fahren ist das bekannte Verfahren sogar um 2000% schlechter
als das erfindungsgemäße Verfahren.
Neben der geringeren Abweichung von der gewünschten Auslauf
temperatur verringert sich beim erfindungsgemäßen Verfahren
auch die Streuung um den Mittelwert der Abweichung. So be
trägt z. B. die Standardabweichung im Histogramm in Fig. 7
68,6°C, in Fig. 8 32,9°C, in Fig. 9 57,0°C und in Fig. 10
25,1°C. Durch die verringerte mittlere Abweichung der ge
wünschten Auslauftemperatur und die geringere Streuung um
diesen Wert, kann der Anteil der Bänder mit einer unzulässig
hohen Abweichung von der gewünschten Auslauftemperatur deut
lich gesenkt werden.
Dem Optimierungsverfahren, mit dem die Ergebnisse gemäß Fig. 8
und Fig. 10 erzielt wurden, liegt ein Kühlmodell mit 92 Para
metern zugrunde, die erfindungsgemäß mit genetischen Algo
rithmen optimiert wurden. Die 92 Parameter setzen sich zusam
men aus: 5 Parametern bzw. Stützstellen für die Wärmeleitfä
higkeit des Stahlbandes, 11 Parametern bzw. Stützstellen für
die Temperaturleitfähigkeit des Stahlbandes, einen Parameter
für den konstanten Anteil für die Konvektion bei Luft, einen
Parameter für den linearen Anteil für die Konvektion bei
Luft, einen Parameter für den bandgeschwindigkeitsabhängigen
Anteil der Konvektion, einen Parameter für die Wärmeabstrah
lung, ein Faktor zur Gewichtung von Kühlung von Bandoberseite
und Bandunterseite, einen Parameter für die Kühlung im Roll
gang, je einen Parameter für die druckabhängige und die ge
schwindigkeitsabhängige Anpassung der Wärmeübergangszahl, ei
ne untere und eine obere Grenze für die Geschwindigkeit in
bezug auf die geschwindigkeitsabhängige Anpassung der Wärme
übergangszahl, einen Parameter für den Einfluß der Wassertem
peratur, 4 Parameter zur Beschreibung der Temperaturabhängig
keit der Wärmeübergangszahl, 40 Parameter für die Wassermen
genabhängigkeit der Wärmeübergangszahl der Bandoberseite (10
Wasserstufen für 4 Kühlbereiche), 8 Parameter für die Spritz
musterabhängigkeit der Wärmeübergangszahl (4 Spritzmuster für
2 Kühlbereiche) der Bandoberseite, 3 zusätzliche Parameter
für die Wärmeübergangszahl der Bandoberseite (für 3 Kühlbe
reiche), 4 Parameter für die Wassermengenabhängigkeit der
Wärmeübergangszahl der Bandunterseite (eine Wasserstufe für 4
Kühlbereiche), 4 Parameter für die Spritzmusterabhängigkeit
der Wärmeübergangszahl (4 Spritzmuster für einen Kühlbereich)
der Bandunterseite und 2 zusätzliche Parameter für die Wärme
übergangszahl der Bandunterseite (für 2 Kühlbereiche).
Fig. 11 zeigt eine quadratische Optimierungsfunktion 80, wie
sie üblicherweise bei Optimierungsproblemen verwendet wird.
In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung wird dagegen ei
ne Optimierungsfunktion 81 gemäß Fig. 12 verwendet, die kleine
Abweichungen von der gewünschten Solltemperatur, im vorlie
genden Ausführungsbeispiel Abweichungen bis 15°C, quadra
tisch und große Abweichungen, d. h. im vorliegenden Ausfüh
rungsbeispiel Abweichungen < 15°C, linear wichtet.
In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung werden Parame
ter, die ein und denselben physikalischen Effekt betreffen,
in Gruppen zusammengefaßt, wobei die Werte einer Gruppe bei
der Rekombination von Genen nicht auseinander gerissen wer
den, d. h. daß Gruppen bei der Rekombination nur als Ganzes
rekombiniert werden. Es hat sich gezeigt, daß es auf diese
Weise möglich ist, physikalisch widersprüchliche Lösungen
auszuschließen. Auf diese Weise läßt sich das Ergebnis des
Optimierungsprozesses merklich verbessern, da, wie umfangrei
che Versuche gezeigt haben, physikalisch nicht schlüssige Lö
sungen und Zwischenlösungen den Optimierungsprozeß deutlich
beeinträchtigen. Fig. 13 zeigt ein Beispiel für eine physika
lisch nicht schlüssige Lösung. Dabei ist für den Wärmeüber
gangskoeffizienten α die dazu notwendige Kühlmittelmenge ei
ner Düse aufgetragen, wobei die Kühlmittelmenge L in % der
Maximalleistung der entsprechenden Kühldüse aufgetragen ist.
Physikalisch korrekt müßte die notwendige Kühlmittelmenge mit
Zunahme des Wärmeübergangskoeffizienten α ansteigen, wie es
Z.B. Kurve 83 in Fig. 14 zeigt. Demgegenüber weist die Kurve
82 Bereiche in Fig. 13 auf, in denen die notwendige Kühlmit
telmenge L mit sinkendem Wärmeübergangskoeffizienten α zu
nimmt. Dieses ist physikalisch nicht korrekt. Derartige phy
sikalisch inkonsistente Lösungen, können durch die obenge
nannte Gruppenbildung von Parametern verhindert werden.
Fig. 15 und 16 verdeutlichen den Vorteil des erfindungsgemäßen
Einsatzes von genetischen Algorithmen. Fig. 15 zeigt einen
vereinfacht dargestellten Zusammenhang zwischen der Wärme
leitfähigkeit λ und der Stahltemperatur Tsteel. Zur Beschrei
bung dieses Zusammenhangs sind drei Parameter λ0, λ1, λ2 not
wendig. Da es genetische Algorithmen ermöglichen, Optimie
rungsprobleme mit vielen Parametern zu lösen, erlaubt das er
findungsgemäße Verfahren auch eine genauere Modellierung in
bezug auf die Modellstruktur. Durch die Verwendung von mehr
Parametern, läßt sich der physikalische Zusammenhang zwischen
Wärmeleitfähigkeit λ und Stahltemperatur Tsteel besser be
schreiben. Ein entsprechendes Beispiel zeigt Fig. 16. In Fig.
16 ist der Zusammenhang zwischen Wärmeleitfähigkeit λ und
Stahltemperatur Tsteel durch drei lineare Kurvenabschnitte mo
delliert. Auf diese Weise hat sich die Anzahl der Parameter
λ0, λ1, λ2, λ3 auf vier erhöht. Somit erlaubt also das erfin
derische Verfahren bessere strukturelle Modellierung, was bei
den stark nicht linearen Zusammenhängen eines Temperaturmo
dells zu einer merklich präziseren Modellbildung führt.
Claims (19)
1. Verfahren zur Kühlung von Metall in einem Hüttenwerk, wo
bei die Kühlung in Abhängigkeit der Temperatur des Metalls
derart eingestellt wird, daß das Metall eine gewünschte Soll
temperatur erreicht, und wobei die Temperatur des Metalls
mittels eines Temperaturmodells ermittelt bzw. vorausge
schätzt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Parameter des Temperaturmodells, insbesondere Wärme
übergangskoeffizienten und Wärmeleitfähigkeit des Metalls,
mittels genetischer Algorithmen an die Eigenschaften des Me
talls und der Kühlung im Sinne einer Optimierung angepaßt
werden.
2. Verfahren zur Kühlung von Metall in einem Hüttenwerk, wo
bei die Kühlung mittels einer modellgestützten Steuerung bzw.
Regelung derart eingestellt wird, daß das Metall eine ge
wünschte Solltemperatur erreicht,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Parameter der modellgestützten Steuerung bzw. Rege
lung, insbesondere Parameter der Reglerdynamik sowie Wärme
übergangskoeffizienten und Wärmeleitfähigkeit des Metalls,
mittels genetischer Algorithmen an die Eigenschaften des Me
talls und der Kühlung im Sinne einer Optimierung angepaßt
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß Werte für die zu optimierenden Parameter in sogenannten
Genen angeordnet sind, die wiederum Individuen einer soge
nannten Population zugeordnet sind, und daß die Optimierung
derart erfolgt,
- - daß eine bestimmte Anzahl von Individuen eine sogenannte Initialpopulation bildet,
- - daß einige oder alle Werte in den Genen um einen Zufalls wert, insbesondere einen Zufallswert aus einer Auswahl nor malverteilter Zufallszahlen, verändert werden,
- - daß die Individuen der Initialpopulation durch Rekombinati on ihrer Gene mit den Genen von anderen Individuen Nachkom men bilden,
- - daß zusammengehörige Gene auf sogenannten Chromosomen zu sammengefaßt werden, die bei der Rekombination gemeinsam vererbt werden,
- - daß die Individuen mit ihren Genen, d. h. den Werten für die entsprechenden Parameter, mittels einer Optimierungsfunkti on bewertet werden und
- - daß aufgrund dieser Bewertung eine Auswahl von Individuen für eine neue Population erfolgt, wobei Individuen bevor zugt werden, die die Optimierungsfunktion besser erfüllen als andere Individuen.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Temperatur des Metalls die Ausgangstemperatur des Me
talls bei Verlassen eines Bearbeitungsprozesses verwendet
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, 2, 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Temperatur ein Temperaturprofil des Metalls verwendet
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, 3, 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Parameter des Temperaturmodells mittels der geneti
schen Algorithmen in Abhängigkeit der Parameter des Tempera
turmodells der gemessenen Temperatur, insbesondere der Aus
lauftemperatur, des Metalls sowie der vom Temperaturmodell
ermittelten Temperatur, insbesondere der Auslauftemperatur,
ermittelt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß Parameter der modellgestützten Steuerung bzw. Regelung
mittels der genetischen Algorithmen in Abhängigkeit der ge
messenen Temperatur, insbesondere der Auslauftemperatur, des
Metalls sowie der gewünschten Solltemperatur ermittelt wer
den.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß Parameter, die ein und denselben physikalischen Effekt
betreffen, in Gruppen zusammengefaßt werden, wobei die Werte
einer Gruppe bei der Rekombination von Genen nicht auseinan
der gerissen werden, d. h. daß Gruppen bei der Rekombination
nur als Ganzes rekombiniert werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Werte für die Parameter derart skaliert werden, daß
sie eine homogene Sensitivität in bezug auf die Optimierungs
funktion aufweisen.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Optimierungsfunktion in bezug auf kleine Abweichungen
zwischen gemessener und vom Temperaturmodell ermittelten Tem
peratur die Abweichungen quadratisch gewichtet.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Optimierungsfunktion in bezug auf große Abweichungen
zwischen gemessener und vom Temperaturmodell ermittelten Tem
peratur die Abweichungen linear gewichtet.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß anfangs nicht alle Parameter gleichzeitig optimiert wer
den, sondern nacheinander gruppenweise, wobei vorzugsweise
die Gruppen, deren Parameter eine größere Sensitivität in be
zug auf die Optimierungsfunktion haben, zuerst zur Optimie
rung verwendet werden.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Eingangsgrößen für die genetischen Algorithmen vor
der Optimierung mittels der genetischen Algorithmen auf Kon
sistenz überprüft werden und daß inkonsistente Werte nicht
zur Optimierung verwendet werden.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
in bestimmten Zeitintervallen die Struktur des Temperaturmo
dells bzw. der modellgestützten Regelung an die Eigenschaften
des Metalls und der Kühlung im Sinne einer Optimierung ange
paßt werden.
15. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Parameter des Temperaturmodells bzw. der modellge
stützten Regelung zumindest eine der Größen Wärmeleitfähig
keit des Metalls, Temperaturleitfähigkeit des Metalls, Wärme
übergangskoeffizient für Luftkühlung und Wärmeübergangskoef
fizient für Wasserkühlung sind.
16. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß es zur Kühlung eines aus einer Fertigstraße auslaufenden
Metallbandes, insbesondere eines Stahlbandes, angewendet
wird.
17. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß es zu Kühlung eines Stranges einer Stranggießanlage oder
zum Kühlen eines Bandes einer Gießwalzanlage verwendet wird.
18. Einrichtung zur Kühlung von Metall in einem Hüttenwerk,
insbesondere zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1
oder einem der Ansprüche 3 bis 17, wobei die Kühlung in Ab
hängigkeit der Temperatur des Metalls derart eingestellt
wird, daß das Metall eine gewünschte Solltemperatur erreicht,
und wobei die Temperatur des Metalls mittels eines Tempera
turmodells ermittelt bzw. vorausgeschätzt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Parameter des Temperaturmodells, insbesondere Wärme
übergangskoeffizienten und Wärmeleitfähigkeit des Metalls,
mittels genetischer Algorithmen an die Eigenschaften des Me
talls und der Kühlung im Sinne einer Optimierung angepaßt
werden.
19. Einrichtung zur Kühlung von Metall in einem Hüttenwerk,
insbesondere zur Durchführung des Verfahrens einem der An
sprüche 2 bis 17, wobei die Kühlung mittels einer modellge
stützten Regelung derart eingestellt wird, daß das Metall ei
ne gewünschte Solltemperatur erreicht,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Parameter der modellgestützten Regelung, insbesondere
Parameter der Reglerdynamik sowie Wärmeübergangskoeffizienten
und Wärmeleitfähigkeit des Metalls, mittels genetischer Algo
rithmen an die Eigenschaften des Metalls und der Kühlung im
Sinne einer Optimierung angepaßt werden.
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